Culture Club
Seite 34 von 2440 Neuester Beitrag: 16.11.24 09:57 | ||||
Eröffnet am: | 22.09.12 21:13 | von: Fillorkill | Anzahl Beiträge: | 61.981 |
Neuester Beitrag: | 16.11.24 09:57 | von: Fillorkill | Leser gesamt: | 6.481.051 |
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Kultfigur der Beat-Generation, Pionier der Gegenkultur, Drogenpapst: William S. Burroughs riss Grenzen des Mainstream ein, erhob den Drogenrausch zum künstlerischen Medium, wurde zum ungewollten Wortführer der schwulen Befreiungsbewegung. Sein Roman "Naked Lunch" wurde zur Bibel von Punks, Hippies, der Queer-Bewegung, von Revolutionären, Künstlern und Musikern in aller Welt.
So ziemlich jede gegenkulturelle Bewegung des 20. Jahrhundert beruft sich auf ihn: "William S. Burroughs: A Man Within"ist der liebevoll-forschende Versuch, den Menschen zu ergründen, der aus Versehen seine Frau erschoss, dessen Werk den Konservatismus seiner Zeit bis ins Mark erschütterte, dessen kreative Gewalt die Kultur des 20. Jahrhunderts beben ließ.
Wie kaum eine Künstlerfigur steht Burroughs für einen radikalen Widerspruch, den Regisseur Yony Leyser in seinem Film vorbehaltlos auslotet: zwischen Individualismus und Abhängigkeit, zwischen Unabhängigkeit und Vereinnahmung entsteht das intime Porträt eines großen Schriftstellers, getragen vom genialen Score von Patti Smith und Sonic Youth.
Leyser bekam die Großen und Bekannten, die Jünger, Weggefährten, Kritiker und Bewunderer vor die Kamera: In exklusiven Interviews und Archivmaterial erzählen Patti Smith, Iggy Pop, Gus Van Sant, John Waters, Genesis Bryer P-Orridge, Sonic Youth, Laurie Anderson, Amiri Baraka, David Cronenberg und Allen Ginsberg Geschichten aus dem Reich eines extremen Grenzgängers.
Ein Phänomen, das sich ja immer in schöner Weise gerade auch in unseren Diskussionen zeigt :)
Mittlerweile dann allerdings auch eher in einem etwas nostalgischem Sinne. (Manches überlebt sich dann auch einfach ein bisschen im Laufe der Zeit)
Rare beat footage:
Die Geschichte der Beatgeneration ist sehr eng mit der Geschichte des Jazz der 40er und 50er verknüpft.
Gehen sie beinahe allen nachfolgenden Sub- und Jugendkulturen der zweiten Hälfte des letzten Jahrhundert ideel voraus (sie haben wirklich unglaublich viel in einem erstaunlich weitem Spektrum vorweggenommen) so muss man eigentlich auch sagen das der Jazz jenen nachfolgenden Bewegungen vorausgegangen ist.
Der Bebop war der Punk der 40er und 50er.
Die Formlosigkeit und Explosivität der schnellen Improvisationen hat von der eigentlichen Idee, die dahinter steht dabei tatsächlich viel mit dem späteren Punk zu tun. Der Cooljazz etwas weniger, dabei war er allerdings im Grunde nicht minder revolutionär.
"Überall ist Süden -
Die Wirklichkeiten des Tennessee Williams"
von Herbert Krill
http://www.3sat.de/programm/?showid=C69D28287C3B9A23
Deine Variante einer Rock'n Roller Mentalität ist mir übrigens durchaus sehr vertraut.
Es ist aber eigentlich weniger meine eigene Geschichte, als die eines anderen, dem ich dabei auch den Zugang zu vielen anderen Dingen verdanke.
Ich denke übrigens nicht, dass Vielseitigkeit und Offenheit unbedingt von Naivität oder mangelnder Stringenz begleitet sein muss, ganz im Gegenteil.
Hier aber eine schöne zeitlose naive melody:
sometimes it may be good to "stop making sense"
... we might accidentally finde some, then
Der Astronaut aus 2001, Silence aus "Leichen pflastern seinen Weg" und nun ein russischer Futurist.
Interessanter Weise scheint bei Dir mit solch einem Wechsel der Avatare auch immer eine thematische Verschiebung des Schwerpunktes Deiner Beiträge einzusetzen, wie ich meine bisher beobachtet zu haben.
So unterschiedlich die bisherigen Avatare eigentlich waren, irgendwo passen sie alle ganz gut, vor allem zur jeweiligen Phase.
Der russische Futurismus ist allerdings eher ein dunkler Fleck auf meiner kulturellen Landkarte.
Adressat des stringenten Kreativen ist der offene Typ, der gerade weil er relativieren kann, sich auf das geschlossene Weltbild anderer einlassen wird. Im Prinzip wie ein interessierter Schüler, der die Kunstgeschichte durchgeht und deren gegensätzlichsten Momenten etwas abgewinnen kann. Vielleicht schwärmt er mal temporär für dieses, dann für jenes, aber stets ohne sich definitiv festzulegen. Beide Typen brauchen (und bedingen) sich gegenseitig...
Silence, Bowman und Majakowski sind tragische Helden, Joy Div & frühes Industrial die Musik und der postmoderne Dekonstruktivismus (mit postmarxistischen Basics) die Philosophie meiner Jugend. Koordinaten eines kulturellen Bezugssystems, aus dem ich mich in all den Jahren keinen Zentimeter entfernt habe. ('if you are twenty one, most of life is done')...
http://www.ave-anziehsachen.de
Lieber aber:
http://www.bungalow-gallery.com/stores/bungalow/
So - und ich bin wieder weg - noch schnell drüben bei den Ökonomen ein zappe-dusteres Hirn beleidigt - und gehabt euch wohl! Nitrat durch Gülle macht dumm.
Ich finde mich in Deiner Analysse auch durchaus ein bisschen wieder.
Auch bei mir gibt es dabei aber natürlich feste Bezugspunkte und Konstanten. In meinem kulturellen Koordinatensystems ist aber einfach genug Platz für viele verschiedene Dinge. Manches ergibt sich dann auch einfach irgendwo aus der eigenen Biographie. Auch das Thema des Liberalismus (im ureigentlichen Sinne) spielt dort sicher eine Rolle.
Das, was Du mit Deinem Vergleich beschreibst, sich als Schüler begeistert durch die Kunstgeschichte zu wühlen, kommt dann bei mir aber zugegebener Maßen auch noch ein bisschen dazu - vor allem im Bereich der Musik, die bei mir insgesamt einen ungeheuren Stellenwert im Leben hat, und auch immer hatte. Auch dies ist eine fester Bezugspunkt, wenn Du so willst, aber eben mit beweglichen Inhalten.
Darüber hinaus sind Veränderung und Transformation einfach ein fester und dauerhafter Bestandteil des Lebens, die immer in einem Spannungsverhältnis zum ebenso ursprünglichen und wichtigem Prinzip stehen, Dinge zu erhalten und zu bewahren. Es ist kein Widerspruch, zu versuchen diesen beiden Polaritäten gleichsam Raum zu lassen wo es eben sinnvoll erscheint. Es geht da eigentlich eher um Balance als um Stringenz.
Zur Stringenz im allgemeinen möchte ich ausserdem als grundsätzlichen Gedanken einwerfen, dass die Beweglichkeit als übergergordnetes Prinzip in seiner Beweglichkeit nicht weniger stringent ist, als die Unbeweglichkeit in seiner Unbeweglichkeit.
Es ist lediglich ein anderes Prinzip, das darin zum Ausdruck kommt.
Im besonderen gedacht müssen Bewegungen dann auch keineswegs nach beliebigen Mustern erfolgen. Auch hier kann es eine in deinem Sinne "stringente" Ordnung geben, auch wenn sie sich einem anderen vielleicht nicht immer ganz erschließt.
Was Kreativität anbelangt, so kann sie aus allen möglichen Quellen enstpringen.
Es sind es nicht nur Widersprüche zwischen dem Menschen und seiner Umwelt, die Kreativität freisetzen können, sondern auch Widersprüche zwischen grundsätzlichen Prinzipien des Lebens oder der Umwelt und nicht zuletzt auch Widersprüche im Menschen selbst. Ausserdem gibt es dann auch noch jene Art von Kreativität, die in völliger Vergessenheit oder in einer Art vergessener Versunkenheit entsteht (Gerade in der Musik).
p.s.:
Deine sympathische selbstkritische Haltung impliziert im Grunde bereits, dass dieses "so und nicht anders" eigentlich doch mehr Raum für anderes zulässt, als es Dir auf den ersten Blick erscheinen mag.