Zeitarbeitsfirmen: Grundsätzliche Frage
@tony: Redest du von deinen Posts?
Natürlich kann nicht jeder einen Porsche und eine Villa haben, doch glaube ich nicht, dass es jeder unbedingt haben will und muss.
Ich jedenfalls strebe nicht nach einem Porsche oder einer Villa, weil ich weiß, dass mich sowas nicht dauerhaft glücklicher macht.
Und an diesem Punkt zeigt sich einmal mehr, dass du dich mit menschlichem Verhalten relativ wenig beschäftigst, denn im Grunde geht es nicht darum, dass jeder Luxus leben kann, sondern vielmehr um eine sozial gerechtere Gesellschaft, in der sich Menschen als einfache Arbeiter nicht als die Fußabtreter und Sklaven der Reichen fühlen muss.
Im Grunde macht nicht der Luxus und Neid unglücklich, sondern die "Deklassierung" die sie mit jeder Sozialkürzung und Dumpinglöhnen erfahren.
Wenn z.B. Reiche den Armen die Möglichkeit geben, an ihrem Vermögen teilhaben zu können, z.B. indem sie ihre Villa mal für ein Wochenende kostengünstig oder kostenlos den Armen zur Verfügung stellen und vielleicht versuchen mit Armen stärker in Kontakt zu treten und ihnen einen gewissen Respekt entgegen bringen, so denke ich würden die Armen sich nicht mehr so "deklassiert" fühlen und sich von den Reichen respektiert fühlen.
Ein Reicher, der sein Vermögen mit Armen teilt, dem gönne ich seinen Reichtum, denn er würde seiner gesellschaftlichen Verantwortung dann endlich mal gerecht werden.
Da dies nicht auf freiwilliger Basis funktioniert muss eben der Staat dafür sorgen, dass die Armen sich nicht "unterdrückt" fühlen müssen.
Ungerechtigkeit und nicht Armut ist es was die Menschen sehr unglücklich macht.
Kein Wunder, dass die armen Menschen es dann den Reichen gleich tun wollen, wenn sie mal im Lotto gewonnen haben, weil sie eben endlich aus der "Deklassierung" entfliehen wollen.
Der Kurztext für schnellen Leserprofit der steilen These von Tony Mirgehtsgutunddasreichtvölligaus lautet, es wärekorrekt, dass sich das Geld bei einigen Wenigen akkumuliert, weil diese
zum einen dadurch ein neues (Luxus)Marktsegment schaffen, das es sonst nicht gäbe
und weil die anderen das Geld nicht "richtig" ausgeben bzw. nur sparen?
Ist das die Kernaussage?
Gruß
Talisker
Lange Postings und idealistischen Kram erst über Vierzig! ;)
Und in erster Linie gehts immer um eine funktionierende Gesellschaft und nicht um eine soziale Gesellschaft und eine funktionierende Gesellschaft braucht in erster Linie nunmal Wirtschaftskraft und die wiederum braucht, vor allem in Deutschland, die wir uns mit Hochtechnologie am Weltmarkt behaupten müssen, internationale Wettbewerbsfähigkeit!
Ich habs doch schon so oft in diesem Thread nu formuliert! Diese Zusammenhänge können doch nicht so schwer sein! Warum glaubst du denn, wird das Meiste von deutschen Know How im Ausland produziert, weil die Firmen sonst nicht wettbewerbsfähig wären!
Soziale Gerechtigkeit muß man sich leisten können und nicht nur, wenns eben grad geht, sondern man muß auch seine Politik so ausrichten, daß es auch in Zukunft absehbar ist, daß man der Gesellschaft insgesamt durch zu hohe Sozialkosten/Lohnkosten nicht schadet! Und das geht halt im Augenblick nicht! Schau dir die USA doch an! Die zerbricht doch grad! Das ist doch das beste Beispiel!
Schau Tony, Gesellschaft, Wirtschaft und Soziales ist kein Wunschkonzert! Wenn es drin ist, wird es immer viel soziale Gerechtigkeit geben. Der Markt regelt das selber. Wenn Arbeitskräfte knapp sind und die Wirtschaft boomt, kommt Soziales ohnehin automatisch, weil die Lobbys dafür stark werden. Aber wenn man ein Land, genau wie eine Firma, danach ausrichten muß, daß es am Weltmarkt auch in Zukunft bestehen kann, muß man nunmal Abstriche machen. Für Manche unschön, aber insgesamt notwendig, weil sonst alles den Bach runtergehen kann! Schau dir die Staaten an! Die Industrie bricht ein, die Arbeitslosigkeit. Man schiebt es auf die Finanzkrise, aber es wäre so und so gekommen! Die Finanzkrise ist daran nur mitschuld und sie ist auch eine logische Folge von Geldschwemme und Inflation und von einer Gesellschaft die immer höher hinaus wollte. Finanzkrisen wird es im Kapitalismus immer geben, weil Geld einfach keinen eigentlichen Wert hat, sondern in was investiert werden muß! Aber die USA ist vor allem zu teuer in der Produktion geworden und kommt deshalb schwer wieder hoch!
Jede Elitegesellschaft wird es immer wieder zereißen, weil es, wie in jedem Markt, immer Wettbewerb geben wird und immer wieder Hungrige aus ihren Löchern kriechen werden und einem den Rang ablaufen möchten und aus diesem Grund ist eine Wohlstandsgesellschaft nicht das Nonplusultra und man sollte national immer auch darauf achten, hungrig, wendig und flexibel zu bleiben!
LG Tony
P.S.: Und genauso flexibel möchten Unternehmen mit Zeitarbeitern sein, um aufs Thema zurückzukommen! Und wer schonmal nem Arbeiter, der so gut wie keine Leistung mehr brachte, wegen Kündigungsschutz mehr oder weniger das Gehalt umsonst weiterbezahlt hat, kann das auch verstehen! Man kann sichs in vielen Bereichen am heutigen Markt wirklich nicht mehr leisten. Die goldenen Zeiten, wo man hochsozial sein konnte und aus Menschlichkeit auch mal Pfeiffen durchschleppte sind in vielen Bereichen heut nicht mehr drin! Auch das regelt der Markt! Hauptgrund dafür sind oft ausländische Billiganbieter! Die Dinge sind nicht mehr so einfach, wie es sich viele von euch vorstellen!
Klingt zwar schön und nett und so möchte sicher jeder die Welt haben, wie ihr sie euch auch wünscht, aber es ist halt einfach realitätsfern!
Es ist einfach Vieles ein bischen verflochtener und komplizierter, als ihr euch das so vorstellt!
Heut weiß ich, daß das falsch gedacht war. National gesehen o.k., aber international gesehen Schwachsinn! Gesellschaftlich richtig, aber weltwirtschaftlich nicht zu Ende gedacht!
Hartz IV hat uns stark gemacht! Wir sind nur zu verwöhnt und zu kurzsichtig, um das zu verstehen!
LG Tony
Zunächst mal sind nur 2% der sozialversicherungspflichtigen Jobs Zeitarbeitjobs. Natürlich gibtb es krasse Missbrauchsälle, wie der von neulich (wars Schlecker?). Aber daran die ganze Branche bzw. das Instrument zu messen, ist typisch für Hype-gesteuerte Meinungsbildung.
Für Unternehmen ist das einfach eine gute Dienstleistung, wenn schnell für Übergangssituationen oder plötzliche Auftragsspitzen die Personalsuche vereinfacht ist. Es kann durchaus eine aufwendige Prozedur sein, mal schnell eine Schwangerschaftsvertretung z.B. zu finden.
Und für Leute, die den Eintritt in den regulären Arbeitsmarkt suchen, ist das durchaus auch ne Chance.
Dass die "gleicher Lohn für gleiche Arbeit"-Regel verwässert wurde im Gesetz - was m.W. übrigens im Vermittlungsausschuss passiert ist -, indem die Regel durch eigene Zeitarbeitstarifverträge ausgesetzt werden kann, war ein Fehler im Gesetz. Eine dubiose "christliche" Gewerkschaft hat dann ja auch durch Anbieten von Dumping-Tarifverträgen die "Equal-Pay"-Regel unterminiert. Dieser "christlichen" Gewerkschaft wurde übrigens heute vom Bundesarbeitsgericht die Tariffähigkeit abgesprochen. Das wird für eine Menge Leiharbeiter ab heute die Bedingungen wesentlich verbessern.
Man sollte evtl. auch den Anteil von Leiharbeit pro Betrieb klar begrenzen, damit Missbrauch verhindert wird. Mehr als 10% sollte eigentlich nicht möglich sein. Wobei in der Praxis diese Zahl seltenst erreicht wird. Außerdem haben andere Länder auch eine Zeitbegrenzung festgelegt. Ist auch überlegenswert.
Viel mehr Missbrauch gibt es übrigens bei Minijobs. Die haben auch einen größeren Anteil an den sozialversicherungspflichtigen Jobs als die Zeitarbeit.
Die niedrigen Abgaben bei Minijobs machen es nämlich wesentlich interessanter 3-4 Minijobler zu beschäftigen, als etwa Leiharbeiter...
Und sie können leichter als Aushilfsjobs deklariert werden, so dass tarifliche Bestimmungen unterlaufen werden können.
Dort sind die wahren Billiglöhner.
MAchen die dann überhaupt noch Gewinne?
Man hat nicht die langfristige Auswahlprozedur, weil die Zeitarbeitsfirmen das Profil ihrer Leute kennen, man hat auch kein Problem, wenns nicht passt und man kann das somit leichter steuern.
Dafür sind inanderen Ländern die Unternehmen durchaus bereit, auch einen Aufschlag für die Arbeit, den Service und das Risiko der Zeitarbeitsfirma zu zahlen.
Als Lohnunterbietungsinstrument ist das ja nicht gedacht...
Auch der Grenzwert von 10% im Unternehmen ist doch Utopie.
Ich kenne mehrere Unternehmen bei dem der Anteil deutlich darüber liegt und so gegen 20 bis 30% tendiert. Natürlich kenne ich auch viele Unternehmen, bei denen noch keine Leiharbeiter arbeiten.
Dann kenne ich auch Unternehmen, bei dem "Pseudo-Leiharbeiter" arbeiten, die letztendlich Leiharbeiter sind aber nicht so bezeichnet werden.
Ich sage nur eines, Unternehmen die glauben dadurch flexibeler zu werden die bezahlen dies mit einem hohen Leistungsverlust.
Und mittlerweile gibt es ja auch die Möglichkeit über 1 Jahres-Verträge die Leute zu beschäftigen.
Zudem ist es ein typischer Irrglaube, dass Manager oder Unternehmer glauben, dass wenn sie nur die hälfte produzieren auch nur Arbeit für die hälfte der Mannschaft vorhanden ist.
U.a. könnte man erfahrene Facharbeiter auch problemlos in die Entwicklung für morgen einsetzen und ein Unternehmen fit für den nächsten Aufschwung machen.
Stattdessen wird aber gegeizt und wenn dann die Kunden vor der Tür plötzlich wieder Schlanke stehen, dann wird unnötige Hektik gemacht und aus Kurzarbeit werden plötzlich Überstunden.
http://www.igmetall-bbs.de/fileadmin/user/...ialreport_Zeitarbeit.pdf
Leiharbeit als Instrument zur Verdrängung von Stammarbeitsplätzen nimmt deutlich zu. Die Jugend bleibt in prekären Jobs hängen. So belegen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, dass die Betriebe angesichts der aktuellen Wirtschaftsbelebung für mehr als jede dritte neue Stelle Leiharbeiter suchen.
Entgegen aller Bekundungen diene Leiharbeit nicht zum Abfedern von Auftragsspitzen, sondern zunehmend als „strategisches Instrument zur Etablierung einer neuen Billiglohnlinie“, sagt der stellvertretende IG-Metall-Vorsitzende Detlef Wetzel. Die von der IG Metall bereits vor zwei Jahren kritisierte Ersetzung von Stammarbeitsplätzen durch Leiharbeiter hält unvermindert an. So hat das Ausmaß der Leiharbeit nach einem krisenbedingten Einbruch in den letzten beiden Jahren mit rund 826.000 Beschäftigten wieder das Vorkrisen-Niveau vom Sommer 2008 erreicht, Tendenz steigend. Mittelfristig rechnen die deutschen Zeitarbeitsunternehmen gar mit einem Anwachsen auf 2,5 Millionen Beschäftigte in ihrer Branche, also einer glatten Verdreifachung. Damit sind Leiharbeiter doppelte Verlierer. Im Aufschwung werden sie mit Hungerlöhnen abgespeist und in der Krise arbeitslos.
Die IG Metall hatte in einer Umfrage Mitte September bei mehr als 5100 Betriebsratsvorsitzenden aus der Metall- und Elektroindustrie alarmierende Tatsachen zu Tage gefördert. So decken nur 15 Prozent aller Betriebe, die Arbeiter oder Angestellte neu einstellen, ihren Bedarf an zusätzlichen Arbeitskräften durch unbefristete Arbeitsverhältnisse ab. Hingegen behelfen sich 43 Prozent mit Leiharbeit und 42 Prozent mit befristeten Einstellungen. „Die Arbeitgeber setzen auf prekäre Beschäftigung“, beklagt Wetzel.
BarCode,
#109 - so sollte es sein (leider nur Theorie)
#115 - und so ist es halt (leider die gegenwärtige Praxis)
Nicht nur reden. Handeln!
Rund 30 bis 40 Prozent aller neuen Arbeitsplätze gehen auf das Konto von Zeitarbeitsfirmen - die auch befristet sein können. Zudem werden laut Senius immer mehr Teilzeitstellen angeboten. Betroffen sei vor allem das Gesundheits- und Sozialwesen.
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sagte der Chef der Landesarbeitsagentur Kay Senius / Sachsen-Anhalt - aber der wird ja nun wirklich keinen Plan haben.
Quelle: http://www.mz-web.de/servlet/...013083806188&listid=1018881578522