Thread für Lieblingsgedichte
Und weniger Streit;
Ein bißchen mehr Güte
Und weniger Neid;
Ein bißchen mehr Wahrheit
Immerdar
Und viel mehr Hilfe
Bei jeder Gefahr.
Ein bißchen mehr Wir
Und weniger Ich;
Ein bißchen mehr Kraft,
Nicht so zimperlich.
Ein bißchen mehr Liebe
Und weniger Haß;
Ein bißchen mehr Wahrheit -
Das wäre doch was!
Statt immer nur Unrast
Ein bißchen mehr Ruh;
Statt immer nur Ich
Ein bißchen mehr Du.
Statt Angst und Hemmung,
Ein bißchen mehr Mut
Und Kraft zum Handeln,
Das wäre gut!
Kein Trübsal und Dunkel,
Ein bißchen mehr Licht;
Kein quälend Verlangen,
Ein froher Verzicht -
Und viel , viel mehr Blumen
Während des Lebens
Denn auf dem Grabe
Blüh'n sie vergebens.
(Peter Rosegger)
Von kühnen Wunderbildern
Ein großer Trümmerhauf,
In reizendem Verwildern
Ein blühnder Garten drauf;
Versunknes Reich zu Füßen,
Vom Himmel fern und nah,
Aus anderm Reich ein Grüßen –
Das ist Italia!
Wenn Frühlingslüfte wehen
Hold übern grünen Plan,
Ein leises Auferstehen
Hebt in den Tälern an.
Da will sichs unten rühren
Im stillen Göttergrab,
Der Mensch kanns schauernd spüren
Tief in die Brust hinab.
Verwirrend in den Bäumen
Gehn Stimmen hin und her,
Ein sehnsuchtsvolles Träumen
Weht übers blaue Meer.
Und unterm duftgen Schleier,
Sooft der Lenz erwacht,
Webt in geheimer Feier
Die alte Zaubermacht.
Frau Venus hört das Locken,
Der Vögel heitern Chor,
Und richtet froh erschrocken
Aus Blumen sich empor.
Sie sucht die alten Stellen,
Das luftge Säulenhaus,
Schaut lächelnd in die Wellen
Der Frühlingsluft hinaus.
Doch öd sind nun die Stellen,
Stumm liegt ihr Säulenhaus,
Gras wächst da auf den Schwellen,
Der Wind zieht ein und aus.
Wo sind nun die Gespielen?
Diana schläft im Wald,
Neptunus ruht im kühlen
Meerschloß, das einsam hallt.
Zuweilen nur Sirenen
Noch tauchen aus dem Grund,
Und tun in irren Tönen
Die tiefe Wehmut kund. –
Sie selbst muß sinnend stehen
So bleich im Frühlingsschein,
Die Augen untergehen,
Der schöne Leib wird Stein. –
Denn über Land und Wogen
Erscheint, so still und mild,
Hoch auf dem Regenbogen
Ein andres Frauenbild.
Ein Kindlein in den Armen
Die Wunderbare hält,
Und himmlisches Erbarmen
Durchdringt die ganze Welt.
Da in den lichten Räumen
Erwacht das Menschenkind,
Und schüttelt böses Träumen
Von seinem Haupt geschwind.
Und, wie die Lerche singend,
Aus schwülen Zaubers Kluft
Erhebt die Seele ringend
Sich in die Morgenluft.
Joseph Freiherr von Eichendorff
(Auf meines Kindes Tod)
Pauvre pêcheur,
Maintenant et à l'heure
De ce dimanche,
Ainsi soit-il.
Et je m'en reviens de l'eau
Les rames haut
Sonnant comme des heures
Au beau dimanche,
Ainsi soit-il.
La voile a coulé dans l'eau,
Mon beau bateau,
Maintenant sonne l'heure
D'un beau dimanche,
Ainsi soit-il.
Or la voile, l'aient les tailleurs,
Aussi la mer,
Alors que sonne l'heure
D'un beau dimanche,
Ainsi soit-il.
Un dimanche est dans mon coeur,
Pauvre pêcheur,
Maintenant et à l'heure
De ce dimanche,
Ainsi soit-il.
(Max Elskamp)
MfG
kiiwii
Kornfelder stehen leer und ohne Blick;
Wir wissen: eines von den nächsten Wettern
Bricht unserm müden Sommer das Genick.
Die Ginsterschoten knistern. Plötzlich wird
Uns all das fern und sagenhaft erscheinen,
Was heut wir in der Hand zu halten meinen,
Und jede Blume wunderbar verirrt.
Bang wächst ein Wunsch in der erschreckten Seele:
Daß sie nicht allzu sehr am Dasein klebe,
Daß sie das Welken wie ein Baum erlebe,
Daß Fest und Farbe ihrem Herbst nicht fehle.
Herrmann Hesse
Mais lors voici qu'un oiseau chante,
Dans une pauvre cage en bois,
Mais lors voici qu'un oiseau chante
Sur une ville et tous ses toits,
Et qu'il dit qu'on le voit le monde
Et sur la mer la pluie tomber,
Et des voiles s'en aller rondes,
Sur l'eau si loin qu'on peut aller.
Puis voix dans l'air plus haut montée,
Alors voici que l'oiseau dit
Que tout l'hiver s'en est allé
Et qu'on voit l'herbe qui verdit,
Et sur les chemins la poussière
Déjà, et les bêtes aussi,
Et toits fumant dans la lumière
Que l'on dirait qu'il est midi,
Et puis encore sa voix montée,
Que l'air est d'or et resplendit,
Et puis le bleu du ciel touché
Qu'il est ouvert le paradis.
Max Elskamp
MfG
kiiwii
meine äpfel und birnen zu stehlen gedenken,
ersuche ich höflichst, bei diesem vergnügen
wo möglich insoweit sich zu beschränken,
daß sie daneben auf den beeten
mir die wurzeln und erbsen nicht zertreten.
t. storm
aber meine französische Zunge (honi suit qui male pense) ist nicht so gut....
Zunge = Lingua = Sprache... bevors Rückfragen gibt :_)
Noch nicht begann ich wort und tat der erde
Was mich zum menschen macht.. nun naht das jahr
In dem ich meine neue form bestimme.
Ich wandle mich doch wahre gleiches wesen
Ich werde nie wie ihr: schon fiel die wahl.
So bringt die frommen zweige und die kränze
Von veilchenfarbenen von todesblumen
Und tragt die reine flamme vor: lebt wohl!
Schon ist der schritt getan auf andre bahn
Schon ward ich was ich will. Euch bleibt beim scheiden
Die gabe die nur gibt wer ist wie ich:
Mein anhauch der euch mut und kraft belebe
Mein kuss der tief in eure seelen brenne.
(St.George)
›Karges leben! drang und hunger überall!
Fülle fehlt!‹
Speicher weiss ich über jedem haus
Voll von korn das fliegt und neu sich häuft –
Keiner nimmt ..
Keller unter jedem hof wo siegt
Und im sand verströmt der edelwein –
Keiner trinkt ..
Tonnen puren golds verstreut im staub:
Volk in lumpen streift es mit dem saum –
Keiner sieht.
(S.G.)
Wozu dies Grämen und Härmen?
Man lebt sich ineinander ein,
Auch ohne viel zu schwärmen;
Wie manche nahm schon ihren Mann,
Daß sie nicht sitzen bliebe,
Und dünkte sich im Himmel dann
Und – alles ohne Liebe.«
Jung-Else hört's. Sie schloß das Band,
Das ewge, am Altare,
Und lächelnd nahm des Gatten Hand
Den Kranz aus ihrem Haare;
Ihr war's, als ob ein glühend Rot
Sich auf die Stirn ihr schriebe,
Sie gab ihr Alles, nach Gebot,
Und – alles ohne Liebe.
Der Mann ist schlecht: er liebt das Spiel
Und guten Trunk nicht minder,
Sein Weib zu Hause weint zu viel,
Und ewig schrein die Kinder;
Spät kommt er heim, er kost, er schlägt,
Nachgiebig jedem Triebe;
Sie trägt's, wie nur die Liebe trägt,
Und – alles ohne Liebe.
Sie wünscht sich oft, es wär vorbei,
Wenn nicht die Kinder wären,
So aber sucht sie stets aufs neu
Zum Guten es zu kehren;
Sie schmeichelt ihm, und ob er dann
Auch kalt beiseit sie schiebe,
Sie nennt ihn »ihren liebsten Mann«
Und – alles ohne Liebe.
(Fontane)
- Ihr Kinn und Mund glich seinem Rand -,
So leicht und sicher war ihr Gang,
Kein Tropfen aus dem Becher sprang.
So leicht und fest war seine Hand:
Er ritt auf einem jungen Pferde,
Und mit nachlässiger Gebärde
Erzwang er, dass es zitternd stand.
Jedoch, wenn er aus ihrer Hand
Den leichten Becher nehmen sollte,
So war es beiden allzu schwer:
Denn beide bebten sie so sehr,
Dass keine Hand die andre fand
Und dunkler Wein am Boden rollte.
H. v. H.
Nun ist er endlich kommen doch
in grünem Knospenschuh.
»Er kam, er kam ja immer noch«,
die Bäume nicken sich's zu.
Sie konnten ihn all erwarten kaum,
nun treiben sie Schuß auf Schuß;
im Garten der alte Apfelbaum
er sträubt sich, aber er muß.
Wohl zögert auch das alte Herz
und atmet noch nicht frei,
es bangt und sorgt: »Es ist erst März,
und März ist noch nicht Mai.«
O schüttle ab den schweren Traum
und die lange Winterruh',
es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wag's auch du!
(Th.F.)
Ich habe jetzt einiges gelesen und frage den Oberdruiden! Was gibt einem Menschen so ein Satzgestammel? Ich bitte um zeitnahe Klärung!
Des Abends weint ich; jetzt, da ich älter bin,
Beginn ich zweifelnd meinen Tag, doch
Heilig und heiter ist mir sein Ende.
(F.H.)
Ging ich den Felsenweg, den schroffen, grauen,
Hernieder dann zu winterhaften Auen,
Unruh'gen Sinns, zur nahen Flucht gewillet.
Auf einmal schien der neue Tag enthüllet:
Ein Jüngling kam, ein Himmel anzuschauen,
So musterhaft wie jene großen Helden
Der Dichterwelt. Mein Sehnen war gestillet.
Doch wandt ich mich hinweg und ließ ihn gehen
Und wickelte mich enger in die Falten,
Als wollt ich trutzend in mir selbst erwarmen,
Und folgt ihm doch! Er stand. Da wars geschehen!
In meiner Hülle konnt ich mich nicht halten,
Die warf ich weg: er lag in meinen Armen!
Und sich die Ansicht wieder verschönt und sich
An Bergen, wo die Bäume grünen,
Hellere Lüfte, Gewölke zeigen,
O! Welche Freude haben die Menschen! froh
Gehn an Gestaden Einsame, Ruh und Lust
Und Wonne der Gesundheit blühet,
Freundliches Lachen ist auch nicht ferne.
(F.H.)
Und der Jüngling, Apoll, heilend, begeisternd wie du.
Und du bist mir wie sie, als hätte der Seligen Einer
Mich ins Leben gesandt, geh ich, es wandelt das Bild
Meiner Heldin mit mir, wo ich duld und bilde, mit Liebe
Bis in den Tod, denn dies lernt' ich und hab ich von ihr.
Laß uns leben, o du, mit der ich leide, mit der ich
Innig und gläubig und treu ringe nach schönerer Zeit.
Sind doch wirs! und wüßten sie noch in kommenden Jahren
Von uns beiden, wenn einst wieder der Genius gilt,
Sprächen sie: Es schufen sich einst die Einsamen liebend
Nur von Göttern gekannt ihre geheimere Welt.
Denn die Sterbliches nur besorgt, es empfängt sie die Erde
Aber näher zum Licht wandern, zum Äther hinauf
Sie, die inniger Liebe treu und göttlichem Geiste
Hoffend und duldend und still über das Schicksal gesiegt.
Und seitab liegt die Stadt;
Der Nebel drückt die Dächer schwer,
Und durch die Stille braust das Meer
Eintönig um die Stadt.
...ein Jambus (das war immer ein Krampf in Deutscharbeiten, ist das ein Jambus oder ein Daktylus oder ein Trochäus,...)
P. S.: Zombi, Messerjocke fande ich als ID eigentlich interessanter. Bin aber gespannt auf die nächste ! :;)
Mich stumm an deinem heilgen Wert vergnuege,
Dann hoer ich recht die leisen Atemzuege
Des Engels, welcher sich in dir verhuellt.
Und ein erstaunt, ein fragend Laecheln quillt
Auf meinem Mund, ob mich kein Traum betruege,
Dass nun in dir, zu ewiger Genuege,
Mein kuehnster Wunsch, mein einzger, sich erfuellt?
Von Tiefe dann zu Tiefen stuerzt mein Sinn,
Ich hoere aus der Gottheit naechtger Ferne
Die Quellen des Geschicks melodisch rauschen.
Betaeubt kehr ich den Blick nach oben hin,
Zum Himmel auf - da laecheln alle Sterne;
Ich kniee, ihrem Lichtgesang zu lauschen.
(E.M.)
Vom Meer erstrahlt;
Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer
In Quellen malt.
Ich sehe dich, wenn auf dem fernen Wege
Der Staub sich hebt;
In tiefer Nacht, wenn auf dem schmalen Stege
Der Wandrer bebt.
Ich höre dich, wenn dort mit dumpfem Rauschen
Die Welle steigt;
Im stillen Haine geh ich oft zu lauschen,
Wenn alles schweigt.
Ich bin bei dir, du seist auch noch so ferne,
Du bist mir nah!
Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne.
O wärst du da!
(J.W.G.)
sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie
hinheben über dich zu andern Dingen?
Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas
Verlorenem im Dunkel unterbringen
an einer fremden stillen Stelle, die
nicht weiterschwingt,wenn deineTiefen schwingen.
Doch alles, was uns anrührt, dich und mich,
nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.
Auf welches Instrument sind wir gespannt?
Und welcher Spieler hat uns in der Hand?
O süßes Lied.
R.M.R
bin ich so sanft erwacht.
Ich dachte, ich würde schweben.
Bis wohin reicht mein Leben,
und wo beginnt die Nacht?
Ich könnte meinen, alles
wäre noch Ich ringsum;
durchsichtig wie eines Kristalles
Tiefe, verdunkelt, stumm.
Ich könnte auch noch die Sterne
fassen in mir, so groß
scheint mir mein Herz; so gerne
ließ es ihn wieder los
den ich vielleicht zu lieben,
vielleicht zu halten begann.
Fremd, wie niebeschrieben
sieht mich mein Schicksal an.
Was bin ich unter diese
Unendlichkeit gelegt,
duftend wie eine Wiese,
hin und her bewegt,
rufend zugleich und bange,
daß einer den Ruf vernimmt,
und zum Untergange
in einem Andern bestimmt.
RMR