Aumann - die Neue
Diese Bedenken wurden ja über das letzte Jahr schon oft hier und bei w:o gepostet und konnten bisher nicht ausgeräumt werden. Es kommt mir so vor, als ob viele Forenbesucher einfach 1:1 die Zahlen aus den Quartalsberichten nehmen und darauf begründet dann eine vermeintliche Unterbewertung attestieren.
Dafür muss man eigentlich auch Aumann direkt verantwortlich machen. Die Finanzberichtersattung ist grottenschlecht. Es werden keinerlei vergleichbare Zahlen bereitgestellt. So wuchs der Auftragseingang im Bereich e-mobility in den ersten Monaten um ~46% auf 75Mio. Wieviel davon entfallen auf die zugekaufte USK? Was wäre der Auftragseingang ohne den Zukauf gewesen, 10% oder -20%? Alles wäre möglich, der Anleger muss hier vollkommen im Dunkeln tappen.
Richtige Klarheit wird man erst im Laufe des Jahres 2019 bekommen. Erst dann bekommen wir aussagekräftige Zahlen hinsichtlich des Auftragseingangs und Umsatzwachstums, bis dahin ist das hier ein reiner Zockerwert.
Vielleicht noch ein Nachtrag aus der Pressemitteilung zum Kauf der USK Karl Utz GmbH:
Gemeinsam mit USK plant Aumann seinen Wachstumskurs fortzusetzen und seine führende Position als Anbieter von Produktionslinien für den elektrischen Antriebsstrang weiter auszubauen. Mit der Brennstoffzellenfertigung beherrscht die Aumann Gruppe nun neben den Technologien zur Herstellung von Elektromotoren und Batteriemodulen eine weitere Schlüsseltechnologie für die E-mobility. Insbesondere die umfänglichen Konstruktionsressourcen von USK erlauben es aus Sicht des Managements außerdem, die Kapazitäten für die ambitionierten Wachstumspläne der Aumann Gruppe schnell und effizient auszubauen. Aumann und USK werden gemeinsam knapp 1.000 Mitarbeiter an Standorten in Beelen, Limbach-Oberfrohna, Espelkamp, Berlin, China und den USA beschäftigen. Für 2017 erwartet die Aumann Gruppe einen konsolidierten Umsatz von mehr als 210 Mio. EUR, was auf Grund des Transaktionszeitpunktes einem annualisierten Jahresumsatz von mehr als 260 Mio. EUR entspricht.
Das heißt, dass man in 2018 auf 300Mio gewachsen ist, von annualisierten 260Mio Ende 2017. Das macht gut 15% Wachstum. Genau das wird auch für 2019 erwartet, was ich allerdings für zu optimistisch halte.
Wie oft hat man in diesem Jahr von 15% Wachstum bei Aumann gesprochen? Genau, gar nicht. Da geht es natürlich nur um die schönen "fake" 50/60% Wachstum bei Auftragseingang und Umsatzwachstum, weil sich das natürlich viel besser anhört als die ehrlichen 15%. Und die Folge ist hunderte verwirrte Privatanleger und Kleinaktionäre die auf Basis falscher Zahlen ihre Anlageentscheidung treffen.
Mir ist nicht klar, wieso man von nur 5% Wachstum ausgehen soll, gerade jetzt wo E-Mob (insbesondere vorgelagerter Maschinenbau) besonders gefragt sein dürfte. Wieso sollte man also organisch geringer wachsen als 2018?
Wenn ich richtig informiert bin, ging USK in 2017 auch schon ein Quartal, also mit etwa 15-17 Mio € in den Umsatz ein.
Man hätte 2017 etwa 193-195 Mio Umsatz gemacht. Wenn es in 2018 mit USK 304 Mio € werden (laut Analystenschätzung) müsste man nun 53-55 € von USK abrechnen, dann würde das heißen, man wäre (250-210=40 Mio) in 2018 etwa 19-20% gewachsen.
Oder irre ich mich, was Q4/17 betrifft?
Na ja, letztlich gabs irgendwas zwischen 10% und 20% organisches Wachstum. Ich geh eher vom oberen Rand aus, du eher vom unteren.
Bei den kommenden Zahlen hast du dann sowohl bei Umsatz als auch Auftragsbestand ja die Vergleichszahlen inklsuive USK. Liegt der AB und AE dann 20% höher als vor einem Jahr, geh ich von den mindestens 12-13% Wachstum aus, die der Analystenkonsens unterstellt. Und damit wäre Aumann mit EV/Ebit von 9 günstig bewertet.
Begründung: Die Investitionen in E-Mobilität nehmen welweit zu, egal ob BEV oder H2. Die Hersteller benötigen für beide Varianten Wickelmaschinen um die Elektromotoren zu bauen. VW, BMW und Daimler als auch Geely sind Kunden von Auman. Zur Zeit bewegen wir uns noch mit Schrittgeschwindigkeit, doch in den nächsten 2-3Jahren wird der Zug nicht mehr zu stoppen sein. Aumann ist jetzt schon profitabel, hat eine hohe Eigenkapitalquote, fast 70 Mio. Cash und einen Gewinn pro Aktie für 2018 von etwa 1,4€, für 2020 prog. auf 1,80€. Wenn das keine guten Gründe sind hier investiert zu sein, dann weiß ich es auch nicht.
In 2019 kommt durch USK erstmal kein weiterer Umsatz hinzu, der nicht schon 2018 angefallen wäre. Man muss also jetzt 2019 die 340 Mio Umsatz erstmal organisch wachsen.
Wie ich schon ansprach, halte ich das aber für machbar, da man 2018 ja auch etwa 18-19% gewachsen ist. Man kann also auch 12-13% in 2019 organisch wachsen, es sei denn der klassische Geschäftsbereich bricht zu stark weg und kann nicht durch E-Mob überkompensiert werden.
Darum wird es dann nächste Woche bei der Zahlenveröffentlichung wohl auch hauptsächlich gehen, ob der Vorstand diese Ängste nehmen kann.
Ich bin noch auf ein Interview mit dem MBB CIO aus Januar gestoßen:
"Am liebsten würde Mang beim IT-Security Spezialisten DTS zukaufen, um dort das Wachstum zu beschleunigen. Das Unternehmen dürfte in 2018 die Umsatzmarke von 50 Mio. Euro erreicht und mit einer EBITDA-Marge von über 10% gewirtschaftet haben. "Das Geschäftsmodell von DTS wandelt sich derzeit zu einem Subscription Cloud-Modell mit monatlichen Erträgen. Trotz der Umstellung ist das Wachstum weiterhin zweistellig. 2019 erwarten wir ebenfalls starkes Wachstum bei DTS." Treiber von DTS seien Security-Lösungen, die zum Beispiel eine 24-Stunden- Überwachung von Systemen ermöglichen würden. Der jüngste "Hacker-Skandal", der von den Medien schon als Skandal des Jahres tituliert worden sei, aber eher als Bettvorleger geendet sei, habe keine unmittelbare Extra-Nachfrage ausgelöst. "Das Bewusstsein, dieses Thema sehr ernst zu nehmen, dürfte dennoch erneut gestiegen sein."
In einer starken Wachstumsphase befinde sich Delignit. "Delignit bereitet uns viel Freude und wird auch im neuen Geschäftsjahr deutlich wachsen." MBB halte an der börsennotierten Gesellschaft einen Anteil von 76%, der aktuell einen Wert von rund 45 Mio. Euro repräsentiere. Größte und wichtigste Beteiligung im Portfolio bleibe indes Aumann. An dem Spezialisten für E-Mobility halte MBB einen Anteil von 38%. Aktuell habe das Paket einen Wert von knapp 200 Mio. Euro. "Die Entwicklung der Aumann-Aktie an der Börse war natürlich alles andere als erfreulich im letzten Jahr. Operativ sind wir als größter Aktionär mit der Entwicklung aber sehr zufrieden", so Mang.
Aumann dürfte die Jahresziele 2018 erreicht haben. Das Unternehmen habe einen Umsatz von mehr als 300 Mio. Euro in Aussicht gestellt bei einem EBIT von 28 bis 31 Mio. Euro. Mang sehe bei Aumann unverändert gutes Wachstumspotenzial im Bereich E-Mobility. Im Bereich Classic konstruiere und fertige Aumann Spezialmaschinen und automatisierte Fertigungslinien für die Bereiche Automotive, Luft- und Raumfahrt, Schienenverkehr und Verbraucherelektronik. Hier sei das Wachstum eher moderater. Nichtsdestotrotz könnte das im SDAX gelistete Unternehmen 2019 weiterwachsen und stabile Margen ausweisen.
Mang habe sich indes zu den Erwartungen bei Aumann für 2019 nicht äußern wollen."
Zuerst dachte ich er äußert sich nicht zu Aumann weil die ja börsennotiert sind und er sich deshalb nicht in die Kommunikation mit dem Finanzmarkt einmischen will, aber das selbe würde ja auch für Delignit zutreffen. Daraus kann man halt entweder folgern:
1. Das Wachstum in 2019 ist ungewiss (zumindest der Höhe nach, weshalb er jetzt keine allgemeine Aussage ala "Aumann wird 2019 wachsen" treffen kann, da dies auch nicht eintreten kann und das dann auf ihn zurückkommt). Das Wäre das Szenario für ~0-10% Wachstum, weil man sich damit nicht aus dem Fenster lehnen kann
2. Der Ausblick ist schwach und das wusste er Mitte/Ende Januar schon, daher keine Äußerung
3. Es hat überhaupt keine Bedeutung, er wollte sich nur nicht äußern.
Was ist also der status quo?
1. Die 300-305Mio Umsatz dieses Jahr sollten relativ sicher sein, ebenso die ~30Mio Ebit.
2. Für 2019 haben wir keinerlei Anhaltspunkte für das Umsatzwachstum, außer die organischen 10?-20?% aus 2018 fortzuschreiben
3. Wir haben keinerlei Information über die Wachstumsraten der Bereiche e-mobility und classic, da durch die Konsolidierung von USK und der anschließenden mangelnden Berichterstattung keine Zahlen auf vergleichbarer like for like Basis zur Verfügung stehen. Das Gleiche gilt für den Auftragseingang.
Am 28.2.2019 erfahren wir somit unglaublich viel
1. Prognose für 2019 hinsichtlich Umsatz und Ebit
2. Auftragseingang und Umsatzwachstum in Q4 2018. Dieser ist mit Q4 2017 relativ gut hinsichtlich organischer Entwicklung vergleichbar, da die Übernahme am 16.10.2017 getätigt wurde und damit nur 16 Tage "verzerrt" werden.
3. Wieviel der 10?-20? % organischen Wachstum entfallen auf e-mobility und wieviel auf den Bereich Classic.
Die aktuelle Bewertung mit dem 20fachen Gewinn (17 fach ex net cash) ist natürlich verlockend, aber wir wissen halt nicht was da am 28.2 kommt. Ich persönlich bin weder short noch long und werde meine Entscheidung nach den Zahlen treffen. Ich persönlich hoffe auf ein Treffen des Analystenkonsens und einen nicht zu starken Anstieg um dann noch aufzuspringen, denn wenn die Zahlen wie prognostiziert kommen ist die Aktie viel zu billig. Da die Börse aber auch immer viel vorweg nimmt habe ich nicht die Eier mich vor den Zahlen zu positionieren.
Das war meine letzte Meldung bis zu den Zahlen, es wird spannend!
Könnte wie bei BYD laufen: Das Wachstum in den Elektrobereichen war hervorragend, das klassiche Geschäft hat aber letztlich die Aktie runtergezogen.