Deflation, Deleveraging, Geldschwemme
Seite 3 von 4 Neuester Beitrag: 27.03.09 20:03 | ||||
Eröffnet am: | 23.10.08 18:06 | von: Rosinenpicke. | Anzahl Beiträge: | 80 |
Neuester Beitrag: | 27.03.09 20:03 | von: Rosinenpicke. | Leser gesamt: | 17.553 |
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Da Investoren angesichts der Finanzkrise möglicherweise weiterhin zu sicheren Staatspapieren greifen werden, birgt die gewaltige Emissionsflut von Seiten der Regierungen für Unternehmen indessen Gefahr, dass sie mit ihrem Finanzierungsbedarf an die Seite gedrängt werden, heißt es bei Morgan Stanley, der Deutschen Bank und JP Morgan.
Die exorbitanten Renditeaufschläge, die Unternehmen schon jetzt am Kapitalmarkt bieten müssen, dürften daher nicht von kurzer Dauer sein. In der Londoner City warnen Investmentbanker, dass Unternehmer nicht auf Zeiten günstigerer Finanzierungskonditionen warten, sondern in den saueren Apfel beißen, und die jetzigen Konditionen zur Kapitalaufnahme nutzen sollten. Ansonsten liefen sie Gefahr, sich im kommenden Jahr gegen die Emissionsflut der Regierungen behaupten zu müssen, was sie teuer zu stehen kommen könnte. Bisher sei immer derjenige besser gefahren, der sich in dieser Krise früh genug refinanziert habe.
Im kommenden Jahr werden die Vereinigten Staaten, die Länder der Währungsunion, Japan und Großbritannien mit einem Kapitalbedarf an den Markt kommen, der den Bedarf von diesem Jahr nochmals um 800 Milliarden Dollar übersteigen wird. Insgesamt wird sich das Emissionsvolumen dieser Staaten auf 3,63 Billionen Dollar belaufen. Nach Schätzungen von Barclays Capital wird allein auf die Vereinigten Staaten ein Kapitalbedarf und Emissionsvolumen von 1,5 Billionen Dollar entfallen. Um die Größenordnungen in Dollar gerechnet vergleichen zu können: Aus dem Raum der Währungsunion werden Brutto-Emissionen in Höhe von 938 Milliarden Dollar an den Markt kommen, aus Japan 957 Milliarden Dollar und aus Großbritannien 235 Milliarden Dollar.
Selbst wenn die fälligen Tilgungen und deren Refinanzierung berücksichtigt wird, steht 2009 ein dramatisch erhöhtes Nettovolumen von Staatsemissionen bevor: in den Vereinigten Staaten schnellt die Netto-Emission von 101 Milliarden Dollar im Jahr 2007 auf 961 Milliarden Dollar in die Höhe. In der Währungsunion steigt das Netto-Emissionsvolumen von 77 Milliarden Dollar im Jahr 2007 auf 210 Milliarden Dollar. In Großbritannien schnellt die Netto-Emission auf 173 Milliarden Dollar. Zwar verzerrt die Wechselkursentwicklung über die Jahre diesen Vergleich. Er ändert aber nichts an der Tatsache, dass sich die Emissionen in allen Währungsräumen rasant ausweiten.
Deutschland hält sich im Vergleich zu anderen Ländern der Währungsunion noch relativ gut: die Neu-Emissionen von Staatspapieren fallen in fast allen anderen Ländern höher aus als die Netto-Emission von 11 Milliarden Euro von Deutschland. Freilich kommt von Deutschland aus noch der Finanzierungsbedarf des Stabilisierungsfonds hinzu, der für Deutschland nochmals ein Emissionsvolumen im kommenden Jahr von bis zu 54 Milliarden Euro bedeuten könnte.
Anders als in den Vereinigten Staaten machen kurz laufende Papiere in Europa einen relativ geringen Anteil der gesamten staatlichen Kapitalaufnahme aus, was sich jedoch im kommenden Jahr ändern dürfte. Je prekärer der Finanzierungsbedarf, desto höher bei Staaten der Anteil kurz laufender Papiere, der dann später durch länger laufenden Anleihen ersetzt wird.
Während die Flucht verängstigter Anleger die Renditen am Markt für Staatspapiere auf ein Minimum zusammenfallen ließ, stehen die Risikoaufschläge am Markt für Unternehmensanleihen in keinem Verhältnis mehr zu den Ausfallprämien, die in normale Rezessionszeiten am Markt gefordert werden. Normalerweise wird selbst bei hoher Verzinsung am Markt in einer Rezession nur eine fünfjährige Ausfallrate von 35 bis 40 Prozent angesetzt. Derzeit scheinen die extremen Marktbedingungen eine Ausfallrate von 65 Prozent einzurechnen. Bei hochkarätigen Investment-Grade-Anleihen liegt die kumulative Ausfallrate mit 15 Prozent fünf Mal höher als in normalen Rezessionszeiten, heißt es bei dem Fondsmanager Threadneedle. Der Fonds hält diese Risikoaufschläge für so extrem, dass er nicht nur Investment-Grade-Anleihen sondern auch hochverzinsliche Unternehmensanleihen kauft.
11.12.2008 Text: F.A.Z.
Eine Untersuchung von EPFR Global zeigt, daß den Geldmarktprodukten im Jahr 2008 netto Mittel in Höhe von 455 Milliarden Dollar zuflossen. Dagegen entzogen Anleger den Aktienfonds netto eine Summe in Höhe von 232 Milliarden Dollar und Rentenfonds in Höhe von 61 Milliarden Dollar. 7.1.2009 FAZ
Südostasien sich in den letzten beiden Jahren mit faulen US-Papieren vollgesogen haben, daß aber nicht zugeben können, weil man dort mentalitätsmäßig sein Gesicht verlieren würde. Damit stellt sich zunehmend die Frage, wann die Deflation in eine Hyperinflation kippt. Wer schon darauf baut, daß das Schlinmmste überstanden sei, wie es zunehmend in den letzten Wochen zu hören war, der dürfte sich in den nächsten Monaten noch sehr wundern. Ich denke, wir stecken noch im ersten Quartal der Weltwirtschaftskrise und nähern uns mit dem Zusammenbruch der Realwirtschaft dem zweiten Quartal, das allerdings durch die Geldüberflutung nur gedämpft durchschlägt. Mit dem Umschlagen von der Deflation in die Hyperinflation beginnt das dritte Quartal und was dann kommt, bleibt abzuwarten. Vor 2012 geht jedoch nicht solide bergauf, allerhöchstens temporär.
Der Markt wird dabei kurzfristig erstens von einem deutlichen Rückgang des amerikanischen Handelsbilanzdefizits im November auf 40,4 Milliarden Dollar bewegt. Das ist deutlich mehr als erwartet. Auf diese Weise geht an den internationalen Gütermärkten das Dollarangebot zurück, was den Dollar in der Tendenz knapper und damit bei gegebener Nachfrage wertvoller macht.
Der Blick auf die Details zeigt, wieso das amerikanische Handelsbilanzdefizit zurückgeht: Von Juli bis November des vergangenen Jahres sind die amerikanischen Exportwerte um rund 15 Prozent zurückgegangen, während die Importwerte um rund 20 Prozent abnahmen. Einer der entscheidenden Faktoren ist das Öl beziehungsweise der Ölpreis. Denn während das Handelsbilanzdefizit mit Ölprodukten von Juli bis November aufgrund der nachlassenden Nachfrage und des fallenden Ölpreises um 10,5 Prozent zurückging, nahm das Defizit im Handel mit sonstigen Produkten lediglich um 0,5 Prozent von minus 33 auf minus 32 Milliarden Dollar ab.
In regionaler Betrachtung gab es von Oktober auf November deutliche Veränderungen. Denn in diesen vier Wochen ging das amerikanische Defizit im Handel mit China von 28 auf 23,1 Millairden Dollar zurück. Die Exporte fielen um 0,8 Milliarden Dollar, während die Importe um 5,7 Milliarden Dollar zurückgingen. Das traf vor allem Güter wie Haushaltswaren, Spielzeuge, Spiele, Sportartikel und Bekleidung. Kein Wunder also, dass Chinas Exporte in dieser Periode deutlich zurückgingen. Sie fielen in Branchen, die nicht von Chinas Ausgabenprogramm zur Stützung der Wirtschaft profitieren dürften.
Neben dem Rückgang des Dollarangebots auf Basis des Warenhandels steht weiterhin die relative Liquiditätsknappheit, die in den vergangenen Monaten im Rahmen der Kreditkrise alleine aufgrund der dominierenden Stellung des Dollars im Rahmen des Welthandels offenbar geworden war. Da längst noch nicht alle Risiken aus dem Finanzsystem beseitigt sind, gibt es zumindest kurz- und mittelfristig eine unterschwellige Nachfrage nach Dollars, da unter anderem viele amerikanische Haushalte und Unternehmen ihre Bilanzen sanieren und dazu Mittel repatriieren.
Daneben spielen auch die Zinserwartungen eine Rolle. Während sie in den Vereinigten Staaten nicht mehr weiter fallen können, hat die Europäische Zentralbank noch Handlungsspielraum. Aufgrund der schlechten Konjunkturdaten aus dem Euro-Raum dürfte der Rat der Europäischen Zentralbank nach Einschätzung von Fachleuten am kommenden Donnerstag einen „großen Zinsschritt“ von 50 Basispunkten nach unten auf dann zwei Prozent beschließen. Auch das mag den Euro gegen den Dollar kurzfristig weiter in die Defensive bringen.
Manche Marktteilnehmer sehen auch in der Ankündigung der Ratingagentur S&P, die Kreditwürdigkeit Spaniens möglicherweise zu senken, ein kritisches Zeichen. Das könnte die europäische Währung kurzfristig ebenso weiter in die Defensive bringen, wie frühzeitige Wetten auf eine Wirkung der extremen amerikanischen Wirtschaftsstimulierung.
Mittel- und längerfristig steht dem allerdings die gewaltige Verschuldung der Vereinigten Staaten entgegen. Rechnet man alle offenen und unterfinanzierten Verbindlichkeiten ein, so kommt sie längst auf mehr als 350 Prozent des amerikanischen Bruttoinlandsproduktes. Angesichts der geringen Steuereinnahmen, der beschlossenen Stützungsmaßnahmen für die Banken, der sich andeutenden Wertpapierkäufen der Zentralbank und der absehbaren keynesianischen Konjunkturprogramme dürften die Verbindlichkeiten förmlich explodieren. Einzelne Auguren kommen bei der Berechnung der amerikanischen Staatsverschuldung pro Kopf auf Werte von bis zu 125.000 Dollar.
Schulden dieser Art lassen sich langfristig angesichts eines geringen Potenzialwachstums von wenigen Prozent pro Jahr unter normalen Umständen nicht tilgen. Letztlich lassen sie sich nur über eine inflationäre Entwicklung entwerten. Fragt sich nur, wann dieser Prozess einsetzt und wann die Anleger darauf reagieren werden. Spätestens dann dürfte der Dollar deutlich unter Druck geraten. Das heißt, Dollarpositionen sind immer mit der notwendigen Skepsis zu betrachten.
Noch ist es nicht so weit. Denn die lockeren Geldpoliken kommen bisher nicht im System an. Der unabhängige amerikanische Analyst Gary Shilling rechnet ein Beispiel vor: Entspricht die Geldmenge M2 üblicherweise dem 60-fachen der Bankreserven, so führte die Expansion der amerikanischen Bankreserven zwischen August und November des vergangenen Jahres um 577 Milliarden Dollar zu einem Wachstum von M2 um gerade einmal 264 Milliarden Dollar. Das heißt, der Geldmultiplikator war nich 60, sondern 0,5.
FAZ 13.01.2009
20. Januar 2009 Die neuerliche Verschärfung der Finanz- und Wirtschaftskrise lässt die Anleger vorsichtiger agieren. Als Folge haben sich die Risikoprämien für die Staatsanleihen einiger Euro-Länder seit Jahresbeginn drastisch erhöht. Verschiedentlich machen sich daran Spekulationen fest, dass die Währungsunion darüber zerbrechen könnte. Die meisten Fachleute halten diese Überlegungen aber für unsinnig. Ein langfristiger Zinsvergleich zeigt, dass selbst für Länder wie Griechenland, Irland und Italien die Zehnjahresrenditen weiterhin deutlich niedriger sind als vor der Währungsunion.
Die erhöhte Risikosensibilität der Anleger bekam am Dienstag der griechische Staat bei der Emission einer neuen fünfjährigen Anleihe zu spüren. In ersten Marktreaktionen zeichne sich ab, dass dieses Papier mit einer Risikoprämie von ungefähr 325 Basispunkten über einer Bundesanleihe mit gleicher Laufzeit ausgestattet werden müsse, berichtete David Schnautz, ein Anleihefachmann der Commerzbank. Die Risikoprämie, die zuletzt ohnehin stark gestiegen war, habe sich damit um weitere 30 bis 40 Basispunkte erhöht. Ähnlich sind auch die Risikoprämien für Euro-Länder wie Irland, Italien und Spanien zuletzt nach oben geschnellt (siehe Grafik).
=> Der Anleihenmarkt beginnt zu kippen. Zunächst trifft es die schwächeren Länder. Deutschland und die USA werden in dieser Phase aufgrund von Umschichtungen noch profitieren. Die Zinserwartungen steigen jedoch auch hier. Ob das EWS-System auseinanderbricht, läßt sich schwer vorhersagen, weil die EZB mit aller Macht gegensteuern werden. Der Finanzierungsbedarf ist aber womöglich übermächtig und steigt bei steigenden Zinsen exponentiell. Da zugleich langfristige weniger nachgefragt werden, werden Zinserhöhungen schnell auf den Finanzierungsbedarf durchschlagen. In der Konsequenz münden wir nach der Deflation in eine Abwertungsspirale der Währungen, mit den in diesem Fall dann durchaus bekannten Lehren aus der großen Depression von 1929-33. Geschichte wiederholt sich nicht, sagt man, die Konstellation führt jedoch zu Marktautomatismen, die sich natürlich wiederholen können.
Die Aktienindizes laufen derzeit auf die lokalen Rekordtiefs zu, wobei deutlich wird, daß das Bankenproblem keineswegs gelöst ist. Neben Nahrungsmitteln als Schwarzmarktwährung könnten allerdings auch Immobilien in den nächsten Wochen für Mutige interessant werden, solange die Zinsen noch niedrig liegen.
Niedrig verzinsliche Währungen wie der Schweizer Franken und der Yen hatten in den vergangenen Jahren den Kredit getriebenen Boom beflügelt und über Abwertungstendenzen die Konjunktur in den entsprechenden Staaten beflügelt. Im Rahmen des Risiko- und Schuldenabbaus der vergangenen Monate kam es zu deutlichen Gegenbewegungen. Sowohl der Schweizer Franken als auch der Yen werteten auf. Genau dieser Effekt belastet inzwischen neben der allgemeinen Wirtschaftschwäche die Exportbereiche Japans und der Schweiz.
Inzwischen versuchen beide Länder merkantilistisch gegenzuhalten und reden ihre Währungen schwach. In der Schweiz erklärte Philipp Hildebrand, Vizepräsident der Nationalbank, am Mittwoch offen, man denke über die Möglichkeit nach, unbegrenzte Mengen der eigenen Währungen auf den Markt zu werfen, um eine weitere Aufwertung zu verhindern oder um gar eine Abwertung zu erreichen!!!!
Nach der Leitzinssenkung auf beinahe Null seien weitere Möglichkeiten denkbar, die Geldpolitik zu lockern, hieß es weiter ohne konkreter zu werden. Deutlicher lassen sich handelspolitische Interessen kaum artikulieren.
Der Markt hat längst darauf reagiert. So hat der Schweizer Franken innerhalb von zwei Tagen rund zwei Prozent gegen den Euro abgewertet von etwa 1,47 Franken je Euro am Dienstag auf 1,5108 Franken je Euro am Donnerstag. Gegen Währungen wie die schwedische Krone, den Yen, den mexikanischen Peso und sogar gegen den russischen Rubel, den südafrikanischen Rand, die norwegische Krone und den ungarischen Forint fiel die Abwertung in den vergangenen beiden Tagen sogar noch deutlicher aus. Im Rahmen der technischen Erholung an den Börsen dürfte die Schweizer Währung weiter abwerten können. Die Analysten von Goldman Sachs gehen beispielsweise davon aus, dass die Schweizer Währung gegen den Euro vorerst auf bis zu 1,55 Franken laufen wird.
Nicht nur die Schweiz hat handelspolitische Interessen, sondern auch Japan. Das Land konnte in den vergangenen Jahren von der schwachen Währung profitieren, die von der Niedrigzinspolitik ausging. Sie verleitete japanische Anleger dazu, Gelder auf der Suche nach attraktiven Renditen ins Ausland zu transferieren und internationale Anleger dazu, sich in Yen zu verschulden um die Mittel ebenfalls im Ausland zu investieren. Das schwächte zusammen die Währung und beflügelte gleichzeitig die japanische Exportwirtschaft.
Das war für Japan ähnlich bequem wie die tiefen Zinsen, die Länder wie Irland, Spanien, Italien oder auch Griechenland im Rahmen des europäischen Konvergenzprozesses erhielten. Denn diese Konstellation hielt die Binnenwirtschaften am Laufen, obwohl die jeweiligen Regierungen weder willens noch in der Lage waren, strukturelle Reformen durchzuführen, um für eine wirtschaftliche Eigendynamik zu sorgen. Allerdings entstanden auf diese Weise auch die makroökonomischen Ungleichgewichte, die letztlich zur aktuellen Krise geführt haben.
Das Platzen der Immobilien- und Exportblasen hat in den vergangenen Monaten zur Korrektur und in Japan zur Aufwertung der Währung geführt. Es ist zwar einerseits verständlich, dass man nun auch in Japan verbal interveniert und über geldpolitische Lockerungen und Währungsverkäufe redet, um auf diese Weise die Währung wieder zu schwächen. Allerdings hat sie inzwischen den Zinsvorteil weitgehend verloren.
Zudem stellt sich die Frage, ob kompetitive Abwertungsbestrebungen die richtigen Lösungen sind, um binnenwirtschaftliche Probleme zu lösen. Denn erstens ginge die Lösung zu Lasten der restlichen Staaten. Zweitens würden künftig neue Risiken der Art heraufbeschworen, die man gerade versucht zu lösen. Aus diesen Gründen wäre es nur vernünftig, wenn der Yen noch weiter aufwerten würde. Immerhin konnte das Land lange Jahre von der schwachen Währung profitieren. Der reale, effektive Wechselkurs Japans tendierte in den vergangenen Jahren im Trend nach unten. Ähnliches gilt auch für die Schweiz. Die brutalen Abwertungsbestrebungen der Briten und der Amerikaner sind offensichtlich.
FAZ 22.01.09
=> Anlagevolumen pro Zertifikatprodukt im November 2008 durchschnittlich bei 20.000 Euro in Deutschland. Die Martbereiniung steht also noch aus
Die Mittelabflüsse haben dazu geführt, dass viele Hedge-Fonds-Manager ihre Anlagestrategie überdenken. Einige folgten dem Beispiel von Tudor Investment, die im November angekündigt hat, illiquide Vermögenswerte zu verkaufen. Zuvor hatte sie diese Vermögenswerte, die größtenteils aus Unternehmensanleihen und Krediten aus Schwellenländern bestanden, aus ihrem Haupt-Hedge-Fonds herausgelöst und in ein anderes Portefeuille ausgegliedert.
Im vergangenen Jahr verzeichneten Hedge-Fonds im Durchschnitt einen Wertverlust von 18 Prozent, berichtet der Branchenbeobachter Hedge Fund Research. Etwa die Hälfte denkt daran, Gemeinschaftsunternehmens mit anderen Fonds einzugehen, oder. erwägt sogar einen Zusammenschluss mit Konkurrenten. Derzeit haben etwa 90 Prozent der befragten Hedge-Fonds weniger als ein Viertel ihrer Vermögenswerte in schwer zu vermarktenden Wertpapieren, ergab die Umfrage von Alpha Search. Ein Drittel hält zwischen 25 und 50 Prozent ihrer Gelder in bar. Die börsennotierte Man Group aus London schrieb im Dezember in einer Studie, dass sich die Barpositionen bei den Hedge-Fonds auf über 300 Milliarden Dollar belaufen.
FAZ
Das BSP-Wachstum in jeweiligen Preisen
1929 + 1 %
1930 - 7 %
1931 -16 %
1932 -18 %
Investitionsgüterproduktion 1928-32
- 62 %
Verbrauchsgüterproduktion 1928-32
- 26 %
Arbeistlosenquote
1928 7,0 %
1932 30,8%
Aktienkurse-Wachstum
1929 - 9,5 %
1930 - 19,7%
1931 - 25,7 %
1932 - 32,1 %
Würde sich die Geschichte wiederholen, würden wir jetzt im ersten Quartal von 1930 stehen und der Tiefpunkt würde im Jahr 2011 erreicht. Das die Situation insgesamt nicht vergleichbar ist, zeigt sich schon daran, daß die Staatsausgaben von 1928-32 in Deutschland um 30% gesunken sind. Die Nominallöhne sind übrigens um 20 % gesunken, während die Spareinlagen bei den Sparkassen um 50% zunahmen und der Bargeldumlauf einigermaßen stabil blieb. 1931 löste sich England vom Goldstandard, dann die USA, die fortan beschleunigte Abwertungsspirale würde durch Zollerhöhungen flankiert. Das Außenhandelsvolumen fiel von 1929-1932 von 13,5 auf 5,7 Mrd. Reichsmark.
Auch wenn einige Parallelen nicht zu leugnen sind, zeigen die Zahlen bisher, daß es derzeit nicht so dramatisch wird. Allerdings kann die Dauer von 3 Jahren durchaus als Anhalt dienen.
Die Rechnung ist schnell gemacht. Der amerikanische Staat muss dieses Jahr Schuldpapiere im Wert von 2000 Mrd. $ unter die Käufer bringen. Gleichzeitig versprach die Zentralbank aber, die Zinsen noch auf Jahre hinaus tief zu halten. Die Anleger werden also gebeten, Papiere auf zehn Jahre hinaus zu einem Zins von bloss 2,8% in abwertungsgefährdeten Dollars zu erwerben. Niemand drängt sich vor, vor allem ausländische Anleger wie China, Arabien oder Japan zögern.
In Europa werden dieses Jahr ebenfalls 2000 Mrd., aber in Euro, von den Staaten aufzutreiben sein, was etwa 17 % des Volkseinkommens entspricht. Doch die Sparrate der Haushalte Europas liegt bei immerhin 10 %, während die Haushalte in den USA praktisch nichts sparen. Gleichzeitig möchten Unternehmen und Banken Hunderte von Milliarden aufnehmen. Da bleiben nur die Asiaten und Araber als Käufer. Allerdings blühen deren Einnahmen auch nicht mehr wie früher, und die Signale sind gemischt. Zwar vermutete der Chef der chinesischen Bankenaufsicht, China habe keine grosse Auswahl an anderen Anlagen als amerikanische Staatspapiere. Doch davon hält es, zusammen mit US-Hypothekenpapieren, bereits weit über 1000 Mrd. $ – und den weiteren Kaufentscheid fällt nicht der Bankenaufseher.
Der Ministerpräsident Chinas zeterte hingegen in Davos über die Schuldenwirtschaft der USA. China kauft gegenwärtig nicht Anleihen, sondern Realien, nämlich Bergbauminen, Unternehmen sowie russische Ölzusagen mit Dutzenden von Milliarden. Unsinnigerweise forderte Obamas neuer Finanzminister Timothy Geithner China zur Aufwertung seiner Währung auf. Er verlangt also, dass China amerikanische Dollaranleihen kauft, die er jetzt in Massen zu lächerlichem Zinsertrag ausgibt – und bei denen gleichzeitig eine währungsmässige Abwertung droht.
Das Tiefzinsversprechen wird sich rächen. Wenn die Ankurbelung gelänge, müssten die Zinsen rasch ansteigen. Ökonomen monieren, die Zentralbank glaube somit gar nicht an den Erfolg des Aufschwungs. Oder aber sie muss tiefe Zinsen versprechen, weil sonst der Wert der ausgegebenen Tausende von Milliarden Dollarpapieren abnähme, wenn das Zinsniveau anstiege. Auch deshalb zögern die Käufer. Es gibt nur eines: Die Notenbank muss auf längere Sicht selbst die Staatspapiere kaufen. Der Preis wird mit der Notenpresse bezahlt.
Solches geschah bisher nur in Kriegszeiten. Die deutschen Reichsregierungen haben beide Weltkriege mit der Notenpresse finanziert. Die USA gingen 1942 zur Notenpresse als Kriegswaffe über und schafften diese bequeme Staatsfinanzierung erst 1951 ab. Titanenkämpfe zwischen Notenbank und Schatzamt gingen voraus, der Notenbankpräsident wurde sogar abgesetzt. Diesmal soll die Deflation mit der Notenpresse vermieden werden, aber viele befürchten das Gegenteil: eine massive Inflation.
Zwar muss die Inflation nicht auftreten, solange die reale Wirtschaft unter ihrer Leistungskapazität fährt. Wenn diese Schwelle erreicht wird, muss aber die Notenpresse stillgelegt und das viele Geld wieder eingezogen werden. Doch wie von 1945 bis 1951 werden Gegenkräfte jahrelang dagegen anrennen. Die Banken werden sagen, man hungere sie wieder aus, die Firmen klagen über Kreditklemmen, die Gewerkschaften über fehlende Arbeitsplätze im Aufschwung. Die Politiker entsetzen sich, wenn die aufgelaufene, riesige Staatsschuld plötzlich 5 statt 2,8 % kosten und damit doppelt so schwer wiegen wird. Und alle jene, die gläubig die Staatspapiere kauften, werden deren Kurs stark sinken sehen, vom Dollarkurs ganz abgesehen.
Von Beat Kappeler
Ausdrücklich nannte Steinbrück in diesem Zusammenhang Irland, das sich in einer "sehr schwierigen Lage" befinde. Artikel 103 des EG-Vertrags enthält eine sogenannte "No-Bailout"-Klausel, wonach in der Währungsunion kein Staat für die Schulden anderer Staaten haften muss. Issing sagte der "FAZ", die Klausel sei entscheidend für die finanzpolitische Disziplin. "Ohne das gebe es kein Halten mehr".
Webseite: www.faz.de 19.02.2009 18:22
Weltbankpräsident Zoellick:"Wir arbeiten mit der Osteuropabank, der Europäischen Investitionsbank und dem IWF an einer Lösung, aber wir werden keinen Erfolg haben, wenn uns die westeuropäischen Staaten nicht unterstützen", so der Weltbankpräsident. Die wichtigsten Finanzkanäle für Osteuropa seien zehn bis 12 große Banken in Österreich, Deutschland, Italien, Belgien und Schweden. Konkret braucht Osteuropa mit Russland, der Ukraine und der Türkei 120 Mrd. Dollar, um die dortigen Banken zu rekapitalisieren. Mittel- und Osteuropa im engeren Sinne brauche bis zu 45 Mrd. Dollar, so Zoellick.
Die Frage, ob diese Finanzierung auch in Zukunft gesichert sei, beantwortet Zoellick mit "Nein". Einige dieser Banken hätten ihr Geld bereits aus Osteuropa abgezogen. "Das geschah unter dem Druck der Heimatmärkte, vielleicht sogar unter dem Druck der Regierungen, die diese Banken gestützt haben". Auf diese Weise werde aber den betroffenen Ländern der Geldhahn zugedreht, befürchtet der Weltbankpräsident.
Es sei kein Fehler gewesen, nationale Rettungspakete aufzulegen, bestätigt Zoellick. Das Problem sei allerdings, dass verschiedene Regierungen immer noch damit ringen, wie sie es genau machen sollen. "Das ist politisch nicht einfach, weil die Steuerzahler und Bürger verständlicherweise keine Lust haben, den Bankern zu helfen. Aber ohne funktionierende Kreditmärkte geht es nun mal nicht."
Der Konzern verhandelt bereits über weitere Finanzhilfen von der US-Regierung, wie die Nachrichtenagentur Reuters erfuhr. Die Agentur Bloomberg berichtete am Dienstag, der Konzern habe zudem Milliardengebote von der Konkurrenz für seine Lebensversicherungs-Sparte American Life Insurance erhalten.
Zu den Verhandlungen über neue Regierungsgelder sagte eine mit der Situation vertraute Person am Montag, möglich seien weitere Mittel für den Versicherer oder das Begleichen von Schulden durch Aktien. Die Verhandlungen seien jedoch noch im Gange und auch andere Optionen würden diskutiert, fügte die Person hinzu. AIG äußerte sich nicht zu dem Bericht. Auch das Finanzministerium wollte keine Stellung dazu nehmen. Der Fernsehsender CNBC berichtete, wenn es kein Übereinkommen mit der US-Regierung gebe, würden sich die Anwälte von AIG auf die Möglichkeit einer Insolvenz vorbereiten.
Die US-Regierung hat AIG mit zwei Finanzspritzen in Höhe von rund 150 Milliarden Dollar bereits zwei Mal vor dem Aus gerettet. Der einst weltgrößte Versicherer stand wegen Hypothekenpapieren vor dem Abgrund, die infolge der Finanzkrise stark an Wert verloren und mittlerweile unverkäuflich sind.
Um seinen Schuldenberg zu reduzieren, verkauft AIG derzeit viele Geschäftssparten. Für seine Lebensversicherungssparte American Life Insurance hat der Konzern Bloomberg zufolge Gebote von MetLife und Axa erhalten. MetLife biete vorläufig 11,2 Milliarden Dollar für die Sparte, berichtete die Agentur unter Berufung auf mit der Situation vertraute Personen. Wegen der Krise könne das Gebot jedoch noch auf acht Milliarden Dollar schrumpfen, hieß es weiter. Das Axa-Gebot beziehe sich nicht auf das Japan-Geschäft und damit den größten Markt der Sparte.
25. Februar 2009 Schon seit Monaten reißen die Hiobsbotschaften nicht ab: Banken berichten über immer neue Wertberichtigungen und Verluste in Milliardenhöhe. Waren diese Einbußen nicht schon länger vorhersehbar? Und warum sind die inzwischen als toxisch bezeichneten Wertpapiere so schwer zu bewerten?
Fachleute nennen dafür vor allem zwei Gründe: Erstens handelt es sich bei diesen Papieren oft um hochkomplizierte Finanzinstrumente, zweitens hängt der Marktwert von vielerlei Faktoren ab, die sich derzeit dynamisch und schwer abschätzbar verändern. Die Folge: Schon kleine Änderungen in den Annahmen können zu drastischen Kursverlusten eines Papiers führen - oder im günstigen Fall zu einer großen Werterholung.
Um die Bedingungen eines tranchierten Wertpapiers zu beschreiben, sind meist Hunderte von Seiten, dicht gespickt mit vielerlei Details, nötig. Eine weitverbreitete Grundstruktur lässt sich in einem hypothetischen Beispiel so skizzieren: Eine Bank hat 5000 Subprime-Hypothekenkredite an Haushalte in mehreren amerikanischen Bundesstaaten vergeben; das gesamte Portefeuille hat ein Volumen von 500 Millionen Dollar. Dieses Portefeuille wird in 25 Tranchen unterschiedlicher Seniorität eingeteilt.
Der Clou der Konstruktion: Kreditausfälle im Portefeuille werden nicht anteilsmäßig auf die einzelnen Tranchen verteilt; vielmehr werden alle anfallenden Verluste zunächst allein der untersten Tranche im Volumen von 10 Millionen Dollar zugerechnet; für dieses hohe Verlustrisiko wird diese Tranche mit einem sehr hohen Zinskupon entschädigt.
Sollten die Verluste die unterste Tranche aufzehren, muss die nächsthöhere Tranche die weiteren Verluste absorbieren - und so fort. Höhere Tranchen sind dadurch gegen Verluste abgeschirmt - jedenfalls zunächst. Die Ratingagenturen haben diesen höheren Tranchen, die meist 60 bis 80 Prozent des Gesamtportefeuilles ausmachten, deshalb ursprünglich oft die Bestnoten „AAA“ für höchste Ausfallsicherheit zuerkannt.
Da die Investoren stark an AAA-Papieren interessiert waren, haben die Investmentbanken den Raffinierungsprozess weitergetrieben: Dutzende „BBB“Tranchen unterschiedlicher Gesamtportefeuilles wurden dann wieder zusammengefasst; zur Risikodiversifizierung wurden oft noch „BBB“-Tranchen, denen Kreditkartenkredite oder Autodarlehen unterliegen, beigemischt. Auch dieses neue Portefeuille wurde tranchiert - wodurch wiederum „hochwertige“ „AAA“- und „AA“Tranchen entstanden.
Inzwischen ist klar, dass es sich bei diesen Bonitätsnoten um katastrophale Fehleinschätzungen handelte. Denn aufgrund der Immobilienkrise fallen viel mehr Kredite aus als ursprünglich geschätzt. Zudem sind die Immobilienpreise drastisch gefallen, in manchen „Subprime“-Regionen bereits um 40 bis 50 Prozent gegenüber dem Höchststand.
Das wiederum verringert den Erlös, wenn ein Eigenheim zwangsversteigert wird. Angesichts der sich immer noch verschärfenden Wirtschaftskrise ist derzeit noch kein Ende der Kreditausfälle und der Talfahrt der Immobilienpreise absehbar - zumal sich beide Entwicklungen gegenseitig verstärken. Dementsprechend fällt es schwer, die Verluste der einzelnen Tranchen abzuschätzen.
Wie Markus Ernst, ein Kreditderivatespezialist von Unicredit, erläutert, haben viele dieser Papiere zudem sogenannte „Trigger“: Fällt zum Beispiel der Marktwert einer bestimmten unteren Tranche unter eine Schwelle, erhalten die Halter der „AAA“-Tranchen das Recht, alle eingehenden Zahlungsströme zur bevorzugten Tilgung der eigenen Tranche zu nutzen - oder gar das gesamte unterliegende Kreditportefeuille notzuverkaufen.
Die dabei entstehenden Verluste müssen dann von den unteren Tranchen absorbiert werden, wodurch sich die oberen Tranchen gegen weitere Wertverluste absichern. Hier kommt es auf das Kleingedruckte in den Anleihebedingungen an - und zum Beispiel auch darauf, ob die Halter der „AAA“-Tranchen für die Zukunft weitere Verluste erwarten oder aber eine Werterholung.
Die Ratingagentur Standard & Poor's hat im November in einer Studie durchgespielt, wie sich der abgezinste Barwert mehrerer Tranchen eines hypothetischen Wertpapiers unter unterschiedlichen Annahmen entwickelt. In Szenario 1 ist unterstellt, dass in den nächsten zwölf Monaten 5 Prozent des Kreditvolumens ausfallen und der Verlust im Durchschnitt 20 Prozent beträgt; das heißt: nach allen Kosten erhält der Gläubiger 80 Prozent des Kreditbetrags zurück.
Die Studie zeigt auf, wie vergleichsweise kleine Änderungen der Annahmen zu enormen Wertverlusten führen. So hat zum Beispiel die „AA+“Tranche unter Szenario 4 noch einen rechnerischen Barwert von 75,76 Prozent, im Szenario 5 aber nur noch von 8,85 Prozent. Ähnlich fällt auch der Wert anderer Tranchen plötzlich wie ein Stein.
Das wiederum ist der Grund, weshalb Investoren diese Wertpapiere derzeit scheuen, so dass die Märkte völlig illiquide sind und keine Marktpreise zustande kommen. Das spiegelt sich im Verfall der ABX-Indizes, welche aus den Kursen von Subprime-Tranchen unterschiedlicher Bonität berechnet werden. An der Bewertungsfrage sind bislang auch alle Konzepte gescheitert, denen zufolge der Staat den Banken ihre toxischen Papiere abkaufen soll, um die Kreditinstitute zu entlasten.Von Benedikt Fehr FAZ
Ist ganz einfach warum: Die Schulden der USA werden sie einfach wertlos machen. Sprich: Sie drucken so viele Dollar, sodass die Währung nichts mehr wert ist. Dann sehen die Gläubiger ganz schon dumm aus.
Zudem würde es Amerika passen wenn es schließlich ein zweites Bretton Woods geben würde. Denn die USA hat die größten Goldvorkommen. Schließlich würden alle am Dollar hängen und der Dollar wäre wieder die Weltwährung. Eine Währung, die mit Gold hinterlegt wird ist der größte Quatsch der Welt!! Vor allen Dingen, weil die Geldmenge auf lange Sicht nicht mehr so stark wie das BIP wachsen würde. Also nicht den gleichen Fehler wie damals machen.
Zwar liegt der Goldpreis am Donnerstag bei 913 Dollar wieder leicht im Plus - doch die meisten Analysten gehen vorerst nicht davon aus, dass er sich so bald wieder in Richtung 1000 Dollar bewegen wird. „Wir sehen den Goldpreis im zweiten Quartal eher bei 850 Dollar je Unze. Erst im zweiten Halbjahr sollte er wieder steigen und am Jahresende dann bei ungefähr 950 Dollar stehen“, sagt Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst der Commerzbank.
Für den Abwärtstrend machen Marktkenner verschiedene Faktoren verantwortlich. Zum einen hat der hohe Goldpreis den Zufluss in die Gold-ETFs gestoppt. Bei den Exchange Traded Funds oder auch Exchange Traded Commodities (ETC) auf Gold handelt es sich um börsennotierte Schuldverschreibungen, die mit physischem Edelmetall hinterlegt sind.
So haben die Goldbestände des SPDR Gold Trust, des Marktführers in diesem Segment, seit einer Woche mehr oder minder stagniert. „Wegen des hohen Goldpreises ist die Investmentnachfrage zurückgegangen“, sagt Wolfgang Wrzesniok-Roßbach, Edelmetallfachmann von Heraeus.
Auf der anderen Seite sei jedoch das Goldangebot gestiegen. In Asien und dabei vor allem in China sei in den vergangenen Wochen sehr viel Altgold auf den Markt gekommen. Goldbesitzer versuchen von dem hohen Preis ihrerseits zu profitieren, indem sie Altgold in Form von Schmuck oder Barren abgeben. Dieses Metall wird dann wieder eingeschmolzen und in neue Barren gegossen und dem Kreislauf abermals zugeführt.
In der Türkei, dem zweitgrößten Goldimporteur der Welt, hat das hohe Angebot an recyceltem Edelmetall in Verbindung mit dem Abbau von Lagerbeständen zur Deckung der Nachfrage ausgereicht, so dass im Januar und Februar kein Gold eingeführt wurde.
Auch die Einfuhr nach Indien, der Nummer eins auf der Weltrangliste der Goldimporteure, ist drastisch zurückgegangen. Wegen der Rezession und der hohen Preise ist die Nachfrage der Schmuckindustrie, die normalerweise 70 Prozent der Nachfrage ausmacht, ohnehin schon deutlich gesunken.
In den vergangenen Wochen wurde die Flaute in der Schmuckindustrie jedoch von der Investmentnachfrage überkompensiert. Je mehr die Unsicherheit über das Ausmaß der Krise zunahm und je stärker die Aktienmärkte einbrachen, desto mehr Anleger retteten sich in Gold als „sicherer Hafen“. Die Banken und privaten Handelshäuser meldeten wochenlange Wartezeiten auf Münzen und kleine Barren, und die ETFs verzeichneten Rekordzuflüsse. Seit Beginn des Jahres sind 9,4 Milliarden Dollar in die handelbaren Schuldverschreibungen geflossen - im Gesamtjahr 2008 waren es insgesamt „nur“ 9,5 Milliarden Dollar.
Doch das Überschreiten der 1000-Dollar-Marke hat immer mehr Anleger verschreckt. Zudem hat sich der Kommentar des amerikanischen Notenbankchefs Ben Bernanke, dass die inflationären Tendenzen zuletzt dramatisch gesunken seien, negativ auf die Nachfrage ausgewirkt, da viele Investoren Gold vor allem als Inflationsabsicherung schätzen.
Marktbeobachter sind sich jedoch weitgehend einig, dass der langfristige Trend zum Gold andauern wird. „Zum Jahresende wird eine Unze wieder 1000 Dollar kosten“, prognostiziert Thorsten Proettel, Edelmetallanalyst der Landesbank Baden-Württemberg. Auf der Angebotsseite nehme die Goldminenproduktion kontinuierlich ab.
Außerdem seien in diesem Jahr keine Verkäufe der Zentralbanken in großem Stil zu erwarten. 2008 hatte die Schweizer Zentralbank 126 Tonnen Gold abgegeben und damit das Angebot signifikant erhöht. Auch scheinen die anderen Anlageklassen wenig attraktiv. So tendieren die Aktienmärkte am Donnerstag nach der Erholung vom Mittwoch wieder deutlich negativ. Und einen langfristigen Aufwärtstrend will angesichts immer neuer Hiobsbotschaften aus der Finanzwelt niemand voraussagen.
Text: F.A.Z Von Judith Lembke
Neu ist, dass sie nunmehr den Banken in den kommenden drei Monaten auch mittel- und langlaufende britische Staatsanleihen mit einer Laufzeit von mehr als 8 Jahren abkaufen will. Die Absicht ist offenbar, die Banken dazu zu bewegen, nicht weiter Liquidität in Staatsanleihen zu parken. Dafür spricht auch, dass die Bank of England den Zins, den sie auf Bankreserven zahlt, um auf 0,5 Prozent halbiert hat.
Je besser dies funktioniert, um so geringer sind die Renditechancen für Anleihen in britischen Pfund. Erreicht das Programm dagegen sein Ziel nicht, so ist nicht unwahrscheinlich, dass das Programm ausgeweitet wird. Finanzminister Alistair Darling hat der Zentralbank einen Verfügungsrahmen von 150 Milliarden Pfund für entsprechende Geschäfte eingeräumt. „Der Markt spekuliert darauf, dass es so etwas auch für die Eurozone geben könnte“, sagt Rainer Sartoris von HSBC Trinkaus.
FAZ 5.3.
In Großbritannien und Spanien sind die Preise stark gefallen. Schätzungen schwanken hier zwischen 20 und 25 Prozent Wertverlust. Auch am weltgrößten Immobilienmarkt USA gaben die Preise für Gewerbeobjekte um bis zu 40 Prozent nach. "Die Umschuldung der Kredite auf diese Gebäude ist in der aktuellen Krise praktisch unmöglich, so dass sie akut vom Ausfall bedroht sind", sagt Morris Missry, Partner bei der New Yorker Kanzlei Wachtel & Masyr. Angesichts eines jährlichen Refinanzierungsbedarfs von bis zu 300 Mrd. Dollar in den USA rolle auf die Banken weltweit eine neue Abschreibungswelle zu.
Ratingagenturen beobachten bereits größere Ausfälle bei Gewerbekrediten. Das Problem dürfte sich verschärfen, wenn in der Rezession die Mieteinnahmen sinken und die Erträge nicht mehr für den Schuldendienst reichen. Damit zeichnet sich ab, dass Banken ihre Risikovorsorge hochfahren müssen. Auch das Deutschland-Geschäft ist nicht ohne Risiken, da die Verschuldungsquote im Boom gestiegen ist.
Wie brach der Kreditmarkt liegt, belegen die Zahlen des VDP. "Die Neuzusagen für Gewerbeimmobilienkredite unserer Mitglieder ist 2008 um 42 Prozent auf 68 Mrd. Euro gesunken", sagt VDP-Geschäftsführer Louis Hagen dem Handelsblatt. Besonders stark fiel der Rückgang mit 47 Prozent im Ausland aus.
Handelsblatt 16.3.2009