Mittelalter? Kannste vergessen! Oder doch nicht?


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Neuester Beitrag: 22.04.04 18:03
Eröffnet am:21.04.04 10:23von: CashhyAnzahl Beiträge:59
Neuester Beitrag:22.04.04 18:03von: ribaldLeser gesamt:3.383
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180 Postings, 7623 Tage CashhyMittelalter? Kannste vergessen! Oder doch nicht?

 
  
    #1
1
21.04.04 10:23
Gute Kenntnisse der eigenen Geschichte hilft die gleichen Fehler NICHT wieder zu begehen.
Im nachfolgenden Ausschnitt beschreibt der Autor, nicht PC weichgespült, aber genau zutreffend das tatsächliche Leben unserer Vorfahren im Mittelalter ( seine Gesundheits-Ideen kann und will ich nicht beurteilen ).  

Die heutige Situation ist anders, aber da gibt es doch soviele vertraute Ähnlichkeiten. Mann ersetze "Adel" durch das heutige System aus Parteien, Politikern und Selbstbedienern im öffentlichen Dienst. Und als Ersatz für "Kirche" fallen jedem bestimmt einige Verkünder unumstößlicher Dogmen ein :))

Hier schön formatiert: Wie die Tiere - Damals

oder direkt [mit einigen Anregungen von mir]:

Wie die Tiere - Damals  
...
Schon einmal in diesem Jahrtausend fand eine ähnlich umfassende Befreiung statt – die Befreiung des menschlichen Geistes. Millionen Menschen Europas erkämpften sich – gegen den erbitterten Widerstand der damaligen Machthaber – das Recht darauf, lesen und schreiben zu können. Die Befreiung des menschlichen Geistes vor 500 Jahren beendete die geistige Umnachtung und Verknechtung des Mittelalters und wurde zur Geburtsstunde der Neuzeit.

Mehr als 80% der Menschen im Mittelalter
lebten als Bauern und Leibeigene in Armut
und als [ machtpolitische ] Analphabeten.


Um das Ausmaß dieser Umwälzung, die die Menschheit für immer veränderte, besser nachvollziehen zu können, möchte ich Sie einladen auf eine Zeitreise – fünfhundert Jahre zurück. Kommen Sie mit in eine Zeit, in der Millionen Menschen von den damaligen Machthabern so arm und so dumm gehalten wurden wie die Tiere. Von ihren Hausschweinen unterschieden sich die Menschen des Mittelalters oft nur durch den aufrechten Gang.

Für diese Reise wähle ich die persönliche Anrede, das “Du“, denn das war damals die Sprache der Menschen untereinander. Diese Darstellung der Zustände im ausgehenden Mittelalter ist historisch gemeint und natürlich keine Parteinahme für die eine oder andere Konfession.


Millionen leben in Armut

Stell Dir vor, Du lebst irgendwo in Deutschland, und man schreibt das Jahr 1500. Die Wahrscheinlichkeit, daß Du als Kind eines armen Bauern auf die Welt gekommen bist, ist groß, denn mehr als zwölf Millionen der insgesamt sechzehn Millionen Menschen, die damals in Deutschland leben, sind Bauern. [ Nur ca. 10% der Bevölkerung gehört zu Oberschicht, 90% hatten ihr zu Dienen ]

Wenn Du Glück hast, dann gehört Dir ein kleines Stück Land, aber sehr wahrscheinlich lebst Du, wie die meisten Deiner Nachbarn und Zeitgenossen, als Leibeigener Deines Fürsten oder als Tagelöhner. Zwei Drittel Deines ohnehin kargen Einkommens gehen an den Fürsten und Landbesitzer. Mindestens 10% mußt Du an die Kirche abführen. Was bleibt, ist zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben. [ Heutige geschönte Staatsquote: 50+ % ]

Die meisten Menschen im Dorf sterben, bevor sie 50 Jahre alt sind. Daß die durchschnittliche Lebenserwartung eines Tages bei 75 oder 80 Jahren liegen wird, weißt Du nicht. Das Leben ist hart.

Leben, wie wir es heute führen, gibt es ohnehin nicht. Aber dies weißt Du nicht, denn tagein tagaus bist Du darum bemüht, Deine fünf noch lebenden Kinder und Dich selbst zu ernähren. Zwei Deiner Kinder starben bei der Geburt. Die anderen drei starben, bevor sie ein Jahr alt waren, und man sagte Dir, Gott hätte sie zu sich gerufen. Daß es das verseuchte Wasser, im nahegelegenen Teich war, der gleichzeitig als Waschgelegenheit und Trinkwasserreservat dient, weißt Du nicht, denn Mikroorganismen und Infektionskrankheiten werden erst einige Jahrhunderte später entdeckt.

Zwei Deiner Kinder sind während des letzten Winters gestorben, der besonders lang war. Im Dezember hatte ihr Zahnfleisch angefangen zu bluten und mit jeder Brotkruste, die sie kauten, nahm die Blutung zu. Im Januar war die Haut der Kinder immer blasser geworden, fast weißlich, und sie waren zu schwach um aufzustehen. Ende Januar waren beide tot. Aber dies ist keine Ausnahme. Deinen Nachbarn, den Bauern im nächstgelegenen Dorf geht es genauso. Die meisten Menschen sterben jedes Jahr während der Wintermonate, nur diesen Winter war es besonders schlimm. Daß das Massensterben im Winter durch Skorbut und Vitaminmangel verursacht wird, weißt Du nicht, da auch dieser Zusammenhang erst Jahrhunderte später entdeckt wird.


Skrupellose Machthaber

Keiner im Dorf fragt nach, warum mehr als die Hälfte aller Kinder sterben, bevor sie fünf Jahre alt sind. Daß viele der Kinder verhungert sind, ahnen die Dorfbewohner zwar, aber eigentlich bist Du ganz froh darüber, daß ihr Leiden zu Ende war und sie jetzt im Himmel waren. Der Priester tröstete Dich am Grab und versprach Dir ein Wiedersehen mit Deinen Kindern im Himmel. Allerdings nur unter der Voraussetzung, daß Du weiter in Bescheidenheit und Gehorsam gegenüber der Obrigkeit lebst [ "Brav malochen, dann gibt es eine schöne Rente" ]. Deine Trauer ist kurz, denn der Überlebenskampf geht weiter.

Von morgens bis abends arbeitest Du auf dem Feld. Deine Frau und Deine Kinder helfen auch mit, denn anders sind die erdrückenden Abgaben an die weltlichen und geistigen Herrscher gar nicht zu schaffen. Deren Eintreiber sind erbarmungslos. Wer nicht zahlt, kommt in den Kerker. Viele Deiner Nachbarn haben ihr Hab und Gut an den Fürsten verloren, weil ihr Stückchen Land nicht die festgesetzten Steuern hergab. Während sie im Kerker saßen, wurden ihr Streifen Land und ihre Hütte enteignet. [ Wie ist das mit den Insolvenz-Rekorden? ] Für die Familien der Eingekerkerten kam dies einem Todesurteil gleich. [ Heute ist es nur der Absturz auf Sozialhilfe-Niveau ] Wer sich nicht durch Betteln am Leben halten konnte, starb eben. Aber das ist der Lauf der Dinge. Daß es ein abgekartetes Spiel ist und der Lehnsherr die Steuern absichtlich so hoch gesetzt hat, damit er sich möglichst viele Landparzellen wegen Zahlungsunfähigkeit der Bauern aneignen kann, das hältst Du für unvorstellbar. [ Gibt es hier etwa auch mega-abgesicherte Politiker, Partei-Bonzen, Beamte, .. ]

Das Erdendasein ist eine Mühsal. Dies ist von Gott so gewollt – sagt die Kirche. [ .. die Gewerkschaft den weniger qualifizierten Langzeit-Arbeitslosen ] Sie sagt Dir auch, daß in Gottes Wort steht, daß eher ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, bevor ein Reicher in den Himmel kommt. Wenn das so ist, so sagst Du Dir, dann ist es am besten, erst gar nichts besitzen zu wollen. [ und findest es toll wenn der Staat wieder einen Reichen auf Normal-Niveau herunter besteuert ] Denn schließlich möchtest Du auf jeden Fall in den Himmel kommen. Dort im Himmel, so sagt die Kirche, ist das Land, in dem Milch und Honig fließen. Dort möchtest Du hin, wenn Du stirbst. Dafür ist kein Preis zu hoch und keine Erdenmühsal zu schwer.

Jeden Abend sinkst Du totmüde auf Deinen Strohsack neben Deine Frau und flüsterst leise: Wieder ein Tag weniger auf dem steinigen Weg ins Paradies. Der Gedanke, daß Deine Armut weniger Gott erfreut als die weltlichen und geistlichen Herrscher, kommt Dir nicht. Um dies zu erkennen, müsstest Du alles in Frage stellen, was Du von der Obrigkeit tagein, tagaus hörst.
...


 

1564 Postings, 9023 Tage stiller teilhaberdu hast eine kleinigkeit vergessen, cashhy

 
  
    #2
21.04.04 11:49
der beamten- und obrigkeitsstaat auf den du hier maßgeblich abzielst, sind nicht mehr und nicht weniger, als sie schon immer waren.... der beamten- und obrigkeitsstaat.

die eigentlichen fürsten sind auch heute andere. die beamten und obrigkeit sind nur ihr verlängerter arm, wie eh und je, ihre steuer- und abgabeneintreiber; ihre 'schergen'.
natürlich leben auch sie (wie eh und je) fetter und besser, als das gemeine fußvolk; dennoch sind sie nicht die eigentlichen nutznießer, sondern nur mitprofiteuere ;-)  

16600 Postings, 8172 Tage MadChartIn fast allen islamistischen Ländern

 
  
    #3
21.04.04 12:40
herrschen die oben beschriebenen Verhältnisse.

Die Folgen kennen wir mittlerweile alle...  

1564 Postings, 9023 Tage stiller teilhaberich denke

 
  
    #4
21.04.04 12:47
was cashhy damit ausdrücken wollte, ist, daß auch bei uns diese verhältnisse nicht mehr sooo all zu weit entfernt, sind.

ich denke, er hatte damit weniger die islamistischen staaten im auge, denn das dort die verhältnisse zu guten teilen immer noch so sind, dürfte einigermaßen bekannt sein.
und daß wir uns diesen verhältnissen ebenfalls wieder anzunähern beginnen, hat mit den islamistischen verhältnissen nicht all zu viel zu tun.  

805 Postings, 8451 Tage C.F.GaussUnd eine kurze Frage dazu:

 
  
    #5
21.04.04 13:08
Wer möchte lieber heute als normaler Arbeitnehmer oder lieber im Mittelalter als normaler Landbewohner leben. Bitte nach kurzer Überlegungsphase nochmals die Vergleiche anstellen!  

7336 Postings, 7995 Tage 54reabobiger artikel pass sicherlich nicht zu den

 
  
    #6
21.04.04 13:18
islamischen ländern:

- man vergleiche beispielsweise pakistan mit den golfemiraten

die unterdrückung in des islamischen staaten ist nicht primär wirtschaftlich. primär werden frauen und andersdenkende unterdrückt.  

1564 Postings, 9023 Tage stiller teilhabergauss

 
  
    #7
21.04.04 13:28
ich denke, es kann hier niemals um 1:1 vergleiche gehen. schon weil zeit und umstände völlig andere sind. wie bspw. in cashhys 'vergleich': viele dinge (1:1) gab es im mittelalter noch gar nicht, bzw. sie waren nicht bekannt.
wer das tut, wird sicher keine vergleichsmöglichkeiten finden.

es geht vielmehr um vergleichbar ähnliche strukturen, verhältnisse und vorgänge; bezogen jedoch natürlich auf unsere zeit und unsere umstände.

d.h. es geht natürlich auch nicht darum: mittelalter wäre, heute wieder wie damals, überwiegend landbevölkerung zu sein. denn das ist nicht prinzipiell die voraussetzung um ähnliche strukturen und verhältnisse zu haben.

heißt: ein arbeiter in heutiger zeit kann, verglichen mit unseren heutigen gegebenheiten und umfeld, duchaus ähnlich beschissen dran sein, wie der lehensarbeiter zu seiner zeit in seinem umfeld. DAS ist der hier angestrebte vergleich.  

805 Postings, 8451 Tage C.F.GaussGenau das meinte ich, st!

 
  
    #8
21.04.04 13:38
Wenn man versucht, die damaligen Strukturen auf die heutigen zu übertragen und dann adäquate Level findet, dann war ein Lehensarbeiter um so vieles beschissener dran als ein Arbeiter in heutiger Zeit, dass ich es mir nicht vorstellen kann, dass jemand tauschen möchte.  

180 Postings, 7623 Tage CashhyMahlzeit :) zwei kurze ne lange Antworten

 
  
    #9
21.04.04 13:39
Es geht mir um das europäische Hemd und nicht um die islamische Hose ( die in der Tat noch tief in der Denke des Mittelalters steckt ).

Nun zum Kern: Die mittelalterliche Feudalsystem ist nicht "einfach so" verschwunden. Die Profiteuere des Systems hatten auch keine göttliche Erleuchtung, haben daraufhin das unrechte ihres Tuns eingesehen und sind verdunstet.
Nein, viele der gnadenlos ausgebeuteten "Untertanen" haben lange Zeit dagegen angekämpft und ihr Leben geopfert.

Das heißt aber nicht, daß nicht jeden Tag neue Teile der Gesellschaft meinen, sie seinen von Gott gesandt um den dummen Pöbel für sich arbeiten zu lassen. Und das Geld anderer Leute auszugeben, besonders in ihrem ureigensten Interesse, können sie viel besser.
Wenn da keiner Kontra bietet, wohin entwickelt sich der Staat dann?


Und jetzt noch eine Denkaufgabe:
Wer hat denn die Macht in D Leute zu "überreden" so und so viel Prozent seines Einkommens bei ihm abzuliefern?
Wer bestimmt wofür diese Einnahmen so benutzt werden?
- Ob für neue Behörden mit vielen, vielen Beamten zur Jagd von Schwarzabeitern,
- ob zur Umsiedlungen von Hamstern 2,7 Mio € ausgegeben werden
- ob die 5. "Umschulung" für einen Arbeitslosen eine feine Sache
- ob für lustige Windmühlen oder den Museums-Betrieb Steinkohle-Abbau
- uam.

Tipp: Also die Albrecht-Brüder zwingen keinen mit der Kalaschnikow zum Einkauf in den Laden. Und der Schrempp zwingt auch keinen seine Autos zu kaufen.

Wünsche Erkenntnisse :))

 

1564 Postings, 9023 Tage stiller teilhabersehe ich nicht so, gauss

 
  
    #10
21.04.04 14:01
denn du berücksichtigst in deinem modell trotz allem die zeit nicht.
aus unserer HEUTIGEN sicht, möchte und könnte niemand mehr im mittelalter leben, aber das heißt nicht, das es jemandem - unter heutigen umständen - nicht ähnlich beschissen gehen könnte.

so weit bis ins mittelalter brauchen wir dafür übrigens gar nicht zu gehen. ich denke, es reicht dazu schon die generation unserer großväter und -mütter (bzw. für die etwas jüngeren, die der ur-großeltern). wer wollte oder könnte heute noch leben, wie die zum teil. (mal abgesehen von den kriegen)
aber glaubst du wirklich, ein mies bezahlter, hart und krankmachend arbeitender, der auf keinen grünen zweig kommen kann und mehr oder weniger von der hand in den mund lebt - natürlich unter heutigen verhältnissen u.u. besser gestellt als im vergleich zu einem mittelalterigen - fühlt sich besser (im vergleich zu seiner umwelt) ?

cashhy:
die albrecht brüder zwingen keinen mit der kalaschnikow zum einkaufen ?
'n bißchen kurz gesprungen, findest du nicht ?
natürlich 'zwingen' sie keinen.
aaber.... glaubst du im ernst, wer von einem niedrigen einkommen lebt, kann sich tatsächlich aussuchen, wo er einkauft ?
und das dumme ist eben auch, wir können es uns leider nicht aussuchen, ob wir was zu essen haben wollen oder nicht, wie wir das beim kauf von schmuck, kleidung, anderem schnickschnack ja wenigstens noch einigermaßen können.
jetzt ist die frage: ist es verschulden des staates oder von albrecht und co., daß es fast nur noch monopole gibt, die uns zwingen, ihren mist zu kaufen, ob wir wollen oder nicht.

um noch etwas besser verstehen zu können, wie das läuft, empfiehlt es sich, sich mal die geschichte der waltons (= walmart) etwas genauer unter die lupe zu nehmen.
wünsche erkenntnisse :-)  

180 Postings, 7623 Tage CashhyST: Setze mal die ideologische Brille ab!

 
  
    #11
21.04.04 14:18
Stelle dir vor, du lebst als Selbstversorger in deinem eigenem Haus nur bei Kerzenlicht und Holzfeuer, mit eigenem Brunnen und von dem was dein Garten und Feld an Früchten liefern.

Walmart kommt da nicht zu dir und sagt: "Du mußt bei mir kaufen!"

Wer kommt, das ist der Steuereintreiber und murmelt ...-Steuern, die Stadtwerke und murmeln "Anschlußzwang" für Strom, Müll und Ab-/Wasser, der Bezirks-Schornsteinfeger und murmelt "Kehrzwang", usw. usw.

Man könnte auch sagen: Der Staat in allen seine Ausprägungen. Und wenn du nicht willfährig handelst, dann ist ratzfatz dein Haus und Grundstück gepfändet, zwangsversteigert und weg.
Nun, klarer?
 

948 Postings, 7607 Tage ADDYDie Fürsten heute

 
  
    #12
21.04.04 14:24
sind die Regierenden inklusive der Bosse der
einzelnen Verwaltungen und der Gerichte.
Dem Volk allerdings geht es wesentlich besser und
deren Lebenserwartung ist bedeutend länger.
Aber das Herrschaftsprinzip ist ähnlich,
eine Art von Feudalstaat.  

5698 Postings, 8174 Tage bilanzADDY

 
  
    #13
21.04.04 14:44
Feudalstaat würde ich nicht gerade sagen, aber Du hast recht, sie bedienen sich gerne an den Kohlen des Volkes, anhimmeln lassen und mit der Staatskarosse Daimler 500, durch die Land chauffieren lassen, so lässt sichs leben.
Und dann die Pensionen, die sind halt von einem anderen Stern.
Heute musst Du zur richtigen Zeit, dass richtige Parteibuch haben.  

17174 Postings, 7625 Tage sue.vichinas 'fuehrer'sind auch in der staatskarosse

 
  
    #14
21.04.04 15:06


daimler unterwegs;
vielleicht sollte man doch der 'globalisierung' noch einen 'theoretischen' gedanken
schenken...
bevor wir---- die 'internet-gepraeche-fuehrer'----wieder ein bad im opium der theorie
nehmen...  

5698 Postings, 8174 Tage bilanzsue.vie

 
  
    #15
21.04.04 15:12
Das gilt natürlich für diese genau so, oder noch mehr, ich meinte es schon global..
Am schlimmsten ist ja der Norkoreaner, der lässt sich sogar von Sonder-Edel-Zügen auf der Schiene durch die Welt kutschieren.  

882 Postings, 8477 Tage SnagglepussIch wundere

 
  
    #16
21.04.04 15:39
mich ja schon ein bisschen, dass das Gelaber
von einem ausgewiesenen Schartalan wie
Dr. Rath, hier eine so gewaltige politische
Diskussion auslöst.

Grüsse Pussy  

1564 Postings, 9023 Tage stiller teilhaberwer von uns

 
  
    #17
21.04.04 15:48
hat hier die ideologische brille auf, cashhy ?
wir wollen doch schon 'n bißchen bei der realität bleiben.
also: Stelle dir vor, du lebst als Selbstversorger in deinem eigenem Haus nur bei Kerzenlicht und Holzfeuer, mit eigenem Brunnen und von dem was dein Garten und Feld an Früchten liefern.
wer lebt denn so ? noch besser gefragt: wer KANN heute, bei uns, in deutschland, so leben ?

ich sage ja nicht, daß dein denkansatz 'zurück ins mittelalter' verkehrt ist. ich sehe es nur nicht einseitig auf die 'staatsbonzenmacht' beschränkt wie du.
und zwar einfach, weil es so der realität nicht entspricht.

und, glaubst du wirklich im ernst, es wäre bspw. besser oder für uns günstiger, wenn der staat bspw. seine finger aus - Steuern, die Stadtwerke und murmeln "Anschlußzwang" für Strom, Müll und Ab-/Wasser, der Bezirks-Schornsteinfeger und murmelt "Kehrzwang", usw. usw - nehmen würde ?
träum weiter. die wirtschaft ist - im gegensatz zum staat, wenigstens noch 'n bißchen - kein sozialbetrieb.
oder was glaubst du, was passiert, wenn man den 'staat' ganz abschaffen und alles der freien wirtschaft überließe ?
ich denke, dann wären wir noch erheblich schneller zurück im mittelalter. oder nicht ?  

180 Postings, 7623 Tage CashhyHE alias Snagglepuss: Wenn dir diese Zusammenfassu

 
  
    #18
21.04.04 15:49
ng nicht paßt, dann ignoriere sie und lese doch einfach andere Materialien zur mittelalterlichen Geschichte. ZB das hier Alltagsgeschichte des Mittelters
Es dauert zwar länger, aber dummerweise ist das Fazit das Gleiche.


Eine Frage stellt sich mir noch: Bist du wirklich so arm dran, daß du nicht inhaltlich diskutieren kannst? Wenn es nicht geht, dann übe es doch mal
 

1564 Postings, 9023 Tage stiller teilhabersnagglepuss

 
  
    #19
21.04.04 15:50
ich denke mal, daß es hier nicht so sehr um den (unehrenwerten) herrn dr. rath geht, sondern mehr um den vergleich und das thema an sich.
das ja durchaus diskutiert werden kann.  

948 Postings, 7607 Tage ADDYScharlatan? Ich weiß nicht. Eher gegen die Schulme

 
  
    #20
21.04.04 15:54
Dr. Rath gilt als Begründer der Zellular Medizin und als Entdecker des Protein Codes, der wichtigsten biologischen  Sprache des Körpers neben dem genetischen Code.
 
Dr. med. Matthias Rath wurde 1955 in Stuttgart geboren. Nach dem Medizinstudium in Münster und Hamburg arbeitete er als Wissenschaftler an der Universitätsklinik in Hamburg sowie am Deutschen Herzzentrum in Berlin. Ende der achtziger Jahre verlegte er seinen Arbeitsschwerpunkt auf die Erforschung der Herz-Kreislauf-Erkrankung.
 
Kritik konnte ihn nie beirren, im Gegenteil, sie war ihm Ansporn.
Auch als ihn seine Kollegen warnten, die Zusammenarbeit mit dem „Vitaminguru“ Linus Pauling werde  seiner Karriere schaden, forschte er unbeirrt weiter und schuf damit die wissenschaftliche Grundlage für den Sieg über den Herztod.

„Grundlegend neue wissenschaftliche Erkenntnisse werden meist von jungen Leuten  geschaffen, deren Denkansätze noch nicht von überholten Lehrmeinungen und Dogmen verformt sind. Newton, Einstein und Watson, der Mitentdecker des genetischen Codes, waren Mitte zwanzig, als sie mit ihren Entdeckungen  die wissenschaftliche Welt auf den Kopf stellten. Auch wenn ich mich nicht mit diesen großen Wissenschaftlern vergleiche – der jetzt eingeleitete Sieg über den Herztod ist keine Ausnahme von dieser Regel.“

Dr. Matthias Rath stammt aus einfachen Verhältnissen. Seine Eltern waren Gärtner in einem Dorf in Süddeutschland: „Meine Eltern gaben uns Kindern viel mit auf den Weg, und diese humanistischen Werte bestimmen noch heute mein Leben. Dieses Leben ist auch ein Beispiel, daß man nicht in privilegierten Verhältnissen geboren sein muß, um einen Beitrag zu einer besseren Welt zu leisten.“



 

6383 Postings, 8337 Tage SchwachmatDas goldene Mittelalter

 
  
    #21
21.04.04 15:57
"Im Mittelalter hatten die Menschen mehr Freizeit als heute. Im Schnitt hatte jedes Jahr 115 arbeitsfreie Feiertage" Süddeutsche Zeitung, 6.4.1999



Das goldene Mittelalter - bessere Lebensbedingungen als heute

Das Hochmittelalter war die größte Entwicklungsperiode der deutschen Geschichte. Damals waren die sozialen Unterschiede so ausgeglichen wie nie mehr im historischen Verlauf. Wer viel hatte, erwarb den Wohlstand durch Arbeit, nicht durch leistungslose Zinsen. Das Minimum der arbeitsfreien Tage pro Jahr lag bei 90, oftmals über 150. Sehr bald wurde auch der Montag als arbeitsfrei eingeführt, damit mußten die Handwerker nur 4 Tage in der Woche arbeiten. Noch am Ausgang dieses Zeitalters, um 1450, konnte Erzbischof Antonin von Florenz es als selbstverständlich bezeichnen, daß für die Gewinnung des notwendigen Lebensunterhaltes eine kurze Arbeitszeit genüge und daß nur derjenige lange und viel arbeiten müsse, der nach Reichtum und Überfluß strebe. Die tägliche Arbeitszeit war z.B. bei Bergwerksknappen in Freiburg auf 6 Stunden begrenzt. Auch auf dem Land war die Ausbeutung zurückgedrängt, weil der geknechtete Bauer die Möglichkeit hatte, in den schnell wachsenden Städten einem Handwerk nachzugehen. Das Einkommen war so hoch, daß sich etwa in Augsburg ein Tagelöhner mit seinem täglichen Verdienst 5-6 Pfund des teuersten Fleisches leisten konnte. In Meißen mußten jedem Maurergesellen wöchentlich 5 Groschen Badegeld gegeben werden, in einer Zeit, in der ein einziger Scheffel Korn 6 Groschen und 5 Pfennige kostete. Der sächsische Scheffel faßte 103,8l. Im Vergleich mit unserer Zeit, in der die Freizeit immer enger beschnitten wird und der Druck am Arbeitsplatz unerträglich zu werden droht, war das Hochmittelalter, mit der größten Kulturblüte unserer Geschichte ein richtiges Paradies.

Das goldene Mittelalter - durch zinsfreies Geld

In der Zeit von 1150 bis 1450 gab es in Mitteleuropa eine krisenfreie Zeit, welche durch eine geniale zinsfreie Währung erreicht wurde: Um 1150 begann Erzbischof Wichmann (1110-1192) aus Magdeburg damit, Münzen herauszugeben, welche zweimal im Jahr zum Umtausch aufgerufen wurden. Ziel war es, die Steuern einfach und regelmäßig einzutreiben. Dabei wurden 12 alte Pfennige gegen 9 neue ausgetauscht, die Differenz war Steuer. Um die Münzen schnell und ohne viel Aufwand wieder einschmelzen und umprägen zu können, waren sie nur einseitig geprägt und aus dünnem Blech, daher ihr Name "Brakteaten" (bractes = dünnes Blech). Bald schon breitete sich diese Methode über das ganze Land aus. Das führte dazu, daß sich Geldhortung nicht mehr lohnte. Um dem nächsten Umtausch zu entgehen, wurde Geld zinslos weiterverliehen, da nur der Besitzer der Münzen die Umtauschgebühr zahlen mußte. Damit war Geld wieder reines Tauschmittel, nicht mehr Schatzmittel. Wie gewaltig dieser wirtschaftliche Aufschwung gewesen sein muß, zeigt die Entwicklung der Städte in Deutschland.

Um 1300 wurde ein Höhepunkt der Städteneugründungen, als Maß für die wirtschaftliche Entwicklung, erreicht, welcher in der ganzen Geschichte vor und nach dieser Zeit nie mehr erreicht wurde. In der Zeit von 1150-1450 wurden die großen Dome und Kathedralen in Europa gebaut. Finanziert durch freiwillige Spenden der Bürger. Allein schon hieraus wird deutlich, wie zuversichtlich die Menschen damals gewesen sein mußten. Wer spendet schon für ein Jahrhundertprojekt, wenn er schon morgen nicht weiß ob er noch leben wird? Auch eine Ausbeutung über Bodenrente wurde oftmals dadurch verhindert, indem die festen Kosten der Stadtverteidigung auf den Grundbesitz umgelegt wurden. So verfügte Worms, daß jeder Bodeneigentümer "Wachtgeld" zu entrichten habe. Die Situation änderte sich, als auf Druck von machtsüchtigen Kaufleuten hin, schrittweise Geld eingeführt wurde, welches nicht mehr verrufen wurde. Das Augsburg der Fugger gehörte mit zu den ersten Plätzen, an denen die Münzverrufung auf 4 Jahre hinausgeschoben wurde. Nach vollständiger Einführung des Dickpfennigs (beidseitig geprägtes schweres Geld) konnten die Fugger sich zwischen 1480 und 1560 zu einer der mächtigsten Familien der damaligen Welt aufschwingen. Geld wurde dann nur noch hochverzinst verliehen. Beispielsweise brachte eine Anlage von 900 Gulden nach 6 Jahren 30.000 Gulden Zinsertrag. Bei den dem Bauern auferlegten Geldabgaben mußte er im Falle von Säumigkeit Zinsen zahlen, und zwar nach dem sogenannten "Rutscherzins" für jeden Tag des Verzuges den verdoppelten Zinssatz. Mit der schrittweisen Einführung des "Ewigen Pfennigs" verschob sich damit die Vermögensverteilung innerhalb weniger Jahrzehnte so drastisch, daß die gotischen Bauten aus Geldmangel in ganz Mitteleuropa nicht mehr fertiggestellt werden konnten. Überall in Europa wurden die Dome mehr als 300 Jahre nicht weitergebaut und erst im letzten Jahrhundert vollendet. Die wirtschaftliche Situation der Bevölkerung verschlechterte sich so stark, daß es Anfang des 16. Jahrhunderts zu blutigen Bauernkriegen kam. Die Zünfte waren nicht mehr für jeden frei, für die meisten war der Weg in die Selbständigkeit versperrt, es entstand eine neue Schicht der abhängigen Lohnarbeiter. Gleichzeitig wurden neue Entdeckungen und Erfindungen unterdrückt. So wurde beispielsweise der Vorläufer des mechanischen Webstuhls 1586 von der Zunft verboten und der Erfinder ermordet. Da sich die Menschen die schnelle wirtschaftliche Verschlechterung nicht erklären konnten, kam es zu Hexenverbrennungen, die ab 1484 zunehmend veranstaltet wurden. Das finstere Mittelalter zog herauf und hält im Prinzip bis heute an.

So lange wie nicht die Wirkungsmechnismen im Finanzsystem durchschaut werden, werden wir weiter im Teufelskreislauf von Boom, Verschuldung, Crash, Krise und Krieg weiterleben müssen. Dabei werden die Opfer, die unser Geldsystem fordert immer zahlreicher: Forderte der Krieg 1870 etwa 70000 Tote, waren es im Ersten Weltkrieg bereits 6 Millionen und im zweiten 60 Millionen. Doch lassen sich die Schäden nicht nur für einen Kriegsfall erkennen, sondern haben auch heute schon gewaltige Ausmaße angenommen. Bereits heute muß jeder Haushalt in Deutschland über 35000 DM an Zinsen zahlen, in nur 7 Jahren werden es 70000 DM sein, die Sie zu erarbeiten haben - Wer kann sich das leisten? Nur wer die Hintergründe unseres Finanzsystems kennt, kann sich selbst vor Schäden, wie einem Vermögensverlust, schützen.

 

180 Postings, 7623 Tage CashhyST: Könntest du auf Vollzitate verzichten bzw.

 
  
    #22
21.04.04 16:01
deinen Text hervorheben?

Du mußt mir auch nicht erzählen was ich will, es reicht vollkommen,  wenn du versuchst den beschriebenen Gedanken aufzugreifen.
Der ist nunmal aber nicht die Predigt von Isolationismus, sondern ein Beispiel um zu erkennen, wer in diesem Land direkt Macht und Zwang ausüben kann - und wer nicht.
Wenn dir so einen ketzerischer Gedanke nicht zusagt, so ist das nicht mein Problem. Vielleicht braucht es eine Weile bist die Erkenntnis dämmern darf :))
 

180 Postings, 7623 Tage CashhySchwachi: Bitte keine weichgespülten Fantastereien

 
  
    #23
21.04.04 16:15
Lese lieber mal hier die nachfolgenden drei oder vier "authentischen" Berichte aus einem mittelalterlichen Dorf ab diesem Link:
http://www.asn-ibk.ac.at/bildung/faecher/...e/zeitreise/k10011438.htm

Ich kann dir noch mehr Literatur dazu anbieten
 

10 Postings, 7525 Tage Troll ConnectRath: Krebs-Wunderheilung per Versandhandel

 
  
    #24
21.04.04 16:19
www.AGPF.de
Infos über Sekten, Kulte und den Psychomarkt
AGPF - Aktion für Geistige und Psychische Freiheit
Bundesverband Sekten- und Psychomarktberatung e.V., Bonn
Adresse dieser Seite: http://www.AGPF.de/Rath.htm  Zuletzt bearbeitet am 6.4.2004
Zur Homepage | Zur Inhaltsseite | Zum Begriff Sekte | AGPF-Spendenkonto

Vitamin-Guru Matthias Rath: Krebs-Wunderheilung per Versandhandel.
Wunderheiler verkaufen keineswegs nur ihre angebliche persönliche Heilkraft.
Vitamin-Guru Matthias Rath dichtet Vitaminen Wunderwirkung an und wirbt damit für seinen Versandhandel.
Ein krebskrankes Kind führt er auf der Bühne vor.
Rath ist ein typischer Anbieter des Psychomarktes:
Der Glaube an den Guru ersetzt den Nachweis der Wirksamkeit des Angebots.

Neu:  Prozesse



 

Inhalt dieser Seite:Zum Thema auch:In anderen Websites:
Impressum

 
 
Sekten, Gurus und Wunderheiler handeln oft mit Patentrezepten und Wundermedizin.
Kritiker und Ärzte werden als rückständig dargestellt. 
Rückständig wie jemand, der noch glaubt, dass die Erde eine Scheibe ist, will Rath glauben machen und projiziert ein Riesen-Schaubild an die Wand seiner Bühne (Abbildung rechts, aus FocusTV 8.2.04): "Ein wissenschaftlicher Durchbruch verändert die Welt ... Die Erde ist keine Scheibe und Krebs ist kein Todesurteil".
Als würde jemand behaupten, Krebs sei ein Todesurteil.
Sekten drehen die Verhältnisse um. Aus Aberglaube wird Fortschritt, aus der Realität wird Rückständigkeit. All das wird nicht als Glaubenfrage dargestellt, sondern als wissenschaftlich bewiesen.

Auch die Scientology-Organisation propagiert Vitamine:

Es ist jedoch kein Anhaltspunkt dafür ersichtlich, dass Rath Scientology-Anhänger ist.

 
Matthias Rath scheint derzeit Marktführer   für Wundermedizin zu sein. Er betreibt einen Versandhandel und macht vermutlich  Umsätze in zweistelliger Millionenhöhe, so das TV-Magazin Report am 9.2.04, aus dem auch die folgenden Abbildungen stammen. Rath macht Werbung mit Vorträgen, für die er wiederum mit Gross-Plakaten wirbt. Text des Plakates Abbildung rechts: "Krebs ist heilbar! Natürlich! Jetzt kommt Dr. Rath".

 

Report Mainz am 9.2.2004
http://www.swr.de/report/archiv/sendungen/040209/01/frames.html

Matthias Rath:

»Wir haben es hier mit einem völlig neuen Verständnis der Krebsbehandlung... Die Botschaft: Knochenkrebs ist natürlich heilbar. Und so gilt ab jetzt, dass Krebs kein Todesurteil mehr ist.«
Dr. Christian Steffen, Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte:
»Dieses Epican Forte enthält eine Reihe von Inhaltsstoffen, die ganz normale Nahrungsbestandteile sind: Lysin, Prolin, Arginin, Aminosäuren, Askorbinsäure, Calcium, Polyphenole.
Wenn ich mir das ansehe, können sie diese Wirkstoffe alle mit einem Frühstück bestehend aus einem Ei, einer Apfelsine und zwei Tassen Tee zu sich nehmen.«
Die Vorträge von Rath sind Massenveranstaltungen und die Säle so gross, dass er kaum noch zu ist. Deshalb befindet sich hinter ihm ein Riesen- Bildschirm. Rechts auf dem Schirm neben Rath der Text "Knochenkrebs ist natürlich heilbar! Dominik wird leben!". Gemeint ist das Kind Dominik, welches kurz darauf auf der Bühne vorgeführt wird. 
Dominik auch in Rath-Prospekten: "Dominik nach der Chemotherapie": Ein trauriges Kind. "Dominik nach der Zell-Vitaltherapie" reckt optimistisch den Daumen nach oben. 
Die Eltern wollen das Kind nur noch mit Rath-Vitaminen behandeln lassen. Darüber müssen die Gerichte entscheiden. Die Mutter führt ihren Medizinschrank vor. Rath blickt heraus.

 
 
 

Der Wolf im Schafspelz:
Rath kritisiert das "Pharma-Geschäft mit dem Krebs" und betreibt es selbst
 

Auch im Internet nutzt Rath das Schicksal des kranken Kindes Dominik zu Werbezwecken. Rechts zwei Ansichten derselben Internet-Seite, die im Takt weniger Sekunden wechseln (grössere Version: Bild anklicken). "Rettet Dominik" heisst in der einen Version, "Rettet Dominik und Millionen anderer Krebspatienten! Beendet das Pharma-Geschäfts mit dem Krebs!" in der anderen.
Tatsache ist: Rath betreibt selbst das Pharma-Geschäft mit dem Krebs. Auch seine Produkte wachsen nicht im Stadtpark. 
Rath ist lediglich ein neuer Anbieter innerhalb der Pharma-Industrie. 
Rath täuscht die Öffentlichkeit, indem er sich als Retter der Krebskranken ausgibt.

 
 

Fachkreise warnen übereinstimmend
 

NDR 10.2.04 http://www.ndr.de/ndr/regional/detail_line.phtml?docid=20040210114731

Behörde warnt vor Vitamin-Guru Rath

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte und die Arbeitsgruppe Scientology der Hamburger Innenbehörde haben gemeinsam vor der aggressiv beworbenen Vitamintherapie des Mediziners Matthias Rath gewarnt. Rath, der einst in Hamburg promoviert hat, hat für Dienstagabend eine Veranstaltung im Congresscentrum Hamburg angekündigt, die seine Organisation in den vergangenen Tagen mit Plakaten und Postwurfsendungen "flächendeckend" beworben hat, wie Ursula Caberta, Leiterin der Arbeitsgruppe Scientology bei der Hamburger Innenbehörde berichtet.
Mit Vitaminen gegen Krebs und Aids
Auf Plakaten, Flugblättern, in Büchern, Videos und auf zahlreichen Seiten im Internet verspricht Rath, Herz-Kreislauferkrankungen, Aids und Krebs mit hoch dosierten Vitaminpillen und der Aminosäure Lysin ohne Nebenwirkungen heilen zu können. Als Fallbeispiel führt er den an Knochenkrebs erkrankten achtjährigen Jungen Dominik an, den er mit seiner sogenannten Zellular Medizin geheilt haben will.
45.000 Euro Geldstrafe wegen unlauterer Werbung
Die Wirksamkeit der hoch dosierten (und hochpreisigen) Präparate sei nicht nachgewiesen, betonte Abteilungsleiter Christian Steffen vom Bundesinstitut für Arzneimittel am Dienstag. "Produkte, die mit Krankheiten beworben werden, sind nach unserer Auffassung Arzneimittel", so Steffen zu NDR Online. Rath verstoße mit dem Verkauf gegen das Arzneimittelgesetz. Wegen unlauterer Werbung sei er bereits zu 45.000 Euro Geldstrafe verurteilt worden. Vitamintherapie werde gefährlich, wenn "eine Erfolg versprechende Behandlung unterbleibt, weil den Patienten Medikamente ohne Nebenwirkungen angeboten werden". Da Raths Firma in den Niederlanden sitze, gebe es aber kaum eine rechtliche Handhabe gegen ihn.
Seminare für Vitamingläubige
Rath handelt nicht nur mit Medikamenten, sondern auch mit Vorträgen, Seminaren und Büchern. Weil er sich als "Luther der Medizin" sieht, hat er in Wittenberg eine Gesundheits- und Tagungsakademie eröffnet, in der er "Berater für Zellular Medizin" ausbildet - gegen Gebühr versteht sich. "Die Organisationen des Dr. Rath erfüllen alle Kriterien einer Psychogruppe", warnt Ursula Caberta von der Arbeitsgruppe Scientology zu NDR Online. "Da gibt es ganz klassisch einen Führer beziehungsweise Guru, der die Wahrheit gepachtet hat. Was er sagt, ist bindend. Wer Rath kritisiert, wird angezeigt."
Strafanzeige als Werbemaßnahme
So erging es Professor Dr. Heribert Jürgen, Dekan der Uni-Klink Münster: Hier war der krebskranke Dominik behandelt worden, bevor seine Eltern die schulmedizinische Behandlung gegen den Rat der behandelnden Ärzte abbrachen. Rath hat den Arzt wegen versuchten Totschlags und Körperverletzung angezeigt und dies auf Flugblättern tausendfach in Briefkästen verbreitet. Die Staatsanwaltschaft Münster fand jedoch keinerlei Anhaltspunkte für eine Strafhandlung des Münsteraner Professors. Der hat jetzt den Spieß umgedreht und Rath angezeigt - wegen falscher Verdächtigung und qualifizierter Verleumdung.
 


 
Bundesinstitut warnt vor Krebstherapie mit Vitamin-Präparaten

Hamburg/Berlin (dpa) - Das Bundesinstitut für Arzneimittel hat vor einer Krebstherapie mit Vitaminpräparaten gewarnt. Auch das Berliner Universitätklinikum Charité wandte sich am Dienstag entschieden gegen die Behauptung eines umstrittenen Mediziners, ein krebskrankes Kind durch Vitamine geheilt zu haben.

Der Mediziner Matthias Rath behauptet, Krebserkrankungen könnten mit den von ihm vertriebenen Vitamin- und Aminosäurepräparaten erfolgreich bekämpft werden. Auf einer Pressekonferenz in Hamburg bezeichnete Christian Steffen vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Raths Vorgehen als «Scharlatanerie». Er warnte vor einem Verzicht auf schulmedizinische Behandlung. Rath sollte am Abend in Hamburg auftreten.

Nachdem Rath zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen war, entgegnete er in einer Mitteilung am Abend auf den Vorwurf der «Scharlatanerie», seine Zell-Vitalstoff-Therapie sei in der Lage, den Ausbreitungsmechanismus von Krebszellen zu stoppen. Das hätten Experimente in den USA gezeigt. Die Mitteilung verwies darauf, dass Raths Forschungsteam seine Studien auch in Journalen und bei Fachkongressen vorstelle.

Das Berliner Universitätklinikum Charité appellierte an die Eltern krebskranker Kindern, auf die schulmedizinische Behandlung an rund 40 deutschen Spezialkliniken zu vertrauen. Heute überlebten in Deutschland rund 75 Prozent aller krebskranker Kinder mit Hilfe der modernen Medizin, sagte Günter Henze, Klinikdirektor an der Charité am Dienstag.

«Krebs lässt sich nicht mit Vitaminen heilen», betonte Henze. Vermeintliche Wunderheiler argumentierten mit pseudo-wissenschaftlichen Begründungen und könnten ihre Versprechungen nicht halten. Ein Kind habe ohne schulmedizinische Krebsbehandlung kaum Überlebenschancen, ergänzte der Professor. Im Gegensatz zu den 70er Jahren könne die heutige Medizin die meisten Kinder retten, die Erfolge seien «überragend».

Jedes Jahr erkranken laut Henze rund 1800 Kinder und Jugendliche in Deutschland an Krebs. Im Mittelpunkt der kombinierten Behandlungsstrategie stehe häufig eine Chemotherapie. In Deutschland leben nach Charité-Angaben heute rund 25 000 bis 30 000 junge Erwachsene, die im Kindesalter an Krebs erkrankt waren.


 
 
ddp 13.2.04

Schulmediziner warnen: Krebs heilt man nicht mit Vitaminen

   Berlin (ddp). Schulmediziner warnen vor Scharlatanen, die Krebs bei Kindern mit Vitaminen heilen wollen. «Immer wieder», beklagt Professor Günter Henze von der Berliner Charite,«wenden sich verzweifelte Eltern in ihrer großen Not an vermeintliche Wunderheiler, die mit pseudowissenschaftlichen Begründungen das sprichwörtliche 'Blaue vom Himmel' versprechen, es aber nie halten können».

   Henze, Sprecher des Kompetenznetzes Pädiatrische Onkologie und Hämatologie, bezieht sich auf einen konkreten Fall, der bundesweit derzeit für Aufsehen sorgt. Ein Mediziner behauptet in Flugblättern, ein 14-jähriges, an Knochenkrebs erkranktes Kind durch Vitamine geheilt zu haben und wirbt so für die von seinem Unternehmen aus Holland vertriebenen Vitaminpillen. Nach Darstellung von Henze besteht unter zahlreichen Experten Einigkeit darüber, dass dieses Kind kaum Überlebenschancen hat, sollte ihm weiter eine schulmedizinische Behandlung verweigert werden.

   Der Experte appelliert nachdrücklich an die Eltern von krebskranken Kindern, sich der Schulmedizin anzuvertrauen, die in den letzten Jahren überragende Erfolge erzielt habe. Schulmedizin sei «mehr als Pillen geben und Spritzen setzen». Der Klinikdirektor an der Charité verweist unter anderem auf die psychosoziale Betreuung und das altersgerechte Umfeld in den etwa 40 auf Krebs bei Kindern spezialisierten Kliniken in Deutschland. Die Behandlung dort erfolge in engem Kontakt zwischen Ärzten und Eltern.

   Der Professor verweist darauf, dass die Schulmedizin mit soliden Statistiken und nicht mit Einzelschicksalen arbeitet. Diese zeigten, dass heute bei 75 Prozent der krebskranken Kinder die Aussichten auf Heilung sehr gut sind. Den Heilungskonzepten liegt, wie Henze betont, eine kombinierte Behandlungsstrategie zugrunde. Mit der Chemotherapie werde die Vernichtung der so genannten Mikrometastasen angestrebt. Die lokale Behandlung des Tumors erfolgt durch Operation und/oder Strahlentherapie.

   Das Kompetenznetz Pädiatrische Onkologie und Hämatologie vernetzt das Wissen von rund 250 Experten an 12 Krebszentren und 12 kinderkrebsheilkundlichen Zentren. Maßgeblich unterstützt wird es von der Deutschen Krebshilfe, der Kinderkrebsstiftung und vom Bundesforschungsministerium.

ALLE KOMPETENZNETZE DER MEDIZIN
http://www.kompetenznetze-medizin.de/_html/_ie/_start_ie.htm


 
 

Prozesse
 

Verurteilung wegen irreführender Werbung für Lebensmittel

Das Amtsgericht Berlin-Tiergarten, Aktenzeichen 333Cs 45/02 hat Rath am 16.10.2003 verurteilt:

"Der Angeklagte [Dr. Matthias Willfired Rath] wird wegen eines vorsätzlichen Verstosses gegen das Verbot irreführender Werbung ge. § 17 Abs. 1 Ziff. 5 LMBG zu einer Geldstrafe von
90 (neunzig) Tagessätzen zu je
500 (fünfhundert)
verurteilt."
Das Gericht ist davonausgegangen, dass es sich bei den von Rath vertriebenen Produkten nicht um Arzenimittel gehandelt hat, sondern um "Lebensmittel im Sinne des § 1 des Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetzes":
"Bei den fraglichen Produkten/Zubereitungen handelt es sich umsogegannte Nahrungsergänzungmittel, also Stoffe, die dazu bestimmt sind, ein Lebensmittel mit bestimmten Nährstoffen, insbesondere auch Vitaminen anzureichern ... .
Aus dem Umstand, dass es sich um hochdosierte Präparate handelt, die in auch für Arzneimittel nicht unüblicher Form dargeboten werden, ergibt sich ebenso wenig etwas anderes, als aus den bewerbenden Aussagen der oben dargestellten Internetauftritte.

Andere als Zwecke der Nahrungsergänzung, wie die hier in Frage kommenden Aussagen über Heilung, Linderung oder Verhütung von Krankheiten (§ 2 Abs. 1 Ziff. 1 AMG) so etwa „Zellular Medizin Formula", oder „in klinischen Studien mit der Basisformel von Vitacor Plus konnte die Zunahme der Arterienverkalkung gestoppt und auf natürliche Weise wieder umgekehrt werden ..." machen die fraglichen Produkte nicht zu Arzneimitteln. Entscheidend kommt es vielmehr auf die objektive, überwiegende Zweckbestimmung an, die ein Mittel nach allgemeiner Verkehrsauffassung hat (vgl. BGH in NStZ 2001, Seite 488 f.). Dem durchschnittlich informierten, aufmerksamen und verständigen Durchschnittsverbraucher stellt sich die überwiegende Zweckbestimmung von Vitaminpräparaten - anknüpfend an schon bestehende Aurfassungen - weiterhin als Nahrungsbestandteil dar, welches zwar auch in normalen Lebensmitteln enthalten sein kann, aber möglicherweise nicht in ausreichendem Maße vorhanden ist (vgl. Zipfel a. a. 0., Rn. 16 zu § 1 LMBG). Wenn - wie hier - auch der Angeklagte auf möglichen Mangel an Vitaminen in normalen Lebensmitteln und auf die seines Erachtens notwendige Ergänzung dieser Nahrung hinweist, kann daraus für die Verkehrsanschauung jedenfalls keine erforderliche überwiegende Zweckbestimmung als Arzneimittel beschlossen werden.

Mit seinen oben dargestellten Internetauftritten hat der Angeklagte für Lebensmittel, seine Vitaminprodukte, mit irreführenden Aussagen im Sinne von § 17 Abs. 1 Ziff. 5 LMBG geworben. Er hat sich über das einer Vielzahl von Personen zugängliche Internet werbend mit der Empfehlung zum Erwerb an den Verbraucher gewandt. Die den Produkten dabei zugesprochenen Wirkungen wie zum Beispiel „... die Zunahme der Arterienverkalkung konnte gestoppt und wieder umgekehrt werden" für „Vitacor Plus", „Diese Zellfaktoren-Formel trägt zur optimalen Knochendichte und zur Vorbeugung von Osteoporose bei" für „Femiforte" oder „Verbesserung des Zustandes der Arterienwände, Normalisierung von erhöhtem Blutdruck" für „Relacor" und „gegen diabetische Gefäßerkrankungen, Senkung der Blutdruckwerte" bei „Diacor", „bei Arteriosklerose, bei Durchblutungsstörungen, enthält Zellfaktoren - wissenschaftlich nachgewiesen -, die Blutgefäße stabilisieren und den natürlichen Heilungsprozess fördern" für „Arterieforte" erfüllen die Regelbeispiele sowohl aus § 17 Abs. 1 Ziff. 5a und 6 LMBG. In den getroffenen Aussagen werden Lebensmitteln heilende Wirkungen beigelegt, die wissenschaftlich nicht ausreichend gesichert, nämlich mindestens fachlich umstritten sind (vgl, Zipfel a. a. O-, Rn. 187 zu § 17 LMBG) und den Lebensmitteln - wie die Schwierigkeit der Abgrenzung zum Amzeimittel auch wegen der beschriebenen Präsentation der Produkte des Angeklagten deutlich macht - der Anschein eines Arzneimittels gegeben wird.

Den Beweisantrag der Verteidigung aus der Hauptverhandlung vom 16. Oktober 2003 (Anlage 3 zum Protokoll vom 16. Oktober 2003) war bei der gegebenen Sachlage nach pflichtgemäßem Ermessen (§ 411 Abs. 2 Satz 2 StPO in Verbindung mit-§ 420 Abs. 3 StPO) nicht nachzugehen. Auf die in das Wissen der benannten Sachverständigen gestellten Behauptungen kommt es nicht an. Dass die in den Produktbeschreibungen betroffenen Aussagen mindestens umstritten sind -ihre Richtigkeit unterstellt -, ist jedenfalls offenkundig und das genügt.

Der Angeklagte hat nach allem die irreführenden Werbeaussagen bewusst und gewollt veranlasst und sich deshalb vorsätzlich handelnd gemäß § 52 Abs. 1 Ziff. 10 LMBG strafbar gemacht.
Der Strafbarkeit des Angeklagten steht auch nicht entgegen, dass dieser in den Niederlanden gehandelt und die Werbeaussagen bei einem ausländischen (niederländischen) Server ins Netz gestellt hat (§ 3 StGB). Die zu beurteilende Tat des Angeklagten ist (auch) im Intand begangen worden. Zwar handelt es sich bei dem Vergehen der irreführenden Werbung im Sinne des § 17 Abs. 1 Ziff. 5 LMBH um ein so genanntes abstraktes Gefährdungsdelikt, die konkret eingetretene Gefahr der Irreführung des Verbrauchers ist Teil des Tatbestandes, Jedoch soll das Merkmal „zum Tatbestand gehörender Erfolg" aus § 9 Abs. 1 StGB lediglich klarsteilen, dass der Eintritt des Erfolges in enger Beziehung zum Straftatbestand zu sehen ist (vgl. BGH in NStZ 2001, Seite 305 f.). Das Delikt der verbotenen irreführenden Werbung für Lebensrnittel steht in einer solchen engen (konkreten) Beziehung zur unerwünschten Täuschung des Verbrauchers.
Bei der aus dem Rahmen des § 52 Abs. 1 LMBG (Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe) zu bestimmenden Strafe konnte das Gericht zunächst zugunsten des Angeklagten berücksichtigen, dass dieser bisher straffrei durchs Leben gegangen ist. Aus dem Umstand, dass der Angeklagte unter dem Eindruck des gegen ihn anhängigen Strafverfahrens seine Werbeaussagen nunmehr bereinigt hat, darf auch geschlossen werden, dass nicht aus rechtsfeindlicher Gesinnung heraus gehandelt worden ist. Auch unter Berücksichtigung des erheblichen Werbeaufwandes, den der Angeklagte mit seinen für eine Vielzahl potentieller Verbraucher erreichbaren Internetauftritten betrieben hat, war auf Geldstrafe zu erkennen, die nach Abwägung aller für und gegen den Angeklagten sprechenden Umstände mit 90 Tagessätzen den Strafzweck erfüllt.
Die Höhe der einzelnen Tagessätze entspricht dabei mit 500,00 Euro den persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen des Angeklagten.

Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Ob es also bei der Bestrafung und der Einstufung als Lebenmittel bleibt, ist vorerst offen.
 
 
 

Urteil wegen unlauterer Werbung

Das Landgericht Berlin 102 O 20/01 hat Dr. Rath persönlich verurteilt, es zu unterlassen, mit den Angaben "Der renommierte Arzt ..." und "Der renommierte Wissenschaftler ..." zu werben.
Es handele sich um Handeln im geschäftlichen Verkehr zu Zwecken des Wettbewerbs in Form einer Aufmerksamkeitswerbung, und nicht etwa um politische Äusserungen. Denn "die Produkte der Mathias Rath B.V. (seien) untrennbar mit dem Beklagrten verbunden".
Das nicht rechtskräftige Urteil als Volltext unter:

Es handelte sich um eines der Riesen-Plakate, wie oben abgebildet.
 
 
 

Rath wird verboten, Medizin-Professor als "Handlanger der Pharmakartells" zu bezeichnen
 
 

Aus: "Zentrum für Wissenschaft und kritisches Denken" der "Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V." (GWUP)
http://gwup.org/aktuell/news.php?aktion=detail&id=186

Vitamin-Papst verliert vor Gericht

Matthias Rath darf Münsteraner Professor nicht mehr verunglimpfen
Alternativmediziner darf Kritiker nicht mehr als "Handlanger des Pharmakartells" beschimpfen.

29.03.2004 - Der umstrittene Mediziner Matthias Rath ist wieder in den Schlagzeilen. Der Arzt und seine "Dr. Rath Gesundheitsstiftung" empfehlen hochdosierte Vitaminpräparate zur Behandlung einer Vielzahl von Krankheiten. Die Präparate, die er selbst vertreibt, sollten beispielsweise im letzten Jahr gegen die Lungenkrankheit SARS helfen. Ferner unterstellt er der Weltgesundheitsorganisation WHO, absichtlich Informationen über sinnvolle Alternativtherapien zu unterdrücken und damit die Geschäfte der Pharmaindustrie zu schützen. Seine Behandlungsmethoden werden von vielen Medizinern jedoch heftig kritisiert. Rath reagiert auf eigenwillige Weise. So hatte er den Münsteraner Professor Heribert Jürgens, Dekan der Fakultät und Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinderhämatologie und Krebsheilkunde, als "Handlanger des Pharmakartells" bezeichnet, weil dieser sich kritisch zu Raths Methoden geäußert hatte. Werbung für Vortragsreisen hatte Rath wie Steckbriefe gestalten lassen, auf denen er Jürgens angegriffen hatte. Gleichzeitig hatte er lt. "Ärzteblatt" vom 13.02.2004 Strafanzeige gegen den Professor erstattet, wegen versuchten Totschlags und Körperverletzung. Jürgens hatte u. a. davor gewarnt, einem krebskranken Jungen die konventionellen Behandlungsmethoden zu verweigern und ihn durch eine von Rath propagierte "Zellular-Therapie" zu behandeln. Um das Leben des Jungen nicht zu gefährden, ließ er den Eltern das Sorgerecht entziehen. Ferner zeigte er Rath an - wegen Verdachts der falschen Verdächtigung und der qualifizierenden Verleumdung.

Das Landgericht Münster bestätigte nun eine Verfügung des Amtsgerichts, wonach der streitbare Vitaminverfechter seinen Kontrahenten Prof. Jürgens nicht mehr als Handlanger der Pharmakartells bezeichnen darf. Aus gutem Grund: So kommt die "Krebsliga Schweiz" in einer Analyse vom letzten Jahr zu dem Schluss, dass keinen Beweis dafür gebe, dass die von Matthias Rath verkauften, teilweise hoch dosierten und teuren Präparate der Krebsvorbeugung dienten, geschweige eine Heilung bei Krebs bewirkten. Auch die Österreichische Krebshilfe warnt vor dessen Methoden. Deren Vorstandsmitglied Prof. Dr. Michael Micksche betont, Raths angeblich bahnbrechende Forschungsergebnisse bezögen sich lediglich auf Untersuchungen mit Krebszellen im Labor und gäben keinen gültigen Hinweis, eine Methode direkt auf den Patienten / Gesunden zu übetragen. Die Erkrankung des Jungen in den Vordergrund seiner Geschäftskampagne zu stellen, hält er für unverzeihlich. Auch der österreichische "Verein für Konsumenteninformation" warnt ausdrücklich vor den irreführenden Werbeversprechen des lt. Eigenwerbung, "weltbekannten Wissenschaftlers".

Weder die wissenschaftliche noch die juristische Auseinandersetzung um die Mega-Vitamin-Therapie sind damit zuende: Rath war im Februar 2004 in vielen europäischen Städten auf Vortragstour. Außerdem hat er angekündigt, gegen Professor Jürgens weiter gerichtlich vorzugehen - nun in höheren Instanzen. Außerdem kündigte Rath an, "diese Anzeige auf alle Personen auszudehnen, die sich entgegen aller wissenschaftlichen und medizinischen Erkenntnisse jetzt noch an die Seite von Jürgens stellen." Und den kranken Dominik benutzt er weiterhin für seine Werbung.

Quellen: 
Ärzteblatt Nr. 7/2004 vom 13.2.2004:    http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=40545 
Die Warnung der Österrichische Krebshilfe vor Raths Produkten (bei Krebs-Kompass.de): http://www.krebs-kompass.de/Krebsnews/article/...onen/1075938840.html 
Die Patente des Dr. Matthias Rath (Artikel von K. Koch in der "Süddeutschen Zeitung" vom 11.2.2004): http://www.evibase.de/texte/sz/texte/die_patente_des_dr_rath.htm 
"Vitamin C gegen SARS": Ein Vorschlag der "Dr. Rath Health Foundation" http://www4ger.dr-rath-foundation.org/open_letters/nyt041303.htm 
"Make Health, not war!" Die Vitaminverschwörung des Dr. Rath (Artikel von Bernd Harder im "Skeptiker" 4/2003): http://www.gwup.org/skeptiker/archiv/2003/4/rath.html 
Multivitaminpräparate: Große Hoffnungen – keine Beweise (Artikel von F.P. Meyer im "Deutschen Ärzteblatt"):
   http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=24201 
Informationen über die Rath'schen Produkte von der AGFP: http://www.agpf.de/Rath.htm
 


 

Patente

Patente sagen nichts über die Wirksamkeit oder Funktionsfähigkeit des patentierten Produkts aus.
 

Süddeutsche Zeitung vom 11.02.1004   http://www.sueddeutsche.de/sz/wissenschaft/red-artikel1486/
 

Die Patente des Dr. Matthias Rath
Erfinderschutz für umstrittene Vitaminpräparate beantragt
von Klaus Koch

Zitat: 

"Nach Recherchen der SZ sind allein in den USA bereits vier Patente auf seinen Namen erteilt, mindestens neun weitere Anträge hat er dort eingereicht. Hinzu kommen laut Europäischem Patentregister 17 Anmeldungen, in denen Rath weltweit Schutzrechte unter anderem für pharmazeutische Erfindungen beansprucht. Einige Anträge sind bereits abgelehnt; falls aber die übrigen Patente erteilt werden, könnte der von Holland aus agierende Mediziner seinen Konkurrenten im Vitamingeschäft den Verkauf ähnlicher Produkte untersagen und ein Monopol aufbauen, das dem einer Pharmafirma gleicht - samt enormer Gewinne."


 
 
 
 

Schweiz: Volksbegehren für unkontrollierten Handel mit Medikamenten
 

Tages-Anzeiger Zürich 13.02.2004


Vitamin-Guru spannt Stöhlker ein

Der umstrittene deutsche Arzt Matthias Rath rief dazu auf, in der Schweiz eine Vitamin- Initiative zu lancieren. Jetzt steht das Begehren - auch dank Klaus J. Stöhlker.

Von Hugo Stamm

Riesige Plakate, grosse Inserate und unzählige Handzettel künden es an: «Jetzt kommt Dr. Rath». Und wie er kommt! Als Robin Hood der Krebspatienten, der den Kampf mit dem übermächtigen Pharmakartell aufnimmt - heute Abend im Zürcher Kongresshaus.

Die vielen Schweizer Fans und Verbündeten befolgten seinen früheren Rat, gründeten den Verein Pro Gesundheit Schweiz und lancierten die Vitamin-Initiative. Ins Boot holten sie den Zürcher PR-Berater Klaus J. Stöhlker. Das Volksbegehren verlangt, dass Nahrungsergänzungen, etwa Raths teure Vitamin-Präparate, frei hergestellt, eingeführt und verkauft werden können. Vereinspräsident Frank Thrier erklärte, dass im Initiativkomitee hochrangige Vertreter aus FDP, SVP, CVP und SP Einsitz nähmen. Namen wollte er keine nennen, da die Namenliste noch nicht bereinigt sei.

Konsumentenschützerin und SP-Ständerätin Simonetta Sommaruga winkte jedenfalls entschieden ab. Stöhlker wollte sie ins Komitee holen. Die Initiative sei im Widerspruch zur Lebensmittel- und Heilmittelgesetzgebung, antwortete Sommaruga. Es gehe offensichtlich darum, die aufwändige Prüfung der Heilmittel zu umgehen. «Kriterien wie Sicherheit, Bioverfügbarkeit und Reinheit werden damit ausser Acht gelassen», schrieb Sommaruga in ihrer Absage an Stöhlker.

«Persönliches Interesse» Stöhlkers

Der PR-Berater betont, er habe das Mandat vom Verein und nicht von Rath bekommen. Auch Präsident Thrier erklärt, Rath sei nur ein Partner auf der internationalen Ebene. Beide wollen sich aber nicht vom umstrittenen deutschen Arzt distanzieren. Auf die Frage, woher der Verein das Geld habe, um Stöhlkers Tageshonorare von 5000 Franken zu zahlen, sagt Thrier: «Stöhlker hat auch ein persönliches Interesse, uns zu unterstützen.» Zur Auseinandersetzung um Rath sagte Stöhlker vieldeutig: «Die Meinungen gehen weit auseinander.» Eindeutig ist aber, dass die Unterlagen für die Initiative demnächst zur Prüfung nach Bern geschickt werden und die Unterschriftensammlung spätestens im Mai starten soll.

Keine Zurückhaltung wird sich Rath beim heutigen Auftritt in Zürich auferlegen. Er wird in einer showartigen Präsentation erklären, dass seine Vitaminpräparate Krebs, Aids, Herzinfarkte, Schlaganfälle, Osteoporose und viele andere Krankheiten heilen können. Und dass «die Pharmaindustrie mehr Tote produziert als alle Kriege zusammen».

Der 58-jährige Rath kennt keine leisen Töne. Sein wirksamster Werbeträger ist der achtjährige Dominik. Inserate und Plakate zeigen den jungen Krebspatienten in Siegerpose. Die Krankengeschichte des Knaben geht ans Herz. Dominik erkrankte im September 2002 an Knochenkrebs. Zuerst wurde er in Münster therapiert. Als die Amputation des rechten Beins zur Diskussion stand, suchten die Eltern einen Ausweg. Ein Chirurg in München operierte den Tumor heraus und ersetzte den fehlenden Knochen mit einer Prothese.

Metastasen in der Lunge

Dann kam die nächste Hiobsbotschaft. In der Lunge hatten sich Ableger gebildet. Professor Heribert Jürgens setzte die Chemotherapie in Münster fort und wollte die Metastasen operativ entfernen. Inzwischen hatten die Eltern bei Matthias Rath Hilfe gesucht. Ihr Entscheid: Abbruch der Chemotherapie. Der kleine Krebspatient wird seither mit Raths Vitaminen «behandelt». Der Arzt lässt sich als Lebensretter von Dominik feiern.

Für die Ärzte ist der Abbruch der Behandlung gefährlicher Leichtsinn. Sie beantragten vor Gericht, den Eltern sei das Gesundheitssorgerecht für Dominik zu entziehen. Ein Gutachter wies anhand von Langzeitstudien nach, dass bei einer chemotherapeutischen Behandlung die Heilungschancen bei 30 bis 40 Prozent liegen. Ohne Behandlung sterbe Dominik innerhalb von vier bis fünf Jahren zu 99 Prozent. Die Richterin entzog den Eltern das begrenzte Sorgerecht.

Es begann ein Kesseltreiben gegen Jürgens. Rath reichte Strafanzeige wegen versuchten Totschlages gegen den Arzt ein und pflasterte Münster mit Plakaten und Flugblättern zu, in denen Jürgens angegriffen wird. An Präsentationen führt Rath Dominik auf der Bühne vor. Der Staatsanwalt wies Raths Strafanzeige am 6. Januar ab. Wann und wie die Therapie von Dominik fortgesetzt werden kann, ist angesichts des aufgeheizten Klimas unsicher. Auszug aus einem Drohbrief an Jürgens: «Solchen Ärzten müssten ohne Betäubung sämtliche Eingeweide entfernt werden.»

Die Lungenbilder des kleinen Dominik dienen nun Rath als Beweis für die heilende Kraft seiner Präparate. Übergross prangen sie auf Plakatwänden. Darauf sind keine Metastasen mehr zu sehen. Fachliche Unkenntnis oder Betrug, sagt Jürgens. Rath zeige nicht den richtigen Lungenausschnitt. Es seien durchaus noch Tumore vorhanden, wenn auch kleine. Doch Rath schreibt: «Dominik ist geheilt.»

Inzwischen hat sich auch das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel eingeschaltet und bezeichnete am Dienstag das Vorgehen Raths als Scharlatanerie. Und die Berliner Universitätsklinik Charité erklärte, mit Vitaminen lasse sich kein Krebs heilen. Hingegen zeigten Studien, dass sich 75 Prozent aller krebskranken Kinder mit Hilfe der Medizin heilen liessen.

George W. Bush eingeklagt

Solche Urteile fechten Rath nicht an. Mit seinen Kampagnen und Verschwörungstheorien schafft er es, eine riesige Fangemeinde und Kundschaft hinter sich zu scharen. Er spielt sich als Held im Kampf gegen böse Mächte aller Art auf. So hat er kürzlich eine Klage wegen Völkermords und anderer Verbrechen gegen die Menschlichkeit beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag eingereicht. Neben den Präsidenten der grossen Pharmamultis sind auch hochrangige Politiker wie George W. Bush angeklagt.

Rath selbst scheut sich nicht, seine Kunden tüchtig zu rupfen, sind doch die Präparate überteuert. Sein Jahresumsatz wird auf 100 bis 200 Millionen Franken geschätzt, der Gewinn auf 25 Prozent. Berater vertreiben die Präparate, die bereits von Zehntausenden geschluckt werden. Der Trick: Nicht nur Patienten müssen sie einnehmen, sondern auch Gesunde - zur Vorsorge gegen schwere Krankheiten.


 
 

Links
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GWUP-Links (>>)

"Aggressives Marketing Werbung per Steckbrief - Wie Dr. Matthias Rath seine fragwürdigen Vitaminpräparate als Heilmittel gegen Krebserkrankungen anpreist" von Klaus Koch Deutsches Ärzteblatt, Jg. 101, Heft 7, 13. Februar 2004, Rubrik Medizinreport
http://www.aerzteblatt.de/pdf/101/7/a398.pdf

"Heilpraktiker in der Krebstherapie: Einige (selbst-)kritische Gedanken zur Rolle der Naturheilkunde in der Onkologie"
von Manfred D. Kuno, Heilpraktiker, Berlin
http://www.krebs-kompass.de/heilpraktiker_krebstherapie.html

Freitag, 13.02.2004, 21:15 - 22:00 Uhr, NDR, "Aktuelle Schaubude": "Mogelpackung - Wunderdoktor Rath will mit Vitaminen Krebs heilen"
http://www.ndr.de/tv/schaubude/archiv/20040213_wunderdoktor.html

Ärztliche Praxis Online, 13.02.2004:
"Warnung vor Krebs-Therapie mit Vitaminen. Experten: Wirkung der Präparate ist in keiner Weise belegt"
http://www.aerztlichepraxis.de/db/shownews/1076676540/9/1/news.html

Berliner Morgenpost, 13.02.2004
"Ein-Mann-Show des Krebsheilers. Charité-Mediziner kritisiert Raths Vortrag zur Vitamintherapie" von Rémy Kappeler
http://morgenpost.berlin1.de/inhalt/berlin/story659258.html

TAZ 10.2.2004: Die seltsamen Geschäfte des Dr. Rath
http://www.taz.de/pt/2004/02/10/a0048.nf/text.ges,1
 

Österreichische Krebshilfe warnt vor Dr. Rath" (05.02.2004) Krebs-Kompass 22.02.2004
 

Arbeitskammer Wien warnt vor Vitamin-Cocktails" (06.02.2004) Krebs-Kompass 22.02.2004
 
 
 



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