Neue Zeit - neuer Thread
Der SAP Konzern fährt zwar komplett "cloud first", aber in der Realität wird das Modell "Kauflizenz plus Rechenzentrumsbetrieb" beim Partner für den Kunden wirtschaftlich wieder viel interessanter. Also Kauflizenz + Wartung anstatt monatlicher Subscription.
Generell wird das Thema Ukraine / Russland bei dem ein oder anderen Kunden / Interessenten zu Verschiebungen führen (Unsicherheit), aber der SAP Markt ist aktuell so überhitzt, dass das keine große Auswirkungen haben sollte. Es gibt schlicht keine freien SAP-Kapazitäten mehr. Die SAP-Beratungshäuser, die noch Kapazitäten haben, sollten ihr Geschäftsmodell hinterfragen. Der Conversion Zug rollt.
Die AFO ist aktuell mit 280 Mio. am Markt bewertet. Hätte ich das nötige Kleingeld, ich würde die ganze Company jetzt kaufen wollen. Aber der Markt hat immer Recht, auch wenn man selbst anderer Meinung ist und den Kopf schüttelt.
Jetzt also mal wieder was, das es für die All for One deutlich leichter macht. Ich will mich aber gar nicht zu sehr drüber freuen. Denn so sehr wie das SAP Management manchmal auf kurzfristigen Erfolg schielt, ist fraglich, wie lange man sich darauf verlassen kann. Was für ein Hühnerhaufen! Microsoft und andere haben die Umstellung auf ihre eigene Cloud eleganter hinbekommen...
Falls hier jemand da sein wird, wäre es nett, wenn sie/er Rückmeldung von den Q&A geben könnte.
Auftragspipeline deckt sich auch mit meiner Wahrnehmung. Hat man irgendetwas zum Geschäft mit IT Security gesagt?
Ich würde aber davon ausgehen, dass das stark wächst. Man hat diesen Bereich ja organisch aufgebaut in den letzten Jahren. Ursprünglich wollte All for One da wohl auch anorganisch wachsen (im wesentlichen, indem man die interne IT Security Abteilung eines Kunden aufkauft). Allerdings waren da die geforderten Übernahmepreise wohl immer sehr hoch.
Da IT Security mittlerweile ein gutes Standbein von A4O ist, dürfte man da über die Jahre sehr stark gewachsen sein. Das spiegeln ja auch die Stellenanzeigen in diesem Bereich wider. Mit dem Ukraine Krieg dürfte die Nachfrage nicht geringer geworden sein. Ich hoffe, dass man in diesen Bereich weiter viel investiert.
https://invitepeople.com/events/1b44a1dafce85e
https://www.all-for-one.com/de/Company/...ence-Spezialisten-POET.html
Klingt super, finde ich. 110 Mitarbeiter in Karlsruhe plus anscheinend etwa 30 in Ägypten. Dieser Stabdort soll stark ausgebaut werden. Gewinn lag in den letzten Jahren wohl bei ca. 400k. Das dürfte den Gewinn pro Aktie von A4O also um etwa 8 Cent steigern.
Umsatz hab ich auf die Schnelle nicht gefunden. Anhand der Mitarbeiterzahl sollte der im niedrigen zweistelligen Millionenbereich liegen (10 Mio.+).
Hierdurch baut man den Zukunftsbereich LOB aus, schafft sich weitere eigene Entwicklerkapazitäten, macht sich unabhängiger von den Kundengruppen Automotive und Maschinenbau und baut einen neuen Standort für günstiges Nearshoring auf. Es gibt bestimmt auch operative Synergien und Cross-Selling Potenzial. Klingt sehr gut!
Der CX Bereich bei der AFO hat aktuell eine kritische Größe mit ca. 50 Leuten. Zumindest laut öffentlich zugänglichen Infos. Ist m.M. nach recht stark in der Außendarstellung, hat dort jüngst auch einige Awards und Auszeichnungen abgeräumt und ist sehr präsent in der SAP Bubbel bei diesem Thema.
Mit der POET GmbH kommt ein Player dazu, der in diesem Umfeld schon sehr lange aktiv und mindestens doppelt so groß ist und auch Entwicklungskapazitäten in Alexandria (Ägypten) hat. Der CX Bereich der AFO hat sich damit verdreifacht.
POET mit ihren Produkten bekommt dadurch Zugang zu dem sehr großen Bestandskundenbereich der AFO inkl. der dortigen Vertriebspower. Am 04 und 05 Mai ist wieder das Mittelstandsforum. Alleine dort, wenn der Deal bis dahin abgeschlossen wurde, hat man viele Cross Selling Möglichkeiten. Zudem ist die POET in Branchen unterwegs, die AFO bisher nicht bedient.
Aus meiner Sicht, genau die richtige Strategie. Themen-/Teilbereiche mit gezielten und großen Zukäufen über die kritische Größe/Masse bringen.
Die Q2 Zahlen werden in ein paar Tagen kommen. Ich denke, es wird planmäßig laufen. Trotz Ukraine, trotz hoher Inflation, trotz enormer Energiekosten, trotz Risiko im Markt, ist die Auslastung in der SAP Beratung immer noch sehr hoch und übersteigt die Kapazitäten. Zumindest bei den SAP Häusern mit vielen Bestandskunden. Das Thema Conversion ist fortgeschritten, aber immer noch am Anfang einer steigenden Welle.
Wenn ich aus dem SNP Jahresbericht die Kaufsumme für SNP Polen sehe, scheint es so zu sein, dass 15 Mio. fix und bis zu 13 Mio. variable (je nach Ergebnis der Jahre 2022 und 2023) vereinbart wurden, bei einem Nettovermögen der Gesellschaft von 23,2 Mio. Die SNP hat in 2017 die damalige BCC Polen für 23,5 Mio. gekauft. Seither ist die polnische Gesellschaft in vielen Bereichen stark gewachsen (Mitarbeiter, Umsatz, Marktanteile). Hört sich für mich recht gut an.
Am 4./5.5. findet das Mittelstandsforum statt. Da werden hoffentlich weitere Abschlüsse vorbereitet. Zum Thema Wachstum: die Zahl der offenen Stellen ist in Q1 noch weiter gestiegen und mittlerweile allein für die Dachregion bei mehr als 300. Das spricht für eine weiterhin sehr gute Auslastung. (Auch wenn man daraus nicht die Auslastung in unterschiedlichen Segmenten ableiten kann -- ich hoffe, dass der kürzliche Rücksetzer im LOB Bereich bereits der Vergangenheit angehört.)
Herr Land hat übrigens vor einiger Zeit bei einem Investorengespräch verkündet, dass man in Zukunft die PPA-Abschreibungen explizit zum Ergebnis ausweisen wird (so wie hier mehrfach diskutiert). Das freut mich sehr. Zum einen, weil es eine Bereitschaft zeigt, Vorschläge der Investoren ernst zu nehmen und ggfs. umzusetzen. Zum anderen, weil dies die tatsächliche Earnings-Power von All for One stärker verdeutlichen wird. Wenn man das EPS um PPAs bereinigt und den Gewinnbeitrag von SNP Polen bereits zu 100% ansetzt, dürften wir aktuell bei einem effektiven KGV von 16-17 stehen. Hier geht (hoffentlich) noch einiges!
M&A ist Strategie des Unternehmen, die neuen 40 Mio. Schulddarlehen untermauern das. Aktuell 10% organisches Wachstum. Im derzeitigen Börsen- und Wirtschaftsumfeld scheint die AFO aktuell sehr stabil unterwegs zu sein. Irgendwann wird auch die Bewertung nachziehen.
Man sieht, dass die fusionsbedingten Abschreibungen von 2,2 Mio. im Vorjahr auf jetzt 4,7 Mio. angewachsen sind. SNP Polen dürfte also sehr hohe PPAs nach sich ziehen. An der Übersicht sieht man auch, wie stark die rein operative Entwicklung in 2021/22 bisher war. Vor M&A ist das EBIT um stolze 33% gewachsen.
Die PPA Abschreibungen in H2 dürften tendenziell eher noch höher sein, da dann auch die PPA Abschreibungen auf Poet wirksam werden. Aber selbst, wenn sie gleich blieben, würden sie sich für das Gesamtjahr auf 9,4 Mio. belaufen. Der Midpoint der Guidance läuft daher auf folgendes Hinaus:
25 Mio. EBIT nach PPA plus 9,4 Mio. M&A-bedingte Abschreibungen ergibt ein bereinigtes EBIT von 34,4 Mio.
Zinskosten lagen zum HJ bei 0,6 Mio. Wenn man hier konservativ davon ausgeht, dass in H2 0,9 Mio. hinzukommen, hätten wir insgesamt 1,5 Mio. für das Gesamtjahr und somit ein bereinigtes EBT von 32,9 Mio. Steuerquote war in H1 31,6%. Wenn diese beibehalten wird, hätte man dann ein bereinigtes Nettoergebnis von 22,8 Mio. Geteilt durch 4,982 Mio. Aktien ergibt ein bereinigtes EPS von 4,58 EUR.
Somit haben wir hier aktuell ein KGV von 13,2 für ein IT Unternehmen, das aktuell mit mehr als 20% wächst. Ein ziemlicher Witz.
Zwar gibt es keinen Peer in Deutschland, der exakt das gleiche Businessmodell hat wie AFO. Allerdings ist die q.beyond doch sehr ähnlich aufgestellt. Auch q.beyond bietet v.a. die Services SAP, Cloud/Microsoft und IOT an und versucht Kunden aus einer Hand zu betreuen. Ähnlich wie AFO bedienen sie vor allem den deutschen Mittelstand (wenn auch mit leicht anderem Branchenfokus).
Momentan werden beide Unternehmen auf Umsatzbasis fast exakt gleich bewertet (EV/Revenue von 0,75 bzw. 0,77). Das wäre nicht weiter verwunderlich, wenn die Profitabilität nicht so unterschiedlich wäre: Während q.beyond weiter nur Verluste schreibt, ist All for One hochprofitabel. Margen steigern wollen beide. Aber da, wo AFO heute mit der Marge ist, wird q.beyond erst in Jahren sein. Warum man beide Unternehmen mit dem gleichen Umsatzmultiple bewerten sollte, erschließt sich mir daher nicht.
Am Ende hilft es einem als Anleger da nur, sich in Geduld zu üben. Die Zeit ist Freund der guten Businesses und der Feind der schlechten. Davon den Euro für 58 Cent zu kaufen ist noch niemand arm geworden...
- Das Unternehmen ist nach wie vor recht bullish. Man sieht sich trotz der Ukraine Krise gut on track mit voller Auftragspipeline und Wachstum in allen Bereichen. LOB wächst schwächer als erhofft und spürt den wirtschaftlichen Gegenwind etwas stärker. Im größeren CORE Bereich hat man hingegen nach wie vor eine sehr gute Auslastung. Es wird immer wieder quartalsweise Schwankungen geben. Man ist bei der Marge aber trotz schwacher Industriekonjunktur in Deutschland optimistisch, weil man Themen bedient, für die es strukturell eine gute Nachfrage gibt.
- Das S/4 Conversion Business wächst dynamisch. Man hat hier in H1 fünfmal soviel Geschäft gemacht, wie im letzten Jahr. In H2 dürfte sich der Umsatz dort im Vergleich zu H1 nochmal verdoppeln. Die Marge dort ist aktuell vergleichbar mit normalem Software-Consulting Geschäft. Allerdings ist man hier gerade erst dabei die Skaleneffekte und Automatisierungsgewinne voll zu heben. Daher dürfte die Marge hier steigen. In spätestens einem Jahr sollte man hier bereits auf einem höheren Niveau sein.
- Die Lohninflation macht sich bemerkbar. Allerdings kann man prospektiv selbst auch gut die Preise erhöhen und würde ggfs. auch von Preiserhöhungen der SAP profitieren. Wichtig ist der erhebliche geplante Ausbau der Nearshoringkapazitäten. Sowohl in der Türkei als auch in Polen und Ägypten will man erheblich wachsen mit niedrigeren Lohnkosten.
- M&A Effekte sind vor allem nicht cashwirksame PPA Abschreibungen. Man wird in Zukunft viel mehr auf EBIT vor M&A abstellen, weil sonst das operative Ergebnis zu sehr von Übernahmen verzerrt würde. PPAs würden ohne weitere Übernahmen Jahr für Jahr automatisch zurückgehen. Bereits 2022/23 geht das spürbar zurück (Anmerkung meinerseits: vermutlich laufen die alten Steeb PPAs aus?). Das würde dafür sorgen, dass das EBIT vor M&A dann auch zu einem größeren Teil im IFRS EBIT ankäme. Allerdings plant man weiter spürbar auch anorganisch zu wachsen, was zu neuen PPAs führt. Die Integration der vergangenen Übernahmen läuft gut. Preise für Targets sind bisher aber trotz der niedrigeren Tech-Multiples an der Börse im Markt für Private Equity noch nicht angekommen. Man sollte also keine Schnäppchen erwarten.
Was habe ich mitgenommen:
- sehr hohe Auslastung in der Beratung. Es gibt bereits einen mehrmonatigen Vorlauf für Conversion Workshops und/oder Conversion Projekte. Die Kunden / Interessenten akzeptieren es, da diese es selbst von unterbrochenen Lieferketten oder vom Chipmangel in der eigenen Produkt her kennen. Wer heute ein Auto bestellt, hat 1- 1,5 Jahre Lieferzeit. Zumindest in der Premiumklasse. in der SAP-Beratung sieht es ähnlich aus. Hier sind es derzeit wohl 3-4 Monate vom Auftragseingang bis zum Projektstart. Tendenz steigend.
- SNP Tool bei der Conversion ist gesetzt. Kaum Brown- oder Greenfield.
- Aktuell entscheiden sich 10 -12 Kunden pro Quartal für eine Conversion. Das will man im neuen Geschäftsjahr verdoppeln.
- Bei den Aufträgen im Bereich Conversion sind mehr als 1/3 Neukunden, bisschen weniger als 2/3 Stammkunden
- Unter den Neukunden sind einige Kunden > 1 Mrd. Umsatz
- der Smart Factory Stand war sehr voll und hier gab es einige Ausblicke von Projekten, die bereits umgesetzt worden sind. Das Thema ist in der Praxis angekommen.
- generell eine absolut professionelle Veranstaltung in einer tollen Location. Es gab 8 Bühnen. Die Teilnehmeranzahl ist schwer zu schätzen. Ich war an einem Tag dort (2 Tage Programm mit unterschiedlichen Personen und Schwerpunkten gab es). Ich schätze es waren an dem einen Tag 700 - 900 Personen anwesend. Die Veranstaltung war kostenpflichtig (im unteren 3-stellgen Bereich). Das erhöht die Qualität der Interessenten.
Wie wird es weiter gehen? Momentan erhöht sich die Zahl der Stellenanzeigen nahezu täglich von Rekord zu Rekord. Das ist letztlich auch kein Wunder: Der Bereich Conversion/4 wächst strukturell durch den Zwang der Umstellung auf S/4HANA. Derzeit mit einer Rate von 50-100% pro Jahr. Kunden müssen hier mittlerweile bereits warten, wenn sie drankommen wollen.
Die Covid-Jahre haben zudem gezeigt, dass All for One auch in Wirtschaftskrisen weiterhin sehr gut Geld verdient (obwohl man zum damaligen Zeitpunkt noch deutlich höhere Investitionskosten hatte).
Momentan gibt es sicher einige attraktive Aktien. Ein so gutes Verhältnis zwischen Chance und Risiko wie hier gibt es in meinen Augen aber selten.
Das Thema mit den Lizenzen bei Neukunden (gerade im Mittelstand) ist mittlerweile völlig eskaliert. Ich glaube, in ganz DE gibt es im letzten Quartal sehr wenige Abschlüsse. SAP versucht Cloud Produkte zu platzieren, die in Industrieunternehmen mit bestimmten Fertigungstiefen nicht funktionieren. SAP - Software, die funktioniert entspricht nicht dem, was SAP und deren Analysten möchten. SAP macht die funktionierende Software preislich im Mittelstand so unattraktiv, dass es im Markt nicht mehr verkauft werden kann. Das gute ist, passen die Verkaufszahlen nicht, wird vieles bei der SAP über Bord geschmissen und man dreht sich um 180 Grad. Was interessiert das Geschwätzt von gestern. Leider bluten aktuell die SAP Systemhäuser, der Schmerz bei der SAP kommt schnell aber leider immer erst zeitversetzt. In 2022 sehe ich da keine Verbesserung mehr.
Was bedeutet das für die AFO. Bei Lizenzen wird es aktuell nur ein Grundrauschen der Stammkunden geben. Das Neukundengeschäft ist marginal. Die Marge und das EBIT werden überproportional leiden, da Lizenzen i.d.R. eine gute Marge haben. Im DL Bereich ist Vollauslastung, eine gute Auftragslage, die für viele Monate reichen wird. Das wird die kommenden schwierigen Monate abfedern.
Allerdings wird es m.M. nach kurzfristig einen Investitionsstau geben. Die Unternehmen widmen sich aktuell mehr den Energieproblemen, der Inflation und der drohenden Rezession, als eine SAP Conversion zu beauftragen. Es wird so wie 2007 werden. Es kommt schnell und hart. Nach einigen Quartalen wird es sich wieder normalisieren.
Ich bin gespannt auf die Zahlen zum 30.06, dem 3 Quartal der AFO. Der Umsatz wird passen, das EBIT in Q3 wird m.M. nach nicht erfreulich sein. Aber ich lass mich immer gerne positiv überraschen. Ich befürchte aber, wir brauchen im Sommer bereits eine Winterjacke. Es wird ungemütlich.
Grundsätzlich ändert sich an den Aussichten der AFO oder an der Conversion etc. nichts. Auch das Thema mit den Lizenzen und der SAP wird sich wieder einspielen. Dazu sind beide Seiten zu abhängig voneinander. Die Großwetterlage muss man jetzt allerdings mal aushalten. Wie viel davon schon im Kurs berücksichtigt ist, ist schwer zu sagen. Wir sind jetzt bei einer Marktkapitalisierung von 260 Mio. für so ein Unternehmen. Wie weit soll es da noch runter gehen.