Die "Blut für Öl" Hypothese der Kriegsgegner!


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Neuester Beitrag: 04.02.03 11:58
Eröffnet am:03.02.03 16:24von: mikelandauAnzahl Beiträge:8
Neuester Beitrag:04.02.03 11:58von: Depothalbiere.Leser gesamt:1.471
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1059 Postings, 8839 Tage mikelandauDie "Blut für Öl" Hypothese der Kriegsgegner!

 
  
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03.02.03 16:24

Trägt die "Blut für Öl"-Hypothese?

Friedemann Müller

“Der Charme der Ölkrieg-Theorie besteht darin, daß sie so einleuchtend wirkt” schreibt Thomas Kleine-Brockhoff in der ZEIT (23.01.03). Hier soll, entsprechend der Intention dieses Satzes, auf begrenztem Raum versucht werden, die Theorie ihrer unmittelbaren Überzeugungskraft zu entkleiden.

1. Fakten, die die “Blut für Öl”-Hypothese zu stützen scheinen

Richtig ist:

  1. daß die Terroranschläge vom 11. September den Blick auf die Verwundbarkeit der Weltwirtschaft gelenkt hat, nämlich die Ölversorgung aus einer Region, welche zugleich Heimstatt des modernen Terrorismus' ist. Am Golf lagern 65% der gesicherten Welt-Ölreserven, dort wird derzeit 29% der Welt-Ölproduktion und 44% des international gehandelten Öls bereitgestellt. Die Sicherheit der Energieversorgung wurde deshalb zu Recht wieder thematisiert;
  2. daß die Importabhängigkeit der USA - also der importierte Anteil am nationalen Verbrauch - nach einem Rückgang in den 1980er Jahren wieder steigt;
  3. daß der Irak mit ca. 112 Milliarden Faß gesicherter Ölreserven (11% der Weltreserven) nach Saudi Arabien (25%) der zweitgrößte Reservehalter weltweit ist und diese Reserven vergleichsweise wenig ausgebeutet werden;
  4. daß Präsident Bush und seine engere Mannschaft eng mit der amerikanischen Ölindustrie verbunden ist und als eines der ersten Planungsergebnisse seiner Administration im Mai 2001 einen Energiebericht (“Cheney Report”) herausgegeben hat, in dem u.a. auf die Tatsache verwiesen wurde, daß eine Einschränkung der weltweiten Ölversorgung die U.S.-Wirtschaft empfindlich treffen würde.

Aus diesen Tatbeständen einen Indizienbeweis dafür zu führen, daß der Zugriff auf das irakische Öl das eigentliche Motiv für eine militärische Intervention darstellte, ist fahrlässig und läßt vor allem grundsätzliche Mechanismen und Wirkungsweisen des internationalen Ölgeschäfts außer Acht.

2. Kritik an der “Blut für Öl”-Hypothese

Die folgenden fünf Thesen versuchen, gegenüber der monokausalen “Blut-für-Öl” These die reale Komplexität in mehr als einer Dimension darzustellen.

  1. Die USA haben das geringste Versorgungssicherheitsproblem: Wenn es ein Problem mit der Versorgung durch den Golf gibt, dann an erster Stelle für Japan und ganz Asien, an zweiter für Europa und an letzter für die USA. Japan deckt 78% seines gesamten Ölverbrauchs durch Lieferungen aus dem Golf ab, der asiatisch-pazifische Raum insgesamt (Ostasien einschließlich China, Südasien und der westpazifische Raum) 55%, Europa 22% und die USA 14% (siehe BP Statistical Review of World Energy, Juni 2002, S.18).
  2. Status quo als Optimum: Gegenüber dem Status quo ante - also etwa dem ersten Halbjahr 2002, bevor der drohende Krieg den Ölpreis beeinflußte - schuf ein Krieg für die amerikanische Ölinteressen mehr Risiko als Nutzen. Die OPEC hat im Jahr 2000 den Preiskorridor zwischen 22 und 28 US-Dollar (USD) pro Barrel eingeführt. Bei Unter- oder Überschreiten dieser Margen würde sie durch Angebotserhöhung oder -senkung intervenieren. Dies hat mit Ausnahme der unmittelbaren Folgen des 11. September (wo der Preis wegen fehlender Nachfrage unter 22 USD fiel) bis Dezember 2002 funktioniert. Die Zeit arbeitet aber für die OPEC und ihr Instrument, da ihr Anteil an der Weltversorgung mangels potenter alternativer Anbieter langfristig steigt. Deshalb ist zu erwarten, daß ihre Potential gestärkt wird, den Preis innerhalb des Korridors zu halten. Diese Preisstabilisierung liegt im amerikanischen wie im OPEC-Interesse. Die amerikanische Ölindustrie wünscht, daß der Preis nicht unter 22 USD sinkt, der amerikanische Verbraucher, daß der Preis nicht über 28 USD steigt. Das Funktionieren dieses Mechanismus' ist, wie die OPEC als Ganzes, durch einen Krieg auf’s Höchste gefährdet.
  3. Ölmultis als eigenständiger Spieler: Zwar sind die großen Ölfirmen, historisch gesehen, Produkte aus der Zeit des Imperialismus' und bis zum Zweiten Weltkrieg auch als machtpolitische Instrumente für nationalstaatliche Interessen eingesetzt worden. Doch die Globalisierung hat die Spielregeln grundsätzlich verändert. Ölmultis sind wirklich multinationale Unternehmen, deren Hauptaufgabe es ist, Geld zu verdienen, um ihre Aktionäre (Shareholders) zufrieden zu stellen. Dies können sie besser durch ihre internationale Verflechtung, als wenn sie an der Leine nationaler Regierungen agieren. Zwar legen sie Wert darauf, dass Staaten günstige Rahmenbedingungen schaffen (Sicherheit, verläßliche Rechtsordnung, niedrige Steuern und Zölle etc.), aber ihre Geschäftspartner suchen sie nach nicht-nationalen Kriterien aus. Deshalb drängen amerikanische Firmen nicht mehr als andere darauf, im Irak eine klare Geschäftsgrundlage zu schaffen. Möglicherweise drängen sie überhaupt nicht darauf, weil die Erschließung des Irak angesichts eines durchaus gesättigten Weltmarktes in der Tendenz den Ölpreis senkt und damit andere Engagements weniger rentabel macht. Es kann nicht im Interesse der USA liegen, die seit drei Jahren bestehende preisstabilisierende Politik der OPEC zu untergraben.
  4. Ersatz für Saudi Arabien: Die These, daß die USA längerfristig das seit dem 11. September 2001 nicht mehr als verläßlich eingestufte Saudi Arabien durch Irak als Öl-Lieferant ersetzen wollen, ist nicht haltbar. Saudi Arabien produziert zur Zeit ca. 7,7 Millionen Barrel pro Tag (mbd), Irak ca. 2 mbd. Nach einer seriösen Schätzung des "Petroleum Economist" könnte Irak bei entsprechenden Investitionen frühestens im Jahr 2010 eine Produktion von 7 mbd bereitstellen. Die Internationale Energieagentur (der OECD) schätzt, daß die Golfregion ihre Produktion in diesem Jahrzehnt (2000-2010) von 21 auf 26,5 mbd und bis 2020 auf 37,8 mbd ausweiten muß, um die Weltnachfrage zu befriedigen (siehe International Energy Agency, World Energy Outlook 2002, Paris 2002 S.96). Wie soll dies funktionieren, wenn auf den größten Produzenten nicht mehr gezählt werden kann? Keine weltweite Anstrengung kann Saudi Arabien als Öllieferanten ersetzen. Eine Gefährdung der Stabilität Saudi Arabiens trägt ein hohes Risiko für den Weltölmarkt in sich.
  5. Machtfrage: Die Unterstellung, die USA könnten mit der Besetzung des Irak die gesamte Ölproduktion der Region unter ihre Kontrolle bringen und damit die Ölzufuhr für potentielle Rivalen wie China abschneiden, kommt fast 30 Jahre, mindestens jedoch zwölf Jahre zu spät. 95% des vom Golf exportierten Öls fließt durch die Straße von Hormusz, 60% davon nach Asien. Länder wie China, Indien, Japan und Südkorea sind mehr als alle westlichen Industrieländer von diesem Ölfluß abhängig, den die USA jedoch durch ihre Marine schon längst kontrollieren. Eine Kontrolle der irakischen Ölwirtschaft schafft keinen Machtzugewinn.

Es gibt allen Grund, besorgt zu sein, daß ein Krieg im Irak, zum Beispiel durch einen Angriff auf den Hauptölverteilerhafen in Saudi Arabien, einen Teil des Ölflusses aus dem Golf zum Erliegen bringt. Wenn ein Fünftel des exportierten Golf-Öls ausfallen würde, würde dies die Welt nicht nur vor ein Versorgungsproblem im Energiesektor stellen, es würde eine globale Wirtschaftskrise auslösen, die in ihrer Dimension jedenfalls die von 1973 übersteigt und nach oben offen wäre.

 

534 Postings, 8023 Tage SchwedenkugelMutig von dir den Artikel hier reinzustellen

 
  
    #2
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03.02.03 17:10
Völlig aus dem Zusammenhang gerissen könnte er beim gemeinen Leser den Eindruck erwecken die USA wollen tatsächlich nur Saddam entwaffnen.

1. Ist der Krieg gegen den Irak die zweite Stufe (Stufe eins: Afghanistan wurde bombadiert damit die Ölpiplines gesichert bleiben) einer Vielzahl von Kriegen in denen es nur um Öl geht.

2. Die Ölreserven der USA gehen, -bei gleichbleibenden Verbrauch, -in ca. 11 Jahren zur Neige, -die Behauptung "die USA haben das geringste Versorgungssicherheitsproblem" ist schlichtweg falsch, da sich ein Großteil der amerikanischen Wirtschaft auf Öl stützt und eine Abhängigheit von islamistischen Ländern, bei der jetztigen Außenpolitik der USA, ein erhöhtes Risiko bedeuten.

3. Nach Afghanistan und dem Irak werden weitere Ölreiche Länder wie Syrien, der Iran (im kaspischen Meer liegen, nach vorläufigen Erkenntnissen, die bisher zweitgrößten Erdölreserven der Welt) folgen um die Kontrolle über die gesamten Vorkommen im Nahen und Mittleren Osten zu kontrollieren.

4. Im letzten Golfkrieg wurde die irakische Armee in 100 Stunden besiegt und die Schlagkraft auf ein Drittel abgesenkt. Eine große Gefahr für die Welt geht demnach weniger vom Irak eher schon von den USA.  

1059 Postings, 8839 Tage mikelandauder artikel ist aus der "Zeit"

 
  
    #3
03.02.03 17:21
und die "Zeit" steht meines erachtens nicht im verdacht eine "rechte" politische
anschauung zu bedienen!  

1059 Postings, 8839 Tage mikelandauSind wir schon soweit gekommen...

 
  
    #4
04.02.03 11:00
daß es mutig ist, einen Artikel einer angesehenen
deutschen Zeitung hier reinzustellen?

dann gute Nacht Deutschland!  

8215 Postings, 8544 Tage SahneIst doch schon durchgekaut...

 
  
    #5
04.02.03 11:22

21799 Postings, 9064 Tage Karlchen_I@Mike: Das ist schon mutig.

 
  
    #6
04.02.03 11:38
Zeit = angesehene Zeitung? Also für mich ist das eher das Erbauungsblatt kritisch daherguckender Gymnasiallehrer mit Cordjacke.

Und das reingestellte Artikelchen bestätigt das. Wer hat etwa die Behauptung aufgestellt, dass es den Amis darum geht, sofort soviel Öl im Irak zu produzieren, wie Saudi-Arabien produziert? Was ist mit den Ölpreisen, an denen die Freunde Bush schon jetzt verdienen? Und und und...

Der Artikel läuft darauf hinaus, Antworten auf Fragen zu geben, die eigentlich niemand so recht stellt.  

10041 Postings, 8133 Tage BeMiweil hier fast alle schon

 
  
    #7
04.02.03 11:48
gleichgeschaltet sind. und das ist gute deutsche Tradition.
Ciao
Bernd Mi
 

25551 Postings, 8531 Tage DepothalbiererWie jetzt ?? gleichgeschaltet ?

 
  
    #8
04.02.03 11:58
Früher war es so, daß Deutschland im alten Europa Kriege veranstaltet und die ganze Welt dazu eingeladen hat.
Das war echt übel und böse, und es wurde uns gesagt, daß das falsch ist.

Heute nun wollen wir keinen Krieg mehr ,da er sich, seien wir mal ehrlich, verhindern ließe.
Das ist auch wieder falsch.

Ja, was denn nun, jetzt haben wir eine andere Nation, die uns zum Krieg einladen will, aber wir wollen nicht.

Scheiß Deutsch !!  

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