islamische Welt sätzt Dänemark unter Druck...
Seite 19 von 31 Neuester Beitrag: 12.10.06 21:17 | ||||
Eröffnet am: | 29.01.06 18:34 | von: börsenfüxlein | Anzahl Beiträge: | 761 |
Neuester Beitrag: | 12.10.06 21:17 | von: Hardstylister. | Leser gesamt: | 57.765 |
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Demonstriert dafür, dass sich Frauen ihre Jungfräulichkeit nicht mehr wiederherstellen lassen müssen, um nicht nach der Hochzeitsnacht verprügelt oder gar ermordet zu werden.
Demonstriert dafür, dass eure Frauen nicht mehr geschlagen werden - von Euch!
Demonstriert dafür, dass sich Eure Töchter ihre Männer selbst aussuchen dürfen.
Demonstriert dafür, dass in den Moscheen in Mitteleuropa nicht weiter Propaganda gepredigt wird, die man auch ohne weiteres als beleidigend bezeichnen könnte (alle deutschen haben stinkende Füße, usw.)
Demonstriert dafür, dass ihr euch nicht so sehr um die anderen kümmert, sondern euch selbst erst einmal aus dem intellektuellen Mittelalter befreit, um die eingeforderten "vernünftigen und vorurteilsfreien" Diskussionen auch verstehen zu können.
Das ist es, was ich von euch verlange.
selbst das konnte man erst nach langen mühen unterbinden.
die politiker kriegen es also nicht mal gebacken, bei uns für die einhaltung der grundrechte zu sorgen, aber wollen das in fernen ländern tun ( so wird das nix).
scheiß doppelmoral....
Ciao!
PS Es ist eben alles Geschmackssache. Wobei man bemerken muss, dass manche Leute eben keinen Geschmack haben, nicht nur, was das Essen anbelangt. ;-)
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KITA ARIVA!
Ich glaube, dass das Kopftuchverbot falsch ist.
Ich glaube, dass man sich vor der Begründugn des letzten Irankrieges nur ekeln kann.
Aber:
Wie kann eine Zeichnung eines Arabers mit einer Bombe auf dem Kof jemanden empören? Kann damit wirklich Mohammed gemeint sein? Sind damit nicht die gemeint, die in seinem Namen Hass und Totschlag predigen? Wo war die Empörung, als Männer im Namen Allahs sich und andere in die Luft sprengten? Das ist doch wirklich eine Beleidigung oder? Oder etwa nicht, dann würde die Karrikatur doch ins schwarze treffen. Wenn man die Vorgänge der letzten Tage beobachtet, passen diese doch 100 prozentig zu dieser Karrikatur.
Ich bin immer für Verständigung, aber hier sollte ein klares und eindeutiges NEIN die Antwort sein. Es darf nicht sein, dass WIR die Regeln von aussen aufgezwungen bekommen.
Wir machen Fehler, aber hier muss es möglich sein, über alles frei zu diskutieren. Ohne religiöse Bevormundung. Dafür haben wir lange genug gebraucht.
Keine Mohammed-Karikaturen von Haderer
Der Karikaturist Gerhard Haderer, Autor des Buches "Das Leben des Jesus", würde nach eigenen Angaben keine Mohammed-Karikatur zeichnen. Seine Jesus-Karikaturen begründet er damit, dass es im Christentum kein Bilderverbot gebe.
Abbildung des Propheten im Islam tabu
Im Islam dagegen sei die Abbildung des Propheten ein striktes Tabu. "Es ist eine Schnapsidee der Zeitung, Zeichner aufzurufen, Mohammed abzubilden", ging Haderer mit der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" hart ins Gericht. Die Reaktion der Moslems sei absehbar gewesen.
Eigenverantwortung und Anstand
Grenzen künstlerischer Freiheit existierten, so Haderer. Diese hätten mit Eigenverantwortung und Anstand zu tun. Allerdings würde er sofort protestieren, wenn es Verbote gäbe. "Jetzt, wo das Kind mit dem Bad ausgeschüttet ist, bleibt uns nichts anderes mehr übrig, als sich konsequent hinter die Künstler zu stellen."
Diskussionen über Jesus-Buch
Seine Jesus-Karikaturen begründete in der "Oberösterreichischen Rundschau" damit, dass es im Christentum kein Bilderverbot gebe. "Es hat seit Jahrhunderten mehr oder weniger verkitschte Jesus-Abbildungen gegeben", sagte Haderer. Sein Jesus-Buch hatte vor vier Jahren zu heftigen Diskussionen geführt.
Kritik von Schönborn
Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn hatte damals erklärt: "Ich schäme mich vor Menschen anderer Kulturen und Religionen: Welchen Eindruck müssen sie von einer Gesellschaft haben, die schweigend oder gar witzelnd einen solchen Umgang mit dem Stifter jener Religion hinnimmt, die das Antlitz dieses Landes zutiefst geprägt hat? Ohne Ehrfurcht vor dem Heiligen wird bald uns Menschen nichts mehr heilig sein, auch nicht der Nächste."
Tote bei Angriff auf Isaf-Soldaten in Afghanistan
Mit wachsender Gewalt entlädt sich in der islamischen Welt der Zorn über die zuerst in einer dänischen Zeitung veröffentlichten Mohammed-Karikaturen. Bei einem Angriff von Demonstranten auf ein Lager der Afghanistan-Schutztruppe kamen mindestens vier aufgebrachte Muslime ums Leben.
Teheran/Masar-i-Scharif - Mindestens 15 weitere Demonstranten wurden nach Angaben des örtlichen Krankenhauses bei den Zusammenstößen vor dem Camp der Afghanistan-Schutztruppe Isaf in Mainama im Nordwesten des Landes verletzt.
REUTERS
Proteste in Herat: Afghanische Muslime verbrennen die Flagge Norwegens
Aus Wut über die Karikaturen des Propheten Mohammed in westlichen Medien hatten etwa 300 Menschen am frühen Morgen das norwegische Isaf-Camp in Mainama angegriffen, Steine geworfen und Material in Brand gesetzt. Die Isaf-Soldaten setzten Tränengas ein und feuerten Gummigeschosse ab. Das norwegische Truppen-Kommando forderte F-16-Kampfflugzeuge an, die Warnschüsse abgaben. Eine schnelle Eingreiftruppe der Isaf mit fünf Hubschraubern und britischen Soldaten wurde zur Verstärkung nach Mainama verlegt. Bei den Zusammenstößen kamen mindestens vier Demonstranten ums Leben, mehrere Soldaten wurden verletzt.
Die Uno kündigte den Abzug von Mitarbeitern aus Mainama an. Die Lage sei äußerst gespannt, sagte ein Sprecher der Uno-Mission für Afghanistan. Erst gestern waren bei Demonstrationen gegen die Mohammed-Karikaturen nahe Kabul drei Menschen getötet worden.
Auch in anderen Teilen Afghanistans kam es zu Gewalt. Vor der dänischen Vertretung in der Hauptstadt Kabul ging die Polizei mit Schlagstöcken gegen Demonstranten vor. Auch dort warf die Menge mit Steinen. In Pulichumri nördlich von Kabul demonstrierten rund 5000 Menschen. Mehrere Fensterscheiben gingen zu Bruch und Autos wurden beschädigt.
Für die in Afghanistan staionierten Bundeswehrtruppen wurde zunächst keine neue Lage ausgegeben. "Die Sicherheitsvorkehrungen sind in dem Land die ganze Zeit sehr hoch", sagte ein Sprecher der Truppe am Dienstag, "für uns gilt weiterhin höchste Vorsicht zu jeder Zeit". Bisher aber habe es an den Standpunkten der Deutschten, die mit etwa 2400 Soldaten den Einsatz der ISAF unterstützen, keine Vorfälle gegeben. Man bemühe sich aktuell um eine möglichst genaue Lageeinschätzung aus den Krisenregionen, um stets vorbereitet zu sein.
Zur Zeit hat die Bundeswehr vier Standorte in Afghanistan. Die Mehrzahl der insgesamt rund 2400 Soldaten tut in der Hauptstadt Kabul nahe des Flughafens Dienst. 350 Uniformierte sind in Kunduz und weitere 200 in Faizabad im Norden Afghanistans stationiert. Zusätzlich baut die Bundeswehr in Mazir-i-Sharif mit etwa 250 Soldaten ein weiteres Camp auf.
In Srinagar im indischen Teil Kaschmirs setzte die Polizei Tränengas gegen knapp 500 Demonstranten ein. Mindestens sechs Demonstranten sowie zwei Polizisten wurden verletzt, wie die Polizei mitteilte. Die Menge setzte dänische Flaggen in Brand und skandierte: "Nieder mit Dänemark" und "Nieder mit US-Präsident Bush".
Erdogan warnt vor "Falle" der Gewalt
Das geistliche Oberhaupt Irans, Ajatollah Ali Chamenei, bezeichnete den Abdruck der Karikaturen in mehreren europäischen Zeitungen als von Israel ausgehende Verschwörung. Der Westen zeige damit seinen Unmut über den Wahlsieg der Hamas. In einer Rede vor Soldaten der iranischen Luftwaffe nannte Chamenei die Karikaturen einen Skandal.
Dagegen rief der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan die Muslime zur Mäßigung auf und warnte vor der "Falle" der Gewalt. Die Karikaturen seien eine "offene Provokation" und sollten dazu dienen, "der Welt Bilder der Gewalt aus der muslimischen Welt vorzuführen", sagte Erdogan heute vor türkischen Abgeordneten in Ankara. Die muslimische Welt müsse "die Vernunft, den Menschenverstand und die Reife" beweisen, mit solchen Provokationen fertigzuwerden.
Die Türkei werde ein Land der religiösen Toleranz bleiben, betonte Erdogan. Auch der Wunsch, der Europäischen Union beizutreten, sei vom Ideal der Versöhnung verschiedener Kulturen getragen. Dies sei das Gegenteil "der Konfrontation, die den globalen Frieden bedroht". Die Türkei werde sich auch künftig als "Anwalt" ihres Projekts einer "Allianz der Zivilisationen" erweisen.
Wir sind Schweizer, keine Dänen
Die Wut der islamischen Welt über Mohammed-Karikaturen in dänischen Zeitungen trifft nicht nur die Skandinavier: Weil die Menschen in Saudi-Arabien auch Produkte von Nestlé boykottierten, wies der Schweizer Lebensmittelgigant nun per Anzeige auf seine Herkunft hin.
Hamburg - E-Mails, SMS-Nachrichten und Flugblätter machten in Saudi-Arabien vor zwei Wochen die Runde, in denen es hieß: "Klim" und "Nido", beides Milchpulver von Nestlé, seien dänische Produkte - und daher zu boykottieren. Und tatsächlich: Viele Araber, über die dänischen Karikaturen verärgert, ließen das weiße Pulver in den Supermarktregalen stehen. Die zwölf Zeichnungen waren im September in der Zeitung "Jyllands Posten" erschienen.
REUTERS
Palästinensischer Supermarkt: "Dem Konsumenten die Wahrheit sagen""
Nestlé reagierte prompt auf den arabischen Boykott: Der Konzern schaltete eine Anzeige in einer saudi-arabischen Tageszeitung, um darauf hinzuweisen, dass seine Produkte nicht in Dänemark hergestellt werden und dass es sich bei Nestlé um ein Schweizer Unternehmen handele. "Es sind gezielte Fehlinformationen verbreitet worden", verteidigte ein Nestlé-Pressesprecher gegenüber SPIEGEL ONLINE das Vorgehen. "Wir glauben, dass wir es dem Konsumenten schuldig sind, die Wahrheit zu sagen. Das haben wir getan." Inzwischen hätten sich auch die Verkäufe von Nestlé-Produkten normalisiert.
Wie Nestlé reagiert auch Arla Foods mit Anzeigen auf den Boykott und warb verstärkt für seine Produkte. Das dänisch-schwedische Unternehmen, einer der größten Molkereiprodukte-Hersteller Europas, verliert nach eigenen Schätzungen zehn Millionen Kronen, umgerechnet 1,3 Millionen Euro, pro Tag dadurch, dass die Käufer in der islamischen Welt Arla-Produkte nicht mehr anrühren. Das Unternehmen beschäftigt im Mittleren Osten, seinem wichtigsten Markt außerhalb Europas, rund 1000 Mitarbeiter. Sprecherin Astrid Gade Nielsen sagte, in der arabischen Region würden Arla-Produkte nahezu komplett boykottiert.
Molkerei-Konzern Arla am stärksten betroffen
Die Proteste treffen Arla am heftigsten, aber auch andere dänische Unternehmen müssen Einbußen hinnehmen. "Dänische Produkte in 20 muslimischen Ländern sind betroffen", erklärte Stehen Bocian, Chef-Analyst der Danske Bank. Die dänischen Ausfuhren in diese Staaten machten jährlich etwa 1,3 Milliarden Euro aus. Wie stark der Boykott die dänische Wirtschaft treffe, sei allerdings noch nicht abzusehen, erklärte Marianne Castenskiold, eine Sprecherin des dänischen Industrieverbandes.
Kaum betroffen ist dagegen der weltbekannte dänische Spielzeugbausteine-Hersteller Lego: Charlotte Simonsen, Sprecherin des Unternehmens, sagte, die Proteste würden sich auf den Verkauf kaum auswirken. "Für uns", erklärte Simonsen, "ist diese Region nur ein sehr kleiner Markt. Uns wurde gesagt, dass ein paar Geschäfte im Mittleren Osten unsere Produkte aus den Regalen genommen haben."
On the day troops from nearby Norway, which has also attracted Muslim wrath after a newspaper there reproduced the drawings, were attacked by a mob in Afghanistan, Denmark's defense minister said his troops were taking extra precautions.
"Of course it affects our soldiers both in Iraq and Afghanistan. We have to change the patterns of how they patrol and take precautions to make sure we don't put them in danger," Danish Defense Minister Soren Gade told Reuters.
"The demonstrations in Afghanistan also affect the security of our soldiers there," said Gade, adding that Denmark had not discussed withdrawing its garrison of 500 troops from Iraq or its 178-strong contingent from Afghanistan.
"We have not discussed a withdrawal of Danish troops ... but it's a serious, dangerous situation for our soldiers," he said.
A Danish patrol in Iraq came under fire on Sunday in an attack that Denmark said might have been connected to the cartoon row. Iraq's government has protested against the cartoons by freezing contracts with Denmark and Norway.
Von Kai Lange
Arabisch-islamische Länder rufen zum Boykott westlicher Waren auf. Dem Iran drohen Sanktionen der UN. Deutschland, wichtigster westlicher Handelspartner Irans, hat viel zu verlieren: Selbst wenn die Konflikte gelöst werden, dürfte die Handelsbilanz beider Länder einknicken. Betroffen sind deutsche Schlüsselbranchen.
Hamburg - Randalierende Fanatiker setzen Botschaften in Brand. Der Streit um die zuerst in einer dänischen, dann auch in französischen und deutschen Zeitungen abgedruckten Mohammed-Karikaturen hat eine Welle der Gewalt entzündet: Dänemark fordert seine Bürger auf, Länder wie Syrien, Libanon, Irak und Indonesien sofort zu verlassen.
Der Iran stoppt ab dem heutigen Dienstag die Einfuhr dänischer Produkte. Religionsgelehrte rufen Gläubige dazu auf, Waren aus Ländern zu boykottieren, in denen die umstrittenen Zeichnungen abgedruckt wurden.
Während der Streit um die Karikaturen eskaliert, spitzt sich zudem der Konflikt um das iranische Atomprogramm zu. Dem Iran drohen Wirtschaftssanktionen der Vereinten Nationen, sollte Teheran nicht einlenken. Kritik aus Deutschland wird von der iranischen Regierung mit harschen Worten zurückgewiesen. Irans neuer Präsident Mahmud Ahmadinedschad hofft bei seinen Landsleuten zu punkten, indem er seinerseits zu Sanktionen gegen westliche Länder aufruft.
"Deutschland ist wichtigster Handelspartner"
Ein Klima politischer und wirtschaftlicher Stabilität sieht anders aus. Beide Seiten setzen Wirtschaftssanktionen als Druckmittel ein: Arabische Länder haben wegen der Karikaturen bereits zum Handelsboykott aufgerufen, und im Westen wird wegen des Atomstreits über Wirtschaftssanktionen gegen den Iran nachgedacht. Deutsche Unternehmen, die in den vergangenen Jahren ihre Handelsbeziehungen in den Iran sowie in die Region Naher und Mittlerer Osten gezielt ausgebaut haben, betrachten die Entwicklung mit Sorge.
"Der Iran ist für Deutschland der wichtigste Handelspartner in der Region", bestätigt Jens Nagel, Länderexperte beim Bundesverband des deutschen Groß- und Außenhandels. Deutschland wiederum sei gleich nach den Arabischen Emiraten der zweitwichtigste Handelspartner für den Iran.
Deutsche Unternehmen haben im vergangenen Jahr Waren und Dienstleistungen im Wert von rund 4,5 Milliarden Euro in den Iran exportiert - in Länder wie Syrien oder den Libanon sind es jeweils rund 450 Millionen Euro. Vor allem Maschinen, Anlagen, Metallerzeugnisse und chemische Produkte sind in dem Land am Persischen Golf gefragt.
Und die ist gerade dabei, mit ihrer offenen, diplomatischen Art die Iraner für sich zu gewinnen.
Spielabsage wegen Karikaturenstreit?
Wegen der weltweiten Ausschreitungen radikaler Muslime als Reaktion auf Karikaturen des islamischen Propheten Mohammed wird das für den 1. März geplante Freundschaftsspiel zwischen Israel und Dänemark womöglich abgesagt.
Der dänische Verband DBU will diesbezüglich bis spätestens 21. Februar eine Entscheidung treffen und dabei auch mit dem Außenministerium sprechen.
"Wir möchten das Spiel gerne austragen, aber die Sicherheit für alle Beteiligten hat absolute Priorität", so ein Verbandssprecher.
Dänen holen weltweit ihre Flagge ein
Die rot-weiße "Dannebrog" war weltweit stets eine Empfehlung, galten die Dänen doch als freundlich, selbstironisch und tolerant. Jetzt machen viele Dänen im Ausland lieber ein Geheimnis aus ihrer Herkunft. Die Angst vor Übergriffen ist groß.
Kopenhagen - Dänische Urlauber, Kaufleute, Soldaten und Entwicklungshelfer werden seit Beginn der islamischen Proteste gegen die Mohammed-Karikaturen zunehmend zum Verdecken ihrer nationalen Herkunft auf jede nur erdenkliche Weise aufgefordert. Wie der Reedereiverband in Kopenhagen heute mitteilte, sollen Schiffe aus Dänemark bei Fahrten in internationalen Gewässern sowie beim Anlaufen von Häfen in islamischen Ländern möglichst ihre nationale Flagge einholen. Sprecher im islamischen Raum tätiger Unternehmen sagten Kopenhagener Zeitungen, einige bisher nicht als dänisch identifizierte Exportfirmen würden angesichts der dortigen Boykottwelle erhebliche Anstrengungen unternehmen, ihre nationale Zugehörigkeit zu verschleiern.
Verteidigungsminister Søren Gade bestätigte, dass alle derzeit im Ausland tätigen dänischen Uno-Beobachter eine offizielle Aufforderung seines Hauses erhalten haben, die rotweiße "Dannebrog" von ihren Uniformen zu entfernen. Dasselbe gelte für Helfer aus seinem Land bei Erdbebenopfern in Pakistan. In islamischen Ländern lebende Dänen gaben im Fernsehen an, dass sie derzeit von sich aus durch Kleidung, Verschleierung und sprachliches Verhalten versuchen würden, ihre nationale Herkunft zu kaschieren.
Der Zorn in der muslimischen Welt über die Mohammed-Karikaturen hat nach Ansicht von Experten zwei Ursachen: einerseits angestaute Wut über eine empfundene Doppelmoral des Westens. Zum anderen machen sich einige Regierungen die Empörung zunutze, um von Problemen im eigenen Land abzulenken.
Paris - Für viele Muslime stellen die umstrittenen Karikaturen "den Gipfel der Missachtung" dar, wie Mounia Bennani-Chraibi von der schweizerischen Universität Lausanne sagt. Die Zeichnungen vermittelten den Eindruck, der Islam sei "an sich terroristisch und pervers". Der Wissenschaftlerin zufolge wird nach Ansicht zahlreicher Muslime seit dem Golfkrieg im Völkerrecht mit zweierlei Maß gemessen, und zwar auch in Fragen der freien Meinungsäußerung. In muslimischen Ländern herrsche die Meinung vor, dass westliche Länder die "Sprache des Rechts benutzen, um sie zu manipulieren, damit sie weiterhin dominieren und schmähen können".
Die derzeitige Entrüstung in der muslimischen Welt habe "mit diesem Gefühl der Ungleichheit" zu tun und damit, für alles Übel der Welt verantwortlich gemacht zu werden, sagt Bennani-Chraibi. "Der Westen hat seinen sowjetischen Feind verloren und sich den Islam zum neuen Feind auserkoren", behauptet er.
Nach Einschätzung des französischen Nahost-Experten Olivier Roy sind zwei aktuelle Krisen verschmolzen: zum einen die der Muslime in Europa, die glauben, dass andere Religionen besser geschützt werden als ihre und die ebenfalls Anspruch auf einen rechtlichen Schutz erheben; zum anderen der Ärger und der Verdruss vieler Menschen im Nahen Osten.
Karikaturen nie gesehen
Länder wie Syrien, "die Rechnungen mit den Europäern zu begleichen haben", machen sich laut Roy die Demonstrationen zu Nutze. Die europäischen Länder "zahlen den Preis für ihre Einmischung in Krisenländern", sagt er und nennt als Beispiel die europäischen Reaktionen auf den Wahlsieg der radikal-islamischen Hamas in den Palästinensergebieten, Europas Engagement im Atomstreit mit Iran und Frankreichs "sehr harte Haltung" gegenüber Syriens Einfluss im Libanon.
Haizam Amirah Fernandez vom Königlichen Elcano Institut für Internationale und Strategische Studien in Madrid ist der festen Überzeugung, dass die meisten Muslime, die gegen die Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen demonstrieren, die Zeichnungen noch nie gesehen haben. "Sie haben nur Berichte gehört, dass der Prophet beleidigt wurde." Es müsse aber berücksichtigt werden, warum diese Berichte jetzt - mehr als vier Monate nach dem Erstabdruck der Karikaturen - veröffentlicht und verbreitet würden und welche Interessen damit verfolgt würden. "Wenn im Landesinneren die sozialen und politischen Spannungen zunehmen, versuchen einige Regierungen, diese gegen einen Feind von außen zu lenken", sagt Fernandez.
Antoine Basbous vom Pariser Beobachtungsstelle für Arabische Länder stimmt dem Experten aus Madrid zu: "Regierungen, denen die Berechtigung fehlt, brauchen diese Krisen, um ihre Reinheit wiederherzustellen." Er verweist auf die Regierung in Syrien, die "in Schwierigkeiten" stecke und "Ablenkung" suche, und auf den Jemen, der für die weltweiten Proteste der Bahnbrecher gewesen sei. "Jede geschwächte Regierung wird die Leute auf die Straße treiben, um Punkte zu sammeln", sagt Basbous. Zu diesem Zweck würden die umstrittenen Karikaturen in den betroffenen Ländern auch gezielt eingesetzt.
Von den Regimes in den jeweiligen Ländern werden dieses Unruhepotenzial, sobald sich der Anlass biete, genutzt. Eine ähnliche Protestwelle habe es gegeben, weil angeblich Koranseiten als Toilettenpapier im Gefangenenlager Guantanamo missbraucht wurden. Jetzt seien es die Karikaturen. Die Unruhe werde weg von der Innenpolitik nach außen gelenkt, in eine Kontroverse mit dem Westen. "Den wichtigsten Fakt zu dieser Kontroverse finde ich in keiner Veröffentlichung", sagt Heinsohn. Er vermisst den Hinweis, dass sich die Zahl der Moslems von 140 Millionen im Jahr 1900 auf derzeit 1,5 Milliarden erhöht habe. Die jungen Mosleminnen fügten sich zumeist noch in ihre Rolle als Mütter und Hausfrauen, die ihnen in den patriarchalischen Gesellschaften zu gedacht ist. Die jungen Männer jedoch, sagt Heinsohn, bekommen keine Jobs, haben kaum Karrierechancen und keine Aussicht auf soziale Anerkennung. "Söhne und Weltmacht" heißt das 2004 erschienene Buch, in dem sich Heinsohn mit der Theorie vom "youth bulge", einem überproportionalen Ausschlag in der Alterspyramide und deren politischen Auswirkungen beschäftigt. Sobald der Anteil junger Männer bei 20 Prozent der Gesamtbevölkerung einer Gesellschaft liegt, werde eine kritische Schwelle erreicht. Das besagen Studien, auf die Heinsohn seine Thesen gründet. Diese ambitionierten Jugendlichen würden zu einer Quelle der Instabilität und Unruhe für ihre eigenen Regime - und den Westen.
Ein solcher Prozess laufe bereits seit fünf Generationen in der islamischen Welt ab, sagt Heinsohn. "Jeder junge Moslem hat meist wenigstens vier Brüder, die alle gut genährt und auch gebildet sind - aber keinen Platz in der Gesellschaft finden." Diese Jugendlichen würden in ihren Heimatländer nicht gebraucht. Diese Entwicklung berge enormen Sprengstoff, warnt Heinsohn. Denn diese Millionen von jungen Männern seien leicht radikalisierbar und gewaltbereit.
Die Kontroverse um die Karikaturen werde in den moslemischen Ländern zwar wieder abflauen. "Doch in der Zukunft werden wir mit einer Häufung, Verstetigung und auch Verschärfung solcher Konflikte rechnen müssen", sagt der Soziologe.
Zudem blieben diese Konflikte nicht auf die Region beschränkt. Das Problem der "überschüssigen Söhne" in moslemischen Gesellschaften habe längst die westlichen Staaten erreicht - durch die Immigration in den vergangenen Jahrzehnten sowie die hohe Geburtenrate unter diesen Immigranten.
Und viele der beschäftigungslosen jungen Männer aus moslemischen Ländern wollen sich erst noch auf den Weg machen: Über die Hälfte der jungen Araber geben an, so heißt es in einem UN-Entwicklungsbericht, dass sie auswandern oder zumindest zeitweise Arbeit in anderen Ländern suchen wollten, vorzugsweise im Westen. "Diese jungen Leute aber bringen ihren Zorn und auch ihre Probleme mit", sagt Gunnar Heinsohn.Berliner Zeitung heute