Wehrlose Bürger - Wo bleibt der Aufstand?


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19.05.06 08:25
Kommentar: Wehrlose Bürger

von Konrad Adam

In der Geschichte der Bundesrepublik gab es zwei sogenannte Transferkommissionen. Sie hatten den Auftrag, Licht in das Dunkel der staatlich reglementierten Umverteilung zu bringen. Nach jahrelanger Arbeit mußten beide ergebnislos aufgeben; es war ihnen unmöglich, herauszufinden, wer zu den Gewinnern und wer zu den Verlierern des Systems gehört.

Der Staat hat längst die Übersicht verloren, er weiß nicht mehr, was er mit seinen Ein- und Ausgriffen bewirkt. Aber statt sich zu zügeln, greift er nur immer weiter aus. Unter seiner tatkräftigen Führung sind die Deutschen in die Lage jener Reisegesellschaft gekommen, von der Mark Twain berichtet: Nachdem sie die Richtung verloren hatten, beschleunigten sie das Tempo.

Die Mehrwertsteuererhöhung ist ein solcher Beschleunigungsversuch, der rabiateste seit Jahren. Die beiden Großparteien, die ihn gemeinsam angezettelt haben, päppeln den Bürger mit Worten, würgen ihn aber mit ihren Taten. Schon jetzt ist unsereiner das halbe Jahr damit beschäftigt, für eine Regierung zu arbeiten, deren Hunger nach frischem Geld unersättlich ist. Doch als wäre das immer noch nicht genug, soll der Frondienst noch länger dauern.

Damit die Rechnung aufgeht, wird dem Bürger Sand in die Augen gestreut. Das Verbot, die Kosten für einen Steuerberater steuermindernd geltend zu machen, ist deshalb konsequent. Die Menschen lassen sich nun einmal leichter schröpfen, wenn sie nicht wissen, wie ihnen geschieht. Müssen sie dann auch noch mit ihrer Unterschrift dafür einstehen, daß sie die tausend Vorschriften, die sie nicht begreifen, nach bestem Wissen und Gewissen beachtet haben, dann hat man sie am Wickel.

Dann geht es ihnen wie im Märchen von "Katz und Maus in Gesellschaft": Haut ab, halb aus, ganz aus. Am Ende ist die Maus, der selbständige und selbsttätige Bürger, mausetot.

Artikel erschienen am Fri, 19. May 2006  

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