Neue Zeit - neuer Thread
Nach Jahren von Schlafmuetzigkeit mit Fokus auf falsche Themen, mangelnder Kostenkontrolle, und einem Kontrollverlust bei der Integration der Toechter, wird es Zeit, hier endlich mal die tiefe Verankerung im deutschen Mittelstand auszunutzen und zu monetarisieren.
Ich habe hier in den letzten Monaten wieder spuerbar Aktien zugekauft. Nicht, weil ich grosses Vertrauen ins Management haette -- nach fuenf Jahren Schlafwandeln und leeren Versprechungen bin ich emotional voll gewappnet, die naechsten Begruendungen dafuer zu hoeren, warum 2024 der avisierte Margenanstieg wieder ausfaellt. Die bisher eher chaotische Integration der Auslandstoechter bietet hier gutes Ueberraschungsotenzial fuer das sechste Uebergangsjahr in Folge. (Normalerweise erklaert durch: COVID, den Ukraine-Krieg, den Krieg im Nahen Osten, die Energiekrise, die schlechte Saison des VfB Stuttgart sowie die jeweils jahresaktuellen Neuauflagen an Einmalkosten.)
Meine Hoffnung ist vielmehr, dass die Mehrheitseigentuemer sich nach Jahren falscher Versprechungen nicht noch eine weitere Runde Herumlawieren mit Landwehrkamp und Zitz bieten lassen. Irgendwann duerfte auch da der bisher lange Geduldsfaden am Ende sein. Insofern: Entweder das Management reisst das Ruder endlich herum und die bereinigte EBIT Marge macht 2023/24 klar sichtbare Schritte in Richtung der versprochenen 7-8%. Oder die berechtigte Hoffnung besteht, dass bei Misserfolg endlich das Management ausgetauscht wird.
Ich lasse mich gern ueberraschen und hoffe, dass man nun endlich seine Versprechungen haelt. Aber natuerlich zeigt sowohl die Boersenerfahrung als auch die Lebenserfahrung, dass man Leuten, die notorisch Ihre Versprechen nicht halten, einfach dauerhaft nicht trauen kann. Die Boersen- und Lebenserfahrung zeigt aber auch, dass Leute sich selten dauerhaft fuer dumm verkaufen lassen. Insofern besteht hier bei erneuten Problemen signifikante Upside durch Austausch des Managements.
Die Aktie steht auf dem Niveau von vor 9 Jahren, obwohl der Umsatz in dieser Zeit sich vervielfacht hat. Das wird nicht immer so weitergehen.
Jedes Jahr hat man den Eindruck jetzt könnte es mal wieder besser werden und dann kommen wieder Sonderkosten, Umstrukturierungen etc.
Warten wir ab. Werden die Prognosen erreicht, wird es wohl ein Ergebnis von 3,50 – 4 Euro pro Aktie. Bei einem KGV von 15-20 kann sich jeder ausrechnen, was kommen könnte.
https://www.finanznachrichten.de/...kommt-2024-der-turnaround-486.htm
Um die Zahlen des abgelaufenen GJ greifen zu koennen, macht es Sinn, Einmalkosten und -ertraege gedanklich aussen vor zu lassen, was etwas Rechnerei erfordert. Hierunter fallen zum einen die Restrukturierung im COB Bereich (8,4 Mio. Sonderkosten) als auch die Buchgewinne aus Bargain Purchase durch den Kauf des zweiten Teils von SNP Polen (3,2 Mio. Sonderertraege). Bereinigt um diese beiden Posten ergibt sich fuer 2022/23 ein EBIT vor M&A Effekten von 26,1 Mio. (Marge: 5,3%) und ein berichtetes EBIT von 20,1 Mio. (Marge: 4,1%). Wenn man konservativ 2,5 Mio. Zinskosten, eine normalisierte Steuerquote von 32% und 4,932 Mio. Aktien ansetzt (reduziert wegen laufendem ARP), ergibt sich daraus ein bereinigtes EPS von 2,43 EUR bzw. 3,25 EUR, wenn man die (weit ueberwiegend buchhalterischen) M&A Kosten auch bereinigt. Das ist die Basis von der wir jetzt starten.
Fuer 2023/24 lautet die Guidance am Mid-Point nun 34 Mio. EBIT ex M&A (6,6% Marge). Bei aehnlich hohen PPA-Abschreibungen wie im Vorjahr wuerde das ein berichtetes EBIT von 28 Mio. implizieren (5,4% Marge). Mit den gleichen Annahmen an Steuerquote, Finanzergebnis etc. wuerde das zu einem EPS von 3,52 EUR fuehren, bzw. 4,34 EUR ex M&A. Das waere schon mal ganz ordentlich.
Die Guidance fuer 2024/25 lautet dann auf Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich bei 7-8% EBIT Marge vor M&A. Wenn man hier den jeweiligen Midpoint mit 5% respektive 7,5% ansetzt, ergibt sich ein prognostiziertes EBIT ex M&A von 40,6 Mio. bzw. ein IFRS EBIT von 34,6 Mio. Wiederum mit identischen Annahmen wie zuvor resultiert daraus dann ein EPS von 4,42 EUR bzw. 5,25 EUR ex M&A. Das ist dann ein Wort!
Diese Rechnung ist zwar konservativ gemessen an der Guidance. Allerdings muss man aufgrund der Historie an Guidance-Verfehlungen natuerlich vorsichtig sein bei AFO. Nichts desto Trotz: falls AFO es schaffen sollte, die erklaerten Ziele fuer die naechsten beiden GJ diesmal einzuhaelten, wuerde sicher auch das Vertrauen des Kapitalmarkts peu a peu wieder zurueckkehren. Zumal, da CEO Landwehrkamp bald weg sein wird und AFO dann nur noch vom neuen CEO Zitz geleitet wird, der dann zurecht darauf verweisen kann, dass er nicht fuer die Guidance-Verfehlungen der Vergangenheit verantwortlich ist.
Daher: falls man hier Worten Taten folgen lassen wird in den naechsten zwei Jahren, ist leicht zu sehen, dass die Aktie vom aktuellen Niveau aus Verdopplungspotenzial hat. EIn solcher Kursanstieg von 45 auf 90 EUR wuerde auf Basis der obigen Rechnung ein KGV25 von 17 auf das bereinigte EPS implizieren, bzw. ein KGV25 von 20 auf das berichtete EPS (oder ein EBIT-Multiple von 11 ex M&A). Wenn man hier zwei gute GJ hinlegt, waeren das angesichts der dann voll rollenden S/4HANA-Welle sicher keine uebertrieben ambitionierten Multiples.
Allerdings muss AFO seine PS fuer die 90 EUR Kurs jetzt dann auch auf die Strasse bringen. Und das erfordert insbesondere, dass man die Nearshoring Toechter in Polen und Aegypten gut integriert und besser skaliert, um die SAP-Fabrik zum Laufen zu bringen. Da das eine Herausforderung ist, gehe ich nicht davon aus, dass das anorganische Wachstum in 2024 sehr hoch sein wird. Man hat im Moment genug Arbeit mit der Integration der vergangenen Uebernahmen, so dass zukuenftiges M&A moeglicherweise erstmal punktuell sein koennte. Man kann die bestehenden Nearshoring-Toechter allerdings sicher auch gut organisch ausbauen. Wenn das gut laeuft, koennte AFO seinen Wettbewerbern kostenseitig bald einen entscheidenden Schritt voraus sein.
Zumindest haben wir mal wieder ein erstes MACD Kaufsignal auf Monatsbasis. Letztes Mal im Mai 2020.
Macht ja irgendwie wenig Sinn. Am 7.Februar Investorentag. Dann sollte man lieber am 06.Februar die Quartalszahlen veröffentlichen statt am 9.Februar.
Sowohl in der Kategorie Midmarket als auch in der Kategorie Large Enterprise war die AFO zum 31.12 umsatzstärkster Cloud Partner der SAP in DE
Das führt direkt zu dem 3. Titel. Nämlich die Kategorie "Umsatzstärkster Cloud Partner in DE" über alle Segmente. Da die SAP - Partnerlandschaft in den Segmenten sehr unterschiedlich ist, ist das sehr stark und erwähnenswert.
Wobei ich da voraussetze, dass der Umsatz im Bereich 520 Mio rauskommt.
Die Marge ist in Q1 sicher etwas nach oben verzerrt durch den extremen Anstieg bei den Lizenzen. Das wird nicht dauerhaft so bleiben. Aber jetzt hat man auf jeden Fall gut Puffer gegenüber der Guidance.
Was freut, sind die Aussagen zur funktionierenden Integration der Auslandstöchter. Das ist der Schlüssel zur Marge von morgen.
- Das Wachstum bei Lizenzen war kein einmaliger Ausrutscher sondern sollte sich über das Jahr hinweg fortsetzen. Nachdem die (on-premise) Lizenzen über die letzten Jahre hinweg schmerzlich zurückgekommen sind, kann man hier neuerdings Neugeschäft durch die Migration von Private Cloud Lizenzen zu Public Cloud Lizenzen bei SAP gewinnen („Rise with SAP“).
- Diese Migration weg von AFOs eigenen Rechenzentren zu SAP und Hyperscalern wie Microsoft Azure wird dazu führen, dass das Capex in Zukunft spürbar zurückgehen wird (und somit auch die Abschreibungen).
- SAP hat das Vergütungsmodell für Partner umgestellt und gibt mittlerweile bessere Anreize und Rückvergütungen an AFO und andere. Insbesondere bekommt AFO nicht nur eine Einmalvergütung für Lizenzabschlüsse (wie früher), sondern wird in Zukunft nach Auslaufen der Lizenz (3-5 Jahre) auch Folgevergürungen erhalten, wenn der Kunde im Rise Programm bei SAP bleibt und seine Leistungen ausbaut.
- Conversion/4 brummt. Die Wachstumsrate von 25% in Q1 wird sich im Jahresverlauf erhöhen. Die Pipeline ist stark und wächst. Ca. 50% der Conversion-Kunden sind Neukunden.
- Die früheren Aussagen zur Diversifizierung des Angebots über SAP hinaus hat man komplett zurückgenommen. Die neue Sprachregelung ist „wir sind voll auf SAP fokussiert und der Nr. 1 Partner von SAP, was die Anzahl an Kunden angeht“. Meine Interpretation: AFO hat in den letzten Jahren stark darunter gelitten, dass SAP die Partner ausgequetscht hat und der S/4 Übergang schlecht auf den Mittelstand abgestimmt war (AFOs Kundenbasis). Mittlerweile scheint man mit SAP in dieser Auseinandersetzung einen Frieden gefunden zu haben. Die neue Vergütungsstruktur scheint für AFO profitabler zu sein als zuvor. Dies hat AFO veranlasst, proaktiver seine SAP Credentials herauszustellen und seine Kunden zu migrieren — auch wenn das mit Verlusten von früherem AFO Geschäft (Private Cloud) an SAP bzw. Hyperscaler einhergeht.
- AFO hat das Ziel, weiterhin wie in Q1 ein stärkeres Umsatzwachstum als Personalwachstum zu haben. Sprich: die Produktivität soll gesteigert werden. Dies dürfte zum Teil durch den halb-automatisierten Ansatz bei Conversion/4 erfolgen (bzw. die Stück für Stück bessere Integration der Auslandstöchter).
- AFO will zudem die Lohnkosten pro Mitarbeiter nahezu konstant halten in den nächsten Jahren trotz Lohninflation in Deutschland. Dies soll dadurch erreicht werden, dass ein immer größerer Teil der Wertschöpfung in Polen/Türkei/Ägypten erbracht wird.
Meine Interpretation: Ich glaube dass der scheinbare neue Friedem mit SAP beim Vergütungsmodell ein echter Durchbruch sein könnte. In meinen Augen sollte AFO zudem erheblich Marktanteile gewinnen können in den nächsten Jahren. Aus zwei Gründen: Erstens dürfte AFO durch den Ausbau der regionalen Leistungszentren (Nearshoring) einen erheblichen Vorteil im Vergleich zu Wettbewerbern bei den Kosten haben. Die Konkurrenz bietet die Leistung weit überwiegend vollständig aus Deutschland an, wo SAP Berater knapp und teuer sind. Zweitens kann AFO mit Conversion/4 eine Leistungsqualität im High End anbieten, die Mitbewerber zumeist nicht anbieten können.
Kurzum: auch wenn diverse negative Punkte auch angesprochen wurden (Konjunktur belastet Auslastung in LOB), dürften für AFO sehr gute Jahre bevorstehen. Endlich rollt der Zug und wenn hier mal in den Kernbranchen der Kunden (Automotive, Industrie) der wirtschaftliche Gegenwind der letzten Jahre aufhören würde, könnten wir auch mal ein paar richtige Knallerjahre sehen.
Weitere Themen im Heft:
Alle für einen
Die Verantwortlichen des Hot-Stock der Woche haben alle ein Ziel: Die Wettbewerbsfähigkeit der Kunden in der digitalen Welt zu steigern. Ihre Innovationsstärke erzeugt Wettbewerbsvorteile und sichert zukünftiges Wachstum. Die starke Nachfrage nach Transformationen auf SAP S/4HANA sorgt für viel Fantasie. (S. 10)
Wart mal noch Q1 ab, dann wird man sehen wie weit SNP schon ist. Das neue Management macht alles richtig. Jetzt kommt die Beschleunigungsphase..