f-h Oni BW sb & Friends-TTT, Freitach 01.04.05
Gruß Hotte
Autor: Trader´s Daily Michael Vaupel
13:10 | 01.04.05
Hintergrundwissen: US-Arbeitsmarktdaten
Ich hatte Sie im gestrigen Trader´s Daily auf die Wichtigkeit der heute anstehenden US-Arbeitsmarktdaten hingewiesen. Heute möchte ich Ihnen ein wenig die Hintergründe dieser Kennzahl schildern:
Jeden ersten Freitag im Monat gegen 14:30 Uhr deutscher Zeit wird in den USA vermeldet, wie sich der amerikanische Arbeitsmarkt im Vormonat entwickelt hat. Konkret bedeutet das, dass mitgeteilt wird, wie viele NEUE STELLEN geschaffen worden sind. Tja, in diesem Bereich haben es die USA wirklich gut: Während bei uns die neuen Arbeitslosenzahlen verkündet werden, wird in den USA zunächst einmal darauf geachtet, wie viele neue Arbeitsplätze geschaffen worden sind (auch wenn es sich dabei oft um Aushilfsjobs bei McDonald´s o.ä. handelt, aber immerhin).
In zweiter Linie wird dann auf die Veränderung der Arbeitslosenquote geachtet, außerdem auf die Veränderung der Gesamtmenge der geleisteten Arbeitsstunden. Denn das lässt auch Rückschlüsse auf die Produktivität zu.
Fakt ist aber, dass die Märkte weltweit primär auf die Zahl der NEUEN STELLEN achten. Denn es wird allgemein angenommen, dass diese Zahl unbestechlich Auskunft über den wirklichen Zustand der US-Wirtschaft gibt. Sobald die Zahl über die Ticker kommt, können insbesondere US-Staatsanleihen und Dollar heftig reagieren. Und zwar so:
Die tatsächliche Zahl wird zunächst einmal mit der "Konsensschätzung" verglichen. Das ist die durchschnittliche Erwartung offiziell (z.B. von Reuters oder First Call) befragter Volkswirte. Diese Zahl ist vorher bekannt – sie liegt z.B. für heute bei 220.000. Das heißt, dass durchschnittlich ein Zuwachs von 220.000 neuen Stellen erwartet wird. Wenn nun die tatsächliche Zahl tatsächlich diese Höhe erreicht oder nur gering abweicht (also vielleicht im Rahmen von 200.000 bis 240.000 liegt), dann fällt die Marktreaktion wahrscheinlich gering aus. Die Meldung wird schnell zum "Non-Event". Das ist für viele Kleinanleger unverständlich, die einen Zuwachs von z.B. 220.000 neuen Arbeitsplätzen im Monat für "super" halten. In Wirklichkeit geht es den Profis aber nur darum, ob die Konsensschätzung übertroffen wird oder nicht, oder ob sie erreicht wird. Wenn sie mehr oder weniger erreicht wird, ist diese Nachricht ja im Prinzip vom Markt schon vorweggenommen (im Börsenslang wird das "eskomptiert" genannt), es besteht also kein Handlungsbedarf.
Wenn die Konsensschätzung nicht erreicht wird, dann ...
........................................................................................
... ja, was ist dann? Werden wir doch wieder überrascht sein, was die Emmis daraus machen?
....................................................................................
In Euroland werden am Freitag neben der Arbeitslosenquote (Konsens: 8,8%) die einzelnen Einkaufsmanagerindizes für die jeweiligen Länder und die Staatengemeinschaft selbst bekannt gegeben. Unbestrittenes Highlight der Woche sind jedoch die US-Arbeitsmarktdaten für März. Volkswirte gehen dabei von 220.000 neu geschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft und einer Arbeitslosenquote von 5,3% aus. Ebenfalls zum Wochenschluss werden das revidierte Michigan Sentiment (Konsens: 92,9 Punkte) und der viel beachtete ISM-Index gemeldet. Der nationale Einkaufsmanagerindex dürfte trotz seines starken Chicagoer Pendants im März seinen Abwärtstrend der vergangenen fünf Monate fortsetzen und auf etwa 55 Punkte sinken. Von zwei kleinen Ausnahmen abgesehen, befindet sich das Wirtschaftsbarometer für das verarbeitende Gewerbe seit Juli 2004 auf dem Rückzug. Ökonomen rechnen durchschnittlich mit 54,9 Zählern.
FAZIT:
´Bitte anschnallen` heißt es am Freitag, wenn die US-Arbeitsmarktdaten um 15:30 Uhr CET bekannt gegeben werden. Die Prognose für die neu geschaffenen Stellen stellt sich aktuell äußerst schwierig dar, da der ISM-Index und ISM-Services sowie der Challenger Report, der Aufschluss über die Entlassungsankündigungen bei US-Firmen gibt, erst später gemeldet werden. Der deutliche Anstieg der US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und der dadurch auf 336.000 weiter gekletterte Vier-Wochenschnitt lassen einen schwächeren Wert vermuten. Dagegen notiert der Monster-Beschäftigungsindex des gleichnamigen Online-Jobvermittlers mit 130 Punkten auf einem Allzeithoch. Auch ein Blick in die Historie hilft kaum. Seit 1994 wurden in den USA im Schnitt im März 211.000 Jobs kreiert. Ein Jahr zuvor waren es 353.000 – der höchste Wert in 2004. Insgesamt gilt: Weniger als 200.000 neu geschaffene Stellen dürften den US-Dollar belasten. Wird der 2004er-Schnitt von etwa 175.000 unterboten, sollte EUR/USD deutlich über 1,3030 zulegen können. Um das Währungspaar wieder auf Talfahrt in Richtung des Jahrestiefs von 1,2732 zu schicken, müssten schon 250.000 oder mehr Jobs entstehen. Die Arbeitslosenquote sollte indes leicht auf 5,3% sinken. Der ISM-Index dürfte nur im Fall einer spürbaren Abweichung vom Konsens nach oben oder unten den Markt bewegen.
Spekulativ orientierte Anleger gehen im Vorfeld der US-Arbeitmarktdaten bei EUR/USD ´long` und setzen auf ein Anhalten der Erholungsbewegung bis 1,3089. Die Position muss allerdings stoppabgesichert werden. Spätestens bei 1,2900 sollte die Reißleine gezogen werden. Konservative Naturen warten die Zahlen ab und setzen dann auf den bei EUR/USD vorherrschenden Trend. Die Spannung vor den US-Arbeitsmarkdaten ist groß, bei EUR/USD dürfte es heute zu einem kurzfristigen Richtungsentscheid kommen. Die Handelspanne sollte am Freitag bei am Nachmittag volatilem Geschäft zwischen 1,2890 und 1,3089 liegen.
Christian Pohl - FXdirekt Bank AG
....................................................................................
... wie gesagt, Herr P. ist nicht unumstritten ...
ich mach jetzt mittagsschläfchen.
"gestern hat der mulis short verpennt, drum heute seine muschi brennt?"
;-)
Wenn ihr mich fragt: Gefühlsmäßig würde ich 60/40 up sagen, analytisch betrachtet genau umgekehrt.
Und schon wieder weg.
auf soetwas würde ich nicht einen cent spekulieren.