Atomkraft- Ja, bitte
Die unmittelbaren Profiteure dieser Politik denken heutzutage in der Regel gerade noch bis zu den nächsten Quartalszahlen und würden auch dann lauthals längere Restlaufzeiten einfordern,wenn sie mit Kuhscheiße in Blech - Konservendosen einen netten Netto Gewinn machen könnten.
Blöd nur,daß die moderne Technologie so gar nicht zu den Lebenszyklen des Menschen paßt und eben keine Herausfordrung darstellt,sondern die durchschnittlichen Kurzzeitgedächtnisse schlicht überfordert.
Zwischen rostenden Blechbüchsen mit austretender Kuhscheiße und den strahlenden Endprodukten des Brennstoffkreislaufes (plus verstrahltem Kollateral-Material in Hülle und Fülle) besteht ein kleiner Unterschied und der ist zeitlicher Natur.
Natürlich strahlt der Dreck nicht Ewig.
Aber das Leute guten Gewissens eine Technologie durchsetzen,die alltäglich beweisen,daß schon Planungen über mehrere Jahre in die Hose gehen und in philosophischen Betrachtungen über die Probleme und Möglichkeiten der kommenden Generation,ihrer eigenen Kinder also,zu keinen nennenswerten Erkenntnissen kommen.
Solche Leute sollen die Fähigkeit besitzen Entscheidungen zu treffen,deren Auswirkungen sie einige hundert bis tausend Jahre in die Zukunft hin soweit einschätzen können,daß sie sagen,diese Technologie ist sicher...
Das ist so irre wie eh und jeh....
Nicht ganz neu,aber immerhin nach 1984 entstanden,ist das "Argument" im Namen des Umweltschutz,für ein tolles Klima,gegen Dreck und Verschmutzung ausgerechnet die Kerntechnologie als sauberste Lösung zu präsentieren.
Da find ichs dann wieder lustig,mit an zu sehen,was sich wenigstens halbwegs gescheite und gebildete Leute, erwachsen und ohne Not so alles verkaufen lassen.
höchste Zeit für Bürgerwiderstand bei Gas-und Strompreisen
Zeitpunkt: 15.08.07 09:11
Aktion: Löschung des Beitrages
Kommentar: Regelverstoß - Beleidigung
Sehr geehrter Moderator,
unsachliche,
und wie ich finde
für die betroffenen von Tschernobyl beleidigende
herabwürdigende Antwort.
Mfg Energie
Ein furchtbarer Unfall, ohne Frage, eine Warnung auch, aber nicht die Einzige auf dieser Welt. Sie erscheint so riesig, weil sie so plötzlich und furchtbar geschah.
Eine anfangs umjubelte technische Errungenschaft zeigt ihre furchtbare Kehrseite.
Aber es ist nicht die einzige fortschrittliche Technik, die Menschenleben
fordert. Wieviele Menschen verunglücken Jahr für Jahr auf den Straßen dieser Welt - um nur ein Beispiel zu bringen?
Mir erscheint es so, als ob für Alles irgendwie bezahlt werden muß - und es gibt bisher keine befriegende Lösung für den Energiebedarf dieser Welt. Ich bezweifele auch, das es eine solche überhaupt gibt. Selbst die anfänglich als Revolution gepriesenen alternativen Energien outen sich immer mehr als Sackgasse, oder als nur in kleinen Bereichen einsetzbar.
Die Lösung kann daher nur im Verzicht liegen - oder erstmal in einer vernünftigen Mischung der Möglichkeiten und Vermeidung von extrem Unvernüftigem (z.B. diese verglasten Hochhäuser, bei denen die Kühlung mehr Strom frißt als die Heizung - sowas sollte einfach nicht mehr genehmigt werden).
Wenn es die Generallösung z.Zt. nicht gibt, müßte sehr kreativ gedacht, geplant und gehandelt werden, ohne in Einseitigkeiten zu verfallen. Leider ist auch dies ein anstrengender Weg und mächtige Gegner (Interessensgemeinschaften aus Wirtschaft und Politik) stehen dem im Weg.
Energie ist ein Machtwerkzeug und wird als solches politisch mißbraucht - egal um welche Art der Gewinnung es sich handelt. Ich finde, solche Gesichtpunkte geraten schnell aus dem Gesichtsfeld, wenn hier diskutiert wird.
Ist aber alles nur meine Meinung zu dem Thema.
So, und jetzt ist mein Betrag zu Ende - möchte nicht wissen, wieviel Strom mein Schläppi dabei gefressen hat :-/
Gruß ka-el
Auf den ersten Blick erscheint es einleuchtend: Jede kWh aus Kohle, Öl, Gas, die durch einen CO2-neztralen Energieträger ersetzt wird, reduziert die CO2-Emissionen. Das geht in jedes Kleinhirn rein, damit kann man auf "Bauernfang" gehen ...
Der Teufel steckt, wie so häufig, im Detail:
Kernkraftwerke sind Grundlastwerke, d.h. sie laufen rund um die Uhr an jedem Tag in der Woche, das ganze Jahr. Das hat technische und wirtschaftliche Gründe. Ein technischer Grund: Nach dem Herunterfahren eines großen Reaktors unserer Bauarten dauert es MEHRERE TAGE, bis man ihn wieder auf Volllast hochziehen kann (hat was mit der zeitlich veränderlichen Zusammensetzung des Spaltproduktinventars und seiner Auswirkung auf die Neutronenreaktion zu tun - wer sich ausführlich damit befassen möchte: Stichwort "Xenon-Schwingungen", oder gleich Fachliteratur: Dieter Smidt, Reaktortechnik). Ökonomisch: Über 80% (!) der Gesamtkosten eines modernen Kernkraftwerks sind Kapitalkosten - ein Nichtbetreiben, nachdem es schon einmal unter Volllast gelaufen ist, bewirkt keine der Leerlaufzeit entsprechende Verlängerung der technisch möglichen Nutzungsdauer.
Kernkraftwerke laufen also gleichmäßig und rund um die Uhr, was überhaupt nicht unserer Bedarfsstruktur entspricht. Daher kann nur der Anteil an (elektrischer) Energie durch Kernenergie abgedeckt werden, der selbst in tiefster Nacht abgerufen wird. (Somit war Kernenergienutzung mit verantwortlich für die Ausdehnung von Schichtarbeit in der Volkswirtschaft, um die industrielle Elektrizitätsnutzung zu vergleichmäßigen.) In andere Bereiche kann Kernenergie nicht vorstoßen, denn für weitere Energiebereiche müsste elektrischer Strom gespeichert werden - das ist immer noch schweineteuer und mit miserablen Gesamtwirkungsgraden von um die 40% verbunden (gilt auch für heutige Brennstoffzellen, wenn man den Energiebedarf für ihre Herstellung und die kurzen Anodenlebensdauern berücksichtigt). Diese Obergrenze ist heute schon weitestgehend erreicht ! Nun könnte man sich damit abfinden und sagen: Na gut, aber wenigstens um diesen Anteil ist doch CO2 eingespart. - Leider Nein ! Denn man muss beachten, dass die nahezu vollständige Abdeckung des Grundlastbereiches durch Kernenergie erzwingt, dass für die übrigen Bereiche flexible und jederzeit einschaltbare Energieträger dadurch ERFORDERLICH sind, um zu einer bedarfsgerechten Energieversorgung zu kommen. Nun sind leider auch die mengenmäßig relevanten regenerativen Energieträger Sonne und Wind (alle anderen sind marginal) nicht bedarfsgerecht, sondern stehen zur verfügung, wenn die Sonne scheint oder der Wind pfeift. Solange sie nur einen marginalen Anteil am Energiemix ausmachen, merkt amn den Effekt nicht, sollte der Anteil aber größer werden, spielt er eine Rolle. Die Regenerativen konkurrieren dann nicht mit den fossilen, sondern mit der Kernenergie, nämlich um die jeweils erforderlichen (fossilen) Puffer zu einer bedarfsgerechten Energieerzeugung. Damit BLOCKIERT die Kernenergie die Entwicklung der Regenerativen, und nicht nur, weil sie selbst Kapital bindet, das an anderer Stelle bitter nötig wäre. Das übrigens ist keine neue Erkenntnis, sondern war bereits Gegenstand der Untersuchung einer im Jahr 1979 eingesetzten Enquente-Komission der damaligen Bundesregierung: Sie kam klar zu der Erkenntnis, dass massive Einsparungen fossiler Energieträger nur auf Wegen OHNE Kernenergie möglich sind. - Das Ergebnis war so nicht gewünscht und wurde daher von offizieller Seite versucht, unter den Teppich zu kehren (gelungen ist es ihnen für einen mehrjährigen Zeitraum nicht - in den Achtzigern kannte eine breite Öffentlichkeit diese Szenarien noch. Heute scheint Alles vergessen.).
26. August 2007, 21:28 Uhr
"Das Königreich will bis 2030 rund 30 Prozent der im Land erzeugten Energie mit Atomkraftwerken herstellen."...
..."Das erste Kernkraftwerk soll nach den Vorstellungen Abdullahs bis 2015 fertig sein."
Sydney - US-Präsident George W. Bush und Australiens Ministerpräsident John Howard setzen im Kampf gegen den Klimawandel auf Atomenergie. "Wer sich ernsthaft über Treibhausgase Gedanken macht, wird Atomkraft unterstützen", sagte Bush am Mittwoch in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Howard in Sydney. Schließlich könne mit Atomkraft Strom erzeugt werden, ohne dass dabei Treibhausgase entstehen.
Die Thema Klimaschutz spaltet die Meinungen unter den Führern der 21 Apec-Staaten. Die USA und Australien, zwei von nur einer Handvoll industrialisierter Staaten, die das Kioto-Protokoll nicht ratifiziert haben, fühlen sich nicht zuletzt von der Wirtschaft in einigen Apec-Ländern gedrängt, eine Lösung für die Region zu finden. Die Industrie fordere "verbindliche Ziele und Richtlinien für alle Maßnahmen zur Reduktion von Klimagasen, damit sie in entsprechende Technologie investieren kann", sagte Peter Charlton von der Apec-Wirtschaftsrunde. Doch die Weigerung der beiden Kioto-Gegner, Ziele und Zeitrahmen zu akzeptieren, hat sich schon in den ersten Tagen des Gipfeltreffens zu einem Stolperstein entwickelt. Während Bush und Howard – bis vor kurzem noch erklärte "Klima-Skeptiker" – bestenfalls eine Art "Nach-Kioto-Programm" mit "angestrebten" aber nicht verbindlichen Zielen akzeptieren, will Japan laut Meinung von Beobachtern mehr. Das Land hat bereits angekündigt, bis 2050 die Hälfte seiner Emissionen abbauen zu wollen. Bush und Howard zeigten sich zwar verständnisvoll und meinten, eine konstruktive Zusammenarbeit mit allen Ländern bei der UNO-Klimakonferenz im Dezember in Indonesien zu suchen, an der ein Nachfolgeabkommen für das 2012 auslaufende Kioto-Protokoll erarbeitet werden soll.
Australien und die USA kritisieren aber schon seit langem, Entwicklungs- und Schwellenländer hätten unter den Kioto-Vorgaben wirtschaftliche Vorteile gegenüber Industrieländern. Vor allem China, neben den USA weltgrößter Emittent von Klima schädigenden Gasen, müsse deshalb bei Verhandlungen mit am Tisch sitzen. Für Bush ist klar: "Wer sich wirklich Sorgen wegen der Treibhausgase macht, der müsste für Atomenergie sein." (Urs Wälterlin, Sydney, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 06.09.2007)
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Wir brauchen alle denkbaren Alternativen!
"nachwachsenden Rohstoffe", wenn sie mit der Abholzung der Regenwälder erkauft werden sowie zu steigenden Lebensmittelpreisen führen, können allerdings keine Lösung sein.
MfG/Johannah
Um das umzusetzen was diese Kommision damals gefordert hatte müßten wir heute wieder auf den Bäumen leben!
URL: http://www.welt.de/welt_print/article1201376/...Klimakatastrophe.html
"Liebe Klimakatastrophe, wir glauben zwar nicht so recht an Dich, aber das wollen wir hier jetzt einmal beiseitelassen."...
Ein interessanter Artikel, der auch gut zum Thema AKW Ja oder Nein paßt.
MfG/Johannah
Neue Plattform: Die EU-Kommission startet eine Forschungs-initiative, um AKW wirtschaftlicher und sicherer zu machen.
Bisher waren es nur Worte. Doch nun sollen Taten folgen. Die EU-Kommission forciert mit einer neu gegründeten Forschungsplattform den Ausbau der Kernenergie. Begründet wird dies mit dem Kampf gegen den Klimawandel. In einer offiziellen Stellungnahme heißt es: „Die Kernenergie wird ein wesentliches Element künftiger kohlenstoffarmer Energiesysteme bleiben.“
Laut dem zuständigen EU-Kommissar Janez Potocnik soll mit der Plattform die „wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit der Kernenergie“ verbessert werden. Außerdem geht es um die Entwicklung einer neuen Generation von Reaktoren, die eine wesentlich geringere Menge an nuklearen Abfällen produziert. Die Plattform, in der auch die Atomindustrie vertreten sein wird, soll die EU-Regierungen fachlich beraten und die Koordination der Finanzmittel übernehmen.
Proteste kommen bereits von Umweltorganisationen. So kritisiert Greenpeace, dass schon bisher mehr Forschungsgelder in Nuklearenergie als in alternative erneuerbare Energiequellen fließen.Ganz der Wahrheit dürfte das freilich nicht entsprechen: Zuletzt haben die EU-Staaten zwar die Mittel für Nuklearforschung deutlich erhöht. In ihrem 6. Rahmenprogramm für Forschung und technologische Entwicklung für die Jahre 2002 bis 2006 hatte die EU noch 210 Millionen Euro für Kernenergie-Projekte reserviert. Für das laufende 7. Forschungsrahmenprogramm von 2007 bis 2013 sind nun 287 Millionen Euro für Nuklearenergie vorgesehen. Aber für die Unterstützung von allen anderen Energiebereichen stehen im selben Zeitraum 2,3 Milliarden Euro zur Verfügung.
Osteuropa will Ausbau
Der Vorstoß der EU-Kommission für eine neue Atomplattform verstärkt die längst eingeleitete Renaissance der Kernenergie in mehreren EU-Mitgliedstaaten. Allen voran wollen die Länder Mittel- und Osteuropas die Atomkraft ausbauen. Litauen, Polen, Ungarn und Slowenen sind erst vergangene Woche einer US-Initiative zur friedlichen Nutzung der Atomenergie beigetreten. Die im Vorjahr gegründete Global Nuclear Energy Partnership GNEP geht von der Annahme aus, dass der weltweite Energieverbrauch bis 2030 stark ansteigen wird – laut einer OECD-Studie um 53 Prozent.
Aber auch westeuropäische Länder setzen wieder verstärkt auf Atomstrom. Italiens Industrieminister Pierluigi Bersani kündigte zuletzt einen Vorstoß für die Atomenergie an. „Wir müssen voll in die Nuklearforschung der neuen Generation einsteigen“ , forderte Bersani. Italien hatte 1987 per Referendum einen Ausstieg beschlossen. Auch in Deutschland entflammt die Atom-Debatte immer wieder von Neuem. Zuletzt, nachdem die Internationale Energie-Agentur IEA die Regierung in Berlin davor gewarnt hatte, den Ausstieg aus der Atomkraft fortzusetzen. Denn gerade für Deutschland wachse die Gefahr einer zunehmenden Abhängigkeit von Energie-Importen, so die IEA-Experten.
Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy stößt in dasselbe Horn. Bei der UN-Klimakonferenz in New York kündigte er sogar Hilfe für alle jene Staaten an, die eine friedliche Nutzung der Kernenergie anstreben. Auch bei der EU-Forschungsplattform ist Frankreich vorn dabei, unter anderem durch die Leiter des Kerntechnikunternehmens AREVA NP und der Électricité de France. Italien und Deutschland sind ebenfalls stark vertreten, das AKW-freie Österreich blieb der neuen Initiative hingegen vorerst fern.
http://www.diepresse.com/home/politik/eu/332553/...ink=/home/index.do
Heute vor 50 Jahren geriet der Atomreaktor im englischen Windscale (heute Sellafield) in Brand. Dieser Unfall gleicht in vielen Details der Katastrophe von Tschernobyl:
- Der Reaktortyp (graphitmoderiert und luftgekühlt (Windscale) bzw. dampfgekühlt (Tschernobyl)) war sehr ähnlich
- Die Ursache des Unfalls (der Reaktor wurde in einem unzulässigen Leistungsbereich gefahren) war die gleiche
- In beiden Fällen geriet der Graphitblock in Brand
- In Tschernobyl kam es zu einer Explosion wegen der chemischen Reaktion mit dem Kühlmittel Wasserdampf; in Windscale wäre es beinahe zur Explosion gekommen, als die Mannschaft versuchte, den Graphitbrand mit Wasser zu löschen
- In beiden Fällen wurde der Unfall zunächst zu vertuschen versucht und dann verharmlost
- Beide Reaktoren sind bis heute unter einem großen Betonmantel versiegelt.
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Nukleare Dreckschleuder
Vor 50 Jahren kam es im britischen Sellafield zum weltweit ersten großen Atomunfall
VON PETER NONNENMACHER
London. Vor fünfzig Jahren brannte der Reaktor der nordwestenglischen Plutoniumschmiede Windscale. Die Welt erlebte den ersten großen Atomunfall.
Zwei Tage lang wütete auf dem Gelände ein Feuer, dessen Spätfolgen Hunderten Menschen das Leben gekostet haben soll. Zwei Tage lang kämpften die in der Krisenbewältigung völlig unerfahrenen Beschäftigten des Werks, um eine Totalexplosion zu verhindern. Und erst jetzt wagt man sich daran, die strahlende Erbschaft zu entsiegeln. Bis vor kurzem präsentierte sich der Unglücksreaktor noch als gigantischer Betonsarg, in dem es weiter rumorte. Dabei war das Gelände längst zu einer hochmodernen Aufarbeitungsstätte gewachsen und in Sellafield umbenannt worden.
Der Brand ließ einen 2000 Tonnen schweren Graphitmoderator mit mindestens 15 Tonnen an beschädigten Brennstäben, verstrahltem Staub, Resten gelben Urans, geschmolzenem Aluminium und radioaktivem Schlamm zurück. Beim Routineprozess des Wärmeabtauschs im Reaktor war es zu einem sprunghaften Temperaturanstieg gekommen. Dann wurde auf dem Werkshof eine gefährlich hohe Radioaktivität gemessen. Die Mitarbeiter wussten nicht, ob sie mit Wasser löschen durften oder ob sie damit eine Explosion auslösen würden, und so konnten sie nicht verhindern, dass zwei radioaktive Dampfwolken entwichen und sich bis weit über Nordeuropa ausbreiteten. Die Arbeiter, die ihr Leben riskiert hatten, wurden später beschuldigt, durch "Fehleinschätzungen" den Unfall verursacht zu haben.
In Wirklichkeit hatte es in einem übereilten Atomprogramm und beim überstürzten Reaktorbau Fehler gegeben. In weniger als drei Jahren war Windscale Pile One erstellt worden. Im Februar 1952 lieferte das Werk bereits Plutonium. Im Oktober desselben Jahres erprobten britische Militärs eine neue Bombe. Deshalb die Eile. Warnungen, die es schon früh gab, wurden ignoriert. Und als die Katastrophe eingetreten war, wurde die Bevölkerung erst alarmiert, als der Unfall praktisch schon vorbei, die erste Wolke schon übers Land gezogen war. Millionen Liter kontaminierter Milch wurden verkauft, obwohl man von der Verseuchung wusste. Entsprechende Dokumente blieben streng geheim.
Die Umweltorganisation Greenpeace sieht aktuelle Parallelen: Der Bau Windscales sei überstürzt erfolgt, "und die aktuellen Regierungspläne für neue Reaktoren in unserem Land sind ebenso übereilt, wie sie es damals waren".
Unfallchronik Windscale
Im Oktober 1957 wurde der Reaktor Windscale - später in Sellafield umbenannt - in einem nicht erlaubten Leistungsbereich gefahren und fing Feuer. Tagelang brannte der Graphitmoderator, der radioaktive Rauch konnte nicht ausgefiltert werden. 150 Brennstäbe blieben in der Ruine. Beim Fluten des Reaktors mit Wasser kam es nur durch glückliche Umstände nicht zu der befürchteten Knallgasexplosion. Zwanzig Jahre später, 1973, wurde ein Teil der Anlage bei einem weiteren schweren Zwischenfall radioaktiv verstrahlt. Nach dem schweren Unglück von 1957 und dem Unfall von 1973 kam es 2005 in Sellafield zu einem weiteren schweren Störfall. Erst nach über sieben Monaten wurde ein Leck entdeckt, durch das etwa 83000 Liter einer radioaktiven Flüssigkeit, bestehend aus Schwefelsäure, Uran und Plutonium, austraten. Die betroffene Halle wurde massiv verstrahlt. Ferngesteuerte Maschinen mussten das Abpumpen übernehmen.
Copyright © FR-online.de 2007
Erscheinungsdatum 10.10.2007
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sueddeutsche.de
Neue Zahlen zum Atomunfall
Strahlende Wolke über Windscale
50 Jahre nach dem Brand im britischen Kernreaktor Windscale haben Forscher das Ausmaß des Atomunfalls neu berechnet. Der Fallout war demnach deutlich größer als angenommen.
Von Christopher Schrader
Es war ein schöner Herbsttag im Norden Englands, als dort am 10. Oktober 1957 der Unfall passierte, der "nur darauf gewartet hatte zu passieren", wie später Chronisten schrieben. Im Kernreaktor "Windscale 1" fingen am frühen Nachmittag ein 2000-Tonnen-Block Graphit und etwa zehn Tonnen Uran Feuer, und erst gegen Mittag am 11. Oktober hatten die Bedienungsmannschaften den Brand im Griff. Eine strahlende Wolke entkam dem Schornstein der Anlage und legte sich über England und große Teile Nordeuropas.
Jetzt, fast genau 50 Jahre später, haben zwei britische Forscher berechnet, dass damals etwa doppelt so viel radioaktives Material freigesetzt wurde als bisher geschätzt. Auch die Zahl der Krebsfälle, die das Unglück auslöste, sei deutlich höher als angenommen (Atmospheric Environment, Bd.41, S.3904, 2007).
John Garland, ehemaliger Mitarbeiter der britischen Atomaufsichtsbehörde, und Richard Wakeford von der Universität Manchester haben die alten Aufzeichnungen überprüft. Da der Wind in jenen 24 Stunden wechselhaft war und am Boden zwischen Südwest und Nord sprang, mussten sie genau rekonstruieren, wann welche Menge Radioaktivität freigesetzt worden war. Sie nutzten dabei unter anderem Computermodelle, die sonst der Wetter- und Klimavorhersage dienen. So konnten sie die Verbreitung der strahlenden Wolke simulieren und daraus auf die Menge der Radioaktivität zurückschließen.
Das meiste waren Jod-, Tellur- und Xenon-Isotope, die nach wenigen Wochen weitestgehend zerfallen waren; in der Zeit direkt nach dem Unfall aber musste die britische Regierung Lebensmittel wie Milch aus der betroffenen Region aus dem Handel verbannen und vernichten. Noch heute hingegen belasten Cäsium und geringe Mengen Plutonium die Umwelt. Eine Sonderstellung nimmt Polonium ein, das die Experten damals offenbar unterschätzten und geheimhielten. Nach Wakefords Schätzung ist es für einen Großteil der statistisch zu erwartenden 240 Krebsfälle verantwortlich. Frühere Schätzungen hatten von 200 Fällen gesprochen.
Die beiden Reaktoren in Windscale, das zum heutigen Nuklearkomplex Sellafield gehört, hatten eine primitive Konstruktion, ihnen fehlte zum Beispiel ein Sicherheits-Druckbehälter. Sie dienten allein dazu, Plutonium für Atombomben und einige andere Stoffe zu erbrüten.
Das Polonium zum Beispiel wurde für Zünder der Nuklearwaffen gebraucht. Die nukleare Kettenreaktion geschah in Aluminiumröhrchen mit Uran. Sie steckten in einem Graphitblock, der bei einem Zerfall austretende Neutronen bremste und so die Kettenreaktion ermöglichte. Die entstehende Wärme wurde wie bei einem alten Auto abgeführt: mit Luftkühlung.
Zur Stromerzeugung wie bei modernen Reaktoren wurde die Wärme nicht genutzt. Große Ventilatoren bliesen Luft durch die Kanäle mit den Brennelementen. Im laufenden Betrieb kam es dabei vor, dass der Luftzug die Brennelemente verschob oder aus dem Meiler warf. Hinter dem Reaktor wurde die erwärmte Luft durch einen 120 Meter hohen Schornstein wieder nach draußen geblasen. Dass in diesen Kamin Filter für radioaktive Stoffe gehörten, war beim Bau der Reaktoren ein Nachgedanke gewesen, der dem Zuständigen offenbar zunächst Spott eingebracht hatte.
In diesen Filtern nun begannen am Nachmittag des 10. Oktober 1957 die Strahlungswerte zu steigen, bald waren die Zeiger oben von der Skala gerutscht. Im Reaktor selbst wurde es schnell zu heiß. Offenbar war der Bedienungsmannschaft eine Wartungsmaßnahme außer Kontrolle geraten. Der Reaktorkern musste regelmäßig aufgeheizt werden, damit sich im Graphit keine Strahlenschäden ansammelten.
Dabei hatte es entweder eine lokale Überhitzung gegeben, oder ein Röhrchen, in dem andere radioaktive Substanzen aus Magnesium und Lithium erbrütet werden sollten, war in Brand geraten. Jedenfalls ließ sich der Reaktor nicht mehr kühlen, die eingeblasene Luft fachte das Feuer an.
Rot glühende Brennelemente
Als die Bedienungsmannschaft zur Kontrolle eine Revisionsklappe öffnete, sah sie Brennelemente rot glühen und Flammen am hinteren Rand des Graphit lodern. Die Brennelemente hatte sich bereits verzogen, ließen sich nicht mehr einfach aus dem Block entfernen. Teilweise benutzen die Arbeiter Vorschlaghämmer, wie britische Medien in ihren Berichten zum Jubiläum schreiben.
Schließlich griff die Mannschaft zu einem verzweifelten Mittel: Sie löschte mit Wasser. Das hätte eine verheerende Katastrophe auslösen können, schon weil die Gefahr bestand, dass der entstehende Dampf die Halle sprengt. Das Löschen war dann zwar erfolgreich. Doch bis heute arbeiten britische Behörden daran, den Unglücksreaktor abzubauen.
Politisch kam der Brand der Regierung unter dem damaligen Premierminister Harold Macmillan höchst ungelegen. Sie verhandelte gerade mit den USA über eine Aufnahme einer nuklearen militärischen Kooperation. Daher wurde der Untersuchungsbericht über das Windscale-Feuer für geheim erklärt, nur eine bereinigte Zusammenfassung erreichte die Öffentlichkeit. Erst seit 1989 sind alle Fakten über das Unglück allgemein zugänglich.
Spuren der Radioaktivität wurden damals in vielen Ländern Europas gemessen, jenseits der Nord- und rund um die Ostsee. 90 Prozent des strahlenden Materials aber sind damals über England niedergegangen, besagt die neue Studie.
In der internationalen Skala für die Schwere von nuklearen Unglücken, die von den Stufen Null bis Sieben reicht, belegt die strahlende Freisetzung die Stufe Fünf. Gravierender waren nur die Unglücke von Majak und Tschernobyl, wo nach Berechnungen Wakefords etwa 1000-mal so viel radioaktives Jod freigesetzt wurde wie in Windscale.
(SZ vom 09.10.2007)
von ... (Symietz), 13.07.2007, 13:38
"In den Bergwerken der Welt, nicht nur aber vorzugsweise in China u. Russland, sterben jährlich ca. 10.000 Bergleute, keinem der jetzt gegen Kernkraft aufheulenden Gutmenschen ist das auch nur eine Träne wert. In den letzten ca. 10 Jahren also etwa 100.000 Menschenleben! Das nenne ich heuchlerisch und verlogen.
Was soll man übrigens von Leuten erwarten, die für Strahlensicherheit verantwortlich sind, ohne etwas davon zu verstehen, weder von Strahlung noch von Atomphysik was von kommentierenden Panikmachern, die vom "Super-GAU" sprechen, also vom "Super-Grössten anzunehmender Unfall". Dabei hat der sogar einen Namen und ein eigenes Ministerium.
Doch alles wird gut: In Irland glauben dieser Tage "Wissenschaftler", mit einem Perpetuum Mobile die Energieprobleme der Welt zu lösen. Ich nehme an, hoffe es zumindest, Gabriel steht schon in Verkaufsverhandlungen.
Mich stört übrigens sehr, mit welcher Arroganz und Menschenverachtung technisch ungebildete Personen, gleich ob Minister oder MdB, über technisch hoch gebildete Mitarbeiter von KKWs, gleich ob CEO oder Ingenieur, sprechen und (ver)urteilen."
So viel zur Gefahr der AKW.
Mehr will ich dazu auch nicht sagen. Der Autor hat das "Problem" genau genug beschrieben.
MfG/Johannah
10.09.07, 15:08
"... Frankreichs Präsident Sarkozy wünscht sich für Deutschland eine neue Energiepolitik. Am liebsten wäre ihm ein Ausstieg aus dem Atomausstieg. Ob Siemens weiter mit Frankreichs Atomindustrie im Geschäft bleibt, ist ungewiss. " ...
MfG/Johannah
18. Oktober 2007, 04:00 Uhr
"Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy will Siemens aus dem Atomtechnik-Konzern Areva drängen. Setzt er seine Pläne tatsächlich um, stünde Deutschland schon lange vor dem Atomausstieg ganz ohne eigene Kerntechnik da."...
..."Dank einer vertraglich vereinbarten "Call-Option" hat der französische Hauptaktionär Areva das Recht, den 34-prozentigen Siemens-Anteil demnächst zu übernehmen. Wird der Kauf bis zum 30. Januar 2009 angemeldet, muss sich Siemens bis spätestens 2012 aus der Atomtechnik zurückziehen. Lange bevor hierzulande das letzte Atomkraftwerk vom Netz geht, stünde Deutschland dann ohne eigene Atomtechnik dar."...
MfG/Johannah
Im Atomkraftwerk Krümmel haben Experten eine fehlerhafte Baugruppe entdeckt und ausgetauscht. Sie hat laut Betreiber Vattenfall die Aufgabe, bei hohem Füllstand im Reaktordruckbehälter die automatische Absperrung von Rohrleitungen auszulösen. Der Fehler wurde bei Routinekontrollen gefunden und als meldepflichtiges Ereignis eingestuft. Die Atomaufsicht in Kiel veranlasste eine Überprüfung. Seit einem Transformatorenbrand am 28. Juni ist das Kraftwerk vom Netz.
mfg ds
aber keine Antworten.
Bei böswilliger Interpretation deines Postings könnte man auch behaupten; Die Klospülung war verstopft, und deswegen wurde der Schpülwasserzulauf zum Klo unterbrochen.
MfG/Johannah
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Ich möchte eure Sterne nicht. Gebt sie den Bedürftigen.
Klimadiskussion liefert neue Argumente für Kernkraft
DÜSSELDORF. In den 60er-Jahren als Garant billigen Stroms ausgebaut, hat die Atomenergie-Lobby heute mehr als ein Imageproblem. Der Ausstieg ist beschlossen - und zu den Gründen zählt die noch immer fehlende Endlagerungsmöglichkeit für Jahrtausende lang strahlenden Atommüll. Spätestens seit dem verheerenden Reaktorunglück in Tschernobyl 1986 ist auch die Furcht vor einer weiteren Katastrophe präsent.
Auftrieb hat die Atomkraft nun allerdings wieder durch die Klimadiskussion erhalten. So bezeichnete das Deutsche Atomforum, ein Lobbyverband aus Unternehmen der Energiewirtschaft, die Kernkraftwerke unlängst als "Klimaschützer", weil sie im Unterschied zu fossil befeuerten Kraftwerken kein Kohlendioxid ausstoßen. Die 17 Atommeiler in Deutschland helfen nach Berechnungen der Organisation, jährlich 150 Mill. Tonnen des klimaschädlichen Gases zu vermeiden. Das sei ungefähr die Menge, die der gesamte Straßenverkehr freisetze. Im dritten Teil der diesjährigen Klimastudie des Weltklimarates IPCC raten dessen Autoren sogar zum Bau neuer Atomkraftwerke.
Doch noch gilt: Deutschland soll bis zum Jahr 2020 aus der Nutzung von Atomenergie ausgestiegen sein. Der Beschluss war von der rot-grünen Vorgängerregierung im Jahr 2001 gefasst worden. Die Große Koalition hat im Koalitionsvertrag zwar vereinbart, an dieser Entscheidung festzuhalten, doch derzeit scheint für Atomkraft eine Renaissance möglich zu sein. Vor allem seitens der Union wurde der Ausstieg zuletzt häufiger in Frage gestellt. Auch der neue Vorstandschef des drittgrößten deutschen Versorgers EnBW, Hans-Peter Villis, rüttelt am Ausstieg. "Der Beschluss bereitet mir große Sorge. Wir müssen darüber diskutieren, die Laufzeiten der Atomkraftwerke zu verlängern."
Direkter wird der Präsident des deutschen Atomforums, Walter Hohlefelder: "Die Bundesregierung muss sich entscheiden: Entweder sie bleibt beim Ausstieg. Dann verfehlt sie die Ziele zur CO2-Reduktion mit Sicherheit. Oder sie revidiert den Beschluss. Dann hat sie realistische Chancen, die Klimaschutzziele zu erreichen."
Das Bestreben, Atomenergie wieder salonfähig zu machen, spiegelt auch die weltweite Entwicklung wider. So entstehen in Indien zurzeit sieben und in China vier neue Reaktoren, um den wachsenden Energiehunger zu befriedigen. In Europa treiben Russland, die Ukraine, Finnland, Bulgarien, Rumänien und Frankreich den Ausbau ihrer nuklearen Kapazitäten voran. Zwar deckt Atomstrom nur 2,5 Prozent des gesamten weltweiten Primärenergieverbrauchs - weshalb Kritiker einwenden, sogar ein massiver Ausbau der Kernkraft falle in der globalen Schadstoffbilanz kaum ins Gewicht.
Betrachtet man jedoch nur die Stromerzeugung, wird die Rolle der Atomkraft wichtiger. So stammten im Jahr 2005 global rund 16 Prozent der Elektrizität aus der Kernkraft, in Europa waren es 29 und in Deutschland 26,3 Prozent.
Ein Manko wird selten diskutiert: Denn auch der Vorrat am Brennmaterial Uran ist begrenzt: Die Vorkommen werden bei konstant bleibendem Verbrauch in etwa 70 Jahren erschöpft sein. Die Atomlobby verweist allerdings darauf, dass Uran länger zur Verfügung stehen könne. Künftige Kraftwerke sollen zum Beispiel wesentlich weniger Brennstoff als heute verbrauchen: In Planung sind Kernkraftwerke der vierten Generation, die effizienter arbeiten sollen. Trotzdem könnte ein weiterer schwerwiegender Störfall die Technik erneut brandmarken und mit einem Schlag Milliardeninvestitionen in Frage stellen, die an anderer Stelle für umweltfreundlichere Techniken hätten verwendet werden können.
[01.11.2007] Von Oliver Klempert
MfG
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