Kurioses aus der Pleite -Stadt Berlin

Die Berliner Verkehrsbetriebe wollen ihre Fahrer bei Entlassung mit Bussen abfinden
von Kai Ritzmann

Berlin -  Unter den diensthabenden Mitarbeitern des mobilen Gewerbes gibt es einen schönen Brauch: Hinter den großen Scheiben ihrer donnernden Trucks lassen die Fahrer gern eine Leuchtschrift glimmen, die der übrigen Welt stolz den Namen des Wagenlenkers anzeigt. Bald schon aber könnten die Trucker Konkurrenz bekommen. In Zukunft werden wohl Busse durch Berlin kreuzen, auf denen unübersehbar prangt: „Hier fährt Heinz“, „Willkommen bei Klaus“ oder einfach nur „Karl-Dietrich“. Auch dies sehr schön. Und wahnsinnig lustig.


Der Plan der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), Fahrer zu entlassen und ihnen zum Ausgleich BVG-Busse zu überlassen, mit denen sie sich dann – nach Art und Weise der propagierten Ich-AGs – selbstständig machen sollen, wird das Berliner Leben grundlegend ändern. Nicht nur, dass „Heinz“, „Klaus“, „Karl-Dietrich“ durch die Stadt rollen werden, „Heinz“, „Klaus“, „Karl-Dietrich“ werden nach Dienstschluss auch in der Stadt parken. In den engen Straßen der Wohngegenden zum Beispiel, wo die neuen Ich-AGs ihr Zuhause haben. Auch schön, auch lustig.


Die schicke Markenproduktwerbung wird natürlich der BVG vorbehalten bleiben, und so werden sich die Ich-AG-Vehikel mit Kleinanzeigen begnügen müssen. „Heinz“, „Klaus“ und „Karl-Dietrich“ könnten dann für „Friseur-Salon Inge“, „Buletten-Eck“ und „Blumen-Heidi“ Reklame fahren – und alles selbst auf die Busoberflächen auftragen. So dürfen dann auch die Hausfrauen der Ich-AGs noch etwas beisteuern.


Es wird einen erbitterten Kampf geben um die besten Routen. Auf dem Kudamm werden „Heinz“, „Klaus“, „Karl-Dietrich“ Stoßstange an Stoßstange kutschieren. Den Boulevard hoch und runter. Das gleiche Spiel zwischen Bahnhof Zoo und Alex, immer am Brandenburger Tor vorbei. Ein toller Anblick, ein famoser Spaß. Absolut ein Gewinn für die Hauptstadt.


Aber freuen wir uns: Mit den Ich-AGs auf Rädern wird auch der Service an Bord sich revolutionieren. Wunschmusik für Stammgäste („Heinz, spiel mir den Heino!“). Frische Schrippen für Vielfahrer („Danke, Klaus“). Auch mal ein Stopp zwischen den Haltestellen („Du bist ein Schatz, Karl-Dietrich“).


Alles wird anders, manches wird besser. Die BVG wird sich noch wundern. Und die Berliner sowieso – wenn sie in ihrer Stadt überhaupt noch etwas wundert.


 

vielleicht sollte ich meinem Sohn son alten Bus kaufen mit guter Technomusik und Bier eisgekühlt...