Hypo Real - Jahrhundertchance oder Niete?
Seit Freitag letzter Woche gibt es keine verlässlichen Informationen zur HRE. Ich habe den Eindruck, dass alle nicht Insider komplett im Blindflug unterwegs sind.
Freitag verkaufen die wissenden schon mal Ihre shares, Montag wissen ein paar was mit der HRE wirklich vereinbart ist, Dienstag tröpfeln so langsam weitere Details.
Das ist absolut nicht in Ordnung. Immerhin sind die Aktionäre Miteigentümer des Unternehmens!
Nur weiter so, Herr Steinbrück und Frau Scheel!
LeoF
Den Behörden (Bafin usw.) geht es bei der "schonenden Abwicklung" vor allem darum, den Pfandbriefmarkt nicht auch noch zu gefährden, weil dies zu einem Flächenbrand führen könnte. Die "Schonung" gilt diesen Pfandbriefen und anderen Obligationen, NICHT der HRE!
Rettungsplan mit Lücken
Finanzaufsicht will HRE zerlegen
von Birgit Marschall, Maike Rademaker (Berlin) und David Böcking (Hamburg)
Hypo Real Estate werde nicht abgewickelt, beteuert der Dax-Konzern bislang. Doch Bafin, Bundesbank und Finanzministerium sagen das Gegenteil. Treffen wird es Aktionäre und Steuerzahler. Der Anteil privater Banken am Rettungspaket ist dagegen deutlich geringer als bislang angegeben.
Die Deutsche Presse-Agentur und die Nachrichtenagentur Reuters zitierten am Dienstag aus einem Schreiben an das Bundesfinanzministerium. Darin heißt es: "Anders als bei einer sofortigen Insovlenz, wird eine geordnete und Substanz schonende Neustrukturierung der HRE-Gruppe durch einen den Wert erhaltenden Verkauf der Bankentöchter oder von deren Vermögenswerten ermöglicht."
Eine nicht vertretbare Schonung der Aktionäre der börsennotierten HRE-Holding werde dadurch vermieden, dass die Aktien der Gruppe als Sicherheit zur Verwertung abgetreten würden, heißt es in dem Schreiben von Bundesbank und BaFin weiter. Zuvor hatte auch Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) von einer "geordneten Abwicklung" der HRE-Gruppe gesprochen, was der Münchener Finanzkonzern bisher stets vehement zurückgewiesen hatte.
Die Hypo Real Estate-Aktie war am Dienstag dennoch um bis zu 30 Prozent gestiegen. Anlass war die Meldung, dass die irische Regierung ihre Banken stützen will. Hintergrund der HRE-Beinahe-Pleite waren massive Refinanzierungsprobleme bei der Dubliner Tochter Depfa. Allerdings ist Depfa nicht auf der LiIste der irischen Regierung enthalten.
Am Dienstag berieten sämtliche Bundestagsfraktionen in Sondersitzungen über den Rettungsplan für die HRE. Dabei sagte Bundesbankchef Axel Weber nach Angaben von Teilnehmern gegenüber der CDU/CSU-Fraktion, ohne die Rettungsaktion "wäre der gesamte EU-Zahlungsverkehrsmarkt zusammengebrochen". Vor allem der deutsche Pfandbrief "hätte überhaupt keinen Wert mehr gehabt", sagte Weber weiter. Der Bundesbankchef erklärte zudem, Versorgungswerke, Berufsgenossenschaften und Kommunen hätten gegenüber HRE zum Teil Forderungen in dreistelliger Millionenhöhe.
Der CDU-Mittelstandspolitiker Michael Fuchs sagte nach der Sitzung mit Weber und Kanzlerin Angela Merkel: "HRE wird als selbstständiges Institut nicht überleben." Steinbrück wurde von Teilnehmern der SPD-Fraktionssitzung mit den Worten zitiert: "Die HRE wird es so nicht mehr geben."
Die potenzielle Belastung der privaten Banken durch das Rettungspaket ist offenbar geringer als bislang angenommen. Der Bankenverband BdB bestätigte Informationen aus Finanzkreisen, wonach die Geschäftsbanken lediglich 3 Mrd. Euro der ausgehandelten Ausfallbürgschaften stellen. Dies sei bei den Krisengesprächen am Wochenende vereinbart worden. Die Bundesregierung hatte am Montag noch mitgeteilt, die Privatbanken gäben Garantien über insgesamt 8,5 Mrd. Euro. Zunächst hatte es sogar geheißen, die Privatbanken würden die Rettung komplett finanzieren. Aus Finanzkreisen hieß es nun, es liefen derzeit Verhandlungen mit anderen Finanzinstituten wie etwa Versicherern, wer die restlichen 5,5 Milliarden Euro übernehme.
Die Fraktionen der Regierungsparteien stimmten dem Rettungsplan am Dienstag zwar grundsätzlich zu, kritisierten aber deutlich, das es kein stärkeres Engagement privater Banken geben habe. Der SPD-Finanzexperte Florian Pronold sagte: "Es hat in der Fraktion große Verärgerung darüber gegeben, dass die Banken nicht bereit sind, stärker ins Obligo zu gehen." Fraktionsvize Joachim Poß räumte ein, man müsse sich fragen, "ob die Interessen der Steuerzahler ausreichend berücksichtigt sind."
Dietmar Bartsch, Geschäftsführer der Linken, sagte: "Was da passiert, ist unfassbar, ist ein beredter Ausdruck dafür, dass wir eine Regulierung der Finanzmärkte brauchen und stürzt auch uns in große Sorge. Niemand kann voraussehen, welche Ausmaße das noch annimmt und welche Auswirkungen es für alle Menschen haben wird."
(Link im Posting vor diesem)
FTD.de, 14:52 Uhr
Tralala. (Ich bevorzuge die "Süddeutsche").
Zur Steinbrückschen Aussage betreffend die "Abwicklung" ist die Informationslage
absolut abstrus. Mal klingt es so, als ob HRE abgewickelt werden solle (was einem
Insolvenzverfahren gleich käme), mal so, als ob es um die Abwicklung des Rettungs-
verfahrens geht. Vielleicht wissen es die Jungs selber nicht.
Tatsache ist: unter der Voraussetzung, dass die kommunizierten Fakten zutreffen,
wurde gestern mit dem Rettungspaket längerfristig ein LIQUIDITÄTSENGPASS
geschlossen - und das hat mit Pleite nichts zu tun. Das haben schon renommiertere
Unternehmen erlebt: bei Porsche zum Beispiel war es vor Jahren ganz ähnlich. Und
heute strebt Porsche die Weltmarktführerschaft vor Toyota an.
Dass Sicherheiten hinterlegt wurden, versteht sich von selbst. Ob diese verwertet
werden und es damit zur Zerfaserung des Unternehmens kommt, hängt davon ab,
ob der Bürgfall eintritt.
Aber selbst im schlimmsten aller Fälle sollte man im Auge behalten: auf der Aktiv-
seite stehen die ausgereichten Darlehen als Forderungen. Sofern wir Anleger nicht
beschwindelt worden sind, geht also durch keine Maßnahme, egal welcher Art,
Kapital effektiv verloren!
Drei Dinge sind es, die ich allerdings fürchte:
1) Bei der Prüfung der Bonität der Darlehensnehmer wurde geschludert; die Dar-
lehen werden notleidend. TÖDLICH.
2) Es kommt zum Bürgfall und mitten im dicksten Schlamassel werden die Sicherhei-
ten verwertet. Das würde ein Kapitalsudünnung bedeuten. TÖDLICH.
3) Die Öffentlichkeit wurde nicht umfassend und wahrheitsgemäß informiert und es
tun sich neue Löcher auf. TÖDLICH.
Wie meistens ist nicht nur einer (raffgierige Manager) für alles verantwortlich. Auch wenn es der deutschen Seele sehr entspräche.
LeoF
"Dabei sagte Bundesbankchef Axel Weber nach Angaben von Teilnehmern gegenüber der CDU/CSU-Fraktion, ohne die Rettungsaktion "wäre der gesamte EU-Zahlungsverkehrsmarkt zusammengebrochen".
Vor allem der deutsche Pfandbrief "hätte überhaupt keinen Wert mehr gehabt", sagte Weber weiter.
Der Bundesbankchef erklärte zudem, Versorgungswerke, Berufsgenossenschaften und Kommunen hätten gegenüber HRE zum Teil Forderungen in dreistelliger Millionenhöhe. "
http://www.ftd.de/politik/deutschland/...g-und-Abwicklung/420261.html
Ich komm da nicht mehr mit. Private Banken geben der HRE Holding mittels einer noch zu gründenden Zweckgesellschaft ( erstmal 15) max. 35 Mrd. und erhalten als Sicherheiten Forderungen und Wertpapiere im Nominalwert von 42 Mrd. Laufzeit 12 Mte.. Zusätzlich werden die von der HRE Holding gehaltenen Aktien von vier Töchtern ÜBERTRAGEN. Sollten die Sicherheiten nicht ausreichen, greift die Ausfallbürgschaft des Bundes. O.K.
Welche 4 Töchter werden auf die von den Privatbanken gehaltene Gesellschaft übertragen? Was verbleibt eigentlich noch bei der HRE? Oder wird das Kerngeschäft übertragen und was bleibt ist der HRE Holding-Mantel, der mit Sicherheit dann keine 4 Euro/Aktie wert ist.
meine hoffnung liegt in amerika. hoffe, dass das hilfspaket recht zügig zu einsatz kommt und der geldfluss sich langsam wieder normalisiert.
immer hin, hat die hre 2007 eine bilanzsumme von 400 mrd €. 2006 waren es lediglich 161 mrd€
da wird doch sofort jedem klar, dass es blödsinn ist, den laden fallen zu lassen. wenn die jungs jetzt eine ordentliche arbeit abliefert, dann ist die wahrscheinlichkeit groß, dass es was wird.
wie sieht es rechtlich aus, wie weit ist die mitbestimmung bei einer bürgschaft?
ich glaube nicht, dass der bund und die banke, so einfach machen können, was denen gerade in den kram passt.
der vorstand von hre und die aktionäre haben da bestimmt mehr zu sagen. die kuh ist vom eis und jetzt müssen die taten folgen. bis ende 2009 hat noch viel zeit und da wird sich bestimmt vieles ändern. hoffe zum positiven
Wenn man weiß, wie wichtig Pfandbriefe für die Finanzierung der Deutschen Kreditinstituten sind und dass seit dem Bestehen noch nie ein Pfandbrief ausgefallen ist, kann man sich vorstellen, wie beliebt die HYPO REAL ESTATE in ihrer Welt nun ist. Sie wird diese Spielchen nicht überleben, egal was der eine oder andere heute sagt oder schreibt.
Von den früheren Pleiten in Deutschland ganz zu Schweigen und in Östereich wurde ja auch die Gewerkschaftbank Bawag abgewickelt, bei der die oberen Etagen in Betrügereien verwickelt waren. Hätte mal einer der FDP- oder CDU-Abgeordneten darauf hinweisen können.
Würde mich sehr wundern, wenn die HRE-Aktionäre keinen Totalverlust erleiden.
Der CDU-Mittelstandspolitiker Michael Fuchs sagte nach der Sitzung mit Weber und Kanzlerin Angela Merkel: "HRE wird als selbstständiges Institut nicht überleben." Steinbrück wurde von Teilnehmern der SPD-Fraktionssitzung mit den Worten zitiert: "Die HRE wird es so nicht mehr geben."
n einem Schreiben von Bundesbank und BaFin an das Bundesfinanzministerium, das der FTD vorliegt, heißt es: "Anders als bei einer sofortigen Insolvenz, wird eine geordnete und Substanz schonende Neustrukturierung der HRE-Gruppe durch einen den Wert erhaltenden Verkauf der Bankentöchter oder von deren Vermögenswerten ermöglicht." Eine nicht vertretbare Schonung der Aktionäre der börsennotierten HRE-Holding werde dadurch vermieden, dass die Aktien der Gruppe als Sicherheit zur Verwertung abgetreten würden, heißt es in dem Schreiben vom Montag weiter.
Daß die Aktionäre nun büßen müssen, ist klar. Ich habe bereits gestern gesagt, daß man die Bank pleitegehen hätte lassen sollen (füge aber hinzu: in normalen Zeiten). Daß ich dann einen schweren Verlust gehabt hätte (habe ich auch so): das muß und kann ich vor mir selbst verantworten.
Nur: es gibt für die Politiker keinerlei Grund, jetzt populistisch Rachegelüste an den Aktionären auszulassen (das haben gestern und heute einige, auch einige, von denen ich das nicht erwartet hätte, getan).
Ich erspare Dir und allen Mitlesern eine 1000-seitige Begründung dafür und hoffe, Du kannst mit einigen Stichworten etwas anfangen: Staatsverschuldung, Rentensystem, IKB-Aufsichtsrat.
Happy greetings,
LeoF
Viele Grüße,
LeoF
Evtl. auch eine Verschärfung der Haftung.
Das, was sehr unschön ist, ist m.E. nicht, daß evtl. eines Tages die Aktionäre auch wieder ihre Freude haben könnten, sondern daß Hauptverantwortliche mit vermutlich dreistelliger Abfindung schon längst ein anderes Leben führen. Es sind vor allem die Relationen, die nicht mehr stimmen (seit längerem) und die schleunigst wieder ins Lot gebracht werden müßten (nicht nur hier).
Viele Grüße,
LeoF