Das barbarische Metall
Mit Produktivkräften meinte ich (per Definition, olle Marx):
Der Begriff Produktivkräfte entstammt der marxistischen Wirtschaftstheorie. Die Produktivkräfte umfassen alle natürlichen, technischen, organisatorischen und geistig-wissenschaftlichen Ressourcen, die der Gesellschaft in ihrer jeweiligen Produktionsweise und den darin verankerten Produktionsverhältnissen zur einfachen und gegebenenfalls erweiterten Reproduktion zur Verfügung stehen. Aus der klassischen Nationalökonomie - dem Vorläufer der modernen Volkswirtschaftslehre - ist der sehr viel enger gefasste und deshalb nicht als Synonym zu verstehende Begriff „Produktionsfaktoren“ geläufig.
Die wichtigsten gesellschaftlichen Produktivkräfte sind im engeren Sinn
die Technik bzw. Technologie (Hardware und Software),
die Arbeitskraft, besonders ihre Fähigkeiten und Qualifikationen und
das Management mit seinem Wissen, den Arbeits- und Produktionsprozess zu organisieren.
Daneben zählen im weiteren Sinn (erschlossene) Rohstoffe und Energiequellen sowie die Infrastruktur zu den Produktivkräften.
http://de.wikipedia.org/wiki/Produktivkraft
Das Problem (bezüglich des von dir, 25karat erwähnten Effektes) bei der Automatisierung der Arbeit (nicht zuletzt auch EDV und Robotik) ist, was wird aus den überzähligen Arbeitskräften, deren Zahl sich durch die Gleichstellung ja noch annähernd verdoppelt hat? Nur noch Dienstleister und Paketverteiler (s.o. DHL) sowie Transferleistungsempfänger?
16:01 09.02.12
Momentan ist der Unterschied zwischen Banken und Hedgefonds fast fließend, denn Banken leihen sich in großem Stil Geld von der Europäischen Zentralbank (EZB), kaufen davon Wertpapiere und hinterlegen diese wieder als Sicherheit, nehmen Geld auf, kaufen Wertpapiere usw. Eigentlich könnte man sagen: Das war doch von der EZB so gewünscht. Das ist aber nur zum Teil richtig. Die EZB lagert über die Bereitstellung des billigen Geldes über einen längeren Zeitraum die Risiken aus. Dies ist der große Unterschied zur Amerikanischen Notenbank, die inzwischen nominal über 2 Billionen US-Dollar als Anleihen in ihren Büchern hat. Die EZB ist aktuell mit ca. 500 Mrd. dabei, aber mit den bisherigen und zukünftigen langfristigen Tendern greift sie in ähnlichem Maße in die Märkte ein. Dass die Banken nun den Hebel ansetzen, birgt unkalkulierbare Risiken in sich. Die Geschichte wird nur dann gut enden, wenn die Politik den Flächenbrand in Euroland verhindern kann. Aber sich darauf zu verlassen, kann schlimm enden.
Quelle: http://www.ariva.de/news/kolumnen/Banken-Hedgefonds-3959712
Die Notenpresse ist zur stärksten Waffe der Zentralbanken im Kampf gegen die weltweite Finanzkrise geworden. Durch das Anschmeißen der Gelddruckmaschinen stellen die Notenbanken den Finanzmärkten lebenswichtige Liquidität zur Verfügung. Zum einen kaufen die Notenbanken direkt Anleihen wie Immobilienanleihen oder Staatspapiere, das drückt für die Schuldner die Zinslast. Zum anderen stellen die Notenbank den Banken massiv Geld zu extrem günstigen Bedingungen zur Verfügung. Wie effektiv dies sein kann, hat der Dreijahrestender der Europäischen Zentralbank (EZB) im Dezember gezeigt. Dieser hat ganz erheblich zur Entspannung in der Eurozone beigetragen und die Renditen der Anleihen in der Peripherie purzeln lassen.
Aber die Medaille hat eine Kehrseite. Die Bilanzen der Zentralbanken sind seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 massiv aufgebläht worden. Damit steigen aber die langfristigen Inflationsgefahren. Während die vier größten Zentralbanken, die US-Notenbank Federal Reserve, die EZB, die Bank of Japan und die Bank of England, zum Ausbruch der Krise rund 18 Prozent der addierten Wirtschaftsleistung ihrer Regionen auf den Büchern hatten, hat sich dieser Wert in der Zwischenzeit verdoppelt.
Und die Bilanzen werden weiter anschwellen. Ende Februar steht der zweite Dreijahrestender der EZB an. Hier könnten laut Schätzungen bis zu 1 Billion Euro, immerhin rund 10 Prozent des Eurozonen-BIP abgefragt werden. Auch gehen viele Analysten davon aus, dass die US-Notenbank Mitte des Jahres Quantitative Easing Nummer 3 einläuten wird, also die dritte Stufe der Geldmengenaufblähung über Anleihenkäufe. Morgan Stanley schließt nicht aus, dass Quantitatives Easing zu einem "quasi-permanenten" Instrument im Werkzeugkasten der Zentralbanken wird. Bislang sind die Kritiker, die einen Anstieg der Inflation befürchten, eines Besseren belehrt worden.
Werden die Banken dauerhaft zu retten sein?
Kann sein, das das Geklüngel zwischen Hochfinanz und Politik kurzzeitig gewisse Erfolge aufweist, ob dadurch jedoch das System gerettet werden kann ist fragwürdig.....
Die Ökonomik ist seit Keynes praktisch vollständig versumpft, Konsum steht im Mittelpunkt aller ökonischen Betrachtung, die Keynesianer denken praktisch man könnte sich reich fressen....
Im Gegensatz zur österreichischen Schule die besagt, daß Kapital durch Sparen geschaffen werden sollte, denken die Keynesianer man könnte auf sparen verzichten und sparen durch Kredit ersetzen.....
Man kann auch ein Haus aus Lehm bauen, wird vermutlich sogar schneller fertig, aber wenn der nächste große Regen kommt, dann wars das....
Finde die keynesianische Denkweise barbarisch, bevorzuge die österr. Schule, das Gold nicht einfach über Kredit geschaffen werden kann braucht man ja nicht zu erwähnen!
Wenn die Kurse fallen ----- Sorgen um Griechenland
nur ein paar kopierte Titelzeilen, allein von heute:
Aktien New York Schluss: Gewinne - Daten und Hoffnung für Griechenland
Aktien Frankfurt Schluss: Im Minus - Griechenland weiter Thema
Athen hofft auf Hilfe - Staatspräsident redet sich in Rage
15:07§ dpa-AFX Aktien Frankfurt: Verluste - Griechenland und Moody's verunsichern
Also mit Commerzbank, Deutsche Post, Infineon und Telekom kann man in letzter Zeit immer nen guten Euro machen, wenn man gerne tradet....
Sind nicht so teuer und schwanken immer mal 10-30 Cent. Wobei die Telekom in letzter Zeit ziemlich stabil ist, und da ist HV glaube am 25.05.,
lohnt sich vielleicht die zu halten, gute Dividente und wird meiner Meinung nach vor Mai noch mal anziehen, deutlich über 9 Euro.
Nur eine Überlegung, keine Empfehlung.
Gewinne wie immer in Gold natürlich.....
Wer nach London kommt, kann mal die City besichtigen, am Wochenende immer ziemlich unbesucht, außer ein paar Touristen sieht man kaum Leute, die teuren Geschäfte sind geschlossen und die leere wirkt etwas gespenstisch. Die City das ursprüngliche London beherbergt unter anderem den Tower mit den Kronjuwelen und die Guildhall den Sitz der Verwaltung, einige Kirchen etc.
Zum Leben erwacht die City Wochentags , wenn nahezu 300000 Leute arbeiten ca.80% davon im Finanzsektor, also bei Banken , Versicherungen, Finanzdienstleistern etc.
Ursprünglich war es mal der Hauptsitz der wichtigen Merchant Banks wie etwa Morgen Grenfell, Warburg, Bering Br.,Flemings, Rothschild, Schroders und anderen.
Rothschild und Schroders sind heute noch relativ unabhängig, die anderen sind aufgekauft oder abgewickelt.
So hat sich die Deutsche Bank z.b.Morgen Grenfell einverleibt (2,7 Milliarden)......oder die Dresdner Kleinwort Benson, Dresdner gehört ja heute zur Commerzbank!
Die City ist heutzutage aber nicht mehr der einige Ort der Bankenkonzentration in Londen, es gibt z.B. noch Canary Wharf, wo etwa 90000 Menschen arbeiten, Sitz von Lehmann Brothers (neu Nomura), Merrill Lynch (jetzt Bank of America), Citygroup (teilverstaatlicht), HSBC(war mal die größte Bank der Welt) etc.
Insgesamt werden in der City ca.4-5% des Englischen BIP erwirtschaftet,der Finanzsektor ist expotentiell gewachsen während die Industrieproduktion schrumpft, die Anzahl der Finanzprodukte ist extrem angestiegen, die Finanz und die Realwirtschaft driften immer weiter auseinander!
Die britischen Politiker setzen daher alles daran die City als europäischen Finanzplatz Nummer 1 zu halten, sie werden daher meiner Meinung nach einer Finanzregulierung niemals zustimmen.
Nach den Bankenexzessen wird der Volkszorn völlig ignoriert!
BERLIN (dpa-AFX) - Der Bund der Steuerzahler hat den Bundestag aufgefordert, den neuen Milliarden-Hilfen für Griechenland nicht zuzustimmen. "Beim zweiten Griechenland-Paket sind die Steuerzahler einmal mehr die Verlierer", sagte Verbandspräsident Karl Heinz Däke der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch). Die Beteiligung der privaten Gläubiger muss nach seiner Ansicht viel höher ausfallen. "Denn schließlich haben die Banken bereits einen erheblichen Teil ihrer Risikopositionen über den öffentlichen Sektor entsorgt."
Wie die Zeitung "Die Welt" (Mittwoch) berichtet, wird das neue Rettungspaket das Risiko für die deutschen Steuerzahler mehr als verdoppeln. Nach Berechnungen des Blattes geht die Bundesrepublik etwas mehr als 31 Milliarden Euro an neuen Risiken ein, wenn das Hilfsprogramm im Gesamtumfang von 130 Milliarden Euro bis 2014 vollständig ausgezahlt werden sollte. Bislang habe das Griechenland-Risiko des deutschen Staates knapp 30 Milliarden Euro betragen.
'WELT' STAATLICHE BANKEN VERLIEREN 10 MILLIARDEN
10 Milliarden Euro seien jetzt erstmals für den deutschen Staat tatsächlich verloren, da auch die staatlichen Kreditinstitute wie Landesbanken oder Abwicklungsanstalten vom Schuldenschnitt für die privaten Gläubiger betroffen seien und damit auch der Steuerzahler. Nach der Umschuldung werden die staatlichen Geldhäuser laut "Welt" voraussichtlich knapp zehn Milliarden Euro auf ihre Griechenland-Verbindlichkeiten abgeschrieben haben.
Auch der finanzpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Gerhard Schick, hält den Schuldenschnitt für Griechenland für nicht ausreichend. "Es wird eine weitere Runde geben und dann wird auch der Steuerzahler in die Tasche greifen müssen", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
CDU-POLITIKER BOSBACH WILL NICHT ZUSTIMMEN
Positiv sei, dass die Zinsen für Griechenland nun niedriger seien. "Aber wir müssen jetzt schleunigst dafür sorgen, dass sich die Hedgefonds beim Schuldenschnitt nicht aus der Affäre stehlen", sagte Schick. Zudem wiesen die Einsparungen in Athen eine Schieflage auf. "Die Armen werden geschröpft, der Militärhaushalt bleibt viel zu hoch."
Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU), will dem zweiten Rettungspaket für Griechenland im Bundestag nicht zustimmen. Das kündigte er in der "Passauer Neuen Presse" (Mittwoch) an. "Wir marschieren weiter mit großen Schritten in Richtung Haftungsunion und gehen dabei zulasten künftiger Generationen Risiken ein, die ich für unvertretbar halte."
Der Bundestag will am kommenden Montag über das zweite Hilfspaket von 130 Milliarden Euro entscheiden, bereits am Freitag berät der Haushaltsausschuss. Für die symbolträchtige Kanzlermehrheit von Schwarz-Gelb sind mindestens 311 Ja-Stimmen der Koalition nötig. Das Parlament hat 620 Abgeordnete./kr/DP/zb
Quelle: dpa-AFX
Banken haben eigentlich einen Freibrief.....
Verleihen Geld, das eigentlich nur zum Teil existiert an Staaten, die das eigentlich auch gar nicht mehr zurück zahlen können und wenn es dann ganz schief geht ist ja noch der Steuerzahler da, den die Politiker dann mal zur Kasse bitten....
Und der Höhepunkt, der Steurezahler wählt diese Poliker auch noch, das ganze nennt man dann Demokratie....
Na dann weiter so!
Fazit Bänker und Politiker sind klar im Plus, der Steuerzahler wird wohl zukünftig etwas blass aussehen.....
Ach so einen kleinen Rücksetzer sitzt man doch auf der linken Pobacke aus..............
Warte mal auf einen richtigen, wollte noch ein bischen einkaufen!
Wollte noch mal auf #633 zurückkommen , mit diesen Aktien 7% Gewinn dieses Jahr (jetzt ist März) Volatilität ist manchmal nicht so schlecht.
Zum Vergleich, Sparbuch gibt 0,5- 1% also nicht viel Gewinn um Gold zu kaufen.
Harcoon,
du mußt Zeit haben. Mach mal was vernünftiges und sitz nicht den ganzen Tag am Bildschirm. Kümmere dich um die Armen und Entrechteten, anstatt das Sein oder Nichtsein auf hunderten von Seiten zu definieren.
Danke
Zeitpunkt: 16.03.12 16:03
Aktion: Löschung des Beitrages
Kommentar: Löschung auf Wunsch des Verfassers
eigentlich etwas, das schon die Bezeichnung "Humor" verdient?
Hierzu ein (aus meiner Sicht) lesenswerter Kommentar von Multi-Kulti-Liebhaber (s.o.):
" Humor zu haben bedeutet aber mehr als einfach nur Witze reißen zu können und sich gerne Komödien anzuschauen. Humorvolle Menschen sind meiner Ansicht nach solche, die das Leben nicht immer so ernst nehmen, und zwar auch in noch so formalen Situationen; die auch nicht nur an ihre eigenen Vorteile denken; die kein arrogantes Gebaren an den Tag legen, sondern lebensfrohe Naturen sind, die allen Menschen gegenüber offen sind und ihnen mit einem freundlichen Lächeln begegnen; mit denen man über alles reden kann und die es schaffen, andere Menschen, die schwerwiegende Probleme haben wieder aufzumuntern; die nie auf einen herabsehen würden und die auch keine Zyniker sind oder solche die sich nur auf Kosten anderer lustig machen etc. - kurzum: Leute, bei denen man sich einfach immer wohl und verstanden fühlt.
Mal wieder eine echte Meisterleistung aus dem Forum der Meinungsvielfalt:
"Viele schreien nach einem unzensierten Forum"
Ja, aber nur, wenn es ins einseitige Weltbild passt?
Manche merken einfach nichts. Es muss sich wohl um eine gewisse Form der gestörten Wahrnehmungsfähigkeit handeln.
(B.Wolke http://www.ariva.de/forum/...-die-Welt-357283?page=2182#jumppos54572)
Originaltext:
"In der derzeitigen Lage muß möglichst alles was das Finanzsystem weiter destabilisieren könnte unterbleiben! Dazu gehören dann auch freie Informationen in einem so stark frequentierten Forum wie diesem hier! Politisch unkorrekt wäre es ebenfalls, wenn man es zuliesse, das gegen ein bestimmtes Volk im nahen Osten das da eigentlich nicht hingehört etwas Negatives geschrieben wird! Und selbstverständlich muß es ebenfalls unterbleiben Wahrheiten über unser Land Deutschland zu verbreiten! Das Internet ist halt nicht so frei wie von dem meisten Menschen angenommen!
Viele schreien nach einem unzensierten Forum, aber selber in die Hand nehmen wollen sie dies nicht."..." usw.
Es mag herzlos erscheinen, eine weitere Domäne männlicher Selbstbehauptung Computern zu überlassen, und man hätte den Skrontroführern einen etwas prestigeträchtigeren Titel, etwa »Xetra-Masters« oder »X-Imperators«, gönnen sollen. Trotzdem handelt es sich um eine wegweisende Entscheidung, denn in der kapitalistischen Politik geht es darum, die Balance zwischen ökonomischer Effizienz und patriarchalen Bedürfnissen zu halten. Dass Männer schlecht fürs Geschäft sind, weiß man seit langem. Einen der zahlreichen Beweise erbrachte Ddalgi, der bei einem vom Börseninformationsdienst Paxnet veranstalteten Investmentwettbewerb mit einem Gewinn von 13,7 Prozent den dritten Platz belegte, indem er die richtigen Aktien herauspickte. Ddalgi war der einzige Papagei unter den zwölf Teilnehmern. Auch Frauen können es besser. Als der Playboy einige seiner Models um Anlagetipps bat, schlug Amy Sue Cooper mit 32 Prozent Kursgewinn den besten US-Investmentfonds. Eine Papageienquote scheint wünschenswert, doch leider können die gefiederten Analysten keine Computertastatur bedienen. Die derzeit zur Steigerung der ökonomischen Effizienz oft empfohlene Frauenquote kommt, wie die nach der Verhaftung Dominique Strauss-Kahns bekannt gewordenen Fakten vermuten lassen, der Einladung in einen Raubtierkäfig gleich. Die Arbeit Computern zu überlassen und die Männer als Dekoration zu verwenden, wäre die bessere Lösung. Vielerorts wird das ohne Aufsehen bereits praktiziert. Der einzige Nachteil ist, dass manche dieser Männer, wie Thilo Sarrazin, die Zeit nutzen, um ein Buch zu schreiben.
Quelle: aus "Was kümmert mich der Dax?" Von Jörn Schulz
21. Dezember 2009: „Wir Deutschen können nicht für Griechenlands Probleme zahlen“, sagt Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Kurz zuvor hatte Standard & Poor’s als zweite Ratingagentur die Kreditwürdigkeit des Landes herabgestuft. Die Bundesregierung verspricht politische Unterstützung, sagt aber keine Hilfspakete zu.
10. Februar 2010: „Wenn Griechenland pleitegehen würde, wäre das schlimmer als Hypo Real Estate und Lehman Brothers zusammen“, sagt Schäuble bei einem Treffen der Unionsfraktion. Die Griechen seien praktisch zahlungsunfähig, und das könne weitreichende Folgen haben.
3. Februar 2010: Trotz der immer schwierigeren Situation macht Schäuble klar, dass mit finanzieller Hilfe nicht zu rechnen sei. „Griechenland muss die Fehlentwicklung der Vergangenheit korrigieren, daran führt kein Weg vorbei“, so der Finanzminister. Der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou verspricht: „Griechenland will keinen Cent von deutschen Steuerzahlern.“
12. März 2010: Schäuble sagt, wenn ein Eurostaat es nicht schaffe, seine Staatsschulden abzubauen, „sollte er als Ultima Ratio auch aus der Währungsunion ausscheiden, zugleich aber Mitglied in der EU bleiben können“.
21. März 2010: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagt, es gebe keine drohende Zahlungsunfähigkeit Griechenlands. Daher stünden Hilfspakete auch nicht auf der Tagesordnung des kommenden EU-Gipfels.
25. März 2010: Die Kanzlerin überlegt es sich doch anders. Merkel erklärt, die Griechen könnten im Notfall auf Unterstützung aus der EU und vom Internationalen Währungsfonds hoffen.
25. April 2010: Finanzminister Schäuble ändert die Kursrichtung. Finanzhilfen für Griechenland schließt er nicht mehr aus. Das Land habe ein ehrgeiziges Sparprogramm für 2010 in Kraft gesetzt. „Das ist unverzichtbare und absolute Voraussetzung für eine Zustimmung der EU und Deutschlands zu den Hilfen für Griechenland. Denn dann können wir davon ausgehen, dass das Land die Kredite auch zurückzahlt.“
26. April 2010: Kurz vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen gibt sich Merkel hart. Bevor kein solider Sparplan zu erkennen sei, gebe es auch kein Geld: „Erst will ich das Programm sehen und dann reden wir darüber was wir tun müssen.“
1. Mai 2010: Merkel erklärt die nächste Ultima Ratio: „In letzter Konsequenz muss es künftig möglich sein, einem Land, das seine Verpflichtungen nicht einhält, zumindest vorübergehend das Stimmrecht zu nehmen“, sagt die Kanzlerin.
2. Mai 2010: Der Rettungsschirm ist beschlossene Sache. 110 Milliarden Euro bekommen die Griechen in den nächsten drei Jahren. Schäuble bezeichnet die geplanten Zahlungen Deutschlands als „Obergrenzen“.
4. Mai 2010: Die Kanzlerin will durchgreifen. „Es sollte eine geordnete Insolvenz von Staaten geben, bei der die Gläubiger mit herangezogen werden“, sagt Merkel in einem Interview.
13. Juli 2010: Auch andere Staaten kämpfen mit Schuldenproblemen. Die deutsche Regierung muss sich überlegen wie sie mit weiteren Pleitekandidaten und ihren finanzschwachen Banken umgeht. Erst einmal müsse sich ein Institut, das ein Problem habe, selbst an den Märken mehr Kapital besorgen. Wenn dies nicht gelingen sollte, müsse der Staat helfen, erklärt Schäuble.
25. November 2010: Die Kanzlerin will die Banken in die Pflicht nehmen. Wer mit Staatsanleihen gezockt habe, müsse die Konsequenzen tragen. Es gebe kein Geschäft, bei dem man seine Risiken zu 100 Prozent an den Steuerzahler abdrücken könne. „Warum sollte nun ausgerechnet im Umgang mit Staatsanleihen von Euro-Mitgliedstaaten ein solcher Schlaraffenland-Fall eintreten?“, fragt sie.
weiter
...
31. Januar 2011: EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso will den Rettungsschirm erweitern, um auch anderen verschuldeten Staaten zu helfen. Merkel und Schäuble sind dagegen. Sie sehen darin ein falsches Signal für Spekulanten.
8. Mai 2011: Der zukünftige Wirtschaftsminister und designierte FDP-Parteivorsitzende Philipp Rösler tut erstmals seine Meinung kund. Er fordert ein starkes Mitspracherecht des Bundestags: „Sobald deutsches Steuergeld im Rahmen der Rettungsmechanismen eingesetzt wird, muss das Einstimmigkeitsprinzip gelten“, so Rösler. „Wir wollen keine Haftungsunion.“
15. Mai 2011: Nach seiner Wahl zum Parteivorsitzenden gibt Rösler den Europäer: „Solange ich Bundesvorsitzender bin, gibt es ein klares Bekenntnis der FDP zum großen europäischen Projekt.“
10. Juni 2011: Schäuble warnt vor einer „ungeordneten Insolvenz Griechenlands“. Im Bundestag spricht er sich für weitere Finanzhilfen aus. „Unerlässliche Voraussetzungen“ dafür seien allerdings weitere Anstrengungen der griechischen Regierung.
11. Juni 2011: Auch die Kanzlerin warnt jetzt vor den Folgen einer Insolvenz Griechenlands. „Wir dürfen nichts tun, was den Aufschwung weltweit in Gefahr bringt und dann auch in Deutschland wieder in Gefahr bringen würde“, sagt Merkel.
26. Juni 2011: Vorbei sind die Tage, in denen Schäuble mit Nachdruck vor einer Staatspleite Griechenlands warnte. Für das Finanzsystem wären auch die Folgen eines Griechenland-Bankrotts beherrschbar, erklärt der Minister in der „Bild am Sonntag“. Schon im Jahr 2008 sei die Welt in der Lage gewesen, „gegen eine globale und nicht vorhersehbare Finanzmarktkrise koordiniert vorzugehen“, sagt er.
20. August 2011: Gemeinsame Währung: Ja. Gemeinsame Staatsanleihen: Nein. In einem Interview erklärt Rösler: „Ich schließe aus, dass es mit dieser Bundesregierung Eurobonds geben wird. Dafür steht die FDP.“
11. September 2011: Wenn es nicht mehr anders geht, dann geht Griechenland Pleite – dieser Gedanke ist für Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) kein Tabu mehr. „Um den Euro zu stabilisieren, darf es auch kurzfristig keine Denkverbote mehr geben“, schreibt er in einem Gastbeitrag für die „Welt“. Auch im Bundesfinanzministerium werden laut Medienberichten die möglichen Folgen einer Insolvenz Griechenlands durchgespielt.
...
Zitate zur Schuldenkrise: Auch im Jahr 2011 wird viel gesagt - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/finanzen/news/...wird-viel-gesagt_aid_664521.html
I
Der alte Spruch „Geld stinkt nicht“ hat natürlich immer noch seine Berechtigung, insofern man es einem Hundert-Euro-Schein nicht anriecht, ob er mit Kaltgetränken oder Kalaschnikows verdient wurde, ob er Teil einer Wahlkampfspende, einer Lohnausgleichszahlung oder eines Manager-Bonus ist. Aber es stimmt auch das beinahe genau so alte Sprichwort: „Hier riecht’s nach Geld“.
Leider riecht es immer lauter und immer obszöner nach Geld, und für besonders feine Nasen beginnt die Unterscheidung zwischen Riechen und Stinken zweifelhaft zu werden. Zum Beispiel so wie bei dem jungen Bankangestellten, der sich Anlageberater nennt und offensichtlich ein kleines Vermögen für die richtigen Krawatten, das richtige Haargel und das richtige Rasierwasser ausgibt. Also, für ihn scheint es das Richtige, für uns Dummies des Kapitalismus, riecht es, wenn es so nach Geld riecht, vor allem laut und obszön.
Aber dafür sind wir ja auch die Dummies, denen der Anlageberater gerade erklärt, dass unser bisschen Geld, wenn es nur auf seiner Bank herumliegt, sehr schnell seinen Wert verliert, denn dass seine Bank uns überhaupt noch ein, ja vielleicht sogar eineinhalb Prozent Zinsen zahlt, damit sie damit machen kann was sie will, das verdanken wir ausschließlich ihrem Wohlwollen. Man sehe das übrigens schon daran, dass der Anlagenberater ausnahmsweise über Summen mit so wenig Nullen verhandele. Wenn es nach dem Weltmarkt der Finanzen gehe, jedenfalls, so fährt der junge Anlagenberater fort – von seinem Rasierwasser haben wir Kopfweh, die Krawatte hat unser ästhetisches Empfinden auf Stand By gestellt, und seine Wörterkaskaden haben uns so verwirrt, dass wir ohne weiteres glauben würden, Eidechsenzucht am Nordpol sei das große kommende Ding für mittelständische Investitionen - wenn es also nach dem Weltmarkt gehe, von dem wir – der Bankangestellte benutzt natürlich nicht dieses Wort – wir Dummies offensichtlich keine Ahnung haben, dann müsste man dafür, dass man sein Geld den Bankleuten zur Verfügung stellt, sogar bezahlen. Ich weiß, das klingt absurd, sagt der Anlagenberater nachsichtig, das hat eben mit der Geldpolitik zu tun, und dann kommt er auf die Vorzüge von Immobilienfonds, Aktienpaketen, Obligationen und wertberichtigten, EU-gestützten Warentermingeschäften in Kasachstan zu sprechen. Die tapfersten unter uns Kapitalismus-Dummies sagen dann verzweifelt: Nein, ich will nicht mitspekulieren. Ich will nicht mit Schuld sein an der nächsten geplatzten Imobilienblase, ich will nicht Schuld sein, wenn mit meinem bisschen Geld Existenzen ruiniert, Städte und Landschaften in Profitarchitekturen verwandelt werden. Ich will verdammt noch mal kein Kapitalist werden, nicht einmal im knapp fünfstelligen Euro-Bereich. Die tapfersten unter uns Kapitalismus-Dummies rufen aus: Wir würden ja den Kapitalismus in Ruhe lassen, wenn er nur, bitte sehr, auch uns in Ruhe lassen würde. Ja dann, sagt der Bankangestellte, und angesichts einer schwindenden Bonuszahlung und der mit einem halsstarrigen Kapitalismus-Dummie verlorenen Zeit – und Zeit ist Geld – beginnt sein Geld-Geruch sich ins wirklich Üble zu drehen, ja, dann kann ich Ihnen auch nicht helfen. Mit einem Seufzer, teils verzweifelt, teils erleichtert, verlässt der Kapitalismus-Dummie die Bank. Ratlos, was die eigenen paar hart ersparten Euros anbelangt, die er für die Ausbildung der Kinder oder für den so genannten Lebensabend zurücklegen wollte, noch ratloser indessen, gegenüber der Gesamtsituation.
II
Man kann vom Kapitalismus ja halten, was man will. Aber zur Zeit, das muss man schon sagen, übertreibt er’s ein bisschen. Er übertreibt das Aufeinanderfolgen von bedrohlicher Krise und schwindelerregendem Aufstieg. Er übertreibt es mit der Produktion von Superreichtum auf der einen Seite und Armut auf der anderen Seite. Er übertreibt’s mit seinen Blubber-Sprechblasen von Aufschwung und Effizienz und Exportweltmeister. Er übertreibt, wenn er oben ein paar Millionen als Peanuts fallen lässt und unten an den Löhnen, den Renten, an der Bildung und an der Kultur gespart werden muss. Der Kapitalismus übertreibt, wenn er Angela Merkel sagen lässt, wir hätten über unsere Verhältnisse gelebt. Kennen wir nicht allzu viel Leute, die gar keine Verhältnisse haben, über die man auch noch leben könnte? Hat unser geruchsintensiver Bankangestellte nicht eben mit einem grinsenden Bedauern den Lebensplan einer Familie vernichtet, die so dumm war, seinem Ratschlag zu folgen? Der Kapitalismus derzeit übertreibt, wenn er mit Kriegen, Krisen und Katastrophen Profit macht, wenn er Regierungen, Religionen und Rassen für seine Zwecke mobilisiert. Und vor allem übertreibt der Kapitalismus es mit einem totalen Anspruch, noch die kleinste Nische, noch den abgelegensten Winkel der Welt, noch den unschuldigsten Gedanken, noch die Welt von Kindern und Greisen, von Narren und Weisen zu infiltrieren und zu beherrschen.
Globalisierten Neoliberalismus nennt man das wohl, oder Turbokapitalismus, manche sagen auch Spätkapitalismus dazu, weil die zerstörerischen und selbstzerstörerischen Kräfte so ausgeprägt sind, dass auch wir Dummies, die von Eigenkapitalrendite und Hedgefonds nicht die geringste Ahnung haben, das Gefühl bekommen: Das kann auf Dauer nicht gut gehen.
III
Mögen die Zocker da oben doch mit ihren Millionen und Milliarden spielen, wenn es ihnen dann besser geht, mag sich die eine oder der andere denken, aber könnten sie nicht wenigstens uns in Ruhe lassen? Wenigstens Kindergärten, Universitäten, Krankenhäuser, Bibliotheken, Wanderwege, Eisenbahnen, Murmeltiere und Punkbands von der Frage befreien: Wo liegt der Profit, und wer darf ihn einstreichen? Könnte man dem Kapitalismus nicht insoweit Manieren beibringen, als dass er uns ein verlässlich-stetiges Leben gönnte, wo man es durch fleißige Arbeit zu einem bescheidenen Wohlstand bringen würde, wo man sich nach einem mehr oder weniger erfüllten Leben, zurücklehnen dürfte, wo man sich um Krankheit und Hunger keine Sorgen machen müsste, denn wir fühlten uns in einer Solidargemeinschaft, die der gütige Staat behütet, der für Wohlfahrt und Gemeinwohl sorgt? Wo ein Arzt eine Krankheit heilt, weil er gerne Menschen hilft, ein Philosoph über das Leben, die Liebe und den Tod nachdächte, und ein Künstler nicht superironisch daherkommen muss, weil er seinen eigenen Marktwert zum Thema macht? Wir bräuchten keine Yacht im Mittelmeer und keine tägliche Dosis Kokain, Börsenkurse und Devisenhandel gingen uns am Sitzfleisch vorbei, ein Mischwald wäre uns lieber als ein neues Shopping Center, eine Bank wäre was zum Hinsetzen in der Abendsonne. Wir gingen allerdings bitteschön gern zum Arzt, ohne dass der arme Kleinunternehmer der Heilkunst uns vorrechnet, dass er sich gerade unsere Krankheit gar nicht leisten kann, abrechnungstechnisch, wir hätten gern das Buch eines Menschen gelesen, das es nicht darauf abgesehen hat, ein Millionenseller zu werden, weil Philosophie viel zu kompliziert und positives Denken effizient ist und man auch nicht mehr so viel kritisches Nachdenken braucht, wir würden gerne einmal eine Nachrichtensendung ansehen ohne vorgeschalteten Börsen-Porno. Die besten Dinge im Leben, ein Spaziergang, ein Gespräch über Gott und die Welt, und eben nicht über Geld, das Verliebtsein, das Nachdenken, das Träumen zum Beispiel, kosten sowieso nichts. Deshalb wird es zunehmend verachtet.
Oh, wir Dummies! Wir haben aber auch gar nichts verstanden! Dass Geld bewegt werden muss, und dass der Markt zugleich die irrationale Natur des Menschen und die klarste Rationalität der Zahlen bietet, dass alles andere sowieso noch viel schlimmer ist, und dass, wer so unberaten sein Bankhaus verlässt, selber schuld ist, wenn die Superrendite und das Glück an ihm vorbeigehen. Wir indes, die man auch die kleinen Leute nennt, werden durch unsere Unwissenheit nicht vor der Strafe geschützt. Einst waren wir gute Bürger in einer netten kleinen Demokratie, mit einem, nun ja, etwas anrüchigen Kapitalismus. Wer wollte, konnte sich rausreden, raushalten, rausträumen. Jedenfalls sieht man einem Gartenzwerg die kapitalistische Produktionsweise nicht auf den ersten Blick an. Und ein Bausparvertrag schien der verlässlichste Pakt zwischen dauerhaftem Familienglück und Gesellschaftsinteresse. Bausparverträge sind nicht mehr rentabel und Gartenzwerge von heute halten nicht einmal einen gewöhnlichen Sommer durch.
IV
Der Sieg der Ökonomie über alle anderen Bereiche des bürgerlichen Lebens wird am Ende die bürgerliche Gesellschaft selber zerstören, wenn er es nicht schon getan hat. Es gibt Leute, an sehr unterschiedlichen Positionen der Geistesgeschichte, die darüber gar nicht mal so unglücklich sind. Gestört vor allen Dingen ist das Verhältnis zwischen uns Kapitalismus-Dummies und der Regierung. Die scheint in den letzten Jahren ganz offensichtlich auf die Seite der Wirtschaft und ihrer Interessen geschwenkt. Früher versprachen demokratische Regierungen, das Volk vor allzu viel Kapitalismus zu beschützen, heute dagegen scheinen Regierungen vor allem dazu da, den Kapitalismus vor allzu viel Volk zu beschützen. Was aber, könnten wir uns vorstellen, was wäre ein ideales Verhältnis zwischen Regierung und Markt?
Zum Beispiel A) Wenig Staat, wenig Markt. Charmante Idee. Statt uns um Dividenden und tendenziell fallende Profitraten zu kümmern, könnten wir ein gutes Buch lesen oder eine Teeparty im Grünen veranstalten. Und statt um Steuern, Vorschriften und Polizei ging es um Gemeinschaft, Glück und Frieden. Vielleicht dürfte sogar der Rasen betreten werden. Die blanke Anarchie also. Ist nicht unser Ding. Denn das können Sie uns Dummies glauben: Die Herrschaft des Kapitalismus basiert nicht bloß auf der Gier, wie es immer wieder gesagt wird. Sie basiert noch viel mehr auf der Angst. Und wir ahnen tief im Herzen, dass unser Anlageberater auch deswegen so nach Geld riechen muss, weil uns sonst sein Angstschweiß auffiele. Vor lauter Angst schreien wir also zur gleichen Zeit nach beidem, nach dem Staat und nach dem Markt, ob das nun ein Widerspruch in sich ist oder ein fieser Fall von abgekartetem Spiel.
Große anarchistische Weltentwürfe gibt es daher in aller Regel höchstens im tückischen Doppelpakt mit religiösen, tyrannischen und terroristischen Modellen. Es gab die verrückte Idee, man könne die Menschen zum Gutsein und zur Freiheit zwingen, notfalls mit Gewalt. Sie ist glücklicherweise hierzulande etwas aus der Mode gekommen. Stattdessen erlaubt sich der Markt kleine Anarchismen, die die fatale Eigenschaft haben, früher oder später vom Mainstream aufgesogen zu werden: Underground, Pop, Subkultur, Internet-Aktivismus, Do-It-Yourself-Punk, Ghetto, Kunst. Am Ende ist das alles wieder ein Label, das den immer gleichen Leuten Geld bringt. Der Turbokapitalismus scheint seine eigenen Anarcho-Szenen zu erzeugen und sie zugleich auszubeuten; mit dem Neoliberalismus kommen auch diese in die Krise. Symptome dafür sind die Krise der Pop-Kritik oder das öffentliche Widerrufen der Internet-Heilserwartungen durch ihre ernüchterten Propheten. Vielleicht hätten wir es ahnen sollen, meinen sie, statt der erwarteten elektronischen Demokratie bekamen wir den semantischen Müll der Marktwirtschaft. Naja, demnächst erfinden wir wieder neue Medien.
Versuchen wir es also B) mit etwas anderem. Viel Staat, wenig Markt. Der Staat, der die Menschen vor dem Markt schützen soll und der dabei, aus inneren wie äußeren Gründen, die Finger von terroristischen Mitteln nicht lassen kann, weil ihm sonst die Menschen abhanden kommen (eine Mehrheit in Richtung Konsum, eine Minderheit in Richtung „Freiheit“, was immer das sein mag), scheint eine wundersame Mischung aus Verblödung und Brutalität auszubilden. Diese extreme Lösung gilt mit dem Realsozialismus als „zusammengebrochen“ – bis auf kleine, sehr unangenehme Areale. Menschen, die keinen Markt haben, scheinen unzufrieden und grau. Wer Kritik am Kapitalismus wagt, muss hierzulande stets beteuern, dorthin wolle er gewiss nicht zurück. Und natürlich wissen auch wir Dummies: Wer sich vor zu viel Kapitalismus fürchtet, sollte nicht ausgerechnet auf den Staat als Institution des Vertrauens setzen. Und zu viel Markt scheint uns immer noch ein kleines bisschen menschlicher als zu viel Staat.
Bleibt Variante drei: Wenig Staat, viel Markt. Der Staat soll sich aus den Privatsachen möglichst heraus halten, vor allem aber aus den privaten Geschäften. Der Markt regelt alles prächtig, ungefähr so wie Fahrpläne und Reisekomfort bei der Deutschen Bahn.
Wenn aber der Markt alles regelt, was er übrigens nicht tut, wie jeder weiß, der sich schon mal im Wald verlaufen oder in den falschen Menschen verliebt hat, dann bleibt die Frage: Wer zum Teufel regelt dann den Markt? Denn das glaubt ja nun auch der dümmste Dummie nicht, dass es ohne äußeres Zutun gerecht oder auch nur halbwegs zivilisiert auf dem Markt zugehen würde. Irgend jemand muss auch einem Al Capone sagen, dass man mit Menschen, Mord und Morphium nicht genau so handeln kann wie mit Brillianten und Schnürsenkeln. Und irgendwer sollte der Deutschen Bahn…, aber das ist eine andere Geschichte.
Dann ist nur noch eine Variante übrig, nämlich viel Markt in einem starken Staat, der dafür sorgt, dass möglichst alle was davon haben, und der Markt nicht den Rest der Welt kaputt macht und sich die Anzahl von Obdachlosen und Amokläufern in kontinentaleuropäischen Grenzen hält. Irgendwann, bilden wir Dummies uns ein, gab es einmal so genannte Sozialdemokraten, die so etwas ähnliches im Sinn gehabt haben müssen. Aber dann ist ihnen was dazwischen gekommen und sie haben sich’s anders überlegt. Nun soll sich das ganze immerhin ein bisschen ausbalancieren; wenn Krise ist, ist der Staat da, wenn der Laden läuft, kümmert er sich um sich selbst, da gibt es genug zu tun. Aber der Keynesianismus, die „soziale Marktwirtschaft“, der rheinische Kapitalismus, dieser Kapitalismus mit menschlichem Antlitz, der sich um uns Öko-Dummies nicht weiter gekümmert hat, das alles hat zwei Nachteile. Er muss in erheblichem Maße verwaltet werden, kann also nur von einem wohlhabenden und wohlmeinenden Staat mit einem Heer von Beamten garantiert werden, die nicht alle so gemütlich aussehen wie einst Heinz Erhardt. Und es ist langweilig.
V
Wir Dummies des Kapitalismus haben nämlich mitgelacht, als es schick wurde, über Bausparverträge, Gartenzwerge und Gewerkschaftsabende zu lachen. Auch uns erschien der zivilisierte Kapitalismus zu verschnarcht, auch wir wollten ein bisschen Sex & Drugs & Rock’n’Roll, ja, wir durften uns ein bisschen amüsieren, und dafür sollten wir es nicht mehr so genau nehmen mit Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit. Oder anders gesagt, mit der Demokratie als moralischer Regelung des Marktes.
Und so ist schließlich entstanden, was schlecht gelaunte Soziologen die Postdemokratie nennen. Für uns Dummies sieht das, grob gesagt so aus, dass sich die Regierung zwar immer noch vom Volk wählen lässt, aber keine Lust mehr hat, dieses Volk gegen den, wie sagt man: „deregulierten“ Markt zu beschützen. Auch in den Regierungen riecht man jetzt das Geld, bei den einen mehr und bei den anderen weniger. Nicht, dass Politiker vorher Engel oder auch nur Ehrenmenschen gewesen sein mussten. Aber hätten sie früher so gestrahlt, wenn sie verlautbaren: „Der Wirtschaft geht es gut“, und damit meinen, dass es eher zweitrangig ist, wie es den lästigen Menschen dabei geht, Hauptsache sie haben genügend Fernsehen, zahlen Steuern, machen sich statistisch gut und mucken auch sonst nicht auf? Nein noch etwas: Mitmachen sollen sie, und das nennt die postdemokratische Regierung sehr schön „Eigenverantwortung“. Das heißt, der anständige Bürger kann nun nicht mehr wie im guten alten Gartenzwerg-Kapitalismus ein bisschen sparen und ein bisschen fürs Sparen belohnt werden, sondern er muss sein kleines Geld dem großen Zocker-Kapital einverleiben, vielleicht hat er ja Glück. Wir sind Kapitalismus heißt die Parole. Mitgegangen, mitgehangen. Ihr wollt es doch auch, ziert euch nicht so. Und darum darf man jetzt die Dummies des Kapitalismus auch Dummies nennen. Sollen sie doch Marx und Kant lesen bis sie sich nicht mal mehr eine Fiehlmann-Brille leisten können. Und keine Ahnung, warum sie gestern hätten in Goldreserven einsteigen sollen!
VI
Jetzt also kann man sehr genau sagen, warum wir Dummies die Dummies des Kapitalismus sind. Weil es nämlich zum Mitmachen keine Alternative gibt. Nur eben: Man kann nicht mal mehr Pausen machen, man kann sich vom Kapitalismus nicht ausruhen, man kann sich von ihm nicht zurückziehen, seit einiger Zeit.
Und das kam tückischerweise genau durch eine so genannte Krise zustande, von der wir Dummies natürlich langsam den Eindruck gewinnen, es handele sich um einen gewaltigen Trick, mit dem Regierung und Kapital die Umverteilung von unten nach oben beschleunigen.
Trotzdem scheint eine breite Strömung in unserer Kultur die Rückverlagerung von Turbokapitalismus zu „netten rheinischen Kapitalismus“ zu verlangen, eine (neuerliche) Umwandlung des „Marktradikalismus“ in einen keynesianisch regulierten und weniger aggressiven „Kapitalismus mit menschlichem Antlitz“. Ein bisschen wenigstens. Eine beinah gleich breite Strömung möchte genau das Gegenteil, den Neoliberalismus für alle. Die Akzeptanz des „amoralischen“ Verhaltens nicht nur oben, sondern auch unten, und schließlich gar in der guten Mitte. Nach einer Renaissance des Staatssozialismus, vielleicht auch in netterer Form, sehnen sich nur Minderheiten, und ebenso wenige sind es, die auf das nächste Projekt der anarchistischen Subversion hoffen – vielleicht in Form einer Gegenkultur der Transhumanen und Androiden oder doch einer hippen Organisation von uns Kapitalismus-Dummies. Wir laden ein zur öffentlichen Verbrennung der FAZ-Wirtschaftsseiten! Wir rufen den geldfreien „Laß Stecken“-Tag aus. Wir betreten den Rasen der Deutschen Bank! Und wir spielen bissige Lieder über den Kapitalismus, bis der nicht so wohlriechende Kundenberater aus seiner Bank tritt und murmelt: „Weicheier! Kindsköpfe!“
Und recht hat er, der Arme. Wissen Sie, was so eine Krawatte, so ein Aftershave kostet? Doch wie auch immer, unsere Kultur wird von einer Notwendigkeit geplagt, der gegenüber sie nur bedingt abwehrbereit ist: Sie muss nicht nur kapitalistisch denken. Sie muss auch, nach langer Zeit mal wieder, den Kapitalismus denken. Weil es ja sonst niemand mehr tut. Das macht sie in der ihr eigenen Art, hysterisch und seriell. Nicht allein mit der halben Million von Büchern, die erklären, wer schon immer alles über die Krise wusste, sondern auch in jener tastenden Suche, die bis hinein in Songtexte und Soap Operas führt: Was tun? Wie weiter? Und ist die Welt wirklich nur alles, was der Markt ist?
Die Produktion der Mitschuld ist paradoxerweise noch deutlicher als bei den kleinen Gruppen der Gewinner bei der großen der Verlierer zu sehen. Wer wenig Geld hat, der ernährt sich bei den großen Zwangsernährungsfabriken der Discounter, die die Landwirtschaft im Preiskampf ruinieren und die Zutaten-Phantasie der Tütennahrungshersteller und die Gewinnoptimierung von Gammelfleisch anregen, der kleidet sich bei den Textilmärkten, die ihre Tiefstpreise und Schnäppchenware auf Arbeitsmärkten fertigen lassen, auf denen das Leben eines Kindes nicht viel mehr wert ist, als ein T-Shirt, der richtet sich sein Eigenheim im 1-Euro-Laden ein, in denen der globale Schund zirkuliert. Den postdemokratischen Staat freut’s, der, wie gesagt, schon längst seine Wirtschaft mit seinem Volk verwechselt, denn das Tiefpreissegment unserer Spaßgesellschaft hält jene Leistungen niedrig, die der Staat für seine von der Wirtschaft verschmähten oder sonst wie ausgesonderten Kinder bereitstellen muss. Da ist die Lebensqualität Hartz 4 geteilt durch Lidl plus Wahlkampf. So zwingen der Staat und die Mega-Konzerne neben der schrumpfenden Mittelschicht, die verzweifelt versucht, die Früchte ihrer Arbeit in Sicherheit zu bringen, auch die neue wachsende Unterschicht zur moralischen Komplizenschaft. Wer ein bisschen hat, der muss sein Geld ins Verderben stecken, und wer nichts hat, der bekommt das Verdorbene. Natürlich schön bunt verpackt.
VII
Mit jeder seiner Krisen breitet sich der Kapitalismus weiter aus, in der Welt, in den einzelnen Gesellschaften wie letztlich in den inneren Topografien des Subjekts. Mit jeder Krise zwingt der Kapitalismus der Regierung und der Kultur mehr von sich selber auf; es ist an nichts anderes, so scheint’s, mehr zu denken. Die Krise macht die Kapitalisten reicher und die Regierungen ärmer, die Regierten werden noch weiter nach unten und nach oben gedrückt; unwiderstehlich zieht die Krise das Geld und die Macht von unten nach oben, vor allem aber ergreift in ihr und nach ihr der Kapitalismus Lebensbereiche und Gesellschaftsschichten, die vordem noch halbwegs geschützt waren, Alm-Öhis, Schrottplastiker und Gutmenschen inbegriffen. Um die nötigen Ressourcen für das Weiterspielen zu bekommen, werden Menschen zum Dasein als Marktsubjekte gezwungen, die subjektiv oder objektiv gar nicht in der Lage dazu sind, die Spielregeln zu erkennen. In etwas besseren Zeiten hätte man das einfach Betrug, Ausbeutung, Korruption und Räuberei genannt. Aber wen nenne ich Räuber in einer räuberischen Gesellschaft, wen Betrüger in einer Welt, die nach dem Erfolg fragt, und nicht nach den Mitteln, mit denen er erzielt wurde? Die Antwort des Kapitalismus auf seine Krise ist es, neben noch mehr Opfern noch mehr Mitschuldige zu schaffen.
So oder so ähnlich schimpft er, der Kapitalismus-Dummie, wenn er aus der Bank kommt und den schneidenden Geruch des Geldes loszuwerden versucht. Es nutzt ihm nicht viel. Und dann immer dieses Gefühl: Vielleicht bin ich ja doch nur zu blöd für den Kapitalismus. Und mir geschieht es ganz recht, wenn mein bisschen Geld, das ich nicht zum Anschaffen auf die Finanzplätze und Immobilienmärkte schicken will, seinen Wert verliert. Die ökonomisierte Welt kommt viel besser ohne uns Kapitalismus-Dummies aus als wir ohne sie. Vielleicht sollte ich doch noch mal einen Termin mit dem Anlageberater machen. Lernen, sich nicht mehr zu beklagen und den Geruch des Geldes zu lieben. Zur richtigen Espresso-Sorte die Financial Times lesen. Weil aussteigen – aussteigen lässt uns dieser Kapitalismus nicht mehr.
"Das Schönste an Deutschland ist die Autobahn"
http://www.seesslen-blog.de/2010/09/06/kapitalismus-fur-dummies-redux/