Israel -Es wird gebaut,schnell und in aller Stille


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Neuester Beitrag: 25.11.06 15:31
Eröffnet am:29.10.05 20:03von: Pate100Anzahl Beiträge:282
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25551 Postings, 8592 Tage Depothalbiererzu 2: ach, u-boote sind für den landkampf

 
  
    #51
17.11.05 20:26
ungeeignet?

wirklich kalle??

u-boote heißt... na wenigstens das wirst du wissen, denn das weiß sogar jemand mit zimmertemperatur-iq wie reab mich mal bezeichnete.

deshalb ja auch #47: wenn es keine u-boote geschenkt gibt, ist weniger cash für andere waffeln da, jetzt kapiert???  

15130 Postings, 8460 Tage Pate100Wie man sich an alles gewöhnen kann

 
  
    #52
17.11.05 20:59
ich kann der Autorin nur zustimmen. Das israelische Vorgehen in den
palästinensischen Gebieten ist einfach genial. Aus israelischer Sicht würde ich
wahrscheinlich genau so vorgehen.
Aber da ich kein Israeli bin, werde ich weiterhin das völkerrechtswidrige Vorgehen
Israels kritisieren.
Eins ist klar Karlchen, solange Sharon an der Macht ist wird es niemals
Frieden geben! Er wird sich niemals auf die grenzen von vor 1967 zurückziehen.
Dies ist aber meiner Meinung nach ein Zentraler Punkt der erfüllt sein muss,
damit Frieden herrschen kann.



Der erschöpfte Frosch
(oder: Wie man sich an alles gewöhnen kann *)
von Amira Hass
Ha'aretz



Wenn man einen Frosch in kochendes Wasser wirft, wird er herausspringen und so sein Leben retten. Aber ein Frosch, der im Wasser bei Zimmertemperatur schwimmt, die aber langsam erhöht wird, wird sich an die Wärme gewöhnen; in dem Augenblick, wo das Wasser zu kochen beginnt, ist es für den Frosch zu spät und er wird sterben. Dies ist eine weitere Metapher für die Fähigkeit der Palästinenser eine neue Waffe zu ertragen, mit der sie angegriffen werden, eine neue sie begrenzende Regulierung, eine Landenteignung... Der Frosch stirbt nicht, aber er ist erschöpft. Aber da gibt es einen abwesend Gegenwärtigen, der dafür sorgt, dass die Temperatur langsam höher wird. Bei der Entwicklung des israelischen Kontrollsystems über das palästinensische Volk und sein Land hat die israelische Besatzung ein Niveau von Genialität erreicht, mit der sie ein Mittel graduell anwendet, damit sich die Menschen langsam an daran gewöhnen. Diese gradweise Anwendung wird über einen langen Zeitraum ausgeführt und außerdem über einen größeren geographischen Bereich.

Der israelische Angriff auf die Chancen des palästinensischen Volkes, ein normales Leben zu führen, wird millionenfach auf verschiedene Weise offensichtlich. Hier wird eine Familie verletzt, dort ein ganzes Dorf. Hier durch Munition, dort durch Siedler, hier ist es eine neue Militärorder. Eine Menge von diesen Dingen wird auf dieser Seite berichtet und verbreitet. Der Angriff wird gradweise intensiviert. Aber die Gesamtheit des Schadens wird nicht empfunden, weil er nur allmählich geschieht und auf weitem Gebiet verteilt ist.

Gideon Levy berichtet von Kindern, die im südlichen Hebroner Gebiet von einer IDF ?Phosphorgranate getötet und verletzt wurden. Nach internationalem Gesetz ist die Anwendung von Phosphorbomben in bevölkertem Gebiet verboten, erinnert Levy seine Leser. Der IDF-Sprecher verspricht, die Anwendung von Phosphorgranaten werde ?nur zur Markierung von Grenzen benützt und für die Grenzen von Sektoren? und dass die IDF das Gebiet absuchen und irgendwelche Granaten oder Ähnliches - falls gefunden ?neutralisieren wolle, um der Sicherheit der Bewohner willen. In andern Worten : Levy teilt der Armee mit, dass es in diesem Gebiet Bevölkerung gibt, und wenn die Armee ein Übungsgebiet verlässt, sollte sie alle zurückbleibende, gefährliche Munition unschädlich machen. Der Bericht in der Wochenendbeilage hatte keinerlei Reaktion in den Medien ausgelöst, da es sich nur um noch ein palästinensisches Kind handelt, das getötet wurde und nur um noch ein palästinensisches Kind, das wegen einer Wunde schreckliche Schmerzen hat ? also sind es keine besonderen Nachrichten. Wir haben uns daran gewöhnt.

Der Bericht ging unbemerkt an uns vorbei wie Tausend andere Berichte, die veröffentlich oder nicht veröffentlich wurden. Alle zeigen auf, wie Israel (Gesetze) verletzt, ohne das Völkerrecht zu stören, und wie der israelische Besatzer nach Land giert, und wie das Volk, das auf diesem Land lebt, nur noch überzählig ist. Und nicht nur in den Augen der Uniformierten. Man denke an die Armee von Planern und Architekten, an diejenigen, die in der Westbank ?den Raum gestalten?, wie die IDF die Beschränkungen des palästinensischen Transportes nennt und die internen Kontrollpunkte, die ständig wie Pilze nach dem Regen aufschießen.

In welcher Architektur- und Planungsakademie lernten sie, Häuser und Dörfer mit Schnellstraßen - so breit wie in Amerika ? und vornehmen Siedlungen zu strangulieren? Beim Planen von Givat Zeev, Rechalim und Adam, Beit Horon, Anatot und anderen Siedlungen haben die israelischen Architekten nicht nur das Völkerrecht gebrochen. Sie vergewissern sich auch persönlich, dass die Palästinenser des nächsten Dorfes von ihrem Land abgeschnitten werden oder dass das palästinensische Haus keine Zufahrtstraße mehr hat oder dass es dort nur eine Straße ?Nur für Juden? gibt, wie die Modiin- Givat-Zeev-Straße, die direkt auf den Spielplatz einer Grundschule führte, der von der Militärverwaltung nun verboten wird, eine zweite Etage zu bauen. Eine andere Verletzung des Völkerrechts: Israel hält Tausende von palästinensischen Gefangenen innerhalb seines Territoriums fest und nicht in den besetzten Gebieten und verkündet Regeln, die palästinensische Gefangene - verglichen mit jüdischen - diskriminiert. Die Gefängnisverwaltung hat eine Regel, die nur Verwandten ersten Grades den Besuch bei Sicherheitsgefangenen erlaubt. Manchmal gibt ein Gefängnis nach und hält sich bei israelischen Sicherheitsgefangenen oder solchen aus Jerusalem nicht ganz an die Regel. Manchmal ja. Der fünfjährige Mohand hat einen Onkel in einem der israelischen Gefängnisse. Bis vor einem Monat war es ihm und einigen seiner kleinen Geschwister erlaubt, den Onkel zu besuchen, der keine Eltern hat und dessen kleine Geschwister ihn nicht regelmäßig besuchen können. Aber der Staat Israel in Gestalt der Gefängnisverwaltung hat noch einmal entschieden, dass es Mohand nicht erlaubt werden kann, seinen Onkel zu besuchen.

Der Oberste Gerichtshof und die Anwälte an der Universität und die Autoren und Direktoren der Institute für das Studium des Antisemitismus und Rassismus achten nicht auf so kleine, vereinzelte Dinge oder haben sich an sie gewöhnt. Sie sind nicht erschrocken, weil es schon so weit fortgeschritten ist. Sie sind alle daran beteiligt.  

25551 Postings, 8592 Tage Depothalbiererkarlchen, du sagst ja gar nix mehr...

 
  
    #53
18.11.05 09:45
warum heißt es wohl :"westjordanland" z.B. ??

ich würde an deiner stelle noch mal ein wenig recherchieren.  

25551 Postings, 8592 Tage Depothalbiererkalle, haste die stellen auffer karte nun gefunden

 
  
    #54
18.11.05 20:44
oder muß ich dir das noch genauer vertexten?  

25551 Postings, 8592 Tage Depothalbiererschon den letzten spargel gelesen, kalle?

 
  
    #55
19.11.05 20:28
da stehen lustige sachen zu den u-booten drin.  

15130 Postings, 8460 Tage Pate100Das Gänseblümchen zerpflücken

 
  
    #56
20.11.05 15:48
Das Gänseblümchen zerpflücken
von Uri Avnery
uri-avnery.de / ZNet Deutschland 19.11.2005


Es ist wie das Spiel eines jungen Mädchens, das die Blütenblätter des Gänseblümchen einzeln abzupft und murmelt: er will ... er will nicht... er will ... er will nicht - so versuchen unsere Linken zu erraten, was ihr augenblickliches Idol tun wird.

Wird Ariel Sharon im Likud bleiben? Wird er ihn verlassen und eine neue Partei gründen?

Sehnlichst hoffen sie auf die zweite Möglichkeit. Sharon als der Kopf einer neuen Partei wäre die Antwort auf ihre Gebete ? metaphorisch, da sie ja nicht an Gott glauben - der General vom rechten Flügel, der das Programm des linken Flügels ausführt: der israelische de Gaulle wird der Führer der größten israelischen Partei werden und in Verbindung mit den linken Parteien eine solide Majorität für den Frieden schaffen.

Es ist eine verlockende Idee. Da gibt es nur ein Problem: es hat nichts mit der Realität zu tun.

Zunächst, weil Sharon kein De Gaulle ist.

Es ist eine traurige Sache, dass fast alle Israelis, einschließlich der so genanten Linken keine Ahnung haben, was sich tatsächlich in der Westbank abspielt, während das ?Abkommen? über den Rafah-Grenzkontrollpunkt, das Sharon im Gazastreifen von der verärgerten Condoleeza Rice auferlegt wurde, hier einigen Optimismus bewirkt hat.

Letzte Woche war ich wieder in Bil?in, dem heroischen palästinensischen Dorf, das zum Symbol des Kampfes gegen die Mauer wurde. Nachdem wir als friedliche Demonstranten mit Postern von Gandhi, Mandela, Arafat und Rabin mit einem Schauer von Tränengaskanistern und Lärmgranaten empfangen wurden, kann man schwer den wohlwollenden Geist eines ?neuen? Sharon entdecken.

Die Aktivisten ? Palästinenser, Israelis und ?Internationale? ? wurden angegriffen, als sie zur Zaunroute kamen und sich dort vor die Bulldozer setzten, die dort emsig arbeiteten, um das ?Hindernis? aufzurichten, das das Dorf von zwei Dritteln seines Landes abschneidet. Auf der Seite, die für die Erweiterung der großen benachbarten Siedlung bestimmt ist, konnten wir deutlich erkennen, wo vor kurzem die Olivenbäume ausgerissen wurden, ( um vermutlich an israelische Villenbesitzer verkauft zu werden, die eine besondere Note ?authentischer? palästinensischer Flora lieben).

In der ganzen Westbank werden die schlimmen Lebensbedingungen noch schlimmer. Der Bau des Zauns bzw. der Mauer ist im Begriff, fertig gestellt zu werden. In Jerusalem zerschneidet er die arabischen Stadtteile, trennt die Eltern von ihren Kindern, Patienten von ihren Ärzten, Schüler und Studenten von ihren Schulen und anderen Instituten. Dutzende von permanenten und vorübergehenden Straßensperren überall in der Westbank machen ein irgendwie normales Leben unmöglich. Jede Nacht werden Leute festgenommen, einige getötet, ? auf der Flucht erschossen?. Die Zahl der in israelischen Gefängnissen fest gehaltenen Palästinenser ist größer denn je.

Überall werden Siedlungen vergrößert, und neue entstehen, als ? neue Wohngegend? der bestehenden Siedlung getarnt. In Bil?in z.B. konnte man leicht sehen, wie Modi?in Illit die Hügel hoch kriecht und sie bedeckt ? Hügel, die vor wenigen Wochen voller Olivenbäume waren. Von den Hunderten oder mehr ?Außenposten?, die Sharon nach der Road Map hätte eigentlich räumen sollen, wurde keine einzige aufgelöst. Was die Gegenwart betrifft, so läuft gerade eine laute Debatte, ob ein einziger ?illegaler Außenposten? ? Armorna bei Ophra ? aufgelöst werden sollte oder nicht.

Keiner, der sieht, was tatsächlich in den besetzten palästinensischen Gebieten geschieht, kann wirklich glauben, dass sich Sharon auf dem Friedensweg befindet. Zu ihrem Glück sind diese Linken völlig ignorant.

Wäre es also gut für den Frieden, wenn Sharon eine neue Partei gründete?

Im Gegenteil.

Nehmen wir einen Augenblick an, Sharon mache seine Drohung wahr, gründe eine neue Partei und würde 35 Sitze bei den kommenden Wahlen gewinnen, (die wahrscheinlich im März 2006 stattfinden werden). Nehmen wir weiter an, der kümmerliche Rest des Likud sei auf 26 Sitze reduziert, dann ergäbe das zusammen 61 Sitze in der Knesset. Selbst wenn die Laborpartei unter der neuen Führung von Amir Peretz seine Fraktion auf 30 erhöhen kann, wird die Sharon-Likud-Koalition die absolute Mehrheit erlangen, die - wenn nötig - mit den religiösen und extrem-rechten Fraktionen verstärkt werden kann.

In andern Worten: die neue Partei wäre ein Kunstgriff, die Linken und die Zentrumswähler zur Rechten zu ködern und um Sharon freie Hand zu geben, damit er wirklich das tun kann, was er will, einseitig einen ?Endstatus? zu schaffen, der an Israel mehr als die Hälfte der Westbank annektiert und die Palästinenser dazu verurteilt, in kleinen isolierten Enklaven zu leben, die völlig von Israel beherrscht werden.

Während einige intelligente Linke zugeben, dass dies stimmen mag, behaupten sie auch, dass sich ?Sharon ändern kann?. Nachdem er von der ganzen Welt als ?Mann des Friedens? gefeiert wurde, mag er von seinem unerwarteten Ruhm berauscht sein, eine Koalition mit Labor einzugehen und Frieden zu machen. Alles, was ich dazu sagen kann, ist, dass es ein großes Glücksspiel wird, das die Zukunft unseres Landes auf eine Karte setzt. So wie ich Sharon kenne, sind die Chancen so gut wie null.

Was Israel jetzt benötigt, ist eine klare Wahl zwischen klaren Alternativen. Mit der Ankunft von Amir Peretz an die Spitze der Laborpartei, wäre solch eine Wahl möglich. Er unterstützt aufrichtig die Verhandlungen mit der palästinensischen Führung und einen lebensfähigen palästinensischen Staat, der sich auf die Grenzen von1967 gründet, und eine Innenpolitik, die das wirtschaftliche Wachstum mit sozialer Solidarität ausbalanciert .

Bei den kommenden allgemeinen Wahlen kann Peretz einen Überraschungssieg gewinnen, wie bei den Laborwahlen. Aber selbst wenn es ihm nicht gelingen sollte, Labor dieses Mal in die führende Position zu bringen, könnte ein eindrucksvoller Gewinn für die Linke die Bedingungen schaffen, damit sie bei den übernächsten Wahlen zur Macht zurückkehren kann.

Drum werft das Gänseblümchen weg und fangt bitte mit der Arbeit an!  

15130 Postings, 8460 Tage Pate100tja Karlchen

 
  
    #57
2
03.12.05 15:03

wie es aussieht lieg ich vielleicht mit meiner Kritik gar nicht so falsch...
Aber ich weiss ja Deiner meinung darf Israel jedes Mittel einsetzen, egal
ob legal oder nicht.  Es ist ja Israel da hat man den Mund zu halten....


Geheimes britisches Dokument klagt Israel an

von Chris McGreal

The Guardian / ZNet Deutschland 25.11.2005

 Ein vertrauliches Dokument des Außenamtes klagt Israel an, in Eile arabische Gebiete von Jerusalem zu annektieren, indem es illegalen Siedlungsausbau und den Bau der Mauer in der Westbank ausnutzt, um zu verhindern, dass es eine palästinensische Hauptstadt wird.

Bei einem ungewöhnlich offenen Einblick in britische Beurteilung israelischer Absichten sagt das Dokument, dass Ariel Sharons Regierung die Aussichten auf ein Friedensabkommen aufs Spiel setzen, indem sie versucht, die Zukunft des arabischen Ost-Jerusalems ohne Verhandlungen zu bestimmen, und damit riskiert, die dort lebenden Palästinenser in radikale Gruppen zu treiben. Das von The Guardian erlangte Dokument wurde am Montag ( 21.11.)bei einem EU- Ministerratstreffen vorgelegt, das der britische Außenminister Jack Straw leitete. Man empfahl, der israelischen Politik entgegen zu wirken und die palästinensischen politischen Aktivitäten in Ost-Jerusalem anzuerkennen. Der EU-Rat aber hält - nach Informationsquellen - das Problem auf italienischen Druck hin bis nächsten Monat unter Verschluss. Israel betrachtet Italien als seinen verlässlichsten EU-Verbündeten. Israel hat eine Empfehlung – die EU-Sitzungen mit der Palästinensischen Behörde von Ramallah nach Ost-Jerusalem zu legen (als Anerkennung des arabischen Anspruches ) - als einen „negativen Akt“ beschrieben. Es behauptet, der im Krieg 1967 eroberte östliche Teil Jerusalems sei Teil der „unteilbaren Hauptstadt“. Fast alle Regierungen haben ihre Botschaften in Tel Aviv, weil sie den israelischen Anspruch nicht anerkennen.

Das vom britischen Konsulat in Ostjerusalem ( z.Zt auch Teil der brit. Präsidentschaft der EU) aufgezeichnete Dokument besagt, dass Israels Politik darauf angelegt sei, zu verhindern, dass Jerusalem eine palästinensische Hauptstadt wird – besonders durch Siedlungserweiterung rund um die Stadt. Es besagt auch, dass Sharons Plan, Jerusalem mit der Siedlung Maale Adumim in der Westbank durch den Bau von Tausenden neuer Häuser zu verbinden, „die vollständige Umzingelung der Stadt mit jüdischen Siedlungen und gleichzeitig die Teilung der Westbank in zwei geographisch getrennte Gebiete droht.“

Außerdem: „Die israelischen Aktivitäten in Jerusalem sind eine Verletzung der Road Map - Verpflichtungen und des Völkerrechts.“ Das Außenamt kam auch zu dem Schluss, dass die ausgedehnte Betonmauer, von der Israel behauptet, sie sei eine Sicherheitsmaßnahme, dafür benutzt wird, um arabisches Land in und rund um die Stadt zu enteignen. „Diese De-facto-Annexion von palästinensischem Land wird unumkehrbar sein, ohne dass in großem Ausmaß erzwungene Evakuierungen von Siedlern durchgeführt werden und die Mauer einen anderen Verlauf erhält.

Das Dokument spricht auch von den sehr scharfen israelischen Kontrollen über die Bewegung der Palästinenser innerhalb und außerhalb der Stadt als einen Versuch, das Anwachsen der palästinensischen Bevölkerung zu unterbinden. „Wenn die Mauer fertig gestellt ist, wird Israel den gesamten Zugang nach Ost-Jerusalem kontrollieren und seine palästinensischen Satellitenstädte wie Bethlehem und Ramallah mit der Westbank abschneiden. Dies wird ernsthafte ...Konsequenzen für die Palästinenser haben. „Israels Hauptbeweggrund ist ziemlich sicher demographischer Natur ... der Jerusalemer Gesamtplan hat ein ausgesprochenes Ziel: das Verhältnis der palästinensischen Jerusalemiten darf nicht mehr als 30% der gesamten Bevölkerung sein. All dies reduziert beträchtlich die Aussichten einer Zwei-Staaten-Lösung, weil die Herrschaft über den Ostteil der Stadt eine Kernforderung der Palästinenser ist.

„Die Palästinenser sind sehr über die Situation in Ost-Jerusalem beunruhigt“, besagt das Dokument. „Sie fürchten, dass Israel im Schatten des Siedlerabzugs damit durchkommt. Die israelischen Maßnahmen laufen auch Gefahr, die bisher ruhige Bevölkerung von Ost-Jerusalem zu radikalisieren.“ Der Sprecher des israelischen Außenministeriums, Marc Regev, sagte: „Israel glaubt, dass Jerusalem die „vereinigte Hauptstadt Israels“ sein solle. Gleichzeitig aber habe Israel sich verpflichtet, Jerusalem als eines der Probleme der Endverhandlungen zu betrachten.“



 

15130 Postings, 8460 Tage Pate100Der Fluch der Götter

 
  
    #58
1
11.12.05 21:37
Der Fluch der Götter
von Uri Avnery
uri-avnery.de

IN DER vergangenen Woche ging ich in den Gassen Athens, am Fuße der Akropolis, spazieren. Da stieß ich auf ein Schild mit einem einzigen Wort in griechischen Buchstaben: Sisyphus. Es war der Name einer Taverne. Vielleicht wollten mich die Götter an einen Artikel erinnern, den ich vor 14 Jahren geschrieben habe: ?Die Rache der Götter?. Sein tragischer Held war der Mann, den ich ?Shimon Sisyphus? nannte.

Der ursprüngliche Sisyphus war natürlich der König von Korinth, ein sündiger, intriganter Mann. Er verriet Zeus, den obersten Gott, der es gewohnt war, mit menschlichen Schönheiten sich die Zeit zu vertreiben. Zur Strafe wurde Sisyphus in den Hades geschickt und dazu verurteilt, einen schweren Stein einen Hügel hoch zu rollen. Doch immer, wenn er nahe am Ziel war, rollte er wieder hinunter. Und so geht es bis ans Ende der Zeiten.

Das war das Schicksal von Shimon Peres, bis ich den Artikel schrieb ? und das ist sein Schicksal bis heute gewesen. Ich weiß nicht, warum die griechischen Götter sich diese Strafe ausgedacht haben, aber während all der Jahre hat Peres bewiesen, dass er sie verdient.

Wenn es irgendeinen Zweifel darüber gibt, so sind die letzten Tage eine weitere Bestätigung. Peres beging einen Akt politischer Prostitution. Wenn er die Laborpartei vor den Vorwahlen verlassen und sich der Konkurrenz angeschlossen hätte ? nun gut. Schließlich hat Ariel Sharon dasselbe getan. Aber Peres wollte Parteivorsitzender werden, und erst als er völlig besiegt worden war, ging er in Sharons neue Partei.

Kein Zweifel, Peres brachte den Fluch der Götter selbst auf sich. Er wird weiter den Stein nach oben rollen, und der Stein wird jedes Mal wieder nach unten rollen ? kurz bevor er oben ist.

SCHON 1953, als er kaum 30 war, wurde er zum Generaldirektor des mächtigen Verteidigungsministeriums ernannt. Das war eine erstaunliche Beförderung. Er war der Protégé des allmächtigen David Ben Gurion, des Ministerpräsidenten und Verteidigungsministers, der ihm die Kontrolle über das riesige Verteidigungs-establishment überließ. Er hatte damit rechnen können, dass der alte Mann ihm im Lauf der Jahre das Büro des Ministerpräsidenten übergeben werde. In der Zwischenzeit, 1959,wurde er in die Knesset gewählt und zum stellvertretenden Verteidigungsminister ernannt. Und dann wurde er vom Unglück verfolgt: 1963 wurde Ben Gurion aus dem Amt des Ministerpräsidenten ? buchstäblich ? in die Wüste geschickt. Peres blieb hängen. Er machte sich beim Nachfolger Levy Eshkol beliebt, der Ministerpräsident und Verteidigungsminister wurde. Er war eifrig darum bemüht, seine Stellung zu halten - als der Stein wieder aus seinen Händen entwischte. Ben Gurion kehrte plötzlich aus der Wüste zurück und gründete eine neue Partei, Rafi. Peres konnte sich nicht weigern, sich ihr anzuschließen. Offensichtlich widerwillig gab er seinen Posten auf und verließ die Laborpartei ( damals Mapai genannt) . Aber er hoffte, dass er mit Ben Gurions Sieg die Spitze erreichen werde.

Er stürzte sich in die Arbeit, um die neue Partei aufzubauen, errichtete lokale Filialen und führte die Wahlkampagne. Er war sich sicher, dass eine Partei, die von dem legendären alten Mann angeführt wurde, unter Teilnahme des ruhmreichen Moshe Dayan und mehrerer anderer Generäle einen großartigen Sieg erringen werde. Wie könnte es anders sein? Aber der Wahltag im November 1965 brachte eine bittere Enttäuschung: Rafi gewann nur 10 von 120 Knessetsitzen. Und ihre Platzierung auf der politischen Karte verurteilte sie zur Irrelevanz. ( Dieses Beispiel erscheint nun in Träumen von Likudfunktionären, die hoffen, dass Sharon dasselbe passieren würde, der ein ähnliches Abenteuer begonnen hat.)

Nach zwei Jahren wurde Rafi ein Rettungsring zugeworfen. Der Retter war niemand anderes als der ägyptische Führer Gamal Abd-al-Nassar, der seine Armee in der Sinaiwüste aufmarschieren ließ und Israel bedrohte. Das Land wurde von Panik ergriffen. Rafi wurde darum gebeten, sich einer Notstandsregierung anzuschließen, und sein Vertreter wurde Verteidigungsminister. Aber es war nicht Peres, der sich so hart für Rafi eingesetzt hatte, sondern Moshe Dayan, der keinen Finger für sie gerührt hatte. Der phantastische Sieg im Sechstagekrieg machte Dayan zum Idol der Massen, während Peres an den Rand gedrängt wurde. Der Stein war wieder vom Hügel hinuntergerollt.

Peres wurde klar, dass er als Mitglied in einer kleinen Partei keine Chance hat, die Spitze zu erreichen. Er führte Rafi wieder in die Laborpartei zurück ? die jetzt Ma?arach genannt wurde ? und er erhielt als Trostpreis das unwichtige Ministerium des Transportwesens. Ben Gurion betrachtete diesen Akt als Verrat seines Protégé und gründete eine neue kleine Partei: ?die Staatsliste?.

1974 KAM eine große Gelegenheit, ein paar Monate nach dem Yom-Kippur-Krieg. Der Krieg sah wie ein großes nationales Unglück aus, und die beiden dafür verantwortlichen Personen, Golda Meir und Moshe Dayan, - bis dahin die beiden Nationalikonen - wurden verabschiedet. Der Weg war frei für einen neuen Ministerpräsidenten, und es schien, als ob das Amt wie eine reife Frucht in Peres? Schoß fallen würde. Aber im letzten Augenblick tauchte aus dem Nirgendwo Yitzhak Rabin auf, ein politisch völlig unerfahrenes Greenhorn, und pflückte die Frucht. Er war von der Partei gewählt worden. Peres, bis ins Innerste verletzt, war gezwungen, sich mit dem Verteidigungsministerium zufrieden zu geben. Er verbrachte die nächsten drei Jahre damit, Rabin schonungslos zu unterminieren, der ihn später einen ?unermüdlichen Verschwörer? nannte. Zu diesem Zweck und um die Sympathien derjenigen vom rechten Flügel zu gewinnen, gründete Peres Kedumim, die erste Siedlung mitten in der arabischen Bevölkerung der Westbank.

Die grausamen Götter entschieden sich, sich noch einmal über ihn lustig zu machen. Rabin wurde in eine unbedeutende Affäre verwickelt - im Widerspruch zum bestehenden Gesetz hatte seine Frau vergessen, ein Bankkonto aufzulösen, das er inne hatte, während er als Botschafter in Washington war ? und legte sein Amt nieder. Endlich wurde Peres Parteivorsitzender. Zu Beginn der Wahlkampagne 1977 war sein Sieg so gut wie sicher. Er war schon dabei, seine Minister auszusuchen, als das Unvorstellbare geschah: Menachem Begin, der ewige Oppositionsführer, der in einer Wahlkampagne nach der anderen besiegt wurde, gewann und wurde Ministerpräsident. Peres musste die Verantwortung tragen, Rabin blieb sauber. Der Stein war wieder nach unten gerollt.

Bei den nächsten Wahlen, 1981, spielten die Götter einen noch sadistischeren Trick. Als die Wahlurnen geschlossen waren, verkündeten die Meinungsforscher, dass Labor gewonnen habe. Vor Glück strahlend, erklärte sich Peres als der nächste Ministerpräsident. Und dann wurde klar, dass Begin doch gewonnen hatte.

Die Fortsetzung wurde bitter. Begin nahm den Rat seines neuen Verteidigungsministers Ariel Sharon an und überfiel den Libanon. Am Tag bevor die Panzer rollten, verkündete Peres öffentlich seine Unterstützung der Invasion. Dann folgten die Besetzung von Beirut, die Massaker von Sabra und Shatila, die Entlassung von Sharon, der psychische Zusammenbruch von Begin. Die Öffentlichkeit begann, den Krieg zu hassen. Peres war sich sicher, dass er dieses Mal gewinnen würde. Aber der Gewinner wurde Begins Nachfolger Yitzhak Shamir.

IN DEN NÄCHSTEN JAHREN ging es auf und ab. Immer wieder erreichte Peres beinahe die Spitze. Einmal wurde er sogar für eine Zeitlang Ministerpräsident, aber nur dank einer besonderen israelischen Erfindung, der Rotierung des Amtes des Ministerpräsidenten in einer ?Regierung der nationalen Einheit?, nach einem unentschiedenen Wahlergebnis. Als Ministerpräsident hatte er zusammen mit einem begabten Finanzminister Ytzhak Moida?i einen wirklichen Erfolg: er brachte die Inflation von 400% auf normale Höhe hinunter.

Aber der Drang, mit eigener Anstrengung Ministerpräsident zu werden, war zu stark: er organisierte einen Putsch in der Regierung der nationalen Einheit, um Shamir zu ersetzen, und war schon dabei, mit Hilfe der religiösen Minister die Macht zu ergreifen. Aber im letzten Augenblick verrieten sie ihn, sodass er die Regierung ganz verlassen musste. Rabin nannte die Episode in seinem unnachahmbaren Stil ?Peres? Stinkübung?. Am Abend der 1992-Wahlen sahen Peres? Aussichten gut aus. Die Öffentlichkeit hatte von der Likud die Nase voll. Der Laborpartei winkte der Sieg. Wieder wurde ihm die Frucht weggeschnappt: die Partei nominierte Rabin. Peres musste sich mit dem 2. Posten zufrieden geben, mit dem Außenminister, der in Israel weniger wichtig ist als der Verteidigungs- und der Finanzminister.

Leute, die damals mit Peres sprachen, hatten den Eindruck, dass er es schließlich aufgegeben habe, auf der Höhe des Hügels anzukommen. Es war das erste Mal, dass er wirklich mit Rabin kooperierte ? und beide schafften zusammen das Wunder von Oslo. Beide hatten lange Zeit die ?Jordanische Option? verfolgt ? aber die Intifada überzeugte sie schließlich davon, dass man das palästinensische Volk anerkennen und mit der PLO ein Abkommen schließen müsse. Als entschieden worden war, dass Yitzhak Rabin und Yasser Arafat den Friedensnobelpreis erhalten sollten, bewegte Peres Himmel und Erde, um mit eingeschlossen zu werden. Da der Preis höchstens an drei Personen gegeben werden konnte, blieb der vierte Partner, Mahmoud Abbas, ungerechterweise ausgeschlossen.

ABER DIE GÖTTER waren unbarmherzig. Im November 1995 wurde Rabin ermordet. Der Mörder wartete am Fuße der Treppe und ließ Peres an sich vorbeigehen. Er wurde von der Partei als Nachfolger Rabins zum Ministerpräsidenten bestimmt.

Das war die Gelegenheit seines Lebens. Er konnte neue Wahlen ausrufen und auf der Woge der öffentlichen Wut über den Mord sicherlich einen überwältigenden Sieg erlangen. Aber Peres wollte nicht dank des Gedenkens an Rabin gewählt werden. Er schob die Wahl um einige Monate hinaus, während dieser er einen kleinen Krieg im Libanon anfing, der in einer Katastrophe endete ? in dem Massaker der Flüchtlinge durch ein Versehen. Dann genehmigte er den Mord an einem Hamasmilitanten, dem legendären Bombeningenieur Yihyeh Ayash, und provozierte so eine Serie von Racheselbstmordangriffen, die Peres? Chancen ruinierten.

Am Wahltag wiederholten die Götter ihren sadistischen Trick: es sah aus, als ob Peres gewinnen würde. Spät am Abend wurde klar, dass das Gegenteil eingetreten war: Ein neuer Slogan war entstanden: ?Wir gingen mit Peres schlafen und wachten mit Netanyahu auf!?

Bei einem Parteitreffen stellte Peres das, was man eine rhetorische Frage nennt: ?Was, bin ich ein Verlierer?? und war entsetzt darüber, als ihm ein Chor einstimmig zurückrief: ?Ja! Ja!?

Es sah so aus, als hätten die Götter das Interesse verloren. Binyamin Netanyahu kam zur Macht und wurde bald von der Öffentlichkeit verabscheut. Die Regierung fiel, und Labor gewann die Wahlen. Aber der Held war nicht Peres, sondern Barak, ein früherer Generalstabschef, dessen Wahl große Begeisterung auslöste, die sich schnell in große Enttäuschung wandelte, in Hoffnungslosigkeit und den Kollaps der Linken. 2001 wurde Barak von Sharon mit einem überwältigenden Sieg geschlagen. Die Parteileuchten konnten sich über einen Nachfolger nicht einig werden und baten Peres, die Parteiführung ?vorübergehend? als Notlösung zu übernehmen. Wie gewöhnlich begann er sofort, das ?vorübergehend? in ein ?permanent? zu verwandeln.

Unterdessen geschah etwas anderes Unvorhergesehenes. Die Stelle des Staatspräsidenten wurde vakant. Peres gierte nach dem Posten, der praktisch ohne Inhalt ist, aber voller Prestige. Der Präsident wird vom Parlament geheim abgestimmt. Die meisten Mitglieder sicherten Peres ihre Unterstützung zu. Der Gegenkandidat war einer aus der 2. Reihe der Likudfunktionäre, Moshav Katzav. Aber als die Umschläge geöffnet wurden, kam heraus, dass das Unmögliche geschehen war: Peres hatte auch diesen Wettbewerb verloren.

Um seinen internationalen Stand zu halten, führte Peres seine Partei in die Sharon-Regierung ? und erhielt einen neu erfundenen Titel: ?Vize-Ministerpräsident?. Für diese leere Benennung verkaufte er die Seele der Partei. Er nutzte sein internationales Prestige, um rund um die Welt den Mann - Sharon - salonfähig zu machen, den man als Mann von Sabra und Shatila in Erinnerung hatte. Für dies allein verdient Peres alles, was ihm geschah.

Die Minister von Labor unterstützten nicht nur den Abzug aus dem Gazastreifen ? an sich eine gute Sache ? sondern auch alle Unterdrückung in der Westbank: die Landenteignung, die Ausdehnung der Siedlungen, das Festhalten an den ?Außenposten? ( statt sie aufzulösen) , den Bau der monströsen Mauer und die Kampagnen der gezielten Tötungen, während die Palästinensische Behörde boykottiert wird. Peres selbst verurteilte die thatcheristische Wirtschaftspolitik der Regierung als ?schweinischen Kapitalismus?, während er sie praktisch weiter uneingeschränkt unterstützte.

Das Ende - bis jetzt ? kam vor ein paar Wochen. In der Vergangenheit hatte Amir Peretz die Laborpartei verlassen und seine eigene kleine Arbeiterpartei gegründet. Peres selbst überzeugte ihn, in den Schoß der Partei zurückzukommen. Nun bewarb er sich um den Posten des Parteivorsitzenden ? und gewann. Um Rache an der Partei zu nehmen, verließ Peres sie zum 2. Male in seinem Leben und schloss sich Sharon an, so wie er sich damals Ben-Gurion angeschlossen hatte.

JETZT BENUTZT Sharon Peres als Köder, um Leute aus der Laborpartei zu fischen, denkt aber nicht daran, ihn auf seine Liste der Parteikandidaten für die Knesset zu setzen. Das würde eine Menge Likudmitglieder daran hindern, sich ihm anzuschließen. Es ist zweifelhaft, ob er an seinem Versprechen gegenüber Peres festhalten wird, ihm einen respektablen Job zu geben, wenn er die Wahlen gewinnt ? vielleicht den Posten des Präsidenten, wenn die Amtszeit von Katzav beendet ist.

In dieser Geschichte liegt etwas Tragisches. Sein Leben lang hat Peres nach Anerkennung der Öffentlichkeit geschmachtet ? und jedes Mal wurde er verschmäht. Dieser Mann, der seit seinem 18.Lebensjahr ein professioneller und unglaublich fleißiger Politiker war, hat niemals eine Wahl gewonnen. Die Israelis wundern sich, warum er sich in aller Welt so viel Ansehen erwerben konnte. Der Rest der Welt fragt, warum er in Israel keine Wahl hat gewinnen können. War es, weil er ein Immigrant in einer Zeit der Sabras war, die hier im Land geboren wurden? War es sein polnischer Akzent, den er nie loswerden konnte? Irgendetwas in seinem Charakter? Fehlt es ihm an Charisma? Die Tatsache, dass er nie bei der Armee diente? Vielleicht alles zusammen.

Die Götter wissen es sicherlich.  

15130 Postings, 8460 Tage Pate100Die IDF herrscht auch in den Krankenhäusern

 
  
    #59
18.12.05 17:10
Die IDF herrscht auch in den Krankenhäusern
von Amira Hass

Es stellt sich heraus, dass das isr. Militär nicht nur die Westbank beherrscht. Das Urteil eines 19 jährigen Soldaten und eines Militärpolizisten (MP) haben mehr Macht als der Arzt, wenn es sich um die Situation eines Patienten handelt, der als Gefangener gilt. Ein 14 jähriger Palästinenser wurde von der IDF verwundet und ins Schneider-Hospital gebracht ? die Hände und die Füße in Handschellen, obwohl er von 2 MPs bewacht wurde, und er wegen seiner Verletzungen gar nicht gehen konnte. Das fachärztliche Urteil der Krankenhausärzte war, dass der verwundete Jugendliche, der zwei Tage zuvor eine medizinische Behandlung an seinem Bein erhalten hatte, von den Handschellen befreit werden sollte ? aber sie wurden zurückgewiesen.

Nach den Regeln des Gesundheitsministerium von 1999, ?liegt die Genehmigung, einen Patienten im Krankenhaus zu fesseln, bei der ( milit.) Durchsetzungsbehörde, die für den Patienten verantwortlich ist und ihn bewachen muss. Auf jeden Fall sollte das Fesseln des Patienten, wenn es nach Meinung der behandelnden Ärzte für die medizinische Behandlung nicht förderlich oder ihrer Meinung nach auch nicht nötig ist, vom Wachpersonal verlangt werden können, den Patienten von den Fesseln zu befreien. Im Falle unterschiedlicher Meinung sollte ein Entscheidungsgremium von Krankenhausvertretern und der Sicherheitsbehörde entscheiden.

Doch behaupten verschiedene Quellen, dass das Gesundheitsministerium seit einiger Zeit mit veränderten Regeln arbeitet, dass der medizinisch-professionelle Standpunkt und gesunde Menschenverstand von der Haltung der Durchsetzungsbehörde überstimmt wird: die Patienten werden gefesselt und die Argumente der Arzte ignoriert. Anscheinend haben die ständigen Klagen der Ärzte für Menschenrechte (PHR) und anderer Institutionen über die Bereitschaft der Sicherheitsleute, Handschellen anzuwenden, und die Sorge der Ärzte, bei ?Beurteilungen? der Polizisten oder Soldaten zu intervenieren, Wirkung gezeigt.

Dr. Ytzhak Kedman vom ?Israelischen Nationalrat für das Kind? schrieb an den stellvertretenden Direktor Dr.Yitzhak Berlowitz vom Gesundheitsministerium als Antwort auf einen Artikel in Haaretz über den gefesselten Jungen: ?In der Vergangenheit korrespondierten wir über einen ähnlichen Fall und Sie machten mir klar, dass Sie gegen das Fesseln von Patienten sind, wenn es noch Minderjährige sind, und besonders dann, wenn es andere Mittel gibt, dass sie nicht entfliehen ...?

Die militärische Logik für das Fesseln kann in der Antwort der IDF gegenüber Haaretz (1.12) gefunden werden: ? Der Junge und zwei andere wären beobachtet worden, wie sie Molotow-Cocktails auf vorüberfahrende israelische Wagen werfen wollten.? Die IDF jagte hinter den Jugendlichen her. ?Während der Jagd versuchten die Jungen Molotowcocktails auf die Soldaten zu werfen. Deshalb seien sie auf untere Körperteile angeschossen worden. So sei er verwundet worden. Sein Status ? auch im Krankenhaus ? sei also der eines Verhafteten.?

Es ist auch zur Genüge bekannt, dass die IDF sich jenseits dessen bewegt, was rechtlich korrekt ist. Der Sprecher formulierte seine Antwort ( als eine von Soldaten und ihren Offizieren gelieferte Version), als ob er nie gehört hätte, dass nach dem Gesetz ?eine Person solange unschuldig ist, bis ihre Schuld bewiesen ist? .Sie fügten nicht einmal das Wort ?vermutlich? hinzu. Der Junge dagegen leugnete energisch die IDF-Version und sagte, er habe seinem Vater geholfen, Propangasflaschen an die Dorfbewohner von Ma?adma zu verteilen. Die IDF-Antwort reflektiert die vorherrschende Haltung gegenüber jedem palästinensischen Verhafteten, einschließlich einem 14 Jährigen: er ist schuldig, solange nicht das Gegenteil bewiesen wird ? und es ist sehr schwierig, das Gegenteil zu beweisen. Das für diesen Jungen gesetzte Verfahren ist wohlbekannt: Nach drei ein halb Tagen im Krankenhaus wurde er in das medizinische Zentrum des Gefängnisses verlegt. Das militärisch-rechtliche System hält automatisch jeden verhafteten Palästinenser bis zum Ende des Gerichtsverfahrens gegen ihn fest. Auch gegen Kinder, die verdächtigt wurden, Steine geworfen zu haben - nicht nur gegenüber Mordverdächtigen. Wenn ein Anwalt eine faire Gerichtsverhandlung mit vorgeladenen Zeugen, Verhören der Soldaten und mit Kreuzverhören führen möchte und Widersprüche aufdeckt ? kann die Haftstrafe ? bis der Prozess vorüber ist? ? sich als länger erweisen, als die Strafe die der Jugendliche letztendlich erhält.

Der Druck des Systems auf Anwälte und Verhaftete, besonders wenn es sich um einen verwundeten Minderjährigen handelt, ist enorm. Dabei ist während der militärischen Gerichtsverhandlung die IDF, die den Jugendlichen verwundete, gleichzeitig der Ankläger, Zeuge und der Richter. Und die verborgene große Jury ist die israelische Öffentlichkeit, die keine Zweifel an oder irgendwelche Klagen über das Wesen des militärisch-rechtlichem Systems in den besetzten Gebieten hat.

Dieses Mal ging es etwas anders als üblich. Der Vater des verwundeten Jungen wandte sich an eine Aktivistin von Machsom Watch und berichtete über den Vorfall und wie sein Sohn in ein israelische Krankenhaus gebracht wurde, nämlich ohne Begleitung eines erwachsenen Verwandten und obwohl er kein Hebräisch kann. Die Aktivistin kontaktierte die Ärzte für Menschenrechte (PHR.). Einer ihrer Mitarbeiter Prof. Zwi Bentwich benachrichtigte den Krankenhausdirektor über den Fall des Jungen und dass er in Handschellen sei.

Aktivisten von PHR und Machsom Watch besuchten den Patienten - gegen den Willen der MP - und erreichten, dass der Onkel eine Besuchserlaubnis erhielt. Ein Anwalt der PHR wurde auch hinzugezogen. Und auf einmal wurde der Junge, der so gefährlich war, dass er gefesselt im Krankenhausbett liegen musste, und der angeblich versuchte, Soldaten zu verletzen, am Montagabend nach Hause entlassen.  

564 Postings, 6964 Tage zorrocEin "auserwähltes" Volk ist immer auf der

 
  
    #60
18.12.05 17:42
Suche nach neuem Lebensraum, weil es meint ein angeborenes Anrecht darauf zu besitzen. Und die daraus entstehenden Konflikte ziehen immer weitere Kreise, bis die halbe Welt in Flammen steht. Ist aber nichts wirklich Neues, hatten wir ja schließlich auch schon mal.  

5173 Postings, 7193 Tage Klaus_DieterDie Israelsi machen was sie selber wollen!

 
  
    #61
18.12.05 18:19
Das "Recht" kommt woher?


Das geben sie sich selber, und keiner sagt denen ja auch, "so geht das nicht".

Es hat nur einer Recht, Atomwaffen zu besitzen, andere Menschen von ihrem land zu vertreiben, Menschen in deren eigenen Häusern zu internieren, Ausgangsverbot und Kriegszustand zu verhängen!
Eigentlich müsste sich jeder schämen, dass er dieses durch Schweigen indirekt mit unterstützt!  

22 Postings, 6916 Tage TibaldDie sind kein deut besser als die die

 
  
    #62
18.12.05 18:28
ihr wisst schon was ich meine. Jo, hatten wir schließlich auch schon mal. Alles dasselbe Gschw  

12393 Postings, 7725 Tage .Juergendas prob ist auch

 
  
    #63
18.12.05 20:37
das den kindern auf beiden seiten
der hass und die vorurteile anerzogen werden
weil ja auch die erwachsenen kaum das andere volk richtig kennen.
gewalt ist nie eine lösung...
und eines tages wird das gute in den menschen siegen
da bin ich mir ganz sicher.

 

22 Postings, 6916 Tage TibaldLöschung

 
  
    #64
18.12.05 20:40

Moderation
Zeitpunkt: 20.12.05 21:09
Aktion: Löschung des Beitrages
Kommentar: Regelverstoß

 

 

5173 Postings, 7193 Tage Klaus_DieterJürgen , es gibt aber nicht mal ein ganz kleines,

 
  
    #65
1
18.12.05 20:44
klitzekleines Zeichen dafür! Nichts, weit und breit.

Ja, die Kinder wachsen wohl mit einem grossen, wenn nicht dem grössten Gefühl auf, Hass auf die "anderen". Und eben genau da ist keiner besser.

Auch wenn die Muslime, in ihrer Aussagen radikaler und direkter sind, so sind die Israelis einfach subtiler und nehmen für sich alles in Anspruch, und für wollen dem Anderen nichts lassen.

Was erwarten die Juden, wenn sie Menschen von Ihrem Land vertreiber? Ihr Väter und Brüder verhaften? Den Menschen verbieten auf die Strasse zu gehen?
Selber die modernsten Kriegswaffen inkl. Atombomben zu besitzen und den anderen wehrlos sehen wollen?
Einfach mal so, als Drohung, die wichtigen eigenen Stätten bombabieren, um auszusagen, "Ihr dürft keine Atomkraft haben".

Ob da nicht auf der Welt mit zweierlei Mass gemessen wird?

Kein Volk kann auf Dauer in Unterdrückung und Rechtlosigkeit gehalten werden. Dann passiert eben soetwas.  

22 Postings, 6916 Tage TibaldJenau, ein Verhältnis wie Panzer zu Spielzeugpisto

 
  
    #66
18.12.05 20:47

12393 Postings, 7725 Tage .Juergen#64, denke mal das ist genauso relativ

 
  
    #67
18.12.05 20:51
wie so viele andere argumente.

im laufe der geschichte sind durch kriege
immer neue besitzstände in der ganzen welt geschaffen worden.
wem gehört was? wie weit will man in der geschichte zurückgehen?
um dann letztendlich zu sagen wer einen anspruch darauf hat?

gutes beispiel polen..wie oft wurden sie vertrieben.
was ist mit den ehemaligen deutschen gebieten?
ein lange und unendliche thematik.  

12393 Postings, 7725 Tage .Juergenklaus_dieter

 
  
    #68
18.12.05 21:02
ja da stimme ich dir voll zu!

aber auch die gefühle und das verhalten
dieser israelis ist erst im laufe der zeit entstanden.
sie glauben auch richtig zu handeln und im recht zu sein.
aber ich denke mal die zeit wird es richten,
gewalt und unterdrückung ist nie eine lösung.
man sieht es auch schon an sharon. der ehemalige erzkonserative
umd nicht zu sagen radikale, hat es inzwischen auch begriffen.
und das stimmt mich auch positiv. denke mal seine neue partei
wird großen zuspruch bekommen und zusammen mit der arbeiterpartei
den friedensweg weiter verfolgen.
 

5173 Postings, 7193 Tage Klaus_DieterJürgen ja, das wäre wirklich schön!

 
  
    #69
18.12.05 21:14
Hatte auch so positive Überlegungen, als Scharon diese Schritte verkündete, doch es kam so herbe und derbe Kritik aus den eigenen Reihen.

Und dann habe ich noch gelesen, was ich auch ehrlich nicht beurteilen kann, dass seine Vorschläge nur eine Mogelpackung sind. Den Arabern, soll mehr genommen, denn gegeben werden.
Dann der Bau dieser Mauer.

Andererseits alles was zu einem Frieden führen kann ist berechtigt. Keiner wird für sich 100% der erreichen, was er für sein Recht hält.

Nur, ich habe wirklich Zweifel, das sich jemals etwas ändern wird.

Wäre schön, wenn meine Zweifel unbegründet sind.    

12393 Postings, 7725 Tage .Juergenich kann deine zweifel gut verstehen

 
  
    #70
3
18.12.05 21:42
aber meine prämisse ist positives denken
das heißt nach möglichkeit immer das gute oder das beste aus einer situation sehen :-)
dieses denken gibt kraft..zuversicht und den glauben an das gute.

natürlich geht es auch umgekehrt
aber dann ist man vielleicht traurig...ärgerlich...depri...hoffnungslos...
und das will ich nicht.. :-)

dazu fällt mir eine kleine anekdote ein die mich sehr ergriffen hatte.
ein tv bericht über einen jungen mann der bei einem terroranschlag in israel
ein bein verloren hatte. er lag in seinem krankenhausbett und sagte zu dem
reporter, ich empfinde keinen hass oder zorn zu dem terroristen der mir das angetan hat,ich empfinde nur mitleid zu diesem menschen.

welch geistige größe hat dieser junge mann schon erreicht..einfach bewunderswert.  

15130 Postings, 8460 Tage Pate100Absurdes Theater

 
  
    #71
1
18.12.05 22:27

Absurdes Theater
von Gideon Levy
Ha'aretz


Irja! Inzwischen kennt jeder dieses Wort. Es gibt keinen Soldaten an einem Checkpoint, der es nicht ausspricht; es gibt keinen Palästinenser, der es nicht schon gehört hat. ?Irja!? schreit ein Soldat zu jemandem hin, den er daran hindern will, den Kontrollpunkt zu passieren. Es heißt: ?Geh zurück! Geh weg!? Irja! zu dem Mann, der ein verletztes Kind trägt und es nach Hause bringen will. Irja! zum Bau-Ingenieur, der zur Arbeit will. Irja! zur Mutter, die mit ihrem Baby auf dem Weg zu ihren Eltern ist. Irja! zu dem alten Mann, der seine Enkelkinder besuchen will.

Das absurde Theater der Besatzung bringt eine neue Szene, die an alte erinnert. Am letzten Donnerstag hat Yosef Abu-A?adi, 29, den Soldaten Nir Kahana am Qalandia-Kontrollpunkt mit einem Messer angegriffen und getötet. Der Kontrollpunkt wurde sofort geschlossen, und viele tausend Palästinenser durften letzte Woche den Kontrollpunkt nicht mehr passieren. Qalandiya ist - das sollte hier erwähnt werden ? ein ?Mega-Checkpoint? in den besetzten Gebieten , nicht etwa zwischen diesen Gebieten und Israel. Die grausame Kollektivbestrafung, die letzte Woche verordnet wurde, verurteilte Zehntausende Unschuldiger, denen es sowieso schon schlecht geht, zu noch mehr Schikane.

Ist der Checkpoint geschlossen? Nicht wirklich. Er kann passiert werden. Nicht, indem man ein paar hundert Meter, wie üblich geht, sondern indem man mit einer sehr teuren und langen Taxifahrt von fast 50 km und anderthalb Stunden in jeder Richtung, den Kontrollpunkt umfährt. Das ist ein Trip, der fast durch die ganze Westbank führt. Man fährt nach Norden, um ein paar hundert Meter nach Süden zu gelangen, um auf die andere Seite des Kontrollpunktes zu kommen. Ist das nicht Kollektivstrafe?

Bald wird der neue Qalandiya-Grenzübergang eingeweiht: eine virtuelle Checkpointstadt mit der abwürgenden Trennungsmauer, eindrucksvoll organisierten internationalen Fahrspuren mit Parkplätzen für Behinderte ? welch rücksichtsvolle Besatzung! Steine vom Golan verschönern den Platz und ein großes Schild, das jemand mit großer Chutzpah dort aufgestellt hat: ?Die Hoffnung von uns allen!? mit dem Bild einer roten Rose. Der renovierte Kontrollpunkt, der die besetzte Westbank halbiert, wird ?die Hoffnung von uns allen sein?.

Welch miserable Hoffnung! Das Minibus-Taxi, das wir diese Woche nehmen, um die Absurdität der Fahrerei von Dutzenden von Kilometer zu erleben, nur um den geschlossenen Kontrollpunkt zu umfahren, sagt uns auf Hebräisch: Verzweifelt nicht! Aber dieser Winter in Qalandiya, den die IDF einen Grenzübergang nennen, ist auch weiterhin eine deprimierender. Die Berge von Müll, der Sand, der Stacheldraht und die Zementblöcke, die letzte Woche dorthin geworfen oder aufgestellt wurden, verhindern jede Möglichkeit, mit dem Wagen durchzufahren. Wenn es in Tel Aviv einen Mord gibt, wird dann ganz Tel Aviv belagert? Wenn es in Haifa eine Messerstecherei gibt, kommt dann ganz Haifa ins Gefängnis? Aber hier in den besetzten Gebieten ist alles möglich: ein Mord in Qalandiya und die halbe Westbank befindet sich in Haft. Die palästinensische Presse berichtet täglich von diesem Kontrollpunkt auf ihren vorderen Seiten ? aber wer hat in Israel je davon gehört? Wer ist daran interessiert?

Ein junger Mann trägt seinen Neffen, ein Kind mit völlig eingegipstem Bein und nähert sich den Zementblöcken, zwischen denen Stacheldraht angebracht ist . Der Grenzpolizist erlaubt ? vor lauter Menschlichkeit ? dem verletzten Kind die Rückkehr nach Hause; denn Israel erlaubt aus ?humanitären Gründen? das Passieren, wie es veröffentlicht hat. Doch der Onkel, der das Kind in seinen Armen trägt, ist kein ?humanitärer Fall?. Der Junge kann alleine nicht stehen. Der Onkel setzt ihn wie einen Gegenstand auf dem Zementblock vor den eiskalten Augen des Polizisten ab. ?Ich will ihn doch nur in einen Wagen setzen, der ihn nach Hause bringt,? bittet der Onkel, aber den Grenzpolizist rührt dies nicht. ?Irja!?

(Ein anderer wurde von einem Soldaten mit dem Gewehrkolben ins Gesicht geschlagen und hatte noch die Narben davon.) Jeder trägt Narben vom Kontrollpunkt an sich. Ein Sozialarbeiter vom Roten Kreuz in Ramallah, der sich als Freiwilliger um Traumatisierte kümmert, versucht dem Grenzpolizisten vergeblich sein Zertifikat der humanitären Organisation zu zeigen und den Zeitungsartikel, dass es ?humanitären Fällen? erlaubt sei, zu passieren. ?Irja!? Die Traumatisierten in Ramallah können warten.

Am Sonntag wurde die Absperrung etwas gelockert. Leute aus Ost-Jerusalem durften passieren ? aber nicht die aus Ramallah oder aus der Westbank. Wir gingen zu Fuß durch den schmutzigen Tunnel, wo uns ein junger Mann voller Zorn entgegenkam: ?Sie sind Hundesöhne!? Er hatte eine Zigarette geraucht. Der Soldat befahl ihm, sie zu löschen. Nachdem er den Zigarettenstummel in den Müll geschleudert hatte, der dort überall herumlag, befahl ihm der Soldat, alle Zigarettenstummel rund um den Kontrollpunkt aufzulesen. ?Ich arbeite nicht für dich!? sagte er und verzichtete auf das Passieren. ?Diese ganze Sache mit dem Messer war keine einfache Sache,? sagte der junge Mann. ?Es war wahrscheinlich ein Mann, der an diesem Kontrollpunkt sehr gelitten hat. Es ist keine Kleinigkeit, einen Soldaten mit einem Messer zu erstechen.?

..... Drei Kinder kehren von ihrer Privatschule zurück, um ins Flüchtlingslager nach Hause zu gehen. Jeden Tag passieren sie den Kontrollpunkt auf dem Hin- und Rückweg. Israel erlaubt ihnen durchzugehen. Die Sechsklässler sehen, was am Kontrollpunkt geschieht ? ihre Herzen sind sicher voller Liebe für Zion. Heute kommen sie früher. Die Soldaten hatten ihre Lehrer nicht durchgelassen. ...

Der ältere Jedda Darwish hat einen amerikanischen Pass und ein gültiges Touristenvisum für Israel. Er dürfte frei in Tel Aviv spazieren gehen ? aber nicht den Qalandyia-Kontrollpunkt passieren, ob er Amerikaner ist oder nicht. ?Irja!? ...

(Um nach Süd-Ramallah zu gelangen, muss man durch Ramallah, Birzeit , an Bethel und Ofra vorbei nach A-Ram. Nach 48 km ist man am Ziel, auf der anderen Seite des Qalandiya-Kontrollpunktes. )

Ein Sprecher von IDF sagt: ?Der Kontrollpunkt wurde geschlossen wegen des großen Sicherheitsrisikos für die Soldaten, die direkt den Kontakt mit den Palästinensern haben und die Sicherheitskontrollen ausführen. So wurde ein IDF-Soldat von einem Terroristen getötet.? ?Da der neue Grenzübergang Qalandiya, der besseren Schutz für unsere Soldaten bietet und bessere Bedingungen für die palästinensischen Bewohner verspricht, bald geöffnet wird, entschied das zentrale IDF-Kommando, keine weiteren Risiken auf sich zu nehmen und mit der Öffnung zu warten, bis der neue Übergang fertig ist. Es sollte noch erwähnt werden, dass trotz des geschlossenen Überganges ?humanitären Fällen? und Bewohnern von Ost-Jerusalem das Passieren erlaubt sei.

Eine naive Frage: wenn es einesteils für Soldaten hier gefährlich ist und andernteils möglich ist, zu passieren ? aber nur über die lange und teure Route ? warum nimmt man dann diesen lächerlichen Kontrollpunkt nicht einfach weg?  

15130 Postings, 8460 Tage Pate100SHARON - Der Rattenfänger von Hameln

 
  
    #72
18.12.05 22:50
Sharon wird wohl die kommenden wahlen in israel gewinnen.
Ich bin sehr gespannt ob und wie er sein wahres Gesicht zeigt.
Für mich ist dieser Man zu allen fähig und äußerst gefährlich.

Der Rattenfänger von Hameln
von Uri Avnery
uri-avnery.de


VOR ETWA 721 JAHREN litt die Stadt Hameln in Deutschland unter einer Rattenplage. Ein Bürger mit Namen Bünting bot sich an, für eine mit einander vereinbarte Bezahlung die Stadt von der Plage zu befreien. Als er auf seiner Pfeifenflöte spielte, kamen die verzauberten Ratten aus ihren Löchern heraus, folgten ihm in den Fluss und ertranken. Aber als der Pfeifer den Stadtvätern von Hameln seine Rechnung vorlegte, wollten sie ihm nur die Hälfte zahlen. Der Pfeifer dachte sich eine schreckliche Rache aus. Er blies wieder auf seinem Instrument, und dieses Mal kamen alle Kinder der Stadt heraus und folgten ihm. Er führte sie zu einem Berg ? und keines von ihnen wurde je wieder gesehen.

ARIEL SHARON ist eine moderne Version des Pfeifenspielers. Nachdem die Likudväter eine schreckliche Wahlschlappe erlitten hatten, riefen sie ihn und baten ihn, zu ihrer Rettung zu kommen. Und er blies tatsächlich seine Pfeife wieder, und die Wähler folgten ihm zur Wahlurne. Bei zwei Wahlkampagnen führte er sie von 19 zu 38 Knessetsitzen. (Ihm schloss sich dann Nathan Sharansky mit noch drei Sitzen an.)

Zahlten die Likudväter ihm den Lohn? Nichts davon! Sie machten ihm das Leben zur Hölle, behinderten ihn an jeder Ecke, und am Ende wandte sich die Likud-Knesset-Fraktion selbst gegen ihren eigenen Ministerpräsidenten.

Nun brach der Tag der Rache an. Sharon bläst wieder seine Zauberflöte, und die Likudwähler folgen ihm - von ein paar Likudvätern selbst begleitet ? in hellen Scharen. Der restliche Likud mag, von wenigen betrauert, ruhig den Fluss hinuntertreiben.

Nicht nur die Kinder der Rechten folgen dem Rattenfänger, sondern auch viele Kinder der Linken. Er ist dabei, sie zum Berg zu führen, der sie wie die armen Kinder von Hameln verschlingen wird.

ALS ICH GESTERN in Tel Aviv auf der Straße ging, rief jemand hinter mir her:
?He, wann schließen Sie sich Sharon an??
?Warum sollte ich das tun?? fragte ich zurück.
?Weil er Ihren Plan erfüllen wird!? antwortete er triumphierend.

Diese Illusion scheint Boden zu gewinnen. Viele Linke, die die letzten Jahre in einer warmen und bequemen Verzweiflung schwelgten, die sie von jeder Pflicht befreite, aufzustehen und zu kämpfen, haben jetzt eine noch angenehmere Lösung gefunden: Sharon, der Mann des rechten Flügels, wird den Traum des linken verwirklichen. Man muss nur für Sharon stimmen ? dann wird der lang ersehnte Frieden kommen. Keine besonderen Bemühungen sind nötig, man braucht nicht zu kämpfen. Man muss nicht einmal einen Finger rühren.

?Haaretz? veröffentlichte in der letzten Woche den Artikel eines Linken, der erklärte, warum er Sharon wählen wolle: Sharon ist wie de Gaulle. De Gaulle hatte gegen sein Versprechen Frankreich aus Algerien herausgeholt und machte Frieden mit den Rebellen. Um der guten Sache willen log und betrog er. Auch Sharon lügt und betrügt. Also: Sharon wird Israel aus den palästinensischen Gebieten herausholen und Frieden machen. Das ist doch logisch.

Wenn jemand nach einem Beweis sucht, so konnte er es diese Woche in einer Erklärung von Kalman Gayer, einem Amerikaner, finden, der Sharon für die Meinungsumfragen berät. Er enthüllte Sharons ?wirklichen? Plan in Newsweek: den Palästinensern 90% der Westbank zurückzugeben und über Jerusalem einen Kompromiss zu machen.

Der Likud gab einen herzzerreißenden Schrei von sich, die Linke war bestürzt. Wie, bitte? Wirklich? Sharon ist bereit, mehr ?aufzugeben? als Ehud Barak? Aber jemand, der mit der besonderen Redeweise Sharons bekannt ist, kann den Code leicht entschlüsseln: Nach Gayer selbst glaubt Sharon nicht, dass dies zu seinen Lebzeiten noch geschehen werde, weil es keinen palästinensischen Partner für Frieden gebe. Deshalb ist er bereit, vorläufig nur die Hälfte der Westbank zurückzugeben.

So kommen wir ? wie durch ein Wunder ? wieder zurück zu Sharons ursprünglicher Formel: einseitig 58% der Westbank zu annektieren, keinerlei Friedensverhandlungen mit den Palästinensern zu führen und an ganz Jerusalem festzuhalten.

Inzwischen verteilt Sharon ( durch seinen Verteidigungsminister, der ihm aus dem Likud folgte) Hunderte, vielleicht Tausende Baugenehmigungen in den Siedlungen, lässt die Mauer weiterbauen, lässt palästinensische Häuser in Jerusalem zerstören und die Blockade in Gaza aufrecht erhalten. Seine fortgesetzte stille Bemühung, die Position von Mahmoud Abbas zu unterminieren, trägt schon Früchte. Doch wer kümmert sich darum, wenn die berauschenden Flötentöne die Sinne und Gehirne so vieler friedensliebender Linker betäuben?

WENN SHARON die Wahlen gewinnt ? in 101 Tagen ab heute ? und wieder Ministerpräsident wird, was wird er dann tun?

Die einfache Wahrheit heißt: keiner weiß es. Ganz sicher nicht der Haufen der ?Getreuen?, der ?Taktiker?, ?der Ratgeber? und der anderen Anhänger. Nur Sharon weiß es ? und vielleicht nicht einmal er.

Vielleicht wird Druck auf ihn ausgeübt, dem er nicht widerstehen kann. Vielleicht geschieht das Gegenteil, und er kann den Druck abwehren. Vielleicht übernimmt er den besiegten Likud. Vielleicht geht er eine Koalition mit der Laborpartei ein. Die Möglichkeiten sind fast unendlich.

Die wirkliche Gefahr liegt im Wesen von Sharons eigener Partei. Sie hat keine Ideologie außer Sharon. Kein Programm außer Sharon. Keinen Plan außer Sharon.

Dies ist eine Partei mit einem einzigen Führer, niemandem verpflichtet. Sein Wort ist ihr Befehl. Er allein wird die Kandidatenliste zusammenstellen. Er allein wird das Parteiprogramm entwerfen ? das sowieso irrelevant sein wird, da Sharon jeweils alleine entscheiden wird.

Sharon ist niemals ein Demokrat gewesen. Von Anfang an hatte er für Parteien und Politiker eine tiefe Verachtung. Er war und blieb ein Fremdkörper in der Knesset. Von früher Jugend an war er davon überzeugt, dass er der Führer des Volkes und des Staates werden müsse, da er - und nur er allein - in der Lage sei, sie vor dem Verderben zu retten. Er sah sich nicht als Führer, der an allen möglichen ?demokratischen Unsinn? gebunden sei, so wie Gulliver von den Liliputanern, sondern als frei Handelnder, von allen Fesseln frei, und fähig, seine historische Mission zu erfüllen: die Grenzen des Staates mit einem möglichst großen Gebiet festzulegen.

Er versteckt seine Absichten nicht, das politische System zu verändern und ein Präsidentenregime zu errichten. In Israel, einem Land, das weder eine Verfassung noch ein starkes Parlament wie der US-Kongress hat, bedeutet solch ein System eine Einmann-Regierung. Wenn es ihm gelingt, einen genügend großen Sieg bei den kommenden Wahlen zu erringen, wird er mit der Hilfe von ein paar bestochenen Gesetzesmachern in der Lage sein, die Gesetze des Landes zu verändern und selbst zu einem allmächtigen Präsidenten zu werden ? für vier Jahre, für sieben Jahre oder auf Lebenszeit.

Diese Gefahr würde nicht so real sein, wenn die israelische Demokratie nicht ihre innere Stärke verloren hätte. Die Politiker werden von der Öffentlichkeit verachtet; die großen Parteien rufen Ekel hervor; politische Korruption ist sprichwörtlich geworden. In solch einer Krise verlangen die Menschen einen starken Führer. Der Mann von der Sycamore-Farm ist nur zu glücklich, sich hier verpflichten zu lassen..

SHARON ÄHNELT nicht den großen Diktatoren der Ära zwischen den beiden Weltkriegen. Wie es in der vergangenen Woche ( ausgerechnet von einem Kommentator des rechten Flügels) schon angedeutet wurde, hat er viel mehr mit Juan Peron gemeinsam, dem argentinischen Diktator der 40er und 50er Jahre ? einem General der Rechten in der Verkleidung eines Linken, ein ungebundener Autokrat, der allen demokratischen Überbleibseln ein Ende setzt.

Für den, der den Mann kennt, ist nur eines sicher: er wird niemals sein historisches Ziel aufgeben: so viel Land wie möglich mit so wenig Arabern wie möglich zu annektieren. Er hat den Abzugsplan mit äußerster Kraft durchgeführt ? nicht um Frieden zu bringen, sondern um dieses Prinzip zu realisieren. Alles weitere ist ?pragmatisch? - und man sollte nicht vergessen, dass dieses Wort seine Wurzeln im griechischen ?pragma? hat, was ?Tat? bedeutet.

Nicht das Reden ist wichtig, sondern die Aktionen. Wenn man sich mit Sharon befasst, sollte man nicht auf seine Worte achten, sondern seine Hände genau beobachten. Und was seine Hände tun, mag völlig anders sein, als das, was sich unschuldige Linke vorstellen, jene, die nun mit geschlossenen Augen hinter dem Mann mit der Zauberflöte herlaufen.  

5173 Postings, 7193 Tage Klaus_DieterMich überkommt Wut - schreckliche Wut,

 
  
    #73
18.12.05 22:53
wenn ich das jetzt hier wieder lese!

Man, was müssen die Menschen vor Ort erleiden, die dieses jeden Tag aufs neue mitmachen. Sich unnötig schikanieren lassen müssen, sich verachten lassen müssen, diesen "Menschen" einfach so wehrlos ausgeliefert zu sein!

Nee, ich weiss jetzt wer Schuld ist!
Und das schreckliche ist, die Menschen dürfen weiter machen!

Würde denen gerne mal so einen KZ Film zeigen und was die dann meinen?
Ob die dann sagen, "ja deswegen dürfen wir das "?
Oder ob sie beschämt sind, oder gar keine Regung zeigen?    

21799 Postings, 9125 Tage Karlchen_IIch glaube, dich überkommt vor allem was ganz

 
  
    #74
18.12.05 22:56
Anderes.  

15130 Postings, 8460 Tage Pate100ja in mir steigt da auch wut auf

 
  
    #75
18.12.05 23:04
aber genau so wütetend macht mich das kollektive wegschauen der Medien
und Politik.  Niemand berichtet über die wirkliche Lage der Palästinenser und
und über die täglichen Schikanen und Demütigungen die Sie erleiden müssen.
Da wird ein ganzes Volk kollektiv bestraft und alle schauen weg.
Aber wer Hass sät wird auch Hass ernten!
 

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