der blanke Mord?
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Eröffnet am: | 05.05.08 22:06 | von: tommm | Anzahl Beiträge: | 2 |
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Über 1000 Tote bei seit fünf Wochen andauernden schweren Angriffen der USA auf Sadr City. Im Irak wachsen die Proteste gegen die militärischen Operationen
Von Joachim Guilliard
Am Freitag stoppte die Sprengung zweier Bradley-Panzer das Eindringen von US-amerikanischen Truppen in den Bagdader Stadtteil Sadr City. Am folgenden Tag beschädigte der Einschlag dreier US-Raketen den Eingangsbereich des einzigen Krankenhauses des Stadtteils, verwundete 28 Menschen und zerstörte 17 Krankenwagen. Eine weitere Rakete schlug unmittelbar neben einer Gruppe von 15 Kinder ein und verletzte diese z.T. schwer.
Die heftigen Angriffe US-amerikanischer und irakischer Truppen auf den Bagdader Stadtteil Sadr City dauern nun schon seit über fünf Wochen an. Weite Teile des riesigen Armenviertels mit über zwei Millionen Einwohnern, eine Hochburg der Bewegung des populären Geistlichen Muktada Al-Sadr, sind abgeriegelt. Tag für Tag fliegt die US-Luftwaffe Angriffe auf Stellungen der »Mehdi-Armee« Al-Sadrs, meist, wie die »Doctors for Iraq« berichten, mitten in dichtbesiedelten Gebieten. Zahlreiche zivile Opfer seien die Folge. Aufgrund des Treibstoffmangels, so die Hilfsorganisation weiter, sind schon nach der ersten Woche Ambulanzwagen liegengeblieben und die Stromgeneratoren der Krankenhäuser ausgefallen. Es fehle an Medikamenten und Blutkonserven, selbst das Verbandsmaterial ginge aus. Hilfskonvois würden jedoch, wie auch der Rote Halbmond berichtet, der Zutritt zu den von den Kämpfen betroffenen Vierteln verwehrt. Nach Angaben der irakischen Sicherheitskräfte wurden bereits über 900 Tote und 5000 Verwundete registriert. Die Gesamtzahl der Opfer dürfte erfahrungsgemäß weit darüber liegen. Die Offensive in Bagdad hat die Zahl der Binnenflüchtlinge auf beinahe drei Millionen anwachsen lassen.
Auch nach Angaben der US-Armee, die 200 getötete »Kämpfer« vermeldete, sind die meisten Opfer Zivilisten. Oberstleutnant Stover, der Sprecher der Armee, macht dafür allerdings allein die Gegner verantwortlich, die keine Rücksicht auf Zivilisten nehmen würden. Sie selbst würden hingegen mit »großer Rücksicht und Professionalität« vorgehen und sich nur gegen die Feinde verteidigen, die aus Gassen und von Dächern auf sie feuern.
Während diese Sicht, wie bei ähnlichen mörderischen Offensiven der Besatzungstruppen zuvor, von westlichen Medien bereitwillig wiedergegeben wird, wächst im Irak die Wut und weiten sich die Proteste aus. Tausende gingen nach den Freitagsgebeten in verschiedenen Stadtteilen Bagdads auf die Straße, zeigten zornig Bilder getöteter Kinder und forderten ein Ende des Terrors gegen die Bürger Sadr Citys. Auch sunnitische Organisationen zeigen sich zunehmend solidarisch, und im Parlament wurden die Militäroperationen von den meisten Parteien verurteilt.
Eine parteiübergreifende Abordnung von über 50 Abgeordneten hielt am 27. April ein fünfstündiges Sit-In in Sadr City ab, um ihrer Forderung an die Besatzer und die von den USA dirigierte Maliki-Regierung nach sofortiger Einstellung aller militärischen Operationen, einem Ende der Blockade und einer unabhängigen Untersuchung der Menschenrechtsverletzungen während der Offensive Nachdruck zu verleihen. Vertreten waren Abgeordneten aller Fraktionen mit Ausnahme der beiden schiitischen Regierungsparteien, SIIC und Dawa, den schärfsten Rivalen Al-Sadrs.
Als Reaktion auf den Protest der Parlamentarier, die in den folgenden Tagen erneut in die Öffentlichkeit gingen, drohte Regierungschef Nuri Al-Maliki allen, die gegen die Angriffe auf Sadr City opponieren, unabhängig davon, ob sie Mitglieder des Parlaments, politischer Parteien oder gar der Regierung sind, sie wegen »Schürens von Gewalt« vor Gericht zu bringen.
Für Washington ist die innenpolitisch gestärkt aus den Kämpfen in Basra hervorgegangene Sadr-Bewegung zur größten Bedrohung ihrer Pläne für den Irak geworden. Die US-Armee setzte daher ihre Angriffe auf die Mehdi auch nach einem Waffenstillstand fort, der unter iranischer Vermittlung Anfang April zustande kam. Al-Sadr drohte daraufhin mit einem »offenen Krieg bis zur Befreiung«. In einer in arabischen Medien vielbeachteten Rede wies er jedoch seine Leute an, ihre Angriffe nur auf die Besatzer zu richten und »auf niemanden anders«. Er rief Polizei und Armee erneut auf, sich nicht zu den Handlanger der Besatzer machen zu lassen und pries den »ehrenwerten Widerstand« aller ideologischen Richtungen – offensichtlich ein Versöhnungsangebot an den sunnitischen Widerstand.
http://www.jungewelt.de/2008/05-06/018.php
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Vereinigte Staaten - 01.05.2008
Front am Hafen
In den USA streikt man zum ersten Mal gegen den Krieg
In den USA ist der 1. Mai ein Tag wie jeder andere: man arbeitet. Aber dieses Jahr
verspricht für viele es nicht so zu sein, zumindest entlang der progessiven Westküste der
Staaten. Tausende von Hafenarbeitern haben in der Tat sich entschieden, gerade am May
Day zu streiken, um gegen die Kriege im Irak und in Afghanistan zu protestieren. Es ist das
erste Mal, daß man in den USA die Arme verschränkt wegen eines Konfliktes.
Der Streik. Die Gewerkschaft der Hafenarbeiter der Westküste, die International
Longshore an Warehouse Union,hat mit großer Mehrheit auf ihrer letzten Versammlung den
Streik beschlossen und den 1.Mai zum Tag des „No Peace, No Work“ erklärt. In der
internen Debatte der Gewerkschaft, die 42.000 Hafenarbeiter repräsentiert, waren die
Interventionen einiger Vietnamveteranen entscheidend. In der Vergangenheit hatte die Ilwu
Positionen zu den Menschenrechten und sozialen Rechten bezogen. 1978 verweigerten die
Hafenarbeiter die Beladung der Frachtschiffe mit Bomben für das Chile unter Pinochet,
sechs Jahre später verschränkten sie die Arme gegen die Apartheid in Südafrika und 2001
blockierten sie die Anlaufhäfen der Westküste aus Protest gegen den Gipfel der
Welthandelsorganisation in Seattle. Aber es kam nie vor, daß man gegen einen Krieg
streikte.
Die Proteste. In San Francisco, dem Epizentrum des Ereignisses, wird man durch die Stadt
marschieren mit der Teilnahme der Pazifismus-Ikonen Cindy Sheehan und dem Schauspieler
Danny Glover. Im Ganzen, so schätzen die Organisatoren, werden mindestens 15.000
Arbeiter in 29 Häfen der Westküste die Arme verschränken. Aber die Front des Protestes
könnte weiter verbreitet sein, weil viele Arbeiter, die nicht der Gewerkschaft angehören,
ankündigten, sich anschließen zu wollen., auch in den Anlaufhäfen des Golfes von Mexiko
oder der Ostküste. Andere Gewerkschaften haben weiterhin ihre Unterstützung in
unterschiedlicher Form angekündigt: In New York und San Francisco, zum Beispiel, werden
die Briefträger bei Schichtwechsel eine zweiminütige Schweigepause einlegen.
Frustration und Hoffnung. Warum gerade dieses Jahr einen Protest dieser Art in
Anbetracht der Tatsache, daß der Krieg im Irak schon fünf Jahre dauert? Jack Heyman, ein
Mitglied des Vorstandes der Ilwu von San Francisco, erklärt es mit der Frustration der
Arbeiter gegenüber den Demonkraten (die Gewerkschaft ist Anhänger von Obama). „Uns
sagten sie, gegen den Krieg zu sein, dann kontrollieren sie den Kongress und machen nichts,
um die Finanzierung des Konfliktes zu stoppen.“, sagt er PeaceReporter. „Also haben wir
beschlossen, daß wir als Arbeiter etwas tun können, um ein Signal zu setzen.“ Bis jetzt ist
das Signal nicht besonders weit verbreitet worden, die US-Medien berichten nicht über das
Ereignis wie erhofft. „Ein Journalist der New York Times war bei unserer Versammlung
anwesend. Ich fragte ihn: 'Macht Ihr daraus einen Artikel?' Er antwortete 'Mal sehen, ob es
eine Notiz wert ist.' Er hätte mich fast zum Lachen gebracht. Eine Notiz wert? Es ist eine
historische Tat.“ sagt Heyman abschließend. Der jedoch die Hoffnung nicht verliert. Auch
weil in der Gewerkschaft das Gerücht beginnt zu kursieren, daß der Gedanke des Streiks
dort aufgenommen wird, wo der Krieg gerade ist: im Irak, von den Arbeitern des Hafens
Umm Qasr.
Alessandro Ursic
http://www.peacereporter.net/dettaglio_articolo.php?idc=0&idart=10911
von einem Leser übersetzt