Wird wohl nix mit der Freiheit im Irak..
Angriff auf Mossul: Ein US-Armee-Fahrzeug steht in Flammen (AP) | |
US-Offensive vor Ramadan
Allawi: Einwohner Falludschas sollen Sarkawi ausliefern
Amerikanische und irakische Soldaten haben am Mittwoch eine Offensive gegen sunnitische Aufständische ausgeweitet. Damit soll vor Beginn des Fastenmonats Ramadan am Donnerstag oder Freitag eine Welle der Gewalt wie im Vorjahr unterdrückt werden. Der irakische Ministerpräsident Ajad Allawi forderte von den Bürgern Falludschas die Herausgabe des mutmaßlichen Terroristenführers Abu Mussab al Sarkawi. Andernfalls werde die Stadt angegriffen. Bei Sprengstoffanschlägen wurden sechs US-Soldaten getötet.
"Wenn sie Sarkawi und seine Gruppe nicht ausliefern, werden wir Operationen in Falludscha ausführen", sagte Allawi vor dem Nationalrat. Dessen Mitglieder rief er auf, "Vertrauen in euch selbst und in Irak zu haben". Er räumte aber ein, dass die Gewalt desto mehr zunehmen werde, je härter gegen Terroristen vorgegangen werde.
Moscheen unter US-Beschuss
Am Mittwoch rückten US-Truppen und irakische Nationalgardisten wieder in Zentren des Widerstands in Ramadi und Bakuba ein, berichteten Anwohner und Militärsprecher. Sunnitische Geistliche kritisierten scharf, dass auch mehrere Moscheen unter Beschuss genommen worden seien. Das US-Oberkommando erklärte, Aufständische hätten von dort das Feuer eröffnet. US-Soldaten würden Moscheen nicht betreten; sie gäben aber irakischen Truppen Feuerschutz.
Bei einem Autobombenanschlag auf einen US-Konvoi in Mossul wurden am Mittwochabend zwei US-Soldaten getötet und fünf weitere verletzt. Am Morgen hatte ein Anschlag im Westen von Bagdad bereits einen Soldaten das Leben gekostet, drei waren am Dienstagabend in der Hauptstadt bei einer Attacke auf ihren Militärkonvoi getötet worden. In Bakuba wurde ein irakischer Polizeioffizier aus einem fahrenden Auto heraus erschossen.
Elf Milliarden für den Wiederaufbau
Zu Beginn einer Irak-Konferenz in Japan appellierte die Bagdader Regierung unterdessen an die Geberländer, zugesagte Gelder auch auszuzahlen. Vizeministerpräsident Barham Saleh forderte die 55 Staaten auf, angesichts der "verbesserten Sicherheitslage im Irak" bereits zugesagte Hilfen freizugeben. Schnelle Unterstützung sei der beste Weg, den Nährboden des Terrorismus trocken zu legen.
Im vergangenen Jahr hatte die internationale Gemeinschaft auf einer Konferenz in Madrid dem Irak rund elf Milliarden Euro an Zuschüssen und Krediten zugesagt. Doch die desolate Sicherheitslage an Euphrat und Tigris behindert den Wiederaufbau, Geld wurde deshalb auch für Stabilisierungsbemühungen abgezogen. Von den versprochenen elf Milliarden Euro sind erst 805.000 bei der Weltbank und auf UN-Konten hinterlegt.
Der stellvertretende US-Außenminister Richard Armitage räumte ein, dass Washington bei der Verteilung des Geldes für den Wiederaufbau zu langsam gewesen sei. Zudem habe die Umleitung von Wiederaufbaumitteln in Sicherheitsmaßnahmen zu einer Finanzierungslücke geführt, von der besonders die Versorgung mit Strom und Wasser betroffen sei.
(N24.de, AP)
Rauch in Falludscha: Kämpfe zwischen US-Truppen und Sarkawi-Anhängern flammen immer wieder auf (AFP) | |
Kritik an Bushs Irak-Politik
Falludscha: USA greifen mutmaßliche Sarkawi-Einrichtungen an
Die US-Streitkräfte haben am Montagabend in der irakischen Rebellenhochburg Falludscha mehrere mutmaßliche Unterschlupfe und Waffenverstecke des Extremistenführers Abu Mussab al Sarkawi angegriffen. Die Angriffe hätten rund eine Stunde gedauert und gegen Mitternacht geendet, teilte die US-Militärführung mit. Starke Zweit-Explosionen ließen darauf schließen, dass in den Häusern beträchtliche Mengen von Sprengstoff versteckt gewesen seien, hieß es.
Australien verlegt Botschaft in "Grüne Zone"
Nach dem Autobombenanschlag im Bagdader Botschaftsviertel Dschadirija will Australien seine diplomatische Vertretung in die schwer bewachte "Grüne Zone" verlegen. Das kündigte die australische Regierung am Dienstag in Canberra an. Bei dem Anschlag am Sonntagabend waren sechs Menschen getötet worden. Der Anschlag richtete sich gegen eine irakische Polizeipatrouille. Die australische Botschaft, die in dem Viertel liegt, wurde dabei nicht beschädigt. In der "Grünen Zone" befindet sich das Hauptquartier der US-Streitkräfte in Bagdad. Auch dort gibt es immer wieder Anschläge.
Scharfe Kritik Gores an Bushs Irak-Politik
US-Präsident George W. Bush betonte unterdessen, er wäre enttäuscht, wenn bei den geplanten freien Wahlen in Irak islamische Fundamentalisten gewinnen würden. "Aber Demokratie ist Demokratie", sagte er am Montag der Nachrichtenagentur AP an Bord der Präsidentenmaschine Air Force One. Es war Bushs erstes Interview nach der TV-Debatte mit seinem demokratischen Herausforderer John Kerry.
Der frühere US-Vizepräsident Al Gore warf Bush derweil vor, die amerikanische Öffentlichkeit absichtlich über die Gründe für den Irak-Krieg getäuscht zu haben. Bush sei so in seiner Ideologie gefangen, dass er seine Fehler nicht zugebe und auch nicht aus ihnen lerne, sagte Gore am Montag in einer Rede an der Georgetown Universität in Washington. "Das ist jenseits der Grenze von Inkompetenz. Das ist Rücksichtslosigkeit, die die Sicherheit des amerikanischen Volkes aufs Spiel setzt." Der demokratische Politiker war bei der Wahl vor vier Jahren Bush ganz knapp unterlegen.
(N24.de, AP)
Amerikaner rufen um Hilfe |
US-Armee in Nöten: Soldaten verweigern Dienst, Kriegsgerät zunehmend defekt |
Der anhaltende Widerstand im Irak bereitet den US-Truppen zunehmend Probleme. Das Armeekommando in Bagdad bat mittlerweile Großbritannien um Entsendung von Entlastungstruppen aus dem vergleichsweise ruhigen südirakischen Basra. Rund 650 Soldaten Ihrer Majestät sollten in die Hauptstadt im Zentralirak verlegt werden, damit von dort mehr US-Truppen für den Einsatz in Falludscha abgezogen werden können, berichteten britische Zeitungen am Montag. Doch nicht nur an Soldaten zur Aufstandsbekämpfung mangelt es den Amerikanern, auch mit dem Kriegsgerät aus den USA hapert es angesichts der dauernden Beanspruchung nicht nur in der Vergangenheit, sondern bis heute. Wie die Washington Post am Montag berichtete, waren die US-Truppen vor einem Jahr durch Nachschubprobleme massiv in ihrer Einsatzbereitschaft geschwächt. »Mit derart niedrigen Raten kann ich andauernde Kampfoperationen nicht aufrechterhalten«, hatte der damalig Oberbefehlshaber General Ricardo Sanchez im Dezember 2003 an das Verteidigungsministerium in Washington gekabelt. Die Lieferzeit für Ersatzteile habe durchschnittlich 40 Tage betragen, und das zu einer der Hochzeiten irakischen Widerstandskampfes. Betroffen waren wichtige Kampfsysteme wie der Großpanzer M-1 Abrams, das Panzerfahrzeug Bradley und Black-Hawk-Hubschrauber. Auch die Lieferung von Splitterschutzwesten für rund 36 000 Soldaten sei mehrfach aufgeschoben worden, berichtete die Washington Post. Das Pentagon bestätigte den Sanchez-Brief, betonte aber, die darin angesprochenen Probleme seien inzwischen gelöst worden. Berichte über eine kollektive Befehlsverweigerung in der vergangenen Woche legen allerdings die Vermutung nahe, daß das Pentagon die Situation im Irak schönfärbt. Die US-Zeitung Clarion-Ledger im Bundesstaat Mississippi hatte am Freitag gemeldet, 17 Soldaten der 343. Versorgungskompanie seien wegen Sicherheitsbedenken nicht zum Dienst angetreten. Ein ganzer Zug habe sich am vergangenen Mittwoch geweigert, Tanklastwagen in die irakische Stadt Tadschi zu fahren, weil die LKW nach Ansicht der Soldaten in einem äußerst schlechten Zustand waren. Zudem sei dem Konvoi nicht der sonst übliche Schutz durch Hubschrauber und Panzerfahrzeuge zur Verfügung gestellt worden. Gegenüber Verwandten in den USA begründeten die Befehlsverweigerer ihre Entscheidung damit, es habe sich um eine Selbstmordmission gehandelt. Die Wahrscheinlichkeit eines Angriffes schätzten sie auf 99 Prozent. Einer Erklärung des US-Militärs zufolge wurde mittlerweile eine Untersuchung gegen die betreffenden Soldaten eingeleitet. Ihnen drohen unehrenhafte Entlassungen, Soldkürzungen und bis zu fünf Jahre Gefängnis. »Das war ein isolierter Vorfall, an dem eine kleine Zahl von Soldaten beteiligt war«, versuchte ein Sprecher der US-Armee die Befehlsverweigerung am Wochenende kleinzureden. Wie bekannt wurde, ist mittlerweile der gesamte Fuhrpark der 343. Kompanie aus dem aktiven Dienst genommen worden, um den Zustand der Fahrzeuge zu kontrollieren. Die mehr als 100000 amerikanischen Besatzungssoldaten im Irak werden durch etwa 250 Konvois pro Tag versorgt. |
"Ich habe so etwas noch nicht gesehen"
Babys mit Kopfschüssen, Frauen mit zertrümmerten Schädeln, im Arm das ermordete Kind
Das Massengrab in Hatra ist der jüngste grausige Fund, den das amerikanisch-irakische Team gemacht hat Foto: dpa |
Berlin - Die Frauen müssen gedacht haben, daß ihnen lange, entbehrungsreiche Wochen und Monate bevorstehen. Die Männer aus den Kurdendörfern um Kirkuk waren schon lange verschwunden, geflohen oder verschleppt von Saddams Schergen. Wo die Männer waren, wußte niemand, und niemand ahnte, was die Soldaten nun mit den Frauen und Kindern planten, als sie diese aus ihren Häusern trieben und wegbrachten.
Der erste große Genozid des Regimes war in vollem Schwung und jeder in Kurdistan wußte, daß der Tod allgegenwärtig war. Mehr als 180 000 Kurden wurden während der Operation "Anfal" 1987-88 umgebracht, sagen Menschenrechtsorganisationen. Da aber nicht nur massakriert wurde, sondern auch Hunderttausende Kurden in eigens errichtete künstliche Siedlungen deportiert wurden, müssen die Frauen gehofft haben, man werde sie in ein solches Lager bringen. Sie zogen sich so viele Kleider über wie nur möglich, teils wegen der Kälte, teils gewiß aber auch, um ohne einen Koffer Kleidung mitnehmen zu können. Die Leiche einer Frau ist von nicht weniger als elf Kleidungsschichten umhüllt. Töpfe und Pfannen, Medikamente und Spielzeuge liegen mit den Skeletten in der Erde. Hier war Endstation für Hunderte Frauen und Kinder, die nichts anderes verbrochen hatten, als Kurden zu sein. Hier wurden sie erschossen, einzeln, in den Hinterkopf oder ins Gesicht.
Noch im Sterben ahnten sie nicht, daß ihr Leben an derselben Stelle endete, wie das ihrer vermißten Ehemänner, Väter und Brüder. In einem Graben neben den Leichen der Frauen liegen die Körper von 100 Männern. Anders als die Frauen hatten fast alle die Augen verbunden und waren gefesselt, meistens aneinander. Anders als die Frauen wurden sie mit Maschinengewehren niedergemäht. Am Ende kamen in beiden Fällen Bulldozer und schoben die Leichen in Gräben, die dann mit Dreck zugeschüttet wurden.
Die Massengräber von Hatra, im irakischen Kurdengebiet, wurden vor einem Jahr entdeckt. Seit Anfang September werden sie akribisch ausgegraben, jeder Fund dokumentiert. Am Ende kann es geschehen, daß die Erde von Hatra ein letztes Opfer fordert - nämlich das Leben des Mörders, Saddam Hussein. Der sitzt irgendwo in einer Zelle in Bagdad und ist fest davon überzeugt, daß ihn keine Schuld trifft. Aber die Toten von Hatra werden bei seinem Prozeß im nächsten Jahr ihre Stimmen erheben. Die Ausgrabungen sind der erste Versuch, konkrete Beweise für Saddams Schuld zu erbringen.
Ich habe so etwas noch nie gesehen", sagt Greg Kehoe, Leiter des "Regime Crime Liaison Office". Das ist ein Stab von US-Experten, die dem irakischen Sondertribunal (IST) helfen, den Prozeß gegen Saddam Hussein vorzubereiten. Kehoe hat auch in Bosnien gearbeitet, aber dort wurden hauptsächlich Männer abgeschlachtet. "Hier jedoch wurden Frauen und Kinder ohne erkennbaren Grund hingerichtet", sagt Kehoe. Seiner Meinung ist das Gelände bei Hatra ein "Killing Field" - ein Ort, an dem über Jahre hinweg Leichen hingebracht oder Menschen vor Ort hingerichtet wurden. In einem von außen kaum einsehbaren Wadi, ein ausgetrocknetes Flußbett, haben die Ermittler bislang 12 Gräben voller Knochen gefunden und davon zwei ausgegraben. In beiden befanden sich etwa hundert Leichen. Frauen und Kinder in dem einen und Männer in dem zweiten Massengrab. Die Knochen einer Kinderhand sind noch um einen Ball gekrümmt - Knöchelchen, so dünn wie Streichhölzer, zeugen davon, daß manche ermordeten Frauen schwanger waren. Kehoe hat nicht vor, alle Gräber zu dokumentieren. Nicht dieses eine Massaker muß vollständig belegt werden, sondern die Gesamtheit Saddams größter Verbrechen.
Die Anklage gegen ihn enthält fünf Genozid-Vorwürfe. In vier von diesen Fällen wird ihm Völkermord an der kurdischen Minderheit zur Last gelegt: 1983 beging das irakische Militär Massenmord am kurdischen Barsani-Klan. Rund 8000 Angehörige des Stammes wurden umgebracht. 1988, gegen Ende des Krieges gegen Iran, versuchte Saddam mit der Operation "Anfal" die im Krieg abtrünnig gewordenen Kurdengebiete wieder in den Griff zu bekommen. Das ist die Zeit, aus der das Massengrab von Hatra stammt. 182 000 Kurden sollen in dieser Zeit ums Leben gekommen sein. Ebenfalls 1988 und im Rahmen von "Anfal" warf die irakische Luftwaffe Giftgasbomben auf die kurdische Stadt Halabdscha ab. Das war nur der mörderischste (5000 Todesopfer) von mehreren Giftgasangriffen gegen kurdische Zivilisten, die im Prozeß als separates Verbrechen behandelt werden. Nach dem Golfkrieg 1991 erhoben sich die Kurden gegen das Regime, ermutigt von der US-Regierung. Saddam befahl zur Strafe weitere Massaker an der Zivilbevölkerung. Der fünfte Genozid-Vorwurf betrifft das Blutbad an den Schiiten des Landes nach deren Aufstand 1991.
All dies aufzulisten, fällt leicht, aber es zu beweisen, ist nicht so einfach. War es Saddam, der die Befehle gab? Es gibt keine Dokumente darüber. Wußte er von den Greueltaten, ohne sie zu stoppen? Man kann es nur vermuten. Zunächst einmal gilt es jedoch, zu beweisen, daß die Verbrechen tatsächlich stattgefunden haben. Kehoe und das IST wollen daher acht bis 20 Massengräber untersuchen. So soll für jeden der fünf Anklagepunkte zumindest belegt werden, daß die Massaker wirklich stattgefunden haben. Ursprünglich wollten auch die Europäer einen Teil der Aufgabe übernehmen. Aber seit die Pläne vor mehr als einem Jahr entworfen wurden, ist viel passiert - viele Regierungen scheuen aufgrund der Sicherheitslage davor zurück, Fachleute in den Irak zu schicken. Außerdem ist Saddam mittlerweile in Haft, und die rechtliche Lage hat sich geändert. Unter dem Besatzungsregime war die Todesstrafe suspendiert. Die neue irakische Regierung hat sie wieder eingeführt. Saddam droht daher der Tod. Auch dies ist ein Grund für europäische Zurückhaltung - man will nicht zur Begründung eines Todesurteils beigetragen haben.
Letztlich geht es jenseits aller Vergeltungsgelüste darum, die Wahrheit dem Vergessen zu entreißen. 300 000 bis 400 000 Menschen soll das Regime umgebracht haben, ganz abgesehen von den Opfern der Kriege gegen Iran und Kuwait. Mehr als 300 Massengräber wurden bislang von der Bevölkerung gefunden, mindestens 53 von ihnen wurden von Experten bestätigt. In den Wirren der ersten Monate nach dem Krieg schwärmten Zehntausende Iraker an die Stätten des Todes, die ihnen unter Saddam bekannt, aber verwehrt waren. Verzweifelt wühlten sie in Knochenhaufen, um Angehörige zu finden und sie würdig zu begraben. Viel Beweismaterial wurde so zerstört; aber nach Angaben der Fachleute wurden nur elf Massengräber auf diese Weise geöffnet. Die Mehrzahl wartet noch darauf, eines Tages ihre Geschichte preiszugeben. Wie in Bosnien oder Kosovo wird auch im Irak noch in zehn Jahren so mancher Ort des Grauens erst entdeckt werden.
Artikel erschienen am Mi, 20. Oktober 2004
jW-Bericht |
Blutige Eskalation |
US-Besatzer im Irak bombardieren Falludscha ohne Unterbrechung. Zahlreiche Tote bei Aktionen gegen US-Armee und irakische Sicherheitskräfte |
Die US-Luftwaffe setzte die seit mehr als einer Woche andauernde Bombardierung der 50 Kilometer westlich von Bagdad gelegenen Stadt Falludscha am Wochenende fort. Nach eigenen Angaben nahmen die Besatzer dort ein führendes Mitglied der Gruppe von Abu Mussab el Sarkawi und fünf weitere »Terroristen« bei einer nächtlichen Militäraktion fest. Der Name des angeblichen Führungsmitgliedes der Gruppe Tauhid wal Dschihad wurde nicht bekanntgegeben. Am Sonntag griff ein US-Kampfflugzeug erneut die Stadt an. Augenzeugen zufolge kamen bei dem Angriff sechs Menschen ums Leben. Bereits an den Vortagen gab es Dutzende Tote unter der Zivilbevölkerung. Der Schiitenprediger Muqtada al Sadr bot den sunnitischen Aufständischen in Falludscha seine Unterstützung an. In einer Erklärung, die am Samstag abend in Bagdad und der schiitischen Pilgerstadt Nadschaf verteilt wurde, teilte er mit: »Ich stehe an Eurer Seite, gleichgültig, für welchen Kurs Ihr Euch entscheidet ... Ich bin bereit, den Mudschahedin in Falludscha zu helfen, wo ich nur kann, aber ich hoffe zugleich, daß Eurer Stadt ein Krieg erspart bleibt, denn die Besatzungsmächte kennen keine Gnade.« Freiheit und Demokratie seien unter Besatzung nicht möglich. Sadr forderte, die Iraker müßten selbst über ihr Schicksal entscheiden können. Der Chef des irakischen Marionettenregimes Ijad Allawi rückte gleichzeitig von seiner Drohung eines massiven Militäreinsatzes gegen Falludscha ab. »Wir werden alle politischen Mittel ausschöpfen«, erklärte er in einem am Samstag ausgestrahlten Interview mit dem US-Fernsehsender Fox News. Offensichtlich verfügen die irakischen Widerstandskräfte über wesentlich mehr Kämpfer und Mittel als bisher bekannt. Die New York Times berichtete am Freitag, zum harten Kern des Widerstandes gehörten zwischen 8000 und 12 000 irakische und ausländische Kämpfer. »Aktive Sympathisanten« und verdeckte Komplizen hinzugerechnet, steige die Zahl auf rund 20 000. Dagegen war dem Blatt zufolge in früheren Geheimdienstberichten von 2000 bis höchstens 7000 Aufständischen die Rede gewesen. Nach einem Bericht der Washington Post vom Sonntag brachte der US-Geheimdienst CIA in den vergangenen sechs Monaten bis zu ein Dutzend Gefangene heimlich aus dem Irak und verstieß damit wahrscheinlich gegen die Genfer Konventionen. Von der Verlegung der Häftlinge wurden weder das Rote Kreuz noch Kongreßausschüsse, das Verteidigungsministerium oder CIA-interne Gremien informiert. 150 Kilometer von Bagdad entfernt wurden im Osten Iraks am Sonntag etwa 50 einheimische Soldaten tot aufgefunden. Ein irakischer Polizeigeneral erklärte, die Soldaten hätten ihre Ausbildung im Militärlager Kirkusch nordöstlich von Bagdad abgeschlossen und gerade ihren Heimaturlaub angetreten, bevor sie sich zum Dienst melden sollten. Bei der Detonation einer Autobombe vor einer Polizeiwache in Bagdadi westlich von Bagdad wurden am Sonnabend 16 Menschen getötet und 40 weitere verletzt. Südlich von Samarra riß ein Selbstmordattentäter vier Nationalgardisten in den Tod. In Mosul wurden am Samstag zwei türkische Lastwagenfahrer erschossen, in Bagdad bei der Explosion eines Sprengsatzes zwei Menschen getötet. Ein Raketenangriff auf einen US-Stützpunkt in der Nähe des Flughafens kostete am Sonntag einen Sicherheitsbeamten des US-Außenministeriums das Leben. In der Stadt Bakuba griffen Aufständische irakische Nationalgardisten an und verletzten sieben Soldaten. |
Verteidigungsminister Struck: Auch künftig keine deutschen Soldaten im Irak (ddp) | |
Kein Kurswechsel in Irak-Politik
Struck schließt Einsatz deutscher Soldaten weiter aus
Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) schließt auch nach der Wiederwahl von US-Präsident George W. Bush einen Einsatz deutscher Soldaten im Irak aus. Laut "Passauer Neue Presse" (Freitagausgabe) sagte Struck: "Es wird keinen Kurswechsel in der Irak-Politik geben." "Es gibt keine Beteiligung deutscher Soldaten im Irak und es wird sie auch in Zukunft nicht geben," bekräftigte der Minister. Er vertrat die Ansicht, nach den früheren Irritationen wegen der Irak-Politik seien die deutsch-amerikanischen Beziehungen auf einem guten Weg. "Wir arbeiten gut mit der Bush-Administration zusammen und werden das auch in Zukunft tun."
US-Angriffe auf Falludscha
Die US-Luftwaffe hat in den vergangenen 24 Stunden fünf Angriffe auf die irakische Widerstandshochburg Falludscha geflogen. Nach einer Erklärung der Armee vom Freitag, war Falludscha allein am Donnerstag viermal Ziel von Luftangriffen. Dabei seien unter anderem zwei befestigte Rebellenverstecke im Südosten der Stadt sowie ein Lager mit Sprengsätzen zerstört worden, teilte die Armee mit. Bei einem weiteren Angriff am Freitag sei ein Waffenversteck zerstört worden. Angaben über mögliche Opfer wurden nicht gemacht.
In der Provinz Al Anbar westlich der irakischen Hauptstadt Bagdad wurden am Donnerstag bei Kämpfen zwei US-Marineinfanteristen getötet. Vier weitere US-Soldaten seien verwundet worden, sagte ein US-Militärsprecher in der Nacht zum Freitag. In der Provinz liegen die sunnitischen Rebellenhochburgen Falludscha und Ramadi.
Bei der Explosion einer Bombe ist im Irak ein US-Soldat ums Leben gekommen. Nach Angaben der US-Armee vom Freitag wurde bei dem Anschlag am späten Donnerstagabend ein weiterer Soldat verwundet. Die Bombe traf das Fahrzeug der beiden Soldaten in Balad, 80 Kilometer nördlich von Bagdad.
Drei britische Soldaten sterben nach Selbstmordanschlag
Nur wenige Tage nach ihrer Verlegung in den Zentralirak sind drei britische Soldaten bei einem Selbstmordanschlag getötet worden. Die Soldaten gerieten am Donnerstagnachmittag an einem Straßen-Kontrollpunkt südlich von Bagdad in einen Hinterhalt, wie der für die Streitkräfte zuständige Staatsminister Adam Ingram am Donnerstagabend in London mitteilte. Auf den Selbstmordanschlag seien Granat-Angriffe gefolgt. Ein Übersetzer sei bei dem Angriff getötet worden, acht weitere britische Soldaten seien verletzt worden. Zuvor hatte Ingram die Abgeordneten des Unterhauses über den Tod der drei Soldaten unterrichtet. Sie gehörten nach seinen Angaben dem Black-Watch-Regiment an.
Großbritannien hatte auf Bitten der USA Ende Oktober ein Kontingent von 850 Soldaten vom relativ ruhigen Süden Iraks in den zentralirakischen US-Sektor verlegt, wo die Soldaten ständigen Angriffen von Aufständischen ausgesetzt sind. Die Entscheidung der Regierung in London war innenpolitisch höchst umstritten. Seit dem Einmarsch im Irak im März vergangenen Jahres starben dort 73 britische Soldaten, 34 von ihnen im Kampf.
(N24.de, AP, AFP)
war auch nur ein winziger artikel dazu in der zeitung, scheint nicht weiter von belang zu sein.
"Nun Sturm, brich los!".
Ich denke die Schlacht um Falludscha wird Stalingrad-Qualität haben. Die Amerikaner werden hohe Verluste haben, die muslimischen Terroristen werden jedoch zermalmt werden von einem nie da gewesenen Stahlgewitter.
Bevor Ihr anfangt zu polemisieren, denkt dran, auf welcher Seite man letztendlich steht. Auf der Seite fanatisch-muslimischer Terrorbanden oder auf der Seite der Demokratie. Ob ihr es wollt oder nicht: wir alle, d.h. der ganze Westen, ist mit drin. Es gibt keine Alternative zur bedingungslosen Unterstützung der US-Kameraden mehr.
Und nun sollen die Waffen sprechen.
Schon mal an einen BSE-Test gedacht?
Rüdiger Göbel / Rainer Rupp
Häuserkampf eröffnet
US-Armee begann Großoffensive mit Sturm auf Krankenhaus in Falludscha. Widerstand verteidigungsbereit. Allawi ließ Grenzen und Bagdader Flughafen schließen
Mit massiven Luftangriffen, der Erstürmung eines Krankenhauses und dem Beschuß einer Beisetzungsfeier hat die lange angekündigte Großoffensive auf die irakische Stadt Falludscha begonnen. Mehr als 10000 US-Soldaten sollen an der Belagerung und dem Sturmangriff westlich von Bagdad beteiligt sein. Die 300000 Einwohner zählende Stadt ist seit dem Wochenende eingekesselt. Medienberichten zufolge waren zuvor mehrere Zehntausend Menschen aus Falludscha geflohen. Das heißt gleichzeitig, zehntausende Iraker bleiben dem Bombenhagel und Häuserkampf ausgesetzt.
Stunden nach Beginn des US-Vormarsches gab der von Washington eingesetzte irakische Übergangspremier Ijad Allawi formal »grünes Licht« für die Invasion. Allawi ordnete die Schließung der Grenzen zu Jordanien und Syrien sowie des Bagdader Flughafens für den zivilen Luftverkehr an.
Die Zahlen über Tote und Verletzte in Falludscha am Tag eins der Offensive blieben bis Redaktionsschluß widersprüchlich. Allawi zufolge wurden 38 Personen getötet und vier Ausländer festgenommen. Nach Krankenhausangaben in Falludscha wurden zwölf Einwohner getötet. Zehn Menschen seien ums Leben gekommen, als ihre Unterkunft in der Nähe einer Moschee in der Innenstadt getroffen worden sei, zwei weitere seien während einer Beerdigung getötet worden. Nach Armeeangaben kamen zwei US-Soldaten ums Leben, als ihr Panzerwagen in den Euphrat stürzte. Widerstandskämpfer behaupteten laut Agenturberichten wiederum, seit Beginn der Offensive 36 amerikanische Soldaten und 103 irakische Nationalgardisten gefangen genommen zu haben.
Die US-Armee selbst geht davon aus, daß die Besatzungsgegner gut bewaffnet sind. Laut Major Jim West vom militärischen Nachrichtendienst der Marines stehen den Okkupanten bis zu 5000 Widerstandskämpfer in Falludscha und im nahegelegenen Ramadi gegenüber. Anders als in Nadschaf, wo enthusiastische, aber unerfahrene schiitische Kämpfer den US-Soldaten ein leichtes Ziel boten, erwartet die US-Marines in Falludscha ein gut organisierter Widerstand.
Die Besatzungsgegner luden Kriegsberichterstatter nach Falludscha ein, um als »eingebette Journalisten« über den Kampf um die Stadt zu berichten. Eine führende Tageszeitung des fünften Kontinents, The Australian scheint dieser Aufforderung bereits nachgekommen zu sein. Unter Berufung auf »unsere Korrespondenten in Falludscha« berichtete das Blatt am Montag, daß sich 300 in der Stadt befindende ausländische Kämpfer freiwillig für Selbstmordoperationen gemeldet haben. Mehr als hundert Autos seien mit Sprengstoff beladen. Andere wollen in zu Sprengfallen umgebauten Häusern auf die Amerikaner lauern.
Laut eines Kommandeurs der Verteidiger von Falludscha seien Brücken, Straßen- und Bahnübergänge sowie die Gäßchen in der unübersichtlichen Altstadt vermint worden. Systematisch seien zudem Scharfschützen aus anderen Städten angeworben und ausgebildet worden. Aus anderen Quellen hieß es, Widerstandskämpfer in Falludscha verfügten jetzt auch über tragbare Luftabwehrraketen, was die Unterstützung der US-Marines durch tief fliegende Kampfflugzeuge und Hubschrauber erheblich erschweren würde.
Falludscha unter Feuer (AFP) | |
"Falludscha ist die Hölle geworden"
US-Großoffensive gegen Rebellenhochburg
Die US-Streitkräfte haben ihre Großoffensive in Falludscha in der Nacht zum Dienstag fortgesetzt. Unterstützt von Artillerie und Kampfjets rückten die Soldaten in das Stadtviertel Dscholan vor, das als Kernzelle der Aufständischen gilt. Ein weiteres Kontingent drängte in das Viertel Askari im Nordosten der Stadt. Nach Militärangaben wurden bislang 42 Rebellen getötet. Hunderte Häuser seien zerstört worden, sagte ein Einwohner am Montagabend der BBC. Es gebe inzwischen weder Strom noch Wasser, alle Telefonleitungen seien gekappt.
"Falludscha ist die Hölle geworden", sagte Fadril al Badrani. Der gesamte Nordteil der Stadt stehe in Flammen, im Zentrum der Stadt tobten die Kämpfe am heftigsten. Laut Al Badrani leben in Falludscha noch etwa 100.000 Menschen. Nach Schätzungen der US-Streitkräfte haben sich dort bis zu 3.000 Aufständische verschanzt, mehr als die Hälfte der ursprünglich 300.000 Einwohner soll geflüchtet sein.
Zivilisten werden nicht getötet
Der Befehlshaber der US-Truppen im Irak, General George Casey, sagte am Montagabend, die Offensive verlaufe nach Plan. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld erklärte in Washington, er rechne mit starkem Widerstand der Aufständischen. Er gehe aber nicht davon aus, dass bei den Kämpfen viele Zivilpersonen getötet würden, jedenfalls "bestimmt nicht von US-Truppen".
An dem Einsatz in Falludscha sind nach Militärangaben zwischen 10.000 und 15.000 US-Soldaten und zahlreiche irakische Soldaten beteiligt. Zwei US-Soldaten kamen am Montag ums Leben, als ihr Bulldozer in den Euphrat stürzte.
Britischer Soldat in Bagdad getötet
Wenige Stunden nach Beginn der US-geführten Großoffensive in der irakischen Widerstandshochburg Falludscha sind bei einem Anschlag auf ein Krankenhaus in der 50 Kilometer östlich gelegenen Hauptstadt Bagdad mehrere Menschen getötet worden. Bei der Explosion einer Autobombe habe es "zahlreiche Tote und Verletzte" gegeben, sagte ein Sprecher der Jarmuk-Klinik im Südwesten der Stadt am Montagabend. Südlich von Bagdad wurde ein britischer Soldat bei einem Anschlag getötet. US-Außenminister Colin Powell machte derweil in einem Zeitungsinterview deutlich, dass die US-Regierung Deutschlands Ablehnung der Entsendung eigener Truppen in den Irak akzeptiert.
Unter den Opfern des Anschlags auf das Jarmuk-Krankenhaus seien Klinikangestellte, Patienten und Mitarbeiter des Wachpersonals, sagte der Sprecher weiter. Die Autobombe sei am Eingang zur Notaufnahme explodiert. Ein Augenzeuge sagte, ein mit Sprengstoff beladenes, gestohlenes Polizeifahrzeug sei vor das Krankenhaus gefahren und explodiert. Dabei seien große Teile des Gebäudes zerstört worden. Genaue Angaben zu den Opferzahlen konnten die Behörden zunächst nicht machen.
Wieder Bomben vor Kirchen
Erst wenige Stunden zuvor waren in Bagdad binnen kurz hintereinander zwei Autobomben vor zwei christlichen Kirchen explodiert. Dabei wurden mindestens zwei Menschen getötet und 45 weitere verletzt.
Der südlich von Bagdad getötete britische Soldat gehörte dem "Black Watch"-Regiment an, das kürzlich aus dem Südirak in die Nähe von Bagdad verlegt worden war, wie das britische Verteidigungsministerium am Abend mitteilte. Zwei seiner Kameraden seien verletzt worden. Der Sprengsatz sei neben einer Straße platziert gewesen.
(N24.de, AP, AFP)
Schlachthäuser für Geiseln entdeckt
Irakisches Militär stieß in Falludscha auf Häuser, in denen Kleidungsstücke der Kidnapper, CDs und Listen mit Namen von Geiseln lagen
Generalmajor Abdul Kader Mohammed Dschassem Mohan Foto: dpa |
Falludscha - Irakische Truppen haben nach eigenen Angaben in Falludscha „Schlachthäuser für Geiseln“ entdeckt. Die Häuser befänden sich im nördlichen Teil der Stadt, wo die US-Soldaten bei ihrer Offensive den stärksten Widerstand erwartet hatten. Außerdem seien schwarze Kleidungsstücke der Kidnapper und hunderte CDs sowie Listen mit Namen von Geiseln gefunden worden, erklärte Generalmajor Abdul Kader Mohammed Dschassem Mohan, der Kommandeur der irakischen Truppen.
Ob auf den Listen auch die Namen der vermißten CARE-Direktorin Margaret Hassan und der beiden französischen Journalisten Christian Chesnot und Georges Malbrunot vermerkt waren, wußte er nicht zu sagen.
Der französische Regierungssprecher Jean-Francois Cope hatte zuvor in Paris angesichts der andauernden Offensive erklärt, die Lage im Irak sei „besorgniserregend“. Die Bemühungen zur Freilassung der beiden Journalisten würden besonders erschwert, erklärte Cope. WELT.de/AP
Artikel erschienen am Mi, 10. November 2004
Rüdiger Göbel / Rainer Rupp |
Alles unter Kontrolle? |
US-Truppen wollen Falludscha bis Freitag einnehmen. Widerstand weicht aus: Zahlreiche Angriffe auf Besatzer. Verwandte von Allawi entführt |
Die US-Armee im Irak ist zuversichtlich, ja fast schon euphorisch siegessicher – bis zum morgigen Freitag wollen die Besatzer Falludscha erobert haben. »Wenn alles wie geplant verläuft, werden wir binnen 48 Stunden die Kontrolle über die Stadt haben«, meinte ein US-Offizier am Mittwoch in Falludscha. Gestern kontrollierten die Besatzungstruppen nach eigenen Angaben 70 Prozent der 300000 Einwohner zählenden Stadt. Verblieben seien allenfalls noch kleinere »Widerstandsnester«. Nach US-Militärangaben sollen bei der »Operation Morgendämmerung«, wie die am Montag gestartete Bodenoffensive zur Eroberung Falludschas im militärinternen Jargon genannt wird, bislang elf amerikanische Soldaten sowie zwei irakische Kollaborateure getötet worden sein. Auch unzählige Aufständische seien bei den Kämpfen ums Leben gekommen. Zu Opfern unter der Zivilbevölkerung, die ohne Strom und Wasser ausharren muß, machte die US-Armee keine Angaben. Der von massiven Bombardements begleitete Vorstoß ins Stadtzentrum und die vermeintliche Eroberung Falludschas dürfte sich für die US-Armee jedoch rasch als Pyrrhussieg erweisen. Der frühere britische Außenminister Robin Cook wertete die Offensive bereits als »kontraproduktiv«. Es werde den US-Truppen aufgrund ihrer überlegenen militärischen Stärke ohne Zweifel gelingen, die Stadt einzunehmen, sagte Cook, der im vergangenen Jahr aus Protest gegen den Irak-Krieg aus dem Kabinett von Premier Anthony Blair ausgeschieden war, im Nachrichtensender BBC. Allerdings werde danach die Gewalt der Aufständischen gegen die Besatzer zunehmen. »Sie begreifen nicht, daß sie einen Guerilla-Kampf gegen einen Feind führen, der sich vor ihren Augen auflösen und dann um sie herum neu organisieren wird.« Es zeichnet sich immer deutlicher ab, daß weite Teile des Zentraliraks für die USA und ihre Marionettenregierung unter Ijad Allawi nicht zu gewinnen sind. Alle Meldungen deuten darauf hin, daß nur wenige, aber gut organisierte Kämpfer in Falludscha als eine Art Nachhut geblieben sind. Das Gros der bewaffneten Besatzungsgegner hat sich in klassischer Guerilla-Manier erst gar nicht in einen aussichtslosen Kampf gegen einen haushoch überlegenen Gegner eingelassen. Die Zahl der derzeit im Zentral-Irak explosionsartig angestiegenen Widerstandsoperationen läßt erahnen, wo die Masse der Kämpfer geblieben ist, die die US-Marines vergeblich in Falludscha zu töten versuchen. Zur Erinnerung: Als eine Art Generalprobe für Falludscha hatten die US-Truppen im Oktober eine Blitzoffensive gegen die von Widerstandsgruppen kontrollierte Stadt Samarra unternommen. Nach kurzem Kampf und angeblich 100 getöteten Widerstandskämpfern erklärte die US-Armee den Sieg für »Freedom and Democracy«. Samarra wurde der Kontrolle der »neuen irakischen Armee« und der Polizei Allawis überlassen. Bereits am 6. November, kurz vor dem Angriff auf Falludscha, brach das Chaos über die US-Kollaborateure in Samarra herein. In mehreren gut koordinierten Angriffen starben über 30 Polizisten, mindestens 40 weitere wurden verwundet. Am Mittwoch meldeten die Agenturen, zahlreiche Bewaffnete hätten nach schweren Gefechten mit US-Soldaten große Teile der nordirakischen Stadt Mossul unter Kontrolle gebracht. Die Polizeikräfte hätten sich in ihrer Wache verbarrikadiert. In den Straßen waren laut AFP mit Raketenwerfern und automatischen Gewehren bewaffnete Männer zu sehen, die Kontrollposten errichteten. Auch in Baidschi, Samarra und Bakuba sowie in Ramadi gab es schwere Kämpfe. Aus der irakischen Hauptstadt wurde derweil die Entführung von drei Verwandten Allawis gemeldet. |
Ein US-Soldat im umkämpften Falludscha | |||
Viele Rebellen wurden getötet, viele sind geflohen, einige wurden festgenommen. | |||
Falludscha ist eine Geisterstadt. | |||
Seit 7. Juli gültig Das Notstandsgesetz im Irak | |||
Bilderserie Kämpfe und Geiselnahmen im Irak | |||
Bilderserie Wie der Irak-Krieg begann, verlief und inszeniert wurde | |||
Bilderserie Entsetzen in Basra | |||
Lösung in Sicht? n-tv.de Forum Irak | |||
Menschliches Desaster
Kaum noch Widerstand in Falludscha
Die im Süden der Rebellen-Hochburg Falludscha verschanzten Aufständischen leisten dem US-Militär zufolge kaum noch Widerstand. "Vor zwei Tagen sind sie rausgekommen und haben mit uns gekämpft. In der vergangenen Nacht sind sie geflohen", sagte US-Panzerkommandeur Robert Bodisch der Nachrichtenagentur Reuters. "Es sieht danach aus, dass wir ihren Widerstand brechen."
Die Übergangsregierung in Bagdad hatte am Samstag das Ende der Operation erklärt. Nach Darstellung von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld ist die bisher einwöchige Offensive allerdings noch nicht beendet. Auch von Seiten des US-Militärs hieß es, dass es noch vereinzelte Widerstandsnester gebe. "Wir merken, dass wir ihr Rückgrat und ihren Kampfgeist gebrochen haben", sagte Generalleutnant John Sattler dem n-tv Partnersender CNN.
Bei der Operation "Morgendämmerung" wurden nach Regierungsangaben aus Bagdad mehr als 1.000 sunnitische Aufständische getötet und 200 weitere festgenommen. Nach US-Angaben kamen bis zum Freitag 22 US-Soldaten und fünf irakische Soldaten ums Leben.
Ein erster Konvoi des Roten Halbmondes mit Hilfsgütern erreichte am Samstag die schwer zerstörte Stadt. Einwohner und Hilfsorganisationen beschrieben die Situation in der Stadt als katastrophal. Die Sprecherin des irakischen Halbmonds, Fardous Al- Ibadi, sprach im irakischen Fernsehen von einem "menschlichen Desaster". Es gebe in der ganzen Stadt kein Wasser, keinen elektrischen Strom und keine medizinische Versorgung mehr. Seit Tagen könnten die vielen auf den Straßen liegenden Leichen nicht geborgen werden.
Im Norden des Irak weitete sich der Widerstand gegen amerikanische und irakische Truppen am Samstag aus. Gefechte wurden aus in Mossul und Bakuba im Norden sowie aus Howeidscha, 60 Kilometer südwestlich von Kirkuk gemeldet. In Samarra wurde ein Polizist erschossen, als er sein Haus verließ. Bei Kirkuk setzten Unbekannte eine Ölpipeline in Brand. Eine weitere Ölleitung wurde beschädigt.
Bilderserie Kämpfe und Geiselnahmen im Irak
Rainer Rupp
Erbitterter Widerstand
Irak: US-Offensive in Falludscha geht mit heftigen Kämpfen in die zweite Woche. Pentagon frisiert »Erfolgsbilanz«
Begleitet von heftiger Gegenwehr der Aufständischen in Falludscha ist die US-irakische-Offensive auf die Stadt in die zweite Woche gegangen. Die US-Armee räumte ein, daß sie beim Vorrücken im Süden der Stadt auch am Sonntag noch auf »erbitterten Widerstand« stieß. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld widersprach Angaben der Regierung in Bagdad, wonach die Falludscha-Offensive weitgehend beendet sei.
Nachdem die US-geführten Truppen einen Großteil von Falludscha unter ihre Kontrolle gebracht hatten, konzentierten sich die Kämpfe auf die südlichen Stadtbezirke. »Je weiter wir nach Süden vordringen, desto heftiger und besser organisiert sind die Angriffe«, berichtete ein US-Offizier. Die Aufständischen würden hier besonders erbitterte Gegenwehr leisten. Die Gegend soll nach den Worten von US-Oberst Mike Shupp in den kommenden vier bis fünf Tagen »Haus für Haus durchkämmt« werden.
Der Kommandeur der US-Marineinfanterie in Falludscha, Richard Natonski, bezifferte die Zahl der getöteten Rebellen auf mehr als 1200. Die Überlebenden setzten auf klassische Guerilla-Taktik: Sie hätten sich zu Widerstandsnestern von fünf bis 20 Kämpfern zusammengeschlossen und würden versuchen, »uns hinterrücks anzugreifen«. Dabei nutzten sie auch geheime Tunnel zwischen Gebäuden. Die Rebellen versuchten zudem, den Vormarsch der US-Soldaten durch Sprengfallen zu stoppen.
Ein Sprecher der Mudschaheddin in Falludscha, Abu Aad Al Dlimi, erklärte im Fernsehsender Al Dschasira, daß sich die militärische Situation in Falludscha »seit drei Tagen nicht verändert« habe. Noch am vergangenen Donnerstag hatte das US-Militär behauptet, 75 Prozent der Stadt zu kontrollieren, am Sonntag wollte es angeblich 80 Prozent erobert haben. Damit ist die These von Dlimi faktisch bestätigt worden. Dlimi widersprach auch der Aussage Natonskis über die Zahl der getöteten Aufständischen: In Falludscha seien nicht mehr als 100 Kämpfer gefallen. Bei allen anderen Getöteten handle es sich um unbewaffnete Zivilisten. Augenzeugen berichten von zerstörten Häuserblocks und mit Leichen übersäten Straßen.
Auch die eigenen Verluste mit angeblich nur 31 toten Marines in Falludscha werden von der US-Führung kleingerechnet. Die Online-Pressemitteilungen des Pentagon ergeben jedoch ein anderes Bild. Demnach sind seit Beginn der Operation am 8. November bereits über 50 US-Marines gefallen. Sie gehören zu den Einheiten, die in und um Falludscha eingesetzt waren. Zudem sind weit über 400 US-Soldaten so schwer verletzt worden, daß sie ins US-Militärkrankenhaus Landshut ausgeflogen werden mußten.
Irakische Hilfstruppen und US-Soldaten rückten auch ins nordirakische Mosul vor, wo sich die Kämpfe mit Rebellen verschärften. Nach tagelangen Unruhen begann die irakische Nationalgarde am Sonntag mit der Besetzung der Stadt, wie ein Reporter berichteten. Ein US-Militärsprecher sagte, ein amerikanisches Bataillon sei aus Falludscha abgezogen und nach Mosul entsandt worden, um dort für »Ruhe und Ordnung« zu sorgen. Am Samstag hatte Iraks »Ministerpräsident« Allawi den Einsatz angekündigt; in Iraks drittgrößter Stadt müsse »die Herrschaft des Gesetzes« wiederhergestellt werden. Zuvor war es dort zu Ausschreitungen und Plünderungen gekommen. Mehrere Widerstandsgruppen kündigten als Antwort auf die Offensiven in Falludscha und Mosul die Ausweitung ihrer Kämpfe auf den gesamten Irak an.
Ich weiß nun auch nicht, wem man da glauben kann. Wundere mich nur, dass von den 275 verwundeten Amis bereits vor dem Wochenende recht viele, nämlich über 400, ins Militärhospital Landstuhl gebracht wurden...
Iraks Vize deutet Verschiebung der Wahlen an
Der Termin für die irakischen Wahlen ist in Gefahr. Der stellvertretende Ministerpräsident, Salih, sagte, die für 9. Januar angesetzten Wahlen könnten wegen des anhaltenden Widerstands verschoben werden. In Falludscha gingen die USA wieder massiv gegen Aufständische vor. Auch im Norden des Landes nimmt die Gewalt zu.
APFalludscha: "Verbleibende Widerstandsnester zerstören" |
Damit hat erstmals ein führender irakischer Politiker die Möglichkeit eingeräumt, dass die für den 9. Januar geplanten Wahlen wegen des anhaltenden Widerstands im Land verschoben werden könnten.
In Falludscha ging der Kampf irakischer und amerikanischer Einheiten gegen Aufständische weiter. Heute Morgen griffen die US-geführten Truppen erneut die noch nicht eroberten Gebiete in der Rebellenhochburg Falludscha an. Korrespondenten berichteten, die USA seien in mindestens fünf Angriffswellen aus der Luft, mit Artillerie-Feuer und Granatenabwurf gegen Ziele der Aufständischen vorgegangen.
Die Stadt, die als Hochburg des sunnitischen Widerstands im Irak gilt, ist nach US-Militärangaben von Sonntag bereits weitgehend unter Kontrolle der USA. An der seit einer Woche andauernden Großoffensive sind 10.000 US- und 2000 irakische Soldaten beteiligt. Falludscha gilt als Schlüssel für die Befriedung des Landes vor den im Januar geplanten Wahlen.
Unter Berufung auf das Militär meldeten amerikanische Medien, dass während der Großoffensive gegen die Stadt bisher 38 US-Soldaten ums Leben kamen, 275 wurden verletzt. Nach US-Militärangaben sind bei der Offensive rund 1000 Aufständische getötet und bis zu 550 weitere gefangen genommen worden. Wie viele Zivilisten ums Leben kamen, ist offen. Anwohner sprechen von hohen Verlusten unter der Zivilbevölkerung.
Im Norden des Irak weitete sich der Widerstand gegen die amerikanischen und irakischen Truppen aus. Ein Sprecher der US-Armee in Bagdad sagte gestern, in Falludscha seien noch "verbleibende Widerstandsnester" zu zerstören, erste Truppenkontingente würden jedoch bereits in den Norden nach Mossul verlegt.
Dort gab es gestern erneut heftige Gefechte. Ein Militärsprecher sagte, die Armee habe einen Belagerungsring um die Stadt gezogen. Aufständische hätten in den vergangenen Tagen Polizeistationen, Regierungsgebäude und andere öffentliche Einrichtungen angegriffen. Gefechte wurden auch aus Bakuba gemeldet.
Bei einem Bombenanschlag in Tikrit wurden gestern fünf irakische Zivilisten getötet. Nördlich von Kirkuk verübten Unbekannte Sprengstoffanschläge auf eine Ölförderanlage und setzten sie in Brand.
By Paul Gilfeather, Political Editor
A US marine has sparked world-wide revulsion after being seen shooting an injured and helpless Iraqi.
The sickening scene was broadcast by Channel 4 News after a fire-fight in the rebel stronghold of Fallujah.
The trigger-happy soldier had been asked to get nearer to the injured man.
But instead of trying to capture him, the marine is seen leaning over a wall and cold-bloodedly shooting him.
He then turns to his colleagues and says: "He's gone". Coalition chiefs were last night under pressure to investigate the incident.
Labour left-winger Jeremy Corbyn said: "This execution will be remembered by the Iraqi people for generations.
"What does this say about the tactics being used by those who are supposed to be the forces of democracy? We want an immediate investigation."
Channel 4 News viewers flooded the station's web-site with complaints. One said: This was against all civilised norms and law."
http://www.sundaymirror.co.uk/news/tm_objectid=14869795&method=full&siteid=106694&headline=us-marine-executes-shot-man-name_page.html
Grüße
ecki
Wehrlose erschossen
Hinrichtungen durch US-Soldaten in Falludscha auf Video dokumentiert. Verletzter Iraker in Moschee exekutiert. Besatzer feuerten auch auf Flüchtlinge im Euphrat
Nach den Folterbildern aus dem Gefängnis Abu Ghraib droht den USA durch ein Exekutionsvideo aus Falludscha ein weiterer schwerer internationaler Imageschaden. Mehrere amerikanische Fernsehsender strahlten am Montag (Ortszeit) Filmaufnahmen von der Erschießung eines schwerverletzten irakischen Gefangenen aus. Die Bilder dokumentieren ein schweres Kriegsverbrechen der US-Truppen. Das »Snuff-Video« wurde am vergangenen Samstag von NBC-Reporter Kevin Sites gedreht, der als »eingebetteter Journalist« die Besatzungstruppen begleitet hatte.
In dem auch im Internet abrufbaren Videofilm hört man einen Soldaten obszöne Ausdrücke rufen und dann sagen: »Er täuscht vor, tot zu sein.« Ein anderer Soldat sagt: »Ja, er atmet.« Daraufhin erwidert der erste Soldat erneut, daß der Gefangene vortäusche, tot zu sein. Der Videofilm zeigt dann, wie ein Soldat sein Gewehr auf einen Gefangenen am Boden richtet. Nach einem gezielten Schuß erklärt ein Soldat: »Jetzt ist er tot.«
Die US-Armee war am Dienstag bemüht, die dokumentierte Hinrichtung in einer Moschee in Falludscha als »Einzelfall« darzustellen. Es werde wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Kriegsrecht ermittelt, die Einheit des betreffenden Soldaten sei von der Front abgezogen worden.
Doch die nun in den USA bekanntgewordene Hinrichtung eines verletzten irakischen Gefangenen ist kein Einzelfall. Am vergangenen Freitag veröffentlichte der australische Fernsehsender ABC einen ähnlichen Filmbericht. Auch der in einer Einheit der US-Marines »eingebettete Journalist« Norman Hermant hat demnach die Exekution eines Verletzten unmittelbar erlebt. Dem Bericht zufolge lag ein irakischer Widerstandskämpfer nach einem Feuergefecht verwundet zwischen zwei Häusern. Ein US-Soldat feuerte einen einzelnen Schuß in den Gang. Danach sagte er nur drei Worte: »Er ist erledigt.« Reporter Hermant zeigte sich in seinem Bericht unbeeindruckt von dem Kriegsverbrechen: »Er ist erledigt, sagt der Marine. Ein Rebell eliminiert. Die Säuberung von Falludscha kann weitergehen.«
Der AP-Fotograf Bilal Hussein schließlich berichtete am Sonntag, er habe mit eigenen Augen gesehen, wie Iraker, die aus der Stadt Falludscha flüchten wollten, von US-Soldaten erschossen wurden. Er selbst habe den Euphrat durchschwimmen wollen, um aus der Stadt zu kommen. »Ich änderte meine Meinung, als ich sah, wie US-Hubschrauber auf Menschen schossen, die versuchten, den Fluß zu überqueren.« Er habe mit ansehen müssen, wie eine fünfköpfige Familie dabei erschossen wurde. Anschließend half er mit seinen »eigenen Händen, einen Mann am Flußufer zu begraben«. Bei einer Bauernfamilie habe er bis zu seiner Evakuierung durch AP Unterschlupf gefunden.
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US-Militärs warnen vor Truppenrückzug aus der Widerstandshochburg Falludscha
US-Soldaten suchen in Falludscha nach Verstecken von Terroristen
Foto: AP
Bagdad - Aufständische haben den Amtssitz des Provinzgouverneurs in der irakischen Stadt Mosul angegriffen und dabei einen Leibwächter getötet und vier weitere Menschen verletzt. Die Rebellen hätten zehn Granaten auf das Büro in der 390 Kilometer nördlich von Bagdad gelegenen Stadt abgefeuert, sagte eine Sprecherin des US-Militärs am Donnerstag. Dabei sei ein Tankfahrzeug in Brand geraten. Gouverneur Duraid Kaschmula, dessen Vorgänger im Juli ermordet wurde, blieb unverletzt. Auch auf eine US-Militärbasis in Mosul wurden sechs Granaten gefeuert. Dabei gab es keine Verletzten.
Die Zwei-Millionen-Stadt ist seit Beginn der US-geführten Militäroffensive gegen die Rebellenhochburg Falludscha vor zehn Tagen wiederholt zum Schauplatz von Gewalt durch Aufständische geworden. Vergangene Woche hatten Rebellen mehrere Polizeistationen in der Stadt besetzt und ganze Straßenzüge unter ihre Kontrolle gebracht.
US-Geheimdienstoffiziere haben vor einem großangelegten Truppenrückzug aus der Widerstandshochburg Falludscha gewarnt. Eine deutliche Verringerung der Truppenstärke würde den Aufstand verstärken, hieß es in dem von der "New York Times" am Donnerstag veröffentlichten Bericht ranghoher Offiziere. Die US-Regierung hatte die Großoffensive in Falludscha bislang als Erfolg dargestellt. In dem Bericht der Offiziere heißt es dagegen, obwohl der Widerstand zurückgegangen sei, könnte "der Feind" nach wie vor in der Lage sein, das oberste Ziel der US-Armee zunichte zu machen, die irakischen Sicherheitskräfte aufzubauen und ein sicheres Umfeld für die geplanten Wahlen zu schaffen. Nach Angaben der Zeitung wurde der pessimistische Bericht am vergangenen Wochenende von Geheimdienstoffizieren des Ersten Expeditionskorps der Marineinfanterie verfaßt. Ranghohe Militärvertreter in Washington sagten, bei dem Bericht handle es sich um ein "subjektives Urteil" einiger Marineinfanteristen. Er gebe nicht die allgemeine Meinung der Geheimdienstoffiziere und Kommandeure im Irak wieder.
Eine Extremistengruppe hat Iraker in der nördlich von Bagdad gelegenen Stadt Bakuba mit dem Tod bedroht, sollten sie sich an den für Ende Januar geplanten Wahlen beteiligen. Wie Einwohner berichteten, tauchten am Donnerstag an Häusern, Moscheen und Schulen Flugblätter auf, auf denen es hieß: "Wer am Wahltag sein Haus verläßt, wird für die Bewaffneten ein Ziel sein." Unterzeichnet waren die Flugblätter mit "Brigaden der Islamischen Armee im Irak". Extremisten haben nach Polizeiangaben 35 von insgesamt 63 Polizisten freigelassen, die sie in der Nacht zum Dienstag im Westirak entführt hatten.
Bei einer Bombenexplosion in der nordirakischen Ölstadt Beidschi sind am Donnerstag nach Polizeiangaben vier Menschen getötet worden. Im Verlauf der vergangenen Woche gab es in der Stadt in der Unruheregion nördlich von Bagdad eine Zunahme der Gewalt. DW
Artikel erschienen am Fr, 19. November 2004
http://www.welt.de/data/2004/11/19/362319.html