Kann man mit 345 Euro auskommen? Reporter probiert


Seite 1 von 2
Neuester Beitrag: 12.08.04 08:29
Eröffnet am:10.08.04 20:14von: PacelliAnzahl Beiträge:47
Neuester Beitrag:12.08.04 08:29von: ruhrpottLeser gesamt:1.708
Forum:Talk Leser heute:2
Bewertet mit:


 
Seite: <
| 2 >  

61 Postings, 7409 Tage PacelliKann man mit 345 Euro auskommen? Reporter probiert

 
  
    #1
10.08.04 20:14
Kann man mit 345 Euro auskommen? Unser Reporter probierte es - und sprach mit Leuten, die schon lange mit sehr wenig Geld leben müssen
Frank Nordhausen

BERLIN, im August. Nach zwei Wochen war es soweit. Ich ging über den Kollwitzmarkt, betrachtete die Auslagen, Serrano-Schinken, Mozzarella, eingelegte Tomaten und dergleichen. Ich wusste: Das geht nicht, das kannst du dir nicht leisten. Dafür reicht das Budget niemals. Es war der Moment, als das Experiment mich zu ärgern begann.

Seit zwanzig Tagen lebe ich von dem Geld, das der Staat einem Langzeitarbeitslosen in Zukunft noch zugesteht: 345 Euro im Monat. Ich will wissen: Reicht das zum Leben? "Unfug", sagte meine arbeitslose Cousine. "Sich mal drei Wochen einschränken, das kann jeder. Aber Tag für Tag? Ohne die Perspektive, dass es besser wird?"

Ich antwortete: "Okay, aber den Absturz aus einem guten Einkommen, der jetzt vielen blüht, den kann ich doch simulieren."

Ich habe jene empfohlenen 48 Euro abgezogen, die man sparen soll, falls die Waschmaschine nicht mehr funktioniert. Ich habe meine Kosten für Telefon, Handy, Internet, Kabelfernsehen und Rundfunkgebühren berechnet, denn auch ein arbeitsloser Journalist muss auf dem Laufenden bleiben. Das Auto lasse ich stehen: Benzin ist unbezahlbar. Danach bleibt mir ein Tagessatz von knapp 5,80 Euro. Schnell wird mir klar, dass vieles nicht mehr geht, das ich für selbstverständlich halte. Kein Buch, keine CD, kein Zeitungsabo, kein Besuch im Restaurant oder Schwimmbad. Auch kein Fitness-Studio, um etwas für den Rücken zu tun, und natürlich kein Urlaub. Alle Versicherungen müsste ich kündigen, die Bahncard und die Mitgliedschaft im Mieterverein. Ach ja, meine Wohnung müsste ich auch aufgeben, sie ist 30 Quadratmeter zu groß.

So wäre es, wenn es ernst wäre. Ich kenne das. Ich habe jahrelang von wenig gelebt. Ich war arbeitslos nach der Universität, habe mir dann wie viele aus meiner Generation mühsam eine Stelle erkämpft. Und nun lerne ich wieder, worauf ich viele Jahre glücklich verzichten konnte: rechnen, rechnen, rechnen.

Statt im Laden um die Ecke einzukaufen, radle ich wieder öfter zum Netto-Markt. Dort stehen die Waren in Pappschachteln. Ich sehe, wie eine ältere Frau eine Wurst aus dem Regal nimmt und sie wieder zurücklegt. Vor mir an der Kasse steht ein Mann, dessen Kleidung die Uniform der Armut ist. Alte Turnschuhe, speckige Jeans, ein verwaschenes T-Shirt. Er hat ein Sixpack Billigbier, Scheibenbrot und Margarine auf das Band gelegt. Es gibt hier Milch für 55 Cent, Salami für 99 Cent, Kaffee für 2,49 Euro und sehr günstige Bananen.

Zum Glück gibt es im Umkreis meiner Wohnung drei Biomärkte, die auch Sonderangebote führen. Ich kaufe ein Sonnenblumenbrot für 2,50, ein Kilo Müsli für drei Euro, Kirschen für fast umsonst. Am Sonnabend gehe ich kurz vor Schluss zum Wochenmarkt und frage nach Rabatten. Ich lebe von Nudeln, Brot, Kartoffeln und Gemüse, wie früher als Student. Es gelingt mir sogar, etwa einen Euro täglich zurückzulegen; damit kann ich am Kinotag ins Cinemaxx und zum Konzert der New Yorker "Klezmatics", das nur fünf Euro Eintritt kostet. Und viele Museen bieten am Donnerstagnachmittag freien Eintritt. Immerhin, das geht.

Das Sparen kommt mir anfangs wie ein Sport vor. Wenn jeder Cent zählt, dann sind eben fünf Euro wie sonst fünfzig und man muss gut auf sie Acht geben. Ich führe ein Tagebuch und notiere alle Ausgaben. Ich schreibe: Mit Disziplin ist das zu schaffen! Die alten Schuhe bringe ich noch einmal zum Schuster, statt sie wegzuwerfen. Die Haare kann ich mir von meiner Schwester schneiden lassen. Ich beglückwünsche mich, dass ich mit dem Rauchen aufgehört habe und dass ich nur selten ein Bier trinke.

Doch dann stelle ich fest, dass die Welt sich verengt. Meine Mobilität ist plötzlich eingeschränkt. Mit dem Rad kann ich mich zwar in der City gut bewegen, aber lange Strecken werden zum Problem. Um meine Mutter in Spandau zu besuchen, muss ich Bahn und Bus benutzen. Hin und zurück vier Euro. Ich frage mich, wie sich wohl echte Langzeitarbeitslose fühlen, wenn alle solchen Besuche zum Luxus werden. Ich frage mich, wie die Leute mit diesem Zustand umgehen.

Also verabrede ich mich mit Sozialhilfeempfängern und Langzeitarbeitslosen. Höre ihnen zu. Zum Beispiel der 58-jährigen Frau aus dem Wedding, die als Krankenschwester vor drei Jahren entlassen wurde und sich keine Illusionen über die Zukunft mehr macht: "Eine Arbeit? In meinem Alter?" Oder die Diplom-Chemikerin aus Moabit, allein stehend, 42 Jahre alt, die ihren gut bezahlten Job bei einer politischen Stiftung verlor, dann feststellte, dass sie zu viel Vermögen besaß, um Arbeitslosenhilfe zu bekommen. Sie verkaufte ihre Lebensversicherung und lebt seither davon. Sie könne noch ein Jahr durchhalten, sagt sie. "Ich schränke mich extrem ein. Gehe kaum noch aus, habe die Zeitungen gekündigt, den Gefrierschrank abgestellt. Ich würde überall arbeiten, aber ich finde trotz aller Bewerbungen und Fortbildungen - nichts."

Ich treffe eine allein stehende Mutter von sieben Kindern. Einen geschiedenen Kaufmann, der auf Kosten des Amtes ein zweites Studium zum Sozialarbeiter absolviert hat und trotzdem ohne Arbeit bleibt. Einen 44-jährigen Grafiker, der den Anschluss an den Beruf verloren hat und vor jedem Termin im Sozialamt weiche Knie bekommt. Eine junge allein erziehende Frau, die nichts Vernünftiges gelernt hat und deren Mutter schon vom Sozialamt lebte. Einen früheren Kollegen, der in zehn arbeitslosen Jahren müde und dick geworden ist: "Bisher ging es irgendwie, aber ich weiß nicht, wie ich ab Januar leben soll. Ich habe das Gefühl, dass man nach unten durchgereicht wird."

Die Armut rückt näher. Mein bester Freund ist gerade arbeitslos geworden, nach fast 20 Jahren in der gleichen Firma. Ein anderer hat seine Arbeit beim Goethe-Institut verloren. Wenn ich es recht überlege, gibt es kaum noch jemanden mit einem festen Job unter meinen Bekannten. Ich selber habe eine halbe Stelle, genug, um über die Runden zu kommen. Aber für immer abgesichert fühle ich mich schon lange nicht mehr. Es soll 8 000 arbeitslose Journalisten in Berlin geben. Nur 1300 von ihnen sind offiziell arbeitslos gemeldet. Die meisten schlagen sich wohl irgendwie durch. Zeigen sich so flexibel, wie es gewünscht wird.

Im Internet klicke ich mich durch die Angebote der Agentur für Arbeit. Es gibt ein paar Jobs für Journalisten. Man sucht Schreiber für PR-Agenturen: "Gewünschtes Alter: 26 bis 35." Dafür bin ich zu alt. Halt, eine andere Anzeige ist noch dabei, von der Antiquitätenzeitung in München. Das ist alles.

Probehalber stelle ich eine Bewerbungsmappe zusammen. Mit den fünf Euro, die das Arbeitsamt dafür zahlt, geht das. Doch pro Jahr werden nicht mehr als 260 Euro bewilligt - viel zu wenig für jene zwanzig Bewerbungen, die das Sozialamt einem Arbeitslosen pro Monat abfordert. Außerdem weiß jeder, dass die guten Jobs in unserer Branche nicht inseriert werden. Ein ehemaliger Praktikant, der gerade die Journalistenschule in München absolviert hat, berichtet, nur zwei aus seinem Jahrgang hätten eine Stelle gefunden. "Aber ich bin jung. Ich kann schon mal ein Jahr auf niedrigem Niveau leben."

Ja, ich kann auch drei Wochen auf niedrigem Niveau leben. Meinem Freund Günter muss ich sagen, ich könne ihn nicht treffen, weil ich es mir nicht leisten kann auszugehen, "wegen dieses Selbstversuchs". "Kein Problem", sagt er, "ich lade dich ein." Im Thai-Restaurant schwärmt Günter, gut bezahlter Psychologe, von dem neuen Cabrio, mit dem er liebäugelt. Er redet von Reisen, von Plänen, von Zukunft. Ich denke an meine Cousine. "Wenn ich verreisen will, muss ich jemanden anpumpen", hat sie gesagt. "Sonst geht das nicht."

Meine Cousine, Kulturmanagerin, fünf Sprachen fließend und arbeitslos seit 2001, lebt mit ihrer vierjährigen Tochter in einer kleinen Anderthalb-Zimmer-Wohnung im Hinterhof. Die Arbeitslosenhilfe reicht zum Leben, aber nicht, um der Kleinen den Tanzkurs zu bezahlen, den sie sich wünscht.

Während einige ihrer Freunde bereits Museen leiten, bewirbt sich meine Cousine mit ihren 46 Jahren noch immer um Praktika. Sie hat, nur um zu arbeiten, eine große Ausstellung organisiert. Für nichts. Sie hat sich Hilfe suchend an den Bundespräsidenten Johannes Rau gewendet. Er schrieb einfühlsam zurück. Doch er verwies sie auch wieder nur ans Arbeitsamt, wo die gleiche Beraterin ihr wie immer nichts anzubieten hatte.

Manchmal fürchtet meine Cousine, dass es gar nicht mehr besser wird. Dass sie ewig von "Stütze" leben muss. "Ich habe zunehmend das Gefühl, in dieser Gesellschaft nicht gebraucht zu werden." Dann wischt sie den Gedanken mit einer Handbewegung fort.

Die psychischen Folgen dauernder Abhängigkeit von staatlichen Almosen sind wohl am schwersten nachzuempfinden. Die kann ich nicht simulieren. Einerseits könnten viele nicht überleben ohne Unterstützung, andererseits mache die subventionierte Untätigkeit viele Menschen eher mürbe, als dass sie ihnen helfe, sagt Gerlin Friedrich, eine Soziologin und Familienhelferin, die ich in Schöneberg treffe. "Es tut keinem Menschen gut, etwas entgegenzunehmen, ohne etwas dafür zu tun. Das Selbstwertgefühl geht verloren und die Fähigkeit, mit wenig auszukommen, die unsere Großeltern noch besaßen."

Gerlin Friedrich hat viel mit "chronifizierten Sozialhilfeempfängern" zu tun, wie sie sagt, Menschen, die schon jahrelang von staatlicher Unterstützung existieren. Sie erzählt von einer allein erziehenden Frau mit zwei Kindern, die ein Hemd lieber wegwirft, wenn ein Knopf abreißt, statt ihn wieder anzunähen. Vom Familienvater, der vom Sozialamt einen neuen Tisch fordert, statt den alten zu reparieren. Von Menschen, bei denen der Fernseher den Tag strukturiert, weil sie sonst nichts zu tun haben. "Wohlstandsverarmung" nennt sie das: "Die Leute richten sich in der Bedürftigkeit ein. Das macht sie depressiv und lethargisch. Deshalb sagen viele Sozialarbeiter, die früher anders dachten: Hilfe muss sein, aber nichts mehr ohne Gegenleistung." Gerlin Friedrich sagt jedoch auch, sie habe Angst davor, was Hartz IV für das Miteinander in der Gesellschaft bedeute. "Ich fürchte, dass alles noch mehr erodiert."

Es sind ja längst nicht mehr nur die Alkoholiker auf den Bänken am Neuköllner Hermannplatz. Nach wenigen Tagen schon schärft das Experiment meinen Blick. Mir fallen viele arme Menschen auf den Straßen auf. So viele wie nie zuvor. Und die Verkäufer des Obdachlosenblatts Straßenfeger erscheinen mir jetzt wie Helden der Selbsthilfe. Ich besuche Beratungsstellen für Sozialhilfeempfänger und Langzeitarbeitslose, Kieztreffpunkte.

"Wer arbeitslos wird und Schulden hat, der fürchtet sich jetzt vor dem Nichts", sagt eine Schuldnerberaterin in Marzahn. Viele Menschen würden natürlich auch nach Schlupflöchern suchen, vermuten Berater in den Arbeitsämtern. Das Arbeitslosengeld als Grundsicherung mitnehmen und dann schwarz arbeiten. Um noch einen Anteil am "richtigen Leben" zu haben.

Nein, ich würde nicht gern schwarz arbeiten. Ich würde nicht kriminell werden wollen. Als ich mich wieder einmal einladen lassen muss, begreife ich, dass ich alles tun würde, um dieser beschämenden Lage zu entkommen.

Ja, man kann von 345 Euro leben. Nein, man kann es nicht. Nur was, wenn es gar nicht mehr anders geht? Wenn es weder Arbeit noch Chancen gibt? Wenn man nicht wie ich flexibel, kinderlos und halbwegs gesund ist? Was dann? Meine Cousine sagt, manchmal spüre sie einen Stich von Panik.

   

645 Postings, 7543 Tage malakaOh Mann, der könnte noch viel sparen

 
  
    #2
10.08.04 20:55
Ich hab mir heute bei Lidl ein Krustenbrot 1000 g
für 99 Cents gekauft. Der Spinner kauft sich ein Biobrot
für 2,50.
Statt Müsli für 3 €, nehm ich Vollkornhaferflocken und
Rosinen für zusammen 54 Cents undsoweiter.
Fahrrad fahr ich, Mann, schon lange, bin ja jetzt Taxifahrer.
Oh Mann, ist der Knilch ein Verschwender. So wird
man ja nie Millionär, Mann.  

4784 Postings, 8480 Tage C.Webb4Wo bleibt da noch die persönliche

 
  
    #3
10.08.04 21:03
Freiheit? Wenn ich mich aber gesund ernähren will, oder wenn ich meine Meinung durch mein Konsumverhalten ausdrücken will ( vielleicht nicht immer das billigste, sondern das umweltverträglichste/nicht-Kinder-produzierte/deutsche etc) ?
Das geht absolut flöten, weil wenn ich mir nicht den Hormonfleischmist aus Belgien beschaffe ( kostet 1/10 von dem was mein Nachbar-bauer schlachtet ) gibts eben nie Fleisch...
Somit werden Leute in Positionen gedrängt, in denen eine "freie" "Meinungs-"Äußerung gar nicht mehr möglich ist  

61 Postings, 7409 Tage PacelliGrauenvoll für mich: Nicht einfach ins Auto steige

 
  
    #4
10.08.04 21:31
n, anlassen und losfahren, sondern ...
im Regen, Schneesturm zur ÖPNV-Haltestelle laufen...
dem Weggefahrenem Bus nachsehen...
Warten auf die nächte U-Bahn...
Nur verkniffen guckende Mitfahrer darin ...
...

*schauder*

Pacelli  

645 Postings, 7543 Tage malakaDamit hast Du doch kein Problem, Mann.

 
  
    #5
10.08.04 21:34
Denn wer Arbeit sucht, Mann,
findet auch Arbeit.
Oder etwa nich?
Oh Mann  

5698 Postings, 8160 Tage bilanzmalaka

 
  
    #6
10.08.04 21:38
Ja für 2 bis 3 Euro bei der Caritas.

Das ist ja weniger als im fernen Osten.

Kam übrigens gestern im deutschen TV.  

645 Postings, 7543 Tage malakabilanz

 
  
    #7
10.08.04 21:41
Das ist eben Deutschland.
Bald sind wir auf dem Lohnniveau von Polen, Mann.
Aber ich als Ich-AG mit Taxe verdien sowieso nur
einen Hungerlohn.
und das für eine Schicht von 12 Stunden.
Oh Mann.
Verdammt wenig Geld, Mann  

7336 Postings, 7981 Tage 54reabist beachtlich, dass die sozialschmarotzer

 
  
    #8
10.08.04 21:52
erst jetzt merken, dass es den sozialhilfeempfänger meistens drecking ging. es soll auch keine hängematte sein sondern nur das überleben sichern. ansonsten ist arbeiten angesagt.  

12850 Postings, 8343 Tage Immobilienhaijeder depp, der heute noch mit dem spruch rumrennt

 
  
    #9
10.08.04 23:28
"wer arbeiten will, findet auch arbeit" ist von der realität ungefähr soweit weg, wie die spd von ner absoluten mehrheit im bundestag.

arbeit, die das leben sichert, gibt es in deutschland schon lange nicht mehr in ausreichendem maße.  

7336 Postings, 7981 Tage 54reabes gibt sehr viele freie stellen

 
  
    #10
10.08.04 23:33
- auch im osten. lasst uns diese besetzen und dann sehen wir weiter.  

3349 Postings, 7760 Tage darksoules gibt reichlich...

 
  
    #11
10.08.04 23:34
menschen, die auch mit weniger auskommen. leute, die wenig verdienen, alte menschen mit einer niedrigen rente...und nicht alle rennen gleich zum sozi, sondern versuchen mit dem wenigen das sie haben, auszukommen...und nicht erst seit gestern, sondern schon seit langer zeit...
345 eu könen für eine einzelperson sehr viel kohle sein...wenn man vernünftig damit umgeht....  

2728 Postings, 8100 Tage anarch.Mit 345 Euro auskommen?

 
  
    #12
10.08.04 23:39

Mit Humor geht alles!  

21799 Postings, 9114 Tage Karlchen_IWo sind denn die Verhältnisse geblieben?

 
  
    #13
10.08.04 23:40
Ich glaube, alles ist verschoben.

"Ich habe meine Kosten für Telefon, Handy, Internet, Kabelfernsehen und Rundfunkgebühren berechnet"

Was sich so ein Sozialhilfeempfänger alles leisten kann...

"Das Auto lasse ich stehen"

Auto ist also auch da - auch wenn er es stehen lässt, fallen die Kosten für Versicherung und Steuern an.

Aber man kann noch im Bio-Merkt einkaufen:  "Zum Glück gibt es im Umkreis meiner Wohnung drei Biomärkte, die auch Sonderangebote führen. Ich kaufe ein Sonnenblumenbrot für 2,50, ein Kilo Müsli für drei Euro, Kirschen für fast umsonst."

Wenngleich - wenn im Umkreis der Wohnung drei Bio-Märkte liegen, ist das eher eine wohlhabende Gegend - wie hoch mag da wohl die staatliche Mietübernahmen sein?


Kurzum: Jämmerlich und verlogen.  

3349 Postings, 7760 Tage darksoulwar ja nur ein test....

 
  
    #14
10.08.04 23:47
dennoch finde ich es gut. die meisten menschen können sich doch nicht wirklich vorstellen, wie es ist, mit so wenig geld auskommen zu müssen.
ich kenne genügend solcher fälle.
jemand, der ständig aus dem vollen schöpfen kann und plötzlich versucht, mit 345 eu auszukommen, der wird schon seine probleme haben...
die alleinerziehende mutter mit kind, die alte frau von nebenan...die leben vielleicht seit jahren mit weniger geld..
da wirk kleidung auf dem flohmarkt gekauft, lebensmittel so günstig wie es nur geht..eben das brot für 99 cent im lidl und nicht das für 2,50 beim bäcker...weil sie vielleicht nur 3-4 eu pro tag haben...
es geht...
aber auf dauer macht es nicht wirklich spass...  

2728 Postings, 8100 Tage anarch.Ihr Idioten redet Euch einfach

 
  
    #15
10.08.04 23:49

Sprecht doch mal mit den Betroffenenen.  

21799 Postings, 9114 Tage Karlchen_IWieso hat die alte Frau von nebenan nicht mehr

 
  
    #16
10.08.04 23:50
Geld?

Also die Rentner sind bei uns nicht wirklich das Problem.  

2728 Postings, 8100 Tage anarch.Sondern? o. T.

 
  
    #17
10.08.04 23:51

69033 Postings, 7679 Tage BarCodeDu o. T.

 
  
    #18
10.08.04 23:52

3349 Postings, 7760 Tage darksoul?

 
  
    #19
10.08.04 23:53
es geht um die grundsätzliche frage, ob man mit 345 eu im monat überleben kann.
man kann und zwar genz gut, wenn man es vernünftig anfängt.
es gibt viele menschen, denen noch nicht einmal dieser betrag bleibt und die einfach mit diesem wenigen auskommen.
sieh und hör dich um..und du wirst dich wundern ....  

21799 Postings, 9114 Tage Karlchen_IPass mal auf Anarch...

 
  
    #20
10.08.04 23:55
Ich habe mal zwei Jahre von 340 gelebt - nicht Euro, sondern DM. War Ende der Siebziger. Da gingen schon mal 140 für Miete ab. War nix mit Fernseher, Telefon etc - nur Aldi. Bin auch nicht aufs Amt gerannt. Möbel selbst gebaut oder vom Trödel der AWO gekauft. War froh, wenn mir aus der Verwandschaft mal nen Zehner zugesteckt wurde.  

10041 Postings, 8183 Tage BeMiDie jetzt Betroffenen stellen die Frage nach der

 
  
    #21
11.08.04 00:02
sozialen Gerechtigkeit.
Ob das objektiv richtig ist, steht auf einem
ganz anderen Blatt.
Eine Umfrage in den letzten Tagen besagte, dass
ca. 64 % der Arbeiter und ca. 35 % der Angestellten
durch Hartz IV zu tiefst verunsichert sind und aus
Angst sich im Konsum weiter einschränken.
Das ist natürlich gut für die Binnennachfrage. ;-)

Ciao
Bernd Mi  

21799 Postings, 9114 Tage Karlchen_IJa - kann ja sein.

 
  
    #22
11.08.04 00:05
Bloß - man kann nicht immer nur auf die Konjunktur sehen. Man muss auch mal nach den Anreizen schauen - sonst kann man nie wasverändern.  

3349 Postings, 7760 Tage darksoulsoziale gerechtigkeit ?

 
  
    #23
11.08.04 00:06
sorry, aber die gibt es doch schon lange nicht mehr :-(  

10041 Postings, 8183 Tage BeMiGanzheitlich etwas sehen ist

 
  
    #24
11.08.04 00:08
eben etwas schwierig.
Ich versuche nur, in die Fußstapfen der Betroffenen
zu treten, um sie zu verstehen.
So etwas nennt man auch Empathie.

Ciao
Bernd Mi  

10041 Postings, 8183 Tage BeMiOberste Priorität für unsere

 
  
    #25
11.08.04 00:14
Wirtschaftspolitik?
Arbeitsplätze erhalten und neue schaffen (durch z.B. Anreize).
Dann sprudeln auch wieder Steuer- und Sozialversicherungseinnahmen.

Schafft Hartz IV neue Arbeitsplätze? (indirekt)
Nein, sie führt höchstens zu einem Rückgang der
Konsumneigung.
Folge: u.U. Abschwächung der Konjunktur ---->
Arbeitslosigkeit -->Steuer- und Soz.vers.einnahmen -->
Staat muss mehr sparen --> ........ ????  

Seite: <
| 2 >  
   Antwort einfügen - nach oben