MR. SPOCK WÜRDE VERZWEIFELN ...


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Neuester Beitrag: 02.08.06 19:18
Eröffnet am:09.11.00 11:26von: NaseAnzahl Beiträge:39
Neuester Beitrag:02.08.06 19:18von: moebiusLeser gesamt:23.947
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1578 Postings, 9378 Tage NaseMR. SPOCK WÜRDE VERZWEIFELN ...

 
  
    #1
4
09.11.00 11:26
Kennen Sie Mr. Spock noch ? Den Vulkanier aus ,,Raumschiff Enterprise" ,
der zwischen seiner Logik und menschlicher Denkweise eine Balance her-zustellen versuchte und am Ende es ihm auch einigermaßen gelang ?
Tja...jetzt stellen Sie sich mal vor, dieser Mr. Spock hat sich nun
zur Ruhe gesetzt und versucht sich auf seine alten Tage als Klein-
anleger und legt sein in fremden Galaxien sauer verdientes Geld an der
Börse an. Dieser arme Vulkanier würde wahrscheinlich sein gesamtes
Vermögen in einer Woche verlieren. Warum ?
Weil er an der menschlichen Logik verzweifeln würde, weil der Mensch
so komplex denkt, dass überhaupt keine Logik vorhanden ist. Man kann
es akzeptieren oder nicht, aber logisch ist es nicht. Wenn man es auf
die Börse allgemein bezieht, ist es sowieso eine Katastrophe.
Warum das so ist, erkläre ich nun am Beispiel USA :

Hohe Zinsen und Inflation sind die grössten Feinde der Wirtschaft.
Damit die Inflation im Keim erstickt wird, das Geldmengenwachstum
reduziert werden kann, müssen, wenn auch vorübergehend, die Zinsen
erhöht werden. Wenn jedoch die Zinsen zu hoch sind, fehlt das Geld, das
an der Börse angelegt werden kann, weil weniger Anleger von dem teureren
Geld gebrauch machen. Es fehlt also frisches Kapital. Die Börse fällt...

Wenn aber die Zinsen nicht erhöht werden, besteht die Gefahr, dass die
Inflation stärker steigt, als es vielen lieb sein kann. Wenn man also
die Zinsen nicht erhöht, weil die Börse wichtiger ist als die Bekämpfung
der Inflation, ist die Reaktion der Börsianer noch dramatischer.
Die Börse fällt...

Werden die Zinsen jedoch erhöht, ist das nun schlecht für die Wirt-
schaft, weil die Kreditaufnahme teurer und somit unrentabler und
kostenintensiver wird. Somit spart man lieber etwas hier und da, meistens
am Personal...und schont hat man das Geld wieder drin.
Leider hat das auch zur Folge, dass die Wirtschaft geschwächt wird.
Das war aber auch Sinn der Sache, weil zur Inflationsbekämpfung auch
die überhitzte Wirtschaft, also der Boom, abgeschwächt werden muss.
Doch ein ,,Soft Landing"  bedeutet auch niedrigeres Wachstum und
fallende Gewinne der Unternehmen. Die Börse fällt...

Postiv ist, als Reaktion der Abkühlung der Wirtschaft, dass die Zahl
der Arbeitssuchenden wieder steigt und die Unternehmen nicht mehr
mit mehr Gehalt und Sonderkonditionen werben müssen. Nachteil ist jedoch,
dass die Arbeitslosenrate steigt und somit der Haushalt belastet wird.
Die Steuereinnahmen sinken...
Der Überschuss fällt...
Die Börse fällt...

Weil die US-Wirtschaft an Kraft verliert, Europa jedoch mächtig aufholt,
fällt der Dollar, weil mehr in Euro angelegt wird. Importierte Waren
werden teurer und schleppen nun auch eine nicht zu unterschätzende Inflation
in das Land der unbeschränkten Möglichkeiten ein.
Die Börse fällt ? Ja, vielleicht.
Doch das ist auch nicht sehr einfach, denn :
Wenn die amerikanische Wirtschaft schwächelt, die Arbeitslosenzahl
steigt und die Zinsen hoch sind, ist es nur noch Frage der Zeit, dass
auch die Nachfrage nach Gütern aus dem alten Kontinent dramatisch
fallen wird. Und dann ? Mann, ist das kompliziert..

Die Börse wird aber vielleicht doch nicht fallen, denn :

- Die Zinsen müssen wieder gesenkt werden, sonst hat man sich in de
 Rezession zinserhöht.

- Börsianer werden denken, dass es sowieso nicht mehr schlimmer werden
 kann, sondern besser...und wieder Aktien kaufen.

- Trotzalledem haben wir keine Inflation. Das ist doch die Hauptsache.
 Na ja...die vier oder zehn Millionen Arbeitslose mehr oder weniger...
 na und ? Die Börse steigt...

- Unser neuer Präsident Al Bush (Wer wird es denn nu ?) wird sowieso
 die Steuern senken. Also wieder gut für die Wirtschaft. Hmm..wirklich
 gut..und was ist dann mit Zinsen, mit dem Geldwachstum, mit dem Haushalts-
 überschuss ? Ach ja, das wird sich ja wieder von selbst regeln, weil
 die Leute wieder mehr zum Ausgeben haben. Hmm...ja und dann ?

Ach ja ..ach ja ..ach ja..

Ach ja, Mr. Spock...hätte die Börse Ihre Logik gäbe es keine armen
Menschen mehr auf der Welt. Das bedeutet also auch, dass zu viel und
perfekte Logik langweilig ist. Die menschliche Logik ist mir doch lieber,
sie ist ungemein dämlich, aber sie gehört zum Leben dazu.
Man verliert und man gewinnt. Das ist unsere Logik...

Gruss
Nase



 

2316 Postings, 9145 Tage furbySehr guter Beitrag Nase

 
  
    #2
09.11.00 12:11
vielleicht ist's eine Mischung aus partieller Logik und partieller Massenpsychologie, was alle so unberechenbar macht. Der Herdentrieb sorgt halt meist erst für die richtige Power, sei's in die eine oder andere Richtung. Oder vielleicht hilft ja auch die Chaostheorie weiter. Vielleicht sollten die Klimaforscher, die gewohnt sind mit komplexen und chaotischen Systemen umzugehen, unser Börsenklima voraussagen und nicht irgenwelche allzu menschlichen Analysten, falls auf die hier überhaupt noch einer etwas gibt.

Das Bush für Zinssenkungen steht hat mich überrascht.

Weiter so und gruß von furby  

7 Postings, 8788 Tage GunchildOpium fürs Volk

 
  
    #3
09.11.00 12:17
Religion war noch nie logisch und basiert auf Glauben. Dieser Glauben scheint sich von den Kirchen an die Börsen verlagert zu haben :)  

1995 Postings, 9095 Tage IZNichtlinear denken hilft! o.T.

 
  
    #4
09.11.00 12:56

1578 Postings, 9378 Tage NaseApropo Logik...

 
  
    #5
09.11.00 14:07
Logisch ist es, dass die Amis nervös sind und zur Zeit keine Lust auf
Aktien haben, bis der Präsident feststeht. Das ist ein Grund, warum die
Kurse gestern purzelten. Ein anderer Grund sind die tollen Zahlen von
Cisco Systems. Und weil die Zahlen so toll sind, werden die Aktien auch
wie verrückt verkauft. Denn wenn sie so gut sind, kann es ja nur noch
schlimmer werden.
Eine der zahlreichen menschlichen Logik.

Hmm...aber ich denke mal, dass der Nasdaq heute freundlich schliesst.
Denn nach dem Ausverkauf kommen immer die Schnäppchenjäger...hoffentlich..

Gruss
Nase  

2316 Postings, 9145 Tage furbyAha, die besten Aktien sind also diejenigen

 
  
    #6
09.11.00 14:29
die nur eine sehr gute Aussicht auf baldige immense Gewinne und Umsatz haben, nicht jedoch diejenigen, die da schon angekommen sind. Klar die Zukunft machts nicht die Gegenwart an der Börse. Volle Zustimmung nase. Vielleicht können wir da mal eine Liste zusammenstellen. Am besten sind wohl die Werte die bereits zu erkennen geben, daß es aufwärts geht, aber dennoch noch das größere Wachstum vor sich haben. Es scheint hier aber Ausnahmen zu geben, wie viele B2B Werte. Ariba wäre demnach uninteressant weil bereits zu erfolgreich, Commerce One und Verticalnet hätten noch größere Wachstumschancen weil bisher mit schlechteren Zahlen gekommen, oder?

Zweite Logik: Unsicherheit über die Zukunft ist schlecht für die Börse. Und dazu gehört natürlich auch die Unsicherheit über den US-Präsidenten, obwohl ich  nicht mehr glaube, daß Gore noch das Ruder herumreißen kann. Zu unterscheiden ist aber wohl zwischen Unsicherheit und Phantasie. Zinsängste, Wirtschaftszahlen usw. sind negative Unsicherheiten. Potentielle Marktchancen die einem Wert Phantasie verleihen, werden daher eher positiv gesehen, wenn die Phantasie nicht bereits teuer bezahlt wurde. Hier wären also die Werte interessant, deren Phantasie noch umstritten ist oder die noch nicht erkannt wurde, so daß noch eine geringere Bewertung vorherrscht. Beispiel hierfür wäre m.E. Singulus.

Gruß furby    

479 Postings, 9086 Tage AliMentean der boerse gilt eben 2+2=5 -1;

 
  
    #7
09.11.00 15:06
das sollte ja wohl nun jeder mitbekommen haben, d3r nich erst seit gestern traded!

mfg
a.  

2385 Postings, 9026 Tage Bronco@Gunchild

 
  
    #8
09.11.00 15:13
Ich finde es auch schade, daß es keine Vatikan-Aktien oder sowas gibt. Da würde ich sofort zugreifen. Die sind seit 2000 Jahren erfolgreich im Geschäft - als Global Player, mit jeder Menge Zukunftsvision, keine Unternehmenssteuern (im Gegenteil, sie nehmen selber Steuern ein), keine streikenden Mitarbeiter, keine Probleme mit den Kartellbehörden, wenn sie Ökumene machen, wöchentliche Aktionärsversammlungen, in denen der Vorstandsvorsitzende berichten läßt ...  

2316 Postings, 9145 Tage furbyBronco an der Transparenz würde es scheitern

 
  
    #9
09.11.00 15:20
also an der mangelnden Transparenz innerhalb der Kirchen. Die Marktstellung wäre wohl noch als gut anzusehen, wenn auch die Tendenz weniger gut aussieht. Ich denke die Vatikan AG wäre deshalb ein Flop. Noch langweiliger als die Post AG.

Gruß furby  

2385 Postings, 9026 Tage BroncoSollte der gute alte Karl recht gehabt haben,

 
  
    #10
09.11.00 16:42
dann nicht. Demnach wäre Religion Opium fürs Volk, und Dope war schon immer ein gutes Geschäft. - Nun aber genug gelästert.

Nix für ungut,

Grüße,

Bronco  

34698 Postings, 8857 Tage DarkKnightSpock hätte vielleicht so gedacht:

 
  
    #11
09.11.00 16:59
Anmerkungen zur Logik:

Einem Barbier, der beim Militär dient, wird von seinem Hauptmann befohlen, alle Soldaten der Kompanie zu rasieren, die sich selbst nicht rasieren, aber keine anderen.
Der amerikanische Logiker Reichenbach kommt in diesem Zusammenhang zu dem logischen Schluss, "dass es den Kompaniebarbier im definierten Sinne nicht geben kann."
Wie das ? Der sog. gesunde - offensichtlich aber "unlogische" - Menschenverstand sträubt sich intuitiv gegen diese Aussage. Doch werden alle diesbezüglichen Ignoranten durch den bekannten Kommunikationstheoretiker Watzlawick indes wie folgt aufgeklärt:
"Die wesentlichen Bestandteile der geschilderten Situation sind die folgenden:
1. Eine bindende komplementäre Beziehung (Offizier und Untergebener).
2. Innerhalb dieser Beziehung wird ein Befehl gegeben, der befolgt werden muss, aber nicht befolgt werden darf, um befolgt zu werden. (Der Befehl definiert den Barbier nämlich als Selbstrasierer, wenn und nur wenn er nicht selbst rasiert, und umgekehrt.)
3. Der die inferiore Position in dieser Beziehung einnehmende Soldat kann den Rahmen der Beziehung nicht verlassen oder die Paradoxie dadurch auflösen, dass er die Absurdität kommentiert (dies wäre gleichbedeutend mit Insubordination)."
Für den schon bemühten "gesunden Menschenverstand", der intuitiv bzw. gefühlsmässig vorgeht, bleiben derartige Konstruktionen freilich unverständlich, widersinnig oder eben paradox. Folgerichtig schreibt David Pears in einer Abhandlung über die Philosophie Wittgensteins: "Dadurch, dass der Logiker dem Denken die pseudowissenschaftliche Stütze entzieht, hinterlässt er gestrandete Leviathane: von riesenhaften Ausmassen, aber zweifelhafter Lebensfähigkeit."

Dies alles subsummierte Jean Paul in die witzige Bemerkung, der Humor sei der "verkleidete Priester, der jedes Paar kopuliert" - fürwahr eine Wortspielerei, die - um es mit Freud zu sagen - ein primärprozesshaftes (also durch und durch alogisches) Denken offenbart. Damit ist das Witzemachen, ebenso wie der Dadaismus, Surrealismus, Symbolismus oder die groteske Dichtkunst eines Christian Morgenstern zum Beispiel, ein Akt befreiender Dekonstruktion. Denn das scheinbar festgefügte Regelsystem der Logik wird - ganz spielerisch - aus den Angeln gehoben (oder zumindest durch den Kakao gezogen!). Unbestreitbar am konsequentesten vermag dies der jüdische Witz.
Als Beispiel können wir jenen Rabbi nehmen, der seine Brille vermisst und sich eine ganze Reihe von scharfsinnigen Fragen nach dem gegenwaärtigen Besitzer dieser Brille stellt, die er dann ebenso scharfsinnig beantwortet: immer unter Anwendung des logischen Prinzips des ausgeschlossenen Dritten:
"Da die Brill ist nicht da, ist sie entweder weggelaufen, oder es hot sie einer genommen. Lächerlich, wie kann sie sein weggelaufen, wo sie doch hot ka Füss? Wenn sie hot einer weggenommen, hot sie entweder einer weggenommen, der hot a Brill oder es hot sie einer weggenommen, der hot ka Brill. Wenn es ist einer gewesen, der hot ka Brill, ist es entweder einer gewesen, der hot ka Brill und seht, oder es ist einer gewesen, der hot ka Brill und seht nix. Wenn er hot ka Brill und seht, was braucht er da e Brill? Es ist also gewesen einer, der hot ka Brill und seht nix. Wenn es ist gewesen einer, der hat ka Brill und seht nix, kann er doch nicht finden die Brill? Wenn sie hat keiner weggenommen, der hot a Brill und seht und es hot sie keiner weggenommen, der hot ka Brill und seht nix, und wenn sie ist nicht weggelaufen, weil sie hat ka Füss, muss doch die Brill da sein! Ich seh aber doch, sie ist nicht da! Ich seh? Also hab ich doch a Brill! Wenn ich hab a Brill, ist sie entweder mei Brill oder a fremde Brill! Wie kommt aber a fremde Brill auf meine Nas? Da ich hab ka fremde Brill, ist es mei Brill!"
 

2385 Postings, 9026 Tage Broncoklingt absolut logisch. o.T.

 
  
    #12
09.11.00 17:40

34698 Postings, 8857 Tage DarkKnightup: Erklärung für die aktuelle Erholung

 
  
    #13
26.10.01 21:35
oder: Wahnsinn in Tüten  

9123 Postings, 8826 Tage ReilaDK, und was, wenn Greeny nochmal an der

 
  
    #14
26.10.01 21:42
Zinsschraube dreht? Dann kommt der Wahnsinn raus aus der Tüte. Hoffe, ich bin dabei.

R.  

10725 Postings, 9052 Tage GruenspanReila, daß tut er auch.

 
  
    #15
26.10.01 21:44
Am 06.11.01
:-)  

34698 Postings, 8857 Tage DarkKnightMit Wahnsinn ist es wie mit Zahnpasta

 
  
    #16
26.10.01 21:46
leicht herauszubringen, kaum mehr möglich, zurück in die Tube zu stopfen:

200 Milliarden für Kampfjets
120 Milliarden für Wiederaufbau
60 Milliarden für NMD

und wahrscheinlich 50 bis 80 Milliarden der "Alliierten", die die Kassen wieder füllen in US ... rechne mal noch die Multiplikatoren hinzu und wir sind bei mind. 3% Wirtschaftswachstum in US nächstes Jahr  

34698 Postings, 8857 Tage DarkKnightDas eigentliche Problem ist für weitere 5 bis 10

 
  
    #17
26.10.01 22:08
Jahre verschoben:



5. September 2001 -
Am 18. August erschien in der Londoner "Financial Times" ein Artikel des Wallstreet-Bankiers und ehemaligen US-Botschafters in Paris, Felix Rohatyn, mit der Überschrift "Zurück zu Bretton Woods". Lyndon LaRouche veröffentlichte darauf am 24. August die folgende Antwort:


Rohatyn soll nicht vom Thema ablenken
In den letzten Jahren waren alle substantiellen Vorschläge zur Einberufung einer neuen Bretton-Woods-Konferenz international mit meinem Namen verbunden. Verschiedene Regierungseinrichtungen unternahmen vorbereitende Schritte, um die Diskussion und Annahme meiner Vorschläge zu befördern.

Jetzt behauptet Felix Rohatyn, er schlage eine "neue Bretton-Woods-Konferenz" vor; er erwähnte dabei aber nicht den Vorschlag, der international unter derselben Bezeichnung bereits auf dem Tisch liegt. Daher stellt sich die Frage: Will Felix behaupten, er habe das Rad neu erfunden, oder möchte er damit ausdrücken, er unterstütze den bereits auf dem Tisch liegenden Vorschlag, der durch mich und eine Reihe von Parlamentariern, die Resolutionen zu seiner Unterstützung international verbreitet haben, weltweit bekannt wurde? Man muß also fragen: Schließt Felix sich meiner Definition eines neuen Bretton Woods an, oder soll seine Äußerung nur ein weiteres delphisches Ablenkungsmanöver für Leichtgläubige sein?

Da sich das gegenwärtige Weltwährungssystem bereits in Auflösung befindet, muß die Frage, ob Felix meinen Vorschlag oder aber etwas anderes unterstützt, dringend geklärt werden. Es kann nicht angehen, daß zwei Medikamente unter der gleichen Bezeichnung angeboten werden, von denen eines Abhilfe schafft, das andere aber ein tödliches Gift ist. Deshalb muß Felix auf meine Aufforderung in dieser Angelegenheit reagieren, und zwar öffentlich.

Um das Problem zu vereinfachen, fordere ich Felix auf, die folgenden Punkte zu beantworten.

1. Tatsache: Unter einem "neuen Bretton Woods" verstehen Regierungen und andere relevante internationale Kreise inzwischen allgemein ein neues System als Ersatz für das katastrophale und grausam ungerechte, gescheiterte derzeitige System des Internationalen Währungsfonds. Unter dem gescheiterten gegenwärtigen Weltwährungssystem versteht man das im August 1971 eingeführte System freier Wechselkurse, mit dem von dem ursprünglichen protektionistischen System fester Wechselkurse abgegangen wurde. Der Vorschlag für ein neues Bretton Woods bedeutet daher, ein jetzt gescheitertes System aufzugeben und statt dessen auf dem früheren Bretton-Woods-System, das trotz der vorhandenen internen Mißbräuche bestens funktionierte, neu aufzubauen.

2. Frage: Akzeptiert Felix Rohatyn diese weithin akzeptierte Definition des Begriffs "neues Bretton Woods"? Wenn ja, sollte er das öffentlich sagen. Wenn nein, dann sollte er die Bezeichnung für seinen Vorschlag ändern, um die Öffentlichkeit nicht irrezuführen (sonst könnte man ihm durchaus zu recht "Etikettenschwindel" vorwerfen).

3. Tatsache: In den Jahren 1995-2000 haben allein amerikanische Investoren in einem der größten "Kettenbrief"-Finanzschwindel der Neuzeit, der Blase der sog. "New Economy", mehrere Billionen Dollar verloren. Viele führende Persönlichkeiten des Landes, darunter führende Präsidentschaftskandidaten, haben diesen Schwindel mit der "neuen Wirtschaft" sehr lange - selbst noch im US-Präsidentschaftswahlkampf 2000 - unterstützt. Ich warnte in diesem Wahlkampf die Menschen, nicht auf diese Propaganda von der "neuen Wirtschaft" hereinzufallen, und ich warnte vor der neuen allgemeinen Finanzkrise, die entweder noch während des Wahlkampfs oder kurz nach der Wahl auf die Welt zukäme. Etwa seit der Zeit des Amtsantritts von Präsident George W. Bush ist die "New Economy"-Blase geplatzt. Die Investoren, die verlockt wurden, sie zu stützen, haben Billionen verloren, und die USA können die Rolle als weltweiter "Importeur der letzten Instanz" nicht mehr durchhalten.

4. Frage: Ich warne Investoren und andere seit Jahren vor der Gefahr dieser Finanzblase und den damit in Zusammenhang stehenden Fehlern der amerikanischen und anderer Regierungen in den vergangenen Jahren. Wann hat der Finanzexperte Felix Rohatyn zum ersten Mal öffentlich vor diesem Riesenschwindel gewarnt? Hat er den demokratischen Kandidaten Al Gore öffentlich gemahnt, die Öffentlichkeit in dieser Sache nicht länger irrezuführen? Hat er jemals meine jeweiligen Warnungen unterstützt, als es noch Zeit war, zu verhindern, daß Millionen Amerikaner in diese wertlose Blase investieren? Nachdem der Schwindel mit der "New Economy" aufgeflogen ist, ist die jetzt größte Finanzkrise in den USA eine riesige Immobilienblase. Sie wird unter dem Vorwand der Schaffung von Verbraucherkredit erzeugt; das eigentliche, üblere Ziel dabei ist aber, vorübergehend die Immobilienwerte zu inflationieren, um so die drohende Notlage führender Banken zu vertuschen; dies war Experten mit der Erfahrung und der Position eines Felix Rohatyn schon während des Präsidentschaftswahlkampfs 2000 wohlbekannt.

5. Tatsache: Etwa seit der Zeit des Amtsantritts der Administration von Präsident Jimmy Carter ist der Anteil der unteren 80 Prozent der Einkommensbezieher am Nationaleinkommen fortdauernd katastrophal geschrumpft. In Verbindung mit dem Verfall der vernachlässigten, geplünderten grundlegenden Wirtschaftsinfrastruktur der USA und der Plünderung der physischen produktiven Kapazität unserer Nation durch den Export amerikanischer Arbeitsplätze in Billiglohnmärkte führte die amerikanische Politik unter dem System freier Wechselkurse in den Jahren von 1971-2000 im Endeffekt zu einem immer schnelleren Zusammenbruch des realwirtschaftlichen Potentials und des Lebensstandards der USA und ihrer Bevölkerung, insbesondere der einkommensmäßig unteren 80 Prozent der Haushalte.

6. Frage: Erkennt Felix Rohatyn diese Tatsachen an? Gibt er zu, daß die amerikanische Wirtschaft und die Weltwirtschaft gegenüber der Zeit von 1945-63 unter einer Akkumulation grundlegender politischer Veränderungen leidet, die sich jetzt als systemische Narrheit erwiesen haben? Erkennt er an, daß wir bei den politischen Entscheidungen zu der Matrix zurückkehren müssen, die das Amerika unter Präsident Franklin Roosevelt und in der Nachkriegszeit kennzeichnete, in der Zeit vor Richard Nixons Wahlkampf mit der "Südstaatenstrategie" im Sinne der Nashville-Agrarier 1966-68? Ist Felix bereit, zuzugeben und öffentlich zu erklären, daß wir wieder in Ordnung bringen müssen, was die fehlgeleitete Führung Amerikas nach 1966, z.B. unter den Präsidenten Nixon und Carter, kaputtgemacht hat?

7. Tatsache: Felix Rohatyn ist informiert und intelligent genug, um zu wissen, was heute viele in hohen öffentlichen Ämtern nicht wissen: daß bestimmte Merkmale der Praxis des ursprünglichen Bretton-Woods-Abkommens entscheidend für den Nachkriegs-Wiederaufbau der Volkswirtschaft in den USA, Westeuropa und anderswo waren. Wir können sicher sein, daß er weiß, daß dazu ein System administrativ festgesetzter Wechselkurse gehörte, ohne das sich niedrige Zinssätze bei mittel- bis langfristigen internationalen Krediten und Investitionen nicht aufrechterhalten lassen. Wir können sicher sein, daß er weiß, daß die Schaffung des notwendigen, umfangreichen öffentlichen und anderen Kredits für Wiederaufbau und Wirtschaftswachstum nach dem Krieg nicht möglich gewesen wäre ohne ein Regulierungssystem, das für langfristige Investitionen in grundlegende wirtschaftliche Infrastruktur und produktives Kapital für Landwirtschaft, Industrie, Wohnungsbau und städtische Infrastruktur allgemein wesentlich ist. Wir können sicher sein, daß er weiß, daß zu diesen Maßnahmen ein protektionistisches System für mittel- bis langfristigen Handel und Schutzzölle für produktive Investitionen sowie Kapitalkontrollen gehörten. Wir können sicher sein, daß er weiß, daß die Wiedereinführung solcher Maßnahmen für eine Erholung von dem jetzt hereinbrechenden kettenreaktionsartigen Zusammenbruch des gegenwärtigen Finanz- und Währungssystems der Welt unverzichtbar ist.

8. Frage: Ist er bereit, öffentlich zu erklären, daß er entschlossen ist, diesen Elementen als Grundlage einer neuen Bretton-Woods-Vereinbarung wieder Geltung zu verschaffen?

9. Tatsache: Die einzige dauerhafte Quelle wirklichen Profits einer Volkswirtschaft ist die Beschäftigung von Arbeitskräften im wissenschaftlich-technischen Fortschritt und in zunehmend energie- und kapitalintensiverer Produktion. Ansonsten wird irgendeine scheinbare durchschnittliche Profitrate in einer Volkswirtschaft nur dadurch zustandekommen, daß Rohstoffe oder andere vorhandene Ressourcen geplündert werden - oder in Form rein fiktiver Geldgewinne, wie im Zusammenhang mit der jüngsten Aktien- und Immobilienblase. Die gegenwärtige Energiekrise in den USA, die sich verschärfende Krise im amerikanischen Gesundheitswesen und das galoppierende Zahlungsbilanzdefizit der USA sind nur zu typisch für das unvermeidliche Resultat, das man erhält, wenn man versucht, verschiedene Formen einer sogenannten "nachindustriellen Wirtschaft" an die Stelle der altmodischen "Blaumann"-Realwirtschaft zu setzen.

10. Frage: Wird er es sagen?

Abgesehen davon denke ich, daß Felix Rohatyn keine formalen Einwände gegen die folgenden Elemente meines Vorschlags für unmittelbare Notmaßnahmen erheben wird; es sind drei wesentliche Schritte, die ich in meiner jüngsten Rede vor dem mexikanischen Nationalen Institut der Vereidigten Buchhalter skizziert habe.

Für mich und für eine beträchtliche Anzahl anderer relevanter Personen aus verschiedenen Nationen ist offensichtlich, daß drei wesentliche Schritte ergriffen werden müssen, um die dringend notwendige Form eines neuen Bretton Woods ins Leben zu rufen.

Erstens müssen Personen mit der entsprechenden fachlichen und sonstigen Kompetenz für eine Diskussion solcher technischer Fragen der weltweiten und nationalen Politik intensive Gespräche über die notwendigen Eckpunkte eines neuen Bretton Woods führen. Sie müssen nicht nur die Liste von Vorgaben entwerfen, ohne die ein Erfolg der Mission unmöglich ist; sie müssen auch unterscheiden, was zwingend notwendige Erfordernisse sind, die keinen kompetenten Kompromiß zulassen, und was andererseits Optionen sind, unter denen politische und verwandte Institutionen, die den Reformentwurf eines neuen Bretton Woods annehmen müssen, wählen können.

Zweitens muß diese Gruppe die relevanten politischen Institutionen erziehen, weil man dort heute keine Kompetenz in der technischen Seite dieser Dinge voraussetzen kann. Man muß die Themen ansprechen und den betroffenen politischen und verwandten Institutionen eindeutig klarmachen, wo sie Optionen haben und welche, und in welchen Fragen es im Gegensatz dazu keine Kompromisse geben darf, wenn das System nicht von vornherein scheitern soll.

Drittens braucht man damit einhergehend eine energische, therapeutische Neuerziehung der breiten Öffentlichkeit über die grundlegenden Unterschiede zwischen dem schrecklich gescheiterten System, das jetzt allen um die Ohren fliegt, und den Prinzipien des neuen Systems, das unterstützt werden muß und in dem die Menschen die Chancen auf produktive Mitwirkung finden müssen.

Lassen wir die übliche Propaganda der Unterstellungen und delphischen Verdrehungen hinter uns; es ist Zeit für einige klare Antworten auf die Tatsachen und Fragen, die ich Felix Rohatyn vorgelegt habe.

 

9123 Postings, 8826 Tage ReilaWarum nicht gleich den Sozialismus einführen? o.T.

 
  
    #18
26.10.01 22:13

34698 Postings, 8857 Tage DarkKnightWeils nicht geht: es gibt immer noch zuviele

 
  
    #19
26.10.01 22:17
Idioten, die meinen, daß sie mit den paarMarkFuffzig "viel verdienen" und in vorauseilendem Herzinfarkt dem Kapital noch mehr Macht und Einfluß verschaffen ...  

9123 Postings, 8826 Tage ReilaDk, Du bist auf der falschen Seite geboren.

 
  
    #20
26.10.01 22:23
Junge, Junge, wie weit hättest Du es seinerzeit bringen können. Allerdings wären eigene Gedanken nicht erwünscht gewesen. Also Scheiße überall. Wir sollten mal wieder ein Bier trinken ...

R.  

34698 Postings, 8857 Tage DarkKnight@reila: ich habe nie behauptet, daß die DDR

 
  
    #21
26.10.01 22:26
irgendetwas mit sozialistischen Gedanken zu tun hat ... das mit dem Bier wird wohl überfällig, sehe zu, daß ich in den nächsten Wochen wieder nach Berlin komme ...

cya  

9123 Postings, 8826 Tage Reila@DK, würde mich sehr freuen. _________ PS:

 
  
    #22
26.10.01 22:28
Was ist DDR?

R.  

34698 Postings, 8857 Tage DarkKnightDDR = Deutsche Doping Republik o.T.

 
  
    #23
26.10.01 22:37

9123 Postings, 8826 Tage ReilaAch so. Alles klar. Traf vor ein paar Tagen

 
  
    #24
26.10.01 22:42
einen ehemaligen Spitzentrainer von den Leichtathleten. Der beaufsichtigte den Ölwechsel an meinem Auto. Ist die Kiste jetzt gedopt?

R.  

34698 Postings, 8857 Tage DarkKnightAch so. Alles klar. Spitzentrainer kann der nicht

 
  
    #25
26.10.01 22:44
gewesen sein, sonst wäre er hier, in BaWü (weil: die können ja alles, außer hochdeutsch) oder in China  

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