Gibt es in der Türkei Kirchen?
Seite 1 von 2 Neuester Beitrag: 13.10.04 16:45 | ||||
Eröffnet am: | 12.10.04 09:18 | von: Depothalbiere. | Anzahl Beiträge: | 33 |
Neuester Beitrag: | 13.10.04 16:45 | von: Talisker | Leser gesamt: | 2.518 |
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Die Situation der Türken ist von deutscher Seite mit besonderer Aufmerksamkeit zu beobachten. Zwei islamische Vereinigungen, in denen ca. 50.000 Mitglied sind, der „Verband der islamischen Vereine” und die „Islamische Gemeinschaft Milli Görüs”, streben die Weltherrschaft des Islam bzw. die Islamische Republik Türkei in Deutschland an. Die Zahl der Türken in Deutschland nimmt jedes Jahr um 70.000 Personen zu. Das Ökumenische Patriarchat in Konstantinopel wird von islamischer Seite aus immer wieder angegriffen und unterdrückt, ohne daß die Christen etwas dagegen unternehmen. In den türkischen Ausweispapieren wird die christliche Religionszugehörigkeit festgehalten, was bei Kontrollen Ärger zu Folgen hat.
Menschenrechtler und Islam-Experten sehen bisher die Kriterien für eine Aufnahme der Türkei in die Europäische Union (EU) als nicht erfüllt an. Die Diskriminierung christlicher Minderheiten bestehe fort, erklärte die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) in Frankfurt. Sie forderte die Europäische Union deshalb auf, strikt an der Erfüllung der Beitrittskriterien festzuhalten, zu denen gleiche Rechte für alle Bürger gehören. Trotz Reformansätzen müsse am Durchsetzungswillen der türkischen Regierung gezweifelt werden.
Anlass für die Stellungnahme der IGFM ist der Jahrestag des Lausanner Abkommens vom 24. Juli 1923, nach dem nicht-muslimische türkische Staatsbürger die gleichen bürgerlichen und politischen Rechte genießen wie Muslime. Der Bevölkerungsanteil der Christen schrumpfte im Verlauf des 20. Jahrhunderts durch Völkermord, Vertreibung und Verfolgung von rund 20 Prozent auf 0,3 Prozent. Die verbliebenen rund 80.000 armenischen und rund 15.000 syrisch-orthodoxen Christen genießen nach wie vor nicht die gleichen Rechte wie Muslime, so die Menschenrechtsorganisation.
Die Ermordung des christlichen Bürgermeisters Gevriye Aslan am 17. Juli in dem Dorf Dayro Du Slibo belege ferner, dass Christen, die auf Einladung der türkischen Regierung in ihre Dörfer zurückkehrten, ihres Lebens und Eigentums nicht sicher seien. Die IGFM forderte die EU auf, angesichts der anstehenden Entscheidung über Beitrittsverhandlungen mit der Türkei, die menschenrechtswidrige Unterdrückung von Leben und Kultur der Christen in der Türkei zu benennen.
Gesetze haben nichts verbessert
Eine anhaltende Benachteiligung von Christen in der Türkei beklagt auch das Institut für Islamfragen der Deutschen Evangelischen Allianz. So genannte EU-Harmonisierungsgesetze der türkischen Regierung und die darin enthaltenen Regelungen zur Religionsfreiheit hätten nicht dazu geführt, die Situation der Christen zu verbessern. Nach wie vor komme es zu Enteignungen kirchlichen Eigentums. Vor allem armenische Stiftungen seien davon betroffen. Außerdem verhinderten die Behörden durch komplizierte und langwierige Genehmigungsverfahren weithin den Bau von Kirchen. Die Ausbildung von Geistlichen sei seit 1970 verboten.
Ferner tabuisiere die Türkei den Völkermord an 1,5 Millionen Armeniern und etwa 500.000 assyrischen Christen während des Ersten Weltkrieges. Allein die Erwähnung werde strafrechtlich verfolgt. Das 1999 gegründete Institut für Islamfragen will Christen besser über den Islam informieren und Christen zu einem Dialog mit Muslimen befähigen. Leiter sind die Islamwissenschaftlerin Christine Schirrmacher, Bonn und der Islamkundler Andreas Maurer, Uster in der Schweiz. Vorsitzender des Instituts ist Pastor Horst Marquardt aus Wetzlar.
Quelle: idea
Erschienen am: 29.07.2004
es gibt noch andere foren als ariva -
amazing!!
Ich wollte da gerade instinktiv grüne sterne verteilen, ging aber nich.
Man soll sich ja nicht am Schlechten orientieren, aber hat schon mal jemand gesehen, wie hübsch sich der kleine Katholentempel im Innern der Moschee der Alhambra in Grenada macht? Will sagen: Das Umfunktionieren von Gotteshäusern ist nicht gerade eine Errungenschaft der Türkei.
Den faktischen Umgang mit dem Christentum in der Türkei kann man nicht gerade als tolerant bezeichnen - keine Frage, aber man sollte es nicht mit einem solchen Blödsinn belegen.
Gruß
Talisker
Eine weit herbeigeholte Argumentation, Talisker.
Ciao
BeMi
Aber auch Bezüge richtig herstellen?
Mein Bsp. als Widerlegung einer Tatsachenbeschreibung? Wo?
Ciao
Talisker
Deine angewandte "Toleranz" gilt nur für Gleichgesinnte.
Was ich hier zur Isalmisierung Deutschlands gelesen habe, treibt mir die Zornesröte ins Gesicht. Wenn ich dazu deinen Kommentar lese, könnte ich kotzen Herr Oberlehrer. Für Typen wie dich müsste man die Prüfung der Verfassungstreue wieder einführen.
Der Bernd ist Mülleimerausleerer im Vorstand einer großen deutschen Werft und
führt nebenbei noch einen Ortsverein und den Verein Klugscheisser e.V.
*g*
Was habe ich, bitte schön, verleugnet oder verharmlost?
Und weil es so spaßig ist, welcher Punkt/welche Punkte sollten hinsichtlich Verfassungstreue bei mir abgeprüft werden? Werd doch bitte mal konkret.
Gespannt auf deine Antwort wartet der Oberlehrer
Talisker
Aber stehste bestimmt drüber.
... vielleicht sollte man sich das mit den Türken wirklich nochmal überlegen.
Das Analogon auf der anderen Seite ist die Hagia Sophia in Istanbul, die im 5. Jh als christliche Kirche gebaut wurde, nach der Eroberung durch die Türken zu einer Moschee umfunktioniert wurde und unter Atatürk zu einem Museum gemacht wurde, um den ewigen Streit zu beenden.
Die Umwidmung von Gotteshäusern direkt nach der jeweiligen Eroberung ist immer aus dem Willen des Eroberers, der sich durchsetzen will, zu verstehen. Ich will nicht sagen, daß das in Ordnung ist, aber es ist erklärlich und üblich. Eroberungen sind nun mal so. Was glaubst Du, wieviele evangelische Kirchen in den ehemaligen deutschen Ostgebieten zu katholischen umgewandelt wurden?
Eine ganz andere Sache ist es aber, ob man die Ausübung einer "fremden" Religion im eigenen Lande gestattet, behindert oder verbietet. Und da sind die islamischen Länder, von wenigen Ausnahmen (Quatar soll eine sein) abgesehen, deutlich weniger tolerant als die meisten westlichen Länder.
Über die Lage der christlichen Kirchen in der Türkei gab es vor kurzem einen Artikel in der FAZ, aus dem ich so aus dem Gedächtnis folgendes wiedergeben kann: In der Türkei gibt es ein Amt für Religionsausübung, das so ziemlich jede religiöse Aktivität genehmigen muß. Es behindert die christlichen Kirchen und Organisationen in vielfältiger Weise. Die christlichen Kirchen können kein Eigentum an Grund und Boden mehr erwerben. Es gibt eine eigenartige Stiftungskonstruktion als Rechtsform für die Kirchen. Diese Stiftungen müssen einen Vorstand haben, sonst werden sie gelöscht und ihr Eigentum kann konfisziert werden. Vorstandswahlen sind aber nur mit Genehmigung zulässig und die wird nicht erteilt. Da nun die Vorstandsmitglieder immer älter werden und wegsterben, gibt es reihenweise Probleme.
Die Amt für Religionsausübung steuert auch die religiöse Ausbildung. Bei den Muslims steuert sie das recht rigoros anti-islamistisch. Bei den Christen verbietet es die Ausbildung von Geistlichen. "Importierte" Geistliche aus dem Ausland dürfen aber gar nicht praktizieren.
Unter solchen Umständen ist eine christliche Religionsausübung natürlich nicht möglich. Ähnliche Einschränkungen für Muslims in Deutschland sind mir nicht bekannt.
Ich bin schon vor mehr als 30 Jahren mehrfach in der Türkei gewesen (und auch etwas im Land herumgereist) und vor kurzem wieder. Nach meinem Eindruck ist das Land in dieser Zeit deutlich religiöser geworden. Bestimmte Symbole (Kopftuch, gelegentlich auch der Fez), die seit Atatürk verboten waren, tauchen immer öfter wieder auf. Auch heute ist das allerdings nicht mit anderen muslimischen Ländern vergleichbar.
Ich bin in der Frage des türkischen EU-Beitritts mit mir selbst nicht ganz im reinen. Ich mag die Türkei. Das ist ein sehr schönes Land mit im allgemeinen sehr freundlichen Leuten und einer reichen Kultur (und mit einer sehr guten Küche - es gibt eben nicht nur Döner). Ich habe - vor allem bei meinen ersten Reisen dorthin - Beispiele von Gastfreundschaft erlebt, die ich nie vergessen werde. Alles das macht es mir nicht leicht, gegen den Beitritt zu argumentieren. Aber man muß auch sehen, daß ein sowieso schon recht divergentes Gebilde wie die EU etwas einigendes braucht, um das Zusammengehörigkeitsgefühl entwickeln zu können, das für einen dauerhaften Bestand nötig ist. Diese gefährliche Divergenz würde aber durch den Beitritt der Türkei ganz kräftig steigen. Die Türkei ist nun einmal deutlich anders als das, was bisher in der EU ist.
Ich fürchte, daß der Beitritt der Türkei schon auf mittlere Sicht (50 Jahre) zum Zerfall der EU führen wird - und zwar auf eine blutige Weise. Wenn sich die Gesellschaft in der Türkei der westlichen Gesellschaftsform ausreichend angenähert hat (oder umgekehrt) mag das möglich sein. Aber ich schätze daß das noch mindestens 100 Jahre dauert. Vielleicht wird es diese Annäherung auch gar nicht geben. Das wäre auch nicht schlimm. Denn warum soll alles auf der Welt gleich sein? Aber auch: Warum soll man Ungleiches in einen Sack stecken? Nebenbei: Auch in der Türkei sind etwa 25% gegen den Beitritt.
EU-Mitglied Türkei? im Sonntagsblatt v.10.10.2004
In der Debatte um die EU-Zukunft der Türkei hat sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) besorgt über die Situation der christlichen Minderheit im Land am Bosporus geäußert.
»Ambassade de France - Chancellerie« steht auf dem kleinen, unauffälligen Schild. Auf dem Dach hängt müde die französische Fahne. Doch mitnichten verbirgt sich in dem gepflegten Zwanziger-jahre-Bau in der Altstadt von Ankara das Verwaltungsgebäude der französischen Botschaft. Hier hat die Jesuiten-Kommunität der türkischen Hauptstadt ihren Sitz. »Sankt Terese ist die Kirche von Ankara«, sagt Pater Felix Körner nicht ohne Stolz.
Der Pater ist Angestellter der französischen Botschaft. Auf dem Papier zumindest. Die merkwürdige Konstruktion ist typisch in der Türkei. Die nicht-muslimischen Minderheiten verfügen nicht über einen eigenen Rechtsstatus wie die Kirchen in Deutschland. Deshalb können sie nicht einfach Gebäude kaufen oder Kirchen bauen. Ausländische Pfarrer erhielten bislang keine Arbeitsgenehmigung. Die Botschaften bilden daher ein Hilfskonstrukt, um dennoch in der Türkei tätig sein zu können.
Ist über die Zukunft der Türkei in der Europäischen Union die Rede, wird der Umgang mit den christlichen Minderheiten auch eine Rolle spielen. Beim EU-Gipfel 1993 in Kopenhagen wurden die Kriterien für den Beitritt festgelegt - die Religionsfreiheit gehört dazu.
Sonntags finden in Sankt Terese türkischsprachige Gottesdienste statt. Vor allem armenische Christen besuchen ihn. Sie bilden die größte nicht-muslimische Minderheit in der Türkei. 80000 christliche Armenier leben in der Türkei, 15000 Katholiken und an die 2000 protestantische Christen. Die nicht-muslimischen Minderheiten haben einen Anteil an der Gesamtbevölkerung von 0,15 Prozent. Angesprochen auf die Beitrittsperspektive der Türkei, wird Pater Felix Körner skeptisch. »Die Türkei ist kein Rechtsstaat«, sagt er unumwunden. Damit sei das wichtigste Kopenhagener Kriterium nicht erfüllt. Seine harte Aussage belegt der 41-Jährige mit eigenen Erfahrungen.
Erst vor wenigen Tagen klopfte nachts ein Gemeindemitglied an seiner Tür. Der Mann war festgenommen und auf der Polizeistation gefoltert worden. Körner betont, dass er nicht dabei war und nur die Berichte des Mannes wiedergibt. Doch es ist zu spüren, dass der Pater seinem Gemeindemitglied glaubt. Im Krankenhaus bei der Untersuchung der Verletzungen wird Körner von dem plötzlich auftauchenden Sicherheitsdienst hinausgeschickt. Schließlich lachen die Polizisten ihn aus: Wie konnte er nur auf den Mann hereinfallen?
Ebenso ist Körner fest davon überzeugt, dass die Telefone der Gemeinde abgehört werden. Manchmal, wenn ein Gemeindemitglied ihn anrufe und sage, es komme in einer halben Stunde vorbei, steht wenig später ein Polizeiauto vor dem Haus des Gemeindemitglieds. Christen in der Türkei sind nicht wirklich bedroht, aber sie werden eingeschüchtert.
Die konservative türkische AKP-Regierung weiß, dass sie auch den Umgang mit den christlichen Minderheiten ändern muss, wenn sich die Tür zur EU öffnen soll. Im Fortschrittsbericht der EU-Kommission vom November 2003 heißt es: »Nicht-muslimische religiöse Minderheiten stehen weiterhin vor ernsten Hindernissen.« Die Reformgesetze, die die Regierung seit 2002 mit Blick auf einen EU-Beitritt verabschiedet hat, haben bislang nur eine geringe Verbesserung gebracht - vor allem auf dem Papier. »In diesen Sumpf von Behördenapparat kommt auch die Regierung mit ihren hehren Bemühungen nicht hinein«, sagt Felix Körner. Eine Einschätzung, die deutsche Diplomaten in Ankara teilen.
Jutta Wagemann
Christen, Kurden, Zypern: Mit neuen Initiativen will die türkische Regierung in den nächsten Monaten versuchen, für ein günstiges Klima beim EU-Gipfel vom 17. Dezember zu sorgen.
Thomas Seibert, Istanbul
Mit der Offensive will Ankara unter anderem den EU-Forderungen nach Verbesserungen für die Christen im Land nachkommen. Auch in der Kurdenpolitik und beim Zypern-Problem dürfte es Bewegung geben. Die Taktik von Regierungschef Recep Tayyip Erdogan nach der Empfehlung der EU-Kommission zur Aufnahme von Beitrittsgesprächen lautet: den Europäern – und vor allem unsicheren Kantonisten wie den Zyprern – möglichst keinen Vorwand dafür liefern, am 17. Dezember doch noch Nein zu sagen......
Neben der Situation der Kurden ist auch die Lage der christlichen Minderheiten ein Thema, bei dem Ankara von der EU genau beobachtet wird. Ein neues Gesetz soll die von der EU kritisierte Unterscheidung zwischen moslemischen und nichtmoslemischen Stiftungen aufheben. Allerdings werden die Rechte auf Immobilien-Besitz für christliche Minderheiten nicht wesentlich erleichtert. Möglicherweise wird Ankara hier noch nachbessern müssen. Vor allem mit Blick auf den Nachbarn und EU-Staat Griechenland prüft die türkische Regierung die Wiedereröffnung einer seit den 70er-Jahren geschlossenen Priesterschule der griechisch-orthodoxen Kirche in Istanbul. Ein Neubeginn der Priesterausbildung wäre nicht nur ein Symbol der Versöhnung, sondern würde auch sicherstellen, dass Griechenland im Dezember bei seiner protürkischen Haltung bleibt.
Oltner Tagblatt
Es gibt im übrigen viele Religionen auf der Welt aber nur einen G o t t !
Viele Wege führen nach R o m , so heisst es doch so schön.
Auch der Moslem sowie der Christ sind S u c h e r auf dem Weg der Wahrheit, solange beide in ihren Religionen verhaftet sind, werden sie Gott nicht finden und das wissen beide.
Eine Kirche ist kein Indiz für wahre Frömmigkeit.
Man sollte langsam dieses verbohrete konservative Blockade-Denken gegen die Türkei aufgeben.
Wir sind Menschen und leben auf einem Planeten, Leute, ein Planet!
Aber ich hoffe, es ist bei #11 deutlich geworden, worauf ich hinaus wollte (BeMi und Minirmax haben es anscheinend nicht gerafft). Nämlich, dass sowas wie #2 keine Grundlage für eine Diskussion über den Umgang der Türkei mit der christl. Religion sein sollte...
Gruß
Talisker
ich möchte aber daran erinnern, daß ich eine völlig neutrale frage gestellt habe, und diese würde ich gern aus einem bestimmten grund beantwortet haben, bevor ich mir eine eigenen meinung bilde.
und da du mit # 2 nicht einvertanden bist, vermute ich, daß du weißt, in welchen orten dort kirchen stehen (aber möglichst freistehend).