Wer kauft eigentlich die Aktie derzeit?
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 05.07.20 13:02 | ||||
Eröffnet am: | 23.06.20 09:56 | von: Tschuwawah | Anzahl Beiträge: | 17 |
Neuester Beitrag: | 05.07.20 13:02 | von: Rotenstein | Leser gesamt: | 12.132 |
Forum: | Börse | Leser heute: | 6 | |
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was ich mich frage: wenn so eine Aktie aufgrund massiver Verkäufe derart abstürzt, wer kauft eigentlich den Wert. Die Banken? Wer sitzt jetzt auf den Papieren?
Wirecard gehört (leider) noch immer dem DAX-Index an. ETFs, die sich auf den DAX-Index beziehen, müssen dafür sorgen, dass in ihren ETF-Fonds immer die "Gewichtung" jeder DAX-Aktie enthalten ist. Also, wenn Anleger DAX ETFs kaufen, dann muss die ETF-Fondsgesellschaft soviel Wirecard kaufen, dass der Wirecard-Anteil im ETF genau dem Wirecard-Anteil im DAX entspricht.
Der DAX ist aber aus meiner Sicht ohnehin kein besonders guter Index zum Investieren. Er enthält mit gerade 30 Unternehmen zu wenige Einzelpositionen; außerdem weist er eine unbefriedigende Sektorverteilung auf (etwa mit einem Übergewicht der Automobilindustrie), ganz abgesehen davon, dass man damit eine Länderwette eingeht auf ein Land, das nie für seine Börsenkultur bekannt war und das insgesamt sehr schlecht im Hinblick auf Zukunftsindustrien aufgestellt ist.
Im MSCI World war Wirecard auch zeitweise enthalten, spielte dort aber unter den über 1600 Einzelposition mit einer vergleichsweise kleinen Marktkapitalisierung eine vollkommen unbedeutende Rolle.
Von daher ist es nur logisch, dass Deutschland in den großen Weltindizes wie MSCI World oder FTSE Developed World eine viel geringere Rolle spielt, als man gemäß BIP erwarten würde. Die Schweiz kommt mit einem Zehntel der Einwohner Deutschlands größenordnungsmäßig schon an Deutschland heran...
Bei mir persönlich spielen Aktien deutscher Unternehmen eine immer geringere Rolle. Da spielen rein die mangelnde Aufsicht, wie man jetzt bei Wirecard gesehen hat, aber generell eben auch, dass die deutsche (wie auch die Wirtschaft in der EU allgemein) viele Entwicklungen komplett verschlafen hat. Man wird in der EU nach dem Brexit wohl ohnehin eher eine staatsinterventionistische, aktionärsfeindliche Politik fahren, mit Schaffung staatsnaher Champions und der Behinderung innovativer Unternehmen und Technologien durch Überregulierung. Von daher bin ich ganz zufrieden mit der starken Untergewichtung Deutschlands und der EU in meinem Depot.