Atomkraft- Ja, bitte
Oder hast du andere Quellen?
Oder glaubst du dem ganzen Getue nicht?
MfG/Johannah
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 5. 06, mg - Energiepolitik sollte auch Sicherheitspolitik sein. Das ist heute nicht mehr so, wie der Sicherheitsexperte Sylvius Hartwig nachfolgend erläutert. Durch den Ausstiegsbeschluss der ehemaligen rot-grünen Regierung steige das radiologische und Unfallrisiko durch kerntechnische Anlagen für die deutsche Bevölkerung schneller als ohne den Beschluss.
Als Erstes ist festzuhalten, dass im Augenblick in Deutschland 17 kerntechnische Blöcke im Betrieb sind, die eindeutig im vorherigen Jahrzehnt mit die sichersten Anlagen der Welt waren. Als Nächstes ist festzuhalten, dass Deutschland im Nah- und Fernbereich von einer Vielzahl von Anlagen anderer Länder umgeben ist. Außerdem ist auch der Politik spätestens seit der Deutschen Risiko--studie (DRS) und Tschernobyl bekannt, dass bei Störfällen von solchen Anlagen mit Freisetzung von Radionukliden radioaktive Niederschläge über tausende Kilometer Entfernung auftreten können. Dabei ist es wie bei konventionellen Anlagen so, dass durch Thermik bestimmt das größte Risiko nicht in der direkten Umgebung, sondern durchaus in größerer Entfernung auftreten kann.
Zusätzlich ist bekannt, dass Kernkraftwerke bei weitem nicht alle den gleichen Sicherheitsstandard haben. Wird für die westlichen Anlagen ein gleiches Sicherheitsniveau unterstellt - was durchaus zu diskutieren wäre - so sind Anlagen ehemals sowjetischer Bauart von der Probabilistik und vom Schadensausmaß (z. T. fehlendes Containment, also zusätzliche Umhüllung des Kerns der Anlage) unseren nicht gleichwertig. Hinzu kommt die unsichere sozialökonomische Situation in Ländern des ehemaligen Ostblocks, die ebenfalls risikoreichere Anlagen hervorbringt.
Es ist ein Zeichen der industriellen Entwicklung der letzten Jahre, dass in allen Bereichen der menschliche Faktor bei Störfällen eine deutlich größere Rolle spielt als technische Umstände. Statistisch ist nur noch ein Zehntel der Störfälle technisch bedingt, der Rest ist dem menschlichen Faktor zuzuschreiben.
Diese Gesichtspunkte machen deutlich, dass von der Risikoerzeugung her gesehen, einer Anlage sowjetischen Typs vorsichtig geschätzt zehn deutsche Anlagen entsprechen. 70 tatsächliche existierende Ostblockanlagen entsprechen dann unter Risikogesichtspunkten 700 Anlagen deutscher Bauart. Werden alle anderen nicht in Deutschland liegenden Anlagen unserer Nachbarn zu ihrem Nennwert genommen, so ist Deutschland von ca. 800 virtuellen kerntechnischen Risikoquellenanlagen umgeben. Ob die deutschen Anlagen existieren oder nicht, spielt für das radiologische Risiko durch Störfälle für unsere Bevölkerung angesichts der Zahlen von 17 zu 800 praktisch keine Rolle mehr. Etwas anderes spielt aber im Schlepptau dieser Entwicklung eine überragende Rolle, nämlich die technische Entwicklung, die mit dem Ausstiegsbeschluss einhergeht bzw. von dieser Politik erzwungen worden ist.
Als schwerwiegende Konsequenz wurden Forschungseinrichtungen der Kerntechnologie bei uns zu einem erheblichen Teil geschleift. Das betrifft nicht nur die technische Weiterentwicklung der Technologie, sondern auch die damit verbundene Sicherheitsentwicklung. Deutschland fällt hier Schritt um Schritt zurück. Gleichzeitig hat die Politik eine Art wissenschaftlicher Sippenhaftung eingeführt. Höchstflussneutronenquellen sind für Medizin, Materialkunde und -prüfung sowie generell für die Forschung wichtig. Auch diese Forschung wird, obwohl sie nichts mit der Kraftwerkstechnologie zu tun hat, mit blockiert, wie etwa Spallationsneutronenquellen.
Mit dem Schleifen der Forschungskapazität geht der Niedergang der Ausbildung hoch qualifizierter Ingenieure einher, auch im nuklearen Sicherheitsbereich. Nur die intensive Beschäftigung und Praxis mit ausgefallenen (experimentellen) Situationen schafft die Voraussetzung von höchstqualifizierten Sicherheitsexperten - das ist (siehe oben) kaum noch möglich. Deshalb wollen praktisch kaum noch Studenten sich in einer sterbenden Technologie ausbilden lassen. Das merken beispielsweise auch die Schweden, die allerdings das Steuer herumgeworfen haben. Also Forschung, Sicherheitsausbildung, Qualität und Quantität werden geringer im nuklearen Bereich - das Risiko steigt.
Ein Weiteres kommt hinzu. Während der Wende und danach konnte Deutschland die Sicherheitslage im sich öffnenden Ostblock massiv positiv, auch für uns, beeinflussen. Das ist vorbei. Wir sind von der Sicherheitsentwicklung in einer Art Selbstzerstörung abgekoppelt. Die umliegenden Länder werden sich verwahren, von uns Sicherheitsratschläge zu bekommen, da wir offensichtlich nicht in der Lage sind, unsere eigene Sicherheitssituation im Nuklearbereich sachgerecht und wirklichkeitsnah einzuschätzen und danach zu handeln.
Zusätzlich fällt unser Einfluss auf (nukleare) internationale Organisationen mangels Kompetenz. Das wiederum vermindert unsere eigene Sicherheit. Sie wird fremdbestimmt.
Alle diese Komponenten führen dazu, dass für die deutsche Bevölkerung das Risiko durch Nuklearstörfälle schneller steigt als ohne Ausstieg.
Die jetzige Regierung will in den energiepolitischen Gesprächen die Nuklearfrage mangels politischer Einigung zwischen den Parteien ausklammern. Sie sollte wissen, dass sie ihren Eid auf das Grundgesetz, Schaden von diesem Land abzuwenden, massiv verletzt - mit jedem Tag, der ungenutzt verstreicht.
SYLVIUS HARTWIG
Der Verfasser ist Professor für Sicherheitstechnik und Autor des Buches: Eine Nation im freien Fall/Deutschland in der Sicherheitskrise, Jena 2005
Und der größte Risikofaktor ist der Mensch, sagt er. Werden die AKWs bei uns dann von Robotern bedient?
Gruß BarCode
Seine Kompetenz ist mindestens genau so hoch einzuschätzen wie die eines Brabblers bei Ariva.
MfG/Johannah
Liegt es etwa daran, daß du sie beide "ausprobiert" und für schlecht befunden hast? Oder liegt es daran, daß beide deine Konkurrenten sind?
MfG/Johannah
Gruß BarCode
Kot fabrizieren, dann machen wir eine Biogasanlage. Also schön fressen und sich vermehren, dann wirds auch was mit der Biogasanlage.gg
kiiwii | 03.05.06 23:56 |
Energieträger verbrannt sein werden ? Auf heiße Luft ? MfG kiiwii |
Und zweitens; Der Professor ist genau der, der am Mi. zw, 10:00 und 11:30 seine Vorlesungen hält. Leider finde ich das Vorlesungsverzeichnis vom August/September 2005 nicht mehr.
Das gut analysiert bewerte ich hier nich weiter.
MfG/Johannah
Gruß BarCode
Der "gewisse Professor aus Jena, 278. Watt'n Schmarrn!", muß auf seinem Fachgebiet aber auch eine ziemlicher Niete sein. Wie ist es sonst zu erklären, daß so mancher Ariva-Freizeit-Fachmann doch alles besser weiss?
MfG/Johannah
In der Nähe von Frankreichs weltberühmter Champagner-Anbauregion sickert möglicherweise flüssiger Atommüll ins Grundwasser. Laut einem Bericht von Greenpeace seien die Weinberge akut bedroht. Im Umkreis von zehn Kilometern rund um die Atommüll-Aufbereitungsanlage in Soulaines habe die Umweltschutzorganisation radioaktiv verseuchtes Grundwasser entdeckt, hieß es in dem Bericht. Bereits vor einer Woche hatte die französische Atombehörde einen Defekt an der Anlage in der Champagne zugegeben - allerdings seien keine Umweltschäden entstanden. Der französische Senat beschäftigte sich in diese Woche mit einer Gesetzesvorlage, nach der Atommüll künftig in versiegelten Spezialcontainern tief in der Erde vergraben werden soll.
Von Lisa Huth, ARD-Hörfunkstudio Paris
Grafik: Weinanbau in Frankreich]
Der Öffentlichkeit bekannt wurde das Problem erst diese Woche: Greenpeace-Aktivisten schenkten den Senatoren im französischen Parlament je eine Flasche mit radioaktiv gefülltem Wasser: Entnommen aus der Umgebung des früheren Atommülllagers am Ärmelkanal. Thomas Breuer von Greenpeace sagte dem ARD-Hörfunkstudio Paris: "Wir haben selber Proben in der Normandie genommen. Da gibt es auch eine Abfallhalde der Andra, die 1994 geschlossen wurde. Und da ist das Grundwasser sehr hoch kontaminiert."
Andra ist die nationale Behörde, die für den Atommüll in Frankreich zuständig ist, also auch für die Atommülllagerstätten in der Champagne und am Ärmelkanal. Als die geschlossen wurde, wurde die Genehmigung für eine Anlage in der Champagne nur unter der Vereinbarung gegeben, dass an dieser Stelle keine Radioaktivität austreten dürfe. Am Zentrum in La Hague, sagte Andra-Sprecher Jean-Christophe Bardy weiter, seien tatsächlich radioaktiv erhöhte Werte fest gestellt worden. Da es aber dort unter anderem vor 30 Jahren einen Unfall gegeben habe, sei allein deswegen die Umgebung bereits höher kontaminiert als in Soulaines in der Champagne - Greenpeace spricht von 750 Becquerel pro Liter Wasser. Außerdem, so Bardy, habe man aus den Fehlern vom Ärmelkanal gelernt und in der Champagne zum Beispiel eine ganz andere Isolierung gewählt.
"Eine geringe Kontaminierung ist erlaubt""Der Skandal ist, dass überhaupt Radioaktivität frei gesetzt wird", sagt Greenpeace-Mann Breuer. "Noch nicht in so hohem Maße, dass schon die Ernte bedroht ist, aber in der Müllkippe soll eines Tages eine Million Kubikmeter Atommüll gelagert werden. Derzeit sind es 100.000." 13 bis 17 Becquerel beträgt die Radioaktivität pro Liter Wasser, das hat die Atommüllbehörde Andra selbst auf ihrer Webseite veröffentlicht. Andra-Sprecher Bardy erklärt, der ursprüngliche Vertrag sei verändert worden. Heute sei eine ganz geringe Kontaminierung erlaubt. Wie hoch der Grenzwert ist, sagte Bardy nicht, er werde aber noch nicht überschritten. Der europäische Grenzwert liegt bei 100 Becquerel pro Liter. Laut Greenpeace wird die Kontaminierung schon in wenigen Jahren darüber liegen.
Anlass für die Aktion von Greenpeace im französischen Senat ist das geplante Gesetz zur Behandlung radioaktiven Abfalls, das derzeit im Senat besprochen wird. Dabei geht es unter anderem um die unterirdische Lagerung von radioaktivem Abfall. Die Nationalversammlung hat das Gesetz bereits in erster Lesung verabschiedet. Ende des Jahres soll in zweiter Lösung endgültig abgestimmt werden. Greenpeace wirft der Atomindustrie vor, sie sei nicht in der Lage, ihren Müll sauber zu verwalten. Beweis sei der aktuelle Austritt von Radioaktivität im Atommülllager in der Champagne.
Wir müssen abwägen, was wir wollen. Entweder entscheiden wir uns für die klimaneutralen AKW, oder wir verheizen die Zukunft unserer Nachkommen.
Die Alternativen sind so einfach. Entweder sind wir in 50-100 Jahren ersoffen/erfroren oder verdurstet. Oder in 10,000 Jahren holt uns der Strahlentod ein.
MfG/Johannah
Der Hintergrund ist der, daß im Permafrost kein anderes Kraftwerk zu vernünftigen Betriebskosten zu betreiben ist.
MfG/Johannah
Gruß BarCode
Die damaligen Unkenrufer hatten sicher andere Probleme als die heutigen.
MfG/Johannah
Das jahrmillionen alte Erbgut der Unken ist fortschritlich als das in den 68-er stecken gebliebene von so manchem User.
MfG/Johannah
Räumst Du den Russen die alten Atomwaffen weg? Ist ´ne Menge Geld zu verdienen!
Maralisch verwerflich kann es auch nicht sein, wenn Waffen zu Pflügen (oder so ähnlich) gemacht werden.
MfG/Johannah
Eine Hürde weniger für neue KKW
Nach über einem Vierteljahrhundert hat der Bundesrat am Mittwoch eine wichtige Hürde für den Bau neuer Kernkraftwerke beseitigt, indem er die Entsorgung von radioaktiven Abfällen in der Schweiz für machbar erklärte. Seit im Herbst 1978 das Parlament als indirekten Gegenvorschlag zur ersten Antiatominitiative den Bundesbeschluss zum Atomgesetz verabschiedet hatte, galt, dass neue Kernkraftwerke nur gebaut werden können, wenn Gewähr besteht, dass die aus der Anlage stammenden Abfälle dauernd und sicher entsorgt und endgelagert werden können. Diesen Nachweis zu erbringen, erschien den Befürwortern der Kernenergie damals ein Leichtes. Sie hatten es sich aber zu einfach gemacht und das Problem unterschätzt. Die Geologie, die garantieren sollte, dass radioaktive Substanzen nie wieder in des Menschen Umwelt gelangen würden, entpuppte sich bei näherem Hinsehen als wesentlich vielschichtiger, komplizierter und zerklüfteter, als die Nuklearfachleute es sich vorgestellt hatten.
Unter anderem wegen der Entsorgungsklausel im Bundesbeschluss von 1978, aber auch weil der Strombedarf weniger stark anstieg, als man damals erwartete, und die Skepsis gegenüber der Nukleartechnologie mit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl nochmals Aufwind erhielt, ist seit dem Kernkraftwerk Leibstadt in der Schweiz kein neues KKW mehr gebaut worden. Das 1984 in Betrieb gegangene Leibstadt hatte bereits vor der Gesetzesänderung ein Gesuch für eine Baubewilligung gestellt.
Das gab der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) Zeit - und diese hat sie in der Folge (auch gezwungenermassen) für eine immer breitere, professionellere und zunehmend international abgestützte Arbeit genutzt. Nachdem das 1985 von ihr eingereichte «Projekt Gewähr» in den Augen der behördlichen Gutachter und des Bundesrates nicht genügt hatte, um die erforderliche Bestätigung vollständig zu erbringen, folgten weitere Jahre intensiver Erforschung des geologischen Untergrunds. Der Bundesratsbeschluss von 1988 hielt nämlich fest, dass das «Projekt Gewähr» zwar den nötigen Nachweis für schwach- und mittelaktive Abfälle und die technische Machbarkeit eines Endlagers für hochaktive Abfälle, das die radiotoxischen Substanzen genügend lang aus der Biosphäre fernhält, erbracht habe, dass aber noch unklar sei, ob der für das hochaktive Lager vorausgesetzte Granitblock mit der entsprechenden Grösse und Charakteristik in der Schweiz auch wirklich vorhanden sei. Offen blieb also die sogenannte Standortfrage. Der Bundesrat verlangte, dass die Eignung weiterer Gesteinsformationen geprüft werde.
Inzwischen hat die Nagra ihre Hausaufgaben gemacht und sich auch international Anerkennung für ihre hervorragende Arbeit geholt. Bereits seit einiger Zeit zeichnete sich zudem ab, dass der neue, Ende 2002 vorgelegte Entsorgungsnachweis, der auf dem «Modellstandort Weinland» beruht, diesmal wohl das bundesrätliche Plazet erhalten werde. Heute geht die Diskussion mehr um die Frage, wo tatsächlich gebaut werden soll - entsprechend dominieren lokale Debatten. Der Bau neuer Kernkraftwerke dagegen, denen zurzeit aus verschiedenen Gründen eine neue Zukunft attestiert wird, und der langfristige Weiterbetrieb bestehender KKW sind nach 28 Jahren von einer wichtigen Auflage - dem Entsorgungsnachweis - befreit.
bt.
Energiekosten und Klimawandel als Argumente
Die britische Regierung wird voraussichtlich in der kommenden Woche ein klares Bekenntnis zu mehr Strom aus Kernkraft abgeben. Die Hauptargumente dafür sind die wegen der hohen Erdölpreise grössere Wirtschaftlichkeit und der Klimawandel.
sev. London, 7. Juli
Die britische Regierung wird voraussichtlich Kostenargumente sowie die Erderwärmung anführen, wenn sie - wahrscheinlich in der kommenden Woche - ihr mit Spannung erwartetes Strategiepapier zur Energiepolitik publiziert. Es dürfte ein klares Bekenntnis zu mehr Strom aus Kernkraft enthalten. Atomenergie galt unter der Regierung Tony Blair lange als unwirtschaftlich. Inzwischen hat London aber eine andere Perspektive entwickelt. So hat der britische Industrie- und Handelsminister Alistair Darling im Vorfeld des Strategiepapiers bereits erklärt, dass die hohen Erdöl- und Gaspreise sowie der Klimawandel die Argumente zugunsten der Kernenergie verschoben hätten. Der Minister verwies zudem auf die Energiesicherheit. Für diese glaubt Grossbritannien mit eigenen Kernkraftwerken besser sorgen zu können als mit importierter Energie. Viele Länder wurden sich im vergangenen Jahr ihrer Verletzlichkeit bewusst, als Russland die Gaslieferungen an die Ukraine einstellte.
Ernüchterung über erneuerbare Energie
Ein Argument, das von der Regierung zwar nicht offen dargelegt werden dürfte, das aber zählt, sind die technischen Probleme und die ökonomischen Grenzen bei den erneuerbaren Energien. Als die Regierung vor drei Jahren ihr letztes grosses Energie-Papier vorgestellt hatte, lag der Fokus klar auf erneuerbaren Energien. Was Kritiker schon damals vermutet hatten, hat sich seitdem bestätigt. Die angestrebte Reduktion der Schadstoff-Emissionen mit Hilfe u. a. von Wind, Wasser und Sonne würde derart teuer, dass sie sich politisch nicht durchsetzen lässt. Der Unternehmerverband (CBI) hat mehrfach vor den Wettbewerbsnachteilen für die Wirtschaft gewarnt. Tony Blair ist der Ansicht, dass das Land eine gute Mischung aus verschiedenen Energiequellen brauche. Derzeit liegt der Anteil des Atomstroms bei 19%. Da jedoch die Lebenszeit einer Reihe von Kernkraftwerken in den nächsten Jahren endet, wird der Anteil ohne den Bau neuer Kraftwerke bis 2020 auf 6% sinken.
Private Initiative gefordert
Dennoch will die britische Regierung offenbar keine Vorgaben zur Zahl neuer Anlagen machen. Dieser Entscheid soll dem Markt überlassen bleiben. Der Privatsektor, so die Absicht, soll die Kosten inklusive Bau, Betrieb und Entsorgung tragen. Dies ist im Sinn der Atomstrom-Anbieter. Branchenführer British Energy hatte vor kurzem erklärt, dass Kraftwerke ohne Subventionen gebaut werden könnten. Kritiker glauben allerdings, dass die Branche zunächst einmal grundsätzlich freie Bahn bekommen will. Politisch ist dies ohne die Aussicht auf Staatsgelder einfacher. Sei die Genehmigung erst einmal erteilt, so die Kritiker, könne bei Kostenüberschreitungen immer noch nachverhandelt werden. Wie teuer ein Kernkraftwerk de facto ist, hängt nicht zuletzt von den politischen Vorgaben ab und davon, wie der Atommüll endgelagert bzw. entsorgt wird. Anstelle staatlicher Förderung sieht die Regierung ihren Beitrag in einer schnelleren Vergabe von Baugenehmigungen. Bis anhin ist es für widerwillige lokale Behörden und Anwohner relativ einfach, grosse Infrastrukturprojekte mit Einsprachen zu blockieren. Das soll ändern. Ganz einfach ist dies allerdings nicht. Die Regierung will die Veto-Rechte offenbar nicht direkt abschaffen, sondern plant vorerst lediglich eine Konsultation darüber.
Die Konservativen unterstützen den Kurs der Regierung unausgesprochen. Oppositionsführer David Cameron bemüht sich, seiner Partei zu einem umweltfreundlichen Image zu verhelfen. Er sprach am Donnerstag vor Vertretern der Lokalregierungen von der Notwendigkeit, eine «neue grüne Energie-Revolution» voranzutreiben. Er sieht die Erneuerung alter Kraftwerke als letztes Mittel, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen. Politisch ist die Befürwortung von Kernenergie in Grossbritannien nicht mehr so kontrovers wie früher. Gemäss einer Mori-Meinungsumfrage von diesem Jahr befürworten 60% der Bevölkerung den Bau neuer Kernkraftwerke, solange gleichzeitig die Möglichkeiten der erneuerbaren Energien weiterentwickelt und genutzt werden. 63% stimmten zu, dass Grossbritannien Kernkraftwerke als Teil des Energie-Mix brauche, um eine zuverlässige Versorgung zu sichern.