Lyriker, wer traut sich eine Interpretation zu?
Hier gehts um nen Neuntklässler! Was soll der mit so einer germanistischen Abhandlung? Können wir das mal auf sein Niveau runterbrechen? Hä? Ja, is denn das zuviel verlangt?
Da hat er dann noch die Verse komplettiert - und fertich war das Poem.
Jetzt ist mir doch durch diese mechanische Aufzählung klar geworden, dass die umarmten Reime in Strophe I und III (also bb) aus den Paaren "rühren" und (das ist spannend) erst "verführen" und dann "entführen" bestehen.
Da sag noch einer, Eichi hätte sich das nicht genau überlegt.
Kannst du erst auf Stelzen gehn, so kannst du auch bald tanzen
Leute, was ich mir hab anhören müssen für "Schreib, du Lampe! ... Mann, Mann, Mann: ly ist ein Frühlingslüftchen dagegen.
Guck hinüber, fuff herüber,
Wohl über die Straß hinum.
Kann Deutschland nicht finden
Rutsch alleweil drauf rum."
(An der Lampe fehlen zwei Gänsefüßchen.)
Gibt es fuer solche Exkremente kein extra board?
Denke schon.
Euer einziger Trost kann doch immer nur der Blick auf die Gehaltsabrechnung sein, sonst muesstet ihr alle einen Strick nehmen und in den Wald gehen.
Das Posting des Griechen erscheint zwar unangemessen, andererseits liegt er richtig, wenn er auf ein garstig Lied mit einem Pfuiruf reagiert. Die Lehrer haben es verbockt, dass es so gekommen ist.
Mildernde Umstände sind für den Exzess naheliegend.
Kann mich auch bruchstückhaft noch an ein Gedicht erinnern, daß sich um einen Mann handelte, als Baby lief er im Garten umher und fiel, als Schüler spielte er Fußball, stolperte über den Ball und fiel, als Soldat rannte er in ein russisches Sperrfeuer und fiel.
Alles lief über die Bedeutung und im Grunde Verharmlosung des Wortes "fiel" hinaus.
Freilich könnte man sagen, dort hat sich ein reaktionärer adliger Dorffdepp unter eine Eiche gestellt und sich seine Frühlingsgefühle aus des Knaben Wunderhorn geschüttelt, aber das wäre nicht nur geschmacklos, sondern auch unwissenschaftlich.
Dann verbuchen wir eben das fragwürdige Gedicht als ein Stück antikapitalistischer Programmlyrik vor dem Hintergrund der wie eine schwarze Wolkenwand heraufziehenden Industrialisierung, die einem weltfremden treuherzigen Katholizismus den Himmel verdunkelt. Gut zusammengefasst wie in den volkstümlichen Vorlagen liest sich solche synästhetische Programmatik am besten, und das Höchstmaß an Zufriedenheit stellt sich dann ein, wenn der Autor und seine andächtige Leserschaft am Ende wieder bei sich zu Hause ankommen, nachdem sie zuvor doch etwas außer sich geraten waren. Das heraufziehende Unwetter ist deshalb natürlich nicht abgezogen, das weiß inzwischen fast jeder, von ein paar durchgeknallten Deutschlehrern und Germanisten einmal abgesehen, die mit solchen sanften Ergüssen wie Eichendorff-Texten naturgemäß überfordert sind.
Die Thematik sollte baldmöglichst in den Sexualkundeunterricht verlagert werden und wüste Internetforen sollten dabei nur der Zwischenlagerung dienen, damit Schüler und Schülereltern im Vorübergehn sich mit den anstehenden Neuerungen schon ein bisschen auf verfängliche Weise vertraut machen können.
Man kann nur hoffen, dass der Wind der geschichte in Zukunft gnädiger weht, sonst werden in 200 Jahren die armen Schüler damit gequält, dass sie den tieferen Sinn aus den Texten der Wildegger herzbuben und Co. herausdengeln sollen...
Auch Volkswirten beispielsweise- gerade wenn sie einmal nüchtern sind - kann man die blaue Blume noch so oft um die Ohren schlagen oder dahinter schreiben - sie werden sich konsequent weigern, den historisch-politischen Hintersinn der Gefühlsausbrüche von Dichtern der Romantik wahrzunehmen. Vielmehr verfallen sie z.B. auf den Versuch, das hohe Ausdrucksniveau eines Joseph von Eichendorff in den Schmutz der sogenannten volkstümlichen Musik zu ziehen - in der Tat ein unflätiges Unterfangen, aus durchaus durchsichtigen Motiven heraus, die auf das Bemühen hinauslaufen, das Aktualisierungspotential von überkommenen Kulturdenkmälern zu vertuschen.
Nichts hier ist zufällig gesetzt, keine Konnotation soll dem Zufall überlassen sein. Eichendorff befindet sichnin etwa in derselben Situation wie etliche User hier womöglich auch schon einmal:
Man will, sagen wir mal, eine begehrte Dame von sich überzeugen - hat aber nur 10 Zeilen Platz (das ist manchmal auch ganz gut so). Da würde man schon ne Weile dran herumfeilen, nicht wahr? Da würde man versuchen, nichts dem Zufall einer unvorhergesehenen Assoziation zu überlassen.
Ein Dichter versucht Dinge in Worte zu fassen, die andere zuvor nicht wahrgenommen haben. Mit Neologismen kommt man da nicht weiter, daher kombiniert man Wörter, zwingt sie metrisch in ein Korsett, in ein "Flussbett", dem man als Leser folgen muss.
Ein Künstler hinter der Kamera wartet auf den einen Moment des richtigen Lichts. Wer versucht, solch ein Licht in Worte zu fassen, kann so erfolglos sein wie ein Fotograf, der sein Foto unter Blinden herumreicht.
Ein User hier (er trägt den Namen eines von mir bewunderten Künstlers, und ich schämte mich, diesen Namen mit einem Schwarzen verunzieren zu müssen) hat die (fliehende) Stirn, einen Sachverhalt über den Standpunkt der kompletten Ahnungslosigkeit zu VER-urteilen, nicht etwa zu beurteilen. Letzteres hätte ich nachgesehen.
Übrigens: Die Wortpaare "rühren" (be-rühren etc.) "ver-führen" und "ent-führen" bilden die mittleren Reimpaare der UMARMENDEN Reime. Das ist Kunst.
http://www.engelche.de/mypage/wp-content/gallery/...r-de_-kratzen.jpg
(zunächst einmal ad Eichendorff)
Ferner: anstatt auf die fliehende Stirn von Elgreco zu starren, solltest du dann doch irgendwann dazu übergehen, den Fluchtlinien der Perspektive des Eichendorff-Gedichtes zu folgen. Solange du von den Schnürsenkeln der artifiziellen Reimschusterei eingeschnürt und verknotet bist, ist das nicht möglich.
Also zieh Leine, du weißt schon wie ichs meine - als geübter Interpret. Ich hoffe du bist mitgekommen; Vademecum allein tuts nicht.
Und ich kann mir nicht helfen, aber nach meiner Wahrnehmung hat der von dir so unnachsichtig verdammte User das 5.Siegel der Apokalypse angetippt - das muss man ihm erst einmal nachmachen.
http://blog.artigo.org/wp-content/uploads/2012/12/...r-Apokalypse.jpg
Dennoch ist es erlaubt, an die durchaus vorhandenen Parallellen zwischen der den Niederungen des unerquicklichen Alltags entfleuchenden Schwärmerei der/einiger Romantiker und dem Musikantenstadl hinweisen. Das ist genauso wenig ein Sakrileg wie eine Papstkarikatur...
Küsschen! (Muse)
Und darum, dass die Obenstehenden und Darüberstehenden, wenn sie sich herablassen, gelegentlich im Unterholz oder in verlassenen Musikantenstadeln landen und nicht mehr herausfinden, weil sie schlecht orientiert waren. Zumal, wenn sie in Wirklichkeit gar nichts (mehr) zu sagen haben.
#74. So mir nichts dir nichts wächst aus dem Unterholz kein Elfenbeinturm, in den man sich verziehen könnte, wenn es im sumpfigen Untergrund witterungsbedingt anfängt zu stinken.
Hier ging es um Eichendorff, und nicht um irgendwelche Romantiker, die man mir auch erst einmal namhaft machen müsste. Vereinnahmungen und an den Haaren herbeigezogene Parallelen bedürfen keiner hochnäsigen Bekräftigung, sondern einer genauen Erklärung und Auflösung im Sinn von konsequenter Dekonstruktion.
Aber so genau wollen die unbeflissenen wie beflissenen Gebildeten es gar nicht wissen, schon allein deswegen nicht, weil ihnen etwas abgehen würde, wenn sie sich nicht mehr herablassen könnten. So gern sie andere belehren, so unbelehrbar sind sie selbst.
Als eine Art beflissenen Dünkel können Außenstehende dieses Verhalten erfahren und sich über die täppischen Versuche der Betroffenen, sich gegenseitig zu stützen, wenigstens ein bisschen amüsieren .*gg*