Lyriker, wer traut sich eine Interpretation zu?


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Neuester Beitrag: 25.04.13 21:56
Eröffnet am:16.03.13 16:55von: permanentAnzahl Beiträge:207
Neuester Beitrag:25.04.13 21:56von: rekiwiLeser gesamt:35.613
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20752 Postings, 7672 Tage permanent@Crossboy, ein Bier in lustiger Runde wäre mir

 
  
    #26
4
16.03.13 19:44

lieber als nur darüber zu sprechen. Werde mich nun auf den Weg machen.

Permanent

 

7567 Postings, 4330 Tage ProletariusPolitikosreden,reden,reden

 
  
    #27
4
16.03.13 19:47
 
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t55egza.jpg

7211 Postings, 7517 Tage Crossboy@ permanent: ich zieh das Reden darüber vor,

 
  
    #28
1
16.03.13 19:52
weil leisten kann ich mir die gar nicht.

Dafür weiß ich, wie boersalino, was'n
6 hebiger Jambus ist...

Allerdings weiß ich auch was'n SAN Storage ist.

Das wiederum macht die 5 Euro-Damen budgetabel...;-)  

58425 Postings, 5133 Tage boersalinoMoment

 
  
    #29
3
16.03.13 20:53
Zunächst ist die moderne Deutung durch ProlPol interessant für jeden Einstieg in die Analyse (aus Sicht des Lehrers).

Es müssen noch viele Details erörtert und genannt werden:

Beispiel: Betonte Silbe im Auftakt  markiert Hymnisches, Ausschreitendes, Ekstatisches etc.

Missverständliches muss geklört werden: "des Frühlings Schöne" ist nicht eine von Maickels Elfen, auch keine typisch mittelalterliche Personifikation (Frouwe Aventiure), sondern eine gängige, besonders lyrisch legitime Abbrviatur von "Schönheit".

Nenn jetzt mal Ross und Reiter, Klasse und Ziel. Wird das ne Facharbeit???

Jetzt muss ich aber erst einkaufen.  

58425 Postings, 5133 Tage boersalinoMist, hatte vergessen, das abzusenden

 
  
    #30
4
16.03.13 20:57
Es gibt viele Bezüge zu klären:

Welche Inhalte werden von Strophenform, Reimschema und Versmaß gestützt:

Was bedeutet ein umarmender Reim am Anfang und Ende, verbunden mittig mit einem Kreuzreim? Das sieht aus wie eine doppelte Umarmung, etwa so: (( X )) ...

und so weiter. Nur her mit den Fragen!!!  

58425 Postings, 5133 Tage boersalinoWeckmann, ich hab mich vertippt!

 
  
    #31
4
16.03.13 21:04
Hatte das nur hingeworfen, weil ich noch einkaufen musste.
Prol, so etwas hab ich mir bei dir fast gedacht. In meinen Augen (das zeigen auch deine Tris nebst Kommentaren) bist du ein ganz fähiger Sprachkünstler.  

58425 Postings, 5133 Tage boersalinoPermanent, das reicht noch lange nicht

 
  
    #32
2
16.03.13 21:05
... und schick mir die Arbeit vorher besser per BM zu.
Besonders achte ich gern auf Sprachrichtigkeit!  

7567 Postings, 4330 Tage ProletariusPolitikosich hab das immer gut verdrängen können

 
  
    #33
2
16.03.13 21:08
dieses fachmannzerpflücke. welche hebung, welches versmaß, worin steckt da der grund.
jambus, trochäus, tyranno saurus rex ;) etc.

so wie bei jeder kunst, abgesehen von auftragsarbeiten, sag ich immer,
wer weiß was der künstler sich eingepfiffen hat.
die überinterpretation grade bei den formnoten, kann auch die intention zerschießen.
it klingt und basta.

natürlich ist das blasphemie in den augen der profis ^^
sorry boersalino :D  

7567 Postings, 4330 Tage ProletariusPolitikos#29 hahaha @boersalino

 
  
    #34
1
16.03.13 21:11
zwei blöde, ein einkaufszettel :D  

58425 Postings, 5133 Tage boersalinoProlPol, ich habe alle

 
  
    #35
3
16.03.13 21:26
Arbeiten meiner Herrin (20 Jahre) gelesen und vorkorrigiert. Wie hab ich sie gehasst, diese Mädelz mit 20 Seiten Menstruationsbeschwerden. Bei denen hab ich  J E D E N  Fehler gefunden, JEDEN !

Es gab gelegentlich blitzgescheite Typen (nur Männer!!!), die waren sparsam mit Papier, nicht freilich mit ihrem Scharfsinn. Gratuliere  

8337 Postings, 6530 Tage rekiwisparsamer Aufschrei!

 
  
    #36
3
16.03.13 22:34
Wo ist die Fortsetzung von #35?
Das wolltest Du so nicht stehen lassen oder?
Deine Herrin scheint auf jeden Fall blitzgescheit zu sein, wenn sie Dich vor ihren Karren spannt.

42940 Postings, 8621 Tage Dr.UdoBroemmeIst es eigentlich sehr ketzerisch, wenn man die

 
  
    #37
6
16.03.13 22:43
Möglichkeit in Erwägung zieht, dass die Damen und Herren Lyriker sich bei der Schaffung ihrer Werke nicht halb so viel Gedanken gemacht haben wie die, die das dann hinterher interpretieren?

Mal eben so ein Gedichtbändchen aus dem Handgelenk geschüttelt und Generationen von Gymnasisten brüten über irgendwelchen Versmaßen und Metaphern.

7567 Postings, 4330 Tage ProletariusPolitikos#35 jo so sindse die mädels

 
  
    #38
1
17.03.13 01:19
:D dafür liebt man se.

#37 hatte schon abgeketzt  

5113 Postings, 4340 Tage materialschlachtich kann es nicht interpretieren

 
  
    #39
17.03.13 05:36
Paul Celan - Todesfuge

Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt vor das Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor läßt schaufeln ein Grab in der Erde
er befiehlt uns spielt auf nun zum Tanz

Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng

Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf

Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich mittags und morgens wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng

Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus Deutschland

dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith  

58425 Postings, 5133 Tage boersalino@Materialschlacht

 
  
    #40
2
17.03.13 06:02
Du stellst dir mal einen Morgenappell und einen langen Tag in einem KZ vor, nimmst dir Fotomaterial über die jüdischen Gefangenen und Propagandamaterial über den BDM vor, dann hast du in etwa das, was Celan (eigtl. Ancel) hier lyrisch verdichtet und in die Form einer Elegie bringt.

Dottore, das ist ein gängiger Irrtum - ungefähr bei dem Diktum von M. Monroe anzusiedeln, sie lese am liebsten Gedichte, weil sie so schön kurz seien.
Schau dir mal (wenn du Zeit hast) die 5 Versionen von Trakls "Untergang" an, dann bekommst du eine leise Ahnung vom Ver-Dichten.

Rekiwi: eine Hand wäscht die andere - so hatte ich stets mehr Zeit mit ihr ... und habe viel gelernt.  

5113 Postings, 4340 Tage materialschlacht@ boersalino: jau, danke! allerdings war damit das

 
  
    #41
1
17.03.13 14:48
gedicht im eröffnungsthread gemeint. was celan mit der todesfuge ausdrücken will, habe ich -so hoffe ich- verstanden.

hier der trailer von "die grauzone": http://www.youtube.com/watch?v=Hcdw5Ozo-VA  

42940 Postings, 8621 Tage Dr.UdoBroemmeM.Monroe war mir schon immer sympathisch *g*

 
  
    #42
2
17.03.13 14:57

58425 Postings, 5133 Tage boersalinoSo, etwas ausführlicher ...

 
  
    #43
8
17.03.13 20:11
Das Gedicht "Vöglein in den sonn'gen Tagen" [es ist ohne Titel aufgeführt, daher nimmt man den Anfangsvers] Josephs von Eichendorff (1788 - 1857) [in solchen Fällen erhält der Vorname das Genitiv-S / nie das Doppel-ff am Namensende vergessen: Deutschlehrer hassen das] thematisiert Gefühle und Sehnsüchte eines Menschen im Frühling.

Eichendorff gehört neben Hölderlin, Brentano, Novalis und Tieck zu den bekanntesten Vertretern der deutschen Romantik (ca. 1795 - 1830), und wenn o. g. Gedicht auch kein Entstehungsdatum aufweist, so ist es doch auf Grund formaler Kriterien deutlich vor "Sehnsucht" (1834) oder "Mondnacht" (1837) zu datieren.

So inhomogen sich die Romantik durch ihre Vertreter insgesamt darstellt, ist doch die Ablehnung des Rationalen und Prosaischen genauso durchgängig, wie die Hinwendung zum Numinosen. Die Wiederentdeckung der mittelalterlichen Literatur und Kultur fungiert dabei als eine Möglichkeit der historischen (nationalen) Verortung.

Das Gedicht selbst ist in drei Strophen zu je vier Versen gegliedert. Durchgehendes Versmaß ist ein vierhebiger Trochäus, die Anfangssilbe eines jeden Verses ist somit betont (!), die Kandenzen sind durchweg klingend. Der Ton im Gedicht ist dem Versmaß entsprechend enthusiastisch und freudig erregt.
Erste und letzte Strophe weisen einen umarmenden Reim auf, die mittlere einen Kreuzreim. Es ist von einem symmetrischen Formwillen Eichendorffs auszugehen.

Wer mehrere Gedichte eines Kontextes von E. gelesen hat, wird sich des Gedankens nicht erwehren können, hier läge eine Art Motivarmut vor, scheint sich doch das semantische Inventar auf Begriffe wie "Sehnsucht", "Ferne", "Posthorn" und "Gesellen" zu reduzieren.
"Sehnsucht" und "Ferne" durchziehen nun dieses Gedicht leitmotivisch, wenngleich keine explizite Nennung erfolgt.
Ausgangspunkt der Gedanken und Gefühle des lyrischen Ich ist ein "Vöglein" (oder mehrere). Angesichts eines sonnengesättigten Himmels (Lüfte blau ist nat. viiiel poetischer) entsteht der Wunsch, ebenfalls durch diese Lüfte zu fliegen.

Die Schönheit des Frühlings (V. 5) scheint zu sprechen und zu locken, unterstützt vom Chor der Vögel (V. 6) die dem flügellahmen lyrischen Ich auf die Sprünge helfen und das physische Unvermögen in ein mentales Vermögen umleiten (Farben = Töne, Töne = Flügel), wobei fast nebenbei die Sinnempfindungen Ohr und Auge mit einbezogen und durchmischt werden zu einem Kompositum (Synästhesie).
Die Verführung zum "Abheben" hat in Strophe drei endlich Erfolg, das lyrische Ich gibt dem Drängen nach, sanft rührt der Wind die (metaphorischen) Segel, und mit einem erleichterten "Ach" (es kontrastiert mit dem eher wehmütigen aus Vers 5) vollzieht sich die Loslösung ins Unbekannte.

Das hier dargestellte Procedere der Los- , womöglich gar Auflösung des lyrischen Ich möge man bitte nicht allzu technisch und prosaisch verstehen als bloßen Wunsch, in Ermangelung eines Flugzeuges wenigstens einem Vogel gleich durch den lauen Frühlingshimmel zu segeln, wie es ein Lied aus dem "Taugenichts" nahezulegen scheint:

"Wenn ich ein Vöglein wär',
 Ich wüßt' wohl, wovon ich sänge,
 Und auch zwei Flüglein hätt',
 Ich wüßt' wohl, wohin ich mich schwänge!"


Der Vogel wird wiederum selbst nur zur Metapher eines imaginativen Aufschwingens, wie es die unübertroffene "Mondnacht" schildert:

" Und meine Seele spannte
 Weit ihre Flügel aus,
 Flog durch die stillen Lande,
 Als flöge sie nach Haus."

Dennoch bleibt die Frage nach dem Ziel: Ist es dem lyrischen Ich im vorliegenden Gedicht offensichtlich egal, wohin die Reise geht, so lässt sich das Ziel solcher oder ähnlicher Entrückungen in "Mondnacht" etwas sicherer fassen - als Heimkehr. Diesen scheinbaren Widerspruch sollte man dringend unangetastet lassen.
Dass es Ziele gibt, die, sobald sie genannt und damit fassbar werden, nicht nur den Reiz, sondern schon den Sinn verlieren, zeigt Eichendorff in "Die zwei Gesellen".

Während der eine ein Liebchen findet und dem Leben eines Biedermannes nachgeht (austauschbar bis heute mit Kapitallebensversicherung, Eigenheim, Mercedes und unkündbarer Anstellung, ist weder Weg noch Ziel des zweiten Gesellen annähernd greifbar - und so soll es sein:

"Dem zweiten sangen und logen
 Die tausend Stimmen im Grund,
 Verlockend Sirenen und zogen
 Ihn in der buhlenden Wogen
 Farbig klingenden Schlund."

Ich muss mich kurz fassen, gleich kommt der Tatort; daher noch ein abschließender Gedanke. Eichendorff klingt nicht, wie ProlPol behauptet, als wäre er auf Dop. Vielmehr ist er ein Meister der suggestiven, ja magischen Sprache, die es vermag, "Zauberworten" gleich die "Welt singen" zu lassen und uns vollkommen mit ihr zu erfüllen.

Wenn noch Einzelfragen auftauchen, bin nach'm Tatort noch hier , und Montag sind hier Ferien!!!  

7567 Postings, 4330 Tage ProletariusPolitikosdas macht dir auch noch spass, ne ?!

 
  
    #44
3
17.03.13 20:49
...kopfschüttel ... :D


so aus rein taktisch-betrügerischen gründen muss permanent erstmal sagen was der junge sonst für noten einfährt. von 9-10 auf 15 punkte fällt auf.
zuzüglich der schulhofkloppe die sonen streber erwartet :D

nee, spaß  

8337 Postings, 6530 Tage rekiwiFrage:

 
  
    #45
4
17.03.13 21:03
Wie lassen sich Deine dezidierten Gedanken- Respekt!- zu dem Gedicht "Vöglein in den sonn'gen Tagen" mit dem Anschauen eines vermutlich profanen Tatortes in Einklang bringen?

8337 Postings, 6530 Tage rekiwiDas war absolut ernst gemeint, Herr Doktor.

 
  
    #46
2
17.03.13 21:16

58425 Postings, 5133 Tage boersalinoTatort ist Pflicht

 
  
    #47
3
17.03.13 21:56
Man schaut das aus einer masochistischen Gewohnheit, möchte auch mal über schlecht gemachte Fiktion den Kopf schütteln - nicht nur über die schlecht gemachte Realität.  

8337 Postings, 6530 Tage rekiwiDanke für die Antwort, boersa.

 
  
    #48
3
17.03.13 23:28
Jetzt muss der arme Ritter Sacher-Masoch sogar noch seinen Kopf für den Tatort herhalten.
Das hat er, bei aller Liebe, nicht verdient.
Ich stiefel jetzt hinaus in die peitschende Nacht.
GN

42940 Postings, 8621 Tage Dr.UdoBroemmeGanz falsch boersalino

 
  
    #49
1
17.03.13 23:35
Du solltest dich nicht für den Tatort entschuldigen - dass der Pflicht ist, versteht sich.

Befremden regt sich nur bei dieser ekstatischen, mehrseitigen Gedichtsinterpretation, gespickt mit fremdartigen Worten, die hier auf Ariva noch seltsamer anmuten.

7567 Postings, 4330 Tage ProletariusPolitikoswo is´n talisker

 
  
    #50
3
18.03.13 00:16
der darf doch noten vergeben.
gib dem boersalino mal schnell seine 1+, sonst schläft der schlecht und reicht morgen nochmal 5 seiten nach.

ach und#43 prol hat nichts von dop (dope) gesagt, sondern von absinth.
damals, zu eichendorffs zeiten, hatte das zeug noch einen "guten" tujongehalt.  

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