Der USA Bären-Thread


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Neuester Beitrag: 25.10.24 20:34
Eröffnet am:20.02.07 18:46von: Anti Lemmin.Anzahl Beiträge:157.404
Neuester Beitrag:25.10.24 20:34von: ParsonageLeser gesamt:24.132.354
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63545 Postings, 7339 Tage LibudaDas Jammermärchen von wawidu

 
  
    #7051
30.09.07 18:23
ist absurd. Vielmehr wäre es sehr schlimm, wenn die Beschäftigtenzahlen im Produzierenden Gewerbe nicht fallen würden, denn dies wäre ein Zeichen für nicht ausreichend große Produktivitätssteigerungen. Dass weniger Personal, die von uns nachgefragten Güter produziert ist, ist ein gutes Zeichen, da das so frei werdende Personal sich mit der Befriedigung der sehr viel stärker wachsenden Nachfrage nach Dienstleistungen beschäftigen kann. Und das funktioniert nirgendwo besser auf der Welt als in den USA, von denen vor allem wir Europäer in Sachen Strukturwandel viel lernen können - auch wenn man einiges noch besser machen kann. Und der "Standard", dass alle Freigesetzten bei Mac Donalds Frikadellen braten, gehört bei Weltverbessern nun einmal zum guten Ton, obwohl die Statistiken das Gegenteil belegen.  

Optionen

80400 Postings, 7575 Tage Anti LemmingBlasenbereinigtes SP-500 KGV = 50?

 
  
    #7052
6
30.09.07 18:30
Wie Posting 7049 zeigt, sind die "phänomenalen Gewinne" der US-Firmen zu einem Gutteil dem stetig abwertetenden Dollar zuzuschreiben, der vom Hoch bei 0,83 im November 2000 zum jetzigen Tief bei 1,4258 bereits über 70 % zum Euro verlor.

Für die Kontroll-Fraktion:

1,4258 / 0,83 = 1,7178

0,83 + 71,78 % = 1,4258


Die Abwertung des Dollars wiederum geht auf die ungezügelte Aufblähung der Geldmenge M3 in USA zurück, die offiziell bereits gar nicht mehr erfasst wird (wird wohl langsam peinlich).

Bei 70 % Aufblähung seit 2000 ergibt sich in den sieben Jahren seitdem also eine jährliche Teilaufblähung um 10 %. Dieser Effekt kommt bei den SP-500-Firmen zwar nur anteilig zum Tragen (gilt für Firmen mit hohem Auslandsabsatz). Dennoch würde der SP-500, wenn man die Währungs-Bläheffekte abzieht, kein KGV von 19 mehr haben, sondern von 50 (meine Schätzung). Demnach wäre er - bezogen auf das durchschnittliche Langzeit-KGV von 15 - um mehr als das Dreifache überteuert - d.h. erst bei 500 (statt jetzt 1500) korrekt bewertet. Für den DOW gilt sinngemäß das Gleiche: 2/3 Abschlag, un man könnte ihn wieder stressfrei kaufen.


 

2857 Postings, 6924 Tage Platschquatschzu Oracle

 
  
    #7053
3
30.09.07 18:44
Ohne mich jetzt genau mit den Zahlen beschäftigt zu haben aber soweit mir bekannt haben die letztes Jahr noch Siebel Systems geschluckt? Ob die Zahlen unter diesem Blickwinkel (Umsatz-/Gewinnsteigerung)aber immer noch so toll sind weiß ich natürlich nicht wäre aber interessant zu wissen mit Blick auf SAP(bin ja kein Fundi).  

9108 Postings, 6538 Tage metropolisIch stimme zum Teil zu

 
  
    #7054
4
30.09.07 18:48
Die Währungseffekte sind nicht zu überschätzen. Besonders haben das die Anleger gespürt, die jahrelang in am. Aktien investiert waren. Rendite 2004-2007: ca. 0% in EUR!

Geht man dvon aus, dass die Wahrscheinlichkeit einer Rezession bei 50% liegt und das 2008-KGV des SP500 dann von aktuell 14 (langfrisitiger Durchschnitt 15) auf - vorsichtig geschätzt - 25 steigen würde (eine Steigerung um 78%), dann ergibt sich folgendes:

Der Chance beträgt 50%, d.h. das KGV beträgt unter Einbeziehung des Risikos in Wirklichkeit 19,5, ist also aktuell um 30% zu hoch.

Aktien wären also unter Einbeziehung des Risikos fair bewertet, wenn sie 30% billiger als heute wären. Wer zu diesen Preisen zugreift ist selber Schuld!

Das Downsize-Risiko ist erfahrungsgemäß kleiner, weil der Markt die Erholung vorwegnimmt. Bisher wurde der SP500 in jeder größeren Korrektur mit einem Abschlag von ca. -25% gehandelt, der Dax ca. -35%.

Sobald wir uns in dieser Größenordnung bewegen würde ich bedenkenlos zugreifen, trotz des Risikos, dass sich die Schuldenkrise der am. Verbraucher massiv ausweitet (Eine Rezession wird die FED nicht verhindern können, letzteres schon!)  

2857 Postings, 6924 Tage PlatschquatschS&P kurzfristig

 
  
    #7055
4
30.09.07 18:55
Übergeordnet (siehe DailyChart bei den COT-Daten) sind wir noch Long im S&P aber mit Test des Ausbruchslevel(siehe Stundenchart) bei 1500/1480 rechne ich weiterhin auch wenn der Test letzte Woche noch nicht kam.Danach muß man schauen (wenns denn so kommt) ob der Bereich hält oder neben nicht.



 
Angehängte Grafik:
sp_kurzfristig.png (verkleinert auf 66%) vergrößern
sp_kurzfristig.png

9108 Postings, 6538 Tage metropolisplatsch / orcl

 
  
    #7056
4
30.09.07 18:57
Die Zahlen von ORCL passen ganz gut ins Bild, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht: Checkt mal den Chart von ORLC: Kurz vor Rezessionen gibt die Aktie immer noch mal richtig Gas, um dann derbe abzustützen (siehe 1990 und Herbst 2000).

Das macht Sinn, denn ORCL ist ein Spätzykliker: Datenbanken werden normalerweise nur dann erweitert, wenn es einem Unternehmen blendend geht und es einen großen Kundenstamm hat. Vielleicht hat ja jemand Lust, mal die ORCL-Zahlen von Herbst 2000 herauszufinden. Sicher waren die genauso toll wie die gestern.

Fazit: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, insbesondere wenn es sich um einen aasfressenden Raben handelt.  

80400 Postings, 7575 Tage Anti LemmingPursuit of Happiness - Fragen in # 7050

 
  
    #7057
4
30.09.07 19:09
1) wie hoch schätzt ihr die wahrscheinlichkeit ein, dass die börsen in den usa noch dieses jahr einbrechen werden?

Sie ist wegen der Kredit- und Hypo-Krise zurzeit sicherlich höher als normal. Genau lässt sich das aber nicht beziffern. Es gibt zuviele Parameter: ungewisse Wirtschaftsentwicklung in USA (vermutlich abwärts), China und anderswo; ungewisse Zinspolitik der Fed (senkt sie noch einmal?); ungewisse Altlasten an CLO/Schund-Hypotheken bei den Banken (wieviel ist der Müll wirklich wert, zurzeit wird nur 10 % auf den Wert abgeschrieben, könnten aber auch 50 % werden).

Ungewiss ist weiterhin, wie "der Markt" auf die vermutlich schlechten Zahlen reagiert. Sieht er die Gewinne schwinden und fällt in Panik - oder kapriziert er sich darauf, dass die Fed dies mit weiteren Zinssenkungen "honoriert", was zukünftige Gewinne wieder steigert? Wird das Glas als halb voll oder als halb leer gesehen?


2) und wie hoch (%) schätzt ihr die anstehenden kursverluste generell ein?

Das ist wegen der in (1) genannten Gründe ebenfalls nicht vorhersagbar. Typischerweise enden Bärenmärkten mit einem Abschlag von 30 % vom vorherigen Hoch. Können aber auch nur 15 % werden - oder 50 %, wenn alles "dumm läuft". Von 2000 bis 2003 beispielsweise lief es dumm, da hat sich der SP-500 von 1500 auf 750 HALBIERT.


3) wann gehts los?

Das weiß ebenfalls niemand. Besonders häufig passierte es in der Vergangenheit im Oktober, aber das besagt eigentlich nicht viel, weil saisonale Muster variieren - und weil nächstes Jahr in USA Präsidentschaftswahlen kommen, die (PPT-)Kursstützungen wahrscheinlich machen (die Reps wollen ja wiedergewählt werden...)



Fehlt die Folgefrage: Wozu dann das Ganze und dieser Bären-Thread?

Der allgemeinste Nutzen dieses Threads ist, Leute vor unbedachten Risiken auf der Long-Seite zu warnen. Wenn die Zukunft so nebulös ist wie jetzt, gilt: "Return of capital" ist wichtiger als "return on capital". Einfacher ausgedrückt: Im Bärenmarkt von 2001 bis 2003 hat jeder cash-gefüllte Sparstrumpf Aktien outperformt. Defensivere Naturen halten sich daher am Besten mit Aktienanlagen zurück.

Aggressivere Naturen können versuchen, mit Shorts Geld zu verdienen, was aber bekanntlich zur "Großen Kunst" an der Börse zählt, weil das Timing so schwierig ist (Punkt 1 bis 3 oben). Daran ergötzen sich die Bären-Basher, die hier gelegentlich reinschauen, ja auch jedesmal.

Die sicherste Einstiegsmethode bleibt der Short-Einstieg nach dem Bruch wichtiger Unterstützungen, gekoppelt mit engem SL. Zu den unsichersten und verlustträchtigsten "Methoden" zählt, neue ATHs abzushorten, "weil das ja Alles schon viel zu teuer geworden ist". ;-))




 

23458 Postings, 6772 Tage Malko07Würde die Inflation in den

 
  
    #7058
8
30.09.07 19:26
USA wie in der Eurozone gemessen, wäre sie wesentlich höher als wie sie heute ausgewiesen wird. Bedingt durch den weiteren Preisanstieg bei Rohstoffen und dem weiteren Dollarverfall wird sie weiter steigen. Auch bei uns treiben die Rohstoffkosten die Inflation. Die Eurosteigerung ist zu gering diese Preissteigerungen zu kompensieren. Die Leitzinsen in den USA sind immer noch wesentlich höher als bei uns und sind nur indirekt ein Antrieb für die Inflation über den Dollarverfall. Wären die US-Leistungsbilanz und die US-Auslandsschulden in einem "gesunden" Rahmen würde der Dollar bei den heutigen Zinsen und bei weiteren Zinssenkungen Richtung Eurozonenzins nicht verfallen. Der wirkliche Hintergrund für den Dollarverfall ist also die Verschuldung. Und der weitere Dollarverfall wird die Inflation in den USA beschleunigen. So werden dann in absehbarer Zeit die Anhänger der Kaufkraftparitäten wieder zufriedener sein. Inflation ist die billigste Methode die In- und Auslandsschulden abzubauen. Sie darf nur nicht aus dem Ruder laufen. Natürlich wird der Amerikaner dadurch ärmer. Das ist meistens so, wenn man einen Teil seiner Schulden begleichen muss.

Mit der Aussage, dass dies eine Sanierung auf Kosten der Eurozone ist, gehe ich nicht konform. Es ist eine Sanierung auf Kosten der Dollarbesitzer weltweit. Ist auch gerecht. Jedem müsste eigentlich klar gewesen sein, dass die Dollarschuldenblase nicht so weiter laufen kann - so wie es auch mit der Immobilienblase nicht mehr so weiter gehen konnte. Es liegt auch keine Eurostärke vor sondern eine Dollarschwäche.  Etliche andere Währungen haben im Verhältnis zum Dollar stärker als der Euro aufgewertet.

Sollten wir in einem Jahr bei 1,50 $/€ stehen, hätte die Steigerung sich erheblich verlangsamt (1,56 wären "normal"). Bis dato ist die europäische Industrie mit größeren Steigerungen prima klar gekommen. Natürlich jammert Airbus. Die haben allerdings erhebliche innere Probleme, die nichts mit dem Dollar zu tun haben. Die Fehlplanungen und der Realisierungsmurks bei den 2 neuen Modellen hat nichts mit Währungsparitäten zu tun.

Wertet eine Währung ab, werden alle Besitzer dieser Währung ärmer. Gut, dass wir einen starken Euro haben. Unter der starken DM wurden wir zu einer führenden Exportnationen.  

2857 Postings, 6924 Tage Platschquatschmetro

 
  
    #7059
5
30.09.07 19:30

hab keine Einwände gegen die Spätzyklikerthese nur mir gings darum ob die Zahlen mit Blick auf die Siebelübernahme letztes Jahr überhaupt vergleichbar sind.Könnte ja sein das Umsatz und Gewinn nicht organisch sondern durch Firmenzukauf gewachsen sind oder zumindest teilweise(bei den Abschreibungen hat man ja Spielraum).Will aber jetzt nicht das Haar in der Oraclesuppe suchen der Markt hat die zahlen gefeiert und nur das zählt.

Der amerikanische Datenbank- und Geschäftssoftware-Konzern Oracle hat dank erfolgreicher Übernahmen den geschäftlichen Höhenflug im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2007/08 fortgesetzt. Der Umsatz stieg im abgelaufenen Geschäftsquartal im Vergleich zum gleichen Vorjahresquartal um 26 Prozent auf 4,529 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn kletterte im Jahresvergleich um 25 Prozent auf 840 Millionen US-Dollar, der Gewinn pro Aktie stieg um 28 Prozent von 13 auf 16 US-Cent.

 

80400 Postings, 7575 Tage Anti LemmingMalko - Sanierung auf Kosten der Eurozone

 
  
    #7060
30.09.07 19:40
Man muss zwei Faktoren unterscheiden

Bestands-Faktor: Besitzer von Dollars, die diese langfristig horten (Chinas Zentralbank) zählen sicherlich zu den Opfern, weil der Dollar zu anderen Währungen abwertet. (Korrekt von Dir angemerkt).

Dynamischer Faktor: US-Firmen, die im Ausland Einnahmen erzielen, erhalten in Dollar gerechnet immer mehr Geld (für dieselbe Leistung), was ihre Bilanzen künstlich aufbläht und Gewinne vortäuscht, die real-inflationsbereinigt viel kleiner wären. In Europa sehen wir das Gegenteil. (Das ist der von mir angemerkte Aspekt "Sanierung auf Kosten der Eurozone").  

23458 Postings, 6772 Tage Malko07An einer einzigen Firma

 
  
    #7061
8
30.09.07 19:42
kann man überhaupt nichts festmachen.

Wenn es wirtschaftlich gut läuft, laufen auch mit Verspätung Investitionen und Personaleinstellungen an. Sie erreichen meistens ihren Höhepunkt wenn es schon abwärts geht. Investitionen brauchen Zeit und das Management realisiert die schlechten Daten auch erst verspätet. In großen Konzernen wird das Umkippen oft verheimlicht. Es besteht die Hoffnung, dass es nur eine temporäre Angelegenheit sei, was ja auch öfters der Fall ist. Deshalb werden entsprechende wirtschaftliche Abkühlungen immer erst stark verspätet realisiert. Das ist nun mal so und dagegen kann man nur wenig tun.  

23458 Postings, 6772 Tage Malko07AL, das ist aber im Regelfall

 
  
    #7062
4
30.09.07 19:52
eine temporäre Angelegenheit. Diejenigen, die nach USA exportieren werden ihre Preise (in $) erhöhen müssen (ansonsten wäre ja der Währungsverfall neutral bezüglich der Inflation) und auch die US-Konzerne müssen ihre Preise den wirklichen Kosten  angleichen (sonst würde sich bezüglich der Handelsbilanz ja nichts ändern). Die Währungsverschiebungen werden ja auch nicht ewig so weiter gehen und damit spielt das nur kurz in den Bilanzen.

Es macht deshalb in meinen Augen wenig Sinn, zu versuchen die Währungsverschiebungen aus dem S&P500 rauszurechnen. Viele Firmen werden durch diese Verschiebungen auch zu Teil negativ getroffen. Auch hat sind die Firmen auf $-Basis wirklich wertvoller geworden. Sie sind ja Sachwerte.    

80400 Postings, 7575 Tage Anti LemmingHB-Gastkommentar: Immo-Krise gerade erst begonnen

 
  
    #7063
8
30.09.07 20:01
Zusammenfassung: Die allgemeine Asset-Blase wird sich in gesamter Breite abbauen, nicht nur im Housing/Subprime-Sektor. Auch Rohstoffe/Gold werden Federn lassen.




Warum die Krise gerade erst begonnen hat

Die Probleme mit US-Hypotheken schlechter Bonität sind nach Auffassung der renommierten US-Ökonomin Gail D. Fosler nur der Anfang einer langen Finanzmarktkrise. Die Chefvolkswirtin des Conference Board, eines der weltweit wichtigsten Wirtschaftsforschungsinstitute, erklärt, warum der gesamte Finanzsektor über die kommenden Jahre hinweg schrumpfen wird. Ein Gastkommentar.


Viele Finanzprodukte sind zu teuer verkauft worden: Dem Finanzsektor stehen Jahre der Schrumpfung bevor Die US-Hypothekenkrise ist ein Schulbeispiel dafür, dass Erträge nie ohne Risiko erzielt werden können. Die Finanzmarkttechnik hat in den letzten Jahren neue Produkte entwickelt, die den Bedürfnissen des Marktes im Hinblick auf Liquidität, Zinsertrag und Laufzeit entgegenkommen. Jede Art von Aktiva konnte monetarisiert werden. Heute und in Zukunft überprüfen die Inhaber von Aktiva zunehmend kritisch deren Zusammensetzung. Die größten Verlierer dieser neuen Entwicklung könnten die Finanzinstitute selbst sein.

Nimmt man einen Schritt Abstand von der jüngsten Krise, wird offensichtlich, dass der Finanzsektor blasenähnliche Charakteristika entwickelt hatte. Auch wenn einige Beobachter die Ursache dieser Blase in den niedrigen Zinsen sehen, ist das nicht die ganze Geschichte. Die Finanzinstitute haben ihre eigene technologische Revolution erlebt, die sie in die Lage versetzt hat, mit einer nie erlebten Geschwindigkeit Produkte zu erfinden und anzubieten. Scheinbar risikolose Erträge regten den Appetit auf diese Produkte an, während die Gewinne in traditionellen Märkten unbefriedigend waren.

Leider oder vielleicht unvermeidlich nahmen diese Produkte gerade in dem Moment zu, da die Märkte äußerst liquide waren. Rund um die Welt ist die Versorgung mit Zentralbankgeld rapide angestiegen. Zugleich haben das starke Wachstum in den Schwellenländern und die Restrukturierung der multinationalen Unternehmen viel Barvermögen freigesetzt. Diese freie Liquidität rief nach Anlagemöglichkeiten, gleichzeitig suggerierte ihr schieres Volumen, dass es nur ein marginales Ausfallrisiko gebe.

Nun hat jeder Wirtschaftszyklus stets auch einen Liquiditätszyklus. Während der frühen Phase eines jeden Zyklus gewichten private Haushalte und Unternehmen ihre Einkünfte und Ausgabe neu, und die Barvermögen nehmen zu. Im weiteren Verlauf gehen sie kurz- und langfristige Verpflichtungen ein, die Kassenreserven verringern sich. In der späten Phase eines Zyklus schrumpfen die Einkommen, die eingegangenen Verbindlichkeiten aber nicht. Verbraucher und Unternehmen beginnen, von den Finanzmärkten abhängig zu sein, um ihre Ausgaben nicht einschränken zu müssen. Kreditkrisen treten immer in dieser letzten Phase eines Zyklus auf, und diese Phase hat jetzt begonnen.

Der Boom bei den Finanzinnovationen entwickelte sich in der ersten liquiden Phase der globalen Expansion. Der Appetit auf Vermögenswerte war groß und die Furcht vor Verlusten gering. Aufgrund der Charakteristika der neuen Produkte glaubte man, das Risiko würde breiter gestreut und effizienter im Markt verteilt. Die Theorie war: Weil die zugrundeliegenden Vermögenswerte aufgeteilt werden, hält kein Anleger einen übermäßig großen Teil des Risikos, und wer sich auf eine bestimmte Art von Wertpapieren konzentriert, der macht es, weil er besondere Kenntnisse hat. Dieser Ansatz hat zwei Probleme: Wenn man es verteilt, verringert man das gesamte Risiko in einem Markt nicht. Und niemand will gerne Geld verlieren.

Das Risiko des Marktes ist die Summe aller Risiken in einzelnen Wertpapieren. In der aktuellen Krise schlechter Hypotheken nahm das Gesamtrisiko am Markt zu, weil der Anteil von zweitklassigen Hypotheken von weniger als fünf Prozent auf heute rund 13 Prozent des Gesamtmarktes gewachsen ist. Der Anteil nicht bedienter Kredite liegt hier bei zehn bis 15 Prozent, im Vergleich zu zwei bis drei Prozent bei normalen Hypotheken.

Schuldner schlechter Bonität werden kaum öfter zahlungsunfähig als früher, aber sie nehmen einen größeren Teil des Marktes ein, und der Anteil der Illiquiden liegt heute am oberen Ende der Spanne. Am Beginn des Jahrzehnts lag der Gesamtdurchschnitt bei 2,4 Prozent notleidenden Hypotheken, jetzt ist er rund einen Prozentpunkt höher. Die Quote ist also gestiegen und die Wahrscheinlichkeit, eine Hypothek schlechter Bonität zu erwischen, dreimal so groß – unabhängig davon, wie diese Risiken im Markt verteilt sind.

Die Bemühungen professioneller Investoren, Fonds mit Verlusten aufgrund des Subprime-Problems zu rekapitalisieren, zeigen: Die Bereitschaft, Geld zu verlieren (oder Kunden für eine ganze Klasse von Vermögenswerten), ist stark überschätzt worden. Die Bewertung der mit Vermögenswerten unterlegten Anleihen, die schlechte Hypotheken enthielten, war überzogen, die Märkte korrigieren das.

Beunruhigend ist, dass dies nur der Beginn eines viel längeren Prozesses der Marktanpassung ist. Die US-Notenbank Fed hat versucht, mit ihrer Zinssenkung die Unruhe zu dämpfen. Doch noch sind Hunderte von Milliarden dieser experimentellen Produkte im Markt. Ihr Wert und ihre Schwankungen sind noch nicht über den Zyklus hinweg getestet worden. Trotz der Zinssenkung durch die Fed ist die Mehrheit der Banken restriktiver bei der Kreditvergabe.

Andere Finanztitel sind auch verletzlich. Die Neubewertung zeigt, dass die Anleger einen zu hohen Preis bezahlt haben. Das könnte auch Aktien- und Rohstoffmärkte betreffen. Diese sind weit über den Wert angestiegen, der durch Fundamentaldaten gerechtfertigt wäre.

In den nächsten Jahren werden die Märkte für alle möglichen Vermögenswerte, nicht nur Subprime Hypotheken, eine Wertminderung erleben. Viele Unternehmen, deren Möglichkeit, Kapital aufzunehmen, von ihren Bilanzen abhängt, werden wohl enttäuscht werden. Die größte Herausforderung kommt aber auf die Finanzinstitute selbst zu. Sie haben eine hohe Rentabilität genossen, aufgrund einer explosionsartigen Zunahme neuer Produkte – von denen viele sich jetzt selbst zerstören werden. Im Ergebnis wird der Finanzsektor über die kommenden Jahre schrumpfen. Ob das die übrige Wirtschaft mitreißt, steht noch nicht fest.

Quelle: HANDELSBLATT, Sonntag, 30. September 2007
 

129 Postings, 6533 Tage PursuitOfHappiness@anti lemming, 7057: ein bisschen präziser, bitte

 
  
    #7064
30.09.07 20:10
dankeschön und nichts für ungut,-) aber mit der antwort bin ich nicht wirklich weiter als vorher. ich dachte, dass sich hier vielleicht jemand mit konkreteren angaben hervorwagt. ich nehme doch an, dass ihr alle so was wie ein höchst wahrscheinliches szenario habt, auf dem eure entscheidungen beruhen. wie sieht das für die nächsten wochen/monate aus? selbstverständlich ist das höchst spekulativ, aber sowas wie eine lokale sentimenterhebung sollte doch möglich sein.
was haltet ihr von meiner eigenen kaum weiter begründbaren einschätzung?
1 (wahrscheinlichkeit) : 60%
2 (verlust): 40%
3 (beginn): spätestens november, eher im oktober
gruss - poh
 

9108 Postings, 6538 Tage metropolispoh

 
  
    #7065
3
30.09.07 20:16
Ich fürchte hier kann dir niemand konkreter helfen. Wir tappen da alle etwas im Dunkeln, zumal die Märkte seit einiger Zeit nicht mehr logisch reagieren.

Und nochwas: Was nützt dir die Info "W'keit für Rezession 60%" konkret? Nix! Heißt das 60% des Depots verkaufen? Kann sein, aber die Info weißt du schon vorher.

Nichts für ungut, aber helfen mußt du dir da schon selbst.  

9108 Postings, 6538 Tage metropolisRegierung "angesehen" wie zu Watergate-Zeiten

 
  
    #7066
4
30.09.07 20:29

Speechless on Core CPIposted on: September 30, 2007    

I did a really crappy job Thursday night responding to Jason Trennert's comments on inflation. Mostly because I was stunned that, at this point, anyone is seriously going to argue that inflation is benign. <!--more-->

I am paraphrasing, but Jason (an otherwise very nice guy) said words to the effect of "The Fed’s preferred inflation measure, Core PCE, showed little or no inflation (+1.4%)."

Meanwhile, Gold, Crude Oil, soft commodities and the CRB Index all rallied to new highs as the US Dollar $ declined to new lows. The front page of Friday's WSJ had an article: Historic Surge In Grain Prices Roils Markets... but there's no inflation.

I wonder what people will be saying when the September CPI comes out. It will be substantially higher due to soaring energy and food prices this month. Oh, wait, that's not in the core (never mind).


No Inflation here: (click to enlarge)

Gee, I wonder why the Fed prefers Core PCE as an inflation measure -- instead of what is occurring in the real world?

 

Ironically, while Wall Street pundits and economists lap up obviously defective government data, the rest of the country is having none of it: According to this recent Gallup poll, public trust in the Federal Government -- across the board, on nearly every issue -- is at or near all time lows.

The government now ranks lower than it did post-Watergate:

"A new Gallup poll reveals that, as the organization puts it, Americans now "express less trust in the federal government than at any point in the past decade, and trust in many federal government institutions is now lower than it was during the Watergate era, generally recognized as the low point in American history for trust in government."

Among the findings: Barely half trust the government to handle international problems, the lowest number ever. And less than half express faith in the government handling domestic issues, the lowest findings since 1976.

Faith in the executive branch has fallen to 43% -- only 3% higher than it was just before President Nixon's resignation in 1974. At the same time, trust in Congress, at 50%, is its lowest ever.

Gallup has asked about trust in government since 1972. It conducted this year's poll Sept. 14-16 and found the following:

-- Barely half of Americans, 51%, say they have a "great deal" or "fair amount" of trust in the federal government to handle international problems.

-- Less than half of Americans, 47%, now have at least a fair amount of trust in the federal government to handle domestic problems."

The apportionment of this can be debated. I put about 60% of it on the White House -- primarily Iraq, Katrina, and the bifurcated economy -- and 40% on the Congress.

When the GOP controlled the legislative branch, they were either spending taxpayer money like drunken sailors on shore leave, chasing interns, or having gay sex in airport bathrooms. You know, the business of the people.

Now that the Democrats control Congress, they appear to this Independent to be nearly as bumbling and incompetent as the executive branch.

It almost makes you think Mark Twain was right: "Why Vote? It only encourages them!"

 

 

9108 Postings, 6538 Tage metropolisQuelle

 
  
    #7067
30.09.07 20:30

129 Postings, 6533 Tage PursuitOfHappinessmetropolis. also mir würde das schon weiterhelfen,

 
  
    #7068
30.09.07 20:37
wenn sich hier ein konsens bezüglich dieser fragen abzeichnen würde. eben gerade, weil ich ja selber im dunkeln tappe. die meisten, die hier mitlesen, haben zur bildung ihrer einschätzungen ja eine ähnliche faktenlage als basis. da wäre es interessant zu sehen, ob sich da eine allgemeine tendenz in der beurteilung abzeichnet, so was wie "intersubjektivität"... aber ich will ja auch nicht unnötig insistieren,-)  

23458 Postings, 6772 Tage Malko07#7064: Ich werde es versuchen

 
  
    #7069
11
30.09.07 20:39
1) wie hoch schätzt ihr die wahrscheinlichkeit ein, dass die börsen in den usa noch dieses jahr einbrechen werden?

Was ist Einbrechen? Welche Börsen? In den USA gibt es viele. Ich sehe die Zukunft so. An Weihnachten steht der S&P 500 mit einer Wahrscheinlichkeit von

- 10% bei +25%
- 10% bei -25%
- 10% wie heute
- 70% anders

Allerdings kann ich zu Sylvester überhaupt keine Abschätzung abgeben.

2) und wie hoch (%) schätzt ihr die anstehenden kursverluste generell ein?
Müsste man aus oben Abschätzungen heraus rechnen. Sicherlich kommt man für einzelne Aktien auf mehr als +-50%.

3) wann gehts los?
Diese Frage ist einfach und mit großer Sicherheit zu beantworten: Morgen!





 

23458 Postings, 6772 Tage Malko07Kleine Anmerkung:

 
  
    #7070
8
30.09.07 20:41
Mir reicht diese Genauigkeit vollkommen.

Grund: Mir ist es egal wie wann die Kurse stehen. Ich warte, bis sie für mich richtig stehen.  

79561 Postings, 9227 Tage KickyPursuit of Happiness

 
  
    #7071
5
30.09.07 21:02
"Life, liberty, and the pursuit of happiness" is one of the most famous phrases in the United States Declaration of Independence. Justice Warren wrote:
   The freedom to marry has long been recognized as one of the vital personal rights essential to the orderly pursuit of happiness by free men...... Vielleicht haste da ja was missverstanden,wenn du glaubst du könntest hier den Stein des Weisen finden,der dich reich und glücklich macht?  

Optionen

5570 Postings, 6727 Tage skunk.worksInfo

 
  
    #7072
30.09.07 21:07

"""Industry data tomorrow is forecast to show factories expanded at the weakest pace in six months."""""...........


Sept. 30 (Bloomberg) -- Unemployment in the U.S. probably rose to a one-year high in September and manufacturing slowed for a third month as the housing recession reverberated through the economy, economists said before reports this week.

The jobless rate rose to 4.7 percent even as hiring rebounded, according to the median forecast in a Bloomberg News survey of economists before an Oct. 5 government report. Industry data tomorrow is forecast to show factories expanded at the weakest pace in six months.

Fallout from rising borrowing costs and declining home prices will hit the economy in full force in the fourth quarter as consumer spending fades, economists said. Waning demand may in turn prompt companies to scale back hiring and investment.

``As home prices continue to fall, consumers will spend less,'' said Michelle Meyer, an economist at Lehman Brothers Holdings Inc. in New York. ``Adding to consumer gloom, the labor market is starting to show signs of weakness.''

The unemployment rate is projected to increase from 4.6 percent in August. The rate reached a five-year low of 4.4 percent in March and October.

Employers probably added 97,500 workers to payrolls this month following a 4,000 drop in August that marked the first decline in four years, the Labor Department's report is also projected to show.

The seeming improvement in hiring will reflect a rebound in government payrolls after three consecutive decreases, economists said. Changes in the timing of summer holidays probably made it difficult for the Labor Department to count the number of teachers hired for the new school year.

`Timing Issue'

``This was only a timing issue and there will be either a big upward revision to August and/or a smart rebound in teaching jobs in September,'' said Steven Wood, president of Insight Economics LLC in Danville, California.

The Institute for Supply Management's factory index fell to 52.5, a six-month low, from 52.9 in August, the Tempe, Arizona- based group may report tomorrow. A reading greater than 50 signals expansion in manufacturing, which accounts for about 12 percent of gross domestic product.

Applied Micro Circuits Corp., which produces components for communications-equipment makers such as Cisco Systems Inc., plans to cut 4 percent of jobs through fiscal 2008, the Sunnyvale, California-based company said last week.

A report on Oct. 4 from the Commerce Department may show factory orders fell 2.6 percent in August after a 3.7 percent gain in July, the Bloomberg survey showed.

Auto Sales

The auto industry will probably be a source of weakness in orders and production in the second half of the year as sales cool following an August surge, economists said.

Purchases of cars and light trucks probably fell to a seasonally adjusted annual rate of 15.8 million in September, from a 16.3 million pace last month, based on the median estimate of economists surveyed by Bloomberg. Auto sales figures will be released Oct. 2.

Service industries may also start to feel the pinch from a more hesitant consumer. A second report from the Institute for Supply Management may show banks, builders, retailers and other service industries expanded last month at the slowest pace in six months. The group's report is scheduled for Oct. 3.

Economists say headwinds for the consumer are likely to grow stronger. A cooling job market and a jump in defaults among subprime borrowers have led banks to raise borrowing rates and made it more difficult to get loans. Home-price declines also mean fewer owners can tap into home equity loans.

Fewer Contracts

The number of Americans signing contracts to buy previously owned homes probably fell to a record low in August, a report Oct. 2 is forecast to show. The National Association of Realtors' index of signed purchase agreements, or pending home resales, fell 2.1 percent to 88, the lowest since record keeping began in 2001.

So far, income gains have helped keep consumer spending from collapsing. The Labor Department is forecast to report hourly wages grew 0.3 percent on average for a third straight month, based on the median estimate.

Consumer spending in the U.S. rose more than forecast in August, a report last week from the Commerce Department showed.

``The consumer hasn't yet pulled back, but the risk is that they will do so by the fourth quarter as the bad news coming out of the housing market takes hold of consumer psychology,'' said Michael Feroli, an economist at JPMorgan Chase & Co. in New York. ``Consumer confidence is pretty low right now.''

                        Bloomberg Survey

Date    Time   Period  Indicator               BN Survey   Prior
10/01   10:00   Sept.  ISM Manufacturing         52.5      52.9
10/01   10:00   Sept.  ISM Prices                62.3      63.0
10/02   10:00   Aug.   Home Resales Pending      -2.1%    -12.2%
10/03   10:00   Sept.  ISM Non-Manufacturing     54.8      55.8
10/04    8:30   9/22   Continuing Claims         2550K     2551K
10/04    8:30   9/29   Initial Jobless Claims    310K      298K
10/04   10:00   Aug.   Factory Orders            -2.6%     3.7%
10/05    8:30   Sept.  Avg. Hourly Earnings      0.3%      0.3%
10/05    8:30   Sept.  Change Nonfarm Jobs       97.5K      -4K
10/05    8:30   Sept.  Unemployment Rate         4.7%      4.6%
10/05   15:00   Aug.   Consumer Credit           $9.5B     $7.5B


 
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8485 Postings, 6678 Tage StöffenDie kommenden Woche

 
  
    #7073
7
30.09.07 21:39
Unternehmensseitig werden da keine relevanten Daten erwartet.
Die Sitzung der EZB am Donnerstag ist nicht unbedingt ein Non-Event, aber der Leitzins wird unangetastet bleiben, das Begleit-Statement ist hier evtl. interessant.
Einen Blick sind auch der japanische Tankan-Bericht am Montag und die US-Auto-Absatzzahlen am Dienstag wert.

Am Mittwoch stehen der ISM-Service-Index und der ADP-Index im Blickpunkt des Interesses, ein erster, grober Hinweis für die US-Arbeitsmarktdaten. Am Donnerstag wird der Verband der Deutschen Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) seine Prognose für 2008 und den Auftragseingang August verkünden – eine wegweisende Information für den MDax. Und am Freitag endet die Woche zugleich mit ihrem Höhepunkt: Den US-Arbeitsmarktdaten für September um 14.30 Uhr.

Vorstellbares Szenario meinerseits: Sollten die Arbeitsmarkt-Daten schlecht sein, steigen die Börsen in Erwartung weiterer Zinssenkungen durch die Fed, außerdem haben die Börsen das Verdrängen schlechter Nachrichten bisher erstklassig gemeistert.
Sind die Daten jedoch gut, so wird man die Housing- und Kredit-Krise als isoliertes Problem abtun, welches die US-Wirtschaft nicht umfänglich infiziert hat und die Börsen steigen ebenfalls. Die Konjunkturbullen treten sofort auf den Plan, alles ist contained, hinfort mit der Skepsis etc., Gelder aus den Renten könnten in die Aktienmärkte fließen, usw., usw.

Der wahre Schlüssel zu relevanten Bewegungen an den Börsen wird uns erst mit den Q3-Zahlen der US-Unternehmen gegeben, aber bis dahin dauert es noch einige Tage mehr.
 

63545 Postings, 7339 Tage LibudaKeine Panik auf keiner Titanic

 
  
    #7074
2
30.09.07 21:43
Ein Dämpfer, aber keine Krise


Die Turbulenzen auf dem Finanzmarkt werden die amerikanische Wirtschaft nicht auf Dauer beeinträchtigen.

Adam Posen

Vor vier Monaten schrieb ich an dieser Stelle beruhigend: "Die derzeitigen Probleme auf dem amerikanischen Immobilienmarkt werden keine nennenswerten negativen Auswirkungen auf das US-Wirtschaftswachstum haben, auch wenn einige Hausbesitzer und Kommunen leiden." Seither haben wir einen Nahezu-Zusammenbruch der Kreditmärkte erlebt.Wir haben gesehen, wie die Werte für immobilienbesicherte Wertpapiere in den Keller gingen. Wir haben gesehen, wie in Großbritannien Bankkunden am Schalter ihr Geld in Panik zurückforderten und in Deutschland zwei Kreditinstitute kollabierten. Und schließlich haben wir gesehen, dass sich die US-Notenbank gezwungen sah, den Leitzins zu senken. Kurzum, es hat den Anschein, als hätten sich die Dinge auf den Finanzmärkten eher schlecht entwickelt.Dennoch sorge ich mich nach wie vor nicht um die US-Konjunktur als solche. Ja, es gibt einen spürbaren Rückgang des Wohnungsbaus in den Vereinigten Staaten, und auch das Konsumentenvertrauen hat einen Dämpfer erhalten. Doch nicht der Schock selbst ist das Entscheidende, sondern inwieweit dieser die gesamte Volkswirtschaft erfasst. Und bislang deutet noch keine Meldung darauf hin, dass der Anfangsschock weitreichende und dauerhafte negative Folgen hätte.Bei den jüngsten Störungen der Finanzmärkte - der Begriff "Krise" ist übertrieben - sind drei Aspekte zu beachten. Erstens: die Liquidität. Die großen Geschäftsbanken kappten sich gegenseitig die Kreditlinien, und auch auf dem Geldmarkt riefen sie Forderungen zurück. Das war der gefährlichste Punkt, denn die Liquiditätsversorgung ist für das globale Wirtschaftssystem von zentraler Bedeutung.Die Störung führte dazu, dass die Risikoaufschläge bei Interbanken-Papieren und bei Staatsanleihen gleicher Laufzeit rapide anstiegen. Notenbanken wurden einst geschaffen, um derartige Liquiditätsklemmen zu beheben. Und so handelten die Währungshüter auch: Sowohl die Federal Reserve als auch die Europäische Zentralbank senkten den Diskontsatz, also jenen Zinssatz, der für Interbanken-Tagesgeld berechnet wird. Und sie erlaubten ein weiteres Spektrum von Sicherheiten als üblich. Prompt besserte sich die Liquiditätssituation. Mit der Zeit werden die Kreditinstitute erkennen, dass ihre Konkurrenten nur wenige versteckte Risiken in den Büchern haben, und die Lage wird sich normalisieren.Zweitens gab es die Verluste von Investoren, die mit einer hohen Fremdkapitalquote arbeiten und entsprechend anfällig für die oben genannten Störungen sind. Das betraf nicht nur die berüchtigten Hedgefonds, sondern auch Finanzinstitutionen mit Aktivitäten, die nicht in den Bilanzen auftauchen und unter so geheimnisvollen Kürzeln wie SIV oder MBS bekannt sind. Wenn man sich das Volumen dieser sogenannten Derivate anschaut, also die Werte der zugrunde liegenden Vermögensgegenstände, sind die Dimensionen in der Tat schwindelerregend. Doch die Zunahme des Volumens ist eben nur fiktiv und hat sich von der Realwirtschaft gänzlich abgekoppelt. In dieser Hinsicht erinnert der Derivatemarkt an die internationalen Devisenmärkte, deren täglicher Umsatz das Volumen des Welthandels um ein Vielfaches übersteigt.Die Sorge um Banken, die Abschreibungen auf einige dieser Instrumente vornehmen müssen - selbst wenn sie in der Bilanz nicht aufgeführt waren -, ist legitim. Doch für solche Fälle sind Rücklagen da, nämlich um unerwartete Verluste abzufedern. Und die Höhe der Kapitalreserven und der Erträge ist viel größer als die möglichen Wertberichtigungen.Sicher, einige sehr wohlhabende Investoren werden bei riskanten Wetten Geld verloren haben, doch das sollte die Öffentlichkeit nicht besonders interessieren. Die jüngsten Ereignisse werden die Kapitalbasis des US-Finanzsystems nicht nennenswert schmälern. Daher dürfte die einzige Beeinträchtigung der Kreditvergabe daher rühren, dass Risiken neu bewertet werden, und das ist grundsätzlich eine begrüßenswerte Entwicklung.Ein dritter Aspekt der Finanzmarktturbulenzen sind die Folgen für den US-Häusermarkt. Der amerikanische Wohnungssektor, größer als andere Wirtschaftszweige und Vermögensklassen, befindet sich in einem Abschwung, wie es bei der Schwerindustrie oder der Technologiebranche vor Jahren der Fall war. Fraglich ist, ob diese Abkühlung in einem besonders wichtigen Bereich die Wirtschaft als Ganze und für längere Zeit in Mitleidenschaft zieht. Gewiss müssen wir bei den US-Wachstumszahlen für die letzten Monate des Jahres Abstriche machen, das ergibt sich aus einem gewissen Rückgang des privaten Konsums wie auch der Bautätigkeit. Indessen sollte dies keine bleibenden Spuren hinterlassen.Aus ethischer und politischer Sicht muss vermerkt werden, dass das US-System weniger Wohlhabende zu stark belastet. Ihnen wird über Gebühr zugemutet, die Last der Anpassung zu tragen. Wenn derartige Schocks eintreten, liefert das System Verbrauchern - in diesem Fall Hypothekenschuldnern - zu wenig regulatorischen Schutz. Gleichwohl hält sich der volkswirtschaftliche Effekt in Grenzen. Zwei bis drei Millionen Eigenheimbesitzer, die Schwierigkeiten haben, ihre Raten zu zahlen, fallen in einer 140-Millionen-Haushalte-Ökonomie nicht sehr ins Gewicht. Zumal sich nur ein Bruchteil der Betroffenen mit der Zwangsvollstreckung konfrontiert sieht und der Immobilienmarkt als Ganzes liquide bleibt.Die US-Wirtschaft ist alles andere als unverwundbar, vor allem auf lange Sicht zeichnen sich wegen des mangelhaften Bildungswesens und des zurückgehenden Produktivitätswachstums ernste Probleme ab. Doch das Finanzsystem bleibt einer ihrer Stützpfeiler. Diese Nicht-Krise wird die weltgrößte Volkswirtschaft bis zum Frühjahr 2008 belasten. Doch damit dürfte es sein Bewenden haben. Verbriefungen und andere Finanzinnovationen haben das bewirkt, wofür sie geschaffen wurden: die Risiken auf mehrere Schultern zu verteilen.  

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    #7075
3
30.09.07 22:20
Es ist nicht ausgemacht, dass die Märkte bei jeder negativen Nachricht positiv reagieren werden. Das Must war in den vergangenen Wochen so. Allerdings gab es am Freitag ein Warnzeichen: Als das Gerücht von der Senkung der GB-Notenbank aufkam brach der Markt kurzzeitig ein! Auf solche "Aussetzer" im geschmierten Bullenmarkt würde ich jetzt verstärkt achten, sie erste Umkehrsignale.  

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