Doping-Vorwürfe gegen Lance Armstrong
Bei einer Pressekonferenz im Vorfeld des Prozesses hatte Armstrong den in der ersten Reihe sitzenden Verfasser David Walsh, der vor drei Jahren auch dessen Zusammenarbeit mit dem umstrittenen italienischen Mediziner Michele Ferrari aufgedeckt und den Amerikaner in Erklärungs-Not gebracht hatte, mit zugekniffenen Augen fixiert. "Die ungeheuerlichen Anklagen in dem Buch verlangen eine ungeheuerliche Reaktion. Egal, wie lange es dauert, werde ich dagegen mit allen Mitteln vorgehen, damit die Wahrheit ans Licht kommt", sagte Armstrong und verweigerte danach jede weitere Äußerung zum Buch-Inhalt. Die Autoren hätten laut Armstrong "fünf Jahre darauf verwendet, Material zusammenzutragen, um mich zu verunglimpfen und damit Geschäfte zu machen".
Der grauhaarige Walsh, der nach der Pressekonferenz von drei Kamera-Teams umringt war und ähnlich im Mittelpunkt stand wie der vom Krebs geheilte Jahrhundert-Fahrer, kam selbst nicht zum Fragen. Jedes Mal wurde ihm das Mikrofon verweigert. "Das ist kein persönlicher Rachefeldzug, sondern investigativer Journalismus. Die Skandal-Tour 1998 hat mir die Augen geöffnet", erklärte Walsh. "Wir wollen dazu beitragen, dass die Tour wieder an Glaubwürdigkeit gewinnt."
Die Veröffentlichung des 375 Seiten starken Buches hätte ihn in seinen Vorbereitungen auf die Tour nicht gestört, berichtete Armstrong am Donnerstag in Lüttich, als er auf dem Podium hinter gelben Rosen geduckt saß. Sehr überzeugend klang es nicht.
Pierre Ballester/David Walsh: "L.A. Confidentiel - Les secrets de Lance Armstrong"; Éditions de La Martinière, Taschenbuch, 375 Seiten, 20 Euro. ISBN 2-84675-130-7.
Buchbesprechung
Sportlich stellt Felippo Simeoni keinerlei Gefahr für Lance Armstrong dar. Sein größter Erfolg in diesem Jahr war ein Etappensieg bei der Österreich-Rundfahrt, und als 159. des Gesamtklassements liegt der italienische Domina-Vacanze-Profi schon fast 40 Minuten hinter dem fünffachen Tour-Gewinner zurück. Dennoch dürfte es dem US-Postal-Kapitän sehr zupass gekommen sein, dass Ausreißer Simeoni auf der neunten Etappe 30 Meter vor der Ziellinie in Guéret vom Peloton gestellt wurde. Denn als Tagessieger hätte Simeoni, Weltranglisten-329., auf einmal im Zentrum des Medieninteresses gestanden. Und der 32-Jährige aus Desio hat eine Geschichte zu erzählen, die Armstrong überhaupt nicht gerne hört. Sie handelt von Doping.
Simeoni ist der Hauptbelastungszeuge im Prozess gegen den italienischen Sportarzt Michele Ferrari, 50, Armstrongs Trainingsberater und Freund. Der Mediziner aus Ferrara ("Epo ist nicht schädlicher als fünf Liter Orangensaft") muss sich seit Anfang 2002 wegen Beihilfe zum Doping vor einem Gericht in Bologna verantworten. "Ich habe nach Anweisung von Ferrari Epo und Wachstumshormone genommen", hat Simeoni ausgesagt, der sich von 1996 bis 1997 von dem berühmt-berüchtigten Sportmediziner behandeln ließ. Außerdem habe Ferrari ihm beigebracht, wie er einen überhöhten Hämatokritwert senken kann, um den Dopingfahndern zu entkommen. "Ich war fasziniert von ihm", begründet Simeoni, der von 1992 bis 1999 mit unerlaubten Hilfsmitteln ein besserer Radfahrer zu werden versuchte, warum er damals den Kontakt zu Ferrari suchte.
"Armstrong macht einen Fehler"
Seit Journalisten seine eigene Zusammenarbeit mit "Dottore Epo" während der Tour de France 2001 enthüllten, verteidigt Armstrong Ferrari uneingeschränkt. "Die Medien halten ihn für schuldig. Ich versichere, dass er es keineswegs ist, und erkläre: Michele Ferrari ist absolut unschuldig. Man will ihn diskreditieren. Er ist kein Mediziner mehr, sondern ein Verfolgter", erklärte Armstrong zum Beispiel vor zwei Jahren im italienischen Fernsehen.
Damit lehnt sich der US-Amerikaner sehr weit aus dem Fenster. Denn in Ferraris Sportmedizinischem Institut der Universität Ferrara hatte die italienische Staatsanwaltschaft detaillierte Unterlagen über rund 60 Radprofis gefunden, teilweise mit genauen Trainingsplänen inklusive Dopinganweisungen. Es tauchen prominente Namen auf wie Ivan Gotti, Pawel Tonkow, Abraham Olano, Mario Cipollini oder Kevin Livingston. Und nach Simeonis Aussage haben auch andere Fahrer ihr Schweigen gebrochen und Ferrari belastet. "Es war großartig, wie Armstrong den Krebs besiegt hat und dann zur Tour zurückkam und sie gewonnen hat. Aber er macht jetzt einen Fehler, indem er sich auf die Seite von Ferrari schlägt", kritisiert Simeoni.
Von Armstrong als Lügner beschimpft
Für den Italiener, der für seine Dopingvergehen vier Monate gesperrt war, hat Armstrong nur noch Verachtung übrig; er hält Ferrari weiter für einen "Ehrenmann". Im vergangenen Sommer schimpfte der US-Amerikaner seinen Gegner aus der letzten Reihe öffentlich einen Lügner. "Ich habe begriffen, dass ich mir Armstrong zum Feind gemacht habe, indem ich die Wahrheit sagte", reagierte Simeoni schockiert. Doch zurückweichen will er vor dem mächtigsten Mann im Peloton nicht: "Ich habe Armstrong wegen Doping niemals persönlich angeklagt, das würde ich mir niemals erlauben. Aber ich habe das Richtige getan, als ich vor Gericht ausgesagt habe." Gegen den Vorwurf, die Unwahrheit zu sagen, hat Simeoni eine Verleumdungsklage angestrengt.
"Wir werden die Presse bald darüber informieren, wie das Urteil ausfällt", sagt der Italiener lächelnd, als wisse er mehr, "ich bin sehr zuversichtlich." Egal wie die Richter in Latina entscheiden, das Verhältnis zwischen Simeoni und Armstrong wird sich nicht verbessern. Als sich die ungleichen Rivalen vor einigen Tagen am Start zufällig begegneten, bekam Simeoni fast eine Gänsehaut: "Armstrong war eiskalt. Er tat so, als würde ich nicht existieren."
http://www.spiegel.de/sport/sonst/0,1518,308726,00.html
Stichwort "investigativer Journalismus", nehme man den Erstplatzierten in einer beliebigen Leistungssportart heraus und der Zweitplatzierte rückt nach, so ist der nunmehr Erstplatzierte die Zielscheibe der Journaille, das gleiche bei dem heruasgenommen Zweitplatzierten und dem nachrückenden Drittplatzierten usw. Am Schluss fährt noch Nachbars Hänschen mit dem Dreirad auf den ersten Platz und wird natürlich des Dopings bezichtigt ;-) Go Lance, go und Jan komm endlich in die Pedale.
Im Grunde genommen ist Armstrong das Fleischgewordenen Produkt der Dopingindustrie.
Seine Leistungen werden für lange Zeit für die anderen unerreichbar bleiben.
Trotzdem ist er der beste und Radfahren muss er immer noch selbst.
timchen
Tatsache ist, dass die bei der Tour alle eine Schraube locker haben. Bei über 35° 205km in den Bergen rumturnen und das mit Schnitt 36 km/h ist einfach nur heavy.
Man muß aber mal nur die Leistung des letzten Fahrers von gestern bewerten und versuchen in normale Maßstäbe zu setzen. Dann stellt man fest, dass auch dessen Leistung für Durchschnittsmenschen nicht machbar ist.
Ergo sind alle im Vergleich zu den Normalos unnormal. Im Journalistenlatein: "die sind also alle nicht sauber" Aber der Gewinner ist der, der am Schmutzigsten ist.
Vielleicht sollte man die Sache mal mathematisch betrachten. Die Tour definiert, welche Mittel als Doping gelten. Wo diese Mittel nachgewiesen, der fliegt. Umgekehrt heißt, dass, wer diese Mittel nicht nimmt, ist nicht gedopt.
Und wenn die andere Mittel nehmen, steht jedem Fahrer frei das auch zu tun. Ist wie normales Training. Wenn ich trainiere werde ich besser, wenn nicht, eben nicht.
Diese Leute sind alle erwachsen und können selbst entscheiden, was sie mit ihrem Körper anstellen.
Pervers wird sind die Gründe.
Jeder will dort ein Held sein. Warum ? Weil man dann durch die Medien zum Vorbild gemacht wird. Und sich ein paar Euros verdienen lassen. Kommt dann aber subjektiver Journalismus auf, zerstören die Medien ihre eigenen Schöpfungen.
Da fragt man sich doch, wer den Moralvorwurf überhaupt noch führen darf.
Gruß
Nobody II
Fällt der Verzehr von gentechnisch-unmanipulierten Tomaten ach unter Doping?
Ehe jetzt das große Gekeife beginnt: die Tomate an sich ist ein Rauschmittel gewesen, bei den Azteken.
Dieser Arzt Ferrari hats fausdick hinter den Ohren.
die haben doch niemanden, zu dem sie aufschauen können... die flasche leer ullrich ist schuld. der fisch stinkt vom kopf etc. der klöden fährt ja mal nur für sich, nicht fürs team! ist aber auch ok so!!!
Abgesehen davon was diese Anschuldigen auch erreichen wollen, sollten sich gerade die ehemaligen Hochleistungsportler mal ehrlich fragen, was sie denn zu Zeiten, wo das Wort Doping noch nicht in aller Munde war und Kontrollen eher Mangelware, so alles eingeworfen haben um ihre Leistungen zu bringen!
Jetzt wird auf einem absoluten Ausnahmeathlet herum geritten und man versucht seine Leistung zu relativieren, gar abzuwerten..einfach nur beschämend.
Fakt ist, dass in jedem Hochleistungssport tagtäglich bis aufs letzte versucht wird alle Werte bis auf die Komma-Stelle auszureizen.So ist nun mal das Geschäft..ist in der Wirtschaft im übrigen ja genauso.
Es ist halt nu mal die Tagesordung nicht nur seinen Körper während des Sport ans Äußerste zu führen, sondern auch seine Leistungskapazität im Vorfeld.
Die Leute mit der Chips-Tüte vorm TV, die einmal im Jahr ein Radrennen sehen und sich dann über Leistungen von Ullrich & Armstrong (und aller anderer) echophieren und Kommentare ablassen wie "Der faule Sack hat ja gar nichts drauf!" oder "Ohne Doping hätte er eh´keine Chance" wissen einfach nicht wie es im Hochleistungsport JEDEN TAG abgeht.
Man sollte sich auch mal fragen ob ein Mensch, der eine Chemo überlebt hat und währendessen mehr Gift in ihn reingepumpt wurde als es ein NORMALSTERBLICHER überhaupt vertragen kann, nicht grundsätzlich in der Lage ist viel besser körperliche Schmerzen und Leiden zu ertragen als andere, einfach nur aus dem Siegeswille heraus!
Jemand der solche Qualen in seinem Vergangenheit durchlebt hat, geht sicherlich nicht bewusst her und bedrügt sich selbst und die Sportwelt.
- die, die paddeln und
- die, die mit der Chipstüte zuschauen.
Soweit, so gut.
Aber die Frage darf doch erlaubt sein, warum man überhaupt poaddelt, während man mit der Chipstüte einen gemächlichen Sonntag haben könnte? Oder warum Leute 2000 km durch Frankreich fahren auf einem Fahrrad? Steht irgendwo in der Bibel, daß der Mensch Fahrrad fahren muß? Was ist das überhaupt für ein Sport? Da sitzen schmächtige Typen auf Minimalsesseln und tun so, als ob diese unnatürliche Fortbewegungsart irgendeinen Stellenwert für dne Rest der Menschheit hätte.
Das sind Vollidioten. Und deshalb stehen auch so viele Leute mit Chipstüten am Straßenrand: sie wollen endlich mal das Gefühl haben, daß sie nicht die einzigen Vollidioten sind.
Und wenn mal einer vom Rad fällt oder vom Doping nen Herzinfarkt kriegt: umso besser. Das ist Katharsis. So liebe ich das.
Ich liebe jeden Sport, wo gedopt wird. Es ist einfach herrlich anzusehen, festzustellen, daß nur zwei Dinge unendlich sind. Der Kosmos und die Dummheit der Menschen.
Als saubere Lösung bietet sich nur an, selber Sport zu treiben und an seine Leistungsgrenzen zu gehen. Der vielfältige Breitensport bietet heute alle Möglichkeiten, sich mit anderen zu messen und sich selbst auszutesten. Die eigene Leistung ist jedenfalls über jeden Zweifel erhaben und allemal besser als Bier-Chips-Sofa-Doping. Und das eigene Gefühl für sich etwas Aussergewöhnliches geleistet zu haben, ist nebenbei auch noch tausendmal schöner, als jede Bewunderung für irgendwelche fremden Leistungen.
Sport ist Krieg und wir befinden uns mittendrin. Da ist jedes Mittel recht und nur der Gewinner kann demnächst seine Miete bezahlen.
Reicht es heute nicht mehr, daß man einfach nur ein Men sch ist? Muß man "etwas aus sich machen"?
So ne Pappnase wie Arnold vielleicht, oder die Mentzer-Brüder? R.I.P.
Ich meinte eher, ob es befriedigend ist, wenn man eine generelle Egalhaltung einnimmt und dadurch keine individuellen Ziele mehr verfolgt.
Natürlich reicht es aus, "daß man einfach nur ein Men sch ist", man muss fürwahr keine Pappnase werden, um als Mensch "wahrgenommen und respektiert zu werden", von mir jedenfalls.
Immer locker bleiben! :-)
wer ko der ko!
es gibt immer ausnahmeatlehten die besser sind als andere und wenn zu talent auch noch fleiß und diziplin kommt werden sie halt FAST unschlagbar.