"Bislang konnte sich der Kapitalismus damit rechtfertigen, seine psychosozialen Kosten, die Produktion von Angst und Ungewissheit, seien, aufs Ganze gesehen, vernünftig und dem Gemeinwohl zuträglich. Doch inzwischen macht nicht einmal mehr das lang ersehnte Wachstum glücklich, wie die freudlose Freude am Aufschwung beweist. Auch wenn die Arbeitslosenzahlen sinken und der allseits verachtete Staat scheinbar wieder Handlungsspielraum bekommt, so ändert dies nichts am kollektiven Unbehagen darüber, dass das Wachstum zum Selbstzweck verkommen ist. Das heißt, die Wirtschaft muss nicht deshalb wachsen, weil es ungesättigten Bedarf gäbe, sondern weil ein immanenter Wachstumszwang besteht, der mit irrwitzigem Aufwand an merkantiler Fantasie und Reklame bedient werden muss – obwohl es von allem längst zu viel gibt und eine Knappheit an Knappheit, ein Mangel an Mangel allen die Laune verdirbt." |