Wer macht Öl so teuer..
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Eröffnet am: | 31.05.05 20:28 | von: jovi | Anzahl Beiträge: | 40 |
Neuester Beitrag: | 04.09.05 19:49 | von: Herr Greif | Leser gesamt: | 19.892 |
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36/2004
Ein kleiner Liter Öl auf großer Fahrt
Noch nie war Benzin so teuer wie heute. Warum? Unser Reporter begleitete einen Liter Rohöl auf seiner Reise von der Quelle in Kuwait durch den Sueskanal nach Rotterdam und weiter zur Tankstelle in Wesseling bei Köln. Die Stationen einer kolossalen Preissteigerung
Von Reiner Luyken
Tag 1. Muhammad Almulla, ein Mann mit orangefarbenem Helm, blauem Kittel und weißen Handschuhen, schraubt einen Druckmesser auf ein Rohrgebilde, das er christmas tree nennt. 500 psi zeigt das Gerät an. Psi steht für pound per square inch, »Pfund pro Zoll im Quadrat«. Was das bedeutet, kann man erahnen, wenn man die Hand auf einen Ast des »Weihnachtsbaums« legt. Er vibriert wie ein Schienenstrang, auf dem sich ein Schnellzug nähert.
Almulla öffnet ein Ventil. Mit Gas vermischtes Öl zischt heraus. Er füllt eine Probe in eine Flasche – unserer Geschichte kann beginnen. Es ist die Geschichte eines Liters Öl auf seiner Reise von der Quelle 473 im kuwaitischen Ölfeld Burgan bis zur Tankstelle in Wesseling bei Köln, von seiner Entstehung vor Äonen bis zu seinem Dasein als Grundstoff unserer Zivilisation.
Hält man, für einen ersten Eindruck, die Flasche mit dem Öl aus der Quelle 473 gegen die Sonne, dann zeigt sich, dass es nicht schwarz ist, sondern tiefbraun mit einem oszillierenden Stich Dunkelrot. Umso eindeutiger ist der Geruch der Flüssigkeit. Sie riecht jetzt schon schmutzig, wie ein undichter Tanklaster. Ein Tropfen des Liters kommt als Probe ans Tageslicht, der Rest wird im Rohr mit dem Druck fortgerissen und pulsiert durch eine Leitung zur Sammelstation 19, in der das Öl aus knapp 100 Quellen im Umkreis von fünf Kilometern zusammenläuft. Die Temperatur beträgt am Vormittag schon fast 50 Grad im Schatten. Wenn eine Windböe den Wüstenstaub aufwirbelt, bleibt der wie grauer Dunst in der Luft hängen.
Burgan ist das zweitgrößte Ölfeld der Welt, fünfmal so groß wie das Fürstentum Liechtenstein. Ohne Sondergenehmigung kommt kein Besucher an den freundlichen, ihrer Pflicht aber genau nachkommenden Wachmännern vorbei, die die Papiere bei der Einfahrt penibel überprüfen. Hinter dem Sicherheitsposten beginnt ein weites, konturloses Gelände, in dem man träge wippende Ölpumpen oder Bohrtürme vergeblich sucht. Das erste Öl wurde hier 1938 von der zur BP gehörigen Anglo-Persian Oil Company und der amerikanischen Gulf Oil Company entdeckt. Die Förderung begann 1948, bis heute ist dafür großes technisches Gerät nicht erforderlich. Das Öl dringt seit 56 Jahren wie Lava an die Oberfläche.
In der Sammelstation 19 drängt sich ein zweites Mal ein Vergleich mit der Welt der Eisenbahn auf. Wie in einem übergroßen Stellwerk legen Arbeiter in blauen Overalls Hebel um, dirigieren die Flüssigkeit durch Ventile mal hierhin, mal dorthin. Wasser wird abgeschieden, Gas abgefackelt, der Druck heruntergefahren. Öldunst würzt die Luft. Drei, vier Arbeiter, die Köpfe in helle Tücher gehüllt, hantieren im Schatten einer Zeltplane mit Schneidbrenner und Schweißapparat. Eine lebensgefährliche Arbeit, Sicherheitsvorkehrungen sind nicht zu erkennen. Ein Betriebsleiter weist die Männer schließlich an, den Boden aus Gründen des Feuerschutzes einzuwässern. Gerade ist es zwei Jahre her, dass bei einer Explosion eine Sammelstation wie diese in die Luft flog. Vier Mann kamen dabei ums Leben.
In Schulbüchern aus aller Welt steht in etwa dergleiche Lehrsatz: Erdöl ist in Millionen von Jahren aus organischer Materie entstanden. Unter Luftabschluss und unter Einwirkung von Druck und Hitze hat es sich aus Mikroorganismen und Pflanzen gebildet, die sich auf dem Meeresboden ablagerten. Zu Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte der Russe Dimitrij Mendeléjew die so genannte abiotische Theorie, die russische und ukrainische Geologen in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts zur Standardlehre der sowjetischen Erdölwissenschaft ausbauten. In der Wissenschaft konkurrieren heute sich widersprechende Hypothesen: die abiotische und die organische. Der abiotischen Theorie Mendeléjews zufolge besteht Öl nicht aus organischer Materie, sondern formt sich tief unter der Erdoberfläche ständig neu und drängt von dort nach oben. Demnach ist Öl keine endliche, sondern wie Wind und Sonnenenergie eine sich erneuernde, im Überfluss vorhandene Ressource. Die abiotische Theorie macht seit drei Jahren im westlichen Europa und vor allem in Amerika die Runde und ist äußerst umstritten.
Khalaf al-Anzi belächelt die in Mode geratene Sowjettheorie. Er ist leitender Reservoirgeologe der Kuwait Oil Company (KOC), eines regierungseigenen Betriebs, der die 1975 verstaatlichten Ölfelder des Landes verwaltet. »Ich kann mir vorstellen, dass Öl immer weiter entsteht«, sagt er. »Aber sicher nicht ohne organische Materie. Und ganz sicher nicht so schnell, wie wir es ausbeuten.« Al-Anzis Büro ist in einem schmucklosen Barackenbau in Achmadi untergebracht. Achmadi ist eine mittelgroße Industriestadt in der kuwaitischen Wüste, in der sich alles nur um Öl dreht. Aus der Zeit von British Petroleum von 1938 bis 1975 sind ein Rugbyclub und wunderschöne Villen im Kolonialstil geblieben. Gerade entsteht eine imposante, moderne Hauptverwaltung der KOC mit einer wie Dünen gewellten Fassade aus grünem Glas. Die Angestellten lassen ihre wüstengängigen Allradwagen an Tanksäulen auffüllen, die keinen Preis anzeigen. Treibstoff ist für sie kostenlos.
Woher kommt der Druck, der unseren Liter Öl mit 500 psi aus dem Wüstenboden trieb? Tief unter dem Burganfeld, erklärt al-Anzi, liege eine wassergetränkte Bodenschicht, eine Art unterirdischer See. Der erzeuge, durch den ganz natürlichen Wasserdruck, den Auftrieb. Auf dem Ölfeld ließe sich ein »natürlicher Entleerungsmechanismus« beobachten. Dabei dringt das unter Hochdruck stehende Wasser ins Ölreservoir ein. Das Reservoir wird ständig kleiner. Sehr langsam, aber doch unauhaltsam. Auf einer Karte des geologischen Untergrundes kann man das sehen. Al-Anzi deutet auf einen kleinen weißen Rand. Da war früher Öl. Jetzt ist da nur noch Wasser.
Tag 2. Unser Liter fließt aus der Sammelstation 19 in das Öllager Süd, eine kaum zu überblickende Ansammlung riesiger Tanks in der Nähe von Achmadi. Zusammen mit einer weiteren Tankfarm besitzt das Öllager Süd ein Fassungsvermögen von 16 Millionen Tonnen. Das entspricht fast einem Sechstel des Jahresbedarfs der Bundesrepublik an Öl, des immerhin viertgrößten Erdölmarktes der Welt.
Öl ist nicht gleich Öl. Jede Sorte hat bestimmte Eigenschaften – wie Wein, der aus verschiedenen Anbaugebieten stammt. Neben dem mittelschweren Burganöl, das 80 Prozent der Produktion Kuwaits ausmacht, gibt es schweres Öl aus Minagisch, leichtes Öl aus South Maqua und ein very light crude, ein sehr leichtes Öl mit dem schönen Namen Kara’a al-Mara Nadschmah Nargelu. Im Öllager vor den Toren der Stadt Achmadi wird unser Liter mit den obigen Sorten zu Kuwait Export Crude (KEC) gemixt, einer durch ein spezifisches Gewicht von 30,5 API (kurz für American Petroleum Institute) und einen Schwefelgehalt von 2,65 Prozent definierten Tunke. Einen Tag lang wird das verpanschte Öl gelagert, damit sich letzte Wasserreste am Boden der riesigen Tanks absetzen können.
Tag 3. Fragt man den Geologen Khalaf al-Anzi, was die Produktion unseres Liters bisher gekostet hat, kann er mit einem Barrelpreis weiterhelfen: »So um einen Dollar.«
Ein Barrel, ein Fass von 159 Litern, ist die Einheit, in der Öl auf der ganzen Welt unverändert gehandelt wird, so, wie man es vor der Erfindung der Pipelines 1865 getan hat. ExxonMobil beispielsweise hat für seine weltweiten Operationen Förderkosten von durchschnittlich 3,33 Dollar pro Barrel errechnet. Bei komplizierten Bohrungen im offenen Atlantik oder der teuren Erschließung von Ölsand im kanadischen Alberta schnellen die Kosten, wer immer da fördert, bis auf 20 Dollar pro Barrel hoch. Kuwait produziert das billigste Öl der Welt. Rechnen wir den Dollar für unseren Liter in Euro um, kommen wir auf 0,6 europäische Cent.
Unser Liter fließt in einer Überlandpipeline ein paar hundert Meter meerwärts und dann weiter zur Al Salheia, einem Supertanker der Kuwait Oil Tanker Company (KOTC), in der Nähe des ausgedienten Verladeterminals Sea Island, wo das Wasser tief genug ist. Mit 300.000 Tonnen voll beladen, schleppt ein solcher, wie er in der Fachsprache heißt, very large crude carrier (VLCC) einen 25 Meter tiefen Bauch unter sich her. Im relativ flachen Gewässer des Persischen Golfs kann er nicht näher als zwanzig Kilometer unter Land navigieren. Die Al Salheia, jetzt noch leer, hat an einer roten Boje festgemacht. Sie ist durch Unterwasserrohre mit dem Festland verbunden. Zwei auf dem Wasser schwimmende Schläuche verbinden sie mit dem Schiff.
Als unser Liter in einem dieser Ladeschläuche an der Bordwand emporklettert, ist er, wie gesagt, 0,6 europäische Cent wert. Dann geschieht ein Wunder. Als er über Bord flutscht, kostet er plötzlich 16 Cent. 26-mal so viel. So viel hat der Händler, der die Al Salheia für den Transport gechartert hat, für ihn bezahlt. Warum? Die Erklärung ist in einem komplizierten Prozedere zu finden.
Das finanzielle Schicksal unseres seinen Wert märchenhaft vervielfachenden Liters hatte schon zwei Monate, bevor er aus ölschwammiger Tiefe in die Steigleitung der Burganquelle 473 gerissen wurde, seinen Lauf genommen. In Wesseling bei Köln ist eine von drei Raffinerien der deutschen Shell angesiedelt. Der Raffinerie lag ein Großauftrag von einer Straßenbaugesellschaft für Bitumen vor, den Grundstoff zur Herstellung von Asphalt. Bei der Destillation von Öl entstehen nicht nur Benzin und Diesel, sondern über ein Dutzend andere Produkte, vom Flugbenzin bis zu Methylalkohol, von Flüssiggas bis zu Ammoniak. Und eben Bitumen. Aus dem Öl des Nahen Ostens lässt sich aufgrund seines spezifischen Gewichts besonders viel Bitumen gewinnen.
Susanne Schuetze-Kayser, Economics & Scheduling Manager des Kölner Unternehmens, bestellte bei der für den Einkauf zuständigen Shell Trading and Shipping Company (Stasco) in London einen Posten, mehrere hunderttausend Tonnen arabisches Rohöl. Die bekannten Namen im Geschäft – Shell, BP, ExxonMobil, Chevron und TotalFinaElf – fördern selbst nur knapp über 14Prozent des weltweit gewonnenen Rohstoffs. Sie sind in erster Linie Ölhändler und Ölveredler. Sie kaufen den größten Teil ihres Bedarfs ein. Der Preis wird an drei Börsen fixiert, der New Yorker Nymex, der SGX in Singapur und der International Petroleum Exchange (IPE) in London. Hier besorgte die Stasco das Nahostöl für Wesseling, genau genommen besorgte sie an der Londoner Börse ein Papier mit Preis- und Lieferdatum.
Merkwürdigerweise steht auf diesem Papier »Brent«, als ob unser Öl das Öl aus einem durch die Brent Spar zu Berühmtheit gelangten Feld in der Nordsee sei, das den Höhepunkt seiner Produktivität schon lange überschritten hat. Jackie Bulliemore, die für die Marktanalysen der IPE verantwortlich ist, erklärt den verwirrenden Umstand so: Öl wird je nach Bestimmungsort als Brent für Europa, als Dubai für Asien und als West Texas Intermediate für Amerika bezeichnet, ganz gleich, von welcher Sorte es ist. »Bei uns geht es um virtuelles Öl. Mit physischem Öl hat das nichts zu tun.«
Als die Stasco die Ladung übernimmt, zahlt sie also 16 Cent für unseren Liter, der an diesem Tag an der Londoner Ölbörse für 22 Cent gehandelt wird. Das hat zwei Gründe. Kuwait Export ist um 17 Prozent billiger als das leichtere, bessere Nordseeöl. Das minderwertigere Öl zu raffinieren kostet mehr als das leichte, deswegen hat es von vornherein einen geringeren Preis. Nach dem Preisabschlag von 17 Prozent hat die Stasco die Ladung immer noch billiger bekommen, als sie an diesem Tag in London gehandelt wurde – eine Differenz von 2,26 Cent pro Liter. Die hat Stasco gespart, weil sie ihn vor zwei Monaten als virtuelles Öl erwarb, zum damaligen Preis für den jetzigen Liefertermin. Man nennt das ein Termingeschäft.
Termingeschäfte sind ein unverzichtbares Elixier des internationalen Rohstoffhandels. Vor allem in unsicheren Zeiten beugen Großabnehmer damit einem Kollaps vor. So wie die Stasco mit steigenden Ölpreisen spekulierte und unseren Liter frühzeitig einkaufte, sicherte sich beispielsweise die Lufthansa 90 Prozent ihres Treibstoffverbrauchs für 2004 im Voraus und kaufte ihn fast ein Viertel billiger ein als zum gegenwärtigen Zeitpunkt, da der Rohölpreis jetzt viel höher steht. Die British Airways besorgte sich 72 Prozent ihres Bedarfs bis März 2005 sogar noch günstiger. Dazu sind allerdings große Mengen flüssigen Geldes erforderlich.
Tag 4. Die Al Salheia hängt noch an der Boje. Das rote Unterteil ihres riesigen Leibes versinkt langsam im Wasser, bis nur der obere schwarze Rand zu sehen ist. Sie ragt nicht mehr aus dem Meer, sondern mutet jetzt fast wie ein überdimensionales U-Boot an. Wenn die Tanks bis oben voll sind, bleiben gerade noch zwei Meter Freiraum zwischen Kiel und Meeresboden. Insgesamt dauert die Beladung des Schiffs mit den 300.000 Tonnen 36 Stunden.
Unser Liter Öl, der dank des Börsengeschäfts so stolz an Wert zugesetzt hat, hat einen Anteil am Wohlstand in seinem Ursprungsland Kuwait. Die knapp eine Million Staatsbürger genießen eine familienfreundliche Sozialpolitik, jedes Paar erhält nach der Hochzeit 70.000 Dinar, etwa 190.000 Euro, als zinsloses Darlehen zur Abzahlung eines vom Staat gebauten Hauses. Erziehung und Gesundheitsversorgung sind frei, inklusive eventuell nötig werdender Behandlung in Londoner Privatkliniken. Steuern jeglicher Art sind unbekannt.
Kuwait ist ein zuverlässiger Öllieferant. Soziale Spannungen werden subtil überbrückt, politischer Streit ebenso subtil unterdrückt. Ein »Höherer Ölrat« unter Vorsitz des Ministerpräsidenten Scheich Saba Al-Achmed al-Saba trifft alle wichtigen Geschäftsentscheidungen. Die al-Sabas regieren das Land seit 200 Jahren.
Tag 5. Die Al Salheia legt ab. Fährt durch einen engen Tiefwasserkanal in den Persischen Golf hinaus, dann mit 15 Knoten parallel zur Küste Saudi-Arabiens nach Südost. Reisegeschwindigkeit und Anlieferdatum sind im Chartervertrag genau festgeschrieben, weil der Charterer den Treibstoff bezahlen muss und exakt kalkuliert. Die Al Salheia biegt in das Rote Meer ein, und unser Liter schwappt irgendwo in ihrem großen Bauch.
An der Londoner Ölbörse wird unterdessen immer weiter um sein virtuelles Dasein gefeilscht. Täglich, stündlich, oft minütlich klettern die Preise. Jeder Zeitungsbericht, jedes Gerücht, jede Agenturmeldung treibt die Fieberkurve nach oben. Die Meldungen flackern als Laufschrift unter der Leuchttafel mit gerade ausgehandelten Kontrakten vorbei: Sabotageakte an Pipelines im Irak; die Äußerung eines irakischen Ministers, dass die von der amerikanischen Besatzungsverwaltung vor einem Jahr für 100 Millionen Dollar zum Schutz der Pipelines angeheuerte Privatarmee ihrer Aufgabe nicht gewachsen sei; neue Verwicklungen in der Finanzkrise des russischen Ölgiganten Yukos; ein Streik der Ölarbeiter in Nigeria; politische Unsicherheit in Venezuela; eine Erklärung des Generalsekretärs der Organisation der Erdöl exportierenden Länder Opec, er sähe in seinen Mitgliedsländern keine Möglichkeiten zur Ausweitung der Förderung.
Saudi-Arabiens Ölminister widerspricht. Sein Land wolle jeden Tag 1,3 Millionen Barrel mehr fördern, sichert er zu. Das sollte den Preisdruck stoppen. Die Notierungen geben tatsächlich nach, aber nur für kurze Zeit. Schon wiegen neue Hiobsbotschaften schwerer. Ein sich im Golf von Mexiko zusammenbrauender tropischer Sturm, ein Brand in einer amerikanischen Raffinerie. Vor allem aber der drohende Kollaps der öffentlichen Stromversorgung Chinas, das Deutschland als drittgrößten Ölimporteur der Welt überholt hat. Immer mehr Haushalte versorgen sich mit Dieselgeneratoren. Wo soll all der Sprit für die Chinesen herkommen?
Noch wird das kapitalistische Spektakel wie auf einer Bühne aufgeführt, die Londoner Makler und Händler fuchteln mit den Armen, schreien sich heiser und machen dabei kryptische Handzeichen. Aber geplant ist bereits, die Londoner Börse auf elektronischen Handel umzustellen. Sie gehört der Tochterfirma einer im amerikanischen Bundesstaat Delaware registrierten Intercontinental Exchange Inc., als deren größte Anteilseigner die BP und die Geschäftsbanken Goldmann Sachs und Morgan Stanley eingetragen sind.
In dem Zeitraum von seinem Einkauf als virtuelles Handelsgut ist der Wert unseres damals noch in der Erdtiefe ruhenden Liters von 16 auf 22 Cent hochgeschossen. Die Financial Times sieht für ihn einen Preis von 25 Cent zum Jahresende voraus, also einen Barrelpreis von 50 Dollar. Die Kuwait Times zitiert einen Marktanalytiker, der meint, die kritische Schwelle könne schon in den nächsten Wochen überschritten werden. Mit allem, was das für die Verbraucherländer bedeutet. Pleiten, Einbruch der Aktienmärkte, Rezession.
Angesichts solcher Nachrichten wird schnell vergessen, dass erst vor drei Jahren alle Welt über den scheinbar unaufhaltsamen Kollaps der Ölpreise jammerte. Im November 2001 kostete der Liter Rohöl an der Börse in London 10 Cent. 1997 waren es weniger als 6 Cent. Die als Kartell gegründete Opec war damals so hilflos, wie sie es auch heute ist: Damals drosselten die Mitgliedsstaaten, die 40 Prozent des weltweit verbrauchten Öls liefern und die auf knapp 80 Prozent aller nachgewiesenen Reserven sitzen, die Produktion. Ohne Erfolg. Jetzt fördern sie mit ebenso wenig Effekt 16,5 Prozent mehr als ihre selbst auferlegten Quoten. Der Ölpreis bewegt sich unabhängig von dem, was die Opec tut. Der wahre Grund für die Preisschwankungen liege darin, meint ein Kolumnist der New York Times, dass die mit Öl zusammenhängende Infrastruktur, Transport und Verarbeitung also, zu unflexibel sei, um den Finten der Märkte zu folgen. Öl gibt es gegenwärtig im Überfluss, auch wenn man Lomonossows konventionelle Theorie des »endlichen Öls« zur Grundlage nimmt. Zwar machen meistens pessimistische Vorhersagen die Schlagzeilen. Selbst die Ölmultis trauen ihrer Zukunft nicht: BP veröffentlichte in den siebziger Jahren eine Analyse, die davon ausging, dass die weltweite Förderung 1985 ihren Höhepunkt überschreiten würde. Shell setzte auf das Jahr 1999.
Tatsächlich aber sind die nachgewiesenen Reserven heute fast doppelt so hoch wie damals, trotz einer jährlichen Zunahme der Förderung um 1,5 bis 2 Prozent. Das jedenfalls ergab eine Aufstellung der englischen Universtät Plymouth, wonach der Bestand der Reserven seit 1945 kontinuierlich schneller wuchs als der Verbrauch. Manche Fachleute glauben, das Ölzeitalter werde lange vor einem Versiegen der Quellen zu Ende gehen, wie das Kohlezeitalter lange vor einer Erschöpfung der Reserven zu Ende ging. Andere bevorzugen das Krisenszenario.
Eins ist jedoch unbestritten: Der Ölhahn lässt sich nicht, wie so oft gefordert, einfach »aufdrehen«. Fachleute sprechen von Reservoir-Development, das heißt jedes Ölvorkommen muss bei der Nutzung über Jahrzehnte behutsam entwickelt werden. Sonst wird das sensible Gleichgewichtsverhältnis von Öl, Gas und Wasser dauerhaft zerstört. Dazu kommen die anderen Engpässe, die es auf dem Weg von der Quelle bis zur Tankstelle zu überwinden gilt. Der Durchmesser der Pipelines beschränkt den Ölfluss; die Ladekapazitäten sind beschränkt – und dann ist da noch der Sueskanal.
Tag 15. Voll beladen kommt die Al Salheia nicht durch den viel zu flachen, 135 Jahre alten Schifffahrtsweg, der nur einspurig mal in die eine, mal in die andere Richtung zu benutzen ist. Vor der Einfahrt wird ein Großteil der Fracht gelöscht und durch eine Rohrleitung auf die Mittelmeerseite gepumpt. In Port Said kommt die Ladung zurück an Bord. Ob es wirklich dasselbe Öl ist, da ist sich Kapitän Masoud Ali nie ganz sicher. Hauptsache, es hat die gleichen Eigenschaften: spezifisches Gewicht, Schwefel- wie Wassergehalt. Hauptsache, es fehlen nicht 400 Tonnen, was auch schon vorgekommen ist. Hauptsache die Ladepapiere sind in Ordnung.
Kapitän Ali ist ein würdevoller Herr, dessen natürlicher Autorität sich jeder beugt. Er spricht von dem komplizierten Beziehungsgeflecht von Händlern, Mittelsmännern und Maklern und der Schlüsselrolle, die sie in der Bewegung des Liters Öl von A nach B spielen. So viel ist schnell klar. Die umständliche Passage durch den Sueskanal kommt trotz der einmaligen Gebühr von 305.000 Dollar pro Durchfahrt billiger als eine monatelange Reise um die Südspitze von Afrika. Während Wirtschaftsflauten, wenn Schiffstreibstoff billig, die Nachfrage nach Öl flau und Chartergebühren niedrig sind, ist das manchmal umgekehrt.
Doch derzeit kostet die Charter eines solchen Schiffes wie der Al Salheia 180.00 bis 23.000 Dollar am Tag. Die Reeder, in unserem Fall die Kuwait Oiltanker Company, verdienen prächtig, weil ihre Kosten nur zwischen täglich 11.000 bis 14.000 Dollar liegen. Für die Reise nach Rotterdam verlangen sie rund eine halbe Million Dollar. Der Charterer muss neben der Kanalgebühr den Treibstoff, etwa 315.000 Dollar, und später noch 130.000 Dollar Hafengebühr in Rotterdam bezahlen. Mit dem Transport addieren sich 1,25 Millionen Dollar, etwas über eine Million Euro, zu den Kosten der Ladung. Für unseren Liter schlägt die große Zahl mit gerade 0,3 Cent zu Buche. Der legt sein kommerzielles Fett anderswo an.
Tag 30. Die Al Salheia macht nach 25-tägiger Reise zum festgelegten Zeitpunkt am Maasvlakte Olie Terminal in Rotterdam fest. Die kolossale Anlage an der Ausfahrt des 35 Kilometer langen Hafens ist ein Gemeinschaftsunternehmen von BP, ExxonMobil, Kuwait Petroleum, Shell, Total und Vopak, letztere eine holländische Reederei. Alles ist auf Masse und Größe ausgerichtet. Zwei Anleger für Supertanker. 36Tanks, jeder so hoch wie ein siebenstöckiges Haus mit einem Durchmesser von 85 Metern. Über vier Millionen Kubikmeter passen in alle zusammen hinein, mehr als das Ladevermögen der gesamten Tankerflotte Kuwaits. In 36 Stunden wird das Schiff leer gepumpt.
Hafenmeister Leo Koet, ein kerniger Holländer und ehemaliger Tankerkapitän, sagt: »Schwarz ist schwarz, Öl ist Öl.« Damit deutet er an, dass in den Tanks das Öl nach Herzenslust zwischen den Firmen ausgetauscht und oft auch vermischt wird. Er lässt bei der Entladung drei Proben ziehen, die er, in Flaschen abgefüllt, säuberlich sortiert und etikettiert, in einem dunklen Nebengebäude wie in einem Weinkeller aufbewahrt. Als flüssige Belege, dass, solange er zuständig ist, alles mit rechten Dingen zuging.
Tag 32. Unser Liter verschwindet ordnungsgemäß in der Rotterdam-Rhein-Pipeline (RRP), um in vier Tagen nach Wesseling bei Köln zu kommen. Rotterdam hängt fast wie ein arabisches Sultanat am Öltropf. Ein Drittel der Hafeneinnahmen fließt in den Etat der Stadt. Den Unterlauf der Maas säumt ein Konglomerat von Raffinerien und Tanklagern. Diese Tanklager sind der Ausgangspunkt eines internationalen Rohrnetzes. In Deutschland reicht es bis nach Hamburg und Ludwigshafen (Ostdeutschland wird aus dem russischen Samava versorgt, Süddeutschland aus Triest und dem französischen Lavéra).
Auch das Ölrohr nach Wesseling gehört einem Konsortium von Multis, in diesem Falle Shell, BP und Texaco. Der Pipelinetransport kostet drei bis vier Euro pro Tonne. Ebenfalls eine kaum merkliche Größe in unserem Liter, weitere drei Zehntel hinter dem Komma, die seinen Wert aufgerundet auf 17 Cent springen lassen. Er treibt im Spaziergängertempo unter holländischen Wiesen und der norddeutschen Tiefebene rheinwärts. Der Transport auf einem Rheintanker würde nicht viel mehr kosten, einen halben Cent für den Liter. In einem Eisenbahnkesselwagen wären es neun, in einem Straßentankwagen 30-mal so viel wie in dem unterirdischen Rohr. Pipelines sind die Arterien der Energieversorgung der Republik. Nicht nur Öl wird in ihnen transportiert, auch Flüssiggas, Benzin und andere Ölprodukte. Aus der Zeit des Kalten Krieges gibt es ein eigenes, weit verästeltes Rohrleitungsnetz der Nato, das mittlerweile auch zivil genutzt wird. Sichtbar wird das unterirdische Geflecht nur an wenigen Stellen, an Pumpstationen und Abzweigungen zum Beispiel.
Die Bundesrepublik hängt heute zu 97 Prozent von Importen ab. Doch ein Drittel kommt mittlerweile aus der Nordsee, 40 Prozent aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Mitglieder der Opec lieferten 2003 nur 20 von insgesamt 106 Millionen eingeführten Tonnen. Der Anteil des Nahen Ostens ging von 83 Prozent 1950 auf 9,6 Prozent zurück.
Für den Notfall wird Öl auf Vorrat gehalten, ein Viertel des Jahresverbrauchs, das ist gesetzlich vorgeschrieben. Ein Großteil ist unterirdisch in Salzstöcken bei Wilhelmshaven, Bremen, Hamburg und Heide eingelagert. Alle Ölfirmen müssen sich daran beteiligen. Der am Hamburger Jungfernstieg ansässige »Erdölbevorratungsverband« treibt zur Finanzierung eine Zwangsabgabe ein, die sich mit 0,005 Cent beim Preis jedes, also auch unseres Liters Öl niederschlägt.
Tag 36. Ankunft in Wesseling, heute eine trostlose Trabantenstadt. Auf dem Raffineriegelände, unter den Nazis eine Braunkohleverflüssigungsanlage für Wehrmachtsbenzin, erinnern nur noch einige Bunker an die braune Vergangenheit. In der Raffinerie und dem nördlich von Wesseling gelegenen Schwesterwerk Godorf destilliert Shell jährlich 16 Millionen Tonnen Rohöl, ein knappes Sechstel des deutschen Gesamtverbrauchs. Das zwei Quadratkilometer große Gelände reicht von der A555 bis ans Rheinufer. Es erweckt den Eindruck einer gewissen Verwahrlosung. Nur gelegentlich radeln behelmte Arbeiter durch fast verkehrslose Werkstraßen. Überall sprießt Unkraut. Viele Rohre und Kessel sind rostig.
Der Betrieb ist so hoch automatisiert, dass 48Arbeiter die Kernfunktionen der acht Produktionsanlagen steuern können, gerade drei Mann mehr, als in der Betriebsfeuerwehr beschäftigt sind. Sie sitzen vor bunten Bildschirmen, beobachten, was in den Kesseln und Rohrleitungen vor sich geht, und betätigen elektronisch gesteuerte Klappen und Ventile. Die Raffinerie scheffelt zurzeit Geld wie nie zuvor. In einem Monat verdient sie so viel wie im ganzen letzten Jahr. Die Preise für ihre Erzeugnisse sind noch schneller gestiegen als der Rohölpreis. Die USA und China, beides Länder, die nicht über genug Raffinerie-Kapazitäten verfügen, um ihren Bedarf zu decken, kaufen, was sie können.
Vom Öl sieht man keine Spur. Unser Liter ist irgendwo in den Destillationskolonnen, Hydrocrackern, Entschwefelungs- und Olefinanlagen verschwunden. Das »wilde Gemisch aus verschiedenen Stoffen«, wie einer der in Backsteinbaracken untergebrachten Manager es nennt, wird in für einen Laien ziemlich rätselhaften Prozessen in Flüssiggas, Gasöl, Mittelöl und Schweröl verwandelt. Aus Gasöl und den Mitteldestillaten entstehen Treibstoff, Heizöl und Flugbenzin. Das dauert nicht länger als einige Minuten. Ruck, zuck entsteht aus dem Öl das Benzin. Andere Bestandteile werden in »kostbare Verkaufsprodukte« wie Naphta, Benzol und Propylen verwandelt.
Und wieder ereignet sich ein Wunder. An einer Shell-Tankstelle vor dem Firmentor kostet unser Liter aus Burgan als Benzin 112 Cent. Er hat fast einen Euro, genau 95 Cent, angesetzt und seinen Wert mehr als versechsfacht. Shell zufolge ist das nicht die Schuld des Unternehmens: Diesmal schlage vor allem die Bundesregierung zu. Zwar nicht so heftig wie der Staat Kuwait, aber immerhin. Steuern machen 75 Prozent des Benzinpreises aus. Sechs Prozent zahlt der Endverbraucher für Transport, Vertrieb und Kapitalverzinsung. Ganze 19 Prozent spiegeln den Produktpreis wider. Nach dieser Kalkulation bleiben bei der Shell 4,24 Cent pro Liter hängen. Der Liter hat in der Raffinerie knapp 20 Prozent Wert zugesetzt.
Alle zwei Minuten rollt ein Tankwagen aus Tor9 der Wesselinger Raffinerie. Auf den meisten Lastern steht nicht Shell, sondern Aral, Jet Conoco oder Esso. Das Benzin ist überall das Gleiche. Die Mineralölfirmen nehmen es sich gegenseitig ab. Austausch nennen sie das. In Bayern gibt es an so gut wie jeder Zapfsäule Esso-Benzin aus Ingolstadt. Im Einzugsbereich von Wesseling verkauft jede Tankstelle Shell, ganz gleich, in welchen Firmenfarben sie angepinselt ist. Was ja auch vernünftig ist. Das verringert die Transportkosten.
Nur ein Drittel unseres kuwaitischen Liters wird als Benzin oder Diesel Autos, Lastwagen und Busse antreiben. Dieses Drittel treibt beispielsweise einen C-Klasse-Mercedes Diesel mit 220 Kubikmeter Hubraum, die sparsamste Limousine aus Stuttgart, sechs Kilometer weit voran. Bei einer Geschwindigkeit von 120 Kilometern pro Stunde ist es in drei Minuten verblasen.
Das zweite Drittel unseres Liters wird in der Industrie verfeuert, oft auch zum Betrieb werkinterner Kraftwerke. Eigentlich eignet sich Öl dazu nicht besonders. In der Gesamtstromerzeugung spielt es deshalb eine untergeordnete Rolle. In der Hauptsache hält es Räder am Laufen, Schwungräder in Stahlwerken zum Beispiel und Traktorenräder auf dem ökologischen Bauernhof. Jetzt, da der Herbst naht, bestellen Privatleute Heizöl für den Winter. Sie kaufen 18,5 Prozent unseres Liters ein. Sechs Prozent gehen als Kerosin an Fluggesellschaften oder werden als Nebenprodukte wie Kohlendioxid oder Schwefel aus der Raffinerie abtransportiert.
Die Ölfirmen versuchen mit an die Emotionen appellierenden Mitteln, den Preis des Endprodukts zu puschen. Vor einer Shell- Tankstelle flattern Fahnen, die einen neuen »V-Power«-Diesel anpreisen. Der kostet satte 35 Cent mehr als Normaldiesel. Die Marketingleute wollen mit dem teuren Saft »einen anspruchsvollen Nischenmarkt bedienen«. In der Wesselinger Tankstelle steht eine Verkäuferin mit Shell- und Ferrari-Emblem auf dem T-Shirt an der Kasse. Auf die Frage, ob der besonders teure Sprit viel gekauft werde, antwortet sie zögernd: »Ja, doch, schon.« Ob der wirklich besser sei? Sie gibt kryptisch zurück: »Das muss jeder selber wissen. Die einen glauben, ihr Wagen läuft ruhiger, andere, dass sie mehr aus ihren Motoren herausholen können, wieder andere, er optimiere den Verbrauch.« – Es ist also hauptsächlich Einbildung? – »Deshalb sage ich ja, jeder muss es selber wissen.«
Tag 37. Im Büro des Werkleiters Jürgen Kerth im petrochemischen Unternehmen Basell begegnen wir dem Liter Öl aus Burgan zum letzten Mal in sichtbarer, wenn auch kaum mehr wiedererkennbarer Form. Er ist jetzt weiß wie Schnee, riecht nach nichts und hat die Form kleiner Kügelchen. »Ein reines Naturprodukt«, schwärmt Kerth. »Da ist nichts als Kohlenstoff und Wasserstoff drin.«
Der Chemiker sieht saubere Molekülketten, die unter Markennamen wie Lupolen, Moplen und Hostalen in den Handel kommen. Der Besucher verliert die Orientierung in einer schier endlosen, von unsichtbarer Hand gesteuerten Fabrikanlage, 610 Kilometer Rohrleitungen, 22 Kilometer Straßen, 12 Kilometer Eisenbahnschienen. 1,76 Millionen Tonnen im Jahr, die aus monumentalen Silotürmen in eine nicht abreißende Kolonne Lastwagen rieseln.
Basell ist ein Gemeinschaftsunternehmen von Shell und der BASF. Weil Raffinerieprodukte jetzt so teuer sind, macht das Werk Verluste. Man fragt sich natürlich, warum die Shell-Raffinerie ihrer verschwisterten Petrochemie nicht mit Preisnachlässen unter die Arme greift. Aber so läuft das nicht im Geschäftsleben. Die Raffineriegewinne gehen voll auf die Firmenbilanz. Die Verluste in der Petrochemie teilt der Ölmulti sich mit der BASF.
Geht man auf dem Marktplatz von Wesseling spazieren und sieht sich um, was aus den weißen Kügelchen geworden ist, wird man allenthalben fündig. Im Musikladen sind es die CDs, im Brillenstudio die Brillen. Der Metzger Osenau, ein traditionsbewusster Handwerker, presst seine Spitzenleberwurst zwar in Naturdarm. Aber die Bierwurst steckt in Kunstdarm, und der, sagt er, »ist aus Plastik, und das ist aus Erdöl gemacht«. Der Obst- und Gemüsemarkt bietet im Sonderangebot eine Reihe von Ölprodukten an. Gerolsteiner Wasser, deutschen Gouda und Hühnchenschenkel. Das Hühnchen wurde mit Futter gemästet, das ohne Kunstdünger so preiswert nicht hergestellt werden könnte. Der Käse ist in aus Öl gewonnenem Wachs eingeschlagen. Kohlendioxid für den »quelleigenen« Sprudel im Gerolsteiner Wasser wurde aus der Raffinerie Wesseling geliefert.
Auf die Frage, wie viel Öl er verkaufe, holt der Apotheker Josef Rau erst einmal eine Flasche Benzin und einen Topf Vaselin aus dem Regal. Aus Öl gewonnene Lippensalbe habe er seiner Kundschaft schon »ausgetrieben«, sagt er. Die schade mehr, als dass sie helfe. Dann setzt sich Rau an seinen Computer und stellt fest, dass seine Apotheke eine Art Tankstelle ist.
Im Computer kann er die Zusammensetzung von 330.000 Medikamenten abrufen. Jedes Medikament besteht aus den Wirkstoffen und zahlreichen Hilfsstoffen, die entweder die Rieselfähigkeit im Herstellungsprozess, die Haltbarkeit, die Dosiergenauigkeit oder die zeitlich und lokal erwünschte Lösung der Tablette im Körper sicherstellen. Bei der Durchsicht der Hilfsstoffe stellt Rau immer wieder fest: »Das ist mit Sicherheit Öl, das ist wahrscheinlich aus Öl und das vermutlich auch.« Er findet gerade zwei Mittel, die mit Sicherheit keine Spur unseres Liters aus der Burganquelle 473 in Kuwait enthalten: Aspirin und Togal.
Quelle: die zeit
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greetz
Jovi
In 40 bis 50 Jahren ist eh Schluss mit dem Öl. Mit dem Wirtschaftswachstum der Chinesen wahrscheinlich noch früher. Produkte werden eben bei starker Nachfrage und geringer werdenen Resourcen teuerer. In 10 Jahren werden wir uns nach Preisen wie heute die Finger lecken.
Und das Schlimme dazu: Keine adäquate Alternative zu Öl vorhanden.
Auch in der vergangenen Woche blieben die Preise an den internationalen Ölmärkten weiter hoch und sorgten zusammen mit einem weiter sehr schwachen Euro für neue Rekordwerte bei den Heizölpreisen.
Aktuell notieren die Rohöl-Futures in NewYork bei 53.54 US-Dollar/Barrel, die International Petroleum Exchange (IPE) in London vermeldet 52,67 Dollar für die aktuellen Kontrakte auf Nordseeöl "Brent". Der Euro verliert erneut an Wert und so kostet ein Dollar derzeit rund 82,5 Euro-Cent.
Kaum ein anderer Markt unterliegt einer größeren Vielfalt an Einflüsse als der Rohölhandel. Neben politischen und wirtschaftlichen Faktoren, spielt derzeit auch das Wetter wieder kräftig mit und sorgt in einem ohnehin angespannten Marktumfeld für zusätzliche Nervosität.
"Arlene" ist der Name des Tropensturmes, der zur Stunde die Ölförderanlagen im Golf von Mexiko bedroht, die Hurrikan-Saison quasi eröffnet und Erinnerungen an die verheerenden Auswirkungen von "Ivan" im letzen Jahr hochkommen lässt. Arlene könnte zu einer ernsthaften Bedrohung werden und so wurden bereits zahlreiche Ölplattformen evakuiert.
Da hilft es auch wenig, wenn OPEC-Chef Al-Sabah in Brüssel vor Europa-Delegierten von einer ausreichenden Rohölversorgung spricht. Die Probleme liegen vielmehr in der Verarbeitung, also in den immer noch fehlenden, modernen Raffineriekapazitäten, die nun auch in Europa zunehmend aufgebaut werden sollen.
Außerdem belasten die gesunkenen US-Ölbestände und in Europa zudem auch der gestiegene Dollarkurs die Märkte. Dieser profitiert derzeit klar vom schwindenden Vertrauen in den Euro und in Europa im Allgemeinen.
Dies führt hierzulande in der Summe zu einer äußert starken Kaufzurückhaltung, die sich aber leider nicht in fallenden Preisen niederschlägt, sich sehr wohl aber zu einem zunehmenden Risiko für eine ausreichende und reibungslose Versorgung im Herbst entwickelt. Nie waren die Öltanks leerer und die Heizölpreise höher als zur Zeit. Eine nicht ganz ungefährliche Situation, der Verbraucher mit einer rechtzeitigen Bestellung aus dem Wege gehen könnten.
Trotz weiterhin schwacher Nachfrage und einer positiven Nachrichtenlage stiegen die Rohöl- und somit auch die Heizölpreise in der vergangenen Woche weiter stark an und erreichten neue Höchststände.
In NewYork notieren die Öl-Futures aktuell mit 58,47 US-Dollar pro Barrel fast zehn Prozent höher als noch in der Vorwoche. Auch Nordseeöl "Brent" kletterte auf 57,76 Dollar, während die US-Währung selbst mit rund 81,4 Euro-Cent leicht an Boden verlor.
Es ist schon erstaunlich, wie resistent derzeit der Ölmarkt gegen gute Meldungen zu sein scheint. Da verkündete die OPEC am vergangenen Mittwoch eine Fördererhöhung um 500.000 Barrel pro Tag und die Preise steigen. Kurz darauf zeugen die neuesten US-Bestandsdaten von einem Aufbau der Bestände, vor allem bei den kritischen Produkten Heizöl und Diesel, und die Preise steigen zumindest am Folgetag weiter an.
Die Erklärungen sind aber sehr schnell gefunden: Eine offizielle Erhöhung der Fördermenge auf 28 Millionen bpd (barrel per day) ist angesichts eines tatsächlichen und nahe an der Kapazitätsgrenze liegenden Ausstoßes von 30 Mio. bpd wohl nicht wirklich als marktberuhigende Meldung zu interpretieren. Ebenso wenig der verkündete Bestandsaufbau, wenn gleichzeitig von einer weiter stark steigenden Nachfrage nach Benzin im zweiten und dritten Quartal, und nach Heizöl im dritten und vierten Quartal ausgegangen werden muss. Von der mittel- und langfristigen Nachfrageentwicklung aus stark wachsenden Regionen Asiens ganz zu schweigen. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass unter vielen Marktteilnehmern statt eines Preisrückganges wieder einmal der Fall der 60-Dollar-Marke diskutiert wird.
Die Marke 1,20 Dollar für einen Euro wird an den Devisenmärkten für den Euro nach dem erneuten Debakel um die Finanzreform der EU wohl bald wieder zum Thema werden. Es ist kaum vorstellbar, wie bei dieser nahezu ausweglosen Lage der EU, das Vertrauen in die Währung gestärkt werden soll.
So ist also sowohl von der Rohöl- also auch von der Devisenseite keine Entspannung für den heimischen Heizölmarkt zu erwarten. Trotzdem herrscht eine bisher kaum da gewesene Kaufzurückhaltung bei historisch leeren Verbrauchertanks und leider auch historisch hohen Preisen. Die Befürchtungen verstärken sich, dass bei einem beginnenden Nachfrageboom im Herbst die logistischen Möglichkeiten des Handels bei weitem nicht ausreichend sein werden. Obendrein wird sich dies natürlich auch auf die Preise entsprechend auswirken. Es ist also äußerst ratsam, diesen sich anbahnenden Krisenszenario durch eine rechtzeitige Bestellung - und sei es auch nur eine Teilmenge - aus dem Wege zu gehen.
60-Dollar-Marke bei Rohöl kurz vor dem Fall
Gegen Ende der vergangenen Woche stand die viel diskutierte 60-Dollar-Marke bei den Rohöl-Futures kurz vor dem Fall, während des Freitags wurde Sie im Verlauf des Handel sogar zeitweise überschritten.
Am Ende standen zum Handelsschluss in NewYork 59,84 US-Dollar/Barrel angeschrieben, während der Börsenhandel in London mit 58,36 Dollar für das Barrel "Brent" beendet wurde. Der Dollar konnte weiter zulegen und kostet aktuell rund 83 Euro-Cent.
Kaum ist die neue Höchstmarke beim Rohölhandel erreicht, entstehen neue Diskussionen über den weiteren Verlauf der Ölpreise. Ob 70, 80 oder gar 100 Dollar pro Barrel, die Spekulationen reichen weit und meist nur in eine Richtung - nämlich nach oben.
Die Gründe dafür sind nicht neu und auch nicht weg zu diskutieren. Einem stetig steigenden Bedarf, vornehmlich aus Asien, stehen stagnierende, teils veraltete Verarbeitungskapazitäten gegenüber, die weiterhin Engpässe für die kommende Heizperiode befürchten lassen. Zwar ist vom der Rohölseite keine Knappheit zu befürchten - ganz im Gegenteil, noch nie waren die erforschten Ölvorkommen so hoch wie zur Zeit - doch hilft dies wenig, wenn zu wenig in den Neubau von Raffinerien investiert wird.
Neben den politischen Risiken wird auch immer wieder auf Spekulanten an den internationalen Ölmärkten als Preistreiber verwiesen. Doch wo wird ein Preis ehrlicher abgebildet wie an der Börse? Keine Spekulation lässt ich über Monate, fast schon Jahre mit "heisser Luft" aufbauen. Es muss also von der internationalen Staatengemeinde und der Wirtschaft gehandelt werden, um die Versorgungslage wieder zu entspannen und einen weiteren Ölpreis Anstieg zu verhindern.
Nur schwer zu verhindern ist - bei der aktuellen Nachrichtenlage über die Situation der Europäischen Gemeinschaft - ein stetiges Absacken des Eurokurses gegenüber dem US-Dollar, was sich zusätzlich negativ auf die europäischen Kraftstoff- und Heizölpreise auswirkt.
Diese sind derzeit logischerweise auf einem neuen Rekordhoch angelangt und niemand vermag zu sagen, ob und wie lange der Anstieg anhalten wird. Sicher scheint jedoch, dass der Spielraum nach unten äußerst begrenzt ist. Eine plötzlich einsetzende Nachfrage aus dem Heizölmarkt würde einen rückläufigen Markt sofort wieder belasten. Es ist also weiterhin sehr empfehlenswert, den Heizölkauf nicht weiter auf die "lange Bank" zu schieben und einem Versorgungsengpass im Herbst bzw. Winter aus dem Weg zu gehen.
"Falls die Rahmenbedingen so bleiben wie sie jetzt sind, oder es gar zu Raffinerieausfällen kommt, wird der Ölpreis bis zum Ende des Jahres über 70 Dollar steigen", sagte Kevin Kerr, Präsident von Kerr Trading International. Auf Grund der anhaltend hohen Nachfrage dürfte der Ölpreis bereits zum Ende dieser Woche bei 62,50 Dollar liegen, prognostizierte Phil Flynn, Analyst bei Alaron Trading.
Opec: Vielleicht fördern wir mehr
Die Organisation Erdöl exportierender Länder wird angesichts der Rekordjagd womöglich bis zum Ende der Woche eine weitere Erhöhung der Fördergrenze um täglich 500.000 Barrel beschließen. Opec-Präsident Scheich Achmed Fahad al-Sabah sagte am Rande einer Konferenz in Bahrein, dass die Ölminister derzeit die Daten zum globalen Ölmarkt nochmals prüfen und bewerten.
Sollten die Minister zu dem Schluss kommen, dass die Nachfrage das Angebot übersteigt, "so denke ich, dass sie einer Erhöhung um 500.000 Barrel pro Tag zustimmen werden", sagte al-Sabah, der auch Ölminister von Kuwait ist.
Ort / Region: Min - Max 30.06.05 01.07.05
Hamburg 0,375 - 0,542 EUR 0,528 EUR 0,531 EUR
Rostock 0,381 - 0,545 EUR 0,537 EUR 0,544 EUR
Hannover 0,387 - 0,549 EUR 0,534 EUR 0,536 EUR
Berlin 0,382 - 0,545 EUR 0,530 EUR 0,534 EUR
Leipzig 0,390 - 0,548 EUR 0,532 EUR 0,533 EUR
Dresden 0,392 - 0,548 EUR 0,532 EUR 0,533 EUR
Düsseldorf 0,375 - 0,542 EUR 0,530 EUR 0,535 EUR
Frankfurt 0,383 - 0,547 EUR 0,537 EUR 0,538 EUR
Karlsruhe 0,377 - 0,538 EUR 0,529 EUR 0,531 EUR
Stuttgart 0,382 - 0,543 EUR 0,533 EUR 0,536 EUR
München 0,390 - 0,552 EUR 0,537 EUR 0,543 EUR
Preise pro Liter inkl. MwSt. bei 3000 Liter Abnahme für Heizöl EL nach DIN 51603-1 mit max. Schwefelgehalt von 0,2%
Heizölpreise tendieren seitwärts
Ein starkes Auf und Ab gab es in der vergangenen Woche an den internationalen Ölbörsen, wo am Anfang zuerst die 60-Dollar-Marke deutlich überschritten wurde, gegen Mitte ein deutlicher Verfall einsetzte und am letzten Handelstag ein enormer Anstieg um knapp vier Prozent verzeichnet werden musste.
Aktuell notieren die Futures in NewYork bei 58,75 US-Dollar pro Barrel, während in London an der International Petroleum Exchange 57,54 Dollar angeschrieben stehen. Der Dollar konnte weiter zulegen und kostet derzeit rund 83,7 Euro-Cent.
Das Überschreiten der 60-Dollar-Marke zu Wochenbeginn war keine Überraschung und wollte von vielen Börsianern nach etlichen Anläufen auch gesehen werden. Das nach einem so fulminanten Anstieg der Preise - Anfang Mai standen die Öl-Futures noch bei rund 48 US-Dollar/Barrel - auch ein gewisses Korrekturpotenzial besteht, war ebenfalls klar. Fallen dazu die US-Bestandsdaten, wie geschehen, besser als erwartet aus, kann der Rückgang auch schon mal weit über fünf Prozent hinausgehen.
Aber bereits der letzte Handelstag zeigte wieder deutlich, welch bullishe Grundstimmung am Markt herrscht. Jeder stärkere Rückgang wird von den Börsianern sofort zum Nachkaufen genutzt, was den Markt nicht zur Ruhe kommen lässt.
Die mittel- und langfristigen Aussichten sind eben klar vorgezeichnet. Allein die Zahl der Autos in China wird sich in den nächsten 20 Jahren wohl verzehnfachen, was auf diesem hohen Niveau natürlich deutliche Auswirkungen auf die Versorgungslage der Weltwirtschaft haben wird. Dies kann durch Einsparungen nur äußerst schwer aufgefangen werden, vor allem von Großverbraucher wie die USA keine Wende in ihrer Energiepolitik herbeiführen.
Zusätzliche Belastungen entstehen den europäischen Energieverbrauchern derzeit durch die ungünstige Entwicklungen am Devisenmarkt, wo der Dollar in den letzen Wochen klar gegenüber dem Euro zulegen konnte. Eine Trendwende ist hier wohl erst wieder möglich, wenn seitens der Europapolitik ein klarer Weg aus der derzeitigen Krise aufgezeigt werden kann.
Am heimischen Heizölmarkt ist die Nachfrage weiterhin sehr schwach, was sich aber leider nicht in den Preisen niederschlägt. Wer noch vor bzw. zur Heizsaison Öl benötigt, sollte also möglichst bald handeln, bevor die Not zum Handeln zwingt. Die Hoffnung auf fallende Heizölpreise verkommt nämlich mehr und mehr zur Illusion.
Rohöl bald bei 80 US-Dollar? - Heizölpreise steigen weiter
Nach dem kräftigen Anstieg der Rohöl- und Heizölpreise in der vergangenen Woche, gibt es bereits wieder Experten-Stimmen, die einen Anstieg der Öl-Futures auf 70 bis 80 US-Dollar prognostizieren.
Noch ist es aber nicht so weit und so stehen die Kontrakte auf WTI-Rohöl in NewYork aktuell auf neuem Rekordhoch bei 66,86 Dollar/Barrel, während in London für die Nordseemarke "Brent" 66,45 Dollar angeschrieben stehen. Der Dollar befindet sich weiterhin auf dem Rückzug und kostet zur Stunde 80,40 Euro-Cent.
Kein Tag ohne neue Rekorde - so könnte man das Geschehen an den internationalen Ölmärkten von letzter Woche beschreiben.
Die sich ausweitenden Raffinerieprobleme in den USA geben den Börsen in Verbindung mit Terrorängsten in Saudi Arabien und der Eskalationsgefahr im Iran-Konflikt den nötigen Zündstoff.
Spekulative Käufe von Hedge-Fonds, die auf weiter steigende Kurse setzen, sowie die anstehende Hurrikan-Saison im Golf von Mexiko verstärken den Trend.
Die Basis und der Nährboden für die stabile Aufwärtsentwicklung ist aber nach wie vor die stetig wachsende Nachfrage, vorwiegend aus Asien und den USA. Diese Tatsache wird auch in mittelfristiger Zukunft den Ölpreis wohl nicht mehr auf das Niveau vergangener Jahre zurückfallen lassen.
Der Devisenmarkt entwickelt sich derzeit positiv für die europäischen Ölverbraucher, auch wenn dies den Ölpreisanstieg nur im geringen Maße bremsen kann. Der hohe Ölpreis schadet der sehr energieintensiven amerikanischen Wirtschaft mehr als der europäischen, was verstärkt zu Euro-Käufen führt.
Hierzulande hat am Heizölmarkt die erste große Kaufwelle eingesetzt, was vereinzelt bereits zu verlängerten Lieferzeiten und auch Verfügbarkeitsproblemen führte. Trotz der aktuellen Rekordpreise kann angesichts der Situation an den internationalen Ölmärkten und der gerade für Herbst weiterhin hoch erwarteten Inlandsnachfrage kaum zum abwarten geraten werden. Zumindest eine Teilmenge, die den Bedarf für den kommenden Winter deckt, sollte rechtzeitig vor Beginn der kalten Jahreszeit geordert werden.
Erschienen am 14.08.05
Warnung vor steigenden Inflationsrisiken - Wirtschaft auf gutem Kurs - Rasche Sanierung der öffentlichen Finanzen gefordert
Frankfurt/Main - Die Bundesbank hat vor steigenden Inflationsrisiken durch den hohen Ölpreis und den sinkenden Euro gewarnt. Zwar gebe es bisher keine Anzeichen dafür, daß die Teuerung im Inland zunehme. "Allerdings sind die Inflationsrisiken mit dem Ölpreisanstieg in den Sommermonaten und der bis zur Jahresmitte zu verzeichnenden Abwertung des Euro eher größer geworden", schreibt die Bundesbank in ihrem Monatsbericht August. Gleichzeitig erfordere die hohe Liquiditätsausstattung der Wirtschaft große geldpolitische Wachsamkeit. Die Preisrisiken müßten nach wie vor genau beobachtet werden.
Ohne die stark gestiegenen Energiekosten wäre der Preisanstieg in Deutschland nach Berechnungen der Bundesbank mit 0,9 Prozent deutlich geringer ausgefallen als die im Juli gemeldete Jahresteuerung von zwei Prozent. Bislang habe der hohe Ölpreis weltweit aber fast nur die Energie- und Einfuhrpreise nach oben getrieben und sich kaum auf die Verbraucherpreise insgesamt ausgewirkt. Deutliche Zweitrundeneffekte wie während der Ölkrisen der Siebziger Jahre seien bisher ausgeblieben. Wie aus der Analyse der Währungshüter weiter hervorgeht, ist der Rohölpreis für die in Europa relevante Sorte Brent seit dem Tiefstand Ende 2001 um 239 Prozent gestiegen. Berücksichtigt man die in diesem Zeitraum erfolgte Euro-Aufwertung gegenüber dem Dollar, liegt der Preiszuwachs bei 145 Prozent.
Trotz der Belastungen durch den hohen Ölpreis sieht die Notenbank die deutsche Wirtschaft aber auf einem guten Kurs. Die Stagnation im Frühjahr bilde die Konjunkturdynamik ebensowenig ab wie das starke Wachstum im ersten Quartal: "Die etwas längerfristige Tendenz kommt besser zum Ausdruck, wenn man die ersten beiden Quartale zusammenfaßt." Danach sei die deutsche Wirtschaft in den ersten sechs Monaten im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2004 um 0,75 Prozent gewachsen. Gestützt wurde die Konjunktur im Frühjahr von der besseren Inlandsnachfrage, während sich die Exportdynamik leicht abschwächte.
Rückläufig entwickelte sich der Bundesbank zufolge auch das Wachstumsgefälle zwischen den großen Euro-Ländern. Seit Herbst 2004 hatten sich die Unterschiede auf etwa anderthalb Prozentpunkte ausgeweitet. Sie waren damit zeitweise doppelt so hoch wie die Abweichungen zwischen den westdeutschen Bundesländern. Im Vergleich zu den USA seien die Wachstumsdivergenzen aber keineswegs außergewöhnlich, schreibt die Bundesbank.
Sorge bereitet den Währungshütern hingegen die unverändert angespannt Finanzlage der öffentlichen Haushalte in Deutschland. Die Bundesbank befürchtet, daß Deutschland die Defizitquote von drei Prozent 2005 erneut verfehlen und den Stabilitätspakt damit erneut brechen wird - zum dann vierten Mal in Folge. Sinkende Steuereinahmen und anhaltend hohe Arbeitsmarktausgaben dürften unter anderem dazu führen, daß die Haushaltsplanungen von Bund und Ländern 2005 nicht eingehalten würden: "Auch auf mittlere Frist zeigt sich nach den Finanzplanungen von Bund und Ländern ein gravierender Konsolidierungsbedarf." Dabei sei es sogar noch schwieriger, die nationalen haushaltsrechtlichen Obergrenzen strukturell einzuhalten als der europäischen Defizitquote gerecht zu werden. "Eine zügige Konsolidierung ist kein Selbstzweck, sondern dringend erforderlich, um verloren gegangene Handlungsspielräume zurückzugewinnen." as
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greetz
Jovi
Heizölpreise tendieren seitwärts
Die vergangene Woche brachte an den internationalen Ölmärkten wieder etwas Stabilität zurück - dies leider jedoch auf sehr hohem Niveau.
So notieren die Futures auf die Sorte WTI in NewYork mit 65,35 US-Dollar pro Barrel weiterhin deutlich über der 65-Dollar-Marke, das Barrel der Nordseemarke "Brent" kostet derweil in London rund 64,30 Dollar. Die US-Währung selbst verteuert sich gegenüber dem Euro auf 82,29 Euro-Cent.
Wer nach dem sagenhaften Anstieg der Preise in der Vorwoche auf einen Rücksetzer gehofft hatte, der wurde bitter enttäuscht. Zwar entfernten sich die Futures ein wenig von Ihren Höchstständen, von einer deutlichen, nach starken Anstiegen oft normalen und eigentlich fälligen Korrektur konnte allerdings nicht die Rede sein. Zu stark beherrschen derzeit die Ängste um eine mögliche Eskalation im Iran-Konflikt und die Verarbeitungsprobleme in den oft veralteten Raffinerien das Geschehen an den Börsen.
Hinzu kommt aktuell auch noch ein Exportstopp aus Ecuador, wo die Hauptproduktionsstätten des Landes bestreikt werden. Auch die wöchentlichen US-Bestandsdaten mit einem starken Abbau bei Rohöl und Benzin konnten natürlich nicht für einen Stimmungswandel in einem nach wie vor bullishen Marktumfeld sorgen.
Bullish zeigt sich auch der US-Dollar, der aber gerade zum Wochenende doch wieder deutlich an Wert verlor. Und so tauchte der Euro wieder in den seit Wochen bestehenden Trendkanal zwischen 1,19 und 1,23 Dollar ein, wo ihn viele Analysten auch in der nächsten Zeit sehen.
Am heimischen Heizölmarkt kehrte nach den Turbulenzen der letzten Woche wieder Ruhe ein, so dass auch die zeitweise vorhandenen Lieferengpässe bald wieder behoben sein dürften. Allerdings könnte bald die nächste Kaufwelle anrollen, die vermutlich weiter steigende Preise mit sich bringen wird. Es gilt im Markt also weiter die Empfehlung, lieber eher als später zu kaufen.
Erschienen am 21.08.2005
Experten prognostizieren einen weiteren deutlichen Anstieg der Benzinpreise. Erst Anfang kommenden Jahres könnten sich die Verbraucher wieder Hoffnungen auf sinkende Ölpreise und damit auf billigeres Benzin machen.
Tanken wird Experten zufolge noch teurerGrund sei die anhaltend hohe Nachfrage, besonders aus China, sagte der Chefvolkswirt von Allianz und Dresdner Bank, Michael Heise, der "Bild am Sonntag". "Auch die politischen Spannungen des Westens mit dem Iran wirken sich negativ aus."
Unterdessen wies Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) Vorwürfe zurück, die Ökosteuer sei Ursache für die Rekordpreise an den Tankstellen. "Für die erneute enorme Steigerung des Erdölpreises sind allein die Mineralölkonzerne verantwortlich, nicht die Ökosteuer", sagte Künast in einem Zeitungsgespräch.
Ähnlich wie Heise erwartet auch Claudia Kemfert, Energie-Expertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), weiter steigende Preise: "Die Benzinpreise werden sich auch in den nächsten Wochen nach oben bewegen. Beim Ölpreis rechnen wir mit einem Anstieg um bis zu 10 Prozent. Der Liter Superbenzin könnte dann mehr als 1,40 Euro kosten."
Jörg Krämer, Chefvolkswirt der HypoVereinsbank, erwartet auch für nächstes Jahr keine Entspannung. "Nach unserer Prognose wird der Ölpreis weiter steigen - von derzeit 63 Dollar pro Barrel auf 74 Dollar bis Mitte nächsten Jahres. Weltweit nimmt die Nachfrage zu, doch in vielen Staaten haben die Ölquellen ihr Fördermaximum bereits erreicht", sagte Krämer. "Als Folge dürfte Benzin in Deutschland um knapp 5 Prozent teurer werden. Das hieße: Ein Liter Super kann bis zu 1,40 Euro kosten." Ein Liter Superbenzin kostete in der vergangenen Woche laut ADAC im Schnitt rund 1,30 Euro, an manchen Tankstellen wurden sogar 1,35 Euro verlangt.
Die hohen Energiekosten werden zu einer immer größeren Last für die Volkswirtschaft: Deutschland hat nach einem im ersten Halbjahr 4,2 Milliarden Euro mehr für Rohöl-Einfuhren bezahlen müssen als vor Jahresfrist, wie "Der Spiegel" unter Berufung auf Zahlen des Zahlen des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle in Eschborn berichtet. Von Januar bis Ende Juni 2005 kostete der importierte Rohstoff rund 15 Milliarden Euro, vor einem Jahr waren es noch 10,8 Milliarden Euro. Das entspricht einer Steigerung von fast 40 Prozent.
dpa, 15:05 Uhr
© 2005 Financial Times Deutschland, © Illustration: AP
Die Jagd nach ständig neuen Höchständen beim Rohölpreis nimmt kein Ende. In der vergangenen Woche wurde mit 68 US-Dollar pro Barrel erneut eine Rekordmarke erreicht und ein Ende scheint nicht absehbar.
Aktuell notieren die Futures der Sorte "WTI" (West Texas Intermediate) in NewYork bei 66,13 US-Dollar/Barrel, während in London die Kontrakte auf Nordseeöl der Marke Brent für 64,67 Dollar gehandelt werden. Der US-Dollar verlor gegenüber dem Euro und notiert aktuell bei 81,4 Euro-Cent.
Obwohl die Rohölförderung seit Monaten auf vollen Touren läuft und die Vorratsdaten hier sehr gut sind, steigen die Preise aufgrund der nach wie vor mangelnden Raffineriekapazitäten weiter an. Ein zusätzlicher größerer Ausfall in der Rohölverarbeitung hätte fatale Folgen und so wird die Hurrikan-Saison von Marktteilnehmern und Analysten besonders kritisch betrachtet.
Derzeit reicht eine sich abzeichnende Bedrohung der Ölbohrinseln im Golf von Mexiko und von Raffinerien an der Golfküste durch den Hurrikan "Katrina" verbunden mit gesunkenen Benzinvorräten, um den Ölpreis auf ein neues Rekordhoch zu treiben. Zwischenzeitlich gab es zwar vorerst Entwarnung, was aber bleibt ist Angst und Unsicherheit, was ja bekanntlich an den Börsen nicht gerne gesehen wird.
Fundamentalen Nährboden für die Rallye an den Ölmärkten liefert nach wie vor hauptsächlich China, die im Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat um rund 15 Prozent mehr Öl einführten.
Am Devisenmarkt konnte der Euro gegenüber dem Dollar wieder etwas an Boden gut machen. Verantwortlich dafür zeigten sich die enttäuschenden Zahlen zum Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter.
Am heimischen Heizölmarkt bleibt die Nachfrage weiterhin hoch. Immer mehr Verbraucher geben die Hoffnung auf fallende Preise auf und decken sich für den bevorstehenden Winter ein, oder tätigen im Einzelfall Notkäufe aufgrund von Leerständen. Obwohl dies angesichts der Rekordpreise sehr weh tut, dürfte es wohl aufgrund der weiter zu erwartenden Verteuerung die richtige Entscheidung sein. Nur wenn der Vorrat den Bedarf des Winters deckt, sollte eine Spekulation riskiert werden.
Der verheerende Hurrikan "Katrina" hat die Schließung einer Vielzahl von amerikanischen Ölförder- und Ölverarbeitungsanlagen verursacht und den Rohölpreis erneut auf neue Rekordmarken getrieben.
Aktuell notieren die Öl-Futures in NewYork bei 70,50 US-Dollar/Barrel, Kontrakte auf Nordseeöl "Brent" werden in London für gut 68 Dollar gehandelt. Erstaunlich stabil zeigt sich der Dollarkurs mit knapp 82 Euro-Cent/Dollar.
Die Meldungen über das Ausmaß der Naturkatastrophe im Bezug auf das Ölgeschäft sind zwar noch teilweise widersprüchlich, fest steht aber, dass die Ölindustrie in den betroffenen Gebieten für mehrere Wochen stillstehen wird.
Laut Medienberichten sind rund ein Viertel der us-amerikanischen Kapazitäten betroffen, andere Experten sehen das Ausmaß der Zerstörung erst in einer Woche absehbar. Es wird eine Freigabe der strategischen Ölreserven gefordert, die Entscheidung darüber liegt im Weißen Haus.
Die Heizölpreise hierzulande steigen aufgrund der erhöhten Wiederbeschaffungspreise ebenfalls kräftig an. Die weitere Entwicklung ist nur sehr schwer vorhersehbar. Verbraucher mit größerem Vorrat können auf eine Beruhigung der Märkte warten, Haushalte mit knappem Beständen können wohl keine Besserung erwarten und sollten zumindest eine Teilmenge ordern.
NEUE EINHEIT Internet-Statement #8/98
Resultate des Wahlkampfs
Der Wahlkampf ist zu Ende und eine unglaubliche Flut von Phrasen ist auf die Menschen heruntergegangen.
Die meisten überlegen, ob sie jemand wählen sollen, der ihnen am wenigsten schadet. Wirkliche Überzeugung für die Parteien des Parlaments gibt es kaum. Und wir meinen, daß dies sehr bezeichnend ist für den Charakter dieser Wahlen überhaupt. Sie liefern keineswegs eine Legitimation für alles und jedes nach der Wahl, so wie sich die Politiker das vorstellen. Das alleinige Vorhandensein eines Abstimmungsmodus beweist noch überhaupt nichts in puncto Demokratie. Selbst die Medien, die mit diesen Parteien eng verbunden sind, sprechen von der Abgehobenheit der Parteien. Um so wichtiger ist das, was mit diesen "Wahlen" entschieden werden soll. Viele haben das Gefühl, daß nach diesen Wahlen das große "Rupfen" beginnt, und für eine solche Annahme spricht in der Tat vieles. Eine weltweite Krise des hochgepriesenenen kapitalistischen Systems klopft an die Türe. Deshalb ist vor allem eines wichtig: daß diese Wahlen keine Legitimation liefern für die erpresserischen Maßnahmen, die nach dieser Wahl folgen.
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Fast alle Parteien stellen sich als "Steuersenkungspartei" dar, die Senkung der "Lohnnebenkosten" als ihrer allererste "Herzensorge". Aber es ist nicht damit zu rechnen, daß auch nur eine von den Parteien ernsthafte Schritte unternehmen kann oder auch nur unternehmen will.
In dieser Wahl attackierte die SPD und machte Versprechungen wie z.B. , sie würde bestimmte Einzelentscheidungen (Steuerzuschläge für Nachtarbeit) zurücknehmen.
CDU, CSU und FDP haben eine Politik der Begünstigung der Reichen betrieben, der steuerlichen Verlagerung der Belastungen noch stärker von den Reichen weg und zu den ärmeren und arbeitenden Schichten hin. Besitzende, Staatsgewinnler , Spekulanten und Abschreibungskünstler profitierten davon und bereicherten sich aus der schon längst überschuldeten Staatskasse in einer unglaublichen Weise (und zahlreiche Politiker gleich mit ihnen zusammen).
Die SPD begann mit einer sozialen Agitation, daß die Reichen in den letzten Jahren faktisch keine Steuern mehr zahlen, derweil der Anteil der Lohnsteuer und der indirekten Steuern, der von der großen Masse aufgebracht wird, mächtig gewachsen ist. Und in der Tat ist das ein Resultat der CDU/CSU und FDP. Die Sache hat zwar eine jahrzehntelange Vorgeschichte, an der auch die SPD beteiligt war, sie ist aber erst nach 1990 in einem ganz extremen Maß ausgewuchert und läßt sich mit Sicherheit nicht vorwiegend auf die Ablehnung der Steuergesetze durch die SPD im Juni 1997 zurückführen.
Aber die Kohl-Regierung kann durchaus darauf verweisen, was denn aus der SPD-Politik resultieren würde, was denn aus den Öko- Programmen etwa in Verbindung mit den Grünen werden würde, und daß diese beiden Parteien schließlich gar kein Interesse an einer wirklichen Steuersenkung haben. Es gibt nicht den geringsten Hinweis, daß sich unter der SPD irgend etwas in dieser Hinsicht bessern würde, im Gegenteil: schaut man sich die "ökologischen Forderungen" der SPD und der Grünen an, dann erkennt man, daß da im Hintergrund bestialische unsoziale Forderungen lauern, die ökonomisch bis hin zur völligen Verarmung der weniger bemittelten Bevölkerung, zur weiteren Deindustrialisierung gehen, die in ihrer Folge auch zu einem politischen Rückwärts und einer Entrechtung der Bevölkerung führen müssen.
Für einen kurzen Moment flackerte dieser Gegensatz auf, als die Grünen mit ihrer 5-DM-Forderung für den Liter Benzin ihr Wesen offenlegten, und eine Welle der Empörung durch das Land ging.
Am meisten klafft nämlich die schönfärberische Steuererleichterungspropaganda mit dem realen und grundsätzlichen Programm der Grünen auseinander. Auf den Schlag verdeutlichte diese Forderung vielen Menschen, was grüne Politik in der konkreten Praxis bedeutet. Die Grünen betrieben seitdem einen verlogenen Wahlkampf, bei dem sie ihre eigentlichen essentiellen Forderungen nach hinten stellten, und statt dessen mit lauter sozialen Losungen ankamen.("die kleinen und mittleren Einkommen entlasten", "die sozialen Abgaben senken", "Arbeit wieder billiger machen und das bei steigendem Nettoeinkommen")
In Wirklichkeit haben die Grünen nicht nur die 5-DM-Forderung in der Tasche. Auf fast allen Gebieten versuchen sie durch die sog. Energiespargesetze die Bevölkerung mit Ausnahme der wirklich Reichen zu knebeln, das Leben durch ökonomische Bedingungen vollkommen einzuengen und zu einem einzigen Gefängnis innerhalb der Staatsbürokratie zu machen. Ihr Umweltschutz, ihre angebliche Sorge um die Natur ist nichts als Vorwand. Von ihnen haben andere Parteien wie die SPD, aber auch die CDU und die FDP derartige Programme in leichten Variationen übernommen.
Auf dem Gebiet des Häuserbaus und der Renovierung von alten Häusern und Wohnungen haben sie Vorschläge in der Tasche, die genau wie bei der 5-DM-Forderung das Mieten oder den Unterhalt zu einer noch viel kostspieligeren Angelegenheit als bisher machen. Die ärmere Bevölkerung wäre nur damit beschäftigt, die Schulden und Belastungen abzutragen. Macht man den Grünen Vorhaltungen, wer eigentlich das alles bezahlen soll, dann kommen sie mit der Argumentation, für Härtefalle müsse ein sozialer Ausgleich geschaffen werden, man dürfe dann irgendwo einen Antrag stellen.
Die Lähmung der Verkehrssysteme steht auf ihrem Programm, die das allgemeine Preisniveau nach oben treiben wird.
Es wird übrigens zu untersuchen sein, warum andere revolutionäre Organisationen diese ultrareaktionäre Substanz der Grünen ungeschoren lassen oder aber sich dem sogar noch anpassen. Wir jedenfalls werden uns den Mund darüber nicht verbieten lassen.
Die SPD hat fast alle Programmpunkte der Grünen angepaßt mitübernommen. Was will eine solche Koalition nun als Verbesserung bringen? Die Bevölkerung will die alte Regierung nicht mehr haben, aber als Alternative stellt sich etwas, was sie noch mehr ausnehmen würde, ja etwas grundsätzlich vollkommen Unakzeptierbares. Eine solche Wahl ist eine Erpressung.
Verdrängung wichtiger Fragen
Bei allen Diskussionen in der letzten Zeit war es auffällig, welch geringe Bedeutung der Staatschuldenfrage beigemessen wurde. Kein Wunder, denn daran sind alle diese Parteien eng beteiligt.
Entgegen den früheren Versprechungen der CDU/CSU und FDP sind die Staatsschulden während ihrer Regierungszeit ins Gigantische gewachsen. Wenn jetzt die SPD die Rolle des sozialen Anklägers gegenüber den Mißständen der Regierung spielt, muß man allerdings daran erinnern, daß es die SPD war, die in der Regierungszeit des Kanzlers Schmidt 1974-82 mit den horrenden Staatsschulden angefangen hat. Die CDU hat in der Zeit von 1982 bis 89 die Staatsschulden nur geringfügig vermindert. Für die heutige Höhe von mindestens 2, 5 Billionen Mark kann die Vereinigung nicht als vorwiegende Rechtfertigung herhalten, denn die Regierung hat enorme Steuermittel an Reiche verschwendet und in großem Umfang Industrie zerstört, die durchaus noch hätte modernisiert werden können, die aber der westlichen Konkurrenz im Wege lag. Die Menschen in den neuen Bundesländern wissen dies und deshalb wollen sie auch nicht erneut CDU wählen. Es ist der berühmte Tropf, an dem die Ex-DDR hängt, der u. a. die gewaltigen Steuerlasten ausmacht. Alles wird getan, um die Widersprüche, die den Handlungen dieses Staates anhängen, den Bürgern soweit wie möglich nicht zu Gesicht kommen zu lassen, die sog. Stabilität zu wahren, während die Substanz des ganzen Landes, der ganzen Nation ausgehöhlt wird. Die Bürger der neuen Bundesländer haben übrigens nicht nur die Unterstützung der alten Bundesrepublik geerbt, sondern auch die Staatsschulden der alten Bundesrepublik, die schon zum Zeitpunkt 1989 eine Billion Mark betrugen (nachdem bereits die Industrie hier schon zu erheblichen Teilen ins Ausland verlagert worden war). Die DDR war obendrein in ihrer Verfallszeit seit ca. 1970 auch ein ausgesprochener Billiglieferant an westdeutsche Firmen. Es ist erst etwas mehr als zehn Jahre her, da drohte man den Arbeitern mancher westdeutscher Betriebe, wenn sie mit ihren Forderungen nicht stillhalten, dann verlagere man die Produktion in die DDR oder nach Polen. Dies muß man bei dem späteren Verfall der DDR-Industrie auch berücksichtigen.
Was die PDS angeht, so ist ihr Programm in vielem deckungsgleich mit dem der Grünen und der SPD. Es ist nicht erkennbar, daß sie irgendeine Konzeption zur Verbesserung der Lage der Bevölkerung hat. Was ihre Hauptlinie angeht, so dienert sie sich diesen Parteien regelrecht an, und versucht, sich als "Musterschüler" des Grundgesetzes auszugeben. Allein daß sie aus dem Osten stammt, beweist noch lange nicht, daß sie auch die Interessen der Bevölkerungsmehrheit dort wahrnehmen kann. Sollten SPD und Grüne an die Regierung kommen, wird sie die Beutelung der Bevölkerung durch diese mittragen.
In den Schubladen dieser Parteien (SPD, Grüne) liegen auch noch andere Gesetze, wie die der sog. "Homosexuellenemanzipation", die einen tiefsten Einschnitt in das gesamte sittliche Leben bedeuten, die aber in der Wahlpropaganda keine Rolle spielen (mit Ausnahme ganz vereinzelter Wahlbezirke). Wenn dies im Programm dieser Parteien ist, weshalb tischen sie es im überregionalen Wahlkampf nicht offen auf? Dieses beleidigende und an extrem reaktionären Traditionen anknüpfende Programm (von wegen "Emanzipation"!) soll hinterher offenbar auch durch die Wahl als legitimiert gelten. Es ist ein Betrug, der der Bevölkerung unter die Weste gejubelt werden soll.
Wir meinen, daß es gegenwärtig keine Partei gibt, die nur irgendwie die fundamentalen Interessen der Mehrheit dieses Landes repräsentiert oder auch nur eine irgendwie ausreichende Konzeption vertritt. Wir meinen, daß solch eine Partei erst noch ansteht zu schaffen. Die zu erwartenden Konvulsionen nach der Wahl werden vielen Menschen verdeutlichen, daß hier etwas Neues entstehen muß. Man kann zur Zeit hier nur seine Stimme einer derartigen Wahl verweigern.
Was die kleineren Parteien angeht, so vetreten die meisten Positionen, die denen der Grünen nahestehen oder die nur einen einzigen Programmpunkt ausmachen, oder ganz rechte, historisch vollkommen überholte und höchst gefährliche und faschistische Positionen, die auf das ganze Land zurückfallen können. Sie sind unakzeptierbar. Die Letztgenannten kanalisieren die Verzweiflung über die Bundestagsparteien in eine rückständige und zerstörerische Richtung. Die Bekämpfung und Enttarnung ihrer Anknüpfungspunkte und damit ihrer Demagogie wird noch eine der wesentliche Aufgaben für die unmittelbare Zukunft sein.
Auf Rekordkurs: Die Preise für Treibstoff stiegen seit Jahresbeginn um bis zu 30 Prozent.
Die Spritpreise hatten in der vergangenen Woche nie gekannte Rekordmarken erreicht. In mehreren Schritten erhöhten die Mineralölkonzerne die Preise allein von Mittwoch bis Freitag um durchschnittlich 18 Cent. Laut "Bild am Sonntag" kostete Superbenzin durchschnittlich 1,44 Euro, Normal 1,36, Diesel 1,18. Das entspricht einem Preisanstieg seit Jahresbeginn um bis zu 30 Prozent. Damals kostete Super 1,10 Euro, Diesel 98 Cent und Normalbenzin 1,08 Euro.
"Dieses Preisniveau werden wir auf lange Sicht nicht wieder erreichen", zitierte die Zeitung den Chefvolkswirt der Allianz , Michael Heise. Vielmehr gehe der Markt von weiter steigenden Preisen aus. "Deshalb decken sich viele Konzerne schon seit Monaten mit Öl, Kerosin oder auch Benzin ein. Der Liter Normalbenzin könnte schon bald 1,50 Euro kosten." Auch der Wirtschaftsweise Wolfgang Franz glaubt nicht, dass die Freigabe der Erdölreserven langfristige Auswirkungen haben wird.
"Die teilweise Freigabe der Ölreserven wird keineswegs zu einem Sinken der Benzinpreise führen. Denn Öl ist auf dem Markt ausreichend vorhanden. Es ist durchaus möglich, dass der Preis für einen Liter Normalbenzin in den kommenden Tagen oder Wochen auf über 1,50 Euro steigt." Auch die Mineralölkonzerne schließen der Zeitung zufolge einen weiteren Preisanstieg nicht aus. Die Sprecherin des Mineralölwirtschaftsverbandes, Barbara Meyer-Bukow, sagte: "Die Reserven sind eigentlich für Versorgungskrisen gedacht. Sie sind nicht geeignet, eine Preiskrise zu beeinflussen. Dieser Effekt wird schnell verpuffen. Wenn es dann zu einer echten Versorgungsstörung kommt, würden diese Reserven fehlen. Dann könnte der Preis noch dramatischer steigen."
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) sieht unterdessen für die Zukunft noch düstere Preisaussichten. Sie geht nach Angaben vom Sonntag davon aus, dass die Spritpreise bis Jahresende weiter stark anziehen und bis auf einen Rekordstand von 1,80 Euro hochschnellen könnten. "Wir müssen uns langfristig auf ein neues, wesentlich erhöhtes Preisniveau bei den fossilen Energien einstellen", erklärte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch in Radolfzell am Bodensee.
Trotz der Freigabe strategischer US-Ölreserven durch die US-Regierung zeichnet sich an den internationalen Ölmärkten zumindest keine deutliche Entspannung ab. Vor allem die Heizöl- und Benzinpreise werden durch die von Hurrikan Katrina verursachten Raffinierieausfälle weiter nach oben getrieben.
Derzeit stehen die Rohöl-Futures der Sorte "WTI" in NewYork mit 67,57 US-Dollar/Barrel aber wieder deutlich unter der 70-Dollar-Marke, während die Kontrakte auf Nordseeöl "Brent" für 66,06 Dollar gehandelt werden. Die US-Währung gab im Vergleich zum Euro nach und kostet derzeit knapp 81 Euro-Cent.
Bereits vor den massiven Verwüstungen durch die Umweltkatastrophe im Südosten der USA waren die knappen Verarbeitungskapazitäten das eigentliche Problem an den Ölmärkten.
Durch den teilweise längerfristigen Ausfall von acht Raffinerien im Krisengebiet ist die Versorgung mit Benzin in den Vereinigten Staaten zusammengebrochen. Die nicht mehr vor Ort produzierbaren Otto- und Dieselkraftstoffe müssen also im Ausland beschafft werden, was den Preis - vor allem von Benzin - auch hierzulande teilweise extrem steigen lässt.
Doch auch Heizöl wird in Mitleidenschaft gezogen, da dieses Produkt sich nur durch die Einfärbung - mit dem Hintergrund der unterschiedlichen Besteuerung - sich von Dieselkraftstoff unterscheidet.
Die Freigabe der Ölreserven in den USA hat zwar einen leichten Rückgang der Rohölpreise bewirkt, für eine weit reichende Entspannung reichte es jedoch nicht. Dies ist auch nicht unbedingt verwunderlich, werden die derzeitigen Probleme ja mehr oder weniger in die Zukunft verschoben und die wird bekanntlich an den Börsen gehandelt.
Die übrigen Probleme wie Iran-Konflikt, drohende Streiks in Ecuador und Nigeria und Terrorängsten rücken derweil nahezu in den Hintergrund.
Schlechte Wirtschaftsdaten und natürlich auch das Ausmaß der Hurrikan-Katastrophe haben den US-Dollar nun doch etwas in Mitleidenschaft gezogen, was den Ölpreisanstieg aber natürlich nur äußerst schwach abmildert.
Hierzulande rollt die Heizölpreiswelle, auch unterstützt durch eine sehr hohe Nachfrage, ungehindert weiter. Angesichts des immer noch sehr geringen Befüllungsgrades der Heizöltanks, ist auch keine kurzfristige Besserung bei den Preisen zu erwarten. Nur Verbraucher mit mindestens 3 bis 5 Monate Vorrat können eine Spekulation auf fallende Preise im oder nach dem Winter wagen.