Nun ist genau das passiert, was die Bundesregierung verhindern wollte: Der Großaktionär der angeschlagenen Immobilienbank Hypo Real Estate, J.C. Flowers, wird das staatliche Übernahmeangebot nicht annehmen. Nun droht die Enteignung. Der Image-Schaden könnte enorm sein.
Flowers will seinen Anteil an der Hypo Real Estate nicht an den Bund verkaufen. Quelle: ap
HB MÜNCHEN/BERLIN. Der Großaktionär der angeschlagenen Immobilienbank Hypo Real Estate, J.C. Flowers, wird das staatliche Übernahmeangebot nicht annehmen. Das teilte er am Donnerstag in München mit. Er sei davon überzeugt, dass die Aktien mehr wert sind als die 1,39 Euro, die der Bund den Aktionären bietet. Gegen eine mögliche Enteignung will er sich möglicherweise mit juristischen Schritten zur Wehr setzen. Damit wird es für den Bund schwerer, das Ziel einer Komplettübernahme der HRE schnell zu erreichen.
Flowers und ihm verbundene Investoren hielten zuletzt rund 22 Prozent der Aktien. „Als längerfristig orientierte Investoren wollen wir das Unternehmen auf dem Weg in die Zukunft begleiten“, teilte Flowers mit.
Das Übernahmeangebot des Bundes für die marode Hypo Real Estate (HRE) wurde bisher von den Aktionären nur sehr schleppend angenommen. Bis vergangenen Montagabend und damit eine Woche vor Auslaufen der Annahmefrist sicherte sich der Bund mit seinem Kaufangebot lediglich weitere 3,61 Prozent des Grundkapitals und der Stimmrechte, wie der staatliche Banken-Rettungsfonds Soffin mitteilte. Zusammen mit dem seit Ende März gehaltenen HRE - Anteil ist der Staat über den SoFFIn bisher mit 12,27 Prozent an dem angeschlagenen Immobilienfinanzierer beteiligt.
Aktionäre haben noch bis einschließlich 4. Mai Zeit, das Kaufangebot des Soffin über 1,39 Euro je Aktie anzunehmen. Der Bund strebt eine Komplettübernahme der HRE an und will dies möglichst ohne Enteignung erreichen. Hintergrund für das noch geringe Interesse der HRE-Eigner an dem Angebot des Bundes dürfte auch die Empfehlung von Aktionärsvertretern sein, mit einer Entscheidung bis zum Auslaufen der Angebotsfrist zu warten. Am Dienstagvormittag kosteten HRE-Aktien 1,39 Euro und bewegten sich damit auf dem Niveau des Kaufangebots.
Kleinaktionäre halten schätzungsweise zehn bis 15 Prozent des Kapitals. Der Staat will sich zunächst über eine Kapitalerhöhung 90 Prozent der Anteile sichern. Der Bank würden so bis zu 5,6 Mrd. Euro zufließen.
Je nachdem, wie viele Altaktionäre auf das seit Mitte April laufende Übernahmeangebot des Bundes eingehen, könnte die Zahl der neuen Aktien und damit auch die Kapitalspritze niedriger ausfallen. Altaktionäre wie Flowers sollen vom Bezugsrecht ausgeschlossen werden. Die restlichen Aktionäre würden nach Erreichen der Anteilsschwelle von 90 Prozent zwangsweise abgefunden. Um die Kapitalerhöhung durchzudrücken, braucht der Bund auf der Hauptversammlung am 2. Juni eine einfache Stimmenmehrheit.
Nun hat Flowers das Angebot des Bundes abgelehnt. Der Bund muss nun ein Verfahren zur Enteignung einleiten. Dann würde der Staat aber einen geringeren Preis für die Aktien zahlen. Die HRE erhielt zum Überleben bereits Hilfen von 102 Mrd. Euro. Davon entfallen 87 Mrd. auf den Staat. Flowers hatte bereits angekündigt, sich gegen Enteignung juristisch zur Wehr zu setzen.
Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/...ebot-des-bundes-ab;2259096