Zweifel an Selbstmordtheorie von Möllemann
Hamburg - "So wie er gestrickt war, hätte er das getan", sagte Uwe Tönningsen, Inhaber der einst von Möllemann mitbegründeten Firma Agentur "PR + Text" in Münster gegenüber SPIEGEL und SPIEGEL-ONLINE. Auf das Fehlen eines Abschiedsbriefes verwaist er nach Rücksprache mit der Familie Möllemann. Tönningsen glaubt nicht an einen Freitod, denn: "Das ist keiner, der sich aus dem Leben stiehlt."
Bei einem gemeinsamen Abendessen der Familien Möllemann und Tönningsen in der vergangenen Woche habe Möllemann auch von einem Fallschirmunfall beim Tandemspringen auf seinem Heimatflughafen berichtet. "Er wusste um das Risiko beim Springen, aber er war auch superpenibel bei der Vorbereitung." Freilich hätten die politischen Turbulenzen der letzten Monate Möllemann schwer zugesetzt: "Er war nicht mehr der Alte."
Tönningsen hatte als ehemaliger FDP-Kreisvorsitzender Möllemann einst zu den Liberalen geholt. Seine Agentur hatte den umstrittenen Möllemann-Flyer zur Bundestagswahl gestaltet.
Daher war er auch unbequem, arrogant und selbstherrlich. Aber so muß mann sich inszenieren. Vielleicht war deshalb der gewählte Tod (vorausgesetzt es war Selbstmord) auch eine Inszenierung und natürlich viel wirkungsvoller, als irgenwo am Samtnimmerleinstag zu verschwinden.
Irgendwie hasst und mag man ihn. Ich schließe mich da nicht aus.
Jetzt ist sie da weg.
Wer kann mir das erklären?
Eigentlich neige ich nicht zu Verschwörungstheorien... .
Rigomax
Der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki hat Jürgen W. Möllemann offenbar kurz vor dessen Tod vor der unmittelbar bevorstehenden Aufhebung der Immunität und der geplanten Razzia gewarnt.
Berlin - Kubicki sagte in der n-tv-Sendung "Maischberger", Möllemann habe ihn am Vormittag gegen 10 Uhr in Berlin angerufen und gesagt, vor seiner Haustür stünden Kameras und zwei Autos mit Düsseldorfer Kennzeichen: "Was hat das zu bedeuten?"
Daraufhin habe er, Kubicki, Möllemann gesagt, der Bundestag wolle seine Immunität aufheben und einen Durchsuchungsbefehl vollstrecken. Aber eigentlich sei klar gewesen, dass die Durchsuchungsbefehle irgendwann vollstreckt würden. Es habe bereits eine Absprache mit der Staatsanwaltschaft gegeben, sagte Kubicki, dessen Ehefrau eine der Anwälte Möllemanns war. Die Durchsuchungen seien rein technischer Natur gewesen. "Er hatte nichts zu befürchten, und er schien mir heute Morgen aufgeräumt, ruhig und gelassen", sagte Kubicki. Wenn sich Möllemann zu einem Freitod entschlossen habe, "dann war dies eine Entscheidung aus heiterem Himmel".
2) gehen wir davon aus, jemand möchte sich das leben nehmen. wird er dann kurz vorher mit 8 sportsfreunden in ein enges flugzeug steigen, vorher eine ganz normale besprechung über sich ergehen lassen, den fallschirm anlegen und dann wie gewohnt abspringen. und dann erst auf der hälfte des weges nach unten wird der plan in die tat umgesetzt? wer so kühl agieren kann, nimmt auch jede untersuchung der staatswanwaltschaft mit leichtigkeit.
nur zwei gedanken...
Für Jürgen Möllemann war ein Leben ohne Politik nicht vorstellbar. Er war, wie viele Politiker, der Droge Macht erlegen. Wird die Droge entzogen, ist Selbstmord für viele Süchtige die logische Konsequenz.
Politisch tot war Jürgen Möllemann bereits in der Nacht der Bundestagswahl. Während sich die FDP-Spitzen im Saal des Thomas-Dehler-Hauses demonstrativ um Guido Westerwelle scharten, verschwand der Münsteraner durch die Tiefgarage. Tags drauf forderte ihn der Parteichef auf, sein Amt als Bundesvize zurückzugeben.
Doch Möllemann wollte nicht aufgeben. Mit einer wirren Mischung aus Versteckspiel und Angriff versetzte er die FDP monatelang in Alarmbereitschaft. Mal flehte er öffentlich um Wiederaufnahme in seine "liberale Familie". Dann wieder streute er Gerüchte über eine geplante Spaltung der Partei. "Der Tag der Abrechnung", drohte er, "wird kommen".
Ein Leben ohne Politik war für Möllemann offenbar nicht vorstellbar. Zwar bedrängte ihn vor allem seine Frau, es "endlich bleiben zu lassen". Doch der fühlte sich nach eigenem Bekunden mehr und mehr "wie ein Tiger im Käfig".
Er betäubte sich mit Alkohol und Medikamenten. "Wenn Möllemann keine Politik macht", urteilte sein langjähriger Weggefährte Fritz Goergen, "geht er kaputt". Die Parallelen zum Ende Uwe Barschels sind unübersehbar. Auch der CDU-Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, der 1987 unter mysteriösen Umständen tot in der Badewanne eines Genfer Hotels gefunden worden war, endete als Opfer seiner geltungssüchtigen Betriebsamkeit und einer Machtgier, die die Grenzen der Wirklichkeit sprengte.
Barschel, 1944 geboren, galt als einer der kommenden Leute der Union. Dass er Bundeskanzler werden wollte, vielleicht sogar der erste Präsident der Vereinigten Staaten von Europa, hatte er schon als Schüler mitgeteilt. Als ihm die Macht in Kiel zu entgleiten drohte und er sich überdies nach einem Flugzeugunfall mit Psychopharmaka und Alkohol über die Runden zu retten versuchte, verlor er immer mehr den Kontakt zur Realität und verstrickte sich in Lügen und Hirngespinste. Bischof Ullrich Wilckens, der Vorsitzende der Nordelbischen Kirche, bezeichnete Barschel in seiner Trauerrede als ein Opfer der Machtsucht.
Dass Politik zur Sucht werden kann, bestätigt jeder, der länger dabei ist. Wer plötzlich hohe Ämter und Funktionen in Parlament, Regierung oder Partei einbüßt, leidet unter "Entzugserscheinungen". Alle klagen über den Verlust an regelmäßigen Kicks durch öffentlichen Beifall und interne Machtbefriedigung.
War Möllemann also ein Politik-Junkie? Konnte er den Entzug der Droge Macht nicht verkraften? Fehlten ihm öffentliche Anerkennung und Aufmerksamkeit als Aufputsch-Mittel? Es sind ja nicht die Drogen, die abhängig machen, sondern es ist ihre Wirkung. "Sucht", hat der Frankfurter Psychologe Werner Gross geschrieben, "ist eine Möglichkeit, dem Leben davon zu laufen, eine innere Leere auszufüllen". Suizid ist für viele Süchtige die letzte logische Konsequenz.
Während bei eBay der Handel mit Möllemann-Memorabilia boomt, kocht es in allen Foren. Im Diskussionsbereich der FDP-Website sprießen die Verschwörungstheorien. So schnell wird die Partei die wohl nicht wieder los.
43 Euro für ein vorgedrucktes Autogramm: Preis steigend (Stand: Freitag, 16.15 Uhr)
Keine 33 Minuten nach den ersten Nachrichten vom Tode Jürgen W. Möllemanns dauerte es am Donnerstag, bis "DerLeser", ein anonymer Teilnehmer im Diskussionsforum der FDP-Website, als erster eine Verschwörungstheorie in die Runde warf: "Selbstmord ???", überschrieb er die Betreffzeile seines Beitrages, "Es gibt Geheimdienste, die wissen wie das geht".
Damit war Pandoras Büchse geöffnet. "In jedem ganz normalen Kriminalfall", schrieb ein Teilnehmer am Donnerstagnachmittag, "fragt der Ermittler erst ein mal cui bono?". Denn das beschäftigt die Gemeinde der Möllemann-Anhänger: "Warum?" Oder präziser noch: Zu wessen Vorteil wäre sein Tod?
Schnell war da die Antwort gefunden: Jenen, den der Abbruch der Ermittlungen gegen Möllemann nutzt. So entstehen Verschwörungstheorien der hartnäckigsten Sorte. Wenn dann noch einer der Protagonisten, über den im Kontext diskutiert wird, entsprechend handelt, ist der weitere Verlauf fast programmiert: Schon jetzt sprechen die Möllemann-Fans von "Auftragsmord".
Polit-Foren: In Krisenzeiten immer gefährlich
Die Redaktion der FDP-Website übt Notwehr und gießt so doch nur Öl ins Feuer: Seit Freitagmittag wird das Forum durchpflügt und "korrigiert". Teils verschwinden Einzelbeiträge, teils gleich ganze Diskussionen. Immer mehr gewagte Thesen verschwinden hinter einem offiziellen Statement:
"Liebe Freunde des Diskussionsforums,
da in der gegenwärtigen Debatte Teilnehmer den Schutz der Anonymität missbrauchten und inakzeptable Äußerungen und Beleidigungen zum Schaden des Forums gepostet haben, werden folgende Modifikationen eingeführt:
* 1. Neuanmeldungen erfolgen nicht mehr automatisch. Die Freischaltung erfolgt durch den Moderator. Das kann 1-2 Tage dauern. Auf absehbare Zeit werden bei Neuanmeldungen keine so genannten Freemailer ohne eindeutige Identifikation (z. B. gmx, hotmail, yahoo) akzeptiert. Freemailer mit eindeutiger Identifikation sind z.B. web.de.
Diese Neuerung bezieht sich NICHT auf bereits registrierte Teilnehmer!
* 2. Eine Begrenzung auf EIN neues Thema wird eingeführt: jeder Teilnehmer kann pro Tag nur noch eine neue Diskussionsgruppe eröffnen.
Wir bitten um Verständnis für die neuen Regelungen. Sie sollen das Forum vor Missbrauch schützen helfen und der Übersichtlichkeit und Benutzerfreundlichkeit dienen.
Mit freundlichen Grüßen
Der Webmaster"
Sollen die Maßnahmen das Forum vor Missbrauch, oder sollen sie die Partei schützen? Denn immer klarer kristallisiert sich heraus, wen die Diskutanten auf dem Kieker haben: die FDP, zuletzt eben nicht mehr Heimat des Jürgen W. Möllemann.
"Ob Westerwelle sich schuldig fühlt?", fragte ein Forenteilnehmer schon am Donnerstag gegen 13.24 Uhr. Dafür, entgegneten ihm andere, gebe es keinen Anlass. "Wirklich nicht?", fragte daraufhin "Martina": "Wie praktisch, dass die Ermittlungen eingestellt werden. So muss man nie erfahren, ob was dran war oder nicht."
Damit wird der normale Vorgang der Einstellung des Ermittlungsverfahrens gegen einen Toten zum scheinbar beweisträchtigen Indiz für die Verschwörungstheorie.
"Hier wird bewusste Legendenbildung betrieben", glaubt "Llarian", einer der emsigsten Poster im FDP-Forum. "Genau das ist doch der Grund, warum Ermittlungsbehörden eigentlich dazu angehalten werden, ihre bisherigen Ergebnisse möglichst schnell zu veröffentlichen. Um genau dem entgegenzutreten. Das wissen auch die Legendenbilder, und darum muss es schnell gehen. Eine Legende, die nicht bis zum Wochenende gebaut ist, wird von der Realität überrollt."
Reflex: Unverständliches verlangt nach Antworten
Ein Argument, das den Diskutanten der diversen Verschwörungstheorien eine böse Absicht unterstellt. Doch solche Theorien entstehen nur allzu schnell - und halten sich hartnäckig: Immer dann, wenn die Frage nach dem "Warum?" nicht be- und greifbar scheint, füllt die menschliche Phantasie die Lücke mit plausibel erscheinenden Theoremen.
"So gesehen", schreibt "Llarian" weiter, "ist jede Überlegung, die für einen Mord spricht, plötzlich genausoviel wert wie ein echtes Faktum, dass auf einen Unfall oder Selbstmord hindeutet. Bewertet wird ja anhand eines hypothetischen Beweises. Und das Ergebnis basiert auf diesen Annahmen. Und man revidiert solche Ergebnisse in der Regel nicht. Und so entstehen Legenden. Egal wie abstrus diese sind. Und diese Tendenz finde ich ziemlich übel."
Das ist sachlich, aber die wild ins Kraut schießenden Gerüchte sind menschlich. Die Anhänger des kontroversen, aber charismatischen Westfalen empfinden seinen Tod als Verlust, der einerseits nach Erklärung verlangt, andererseits nach Trost - das ist fast wie beim Tod eines Popstars.
Memorabilia: Wahlkampf-Altpapier wird Kapitalanlage
Den Trost finden sie vielleicht darin, das, was von Möllemann blieb, festzuhalten: Zeugnisse seiner physischen Existenz zum Beispiel.
Der "Möllemann-Flyer": Für seine politische Karriere der Anfang vom Ende, nun ein begehrtes Handelsgut
Nur Stunden nach Möllemanns Tod begann in den virtuellen Verkaufshallen von eBay ein schwunghafter Handel mit Möllemann-Memorabilia. Noch laufen die Auktionen, denn die meisten sind auf eine Laufzeit von mehreren Tagen angesetzt. Doch schon werden Autogrammkarten für 43 Euro und mehr gehandelt, schon steigen die Kurse ausgerechnet für den berüchtigten Flyer, der Möllemanns Ende in der FDP einleitete: Über 20 Euro brachte die als antisemitisch diskutierte Postwurfsendung schon am Freitagmittag.
Das Fazit der Fans: "Mölli", ein Märtyrer
Im Tod ist Jürgen W. Möllemann nun begehrt. Im Leben zuletzt politisch isoliert, wird er wieder zum "political animal", als das er den größten Teil seines Lebens galt. Der Handel mit Memorabilia wie die kochende Gerüchteküche um diverse mögliche Verschwörungsansätze deuten darauf hin, dass "Mölli" auf dem Weg ist, zum Märtyrer stilisiert zu werden.
Nichts macht das deutlicher als die Vergleiche, die in den diversen Foren der FDP-Website gezogen werden. "Wie bei Barschel" heißt da ein einsamer Diskussionsbeitrag.
Weit häufiger jedoch fällt der Name Pim Fortuyn. Nachzulesen sind solche Beiträge zumindest bei der NRW-FDP gar nicht: Möllemanns einstige politische Heimat erzittert unter den "Protesten gegen so viel Scheinheiligkeit", die die FDP nach der Veröffentlichung einer offiziellen Trauernote erleben musste. "Es wäre schön", schreibt da ein Diskutant im Forum der Bundespartei und erntet Applaus, "wenn sich alle, die Möllemann noch gestern wie einen Aussätzigen behandelten, bei ihren Nachrufen so kurz fassen könnten wie Herr Westerwelle."
Denn selbst, wenn sich der Tod Möllemanns als Selbstmord herausstellen sollte, ist für viele die Schuldfrage anscheinend schon geklärt. "Wer", fragt ein FDP-Forumsmitglied auf ein "Auftragsmord der politischen Kaste?" überschriebenes Posting, "soll ihn denn ermordet haben?"
Die Antwort darauf klärt die Schuldfrage auf jeden Fall - egal, ob Möllemanns Tod nun Unfall, Suizid oder Mord gewesen ist: "IM Geiste von den Herren Westerwelle + Konsorten".
Das ist keine bloße Verschwörungstheorie mehr, so etwas nennt man Rufschädigung.
Bitte das glückliche "Määäh" schon jetzt einstudieren, sonst kriegen die Metzger ein psychosomatisches Trauma.
Aufgemerkt: wen Psychologen einen Selbstmord attestieren (siehe Posting 15), dann ist das zwingend logisch und unumstößlich.
Wo kämen wir denn hin, wenn wir dem Dämlack 15 Jahre Bafög und 15 Jahre Sozialhilfe bezahlt hätten, damit er beim ersten Job ne Falschmeldung rausgibt.
Kann nicht sein. Ergo ist es Selbstmord.
- vier ordentliche Mittagessen: 20 €
- zwei Stangen Marlboro 100er: 31 €
- Benzin Euro-Super: 62 ct.
- Einfamilienhaus 150 m²: 50.000 €
- an jeder Ecke ein Puff
- nächstes Jahr in der EU und liegt nur 50 km von hier
Komme gerade darauf, weil ich auf der Rückfahrt im Radio die Möllemeldung hörte.
elfter september ist immer und jederzeit. 1984 erst recht.