NÜRNBERG/FÜRTH (dpa-AFX) - Enttäuscht und frustriert haben am Freitag rund 2000 Quelle-Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz in dem Fürther Versandhaus geräumt. Nach dem Aus für das Traditionsunternehmen hatte der Insolvenzverwalter keine Beschäftigungsmöglichkeit mehr für sie gesehen. Die übrigen 4300 Beschäftigten sollen dagegen nach dem Willen von Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg von der kommenden Woche an im Internet den Ausverkauf des Versandhauses organisieren. Die Quelle-Abwicklung war notwendig geworden, nachdem sich für das insolvente Unternehmen kein Investor gefunden hatte.
Für Unmut sorgte der Umstand, dass viele Beschäftigte buchstäblich bis zur letzten Minute über ihre weitere berufliche Zukunft im Ungewissen gelassen wurden. Einigen sei am Donnerstag, manchen sogar erst am Freitag gekündigt worden, berichtete Quelle- Betriebsratsmitglied Rainer Rohlederer. Solche Last-Minute- Kündigungen zeugten vom schlechten Umgang des Insolvenzverwalters Klaus Hubert Görg mit den Beschäftigten, kritisierte er. "Das zeigt deutlich: Der Insolvenzverwalter hatte keinen Plan B für den Fall, dass die Investorensuche scheitert."
Betroffen von den jüngsten Kündigungen waren nach Rohlederers Angaben unter anderem die Werbe- und Foto-Abteilung. "Wenn man keinen Quelle-Katalog hat, braucht man auch keine Werbeleute mehr", sagte der Arbeitnehmervertreter. Aber auch der Außendienst sei nahezu komplett aufgelöst, den dortigen Mitarbeiter kurzfristig gekündigt worden. Weiter beschäftigt bliebe das Personal in den Quelle- Technikcentern. Auch über sie soll der Verkauf der Quelle-Waren organisiert werden. Über den Fortgang der Quelle-Abwicklung wollte der Insolvenzverwalter im Laufe des Freitags den Betriebsrat informieren.
Unterdessen nimmt die Deutsche Post den ausgesetzten Versand von Quelle-Produkten wieder auf. "Nachdem sichergestellt ist, dass wir für die Dienstleistung bezahlt werden, fahren wir den Service ab heute wieder hoch und erbringen wie gewohnt unsere Leistung", sagte Postchef Frank Appel am Freitag in Bonn. Der Versand sei vorübergehend eingestellt worden, um Schaden vom Unternehmen Post abzuwenden. Nun hat sich die Post offenbar mit dem Quelle- Insolvenzverwalter über eine ausstehende Zahlungsanweisung geeinigt. In der Nürnberg-Ausgabe der "Bild-Zeitung" (Freitag) hatte es geheißen, tausende Pakete stapelten sich im Retourenlager in Fürth.
Derweil warten viele gekündigte Quelle-Mitarbeiter noch immer darauf, dass Ihnen Quelle eine Arbeits- und Lohnbescheinigung ausstellt, berichteten Beschäftigte am Freitag. Ohne diese beiden Nachweise könnten sie kein Arbeitslosengeld beantragen. Der Nürnberger DGB-Vorsitzende Stephan Doll zeigte sich empört: "Wenn Insolvenzverwalter Görg nun auch noch dafür verantwortlich ist, dass die Leute im November kein Geld bekommen, dann ist das hanebüchen", kritisierte er. Er forderte den Insolvenzverwalter auf, umgehend die Quelle-Personalabteilung personell aufzustocken, damit Quelle- Beschäftigten endlich ihre Unterlagen erhielten./kt/DP/wiz