Leser des Bären-threads
Seite 37 von 108 Neuester Beitrag: 25.04.21 00:14 | ||||
Eröffnet am: | 23.02.08 10:39 | von: Rubensrembr. | Anzahl Beiträge: | 3.691 |
Neuester Beitrag: | 25.04.21 00:14 | von: Katharinaqtrv. | Leser gesamt: | 341.890 |
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http://www.faz.net/s/...5DB0FC51F7940A0D97~ATpl~Ecommon~Sspezial.html
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Mitte März musste der Wertpapierhändler Bear Stearns an den größeren Rivalen JP Morgan verkauft werden. Seitdem wetten Marktteilnehmer darauf, welche Bank es als nächstes erwischt. Bevorzugtes Ziel ist dabei Lehman Brothers. Das Geschäftsmodell ist ähnlich: Beides sind reine Brokerhäuser, die stark im Handel mit festverzinslichen Anleihen und im Hypothekengeschäft engagiert sind. Für den Kapitalmarkt dürften beide systemisch wichtig sein: Beide Institute spielen insbesondere auf dem Repo- und dem Derivatemarkt eine große Rolle.
Aus Sicht der Experten sollte man die Gemeinsamkeiten aber nicht überstrapazieren. Sie bewerten die finanzielle Situation von Lehman Brothers als deutlich solider. Das Barvermögen belief sich im dritten Quartal auf 42 Mrd. $. Der Verschuldungsgrad liegt momentan nur noch beim Faktor 10,6, zuvor hatte er noch 12,1 betragen. Die Kernkapitalquote ist mit 11 Prozent überdurchschnittlich. Außerdem gelang es Fuld, die Bedeutung der Refinanzierung über kurzfristige Wertpapiere - Commercial Paper genannt - zu reduzieren. Der Bestand wurde auf 4 Mrd. $ halbiert. Das Repo-Volumen belief sich im dritten Quartal auf 211 Mrd. $, 115 Mrd. $ davon in sichere Papiere wie US-Staatsanleihen.
Ein weiterer, wichtiger Unterschied: Lehman Brothers kann sich über das Diskontfenster der Notenbank Fed Notfallkredite besorgen. Diese Möglichkeit stand Bear Stearns damals noch nicht zur Verfügung. Denn Fed-Präsident Ben Bernanke schuf die Primary Dealer Credit Facility erst nach dem Notverkauf Mitte März.
http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/...2864.html?p=3#a1
"Die Ankündigung des Managements fielen hinter den Erwartungen zurück. Wir hatten gehofft, dass Lehman Brothers einen strategischen Partner findet, der die Bilanz stärken könnte. Aus unserer Sicht ist die Liquidität kein dringliches Problem. Eher problematisch sind gestiegene Refinanzierungskosten, da die Versicherung gegen einen Ausfall teurer geworden ist, wie sich in dem Preis für Kreditderivate ablesen lässt. Angesichts 20 Mrd. $ an Schulden, die in den kommenden zwölf Monaten refinanziert werden müssen, dürfte das sich negativ auf die Profitabilität der Bank auswirken."
http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/...2864.html?p=7#a1
Sonntag, 14. September 2008
Verhandlungen ohne Ergebnis. Schadenssumme ungeheueren Ausmasses. Käufer wollen staatliche Hilfe. Angst vor Dominoeffekt.
Die Chancen auf eine Rettung von Lehmen sanken am Samstag abend, berichtet das Wall Street Journal.
In der Runde internationaler Top-Banken sah sich offenbar niemand in der Lage, Lehman zu übernehmen. Erstmals kam die Schadenssumme auf den Tisch: Lehman soll angeblich 85 Milliarden Dollar an faulen Krediten in den Büchern haben.
Offen wurde darüber gesprochen, dass praktisch keine der Anwesenden Banken in der Lage ist, dieses Risiko zu stemmen, da die potentiellen Käufer selber auch mit Kreditderivaten zu kämpfen haben, die sie derzeit nicht verkaufen können.
In New York sind praktisch derzeit alle großen Banken aus Europa und den USA versammelt. Zusammen mit dem US-Finanzminister Paulson und der FED versucht man verzweifelt eine Lösung zu finden.
Die Banken sind nur an den florierenden Bereichen von Lehman interessiert und wollen unter keinen Umständen die Kredite übernehmen. Einem Plan zufolge wollten die britische Barclays oder die Bank of America die "good Assets" von Lehman kaufen. Die "Gift-Assets" in Höhe von 85 Milliarden Dollar sollten dann in einer neuen Bank bzw. Auffanggesellschaft untergebracht werden.
Dieses Gebilde wiederum sollte von allen Banken so finanziert werden, dass es gerade noch existieren kann. Die Beteiligten forderten für diese Alternative staatliche Garantien, die jedoch von Seiten Paulsons offenbar nicht bestätigt wurden. Die Maßgabe des US-Finanzministeriums: Vom Staat gibt es dieses Mal kein Geld mehr.
Wenn man sich auch bisher nicht einigen konnte, so ist doch eine Auffanggesellschaft eine mögliche Alternative. Hintergrund: So muss niemand die problematischen Assets selbst übernehmen. Ausserdem würden die problematischen Assetts dann nicht auf den Markt geworfen. Diese würden dann nämlich die Kapitalmärkte "verseuchen" mit der Folge, dass alle Besitzer ähnlicher Assets ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen würde.
Das Dilemma: Es wurde offen darüber gesprochen, dass eine Pleite oder eine komplette Übernahme von Lehman dazu führe, dass der gesamte Kapitalmarkt mit dem "Giftmüll" geflutet würde. Die Konsequenzen seien unübersehbar.
Doch auch für diesen Plan fand sich niemand, der die Auffanggesellschaft für die Problemkredite finanzieren will.
Die Sache scheint total verfahren zu sein. Angeblich hätte jetzt aber Barclays und auch BoA kaum noch Interesse an einer echten Lösung. Und alle Banken beschäftigen sich mit der Frage: Was ist, wenn Lehman abgewickelt wird - man also der Pleite freien Lauf lässt.
Fakt ist, dass dies eine riesige Belastung für viele Kredithäuser wäre, die in Milliarden Geschäftsbeziehungen mit Lehman stehen.
Die Runde vertagte sich Samstag Nacht. Sonntag wollen alle Beteiligten sich noch mal an einen Tisch setzten.
Während einige Beobachter von einem "Poker" um Preise und Konstruktionen sprachen, sind andere der Meinung, dass es durchaus möglich sei, dass keine Lösung gefunden werden.
"Wenn es bis Montag keine Lösung gebe, dann gibt es am Monatag ein Blutbad" sagte ein mit der Materie Vertrauter dem Wall Street Journal.
http://www.mmnews.de/index.php/200809141045/...an-spitzt-sich-zu.html
Die Rettungsgespräche begannen am Freitag mit einem Krisengipfel in der New Yorker Notenbank mit Finanzminister Paulson. Das Treffen war mit den Chefs unter anderem von Goldman Sachs, Morgan Stanley, Merrill Lynch, JPMorgan und Citigroup außergewöhnlich hochkarätig besetzt. Vor zehn Jahren hatte die Branche bei einer ähnlich spektakulären Krisensitzung in New York eine teure Rettung für den Hedge-Fonds Long Term Capital Management (LTCM) eingeleitet.
Experten warnen vor weitreichenden Folgen der Ereignisse an der Wall Street. Es könne gut sein, dass als Folge der Lehman-Krise die Abschreibungen der Branche nochmals weltweit ansteigen, sagte Weidensteiner. "Je größer die Misere der Finanzbranche wird, desto länger wird es bis zu einer Erholung der Konjunktur dauern." Banken- Experte Martin Faust von der Frankfurt School of Finance mahnte: "Das größte Problem ist, das verlorengegangene Vertrauen wiederzugewinnen. Mittelfristig könnten sonst die Folgen noch dramatischer sein." Direkte Folgen für die deutsche Bankenlandschaft seien zunächst nicht zu befürchten./so/DP/he
http://www.ariva.de/...Lehman_Angst_vor_globaler_Schockwelle_n2743113
-Bank of England muß 5MrdL und EZB 42 Mrd $ in den Markt pumpen
-wegen sinkender Nachfrage der Banken auf Ausrüstung werden Tech-Firmen leiden
-Infrastrukturprojekte werden zurückgestellt
-es wird zu massiven Verkäufen von assets bei den "Heuschreckken" kommen
-IPO´s werden künftig nur noch über Goldman Sachs u. Morgen Stanlay laufen (stark eingeschränkt)
-spreads werden sich wieder stark ausweiten
-Rohstoffe werden sich verbilligen und damit die Aktien der Öl- und Minenwerte
-befürchteter Engpaß bei eigenem Kapital?
-Ausschalten der Konkurrenz?
-oder verspricht sich z.B. Goldman mehr Profit davon, bei einer jetzt wohl anstehenden Versteigerung der assets, diese billiger erwerben zu können?
Es wird wohl eine Mischung sein und wenn dann noch die eigenen zu erwartenden Verluste aus den bisherigen Geschäften mit Lehman nicht so hoch sind, wie die zu erwartenden Schnäppchen-Gewinne, dann war die Wahl wohl klar.
Leiden dürften vornehmlich die Institute, welche als Käufer garnicht in Betracht kamen: z. B. Pensionsgesellschaften wie auch jene aus Deutschland, welche bisher noch gebibbert haben, daß es nicht so schlecht kommen möge und man das Desaster aussitzen könne. Wie wird sich wohl meine eigene Betriebsrente entwickeln? Ich mache mir ernsthaft Sorgen.
Montag, 15. September 2008
FED versucht den finanziellen Flächenbrand unter Kontrolle zu bringen.
An der Wall Street geht man davon aus, dass die FED vielleicht schon am Dienstag die Zinsen um 0,5% Punkte senken wird. Zu dramatisch seien die Verwerfungen insbesondere im US-Finanzsystem.
Da weiter Bankpleiten befürchtet werden, sollte eine Zinssenkung bald Wirklichkeit werden. Beobachter bezweifeln jedoch, dass eine solche Maßnahme die Märkte beruhigen könnte. Das Hauptproblem sei der Credit Crunch. Die Banken kriegen zwar billig Geld, aber sie verleihen es nicht weiter.
http://www.mmnews.de/index.php/200809151060/...s/US-Zins-Senkung.html
Montag, 15. September 2008
Trotz Beteuerungen seitens der FED - der weltgrößte Versicherungskonzern taumelt. Exitus noch diese Woche?
Emsig arbeiten Behörden an einem Rettungsplan für AIG. Doch die Börsianer glauben immer weniger daran, dass AIG überlebt, zumindest nicht als Aktiengesellschaft - trotz weit verbreiteter Annahmen, dass der Konzern auf keinen Fall auf der "Todesliste" stehe.
Derzeit versucht AIG verzweifelt an Cash zu kommen. Doch unter den gebenen Umständen erweist sich dieses Ansinnen als fast unmöglich. Niemand will Geld geben. Jeder hat Angst, dass AIG nicht überleben wird - sagte ein Händler in New York. Derzeit kommen als größere Geldgeber nur noch Warren Buffet und die FED in Frage. Doch Warren hält sich vornehm zurück. Er wäre ein möglicher Käufer für einzelne Teile von AIG
Das Angebot der FED, einen Überbrückungskredit bereitzustellen, liegt zwar auf dem Tisch, ist jedoch noch nicht in trockenen Tüchern. In der Zwischenzeit hat auch New York Govenour Patterns zusätzliche Hilfen angekündigt. Auch US-Finanzminister Paulson will sich zum Thema noch äussern.
Diese Angebote erzürnen die Wall Street. Wie kann man Lehman Pleite gehen lassen und AIG mit Staatsgarantien retten? Andererseits geht aber auch die Angst um, dass eine direkt Pleite von AIG die Finanzwelt in ein tiefes schwarzes Loch stürzen wird - falls dies nicht schon durch den Lehman Bankrott geschehen ist.
AIG könnte zwar sein Flugzeug Leasing Geschäft verkaufen. Und Kommentatoren werden nicht müde, zu beteuern, dass AIG "echte" Assets hätte. Doch das Misstrauen ist groß.
In den nächsten Monaten muss AIG 50 Milliarden Dollar umschulden, bzw. verlängern. Die bange Frage lautet: woher soll das Geld stammen.
Kommentar eines Beobachters: Wenn AIG unter 4 Dollar schließt, dann wird der weltgrößte Versicherungskonzern noch dieses Woche beerdigt. Wahrscheinlich dieses Mal mit staatlicher Hilfe.
http://www.mmnews.de/index.php/200809151059/...IG-im-freien-Fall.html
Von Michael Mross
Donnerstag, 18. September 2008
Nun ist es offiziell auch im Mainstream angekommen: Wir befinden uns in der schlimmsten Wirtschafskrise seit 1929.
Wie es von hier aus weiter geht, weiss niemand so genau. Doch viele Experten sind nun der Meinung, dass es ein langer, harter Prozess wird, welcher dem System jetzt bevorsteht. Wahrscheinlich handelt es sich um die größte zyklische Krise, die der Kapitalismus je durchgemacht hat.
Schon jetzt steht fest: Das einzige, was demnächst steigt, ist die Arbeitslosigkeit und die Firmenpleiten. Von der Wucht und der Dynamik des Untergangs sind selbst pessimistische Volkswirte überrascht.
Was ist diesem Zusammenhang verwundert, ist die totale Hilflosigkeit, gepaart mit verzweifelten Durchhalte-Parolen und Schöngerede seitens der Politiker. Während hierzulande und auch anderswo Politiker noch von Wirtschaftswachstum träumen, spricht die wirtschaftliche Realität schon längst eine andere Sprache.
Der viel befürchtete Dominoeffekt hat längst begonnen, und niemand kann ihn stoppen. Der Ausgang ist ungewiss.
Nur eines ist gewiss: Die Krise nahm ihren Anfang in den USA. Dort wurde der systematische Betrug durch Generierung und Verkauf zweifelhafter Hypotheken und deren Derivaten bis zum Exzess unter Duldung der Behörden und Führung von Alan Greenspan gefördert - bis zum bitteren Ende. Das wird später in den Geschichtsbüchern stehen.
Die Zeche zahlt die ganze Welt.
Der ehemalige Chefvolkswirt der Bundesbank und der EZB meint:
Seit 1929 haben wir Vergleichbares nicht erlebt. Von einer schnellen Normalisierung kann keine Rede sein. Das Ausmaß der Krise ist viel größer, als sich das jemand vorstellen konnte.
Niemand weiß, welche Zeitbomben hier noch ungeschärft herumliegen. Kaum schöpft man Hoffnung, da platzt wieder eine Bombe und reisst Jahrhunderte alte Institute mit sich.
Das systemische Risiko ist das Schlimmste, was passieren kann. Aber Moral Hazard ist nicht unter Kontrolle. Aber wenn es wirklich die Gefahr einer systemischen Krise gibt, dann muss man die Kröte schlucken.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir in den Zustand der 30iger zurückfallen. Die Gefahr ist die eines Credit Crunches. Aber diese Gefahr zeichnet sich im Euroraum nicht ab. Da bin optimistisch.
Die Aufsichtsbehörden - was ich nie verstehen konnte - haben versagt. Als ich das erste Mal von Subprime gehört habe, haben die Kollegen nur mit dem Kopf geschüttelt. Dass das nicht gut gehen konnte, das musste jeder wissen.
Was ich selbst nicht geglaubt habe, ist, in welchem riesigem Ausmaße diese Produkte verkauft wurde.
http://www.mmnews.de/index.php/200809181086/...TSKRISE-SEIT-1929.html
gesamten Subprimes-Kredite aufkauft, wird ein gigantisches Kursfeuerwerk
hervorgerufen.
Die Börse ist ein Irrenhaus und die Psychopathen sind besonders zahl-
reich vertreten. Mal sehen, wie lange dieser Irrsinn anhält.
Weil sich der Automarkt in USA und EU sättigt?
Wir haben eine Charakter-Krise der banker und Politis - sonst Alles normaler Wahnsinn!
Und weil diese beiden Cliquen zusammen kungeln, erleben wir z.Zt. ein riesiges Vertuschungs-Scenario.
Tausende von Bank-Investis haben Millionen eingeschoben, wofür jetzt die Steuerzahler büßen.
Warum hat die IKB ca. 12 Mrd dem UU-bush zugeschoben? - War das die Bezahlung für den 2. Irakkrieg?
Was geschah mit dem Bank-Lehrling, der bei der General Societe die 5 Mrdn versteckt hat?
Worin soll der Weltschaden bestehen, wenn eine Lehmann-Brothers pleite geht? - oder sonst so eine Betrugs-GmbH?
Geht deshalb Aldi oder Lidl baden? - müssen wir jetzt alle hungern? - oder was?
Die Banken braucht man nur zum Geldtransport.
Daß diese von Invest nichts verstehen, haben sie nun genug bewiesen.
Evtl. war die kommunistische Idee, deren Verstaatlichung gar nicht so übel?
Manche Branche macht sich eben selbst kaputt.
Die kom. AbgeltSteuer wird den Rest besorgen!
Mein Mitleid hält sich in Grenzen - Kritiker
Was die sich alles einfallen lassen.
WEn es sein muss wird Vertrauen eben mit Gewalt hergestellt und Angst ausgetrieben.
Aufkauf der faulen Kredite durch Staat/Notenbank bekämpft worden. Die Frage
ist, warum der Aufkauf gerade zum jetzigen Zeitpunkt erfolgt.
Bush wollte die Bereinigung seiner "Kacke" wohl seinem Nachfolger überlassen.
Doch Bernanke & Poulsen holen ihn noch zur Verantwortung heraus.
Schade für uns, daß seine Komplizin noch nicht zum Ab-Merkeln steht.
Noch nie wurde die Welt so katastrophal geführt wie ab anno 2000!
Rettungsaktionen, oder? Jedenfalls scheint der USD augenblicklich wieder zu
zu schwächeln.
Von Bernd Niquet
Sonntag, 21. September 2008
Den guten alten Manchester-Kapitalismus gibt es nicht mehr. Er ist mittlerweile durch eine verrückte Nachfolgevariante abgelöst – den MADchester-Kapitalismus.
Die Krise ist tot, es lebe die Krise! Wenn nicht alles täuscht, haben wir es gegenwärtig nicht nur mit einer heftigen Krise unserer Finanzen und unserer Wirtschaft zu tun, sondern auch mit einer Wahrnehmungskrise.
Das bedeutet: Heute passiert auf den Finanzmärkten das Gleiche, was die Jugend schon seit langem vorexerziert, denn auch hier wird heute vollgedröhnt mit Drogen die Nacht zum Tag gemacht und durchgetanzt, bis der Arzt kommt.
Auch Märkte müssen heute tanzbar sein. Und sicher bewegen kann man sich hier nur noch, wenn man bis zum Scheitel auf Drogen ist. Erst dann macht es richtig Spaß, böhmische Dörfer und Wolkenkuckucksheime zu bauen und so lange zu tanzen und auszurasten, bis man umfällt. Begonnen hat das alles mit der restlosen Abschaffung jeglicher Reglementierungen auf den Kapitalmärkten. Und dennoch: Überall wird von öffentlich Besoldeten und sonstigen Spesenrittern von der Sozialen Marktwirtschaft geredet, als ob es in den Zeiten der Globalisierung und der völlig liberalisierten Märkte so etwas noch gebe. So viel Wirklichkeitsverklärung existiert also selbst in Wirtschaftskreisen.
Nicht nur die Linke ist wirklichkeitsfremd, die Rechten und die Mitte sind erst recht Träumer.Auch heute noch orientieren wir uns an der Vorstellung des guten alten Manchester-Kapitalismus, der zwar manchmal durchaus ein böses Kind ist, im Endeffekt und in der langen Frist sich aber für uns als ein Schatz entpuppt hat, weil er uns allen einen breiten Wohlstand brachte.
Was jedoch niemandem bis heute aufgefallen ist, dass all das, was den Manchester-Kapitalismus ausmacht, heute keine Gültigkeit mehr hat. In Manchester-Zeiten lag die Aufgabe der Wirtschaft nämlich darin, einen Gütermangel zu beheben, eine nach Versorgung und Wohlstand darbende Bevölkerung zu versorgen. Das Zentrum der Wirtschaft bildete daher die Produktion (von Waren und Dienstleistungen).
Bildlich gesprochen könnte man daher auch sagen: Der gesamte Wirtschaftsprozess wurde von einem Gütervakuum angezogen oder angesogen, dass es auszufüllen galt. Doch diese Zeiten sind lange vorbei. Heute ist die Versorgung der Bevölkerung mit Gütern und Dienstleistungen zwar weiterhin ein wichtiges Element, doch es bildet nicht mehr das Gravitationszentrum des Wirtschaftsprozesses. Erneut bildlich betrachtet: Heute wird die Wirtschaft nicht mehr von einem Gütervakuum gezogen, sondern heute wird sie von einem riesigen Vermögensberg vor sich her geschoben!
Das primäre Ziel unserer Volkswirtschaften hat sich von der Güterproduktion auf die Vermögensmehrung verschoben. Damit drehen sich die Kausalitäten und Markthierarchien vollkommen um: Die Güterproduktion führt nicht mehr zur Wohlstandmehrung, sondern der Zwang zur Wohlstandsmehrung resultiert in einer erhöhten Güterproduktion. Wir werden nicht mehr von vorne gezogen, sondern von hinten geschoben. Die Finanzmärkte sind nicht mehr das passive Spiegelbild der Wirtschaft, sondern die Finanzmärkte haben sich zum Regenten aufgeschwungen und fordern in der Wirtschaft ihr Abbild.
http://www.mmnews.de/index.php/20080921952/...ester-Kapitalismus.html
lehman banker greifen noch schnell 2,5 mrd. us$ ab:
http://www.nakedcapitalism.com/2008/09/...yees-to-get-25-billion.html
navigatorc
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,579509,00.html