Israel plant massiven Militärschlag
Seite 106 von 147 Neuester Beitrag: 26.12.06 23:48 | ||||
Eröffnet am: | 27.06.06 08:58 | von: börsenfüxlein | Anzahl Beiträge: | 4.66 |
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Araber sollen aus Haifa fliehen
Hisbollah-Führer Nasrallah |
Der Chef der radikalislamischen Hisbollah, Scheich Hassan Nasrallah, hat die in der israelischen Hafenstadt Haifa lebenden Araber zum Verlassen der Stadt aufgerufen.
In einer Fernsehrede sagte Nasrallah am Mittwochabend: „Wir haben bislang wegen euch gezögert, die Stadt anzugreifen..., deswegen verlasst jetzt bitte die Stadt.“ Haifa wurde allerdings schon mehrfach von Raketen der Hisbollah getroffen, wobei rund ein Dutzend Menschen ums Leben kamen, darunter acht Arbeiter eines Eisenbahn-Reparaturwerks. Offenbar plant Nasrallah jetzt massivere Angriffe auf die Stadt als Reaktion auf die angekündigte nochmalige Ausweitung der israelischen Bodenoffensive im Südlibanon.
„Mehr als 60 Panzer zerstört“
Nach Worten Nasrallahs haben die Hisbollah-Guerillas seit Beginn der Kämpfe vor vier Wochen „mehr als 60 Panzer zerstört, über 100 israelische Soldaten getötet und 400 verwundet“. Die Israelis könnten „besetzen, was sie wollen, aber sie werden es nicht schaffen, dort zu bleiben, und wir werden den Süden (Libanons) in das Grab der Zionisten verwandeln“, sagte Nasrallah.
Er widersetze sich nicht dem Vorschlag der Beiruter Regierung, 15 000 libanesische Soldaten im Südlibanon zu stationieren. „Wir haben akzeptiert, dass die Armee in den Südlibanon geht..., aber wir sorgen uns immer noch um die Armee, weil sie nicht gut ausgerüstet ist, um einem solchen Feind (Israel) entgegenzutreten.“ Es könne zu einem „ungleichen Kampf“ kommen. „Aber wenn das ganze Land meint, dass die Entse
"Haaretz": Israel kontrolliert Grenzstreifen im Südlibanon noch nicht
Hisbollah kann aus Bunkern auch in scheinbar eroberten Orten jederzeit zuschlagen - Militär empfahlen massives Bombardement
Jerusalem/Wien - Die hohen Verluste der israelischen Armee und auch wo diese erfolgten zeigen nach Ansicht der israelischen Zeitung "Haaretz", dass Israel den schmalen Grenzstreifen im Südlibanon noch nicht unter Kontrolle hat - obwohl das laut den Plänen für die Bodenoperationen längst der Fall sein müsste.
"Richtungswechsel 8"
Ursprünglich zielte die Bodenoperation unter der Bezeichnung "Richtungswechsel 8" darauf ab, einen zwei- bis drei Kilometer breiten Grenzstreifen unter Kontrolle zu bekommen. Dann wurde dieser Streifen auf fünf bis sechs Kilometer erweitert, einschließlich mehrerer libanesischer Dörfer und Städte. Aufgabe der Soldaten war es, die Stellungen der Hisbollah zu vernichten und die Kämpfer zu vertreiben.
Allerdings mussten die israelischen Soldaten in Ayta al-Shab die selben Erfahrungen machen wie zuvor in der Hisbollah-Hochburg Bint Jbail. Obwohl es den Anschein hatte, als sei die Stadt eingenommen worden, stellte sich heraus, dass sich Hisbollah-Kämpfer weiter dort aufhielten. Es kam zu neuen Kämpfen und die israelische Armee musste Tote und Verwundete hinnehmen.
Angriffe aus eroberten Gebieten
In der von der israelischen Armee eroberten Ortschaft hielten sich Hisbollah-Kämpfer in unterirdischen Bunkern versteckt, die sehr gut von außen getarnt waren. Darin gab es große Vorräte an Nahrung und Munition, einschließlich Panzerabwehrwaffen und Kurzstreckenraketen. Die Bunker der Hisbollah verfügten über Strom und sogar Klimaanlagen, so "Haaretz". Sobald die Kämpfe nachließen, tauchten die Hisbollah-Kämpfer auf und griffen israelische Soldaten aus dem Hinterhalt an. Dies sei auch der Grund, warum Soldaten wiederholt an den selben Orten getötet oder verletzt wurden.
Zudem gab es häufig Schwierigkeiten bei der Evakuierung verwundeter Soldaten, weil die Helfer unter Feuer genommen wurden. Die Hisbollah feuerte Raketen auf Israel von grenznahen Gebieten aus ab, die die Armee bereits unter Kontrolle zu haben glaubte. Die verfügbaren Mittel, die Guerillas aus ihren Verstecken zu vertreiben, seien offenbar nicht immer angewandt worden, meinte "Haaretz".
Militär empfahlen massives Bombardement
Armeeoffiziere hatten empfohlen, diese Städte und Ortschaften massiv zu bombardieren, ja völlig zu zerstören. Auf jeden Fall sollten keine Soldaten mehr hineingeschickt werden. Doch trotz aller Bombardements könnten Hisbollah-Kämpfer wochenlang in ihren Bunkern ausharren und von dort weiter Raketen abschießen, auch wenn ihre Stellungen bereits hinter den israelischen Linien liegen. Zudem sei klar, so "Haaretz", dass diese Kämpfer mit Zwei-Weg-Radios ausgestattet seien und von Spähern im Grenzgebiet mit Informationen versorgt würden. "Das erklärt die Schwierigkeiten der Armee bei den Kämpfen im Südlibanon, die sie so noch nie vorgefunden hat." (APA)
http://derstandard.at/?url=/?id=2546425
Israel: Warten mit Offensive, um der Diplomatie Zeit zu geben. Angst vor hohen Verlusten.Angesichts der immer lauter werdenden Kritik an der bescheidenen militärischen Bilanz im Kampf gegen die Hisbollah hat die israelische Regierung eine Ausweitung der Bodenoffensive offiziell abgesegnet.
Wann diese aber letztendlich anlaufen soll, ist offen - die Streitkräfte warten weiter auf grünes Licht.
Olmert entscheidet
Nach einem Bericht der "Jerusalem Post" liegt die Entscheidungsgewalt über den Startschuss zur Ausweitung der Angriffe allein bei Ministerpräsident Ehud Olmert und seinem Verteidigungsminister Amir Perez.
Nach offizieller Lesart will Israel mit der Ausweitung seiner Angriffe noch ein bis drei Tage zuwarten, um der Diplomatie eine Chance zu geben.
Kritische Worte aus Washington
Hinzu kommt, dass sich der engste Verbündete Israels, die USA, am Mittwochabend ungewohnt deutlich gegen eine weitere Eskalation ausgesprochen hatte.
Washington zeigte sich "sehr besorgt" über die humanitäre Lage im Libanon und mahnte Israel zu "äußerster Vorsicht".
"Entscheidung fällt nicht nur in Israel"
Ob es bei einer Drohung bleibt oder aber die Offensive tatsächlich anläuft, werde folglich nicht allein in Jerusalem, sondern auch in New York, Paris und Beirut entschieden, so ein Kommentar der "Jerusalem Post".
Israel hatte bereits mehrfach seine hauptsächliche Bedingung für einen Waffenstillstand klargemacht: die Stationierung einer internationalen Schutztruppe mit entsprechend starkem Mandat.
Tel Aviv stellt Bedingungen
Auf keinen Fall dürfe nach einem eventuellen Rückzug ein Machtvakuum entstehen, "das von Hisbollah gefüllt werden würde", umriss der israelische UNO-Botschafter Dan Gillerman den Standpunkt seines Landes.
Tauziehen um UNO-Resolution
Die Stationierung einer solchen Truppe ist u. a. auch das Ziel einer von Frankreich und den USA ausgehandelten UNO-Resolution zur Lösung des Konflikts, um die jedoch nach wie vor ein diplomatisches Tauziehen herrscht.
"Noch immer Meinungsunterschiede"
"Es gibt noch immer einige Meinungsunterschiede, die wir schnell überbrücken müssen", sagte der französische UNO-Botschafter Jean-Marc de La Sabliere am Donnerstag in New York.
"Mein Gefühl sagt mir, dass wir einer Lösung in einigen Punkten näher kommen, aber ich will die Unterschiede, die wir noch zu überbrücken haben, auch nicht herunterspielen", so der US-UNO-Botschafter John Bolton.
Forderung nach israelischem Abzug
Ablehnend stehen dem US-französischen Entwurf die Arabische Liga und die libanesische Regierung gegenüber. Beide verlangen einen sofortigen Abzug der israelischen Truppen.
Beirut hatte außerdem angeboten, 15.000 Regierungssoldaten in den Südlibanon abzukommandieren, die dort die Kontrolle über die radikalen Schiiten-Milizen zurückgewinnen sollen.
Wirkt die Drohung?
Allein wegen dieser ablehnenden Haltung habe Israel sich nun zu einer Ausweitung der Bodenoffensive entschlossen, heißt es in der "Jerusalem Post". Nun wolle man abwarten, wie die arabische Welt und Beirut im Speziellen auf diese neue Drohung reagierten.
"Mit anderen Worten, die Waffen sind geladen", schreibt die Zeitung weiter. Damit diese nicht zum Einsatz kommen müssten, gebe Israel der internationalen Gemeinschaft noch Zeit, Druck auf die libanesische Regierung auszuüben, "damit diese die richtige Entscheidung trifft".
Zögern aus Angst vor Verlusten?
Nach einem Kommentar der israelischen Tageszeitung "Haaretz" hätten jedoch Olmert und mehrere seiner Kabinettsminister den Forderungen der Streitkräfte nach einer Ausweitung der Bodenoffensive nur zähneknirschend nachgegeben.
Sie fürchteten hohe Verluste auf israelischer Seite, sollte die Armee tatsächlich bis zu 20 Kilometer in den Libanon vorstoßen und dort bis zu zwei Monate lang verbleiben, wie es der Plan zu der Offensive vorsieht.
15 Tote bei Gefechten
Erst am Mittwochabend starben 15 israelische Soldaten in Gefechten mit Hisbollah-Kämpfern. Es waren die bisher höchsten Verluste an einem Tag. 38 weitere Soldaten wurden verletzt. Laut einem Armeesprecher starben auch 40 Hisbollah-Milizionäre.
Armee wird ungeduldig
In der Armee jedenfalls wächst laut "Jerusalem Post" angesichts der derzeitigen Unsicherheit über das weitere Vorgehen die Ungeduld.
Ein groß angelegter Vorstoß sei in Wirklichkeit die einzige Möglichkeit, den Raketenbeschuss durch die Hisbollah zu unterbinden, zitiert die Zeitung Armeekommandeure.
Kommandanten sind unzufrieden
Je länger sich die Soldaten jenseits der Grenze in ihren Posten aufhielten, desto größer werde außerdem das Risiko für Verluste.
"Um einen Krieg zu gewinnen, muss man in der Offensive bleiben", so ein israelischer Brigadekommandant gegenüber der Zeitung.
Kämpfe gehen weiter
Die Kämpfe im Südlibanon hielten unterdessen in der Nacht auf Donnerstag weiter an.
Der israelische Armeerundfunk meldete heftige Gefechte in libanesischen Dörfern an der Grenze zu Galiläa. Mit Unterstützung von Panzern rückten israelische Soldaten in die Stadt Mardschajun vor, berichtete die britische BBC.
150 Luftangriffe
Die israelische Luftwaffe griff in der Nacht außerdem zahlreiche Ziele im Libanon an. Binnen 24 Stunden seien 150 Angriffe geflogen worden, teilte ein Armeesprecher am Donnerstag mit. Dabei seien vor allem Raketenwerfer und Einrichtungen der Hisbollah bombardiert worden.
Die Hisbollah harrt hinter der Linie in Bunkern aus.Die hohen Verluste der israelischen Armee und auch, wo diese erfolgten, zeigt nach Ansicht der israelischen Zeitung "Haaretz", dass Israel den schmalen Grenzstreifen im Südlibanon noch nicht unter Kontrolle hat - obwohl das laut den Plänen für die Bodenoperationen längst der Fall sein müsste.
Auf zwei Kampfschauplätzen seien die Methoden der Hisbollah offensichtlich geworden: in den relativ kleinen grenznahen Dörfern Ajta el Schab und Debel in einem Gebiet, das bis Mai 2000 zur israelischen "Sicherheitszone" gehört habe, schrieb "Haaretz" in ihrer Internet-Ausgabe.
Hisbollah soll vertrieben werden
Ursprünglich zielte die Bodenoperation unter der Bezeichnung "Richtungswechsel 8" darauf ab, einen zwei bis drei Kilometer breiten Grenzstreifen unter Kontrolle zu bekommen.
Dann wurde dieser Streifen auf fünf bis sechs Kilometer erweitert, einschließlich mehrerer libanesischer Dörfer und Städte. Aufgabe der Soldaten war es, die Stellungen der Hisbollah zu vernichten und die Kämpfer zu vertreiben.
Kämpfer setzen sich fest
Allerdings mussten die israelischen Soldaten in Ajta el Schab dieselben Erfahrungen machen wie zuvor in der Hisbollah-Hochburg Bint Dschbeil. Obwohl es den Anschein hatte, als sei die Stadt eingenommen worden, stellte sich heraus, dass sich Hisbollah-Kämpfer weiter dort aufhielten. Es kam zu neuen Kämpfen und die israelische Armee musste Tote und Verwundete hinnehmen.
In der von der Armee eroberten Ortschaft hielten sich Hisbollah-Kämpfer in unterirdischen Bunkern versteckt, die sehr gut von außen getarnt waren. Darin gab es große Vorräte an Nahrung und Munition, einschließlich Panzerabwehrwaffen und Kurzstreckenraketen.
Angriffe aus dem Hinterhalt
Die Bunker der Hisbollah verfügten über Strom und sogar Klimaanlagen, so "Haaretz". Sobald die Kämpfe nachließen, tauchten die Hisbollah-Kämpfer auf und griffen israelische Soldaten aus dem Hinterhalt an. Das sei auch der Grund, warum Soldaten wiederholt an denselben Orten getötet oder verletzt wurden.
Helfer werden beschossen
Zudem gab es häufig Schwierigkeiten bei der Evakuierung verwundeter Soldaten, weil die Helfer unter Feuer genommen wurden. Die Hisbollah feuerte Raketen auf Israel von grenznahen Gebieten aus ab, die die Armee bereits unter Kontrolle zu haben glaubte.
Die verfügbaren Mittel, die Guerillas aus ihren Verstecken zu vertreiben, seien offenbar nicht immer angewandt worden, meinte "Haaretz".
Hisbollah wartet ab
Armeeoffiziere hatten empfohlen, diese Städte und Ortschaften massiv zu bombardieren, ja völlig zu zerstören. Auf jeden Fall sollten keine Soldaten mehr hineingeschickt werden.
Doch trotz aller Bombardements könnten Hisbollah-Kämpfer wochenlang in ihren Bunkern ausharren und von dort weiter Raketen abschießen, auch wenn ihre Stellungen bereits hinter den israelischen Linien lägen.
Zudem sei klar, so "Haaretz", dass diese Kämpfer mit Zweiwegradios ausgestattet seien und von Spähern im Grenzgebiet mit Informationen versorgt würden. "Das erklärt die Schwierigkeiten der Armee bei den Kämpfen im Südlibanon, die sie so noch nie vorgefunden hat."
Iran-Hilfe für Hisbollah
Im Libanon-Krieg sind einem Fernsehbericht zufolge auch Mitglieder der iranischen Armee getötet worden. Zwischen getöteten Kämpfer der libanesischen Hisbollah-Miliz seien Mitglieder einer Eliteeinheit des iranischen Militärs entdeckt worden, berichtete das israelische Fernsehen. Es berief sich auf diplomatische Kreise. Während das israelische Militär den Bericht zunächst nicht kommentieren wollte, wies ihn die Hisbollah in der Nacht zu Donnerstag zurück. Es handele sich um reine Lügen. Unter ihren Kämpfern seien keine Anhänger der iranischen Armee.
Die Soldaten der iranischen Revolutionären Garde seien an Hand von Dokumenten identifiziert worden, die sie bei sich getragen hätten, teilte der Sender weiter mit. In dem Bericht wurde nicht erläutert, wie viele Leichen und wann diese gefunden worden seien.
Der Iran hat stets erklärt, seine Unterstützung für die schiitische Hisbollah sei rein moralischer Natur. Israel hingegen ist der Auffassung, viele der Hisbollah-Raketen seien im Iran hergestellt worden. Zudem würden Kämpfer im Iran ausgebildet. Auch die US-Regierung beschuldigt den Iran, die Hisbollah aktiv zu unterstützen. Die Revolutionäre Garde ist der Hisbollah traditionell eng verbunden. Mitglieder der Einheit wurden in den Jahren nach 1980 im Südlibanon stationiert.
Genf (dpa) - Internationale Hilfsorganisationen haben dringend Zugang zum Südlibanon gefordert. Über 100 000 Menschen seien dort abgeschnitten, sagte der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe, Jan Egeland, in Genf. Vom Internationalen Komitee des Roten Kreuzes hieß es in Beirut, dass ein Zugang in die Region lebenswichtig sei. Israel habe die Küstenstraße nach Tyrus systematisch zerbombt und damit jeden Zugang zur Bevölkerung blockiert. Die Zerstörung der Infrastruktur im Südlibanon habe keinerlei militärischen Sinn.
zurückDie Hisbollah hat heute erneut die israelische Hafenstadt Haifa mit Raketen beschossen. Nach Angaben der Polizei gab es zunächst keine Informationen über Opfer. Zuvor hatte der israelische Fernsehsender Kanal 2 gemeldet, in einem Vorort von Haifa habe es Opfer gegeben
zurückDer UNO-Sicherheitsrat steht nach Angaben von Frankreichs Außenminister Philippe Douste-Blazy unmittelbar vor der Einigung auf eine Libanon-Resolution.
Sein Land erwarte "vom einen auf den anderen Moment in New York" eine Übereinkunft, sagte Douste-Blazy heute Abend.
von Uri Avnery
uri-avnery.de / ZNet Deutschland 09.08.2006
HEUTE BEGINNT die 5. Kriegswoche. Es ist kaum zu glauben: unsere mächtige Armee kämpft jetzt seit 29 Tagen gegen eine ?Bande? und eine ?Terroristenorganisation?, wie die Militärkommandeure sie gern beschreiben, und die Schlacht wurde noch nicht entschieden.
Gestern meldeten militärische Quellen in Israel, dass von den 1200 Hisbollah-Terroristen 400 getötet worden seien. Das heißt also, es haben nur 1200 gegen Zehntausende unserer Soldaten gekämpft, die mit den in aller Welt am besten entwickelten Waffen ausgerüstet sind ? und außerdem sind hundert Tausende israelischer Bürger noch immer unter Katjuscha-Raketenbeschuss, und unsere Soldaten werden getötet.
WER? ICH? Inzwischen gibt schon jeder zu, dass in diesem Krieg grundsätzlich etwas schief gelaufen ist . Der Beweis: der ? Krieg der Generäle?, der sonst erst nach Kriegsende begonnen hat, ist nun schon im Krieg öffentlich geworden.
Der Generalstabschef Dan Halutz hat den Schuldigen gefunden: Udi Adam, den Chef des Kommando Nord. Er hat ihn praktisch mitten in der Schlacht entlassen. Es ist das alte Spiel des Diebes, der schreit ?Haltet den Dieb!? Dabei ist es klar, dass die Person, der die Hauptschuld für die Fehlschläge des Krieges zu geben ist, allein Halutz selbst ist, der törichterweise glaubte, die Hisbollah könne mit Luftangriffen besiegt werden.
Doch fliegen nicht nur an der Armeespitze Anklagen umher. Das Armeekommando klagt die Regierung an, die in gleicher Münze zurückzahlt.
Am Abend seiner Degradierung klagte Udi Adam öffentlich die Regierung an, er habe keine freie Hand zum Handeln gehabt, also : die Regierung ist schuld. Ehud Olmert blieb nichts schuldig und erklärte, die Armee habe keinen Plan zur Erweiterung der Kampagne vorgelegt. Was wohl so viel heißen mag wie: wenn ihr inkompetent seid, dann beschuldigt nicht mich .
Um sich selbst zu rechtfertigen, fügte Olmert noch einen wichtigen Satz hinzu: ?Vom ersten Tag des Krieges an hat die Regierung keine einzige Forderung der Armee zurückgewiesen!? In andern Worten, es ist der Generalstabschef, der die Politik macht und den Krieg führt, während die politische Führung routinemäßig alles abstempelt, was die Armee ?fordert?.
Aber das ist eine sinnlose Debatte, weil sie die Hauptsache ignoriert, die von Tag zu Tag klarer wird: es ist einfach unmöglich, diesen Krieg zu gewinnen. Deshalb läuft nichts, wie es geplant war.
PLAN? WAS FÜR EIN PLAN ? Vor vielen Jahren hatte der Militärkommentator von Haolam Hazeh - der Zeitschrift, deren Herausgeber ich damals war - die Nase voll von der Prahlerei, mit der sich unsere Armee in Improvisationen übertraf. ?Die Fähigkeit zu improvisieren?, schrieb er, ? ist nur eine andere Bezeichnung für die Unfähigkeit zu planen.?
Nach authentischen Berichten hat sich die Armee länger als drei Jahre auf den Krieg vorbereitet. Die letzte Militärübung fand einen Monat vor Kriegsanfang statt und schloss eine Invasion in den Libanon durch die Landkräfte ein. Es ist klar, dass das Kommando nicht mit einer Kampagne rechnete, die vier Wochen oder gar länger dauern würde. Was zum Teufel !? es ging doch nur gegen eine kleine Gang von Terroristen. Es scheint den Spruch zu bestätigen, dass selbst der beste Kriegsplan den ersten Kriegstag nicht überlebt.
DER KRIEG DER ARMEN. Es ist auch ziemlich klar, dass der wunderbare Plan des Armeekommandos den Schutz der Etappe nicht mit einschloss, die in der Reichweite der Raketen liegt. Es gab keinen Plan für die hundertundeins Probleme, die durch den Angriff der Hisbollah auftauchten: von der Verteidigung der zivilen Bevölkerung gegenüber den Tausenden von Raketen bis zu notwendigen wirtschaftlichen Vorkehrungen, wenn ein Drittel der Bevölkerung des Landes unter Bombardements lebt und gelähmt ist.
Nun schreit die Öffentlichkeit auf ? und bald werden die Minister und Generäle jemanden finden müssen, der als Sündenbock dienen kann.
Denn dieser Krieg wird auf dem Rücken der Schwachen ausgefochten, die es sich nicht leisten können, ?sich selbst aus dem Raketengebiet zu evakuieren?. Die Reichen und Wohlhabenden sind schon längst weg - in Israel genau so wie im Libanon. Die Armen, Alten und Behinderten bleiben in den Schutzräumen. Sie sind die Hauptleidtragenden. Aber das macht sie nicht zu Kriegsgegnern ? im Gegenteil , sie schreien am lautesten und verlangen ? macht Schluss mit ihnen!?, ?zermalmt sie!?, löscht sie aus!?
Das ist keineswegs neu: die Schwächsten in der Gesellschaft wollen fühlen, dass sie zur stärksten Nation gehören. Diejenigen, die nichts haben, werden zu den größten Patrioten. Und sie sind auch die Hauptopfer.
Diejenigen, die den Krieg initiiert und geplant haben, pflegen die im Norden festsitzenden Bewohner zynisch zu umschmeicheln und nennen sie ?Helden? und loben ihre ?wunderbare Standhaftigkeit?.
VEREINIGTE ZYNIKER. Nun hängt das Ende des Mordens von der UN ab.
David Ben Gurion nannte sie verächtlich ?UNO-SHMUNO? ( UM-Shmum auf hebräisch). Im Krieg von 1948 verletzte er ihre Resolutionen über Waffenpausen, wann immer es ihm passte (als Soldat nahm ich an etlichen solcher Aktionen teil). Er und alle seine Nachfolger seitdem haben alle UN-Resolutionen, die uns betreffen, verletzt. Sie behaupteten ( nicht unberechtigt), dass die Organisation, die aus dem Sowjetblock und aus Dritte-Welt-Ländern bestand, von einer automatisch anti-israelischen Mehrheit beherrscht sei.
Seitdem hat sich die Situation verändert. Der Sowjetblock brach zusammen, die UN ist zu einem verlängerten Arm der US-Regierung und Kofi Annan zu ihrem Hausmeister geworden. Der wirkliche Boss ist der US-Abgesandte John Bolton, ein rasender Neo-Con und deshalb ein großer Freund Israels. Er will, dass der Krieg weitergeht.
Der Name des amerikanischen Spieles: der israelischen Armee noch mehr Tage, vielleicht noch Wochen geben, um mit dem Krieg weiter zu machen, um das Wunder des Sieges zu erlangen ? gleichzeitig aber vorgeben, alles zu tun, um den Krieg zu beenden. Anscheinend habe Olmert Bush versprochen, den Krieg zu gewinnen, wenn ihm nur genügend Zeit gegeben werde. Die neuen Vorschläge der Regierung in Beirut ließen die Lichter in Jerusalem rot aufleuchten. Die libanesische Regierung schlägt vor, entlang der Grenze 15 000 libanesische Soldaten aufzustellen, eine Waffenruhe zu erklären und den Abzug der israelischen Soldaten aus dem Libanon; es ist genau das, was die israelische Regierung zu Beginn des Krieges gefordert hat. Aber jetzt sieht dies wie eine Gefahr aus. Es könnte den Krieg stoppen ? ohne einen israelischen Sieg.
So wurde eine paradoxe Situation geschaffen: die israelische Regierung weist einen Vorschlag zurück, der ihr ursprüngliches Kriegsziel reflektiert, und fordert stattdessen, die Aufstellung einer internationalen Truppe, gegen die sie bei Kriegsbeginn strikt war. Das geschieht, wenn man einen Krieg ohne klares und erreichbares Ziel beginnt. Alles gerät durch einander.
GENERÄLE UND KOMMENTATOREN. Ich mache einen Vorschlag, der alle durch diesen Krieg verursachten Probleme löst: die Generäle mit den Kommentatoren auszutauschen.
Die Generäle haben sich bei der Kriegsführung nicht ausgezeichnet. Aber sie und ihre Kollegen, die Ex-Generäle, haben sich als ausgezeichnete Kommentatoren bewiesen. Sie haben alle andern aus den Studios gedrängt, einen nationalen Konsens geschaffen und alle Kritik zum Schweigen gebracht (außer einer Art von Kritik: warum wir nicht tiefer in den Libanon eindringen? Warum wir noch nicht den Litani erreicht haben? Warum gehen wir nicht über den Litani? Warum wischen wir nicht die libanesischen Dörfer von der Erdoberfläche? )
Andrerseits beweisen die Sendungen, dass die Militärkommentatoren genau wissen, wie man einen Krieg führt. Sie haben überzeugende Meinungen und eine Menge Ratschläge - sie wissen, wann man voranschreiten muss und wo, welche Truppen eingesetzt und welche Waffen benützt werden sollen Warum sollte man nicht sie den Krieg führen lassen?
MACHOSTAN. Die Batterie der Generäle, die jeden Abend auf allen TV-Kanälen erscheint, um der Nation eine ?Berichterstattung? ( d.h. Propaganda) zu geben, sind alle männlich. Bei ihnen ist eine Quoten-Frau, eine wirkliche Schönheit, die den Titel ?Armeesprecherin? trägt. Sie soll Abwechslung ins Programm bringen. Die Kommentatoren beim Fernsehen sind natürlich harte Jungs, und dies trifft auch für die andern Sprecher zu.
Die Herrschaft der Männer wird dadurch noch unterstrichen, dass das Außenministerium von einer Frau geführt wird. Seit der Gründung Israels war das Verteidigungsministerium der Bereich der Männer, die mit Verachtung auf das Außenministerium schauen, was immer als schwach und kraftlos angesehen wird. Auch jetzt ist das Außenministerium ein kränkliches Glied des Verteidigungsestablishments. Tsipi Livni, auf die einmal Hoffnungen gesetzt worden sind, ist der Papagei der Armee ? so wie Condoleezza Rice Bushs Papagei ist.
Natürlich ist der Krieg Sache der Männer. So war es von Anbeginn der menschlichen Rasse an und vielleicht sogar noch früher. Ein Stamm von Affen bildete, wenn eine Gefahr auftauchte, automatisch eine Verteidigungsordnung: die Alten, die weiblichen Tiere mit ihren Jungen in der Mitte, die männliche Jugend bildete einen Kreis um sie. Da gibt es nur einen Unterschied zwischen ihnen und uns: ihr Führer ist immer der weiseste und erfahrenste des Stammes.
Die Vorliebe der Männer für den Krieg ist ein Phänomen, das wir jetzt aus der Nähe beobachten können, und hat nicht nur etwas mit dem biologischen Erbe zu tun. Der Krieg sichert die totale Vorherrschaft des Männlichen innerhalb der Gesellschaft. Dies sichert auch die totale Vorherrschaft der Generäle im Staat ab.
Falls wir geglaubt hatten, dass sich dies ändern würde, wenn die Regierung von Zivilisten geführt wird, so hat sich dies offensichtlich als falsch erwiesen. Das Gegenteil ist der Fall. Die Zivilisten, die sich wie Kriegsführer benehmen, sind nicht besser als Generäle. Ein alter General mag sogar etwas aus seinen Erfahrungen gelernt haben.
Ich werde jetzt etwas sagen, von dem ich nie gedacht hätte, ich würde es einmal äußern. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass wir nicht in diesen dummen Krieg geschliddert wären, wenn Sharon noch im Amt gewesen wäre. Tatsache ist: er hat die Hisbollah nach dem Abzug im Jahre 2000 nicht angegriffen. Ein Versuch genügte ihm. Das beweist noch einmal, dass es nichts Schlimmes gibt, dem nicht noch Schlimmeres folgen kann .
Die Kriegslust erklärt auch den Chor der Hunderte von Ex-Generälen, die Unisono zugunsten den Krieges denken und reden. Ein Zyniker würde sagen: Na und? Es ist eben die Armee, die ihnen ihren herausragenden Platz in der Gesellschaft gibt. Sie sind dort nur so lange wichtig, solange es einen Konflikt zwischen Israel und der arabischen Welt gibt. Der Konflikt garantiert ihren Status. Sie haben gar kein Interesse an seiner Eliminierung .
Doch das Phänomen liegt tiefer. Die Armee ist der Schmelztiegel der hochrangigen Offiziere. Dieser prägt ihre Weltanschauung, ihre Haltung und ihren Stil. Von den Siedlern abgesehen, ist das hochrangige Offiziers-Corps - mit und ohne Uniform - heute die einzige ideologische Partei in Israel und hat deshalb großen Einfluss . Es kann leicht tausend kleine Funktionäre wie Amir Peretz vor dem Frühstück verschlingen.
Deshalb gibt es keine wirkliche Selbstkritik. Zu Beginn der fünften Kriegswoche hört man wieder die Slogans: Vorwärts! Auf zum Litani! Weiter! Stärker! Tiefer!
10. Aug 17:38
Hochrangige israelische Reagierungsbeamte haben die Berichte der BBC über die Kämpfe zwischen Hisbollah und Israel scharf kritisiert. Sie erwägen Sanktionen gegen die Medienanstalt. Die BBC reagierte.
Das israelische Außenministerium sieht sich unter Druck, einen früheren Boykott der British Broadcasting Corporation (BBC) fortzusetzen und ihren Reportern wegen angeblich einseitiger Berichterstattung über die Auseinandersetzungen zwischen der Hisbollah und Israel Akkreditierungen zu entziehen. Das sagten israelische Beamte nach Informationen der israelischen Tageszeitung «Jerusalem Post».
Bereits während einer siebenmonatigen Welle palästinensischer Gewalt im Jahr 2003 boykottierten israelische Behörden die Nachrichtenprogramme der BBC, verweigerten Interviews und schlossen BBC-Reporter von Informationsgesprächen aus.
Beamte behaupteten nun erneut, die BBC habe nicht ausgewogen über die kriegerischen Auseinandersetzungen im Libanon und in Israel berichtet. Hochrangige Diplomaten in Jerusalem gingen sogar so weit, zu sagen, dass «diese Berichte, die wir sehen, den Eindruck vermitteln, die BBC arbeite für die Hisbollah, anstatt redlichen Journalismus zu betreiben».
«Überwältigend einseitig»
Der stellvertretende Sprecher des israelischen Außenministeriums, Gideon Meir, verwies gegenüber dem Fernsehsender Channel 1 auf eine Kolumne, die am 24. Juli in der Londoner «Times» erschienen sei. Stephen Pollard habe darin geschrieben, das BBC-Programm wirke, als sei es von Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah geschrieben worden. «Die Berichterstattung der BBC ist überwältigend einseitig. Moderatoren und Reporter berichten gegen das, was sie üblicherweise 'israelische Angriffe auf den Libanon' nennen», schrieb Pollard.
Miri Eisen, die am 20. August Sprecherin von Ministerpräsident Ehud Olmert werden soll, nannte die BBC «das einzige englischsprachige Nachrichtenorgan, dass absolut feindselig gegenüber Israel auf jeder Ebene ist». Eisen sagte am Mittwoch, dass die Berichterstattung der BBC während der ersten Woche der Kämpfe ausgewogen gewesen sei. Danach habe der Sender seine Reporter von Haifa nach Beirut beordert, und seitdem berichte er ähnlich wie Al Dschasira und Al Arabija.
Dossier erstellt
Ein Beamter des Außenministeriums sagte, seine Behörde habe ein Dossier mit Libanon-Berichten des führenden BBC-Korrespondenten Jeremy Brown erstellt. Die Beamten hielten die Beiträge für parteiisch.
Die BBC reagierte auf die Vorwürfe mit einer Erklärung: «Unsere Pflicht ist es, unabhängig über alle Seiten einer Story zu berichten und sie zu analysieren, damit unser Publikum einen Eindruck davon erhält, was in der Welt passiert», hieß es darin.
«Es kann passieren, dass diese Berichte von der einen oder der anderen Seite einer Debatte missverstanden werden. Dies bedeutet jedoch nicht, dass wir diese Beschwerden nicht extrem ernst nehmen. Das tun wir.»
Die Anstalt erwähnte ebenfalls, dass eine unabhängige Kommission erst vor kurzem festgestellt habe, dass die Berichterstattung der BBC über den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern «nicht absichtlich oder systematisch parteiisch» sei. (nz)
http://www.netzeitung.de/medien/431466.html
Ich träume auch heute noch vom Gross-israelischem Reich von Damaskus bis nach Tibet!!!
Lang lebe Israel und lang leben die Juden.
Araber raus aus DIESER WELT!!!!
ALLE auf den Mond schiessen!!!
10. August 2006 | |
SICHERHEITSRAT
Diplomaten erwarten rasche Einigung auf Libanon-Resolution
In die stockenden Verhandlungen des Uno-Sicherheitsrates über eine Resolution zum Libanon-Krieg kommt Bewegung. Frankreich rechne "jeden Moment" mit einer Einigung, sagte der französische Außenminister Douste-Blazy, dessen Land mit den USA über einen Resolutionsentwurf streitet.
Paris/New York - "In den vergangenen 24 Stunden gab es sehr positive Entwicklungen. Die Dinge bewegen sich heute in New York", sagte der französische Außenminister Philippe Douste-Blazy heute in Paris. Auch John-Bolton, US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, äußerte sich zuversichtlich. Es sei nicht unrealistisch, dass man sich schon sehr bald auf einen neuen Resolutionsentwurf einigen könne.
KRIEG IN NAHOST: ZERSTÖRUNG UND TRAUER Klicken Sie auf ein Bild, um die Fotostrecke zu starten (15 Bilder). |
Der Hauptstreitpunkt zwischen den USA und Frankreich ist der Zeitpunkt, zu dem die israelischen Truppen aus dem Libanon abziehen sollen. Frankreich will, dass dies geschieht, sobald die libanesische Regierung wie angeboten 15.000 Soldaten in den Südlibanon entsandt hat. Die USA dagegen unterstützen die Position Israels, wonach die israelischen Soldaten so lange bleiben müssen, bis eine internationale Sicherheitstruppe im Südlibanon eingerückt ist.
Die USA und Frankreich wollen sicherstellen, dass die Resolution sowohl für Israel als auch für den Libanon akzeptabel ist. Die Regierung in Beirut hatte den ersten amerikanisch-französischen Entwurf abgelehnt.
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Am Freitag reist der EU-Außenbeauftragte Javier Solana zu Gesprächen in den Libanon und nach Israel. In Beirut, der ersten Etappe seiner Nahost-Reise, wird Solana mit libanesischen Spitzenpolitikern über die Lage beraten. Am Sonntag reist er zu weiteren Krisengesprächen nach Israel und in die Palästinensergebiete weiter. Der EU-Beauftragte will nach Angaben aus Brüssel dazu beitragen, "einen Prozess in Gang zu setzen, der den politischen Rahmen für eine dauerhafte Lösung schafft".
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) warnte unterdessen vor einer vorschnellen Entscheidung über die Teilnahme deutscher Soldaten an der geplanten internationalen Stabilisierungstruppe im Südlibanon. Dies müsse mit großer Sorgfalt und auf Grundlage klarer Fakten entschieden werden, schrieb er heute in einem Brief an alle SPD-Bundestagsabgeordneten, der der Nachrichtenagentur dpa vorliegt. "Ein schnelles "Ja" zu einer deutschen Beteiligung ist ebenso wenig zu verantworten wie ein rasches "Nein"", heißt es in dem Schreiben.
"Wir wollen uns nicht unserer Verantwortung entziehen, aber jede deutsche Beteiligung muss von den (Konflikt-)Parteien gewollt, gegenüber unseren Soldaten verantwortbar und in der Sache geboten sein", betonte der Minister.
In der Krisenregion setzte derweil ein Massenexodus aus Süd-Beirut ein. Israels Armee hatte zuvor die Bewohner von drei Vierteln in Süd-Beirut aufgefordert, ihre Stadtviertel zu verlassen. Die Armee hatte auf Flugblättern eine Ausdehnung seiner Militäroperationen angedroht. Hilfsorganisationen stellten Busse und Krankenwagen zum Abtransport bereit. Die Bewohner wurden in östliche und nördliche Stadtteile gebracht.
Ein Teil von Süd-Beirut, der als Hochburg der radikal-islamischen Hisbollah gilt, ist bereits durch israelische Luftangriffe weitgehend zerstört. Die israelische Schiffsartillerie beschoss heute erstmals einen Stadtteil nahe des Zentrums.
Die Gefechte zwischen der Hisbollah-Miliz und dem israelischen Militär hielten heute an. Israelische Soldaten drangen tiefer in den Süden Libanons vor. In der Ortschaft Mardschajun kam es dabei zu schweren Kämpfen, wie Militärvertreter in Tel Aviv mitteilten. Die Hisbollah feuerte nach israelischen Angaben wieder mindestens 110 Raketen auf den Norden Israels ab. Eine Frau und ihr Kind seien dort getötet worden, hieß es in israelischen Berichten.
Die Armee teilte mit, am Vortag seien 15 israelische Soldaten bei Kämpfen mit der Hisbollah gestorben. Dies sei der blutigste Tag für die israelischen Streitkräfte seit Beginn der Kampfhandlungen am 12. Juli gewesen. Zudem seien 38 Soldaten verwundet worden.
hen/dpa/Reuters/AP
Während die Härte der Kämpfe zunimmt, geht das Tauziehen um eine UNO-Resolution weiter.Die israelische Luftwaffe hat am frühen Freitagmorgen neue Angriffe auf Ziele im Libanon geflogen. Bei einem Treffer auf eine Brücke nahe der nördlichen Ortschaft Akkar seien fünf Menschen getötet worden, teilte die libanesische Polizei mit.
In Beirut waren mindestens zehn schwere Explosionen zu hören. Über den südlichen Vororten stieg Rauch auf. Weitere Ziele seien die Straße nach Arida an der nördlichen Grenze zu Syrien gewesen sowie die Ortschaft Masnaa an der östlichen Landesgrenze.
Dutzende Hisbollah-Raketen
Während die israelischen Streitkräfte weiterhin auf grünes Licht für die beschlossene Großoffensive am Boden warten, haben die Kämpfe mit der Hisbollah wieder an Härte gewonnen.
Am Donnerstag schlugen erneut Raketen in einem Vorort der israelischen Stadt Haifa ein. Insgesamt wurde der Norden des Landes erneut von rund 110 Katjuscha-Raketen getroffen. Es gab zwei Tote und mehrere Verletzte. Geschoße schlugen u. a. in Kirdschat Schmona, Naharidscha und auf den Golan-Höhen ein.
Einwohner sollen sich in Sicherheit bringen Die israelische Militärführung drohte in einer Reaktion mit einer "starken und schmerzhaften Antwort" auf die Angriffe.
Die Bewohner dreier Vororte der libanesischen Hauptstadt Beirut seien aufgefordert worden, sich in Sicherheit zu bringen, berichtete die israelische Tageszeitung "Haaretz".
"Die israelischen Streitkräfte planen eine Ausweitung ihrer Operationen in Beirut", so der Wortlaut von Flugblättern, die aus der Luft abgeworfen wurden.
"Starke und schmerzhafte Antwort" "Verlassen sie aus Gründen ihrer eigenen Sicherheit sofort alle Wohnviertel und Plätze, an denen sich Mitglieder oder Helfer der Hisbollah aufhalten, um Terrorakte auszuführen", hieß es darauf weiter.
Es müsse klar sein, dass "die Ausdehnung der Terroraktivitäten der Hisbollah zu einer starken und schmerzhaften Antwort" seitens der israelischen Streitkräfte führen würde. Gezeichnet waren die Flugblätter laut "Haaretz" mit "Der Staat Israel".
Der Aufruf führte am Abend zu einer Massenflucht aus den angesprochenen Wohnbezirken.
Tauziehen um UNO-Resolution
Unterdessen ging in New York das Ringen um eine UNO-Resolution weiter. Bei den Verhandlungen wurden nach Angaben aus UNO-Kreisen Fortschritte erzielt, eine Einigung blieb aber aus.
Die amerikanische und die französische Delegation gingen am Abend auseinander, um die bisher erzielten Ergebnisse mit ihren Regierungen abzusprechen.
Wie die Lösung aussehen soll
Der nun angestrebte Kompromiss sieht den Angaben zufolge so aus, dass die israelischen Soldaten nicht sofort vollständig aus dem Libanon abziehen, wohl aber damit beginnen sollen.
Während sich die Israelis stufenweise zurückziehen, sollen libanesische Einheiten in das Gebiet einrücken und die UNO-Blauhelm-Soldaten dort verstärkt werden. Die Resolution werde die "Gleichzeitigkeit" dieser Truppenbewegungen unterstreichen, sagte ein Diplomat.
Israel setzt Ausweitung aus
In der Hoffnung auf eine diplomatische Lösung hatte die israelische Regierung am Donnerstag eine beschlossene Ausweitung der Bodenoffensive bis zum Litani-Fluss zunächst ausgesetzt.
Die USA hatten Israel wegen des geplanten Vormarsches indirekt kritisiert. "Eine Eskalation ist etwas, was wir nicht sehen wollen", sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Tony Snow.
Offensive war bereits im Gang
Israelische Medien berichteten, die Militärführung sei über die Entscheidung der Regierung sehr verärgert.
Die Offensive sei bereits im Gange gewesen, als der Befehl zum Stopp des Vormarsches kam, berichtete die Online-Ausgabe der Zeitung "Haaretz". "Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah wird sich weiter über uns lustig machen, und am Ende wird es einen neuen Krieg geben", zitierte die Zeitung einen ungenannten Offizier.
Russland setzt auf eigenen Entwurf
Russland veröffentlichte am Donnerstagabend in New York einen eigenen Resolutionsentwurf, der einen 72-stündigen Waffenstillstand für humanitäre Hilfsleistungen vorsieht.
Auf die Franzosen und Amerikaner könne man nicht warten, sagte der russische UNO-Botschafter Vitali Tschurkin. Westliche Diplomaten taten dies als Profilierungsversuch ab.
zurückDer EU-Außenbeauftragte Javier Solana will ab heute in Gesprächen mit den Regierungen im Libanon und in Israel Möglichkeiten zur Entschärfung der gegenwärtigen Krise sondieren.
In Beirut, der ersten Etappe seiner Nahost-Reise, wird Solana mit libanesischen Spitzenpolitikern über die Lage beraten. Am Sonntag reist er zu weiteren Krisengesprächen nach Israel und in die palästinensischen Gebiete weiter.
Der EU-Beauftragte will nach Angaben aus Brüssel dazu beitragen, "einen Prozess in Gang zu setzen, der den politischen Rahmen für eine dauerhafte Lösung schafft".
Menschenrechtsrat tagt in Genf
In Genf soll heute der Menschenrechtsrat der UNO zusammenkommen, um über die Lage zu beraten. Die Sitzung wurde von islamischen Ländern beantragt, die auf eine Verurteilung Israels hoffen.
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UN-Resolution in Arbeit
Israel hat einen russischen Vorschlag für eine 72-stündige Waffenruhe im Libanon-Krieg abgelehnt. "Wir halten das für eine schlechte Idee", sagte Israels UN-Botschafter Dan Gillerman im Rundfunk. Er habe seinem russischen UN-Kollegen Witaly Tschurkin erklärt, dass "eine Feuerpause dieser Art nur einem Zweck dienen würde, es der Hisbollah zu erlauben, sich neu zu gruppieren und sich zu erholen". Tschurkin sagte dem Sender, die Resolution habe gegenwärtig wohl keine Chance.
Russland hatte die Feuerpause als Übergangsmaßnahme vorgeschlagen, so lange die Debatten bei den Vereinten Nationen (UN) über ein umfassenderes Papier anhielten. Die USA kritisierten, der Vorschlag lenke von der Arbeit an der eigentlichen Resolution ab.
Fortschritte erzielt
Angesichts des drohenden Vorstoßes der israelischen Armee in den Südlibanon sind bei den Verhandlungen über eine Resolution des Weltsicherheitsrates in New York Fortschritte erzielt worden. Eine Einigung steht aber noch aus. Die amerikanische und die französische Delegation gingen zunächst auseinander, um die bisher erzielten Ergebnisse mit ihren Regierungen abzusprechen. Ein Durchbruch sei jedoch in Kürze möglich, hieß es aus UN-Kreisen. UN-Generalsekretär Kofi Annan strebt nach den Worten eines Sprechers die Verabschiedung der Resolution bis spätestens Sonntag an.
Sukzessiver Abzug verlangt
Der nun angestrebte Kompromiss sieht den Angaben zufolge so aus, dass die israelischen Soldaten nicht sofort vollständig aus dem Libanon abziehen, wohl aber damit beginnen sollen. Während sich die Israelis stufenweise zurückziehen, sollen libanesische Einheiten in das Gebiet einrücken und die UN-Blauhelm-Soldaten dort verstärkt werden. Die Resolution werde die "Gleichzeitigkeit" dieser Truppenbewegungen unterstreichen, sagte ein Diplomat.
Große Offensive ausgesetzt
In der Hoffnung auf eine diplomatische Lösung setzte die israelische Regierung eine beschlossene Ausweitung der Bodenoffensive bis zum Litani-Fluss zunächst aus. Die USA hatten Israel wegen des geplanten Vormarsches indirekt kritisiert. "Eine Eskalation ist etwas, was wir nicht sehen wollen", sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Tony Snow.
Militärführung verärgert
Israelische Medien berichteten, die Militärführung sei über die Entscheidung der Regierung sehr verärgert. Die Offensive sei bereits im Gange gewesen, als der Befehl zum Stopp des Vormarsches kam, berichtete die Online-Ausgabe der Zeitung "Haaretz". "(Hisbollah-Führer Hassan) Nasrallah wird sich weiter über uns lustig machen, und am Ende wird es einen neuen Krieg geben", zitierte die Zeitung einen ungenannten Offizier.
Solana auf dem Weg nach Nahost
Der EU-Chefdiplomat Javier Solana will an diesem Wochenende bei einem Besuch im Nahen Osten nach einer Möglichkeit zur Beendigung des Konflikts suchen. Erste Station ist Beirut, danach will Solana mit der israelischen und palästinensischen Führung sprechen.
Hilfsorganisationen schlagen Alarm
Internationale Hilfsorganisationen fordern unterdessen dringend Zugang zum Südlibanon. Über 100.000 Menschen seien dort abgeschnitten, sagte der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe, Jan Egeland, in Genf. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), erklärte in Beirut, dass ein Zugang in die Region lebenswichtig sei. Egeland sagte, dass sich die Situation nur politisch lösen lasse. Deshalb hoffe er auf eine rasche Resolution des UN-Sicherheitsrats.
Israel habe die Küstenstraße nach Tyrus systematisch zerbombt und damit jeden Zugang zur Bevölkerung blockiert, sagte Egeland und bezeichnete die Straße als "Lebensader". "Das Recht ist sehr klar: Zivilisten müssen geschont werden. Und in diesem Konflikt werden sie es nicht", sagte er weiter. Größtes Problem in der Region sei der Treibstoffmangel. Schon vier Krankenhäuser hätten deswegen schließen müssen. Zwei von der UN gecharterte Tanker müssten weiterhin vor der Küste warten.
Die systematische Zerstörung der Infrastruktur im Südlibanon und im Gazastreifen habe keinerlei militärischen Sinn, sagte Egeland. Trotz der Offensive erlebe Israel derzeit den größten Terror seiner Geschichte. Die Hisbollah schone nicht einmal die eigene Zivilbevölkerung. Ihre Raketen auf Israel feuere sie aus Wohngebieten ab und setze sie damit der israelischen Antwort aus.
Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" sprach von einer "humanitären Katastrophe". Die israelische Offensive habe die Verteilung von Hilfsgütern außerhalb der Hauptstadt fast unmöglich gemacht. Außerhalb der Hauptstadt sei Hilfe fast unmöglich geworden, sagte ein Mitarbeiter in Beirut. Güter müssten in kleine, für Nebenstraßen geeignete Fahrzeuge umgeladen werden. Im Südlibanon hätten Helfer sogar vier Tonnen Güter mit einer 500 Meter langen Menschenkette transportiert.
"Wer Gaarder zustimmt, ist Antisemit"
Israel habe die Legitimität seiner Existenz verspielt, hat der norwegische Schriftsteller Jostein Gaarder in einem Essay erklärt. Im Interview mit SPIEGEL ONLINE spricht der Publizist Ralph Giordano über zulässige Kritik an Israel und die eigentlich Verantwortlichen für die Toten im Libanon.
SPIEGEL ONLINE: Herr Giordano, der norwegische Schriftsteller Jostein Gaarder hat in einem Essay geschrieben, Israel solle als Staat nicht länger anerkannt werden - es habe mit seinen schrecklichen Kriegen und seinen fürchterlichen Waffen seine Legitimität verspielt. Hat Sie Gaarders Aussage erschrocken?
DPA
Schriftsteller Giordano: "Ich bin unfähig, die Hisbollah von der Erstverantwortung freizusprechen"
Ralph Giordano: Es trifft mich sehr, dass diese Aussagen von norwegischer Seite kommen. Die Art und Weise, wie Gaarder geschrieben hat, mit welchen Verbalinjurien und mit welch schrecklicher Mentalität, geht weit über eine Kritik an Israel und seiner aktuellen Militärpolitik hinaus. Der Inhalt von Gaarders Essay hat historische Tradition und geht mit der Verdammung der Juden, weil sie sich als Gottes auserwähltes Volk geben, auf das Urchristentum zurück. Aber der Aufsatz hat mich nicht empört, weil ich diese Art von Kritik aus Deutschland gewohnt bin.
SPIEGEL ONLINE: Inwiefern?
Giordano: Was mich immer wieder geradezu aufgeputscht, ist, mit welcher Selbstverständlichkeit Israel hier zu Lande grundsätzlich im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt von einem bestimmten Teil der öffentlichen und auch der veröffentlichten Meinung auf die Anklagebank gesetzt wird - wie jetzt bei der Eskalation im Libanon. Das stößt mich ab, weil jede einseitige Schuldzuweisung von Ignoranz über den komplexen Charakter des Nahostkonflikts zeugt. Was mich wirklich bestürzt, ist, dass diese Leute sich offenbar nicht in die Alltagssituation von Israel hineindenken können.
SPIEGEL ONLINE: Wie weit darf die Kritik an Israel gehen?
Giordano: Natürlich ist nicht jeder, der Israels Politik in diesem oder jenen Fall kritisiert - akut oder historisch- ein Antisemit. Israel steht nicht unter kritischem Naturschutz. Aber wir leben in einem Land, in dem 18 Prozent aller Menschen keinen jüdischen Nachbarn haben wollen und 30 Prozent sagen, sie hätten ein ambivalentes Verhältnis zum Antisemitismus. Aber es gibt auch Kritik an Israel, die aus einer tiefen Sorge um alle Opfer kommt. Immer wenn über den Krieg in Nahost gesprochen wird, muss am Anfang die Trauer um alle Opfer stehen. Humanitas ist unteilbar. Aber man muss auch die historischen und politischen Zusammenhänge sehen.
SPIEGEL ONLINE: Laut der norwegischen Zeitung "Aftenposten" hat Gaarder auch viel Beifall erhalten. Sind alle diese Menschen Antisemiten?
ZUR PERSON
Der Schriftsteller Ralph Giordano ("Die Bertinis" 1982) wurde 1923 geboren. Seine jüdische Mutter und die Familie litten unter der Verfolgung durch die Nazis. In einem Versteck in Hamburg überlebte die Familie Giordano den Holocaust. Nach 1945 arbeitete Ralph Giordano als Journalist und Schriftsteller. Für seine publizistische Arbeit erhielt er zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen, unter anderem 2003 den Leo- Baeck- Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland. Heute lebt Giordano in Köln.
Giordano: Den, der dem Originaltext von Gaarder zustimmt, nicht als Antisemiten zu bezeichnen, fällt mir schwer. Dazu sind Gaarders Worte zu eindeutig.
SPIEGEL ONLINE: Tut die israelische Regierung das Richtige?
Giordano: Ich kenne Freunde Israels, die trotzdem sagen: Hört mal, ist das, was ihr macht, richtig? Ich selber will nicht besserwisserisch sagen, was israelische Regierung oder Militär machen müssen oder sollen, um ihre Bürger zu schützen. Ich kenne auch die islamische Welt und weiß: die Guerilla kann durch reguläre Armeen nicht besiegt werden - das hat das 20. Jahrhundert gezeigt. Es wird aber erst Frieden geben, wenn die arabische Welt erkennt, dass die Hisbollah und alles was sie symbolisiert, von innen her besiegt werden muss. Mit der Hisbollah wird es keinen Frieden geben. Das ist eine düstere Perspektive, weil sich zeigt, dass die inner-arabischen Kräfte bislang nicht stark genug waren, der Hisbollah den Garaus zu machen.
SPIEGEL ONLINE: Der bekannte libanesische Schriftsteller Abbas Beydoun hat Israel vorgeworfen, einen Staat zu zerstören, dessen Institutionen Frieden schaffen könnten.
Giordano: Es ist fürchterlich, was da geschieht. Es bricht mir das Herz, wenn ich die täglichen Bilder aus dem Libanon sehe. Aber ich bin ein Zeitzeuge, der weiß, dass so etwas Ähnliches - zwar mit anderen Vorzeichen, aber doch vergleichbar - schon einmal stattgefunden hat - in einem weit größeren Maße. Mir kommt es darauf an zu sagen, wer die eigentlich Verantwortlichen für das Leid sind. Ich habe alle Höllen des Luftkrieges in Hitlerdeutschland miterlebt - bin ausgebombt und verletzt worden, aber mir war immer eines klar: Die Erstverantwortlichen für diesen Luftkrieg der anglo-amerikanischen Luftwaffe, der Hunderttausende Deutsche das Leben gekostet hat, waren Hitler und das nationale Kollektiv seiner Anhänger. Ich weigere mich, für diese 500.000 Opfer die anglo-amerikanische Luftwaffe verantwortlich zu machen. Genau das Gleiche gilt jetzt für Israel. Es ist fürchterlich was im Libanon geschieht, aber ich bin unfähig, die Hisbollah und deren Geldgeber aus Syrien und Iran von dieser Erstverantwortung freizusprechen.
SPIEGEL ONLINE: Es wird viel über eine internationale Eingreiftruppe diskutiert, die nach einer Waffenruhe für Frieden sorgen und die Hisbollah entwaffnen soll. Unter welchen Voraussetzungen wäre eine deutsche Beteiligung denkbar?
Giordano: Es ist unvorstellbar, dass es bei Spannungen zwischen dieser Friedenstruppe und der israelischen Armee zu Konfrontationen zwischen uniformierten Deutschen und der israelische Armee kommen könnte. Das ist nach dem, was im Zweiten Weltkrieg letztlich durch die Eroberung der Wehrmacht vorbereitet worden ist - nämlich der Holocaust - nicht denkbar. Deshalb habe mich zurückgenommen. Auf der anderen Seite - und dies war das Motiv meiner anfänglichen Zustimmung - wäre es so etwas wie eine "Normalisierung" zwischen Deutschen und Israelis. Man müsste darüber nachdenken, was Deutschland in diesem Rahmen auf anderem Wege zum Frieden beitragen könnte, zum Beispiel finanziell oder sozial.
Der Täter habe sich einer Gruppe von drei bis vier Touristen von hinten genähert und dann den Italiener attackiert, teilten die Behörden am Donnerstag mit. Der Mann sei wohl Opfer einer „terroristischen Attacke“ geworden.
Opfer wollte als Freiwilliger arbeiten
Italienische Medien berichteten unter Berufung auf das Außenministerium des Landes, bei dem Opfer handele es sich um einen 25-Jährigen, der als Freiwilliger in Israel arbeiten wollte.
Israelische Soldaten lieferten sich am Donnerstag mit der Hisbollah-Miliz heftige Kämpfe um die südlibanesische Ortschaft Mardschajun. Der Beginn der vom israelischen Sicherheitskabinett am Mittwoch beschlossenen Offensive bis zum Fluss Litani sei aber um einige Tage verschoben, um diplomatischen Bemühungen Zeit zu lassen, erklärten israelische Minister. Unterdessen forderten internationale Hilfsorganisationen dringen Zugang zu den über 100 000 Zivilisten, die im Kampfgebiet im Südlibanon abgeschnitten sind.
USA: „Eskalation wollen wir nicht sehen“
Die USA hatten indirekt die israelische Führung wegen der angekündigten Ausweitung der Offensive im Libanon kritisiert. „Eine Eskalation ist etwas, was wir nicht sehen wollen“, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Tony Snow. Die Hisbollah feuerte am Donnerstag nach israelischen Angaben wieder mindestens 110 Raketen auf den Norden Israels ab. Eine Frau und ihr Kind seien dort getötet worden, hieß es in israelischen Berichten. Die Armee teilte mit, am Vortag seien 15 israelische Soldaten bei Kämpfen mit der Hisbollah getötet worden. Dies sei der blutigste Tag für die israelischen Streitkräfte seit Beginn der Kampfhandlungen am 12. Juli gewesen.
Die israelische Luftwaffe flog binnen 24 Stunden mindestens 150 Angriffe auf Ziele im Libanon. Schiffsartillerie beschoss zum ersten Mal Stadtviertel in der Nähe des Zentrums von Beirut.
Noch keine Einigung über Libanon-Resolution
Die USA und Frankreich haben noch keine Einigung über die geplante Libanon-Resolution des Weltsicherheitsrates erzielt. Der Hauptstreitpunkt ist der Zeitpunkt, zu dem die israelischen Truppen aus dem Libanon abziehen sollen. Frankreich will, dass dies geschieht, sobald die libanesische Regierung wie angeboten 15 000 Soldaten in den Südlibanon entsandt hat. Die USA dagegen unterstützen die Position Israels, wonach die israelischen Soldaten so lange bleiben müssen, bis eine internationale Sicherheitstruppe im Südlibanon eingerückt ist. UN-Diplomaten warnten, es bleibe nicht mehr viel Zeit für eine friedliche Beilegung des Konflikts: Wenn die israelische Bodenoffensive im Libanon erst einmal richtig angelaufen sei, werde sich Israel kaum noch zum Einlenken bewegen lassen.
Der EU-Chefdiplomat Javier Solana will von Freitag bis Sonntag bei einem Besuch im Nahen Osten nach einer Möglichkeit zur Beendigung des Konflikts suchen. Erste Station ist Beirut, danach will Solana mit der israelischen und palästinensischen Führung sprechen.
Größtes Problem im Südlibanon: Treibstoffmangel
Der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe, Jan Egeland, sagte in Genf, Israel habe die Küstenstraße nach Tyrus systematisch zerbombt und damit jeden Zugang zur Bevölkerung im Südlibanon blockiert. Größtes Problem in der Region sei der Treibstoffmangel. Schon vier Krankenhäuser hätten deswegen schließen müssen. Zwei von der UN gecharterte Tanker müssten weiterhin vor der Küste warten. Die systematische Zerstörung der Infrastruktur im Südlibanon und im Gazastreifen habe keinerlei militärischen Sinn, sagte Egeland. Trotz der Offensive erlebe Israel derzeit den größten Terror seiner Geschichte.
Dessen ungeachtet gab es keine Anzeichen für ein Ende des Konflikts, obwohl Israel die angekündigte Ausweitung seiner Bodenoffensive im Südlibanon zunächst nicht umsetzte. Am Freitag reist EU-Chefdiplomat Javier Solana erneut in den Nahen Osten, um sich für ein Ende der Kampfhandlungen einzusetzen.
UN-Nothilfekoordinator Jan Egeland sprach am Donnerstag von einer Schande, dass sowohl die Hisbollah-Miliz als auch Israel die Waffen nicht ruhen ließen und damit UN-Hilfslieferungen innerhalb kürzester Zeit ermöglichten. 120.000 Menschen im Südlibanon seien dringend auf Hilfe angewiesen. Der Welternährungsorganisation (FAO) zufolge haben fehlende Sicherheitsgarantien für die Helfer sowie zerstörte Brücken und Straßen die Lebensmitteltransporte nahezu komplett unterbrochen.
"Ich denke nicht, dass in den vergangenen Tagen irgendwelche militärischen Vorteile errungen wurden oder dass dies in den nächsten Stunden der Fall sein wird, aber wir könnten eine Menge Leben retten", sagte Egeland bei einer Pressekonferenz in Genf. Vor allem rund 20.000 Menschen in der südlibanesischen Stadt Tyrus seien seit Tagen abgeschnitten und brauchten dringend Hilfe. Das UN-Welternährungsprogramm (WFP) erklärte, besonders den Krankenhäusern gingen Lebensmittel, Arzneien, Treibstoffe für Stromgeneratoren und andere Hilfsgüter aus. "Unser Hilfseinsatz ist wie ein Patient, der langsam erstickt, an Lähmungserscheinungen leidet und mit dem Tode ringt", sagte der WFP-Hilfskoordinator im Libanon, Zlatan Milisic. Ohne Sicherheitsgarantien Israels sei die Versorgung der Menschen in der Region unmöglich.
Auch die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen warnte vor einer weiteren Verschlechterung der ohnehin dramatischen Lage. "Die Menschen im Süden sind verängstigt, sie trauen sich nicht zu bewegen", sagte der Präsident der Organisation, Rowan Gillies. Israel habe gewarnt, auf alle Fahrzeuge südlich des Flusses Litani zu schießen, die dort unerlaubt herumführen. "Mit diesem Verbot werden mehr Zivilisten sterben, und es wird mehr Leid geben", sagte Gillies. Durch den Krieg sind im Libanon mehr als 3000 Menschen verletzt worden und nach UN-Angaben bis zu 900.000 obdachlos geworden. Die Zahl der Toten wird auf libanesischer Seite auf mehr als 1000 geschätzt. Zudem starben mehr als 120 Israelis.
Ungeachtet der Appelle der Hilfsorganisationen gingen die Kampfhandlungen auch zu Beginn der fünften Kriegswoche weiter. Israel nahm zwei überwiegend von Christen bewohnte Städte im Südosten ein und flog libanesischen Sicherheitskreisen zufolge erstmals einen Luftangriff auf das Beiruter Stadtzentrum. Augenzeugen zufolge schoss die Hisbollah zwei israelische Panzer nahe der Stadt Mardschajun in Brand. Die israelischen Truppen rückten unter heftigem Feuer der Hisbollah in Richtung der südöstlich gelegenen libanesischen Stadt Chiam vor.
Die Hisbollah schoss am Donnerstag nahezu 70 Raketen auf Ziele in Nordisrael. In einem arabischen Dorf Israels wurden dadurch nach Sanitäterangaben eine Frau und ein Kleinkind getötet.
Israels Tourismusminister Izchak Herzog bestätigte unterdessen, dass der Beschluss des Sicherheitskabinetts zur Ausweitung des Krieges vorerst ausgesetzt worden sei. Damit solle den diplomatischen Bemühungen zum Erfolg verholfen werden. Der Vorstoß zum 20 Kilometer von der libanesisch-israelischen Grenze entfernt gelegenen Litani-Fluss bleibe aber eine Option. "Wenn es keine diplomatische Lösung gibt, muss die Bedrohung beseitigt werden", sagte Herzog unter Hinweis auf mehr als 3300 Raketen, die die Hisbollah seit Beginn des Krieges am 12. Juli auf Israel abgefeuert hat.
Im UN-Sicherheitsrat in New York waren die diplomatischen Bemühungen um eine Waffenstillstandsresolution bis zum Abend festgefahren. Strittig ist vor allem, wann Israel aus Südlibanon abzieht und an seiner Stelle eine internationale Schutztruppe einrückt. Ein Abstimmungstermin stand weiterhin nicht fest. Egeland sagte, er hoffe, dass noch am Donnerstag eine Entscheidung falle. Auch der EU-Außenbeauftragte Solana will sich bei seiner Reise nach Israel, in den Libanon sowie die Palästinensergebiete am Wochenende für eine Beilegung der Feindseligkeiten einsetzen. Solana werde versuchen, die Dinge voranzutreiben, habe aber kein Mandat, etwa einen Text für eine UN-Resolution auszuarbeiten, erklärte ein EU-Diplomat.
Die Hisbollah-Miliz feuerte erneut Raketen auf Israel ab. Es wurde nach Angaben der israelischen Polizei niemand verletzt. Sanitäter berichteten dagegen von zwei Verletzten.
Im Süden des Libanon gingen die Bodenkämpfe zwischen israelischen Soldaten und der Hisbollah weiter. Die Miliz erklärte, sie habe bei Beit Jahun, das acht Kilometer von der Grenze entfernt ist, vorrückende Truppen zurückgeschlagen. Bei den Kämpfen am Donnerstag waren nach Angaben der israelischen Armee zwei Soldaten ums Leben gekommen. Ein israelischer General gab die gegnerischen Verluste mit etwa 50 Toten an. Seit Beginn des Krieges am 12. Juli sind im Libanon mindestens 1023 und auf israelischer Seite 123 Menschen getötet worden.
Russland hatte die Feuerpause als Übergangsmaßnahme vorgeschlagen, so lange die Debatten bei den Vereinten Nationen (UN) über eine umfassenderes Papier anhielten. Die USA kritisierten, der Vorschlag lenke von der Arbeit an der eigentlichen Resolution ab. Bei dem seit einem Monat anhaltenden Gefechten zwischen Israel und der radikalen Hisbollah-Miliz im Südlibanon sind hunderte Menschen getötet worden, die meisten von ihnen libanesische Zivilisten.
Kommentar von Susanne Knaul
Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hat allen Grund, sich bei Israels Ministerpräsident Ehud Olmert persönlich zu bedanken. Denn wer solche Feinde hat, braucht keine Freunde mehr.
Am Mittwoch noch wollte Israel eine Großoffensive ungeahnten Ausmaßes starten, die Hisbollah vernichtend schlagen und weit hinter den Fluss Litani zurückdrängen. Am Donnerstag bereits soll alles verschoben werden. Offiziell, weil man der Diplomatie eine Chance gegen will. Doch inzwischen ist genau das eingetreten, was Olmert befürchtet hat: hohe Verluste. Allein am Mittwoch sind 15 Soldaten bei den Kämpfen umgekommen. So viele wie an keinem anderen Tag des Krieges.
Die Hisbollah hat sich schon immer über die westliche Welt im Allgemeinen und Israel im Besonderen lustig gemacht. Deren große Schwäche sei, dass sie keine Opfer ertragen könnten.
Israel müsste wissen, dass es gegen eine solche Guerilla-Armee nicht siegen kann. Olmert hat das längst auch selbst gesagt. Trotzdem nehmen Militärs und Kabinettsminister noch immer den Mund zu voll.
Aus 18 Jahren Besetzung im Libanon hätte Israel eigentlich Lehren ziehen müssen. Die Armee zog im Jahr 2000 aus dem Südlibanon ab, weil klar war, dass man die Hisbollah nicht in den Griff bekommen würde. Wie kann das in so kurzer Zeit in Vergessenheit geraten sein?
Nur noch ein diplomatischer Erfolg in New York kann die israelische Armee vor einer Blamage und die Regierung vor einer Krise retten. Israel würde auf der Basis einer UNO-Resolution das Feld räumen und könnte auf diese Weise wahrscheinlich darüber hinwegtäuschen, dass es ohnehin nicht in der Lage war, einen Sieg zu erringen. Aber Experten warnen bereits vor einem anderen Horror-Szenario. Die Hisbollah wird von Israel ablassen und sich auf die neue Besatzungsmacht konzentrieren: die internationale Schutztruppe.
Falls die überhaupt zustande kommt. Denn mit jedem Tag, der für die israelische Armee schlecht läuft, werden auch in den potenziellen Entsendeländern der Schutztruppe Zweifel wachsen. Wenn selbst Israel, das über die stärkste Armee im Nahen Osten verfügt, nicht mit der Hisbollah klarkommt - wie dann die Europäer?
taz vom 11.8.2006, S. 1, 62 Z. (Kommentar), Susanne Knaul