So, jetzt muß ich auch mal was zu EM.TV sagen
Seite 1 von 2 Neuester Beitrag: 29.11.00 16:42 | ||||
Eröffnet am: | 28.11.00 22:00 | von: Garion | Anzahl Beiträge: | 30 |
Neuester Beitrag: | 29.11.00 16:42 | von: patznjeschnik. | Leser gesamt: | 21.146 |
Forum: | Börse | Leser heute: | 5 | |
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Ich komme gerade von einem Vortrag des Marketing-Vorstandes von EM.TV (Florian Haffa, der den Vortrag eigentlich halten sollte, mußte leider für ein paar Tage länger in den USA bleiben) und habe mir mal angehört, was die so zu sagen hatten.
nun also mal meine Sicht der Dinge:
Vorweg: Ich habe nie EM.TV-Aktien besessen, ich besitze keine und ich habe auch nicht vor, mir welche zu kaufen.
EM.TV erwirtschaftete 1997 (beim IPO) einen Umsatz von 20 Mio, 1998 80 Mio, 1999 300 Mio und 2000 über 1 Mrd.
Die haben es also geschafft, ihren Umsatz in den vergangenen 3 Jahren jedesmal zu vervierfachen. Man nenne mir ein Unternehmen, das vergleichbares von sich behaupten kann undzwar auch in diesen Dimensionen (Umsatzreihen wie 1.000, 4.000, 16.000, 64.000 sind keine große Kunst!).
EM.TV hat es in diesen vergangenen Jahren geschafft, ein weltweit bekanntes und geachtetes Medienunternehmen zu werden. (Vergleich: Disney besitzt Rechte an circa 8000 halben Stunden Kinderprogramm - EM.TV hingegen 31.000)
Die Philosophie "Produktion, Distribution und Sendung" zu vereinen, um somit langfristig am Markt überleben zu können scheint aufgegangen zu sein. EM.TV besitzt viele bekannte Marken und generiert daraus ständig neue Rechte. Kein anderes Unternehmen hat ähnliches in so kurzer Zeit geschafft.
So. Und nun mal was zum eigentlichen Thema dieses Threads: zum Aktienkurs!
Der Aktienkurs von EM.TV ist in den vergangenen Jahren explodiert und das völlig zu recht! An der Börse wird schließlich Wachstum und Zukunft gehandelt und daraus ergibt sich auch eine ganz logische Konsequenz, die viele Anleger offensichtlich weder einsehen noch wahrhaben wollen:
Wachstum hat ein Ende!
Ein Unternehmen kann nicht jedes Jahr seinen Umsatz vervierfachen. Das ist wirtschaftlich völlig unmöglich und deshalb wird EM.TV im nächsten Jahr ganz klar nicht mehr +300% Umsatz verkünden können, sondern viel, viel weniger!
Das Wachstum wird sich abschwächen. Das ist der Lauf der Dinge. Das ist ganz normal! Jeder, der anderes behauptet, ist ein Narr oder ein Lügner.
So. Und weil die Aktie von EM.TV am neuen Markt notiert ist, wo vor allem Wachstumswerte hingehören, ist es ebenso klar, daß der Aktienkurs nach unten kommt und zwar kräftig.
Das ATH von EM.TV wurde von Anlegern erzeugt, die die oben genannte Aussage, daß jedes Wachstum begrenzt ist, nicht beachtet haben oder meinten, daß das bei EM.TV noch lange nicht der Fall sei.
Diese Anleger, die mit EM.TV nun tief in der Kreide stehen, sind sauer.
Das ist nachzuvollziehen.
Aber daran sind sie auch selber schuld.
Haben sie allen Ernstes geglaubt, EM.TV könne seine Umsätze noch weitere 10 Jahre lang vervierfachen samt dem Aktienkurs?
Also Umsatzreihen von:
2001 4Mrd
2002 16Mrd
2003 64 Mrd
2004 256 Mrd
2005 1024 Mrd (doppelter Staatshaushalt!)
2006 4096 Mrd (Bruttosozialprodukt Deutschlands!)
2007 16 Billionen (achtfache Staatsschulden!)
2008 64 Billionen
2009 256 Billionen
2010 1 BILLIARDE!
Habt ihr sowas tatsächlich geglaubt?
Anscheinend schon, sonst hättet ihr EM.TV nicht auf so einem abgedrehten Niveau gekauft.
OK, im Nachhinein ist man immer schlauer und was ich hier von mir gebe ist sowieso neunmalklug, aber denkt mal ein bißchen realistisch bei euren Aktienanlagen!
Ich sage es nochmal: Wachstum hat immer ein Ende!
Und wenn das erreicht ist, also die Umsatzzuwächse kleiner werden und das tun sie oft sehr abrupt (bei EM.TV von +300% vielleicht auf +100% im nächsten Jahr), dann tun das auch die Aktienkurse.
Daran führt kein Weg vorbei und daran ist niemand schuld!
Seid froh, daß EM.TV es überhaupt solange geschafft hat, so stark zu wachsen und viele Leute damit sehr reich gemacht hat.
Und wer nicht dabei war, soll gefälligst den Mund halten.
Ich war auch nicht dabei.
Na und?
Das Leben geht weiter.
Gönnt den Leuten, die den richtigen Riecher hatten auch mal was und überlegt euch, wie ihr eure Anlageentscheidungen verbessern könnt, statt andern ihre Gewinne zu neiden.
Über bescheuerte Analysten, die ihre Fähnchen immer in den Wind hängen und die Regel des begrenzten Wachstums auch nicht kapiert haben und über Anlegerbetrug und Kursmanipulation von den lieben Fonds samt Banken verliere ich hier lieber kein Wort, denn das ist eine unendliche Geschichte.
Aber bei EM.TV dürften derlei Machenschaften eher weniger oft vorkommen.
Die Gründe:
-Der Kurs der Aktie hat sich den realen Gegebenheiten angepaßt und das Abflauen des Wachstums verarbeitet.
-Wir hatten einen sehr schwachen Gesamtmarkt.
-Einige Neider, die bei EM.TV nicht dabei waren, haben nun offensichtlich psychologisch nachgetreten (Pleitegrüchte - und unter Neider verstehe ich hier durchaus andere Fonds und Gurus, die nie EM.TV besaßen und nun ihren Konkurrenten die Bilanz versauen können).
"Mitleid kriegt man geschenkt, Neid muß man sich hart erarbeiten."
Denkt mal drüber nach.
Und ein Wort zu den Übernahmegerüchten:
Daß ein Unternehmen wie EM.TV ein potentieller Übernahmekandidat ist, liegt in der Natur der Sache. Und es beweist, welch gutes Unternehmen EM.TV ist, weil es sonst keiner würde haben wollen.
daran ist also nichts schlimmes, es zeigt im Gegenteil, daß EM.TV die richtige Philosophie und ein erfolgreiches Management hat und hatte.
Und nun noch meine Meinung über die Zukunft von EM.TV:
Ich bin der Ansicht, daß sich das Umsatzwachstum in den nächsten Jahren weiter abschwächen wird. Vielleicht wächst es auch mal wieder, wenn neue Geschäftsbereiche erschlossen werden oder die Geschäfte besonders gut liefen. Die Zeiten der Vervierfachungen sind aber ein für allemal vorbei!
Deswegen sollte EM.TV in absehbarer Zeit den Neuen Markt verlassen, weil sie soweit gereift sind, daß sie eher in den (M-)Dax gehören.
Und genauso wird es auch kommen, wenn EM.TV ein großes, international etabliertes Unternehmen ist. Dann sind die großen Kurssprünge vorbei und Vernunft kehrt ein.
Und genauso wird es allen Werten des Neuen Marktes ergehen.
Ihr Wachstum wird abflauen.
Ihr Aktienkurs wird einbrechen (und wieder werden die Neider und Zuspäteinsteiger sich das Maul über die Qualität zerreißen und wieder wird es Pleitegerüchte geben).
Beste Beispiele sind hier bestimmt Intershop oder Parsytec oder was weiß ich nicht noch alles für Unternehmen.
Die sind Markführer in ihren Bereichen bzw. sind stark, stärker, am stärksten gewachsen und werden sich dann auf einer gewißen Größe einpendeln.
Alle Unternehmen, denen das nicht so geht, gehen pleite.
Und was ist euch dann lieber?
Wenn also das nächste mal jemand von unbegrenztem Wachstum redet, obwohl die Firma scheiße ist oder schon seit Jahren irrsinnig gewachsen ist, haut ihm eine aufs Maul, denn er ist entweder dumm, und das gehört bestraft oder er will euch aufs Glatteis führen, und das gehört noch viel mehr bestraft.
So.
Ich habe fertig.
Garion
UNTERNEHMEN 100% PLUß MACHEN, BEI 80% PLUß VERLIERT DIE AKTIE 20%.
Übrigens, wo warst Du eigentlich so lange und was macht Dein Lexikon, das
Du ja als Buch rausbringen wolltest ?
Auf jeden Fall mach so weiter...
Gruss
Nase
Ein Kurs um 20€ ist wahrscheinlich gerechtfertigt (95E unter dem höchstkurs!!!!)
Gruss SCI
warum gibt es wohl keine kommentare!?!??!?!?!
gruss
sv.Spielkind
Habt Ihr noch nie was davon gehört, daß ein Unternehmen durch zu hohes und unkontolliertes Wachstum ins Strudeln geraten kann. Denkt mal etwa an die alte AEG: zugekauft bis zum Exitus.
Ich will das nicht EM.TV unterstellen, aber ausschließen tue ich am Neuen Markt garnichts mehr.
Das Börsenlexikon wird nicht als Buch veröffentlicht werden. Ich werde es aber umarbeiten, ergänzen und fertigstellen und es dann hier posten.
Ich bitte da aber noch um Geduld, denn nebenbei schreibe ich noch ein Buch, ein erzählerisches Werk und ab und an einige Gedichte, bastele an meiner Homepage, wo das mal alles drauf soll, und ganz nebenbei studiere ich auch noch ;)
@ alle anderen: Danke für das Lob
@Karlchen_I: Der Glaubensgemeinschaft der Metaboxler gehörte ich nie an, weil mich das Unternehmen einfach nicht überzeugt. Dein Beispiel mit AEG trifft zwar nicht ganz auf den NM zu, aber es verdeutlicht im großen und ganzen das, was ich in meinem posting sagen wollte und ich bin froh, daß viele es genauso sehen. Das gibt Hoffnung, daß der Markt in Bälde mal wieder eine gesunde Entwicklung nimmt. Auf dem besten Wege dahin sind wir, denn die unbesonnenen Anleger scheinen den Markt zu verlassen.
man kann Metabox nur im Zusammenhang mit den Gebrüdern Grimm NENNEN!
Im übrigen gehöre ich eher der Glaubensgemeinde von Singulus und Intershop an. Der Beitrag ist nun mal einfach treffend und somit TOP.
könnte aber" und schon fallen Kurse. Siehe Top Werte wie NOKIA vor ca. 2 Monaten. Tschüß und GUTE NACHT.
Viele Grüße, voltago
Eine Methode, das herauszufinden, ist sicherlich, sich mal die Umsatzreihe eines Unternehmens aufzuschreiben und sie mit den bisherigen Raten in die Zuknuft zu verlängern, wie ich das oben bis 2010 bei EM.TV gemacht habe. Wenn man über entsprechendes Material verfügt, kann man sich daneben die Umsätze der gesamten Branche im Zeitablauf schreiben und dann muß man beginnen, realistisch zu denken.
Man kann viele Jahre wegstreichen, wo das Unternehmen einen unmöglich hohen Umsatz erzielen müßte, um die Wachstumsrate zu halten, oder wo das Unternehmen höhere Umsätz erzielen müßte als die gesamte Branche.
Ein Knackpunkt dieser Methode ist sicherlich die Herkunft der Zahlen. Die Umsatzzahlen der Vergangenheit sind sicherlich kein Problem, wohl aber die der Zukunft und wenn überhaupt, sollte man da nur den Zahlen der betreffenden Unternehmung selbst glauben. Keinesfalls Analysten oder oberschlauen Bankhäusern, die von den betreffenden Märkten gar keine Ahnung haben können.
Probleme bereitet sicherlich auch die Tatsache, daß das Umsatzwachstum bei vielen Unternehmen nicht so homogen wie bei EM.TV ist. Solange die Umsätze aber steigen, ist sicherlich wenig Gefahr, daß ein Totalabsturz erfolgt, wobei natürlich beachtet werden muß, daß das Unternehmen auch Gewinne oder wenigstens eine schwarze 0 schreibt.
Bloßes Umsatzwachstum alleine sagt nichts aus - auf die Gewinne kommt es ja letztendlich an.
In der Wirtschaftstheorie gibt es zu diesem Problem auch einige Ansätze. Recht plausibel finde ich das Modell des Produktlebenszyklus, das meiner Ansicht nach auch auf Aktiengesellschaften zutrifft.
Hierbei ist zu beachten, daß das größte Wachstum in der zweiten Phase erfolgt. Nicht etwa in der ersten Phase, wie man leichtfertig glauben könnte. In der ersten Phase wird eine Unternehmung gegründet und sie fängt an zu arbeiten und führt ihre Produkte am Markt ein. In dieser Phase lassen sich oft keine Gewinne erwirtschaften bzw. die Wachstumsraten sind gering und das Unternehmen als solches im höchsten Maße störanfällig.
Die eigentlichen Gewinne werden in der zweiten Phase gemacht, wenn das Unternehmen erfolgreich ist und stark zu wachsen beginnt. Ich habe mich in dieser Hinsicht mal mit Kicky hier im Board über Nanophase gestritten. Ich bin nach wie vor der Ansicht, daß die Nanotechnologie sich in Phase eins befindet und erst in einigen Jahren in Phase zwei übergehen wird. Also kaufe ich heuer noch keine Nanoaktien, weil ich in anderen Branchen der Phase zwei größere Aktiengewinne erwirschaften kann.
Auch die breite Masse der Biotech ist noch in Phase eins. In Phase zwei ist Logistik und in Phase drei, wo sich die Umsatzzuwächse abzuschwächen beginnen, sind die Medienwerte.
Ein Fehler, der hier oft begangen wird, ist das Gleichsetzen der Unternehmung mit dem Markt. Ich habe oben geschrieben, daß man in Branchen der Phase zwei wohl die besten Gewinne machen kann.
Was tut man also, um herauszufinden, ob eine Branche in dieser Phase ist?
Man sieht sich deren Produkte und Zukunftsaussichten an.
OK.
Aber man muß sich auch den Markt anschauen, denn erst wenn der reif für die Produkte einer tollen Unternehmung ist, kann diese tolle Unternehmung beginnen, zu wachsen.
Mal ein sehr überspitztes Beispiel, was ich damit meine:
Angenommen, eine Unternehmung würde Raumschiffantriebe verkaufen, mit denen man mit mehrfacher Lichtgeschwindigkeit reisen könnte.
Das ist sicherlich toll und das Unternehmen hat ganz bestimmt rosige Zukunftsaussichten, aber in den nächsten Jahren würde ich nicht in sie investieren. Es muß nämlich erst ein Markt für Raumschiffe an sich entstehen, die Esa und Nasa müßen erst neue Forschungsprogramme auflegen, dafür müßen erst Gelder bewilligt werden, die Raumschiffe müßten erst gebaut werden usw.
Es dauert also bestimmt noch 10 Jahre, bevor unser Antriebsbauer richtig wachsen kann.
Und genau das muß man sich immer vor Augen führen. Stellt eine Unternehmung Produkte her, die der Verbraucher erst akzeptieren muß, für die eine gewisse Infrastruktur notwendig ist und für die erst ein richtiger Markt entstehen muß, dann befindet sich diese Firma in Phase eins, ganz egal wie gut sie für sich alleine betrachtet schon ist - sie ist dann nämlich ihrer Zeit voraus.
Ein gutes Indiz für diesen Aspekt ist sicherlich der Umsatz der gesamten Branche im Verhältnis zum (maximal) prognostizierten Umsatz der Branche in den nächsten Jahren.
Wenn ich heute auf meinem Markt 10 Mio Umsatz mache, ist das ganz toll.
Wenn der Markt aber in zehn Jahren (maximal) 500 Mrd groß sein soll, bin ich noch in Phase eins.
In Phase zwei wäre ich aber, wenn ich 10 Mio Umsatz mache, und der Gesamtmarkt auf (maximal) 10 Mrd. in den nächsten Jahren wachsen soll.
Das ist jetzt freilich alles nur Theorie und Philosophie und nur meine persönliche Einschätzung, und es kann sein, daß ich total danebenliege.
Die Kunst besteht also darin, zunächst die Branche richtig einzuordnen und sich dann aus der Branche den "Marktführer" oder das zukuntsträchtigste Unternehmen herauszusuchen.
Garion
Sehr gute Beiträge von Dir Garion, mein Kompliment, obwohl ich mich zu keinem Jünger von irgendwas am NM derzeit zähle (nach Karlchens Worten).
Gruß furby
ich finde Deine Beiträge sehr interresant. Aber oben schreibst Du, daß
die Börse auf Wachstum und Zukunft gehandelt wird und im unteren Beitrag
schreibst Du, daß du in Aktien investieren würdest, die in der 2. Phase sind. Meinst Du nicht, daß diese Aktien dann schon teuer sind? Ich meine, Du könntest doch mehr Gewinn machen, indem du die Aktien in der 1. Phase
kaufst, sie hälst, bis das Umsatzwachstum deiner Meinung nach erreicht ist
und sie dann verkaufst?
Gruß
Das konkrete Problem zB bei Singulus hast du ja schon angesprochen.
Ich bin der Meinung, daß Singulus in den vergangenen Jahren vor allem durch die CDs gewachsen ist (noch vor 10 Jahren besaß ich keine einzige CD, jetzt sinds bestimmt an die 1000).
In den vergangenen Jahren mußte man Singulus also basierend auf dem CD-Markt beurteilen und bewerten und genau das ist auch geschehen.
Der CD-Markt ist nun aber allmählich gesättigt - eine CD ist ein Pfennigartikel und damit sind wohl nun keine großen Gewinne mehr zu erzielen.
Anders siehts bei den DVDs aus und sie sind ein gutes Beispiel für die Phasentheorie. Die DVD an sich gibt es schon seit 3 Jahren (korrigiert mich, wenns falsch ist), aber selbst heute ist sie noch vergleichsweise schwach verbreitet, wenn man das mal mit der CD vergleicht.
Hier traf also die Sache mit "seiner Zeit voraus" oder auch das Infrastrukturargument zu (die leuten wollten noch keine DVD-Player und sahen dafür auch noch keine Notwendigkeit)
Nun aber, da besonders PC-Spiele so aufwendig programmiert werden, daß man an die 6 CDs bei großen Spielen aufwenden muß, um das gesamte Programm zu speichern, werden die Leute allmählich bequem und denken zumindest über die DVD-Alternative nach.
Das ist jetzt genau so, wie es vor 5 Jahren bei den Disketten war. Die Software wurde immer größer und Mitte der neunziger Jahre bedurfte es bei neuen Programmen an die 10 Disketten Speicherkapazität und dann wurde schließlich die CD eingeführt und die Zahl der nötigen Datenträger zumindest eine zeitlang wieder auf 1 reduziert.
Das gleiche Spiel machen wir in den nächsten Jahren wahrscheinlich auch mit CD und DVD durch und in 10 Jahren reden wir kaum noch von CDs.
Singulus befindet sich mit der DVD also an der Schwelle zur zweiten Phase.
@chrismitz
Du stellst eine fundamentale Frage, die man zwar relativ gut beantworten kann, die aber in der Praxis einige Probleme mit sich bringt.
Grundsätzlich gesehen, hast du recht und deine Argumentation gleicht der von Kostolany: eine gute Aktie kaufen und 20 Jahre liegen lassen.
Das bietet sich durchaus an, wenn man Geld für einige Dekaden übrig hat und keine Lust hat, sich ständig über die Börse zu informieren.
(ein Knackpunkt wäre aber, daß Kostolany mit dieser Strategie nicht auf junge Startups, sondern auf gestandene, etablierte Unternehmen abzielte, weil bei ersteren die Gefahr einer Pleite innerhalb der ersten 20 Jahre sehr groß ist und wenn man dann nicht rechtzeitig informiert ist ...)
Aber mit einer anderen Taktik kann man mehr Geld verdienen:
Wenn ich Geld in die Börse investieren möchte, schaue ich mich doch nicht nach einer Phase-1-Aktie um.
Diese Unternehmen stehen nämlich oft auf sehr wackeligen Füssen und viele "gute" Produkte werden den Durchbruch niemals schaffen.
Ich hätte also auf der einen Seite natürlich größeres prozentuales Wachstum, wenn ich wirklich von Anfang an bei einem Wert dabei bin, aber ich mache mal eine kleine Rechnung auf:
Vorteile:
-man ist von Anfang an dabei und kann irrsinnige Gewinne machen
Nachteile:
-da die Firma den Durchbruch noch nicht geschafft hat, kann es sein, daß man auf eine Niete gesetzt hat, die den Durchbruch nie schafft und pleite geht.
-bis die Firma in Phase 2 übergeht, können unter Umständen sehr viele Jahre vergehen, die die Gesamtrendite dann natürlich verwässern, denn die Gewinnrechnung mußt du aufmachen, wenn du die Aktie wieder verkaufst und dann mußt du ausrechnen, wieviel Prozent plus du durchschnittlich in den ganzen Jahren deiner Anlage erzielt hast.
-es besteht die große psychologische Gefahr, daß du unterwegs die Geduld verlierst, weil die Aktie einfach nicht durchstartet und nach ein paar Jahren verkaufst du dann entnervt. Du hast dann faktisch Verluste gemacht, weil du die entgangenen Gewinne der Opportunität als Verluste betrachten mußt.
Es erscheint also ratsam, wirklich nur in Wachstum zu investieren.
Dadurch entgehen einem zwar einige hundert Prozente im Vergleich zu den "Altaktionären", die schon ewig in dem Wert drin sind, unterm Strich macht man aber viel mehr Gewinne, wenn man es schafft, von einer Phase-2-Aktie auf die nächste zu springen.
Hier zieht dann das zweite Nachteilargument aus der Liste oben: Du mußt deine Rendite über einen ganzen Zeitraum berechnen.
die Renditereihe deiner Anlagestrategie von Phase 1 bis Phase 2 in ein und derselben Aktie wäre vielleicht:
+10% +10% +20% +50% +100% +300% +500%
meine Renditereihe der ständigen Phase 2 in verschiedenen Aktien wäre vielleicht:
+100% +100% +100% +100% +100% +100% +100%
Am Ende ist deine Rendite meiner überlegen (wenn ich mich jetzt nicht verrechnet habe), aber zwischendurch habe ich immer die Nase vorn und wer sagt dir, daß die 500% des letzten Jahres in deiner Reihe tatsächlich erzielt werden? Und wer sagt mir, daß ich am Ende nochmal 100% mache?
Ok, dann verkürzen wir die Reihe um ein Jahr und schon hätte ich am Ende mehr Gewinn gemacht als du.
Und wer sagt dir, daß deine Unternehmung zwischendurch nicht pleite geht?
keiner! ->RISIKO
Und wer sagt mir das?
Der Markt. Wenn ich in eine Aktie eines Phase-2-Unternehmens investiere, die schon zu laufen beginnt, ist das Pleiterisiko offensichtlich geringer.
Meine Firma macht den durchbruch grade - deine muß ihn erst noch schaffen!
Und wer sagt dir, daß du nach den ersten 3 Jahren deine Aktie nicht schon aus dem Depot wirfst, weil du insgesamt um die 35% Performance nach 3 Jahren hattest und damit unzufrieden bist und ich hingegen mein Kapital vervierfacht habe?
Fazit:
Zur richtigen Zeit in den richtigen Werten zu sein, ist die hohe Kunst der Geldanlage.
Das ist in der Praxis natürlich sehr schwierig und auch dieser Thread ist mal wieder nur graue Theorie.
Garion
dass man ein Wachstumsunternehmen in Phase I kauft, wenn
man eine faire Chance hat, das Investment in 5 Jahren zu ver 10 fachen.
Damit hat man (bei hinreichender Streuung) mit 1 Gewinn auf 10
Investments bereits den break-even.
Mit dieser Regel könnten man zB am NM in 20
niedrig bewertete Wackelkandidaten investieren, wenn es eine faire
Chance gibt, dass 3 davon durchkommen.
Schwierig ist es allerdings dem Kleinanleger, diese Chance
statistisch fair zu ermitteln. Dazu kommt, dass die viele
Wackelkandidaten keine Phase I Unternehmen sind.
Zu den Phase I Unternehmen würde ich zählen.
DCI, Net@A, Cycos, Electronics Line, Heiler,
evtl. Interlonix unf Openshop, Poet, update.com, ADVA.
Was meinst Du?
:) Tetsuo
"die 10/5 Regel bei der Venture Anlage besagt ..."
Ich habe oben meine Sicht der Dinge dargelegt und ich persönlich betrachte mein Geld nicht als Venture Capital.
Wenn man das tut, mag deine Aussage oben sicherlich etwas für sich haben.
Ich betrachte mich hingegen als Anleger beziehungsweise Spekulant.
Den Anleger kennzeichnet, daß er sein Geld mindestens erhalten und am besten noch eine überdurchschnittliche Rendite erzielen möchte.
Den Spekulanten kennzeichnet, daß er bereit ist, ein überschaubares Verlustrisiko einzugehen, um eine weit überdurchschnittliche Rendite zu erzielen.
Zu den Unternehmen, die du genannt hast:
Bei ADVA würde ich dir verhalten zustimmen, die anderen kenne ich zu wenig.
Ein ganz klar Phase 1 Unternehmen ist meiner Ansicht nach aber Tepla.
Daher fällt der Teplakurs auch wieder, weil die Ungeduldigen aus dem Wert strömen, da er noch nicht Phase zwei erreicht hat.
(Und alle, die mir jetzt einen Strick drehen wollen, da ich oben schreibe, Phase 2 Unternehmen sind die beste Anlage aber gleichzeitig in Tepla investiert bin: Ich habe mich in der Einschätzung von Tepla geirrt und dachte zu meinem Investitionszeitpunkt, das Unternehmen sei schon näher an der Phase zwei - ich werde aber jetzt nicht verkaufen, um nicht den oben genannten dritten Nachteil zu erhalten.)
Gruß,
Garion