Kinderlose beuten Eltern aus
von Dorothea Siems
Star-Entertainer Harald Schmidt hat das Zeug zum Familienpolitiker. Jüngst waren etliche kinderlose Akademikerinnen seinem Aufruf, sich schwängern zu lassen, gefolgt. Zur Motivation hatte Schmidt den Frauen Karten für die Fußball-Weltmeisterschaft in Aussicht gestellt. Daß die Kinderarmut hierzulande inzwischen bereits Eingang in das Gag-Repertoire von Deutschlands bekanntestem Fernseh-Zyniker gefunden hat, ist Beleg dafür, daß das Problem sinkender Geburtenraten und der sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Sozialsysteme längst Allgemeingut ist. Entsprechend vehement fordern Politiker jeder Couleur Rezepte gegen den Geburtenrückgang. Dabei ist es der Sozialstaat selbst, der seit Bismarcks Zeiten Kinderlosigkeit befördert und in der jüngeren Vergangenheit Familien systematisch benachteiligt.
Jetzt will die Bundesregierung junge Paare dazu animieren, wieder mehr Kinder zu bekommen. Ihr Köder ist das Elterngeld. Für ein Jahr sollen Mütter oder Väter, die nach der Geburt ihre Berufstätigkeit unterbrechen, zwei Drittel ihres letzten Nettogehaltes - maximal 1800 Euro im Monat - vom Staat erhalten.
Default Banner
Ob das Elterngeld allerdings ebenso zieht wie die Aussicht auf die WM-Tickets, ist zweifelhaft. Denn entweder spielt das finanzielle Kosten-Nutzen-Kalkül bei der Entscheidung junger Paare für oder gegen Nachwuchs nicht die entscheidende Rolle. Oder aber sie haben schnell ausgerechnet, daß die geplante Geldspritze im ersten Jahr die finanziellen Benachteiligungen der Familien gegenüber Kinderlosen im Steuer- und vor allem im Sozialsystem bei weitem nicht ausgleicht.
Das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung in München kommt in einer Studie zu dem Schluß, daß jedes Kind dem Staat im Laufe seines Lebens unter dem Strich 77 000 Euro mehr einbringt, als es die öffentliche Hand kostet. Der Überschuß für den Staat erklärt sich vor allem aus den zu erwartenden Beiträgen des Kindes zur Renten- und Krankenversicherung. Für ihre "fiskalische Bilanz" haben die Wissenschaftler auf der einen Seite die Sozialabgaben und Steuern aufgelistet, die ein Kind während seines Lebens leisten wird. Auf der anderen Seite stehen die staatlichen Leistungen, die es erhält, vom subventionierten Kinderbetreuungsplatz und der kostenlosen Schulausbildung bis zum Kindergeld und der beitragsfreien Mitversicherung in der Krankenkasse.
Vor allem die Sozialversicherungen profitieren von den Familien: Ihnen bringt jedes Kind im Durchschnitt 240 500 Euro mehr an Beiträgen. Der frühere sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf moniert nicht zuletzt deshalb, daß in Deutschland die Kosten, die Kinder verursachen, zum überwiegenden Teil Privatsache der Eltern seien. Dagegen komme der spätere Nutzen der Allgemeinheit zu gute. Die Ausbeutung der Familien in den Sozialsystemen sei ein wichtiger Grund für den dramatischen Geburtenrückgang in den vergangenen Jahrzehnten, so Biedenkopf, der für die Robert Bosch Stiftung eine Kommission über "Familie und demographischer Wandel" leitete.
Deutschland hatte als erstes Land der Welt schon 1881 damit begonnen, Sozialversicherungen aufzubauen. Otto von Bismarck hätte sich wohl nicht träumen lassen, daß er mit der Einführung der Sozialversicherungen 1881 Einfluß auf die Fertilität der Bevölkerung nehmen würde. Doch die Geburtenrate sank in den folgenden Jahrzehnten extrem: von über fünf Kinder pro Frau 1880 auf unter zwei Kinder 1920. Die Sozialpolitik Bismarcks ist sicher nur eine der Ursachen. Doch der Aufbau einer Rentenversicherung ermöglichte es erstmals in der Geschichte der Menschheit, sich vor Altersarmut in Folge von Kinderlosigkeit zu schützen. Für Ifo-Chef Hans-Werner Sinn ist es denn auch kein Zufall, daß der dramatische Geburtenrückgang hierzulande früher einsetzte und steiler verlief als in allen anderen Industrieländern.
Doch erst nach dem zweiten Weltkrieg wurde der deutsche Sozialstaat systematisch zum Vorteil der Kinderlosen ausgestaltet. Ursprünglich basierte das hiesige Rentensystem ähnlich wie eine Lebensversicherung auf einem Kapitaldeckungsverfahren: jede Generation sparte mit ihren während des Berufslebens geleisteten Beiträgen für das eigene Alter an. Während des Krieges aber war die Rentenkasse vom Nazi-Regime geplündert worden. Der erste Kanzler der Bundesrepublik, Konrad Adenauer, beschloß deshalb, die Altersvorsorge im Umlageverfahren zu organisieren. Seither gehen die Beiträge der Aktiven direkt an die jeweiligen Rentner. Das System lebt von der Hand in den Mund. Gespart wird nicht mehr.
Adenauers Berater Wilfried Schreiber hatte frühzeitig darauf hingewiesen, daß ein solches Rentensystem Kinderlosigkeit finanziell belohnt. Er forderte eine Art Familienkasse, um daraus Eltern die Kosten der Kindererziehung zu finanzieren. Die Idee war, daß das Sozialsystem die Verpflichtungen der Großfamilie, bei der ebenfalls der Aktive für die Alten und die Kinder aufkommen muß, nachbilden sollte. Dem damaligen Kanzler waren die Kosten einer Familienkasse jedoch zu hoch. "Kinder bekommen die Leute immer", meinte er.
Ein fataler Irrtum. Rund ein Viertel der Frauen des Jahrgangs 1960 sind kinderlos, dreimal mehr als beim Jahrgang 1935. Für viele junge Frauen ist die Berufstätigkeit mittlerweile mindestens ebenso wichtig wie Ehe und Nachwuchs. Und weil sich Kind und Karriere in Deutschland noch immer nicht leicht vereinbaren lassen, entscheiden sich immer mehr Frauen gegen Kinder oder bekommen allenfalls ein Kind.
Das Bundesverfassungsgericht hat seit den achtziger Jahren mehrfach gerügt, daß Familien in den Sozialsystemen diskriminiert werden. Eltern erbrächten mit Beitragszahlungen und dem Aufziehen der künftigen Beitragszahler eine doppelte Leistung für das System, urteilten die Richter zuletzt 2001 bei ihrem Urteil zur Pflegeversicherung. Der Gesetzgeber wurde aufgefordert, Eltern in der Erziehungsphase bei den Beiträgen zu entlasten und einen solchen Schritt auch in den anderen Sozialsystemen zu prüfen. Doch die damalige rot-grüne Regierung erwies sich als hartleibig. Statt wie verlangt eine nach Kinderzahl gestaffelte Entlastung für Eltern zu beschließen, führte sie lediglich einen Zuschlag für Kinderlose ein.
Während im Steuersystem berücksichtigt ist, daß Kinder die finanzielle Leistungsfähigkeit mindern, zahlt ein Familienvater mit fünf Kindern in den Sozialversicherungen den gleichen Beitrag wie ein Single, der ebenso viel verdient. Im Alter profitiert dann der Kinderlose von den Einzahlungen, die fremde Kinder für ihn mitleisten.
Nicht nur Deutschland klagt mittlerweile über den fehlenden Kindersegen. In Italien und Spanien liegt die Geburtenrate sogar noch etwas niedriger als hierzulande. In den USA hingegen, die sich den deutschen Sozialstaat nie zum Vorbild nahmen, liegt die Geburtenrate mit 2,1 Kindern pro Frau deutlich über dem EU-Durchschnitt.
In Kontinentaleuropa sticht Frankreich mit 1,9 Kindern je Frau positiv hervor (zum Vergleich: in Deutschland bekommt jede Frau im Durchschnitt 1,29 Kinder). Zwar hat auch der Nachbar einen im Umlageverfahren organisierten Sozialstaat. Doch gleicht hier der Fiskus über erhebliche Steuervergünstigungen und ein staatlich massiv subventioniertes, gut ausgebautes Betreuungsnetz die Benachteiligung der Familien im Sozialsystem weitgehend aus. In Frankreich gibt es denn auch nicht nur weniger Kinderlose als bei uns. Auch die Zahl der Kinderreichen, die drei und mehr Sprößlinge großziehen, ist viel größer als in Deutschland, wo die Großfamilie weitgehend verschwunden ist.
Hiesige Politiker wie die frühere Familienministerin Renate Schmidt (SPD) weisen unterdessen gerne darauf hin, daß junge Leute bei ihrer Entscheidung für oder gegen Kinder wohl kaum an die Rente dächten. Wohl wahr. Doch offensichtlich hat der Sozialstaat, der seit Jahrzehnten die Familien gegenüber alternativen Lebensstilen diskriminiert, die Einstellung der Gesellschaft zu Kindern verändert.
Artikel erschienen am Do, 29. Dezember 2005, welt.de
ist die erde nicht generell überbevölkert, bzw hat mit bevölkerungsexplosion zu kämpfen?
wäre es nicht sinnvoll, eine geburtenratenerhöhung in tyskland mit einer gleichzeitigen einwanderungszahlbegrenzung zu kombinieren?
aber ich mach mir keine sorgen:
unsere klugen und weitsichtigen politiker werdens schon richten....
Wir brauchen weniger aber dafür besser ausgebildete Kinder. Der Staat fördert heute primär die Masse auf Kosten der Qualität. Wie werden deshalb zukünftig nicht nur viele Rentner sondern auch sehr viele unterqualifizierte Arbeitslose durchschleppen müssen. Man sollte deshalb diese unsinnige individuelle Kinderförderung einstellen und statt dessen in ordentliche Ganztagsschulen investieren.
MfG 54reab
für den Arbeitsmarkt nicht "verwertbar",
da kein Schulabschluß usw.
Also: Förderung der sozial Schwachen und Aus-
länderkinder, die diese
Gruppe überwiegend stellen.
Ciao
BeMi
das hört sich natürlich alles sehr nationalistisch und technokratisch an, aber anders wirds nicht funktionieren.
mfg
GF
dabei habe ich prinzipiell gar nichts gegen ausländer und insbesondere die paar wirklich politisch verfolgten können wir auch weiterhin aufnehmen.
auch die, die sich integrieren wollen und was "schaffen" wollen.
die frage ist:
wo soll das noch hinführen?
ein heer von arbeitslosen, das jedes jahr aufs neue nachschub von außen bekommt.
Das mit den "Ausländerkinder" ist mir etwas zu pauschal. Ich kenne hier einige Familien, von deren ein Elternteil im europäischen Patentamt arbeitet, alles Ausländer. Wäre froh wenn die unseren da mithalten könnten. Es gibt viele deutsche Kinder, die auch zu der "Ausschussware" gehören. Wir müssen jedes einzelne Kind fördern, auch wenn dessen Eltern nicht dazu in der Lage sind. Natürlich ist ein Zuzug in der aktuellen Situation Unsinn. Besonders negativ ist der Zuzug über Heirat aus der Türkei und dem arabischen Raum.
MfG 54reab
Nicht vor meinem Haus
Von Manuela Lenzen-Schulte
04. Januar 2006 Wenn Deutschland immer wieder zu einem der kinderfeindlichsten Länder Europas ausgerufen wird, so möchte niemand diesen Begriff in dem Sinne wörtlich nehmen, daß die Deutschen ein Volk von Kinderfeinden wären. Nein, es handele sich nicht um das Empfinden von einzelnen, erklärt die Familienwissenschaftlerin Uta Meier von der Justus-Liebig-Universität in Gießen. Vielmehr verweise die Formel auf eine „strukturelle Rücksichtslosigkeit”, die diejenigen benachteilige, die sich für ein Leben mit Kindern entschieden.
Dennoch sind sie auf der Welt, jene tatsächlich kinderfeindlich empfindenden Menschen, die immer öfter laut und vernehmlich ihre Ansichten über die im besten Fall noch als störend empfundenen Bälger in ihrer Umgebung kundtun. So beispielsweise einer der Mitautoren des amerikanischen Blogs „childfreeghetto”, der es begrüßen würde, wenn endlich eine Art akustischer Kinderschreck in Serienproduktion ginge.
Ultraschall gegen die Jüngsten
Das von ihm empfohlene Gerät, Mosquito genannt, gibt Ultraschallfrequenzen von sich, die nur für junge Ohren extrem unangenehm und sogar schmerzhaft sind. Es läßt das bereits für diesen Frequenzbereich abgestumpfte Erwachsenengehör jedoch unbehelligt. Vielleicht regen solche Vorschläge findige Geschäftsleute zu noch wirkungsvolleren Kinderfallen an, chemische Cordons für Grundstücke zum Beispiel, die als unsichtbare Grenzpfosten nur die Jüngsten umnebelt niedersinken lassen. Oder surrealistisch überdimensionierte Kinderklebestreifen, an denen sie hängen bleiben wie früher die Fliegen über dem Küchenherd.
Nicht nur unter der Adresse „childfreeghetto” verbirgt sich ein sicheres Refugium für jene, die endlich einmal hemmungslos darüber herziehen wollen, wie satt sie es haben, daß es überall um sie herum nur um Kinder geht. Vieles klingt vergleichsweise harmlos. Man klagt zum Beispiel fundamentale Menschenrechte ein wie das, im Restaurant ungestört sein zu dürfen, ohne als Kinderfeind beschimpft zu werden. Dort darf man Mütter mit vielen Kindern ungestraft „Kuh” nennen und sich über widerliche Eltern empören, wobei man zugleich resigniert zugibt, daß die doch mit ihrer Brut die Zukunft garantieren sollen.
Soziale Foren für Kinderlose
Einer der ältesten und zahlenmäßig erfolgreichsten Zusammenschlüsse ist „nokidding”, der aus einem bereits 1984 erfolgreich im kanadischen Vancouver gegründeten Club für Kinderlose hervorgegangen ist und seit den neunziger Jahren auch mit nokidding.net eine der international meistverbreiteten Internetplattformen besitzt. Wenngleich ausdrücklich betont wird, daß es durchaus Mitglieder gebe, die nichts gegen Kinder hätten, will man doch - so der Gründer in aller Offenheit - beim Telefonieren nicht ständig von Kindern unterbrochen werden, sich spontan und nicht erst, wenn der Babysitter gefunden sei, verabreden können und nicht endlose Gespräche über triefende Nasen und verfärbten Stuhlgang von Kindern führen müssen. In einer Gesellschaft, die von Kindern geradezu „besessen” sei, hätten solche sozialen Foren für Kinderlose, die sich zu Unrecht als gefühlskalt, einsam oder unausgefüllt charakterisieren lassen müßten, immer mehr Zulauf. So lautet jedenfalls eine der Erklärungen für die wachsende Beliebtheit des „childfree movement”.
Wenngleich nicht mit ebenso nachhaltigem Erfolg wie der dieser Tage in der katholischen Kirche gefeierte „Tag der heiligen Familie” wurde auch schon ein „Welttag der Kinderfreien” ausgerufen. Jährlich soll der erste Sonntag im Juni als nationaler „Childfree Adult Day” in den Vereinigten Staaten zelebriert werden. Man wünscht sich, so heißt es bei Worldchildfree.org (Kinderlose aller Länder, vereinigt euch!), einen öffentlichkeitswirksamen Gegenpol zu jenen Familientagen, die den Eindruck entstehen ließen, nur diejenigen, die sich fortgepflanzt hätten, verdienten Anerkennung. Man solle doch bitte, so heißt es in einem der Forumbeiträge, endlich ein angemessenes Pendant zu den beruflichen Kinderbetreuungspausen einführen, sogenannte „Individualitätsferien”, in denen man ebenso wie die erziehenden Mütter oder Väter bezahlt werde, aber nicht arbeiten müsse.
Feministische Schlagseite
Das ökonomische Neidleid bricht sich auch in Argumenten Bahn wie denen, daß man ja schließlich seinen Job mache, zum Bruttosozialprodukt beitrage und die „anderen” nur die Kinderwagen schöben, sie im Zweifelsfall einem auch noch in die Hacken rammten. Ab und an erhält das Ganze eine - ebenfalls unausgegorene - feministische Schlagseite. Zu den dreizehn guten Gründen, kinderlos zu bleiben, zählen für die Internetnutzerin namens Alexandra Scheußlichkeiten zu vermeiden wie die, jemanden im eigenen Leib aufwachsen zu fühlen und ihn dann in einem Schwall Blut auszuspeien. Ein Widerspruch fällt ins Auge: Einerseits werden die Eltern wegen ihres Haftens an körperlich konkreten, zum Teil und naturgemäß nicht stets appetitlichen Aktivitäten - Windelwechseln, Naseputzen, Popoabwischen - geschmäht, andererseits aber zeigen die Internetbeiträge einen gewissen Hang zur Fäkaliensprache.
Die Beiträge geben sich gern drastisch und schwächen dann mitunter - ist es Erschrecken vor der eigenen Courage? - in einem letzten Schlenker alles als nicht so ernst gemeint ab wie der Blogger, der Kinder gern im Sommer eingesperrt sähe, von schulischen Hausaufgaben am Herumrennen im Freien gehindert. Er fühlt sich überdies massiv in seinen Internetaktivitäten und beim Fernsehen beeinträchtigt, alles sei durch die Zensur potentiell kindergefährdender Inhalte derart beschränkt, daß es sich schon gar nicht mehr lohne zu versuchen, an wirklich interessante Unterhaltung heranzukommen. Wer dann im Detail die Kommentare zu solchen Haßtiraden liest, der betet bei manchen Beiträgen im stillen, daß hier hoffentlich niemand dahintersteckt, der sich für seine Schandtaten ein Ventil gesucht hat.
Gegen die tobende Jugend
Die deutsche Website von nokidding.org ist so erbärmlich übersetzt, daß man sich fragen muß, ob es sich dabei um ein absichtliches Abschreckungsmanöver handelt. Offensichtlich hat sich noch niemand bereit gefunden, hier sprachglättend der Netzgemeinschaft der Kinderlosen unter die Arme zu greifen. Überhaupt geht es im deutschen Sprachraum, da wo man denn auf deftige Klagen stößt, eher im wahrsten Sinne des Wortes bodenständig zu. Der Hausbesitzer etwa, dem „natürlich klar war, daß in einem Neubaugebiet auch Kinder sein werden und es zwangsläufig auch etwas lauter werden kann”, sucht aber dennoch im Internet Rat, wie er bolzende Kinder von einem der freien Grundstücke fernhalten kann. Bereits die ernste Diskussion darüber, wie man hier die Lärmschutzbestimmungen ausnutzen kann oder ob die hingestellten Tore „überwiegend ortsfest” benutzt werden und darin womöglich ein juristisches Hintertörchen gegen die tobende Jugend konstruiert werden kann, gibt immerhin zu denken.
Vor allem wird eines deutlich. Die Parteien sind in ihrem emotionalem Empfinden so weit voneinander entfernt - und hier geht es eben doch um subjektive Antipathien und nicht allein um strukturelle Rücksichtslosigkeiten -, daß sie offenbar argumentativ nicht mehr zueinanderfinden. Wen es - und das sind ja nicht nur Eltern, sondern all die vielen Menschen, die Kindern gegenüber wohlwollend sind - einfach nicht stört, daß Kinder auch physisch vorhanden sein müssen, um virtuell als spätere Rentenzahler verbucht werden zu können, der spürt instinktiv, daß er nicht mehr weiß, wie er diejenigen, die nur in Kategorien des Gestörtwerdens denken können, überhaupt erreichen kann.
Unklar ist, inwieweit zwischen den offen bekennenden Kinderhassern und jenen, die sich nur „belästigt” fühlen, eine sichere Trennwand liegt oder es zu schleichenden Übergängen kommen könnte. Der Ton der Beschwerden wird jedoch zunehmend unerbittlich. Wenn die Kaffeetafel des sonnigen Samstagnachmittags auf der Terrasse in einem Wohngebiet mit Kindern, die im Nachbargarten ein Planschbecken erstürmen, derart gestört wird, daß man diesen Vorgang in einer Art und Weise beschreibt, die einen an das Aufsteigen der im Erdinnern verborgenen extraterrestrischen Dreibein-Maschinen im „Krieg der Welten” erinnert, dann möchte man nur noch mit Tom Cruise seine Kinder packen und ganz schnell weglaufen.
Text: F.A.Z., 04.01.2006, Nr. 3 / Seite 29
Die kinderfeindlich empfindenden Menschen sollten sich an ihrer eigenen Nase erinnern, das sie selbst mal Bälger waren.
Grundsätzlich und unabhängig von obigen Artikel steht die Gesellschaft mitten in einem Werte und moralischen Wandlungsprozess. Philosophisch beschreibe ich das folgendermaßen:
"Die Alten von heute sind die letzten vernünftigen von gestern, die jungen von heute sind der moralische Untergang von morgen" Das Heute ist die Wandlung von gestern und morgen.
greetz bammie
Vor diesem Hintergrund bekräftigte der CSU-Politiker seinen Vorschlag, Kinderlosen die Rente zu kürzen oder diese stärker in die Rentenkasse einzahlen zu lassen. Die Leistung der Mütter für die Rentenversicherung werden nicht ausreichend anerkannt, sagte Geis. Es gehe nicht um eine "Bestrafung" der Kinderlosen, sondern darum, einen Ausgleich zu finden.
SPD-Fraktionschef Peter Struck plädierte indessen in der Debatte über die Förderung von Kindern die regelmäßige Kindergelderhöhung aussetzen, um damit kostenfreie Kindergartenplätze zu finanzieren. "Wir sollten darüber reden, ob wir statt weiterer Kindergelderhöhungen die Betreuung von Kindern fördern sollten", sagte Struck der "tageszeitung" (taz). Die regelmäßige Kindergelderhöhung koste den Staat 1,2 Milliarden Euro. "Das kann man doch für kostenfreie Kindergärten und Betreuungsplätze verwenden. Es müsse möglich sein, von den 100 Milliarden Euro, die jedes Jahr für Kinder und Familie ausgegeben würden, einen kleinen Teil abzuzweigen.
"Ein Fehler"
Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Renate Künast schlug im ZDF vor, das Ehegattensplitting zu streichen und die dadurch entstehenden Steuermehreinnahmen für die Kinderbetreuung aufzuwenden. Künast kritisierte, vor allem die Männer in der Politik würden am Ehegattensplitting mit dem Alleinverdienermodell seit Jahrzehnten festhalten. "Das halte ich für einen Fehler." Grundsätzlich müsse der Bund gemeinsam mit den Ländern noch viel stärker die Frage diskutieren, wofür in der Familienpolitik Geld ausgegeben wird.
Die Vizepräsidentin des Bundestages, Katrin Göring-Eckardt (Grüne) kritisierte in einem Beitrag für den "Tagesspiegel" das "Lamento über karrieresüchtige junge Menschen im gebärfähigen Alter". Statt mit der Moralkeule zu drohen, sollten die praktischen Probleme beseitigt werden, verlangte sie. "Kinder bekommt man aus einem schwer bestimmbaren individuellen Gefühl heraus - nicht für ein moralisches Über-Ich, auch nicht aus Verantwortung für die Wirtschaft."
Unions-Fraktionschef Volker Kauder hatte eine Kürzung des Kindergeldes am Donnerstag kategorisch ausgeschlossen. Auch der Kinderschutzbund und der Paritätische Wohlfahrtsverband wiesen am Donnerstag den Vorstoß von Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) als untauglich zurück.
Steinbrück hatte eine Kürzung des Kindergeldes um vier bis sechs Euro angeregt, um gebührenfreie Kindergartenplätze zu ermöglichen.
(N24.de, Netzeitung)
Q: http://www.n24.de/politik/inland/index.php/n2006032412182600002
Gr.