Antizykliker-Thread - v2.0
Ein unangemeldeter Stromausfall hat meine erste Antwort verschluckt. Also nochmal im Schnelldurchgang....
Nachdem Du nun Dein Experiment im BT empört beendet hast, möchte ich Dich gerne an Deine eigenen Worte erinnern, dass "Gegensätze in der Argumentation und der Mentalität ausgehalten und ausgetragen werden müsssen.
Diesen Imperativ kann ich so nicht mehr stehen lassen. Denn alles aushalten und austragen zu wollen ist unrealistisch. Zwar halte ich es für richtig, kommunikationsfähig auch dann zu bleiben, wenn der Adressat vom eigenen Bezugsrahmen meilenweit entfernt ist, die Kommunikatons selbst aber als Muss zu formulieren ist falsch..
Aber mal ganz ernsthaft gefragt, hälst Du Al wirklich für einen Rassisten?
Ich kenne AL nicht. Er verweist darauf, mit einer 'Ausländerin' verheiratet zu sein, was den Rassismusvorwurf offenbar entkräften soll. Doch die Gegenüberstellung von angedichteter kollektiver Charakterdeficite ('unethisch') dort und ebenso angedichteter Tugenden ('ethisch') hier ist eine glasklare rassistische Figur. ..
Rassismus liegt hingegen die Annahme eines unveränderlichen und absoluten ethnischen Determinismus zugrunde.
Nein, moderner sozial akzeptierter Rassismus begründet sich kulturalistisch - und eben nicht nach Hautfarbe oder Rasse. So wird dem Volk der Griechen zB eine harte Hand empfohlen, weil dieses angeblich kulturell irgendwo unterwegs hängengeblieben sei...
Diese Absätze hast Du wohl überlesen:
"Ich bin im Prinzip fortschrittsgläubig und überzeugt, dass die Menschheit auf lange Sicht zu Besserem und Höherem emporstrebt. Es gibt neben der technologischen auch eine kulturell-historische Evolution (wie schon Hegel erkannte). D.h. ich bin kein Geschichts-Pessimist wie Nietzsche oder Theodor Lessing.
Daher dürfte sich auch das Zusammenfinden der EU-Staaten zu Euroland langfristig als historischer Fortschritt erweisen. In diesem Sinne sind auch die separatistischen Scharnagls dieser Welt klar rückschrittlich und fortschrittsfeindlich."
Die Bedingung für diesen AL'schen Fortschritt ist, dass dieser aus einer grossen Katharsis, die defintiv Spreu von Weizen trennt, hervorgehen soll. Er meint nicht dieses Europa...
Woher nimmst Du eigentlich das Herrschaftswissen über Al's wirklichen Motive her?
Aus seinen BT-Postings. Was anderes hab ich nicht zur Verfügung...
Hättest Du Dich mit einzelnen Betrachtungen von Al kritisch auseinandergesetzt und darauf hingewiesen, dass man überdies vorsichtig sein müsse, dass solche Betrachtungen nicht in Rassismus umschlagen, wäre dies legitim gewesen - nicht aber solche Unterstellungen.
Mein Abschiedpost war eine emotionale Reaktion. ..
Wenn Du learner möglicherweise als intellektuelle Entäuschung bezeichnest, weil er keine weißen! Mäuse mit soziokulturellen Fascho-Binden am Arm durch Al's Beiträge hüpfen sieht, so fände ich das ebenfalls ziemlich daneben.
Auf AL's Post über vorgebliche ethische Deficite in mediterranen Bevölkerungen folgte recht bald das Echo von Learner, in dem er das Anspruchsdenken von Habenichtsen geisselte. Gleichzeitig tritt er hier gerne bissig und kritisch auf, was dann halt zu meiner intellektuellen Enttäuschung führte. Dass er für diese keine Verantwortung zu übernehmen hat, hat er hier ja richtig gestellt...
Bei Deiner merkwürdigen Deutung von Al's Beitrag schließt Du dann ausserdem den ganzen BT mit ein, wenn Du daraus generalisierend ableiten möchtest, Dass Doom und Rassismus das gleiche Sentiment seien und von Fascho-Bären sprichst.
Ich war enttäuscht darüber, dass diese absurde al'sche Defintion von Ethik glatt durchging. Erst weiter im Nachgang gab es ua von Malko eine kritische Response (und nicht nur via Supportmails)..
Und ja, Doom und Rassismus ist derselbe Sumpf. Da bin ich mir sicher...
Ich sprach von dem BT-Fascho, weil ich nur einen kenne ('kann das NPD-Statement Wort für Wort unterschreiben')...
Ich kann das nicht mehr nachvollziehen.
Wir sind hier weit auseinander, Zanoni. Hoffentlich bleiben wir dennoch im Gespräch...
Fill
Ich fürchte jedoch, es handelt sich nicht um ein Mißverständnis meinerseits.
Wenn du morgen wieder nüchstern bist, wirst du dich über dein Posting eben ärgern.
Die argumentativ wichtigste Passage aus Deinem Posting möchte ich noch mal hervorheben - und zugleich erklären, dass sie meine Intentionen gut auf den Punkt bringt:
Ethik und verantwortungsvolles Handeln, das AL in "allen" Bereichen der Gesellschaft, beim Staat, beim Bankwesen aber eben auch beim Bürger vermisst, ist veränderlich und nicht ethnisch, genetisch oder in irgendeiner anderen Weise determiniert. Auch ein Kollektiv kann dabei, wie der Einzelne, ohne weiteres verantwortungslos und unethisch handeln.
Dazu ist das Kollektiv, wie auch jeder Einzelne, allerdings keineswegs verdammt. Der Mensch hat die Fähigkeit - und auch immer die Möglichkeit - im Kant'schen Sinne vernunftbegabte Entscheidungen zu treffen. Diese Annahme ist eines der Fundamente einer jeden Demokratie. Rassismus liegt hingegen die Annahme eines unveränderlichen und absoluten ethnischen Determinismus zugrunde.
Ich wünsche mir in der Tat eine faire, offene, gern auch multikulturell geprägte Gesellschaft des konstruktiven Miteinanders, in der jeder Einzelne (ethische) Verantwortung für das eigene Handeln und damit auch für das Kollektiv (und die Restwelt) übernimmt. Getreu dem Sprichwort. "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es."
Was ich mir nicht wünsche, ist eine Gesellschaft, die von der unethischen Praxis der Zockerbanken und deren Erfüllungsgehilfen in der Politik von einer Krise in die nächste gejagt wird und dabei ihr wahres Potenzial nicht entfalten kann. Die momentane Geld- und Krisenpolitik ist mMn eine Geißel für die gesamte Menschheit. Deren Überwindung, auch wenn sie schmerzhaft erfolgen sollte, ist Teil des historischen Fortschritts und wird die Menschheit weiter bringen. Die Hoffnung auf einen Fall der Zockerbankenwirtschaft (= meine bärische Erwartung) ist daher eine letztlich positive Utopie.
Ich habe in vielen anderen BT-Postings deutliche Kritik an erblich-deterministischen Deutungsmustern (z. B. am FTD-Artikel über "Wirtschaftsgene") geübt, ebenso an Sarrazins Buch "Deutschland schafft sich ab", das mMn deutlich rassistische Tendenzen aufweist. Dazu hab ich auch Exkurse in die moderne (Populations-)Genetik gemacht, die Sarrazins genetisches Halbwissen als rassistische Scharlatanerie entlarvt.
Mir scheint, Fillorkill sucht zur Diskreditierung meiner Postings, die ihm wegen der bärischen Grunderwartung nicht behagen, nach einem anerkannt missliebigem ideologischem Überbau. Diese passende argumentative Brechstange hat er sich dann - ausgehend von meiner Ethik-Kritik (die übrigens auch für Deutschland und alle anderen Länder gilt) - selber zusammengebastelt.
Bärisch bin ich nicht, weil ich links oder rechts bin (politisch stehe ich eher links), sondern weil ich die laufende Schuldensause, die nun bereits Gelddrucken der Zentralbanken einschließt, für nicht nachhaltig und langfristig für auf vielen Ebenen schädlich halte. Diesbezügliche Ethikmängel kann man auch in USA konstatieren, vor allem bei der Fed und den großen Investmentbanken. Meine Kritik richtet sich hier klar gegen Vertreter der gebildeten weißen Oberschicht. Was soll daran rassistisch sein?
Für Dich der Kern des Übels, wie Du schreibst. Was Du aber beschreibst ist Kapitalismus selbst, denn in diesem fällt Geld mit der Kreditfunktion zusammen. Wachstum im Kapitalismus beruht seit seinen ersten Tagen auf nichts anderem als dem Prinzip, die Schranken von Produktion und Konsumption per Kredit unablässig zu erweitern. Die zyklischen Krisen, die Du als Diagnose einer Sackgasse übersetzt, verdanken sich einer periodisch auftretenden Divergence zwischen dem Wachstum in Produktion und Konsumption - mit dem Finanzkapital als Exekutor. Die zyklischen Krisen bereinigen diese Divergence und sind als immanenter Reperaturbetrieb ein Info darüber, dass der Laden funktioniert. Dies wird so bleiben, bis der Kapitalismus etwas besserem platz machen wird (und das wird nicht die Zunftordnung sein!) - völlig unabhängig davon, welchen ethischen Motiven die diesem System Unterworfenen vorgeblich gerade folgen....
Man kann auch überkonsequent sein, auch das ein Thema des modernen Westens. Als ob der Mensch perfekt gebaut wäre. Ist er nicht, auch die Natur macht Fehler.
Ewig kommt man aber mit überkonsequenz nicht weiter, sonst ist man irgendwann alleine.
Die globalisierte Welt ist so ein Beispiel. Die Bewohner müssen sich notgedrungen miteinander zurechtraufen sonst geht es nicht weiter, da bis jetzt noch keine weiteren bewohnbaren Planeten in der Nähe sind.
Fill
www.ariva.de/forum/Der-USA-Baeren-Thread-283343?page=4027#jump14307503
Die Unterwerfung des Einzelnen unter eine wie auch immer geartete "neue" Autorität sehe ich übrigens nicht als fortschrittlich - und schon gar nicht als zwangsläufig.
Fortschritt ist aus meiner Sicht immer ein Zugewinn an Freiheit - der zwangläufig für den Einzelnen ein Mehr an Verantwortung (Ethik) mit sich bringt. Ohne diese Ethik, die bei jedem Einzelnen anfängt, ist der Weg zur persönlichen - und in nächsthöherer Instanz zur staatlich-politischen - Freiheit verbaut.
Fill
Überkonsequenz fällt mir auch im Alltag auf (vorallem da) wo Leute nach 10 Jahren nicht mehr zum Bäcker gehen weil er mal nen schlechten Tag hatte. Das die Überkonsequenten aber öfters schlechte Tage haben scheint nicht so wichtig. Als Kosequenz daraus müsste man dann den Kontakt mit den Überkonsequenten abbrechen was aber ja dann auch selbiger entspräche.
Das geht dann auch mal Richtung Ethik/Moral. Wobei der Begriff Moral etwas weniger Fundamental tönt.
Mehr geben als da ist, weil man für das Verteilen guter Taten wieder gewählt wurde.
Und irgendwann wollen die Gläubiger ihr Geld sehen und dann schreit die Linke, dass man den Raubtierkapitalismus bändigen müsse (oder die Zockerbanken) - und wenn dann die Aussage lautet, dass man kein Geld mehr bereit ist zu geben, dann werden in einer extremen Ausprägung dieser Gesinnung Fahnen angezündet...
http://www.spiegel.de/spam/...nland-hoechste-alarmstufe-a-860242.html
Zeitpunkt: 10.10.12 11:55
Aktion: Löschung des Anhangs
Kommentar: Urheberrecht: Bild ohne Einverständnis des Urhebers veröffentlicht
Die Kritik der linken, fröhlichen Ausgabepolitik wird als "brauner Sumpf" tituliert.
Und alles nur, weil die böse Börse nicht auf dich hört- das ist höchst verwerflich.
Natürlich haben wir es in unseren Demokratien selbst in der Hand.
Aber die Herde wählt nun mal die Politiker, die das meiste versprechen- also auch die meisten Schulden machen.
Dadrüber kann man lamentieren- aber wir sollten uns auch mal zuallererst an die eigene Nase packen...
Die auf allen Seiten masslose moralische Überfrachtung des Krisendiskurses erschwerte eine pragmatische Lösung, konnte diese aber auch diesmal nicht verhindern. In zwei, drei Jahren, wenn alle Fundamentals,Piigs inklusive, wie der Euro up sind und sich jeder über 'grundlos' fallende Kurse an den Börsen wundert, wird diese grosse Aufgeregtheit längst einer neuen Platz gemacht haben. Mal sehen, auf welch 'unethisches' Subjekt dann der Finger zeigt...
Diese Ethisierung ist nicht ALs Erfindung, sondern ließ sich über die Jahre in den Medien beobachten. In meinen Augen hat dieser Kreuzzug aber schon seinen Höhepunkt überschritten, denn die Eurokrise ist auf einem guten Weg, gelöst zu werden. Damit werden auch Fingerzeige gen Süden hinfällig.
What's next? Im BT gibt es keine Hinweise auf weitere Schwachstellen im kapitalistischen System. Das ist ein gutes Zeichen. Anderseits: Der Rassist von Herzen ist erfinderisch.
Der Neger, der unsere Frauen betoucht und dann einen auf dumm und frech macht. Und - man könnte sagen "typisch schweizer Hinterwäldler-Sepp" (sag ich aber nicht) - Eidi legt einen ähnlichen Rassisten-Klopper nach aus seiner Schulzeit.
Ich lach mich schlapp. Dass die beiden nicht begreifen, wie sie hier Vorurteile übelster Machart bedienen...
Ach, ich hab da auch einen. Geht ein Neger zum Arzt...
Aktuell sinds die bösen Banken/ Spekulanten, die am Schlamassel "schuld" sind. Dabei warens aber Politiker, die Wähler mit schönen Versprechungen (Schulden) zur Urne lockten.
Und grad die Griechen nahmen die Geschenke liebend gern an.
Erst als 2008 die Fata Morgana platzte, das aufgemotzte Kartenhaus einstürzte, kam die böse Realität ans Licht.
Der Morgen nach dem Rausch dauert noch, die Nachwehen eskalieren grad in Athen. Aber wir müssen nun da durch. Da hilft kein Pudern und kein Schminken....