Thierse äußert Verständnis für Bonusflüge


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Neuester Beitrag: 05.08.02 19:34
Eröffnet am:03.08.02 15:33von: TK-ONEAnzahl Beiträge:40
Neuester Beitrag:05.08.02 19:34von: Chris73Leser gesamt:2.580
Forum:Börse Leser heute:3
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505 Postings, 8973 Tage TK-ONE@ Quigley

 
  
    #26
04.08.02 00:54
wirklich gut gepostet hast.

Wenn Du jetzt noch das kopieren der Ziatate
aus www.nicht-regierungsfaehig.de unterlässt :-) dann geb ich Dir nen Stern.
Für den eröffneten Thread hast nen schwarzen verdient weils SPD Werbung ist.
Ich könnt ihn Dir heut verpassen...willst ihn ??? *g*

Gruss TK  

396 Postings, 8539 Tage Quigley@ TK

 
  
    #27
04.08.02 02:36
nun, nachdem ich bereits an diesem Wochenende mehrere Jubilare hatte:

50tes Posting, wenns so weiter geht auch das 100ste..
und meine zwei Grünen (die ersten beiden),

würde der Schwarze noch förmlich dazu passen.

Allerdings hab ich vorhin noch gelesen, das ein Schwarzer was negatives ist ... Von daher will ich gerne drauf verzichten oder soll ich das eventuell auch als SPD Werbung verstehen?

Ich versuche auch schon weniger Werbung für die SPD zu machen, aber was soll ich sonst tun um Stoiber zu vermeiden? Es sind halt die Quellen meines Wissens, so wie für andere die Volkszeitung :o)

Am Ende wird gar stottern zur Pflicht und ich habs mir in meiner Kindheit umsonst abgewöhnt...sorry da gehts wieder mit mir durch...

*grins*

Gute Nacht bis zur nächsten Diskussion :o)

Quigley

 

1147 Postings, 8223 Tage wettyWas vielleicht noch zu beachten waere

 
  
    #28
04.08.02 11:11

MdB verdienen, gemessen an deren Leistungsbereitschaft relativ wenig Geld. Das gilt insbesondere fuer die bekannteren.

z.b. Gysie, der verdient nachdem er nun seine Aemter niedergelegt hat, mit Sicherheit min das dreifache oder mehr als Anwalt.
Im Allgemeinen gilt das wohl fuer alle MdB. Denn wer faehig genug ist in den Bundestag zu kommen, der kann auch in nahezu beliebigem Unternehmen Kariere machen.

Wer also aufs Geld aus ist wird nicht Politiker, zumindest nicht in Deutschland.
Sollte man zumindest meinen.



mfg  

14012 Postings, 9031 Tage TimchenWas vielleicht noch zu beachten waere ,

 
  
    #29
04.08.02 11:28
wenn Gysi als Anwalt nichts leistet,
verdient er sehr schnell von heute auf morgen
gar nichts mehr.

Wenn du als Politiker nichts leistest (siehe Scharping),
kriegst du noch sehr lange dein Gehalt und zum Abschied
noch eine fette Abfindung und eine staatliche Rente,
von der jeder Anwalt nur träumen kann.

Das Ausnutzen der Bonusmeilen trotz eines Verbots
des Komikers Thierse ist schlichtweg Unterschlagung.
In jeder Firma wird das bei Bekanntwerden entsprechend
gehandhabt (Entlassung), ausser der Firmenchef ist ein
Komiker und möchte das Arbeitsklima (besonders bei den
Mitarbeitern, die sich an die Regelungen gehalten haben)
noch weiter verschlechtern.

Komischerweise hat man in unserer Gesellschaft vor einer Generation noch
verlangt, daß Politiker und Stars Vorbilder für die Gesellschaft und besonders
für die Jugend sind. Ich glaube, dass sich daran noch nichts geändert hat.
Das lässt nichts Gutes erwarten.  

14 Postings, 8158 Tage Chris73Leistung

 
  
    #30
04.08.02 11:30
@wetty

ich bezweifle, dass jedes MdB sein/ihr Geld wert ist. Sicherlich...die bekannten Spitzenpolitiker mögen den Biss haben als Anwalt o. in der Wirtschaft (schon aufgrund ihrer alten Kontakte) gutes Geld zu verdienen.
Das Gros der Hinterbänkler sind aber oftmals Lehrer, Verwaltungsbeamte der mittleren/oberen Ebene....(Stichwort: Verbeamtung der Parlamente)...die dürften auf ihren alten Posten wohl nicht sowiel verdienen. Mir persönlich fehlt auf jeden Fall eine Art Leistungskontrolle der Abgeordneten...bisher sind mir die Hinterbänkler sehr suspekt.

Bei der Betrachtung der Besoldung sollte man auch die üppigen Übergangsgelder und Pensionen sehen (Auch bei kurzer Amtszeit), oder wer von euch geht ab 55 in Rente ?    

396 Postings, 8539 Tage Quigley@ tinchen

 
  
    #31
04.08.02 12:41
Guten Morgen :o)

wenn ich das so lese, muss ich doch gleich wieder was drauf schreiben..tztztz

snip*******
In jeder Firma wird das bei Bekanntwerden entsprechend
gehandhabt (Entlassung), ausser der Firmenchef ist ein
Komiker und möchte das Arbeitsklima (besonders bei den
Mitarbeitern, die sich an die Regelungen gehalten haben)
noch weiter verschlechtern.
snip*******

Wie ich schon mehrmals in den verschiendensten Threads gesagt hatte:
a) wir werden das Ausmass nicht erfahren, weil so ziemlich jeder 2te (meine Meinung) der Politiker Bonusmeilen privat genutzt/geliehen oder was auch immer damit gemacht hat.
b) wenn ich damit nur annähernd recht habe, dann scheidet Deine patriarchische Vorgehensweise als Cheffe ( "ich schmeiss euch alle raus :o) ) damit aus !
Oder bei dir hat jemand das Werkzeug vergessen...
c) das Arbeitsklima verschlechtert sich nicht, wenn man eine freiwillige Abmachung des nicht nutzens von Meilen in eine generelle legalisierirung des selbigen Themas wandelt. Wie MadChart es bereits gesagt hattegibts da noch eine Hürde zu meistern:

snip*****
Aber solange Otto Normalverbraucher jede Kleinigkeit als geldwerten Vorteil versteuern muss, sind solche Vorschlaege schwer vermittelbar, da vom einfachen Buerger als ungerecht empfunden.
snip*****

snip*****
Komischerweise hat man in unserer Gesellschaft vor einer Generation noch
verlangt, daß Politiker und Stars Vorbilder für die Gesellschaft und besonders
für die Jugend sind. Ich glaube, dass sich daran noch nichts geändert hat.
Das lässt nichts Gutes erwarten
snip*****

Bereits Aristokrates hat gesagt, dass die Jugend von heute nicht mehr das ist, was sie früher einmal war ...
Noch so eine konstante im Leben...wird sich nicht ändern, musst Du mit leben :o)

Gruß,

Quigley  

396 Postings, 8539 Tage Quigleyups...soll timchen heissen...*grins* o.T.

 
  
    #32
04.08.02 12:47

8332 Postings, 8741 Tage maxperformancechris73

 
  
    #33
04.08.02 12:50
das hast Du sehr gut erkennt.
Aufgrund der Verbamtung der Parlamente
werden wir auch nie entscheidende Reformen
(in Sozial- Gesunheits- und Bildungssystem)
erleben, die Beamtenlobby weiß alles
zu verhindern. Der Bock ist der Gärtner!

@Quigley: Sehr erheiternd:
"Ich frag mich aber wenn die Menschen wirklich so unzufrieden sind mit Ihrern Politikern, warum sie sich nicht selber mal politisch engagieren. Aber ist warscheinlich auch zuviel verlangt..."

WER hat denn Zeit sich politisch zu engagieren?
Lehrer

"Mit den Politikern ist es ein bisschen wie mit den Beamten: Alle beneiden sie um Ihre Privilegien aber machen will es doch lieber keiner. Warscheinlich aus moralischen Gründen. Der Bundesbürger möchte sein Geld lieber mit ehrlicher Arbeit verdienen, wie er das immer schon gemacht hat."

DER Fließbandarbeiter oder die Verkäuferin wäre sicher auch gerne verbeamtet
mit garantiertem Arbeitsplatz bis zur Pensionierung und einer garantierten Pension von 2.500€ bei Rücktritt (wie Özdemir), wenn man bei einem Kavaliersdelikt erwischt wird. ("hab 2 Kaffee nicht bezahlt aber trage die Konsequenzen und beende meine Karierre")

Vergessen wir mal nicht die Möglichkeiten und Risiken die Beamte und v.a. Politiker im Gegensatz zu Ihren Geldgebern haben.

Meine Forderung: Verbeamtung nur noch für Leute, die für unseren Staat  
hoheitliche Aufgaben übernehmen und die Knochen hinhalten (BGS, Polizei etc..)
der Rest soll arbeiten gehen...  

14012 Postings, 9031 Tage Timchen@Quigley

 
  
    #34
04.08.02 17:44
Seit wann ist gleiches Recht für alle eine patriarchische Einstellung. ?
Wenn es firmenseits verboten ist, dann ist es eine Unterschlagung und
es muss reagiert werden, wenn sich das Unternehmen nicht unglaubhaft
machen will.
Wenn es jeder zweite in der Firma tut, dann sitzen an den entsprechenden
Prüfstellen leider nur Eierköpfe. Jede Firma sollte wissen,
wie oft ein Mitarbeiter dienstlich unterwegs ist. Und dementsprechend
musste er seine Meilen auch abliefern.
Ich habe auch eine Zeit lang in einer staatlichen Forschungseinrichtung
gearbeitet und dort war es auch verbindlich, dass man seine
Freimeilen für dienstliche Zwecke einsetzte.
Ich habe es auch erlebt, daß Leute gehen mussten (nach Abmahnung allerdings)
wegen verbotenem Surfen im Internet oder wegen Annehmens von Geschenken
als Verantwortlicher für den Einkauf (diesmal allerdings ohne Abmahnung).

Wenn es denn nicht so schlimm wäre, dann bräuchte man es vorher nicht zu
verbieten. Dann dürften es auch die ehrlichen Mitarbeiter auch tun.

 

396 Postings, 8539 Tage QuigleyTimchen

 
  
    #35
04.08.02 19:08
die Sache ist die, es wurde nie verboten!
Es gab lediglich eine freiwillige "Regelung".
Ich stimme Dir zu, dass in diesem Fall an den entsprechenden Stellen nur Eierköpfe gesessen haben.
Denn, wenn ich weiss, dass Menschen hinter ihrem eigenen Profit hinterher sind, und das weiss die Menschheit seit sie die Bäume verlassen hat, dann hätte von vorn herein eine ordentliche Regelung hergemusst.

Wenn aber eine Reisestelle die persönliche Miles&More Kartennummer samt PIN einfordert, dann kann ich beim besten Willen nicht von einer logischen, rationalen oder gar durchdachten Lösung sprechen und brauche mich dann auch nicht zu wundern, wenn es zu einem scheinbaren Missbrauch kommt !!

Dazu noch ein Volk das zu Hälfte aus Päpsten besteht und nur auf einen solchen Skandal wartet und die SOAP ist perfekt.

Das ist der Moment, wo ein ordentlcher Wahlkampf zur Farce und zum Soziotainment wird.

Fehlt nur noch, dass Arabella Kiesbauer und Stefan Raab in die PR Mannschaften irgend einer Partei aufgenommen werden...

BTW. in den meisten, größeren Unternehmen ist es den MA gegönnt die Meilen privat zu nutzen....ach was red ich denn...wie oft denn noch...

Gruß,

Quigley

 

14 Postings, 8158 Tage Chris73Quigly

 
  
    #36
04.08.02 20:38
--> BTW. in den meisten, größeren Unternehmen ist es den MA gegönnt die Meilen privat zu nutzen....ach was red ich denn...wie oft denn noch...  <--


Punkt ist aber auch dass es sich um Steuergelder handelt. In einem Unternehmen um das Geld der Aktionäre, bzw. der Eigentümer.  

79561 Postings, 9158 Tage Kickyder Politiker wird zum Niederwild der Medien

 
  
    #37
05.08.02 00:40
Wir erleben eine bedrückende Selbstverzwergung des Politikers. Es ist – zum Wegschauen. Und natürlich lädt das ein zu genau dem, was jetzt den Wahlkampf überlagert. In der Bonusmeilenaffäre wird der Politiker zum Niederwild der Medien. Man sollte im Reichstag einen Hasen anstelle des Adlers aufhängen. Man mag sich gar nicht ausmalen, wie Politiker zu Dutzenden in ihren Büros sitzen und Flugtickets sortieren, hoffend, dass sie nicht oder nicht zu oft, und was soll ich denn sagen, aber vielleicht werde ich ja nicht erwischt.

Und keiner tritt heraus und sagt: No, Sir! So geht das hier nicht. Politik ist zu wichtig, um sich von sowas verpimpfen zu lassen
. Wir haben Großes vor, also lasst uns mit diesen Kleinigkeiten in Ruhe. Wer sich über viele Jahre klein gemacht hat, der kann jetzt schwerlich als ganzer Mann und als ganze Frau vor die Kameras treten und sagen: Politik ist ein wichtiger und ehrbarer Beruf. Seit langem ducken sich die Bundestagsabgeordneten weg. Ihre Angst vor dem Vorwurf der Selbstbereicherung ist durchaus größer als ihre Gier nach erhöhten Diäten. Seit vielen Jahren traut sich keiner von diesen Medienhelden und Verantwortungsakrobaten zu sagen, wie es ist: Politiker verdienen im Durchschnitt zu wenig, gemessen an Quantität und Qualität ihrer Jobs und gemessen daran, dass sie – spätestens – alle vier Jahre ohne Begründung entlassen werden können, vom Wähler. Zu sehr fürchten sie sich vor dem Argument, das Volk darbe, während sie sich die Taschen vollstopften.

Angst ist der wichtigste Berater unserer Politiker, sowohl bei den Affären wie auch beim Wahlkampf. Und am Grunde dieser Selbstverzwergung des Politischen, wie auch an der Stagnation des Landes, sitzt das Vorurteil von der großen, bösen Politik und dem armen, arbeitsamen Volk. Die quengelige Grundmelodie unserer politischen Kultur lautet: Wenn die da oben es sich so gut gehen lassen, dann sind wir 80 Millionen hier unten erst recht nicht bereit, irgendwelche Zumutungen auf uns zu nehmen. Dieser moralinen Mär tritt die Politik kaum je entgegen. Solange sie das nicht tut, wird sie zur Führung unfähig bleiben. Wo das endet? In dieser kollektiven Desorientierung.
...Braucht ein Land Führung? Eher doch. Zumindest braucht es die, die all dem Gerede und Gewese Kontur geben. Sonst versuppt eine Gesellschaft. In diesem Sommer des Wahlkampfes und der nicht enden wollenden Wirtschaftskrise..
http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/04.08.2002/155669.asp  

42940 Postings, 8620 Tage Dr.UdoBroemmeDas System der Bonusmeilen.

 
  
    #38
1
05.08.02 01:10
Alles auf eine Karte

FTD             Von Jenny Genger, Nicola de Paoli, Christian Baulig, Hamburg, und Jens
             Flottau, München Mitarbeit: Jörn Paterak, Harald Ehren

             02.08.2002

             Freitagabend, Flughafen Frankfurt, Terminal 1. Am Flugsteig für die
             Maschine nach Hamburg hängt eine Traube grauer Anzüge mit
             Aktenkoffern. Die Herren wollen nach Hause, aber der Lufthansa-Airbus ist
             voll. Aufgeregt reden sie auf die Dame am Check-in-Schalter ein und
             wedeln mit ihren Pappkarten aus dem Ticketautomaten, die wie
             Bordkarten aussehen, ihnen aber dennoch keinen Zutritt zum Flugzeug
             verschaffen.

             Bis sich ein Nadelstreif von hinten durch die Menge schiebt und cool seine
             goldene Senator-Karte zückt. Die Lufthansa-Dame schiebt eine Bordkarte
             über den Tresen, und der Mann verschwindet in der Gangway –
             den Neid der anderen im Rücken.

             Die Szene spielt sich so oder ähnlich täglich zigfach ab. Meilensammeln ist
             für Manager zur Prestigesache geworden. Mitarbeiter entwickeln eine
             ungeahnte Kreativität, um Flüge mit der Lufthansa zu rechtfertigen. Fürs
             Ansehen und fürs Privatvergnügen, denn kaum eine dienstlich gesammelte
             Meile wird für Geschäftsreisen genutzt. Dass die
             „Freiflug-Affäre“ Berliner Politiker an dieser Praxis etwas
             ändert, ist unwahrscheinlich, denn die Fluggesellschaft hat das Netz so
             geschickt geflochten, dass niemand ein großes Interesse daran hat, die
             geltende Praxis zu ändern.

             Die Sammelwut der deutschen Angestelltenschaft hat Miles & More binnen
             neun Jahren zum größten Bonusprogramm Europas werden lassen. Mehr
             als 6,5 Millionen Menschen besitzen die Plastikkarte mit dem
             Kranich-Symbol. Sammeln kann man bei 34 Fluggesellschaften, einem
             Dutzend Hotelketten, einer Hand voll Autovermieter und zig weiteren
             Partnern: Wer einen Audi A6 als Dienstwagen ordert, kassiert ebenso eine
             Gutschrift wie der Käufer eines Colliers bei Juwelier Christ.

             50 000 Meilen in einem Kalenderjahr machen den Lufthansa-Kunden zum
             Frequent Traveller, 150 000 Meilen machen ihm zum Senator. Mit diesem
             Status kann er aus dem Vollen schöpfen: Für 35 000 Meilen bringt ihn
             Lufthansa nach Teneriffa, 65 000 Meilen kostet ein Wochenende im
             Adlon-Hotel, eine Sachertorte wird für 20 000 Meilen frei Haus geliefert.
             Woher die Meilen stammen, spielt keine Rolle.

             Der Anreiz, dienstlich erworbene Meilen für solche Goodies zu nutzen, ist
             groß. Gerade einmal die Hälfte der 500 größten deutschen Unternehmen
             schreibt ihren Mitarbeitern in Reiserichtlinien oder im Arbeitsvertrag vor,
             Bonusmeilen für Geschäftsreisen dienstlich zu nutzen. In der
             Praxis wird das aber so gut wie gar nicht kontrolliert, sagt
             Ravindra Bhagwanani. Sein Beratungsunternehmen Global Flight
             Management berät Unternehmen und Fluggesellschaften bei
             Vielfliegerprogrammen.

             Den Konzernen geht durch diese Nachlässigkeit bares Geld verloren. Der
             Bundestag gibt an, er habe im vergangenen Jahr 383 000 Euro gespart,
             dadurch dass gesammelte Meilen der Abgeordneten für Dienstreisen
             eingesetzt wurden. Große Firmen können durch Nutzung von
             Bonusmeilen für Geschäftsreisen leicht mehrstellige Millionenbeträge
             sparen, sagt Meilenexperte Bhagwanani. Bei internationalen
             Flügen können durch den Einsatz der Treueprämie die Ticketpreise um
             rund zehn Prozent reduziert werden.

             Bei den Reisebeauftragten der Großunternehmen sind die
             Vielfliegersysteme schon lange umstritten: Wir würden den
             Fluggesellschaften auf den Knien danken, wenn sie die
             Individualbonusprogramme abschafften, sagt Michael Kirnberger,
             Präsident des Verband Deutsches Reisemanagement (VDR). Stattdessen
             sollten die Airlines die Preise für ihre Tickets senken.

             Das lehnt die Lufthansa genauso kategorisch ab wie die Forderung nach
             getrennten Konten für private und dienstliche Meilen: Dafür sehen
             wir keine Veranlassung, sagt ein Sprecher der Fluggesellschaft.
             Die Konten seien so durchsichtig, dass eine Verwechslung zwischen privat
             und dienstlich erworbenen und genutzten Meilen ausgeschlossen sei.

             Ein Einlenken wäre für die Airlines teuer. Der Lufthansa würde ein
             mehrstelliger Millionenumsatz verloren gehen, wenn sie den Einfluss auf
             die Reiseentscheidung von Angestellten verlöre, schätzt Georg Tacke,
             Partner der Bonner Beratungsgesellschaft Simon Kuche und Partners.

             Dass kaum ein Unternehmen die Meilen seiner Mitarbeiter erfasst, ist Teil
             des Kalküls, das die Fluggesellschaften verfolgen. Die Kontrolle ist den
             meisten Firmen zu aufwändig. Wir vertrauen unseren
             Mitarbeitern, sagt eine Sprecherin des Siemens-Konzerns, der
             seine Angestellten anhält, auf Geschäftsflügen gesammelte Meilen nur für
             dienstliche Zwecke zu verwenden.

             DaimlerChrysler hat ähnliche Richtlinien. Dass Mitarbeiter gezielt
             Lufthansa-Flüge buchen, um ihren Vielfliegerstatus zu verbessern, schließt
             ein Sprecher aus. Man habe schließlich ein zentrales Reisebüro.
             Flüge werden grundsätzlich nur nach den günstigsten Tarifen
             ausgesucht.

             Von wegen. Vielfliegerprogramme wie Miles & More setzen jedes Streben
             nach Kostensenkung wirkungsvoll außer Kraft. Die
             Kundenbindungsprogramme der Fluggesellschaften setzen an allen
             relevanten Stellen der Reiseplanung an, sagt
             Unternehmensberater Tacke.

             O Angestellte legen Termine so, dass sie mit dem günstigeren
             Lufthansa-Konkurrenten nicht zu erreichen sind. Wem nur noch ein paar
             Meilen zum Frequent-Traveller-Status fehlen, besucht doch noch den
             Fachkongress in London, der sich im vergangenen Jahr eigentlich als
             wenig ergiebig erwiesen hat.

             O Reisestellen binden sich zumeist durch Firmenprogramme an
             Fluggesellschaften und erhalten dafür Rabatte oder Provisionen.

             O Reisestellenleiter und Controller, die Reisekosten dämpfen sollen, haben
             im Grunde auch kein Interesse an einer strikten Trennung von dienstlichen
             und privaten Meilen. Denn ihre Meilenkontos gehören oft zu den dicksten
             im Betrieb.

             Die Fluggesellschaften, die Geschäftskunden mit ihren Programmen locken,
             nehmen es nicht nur billigend in Kauf, dass diese gegen Reiserichtlinien
             der Unternehmen verstoßen. Sie fördern es sogar: Die Lufthansa führt für
             die ausgegebenen Meilen freiwillig eine Steuerpauschale ab. Damit ist der
             Kunde beim Einlösen des Bonus davon befreit, seinen geldwerten Vorteil
             beim Finanzamt anzugeben.

             Dieses clevere System hat sich Robert Crandall erdacht. Der ehemalige
             Chef von American Airlines (AA) fand Anfang der 80er Jahre heraus, dass
             fünf Prozent seiner Kunden für 40 Prozent des Umsatzes sorgten. Diese
             Vielflieger erhielten Meilen, die sie zunächst nur für AA-Flüge, später auch
             gegen andere Prämien einlösen konnten. Delta, TWA und United Airlines
             folgten mit ähnlichen Programmen.

             Sogar die Deutsche Bahn zieht jetzt mit dem
             Comfort-Programm nach: Für jeden Euro des
             Fahrkartenpreises wird ein Punkt gutgeschrieben. Wer 2000 Punkte
             erreicht, darf spezielle Wartezonen nutzen und hat in ausgebuchten
             Zügen die Chance auf einen Sitzplatz. Parallel ködert das
             Staatsunternehmen auch mit Lufthansa-Meilen. Wer für bestimmte
             ICE-Züge oder den Metropolitan ein Erster-Klasse-Ticket bucht, bekommt
             500 Meilen gutgeschrieben.

             Das alles soll die Kundenbindung erhöhen. Für Lufthansa und
             andere Airlines ist es sinnvoll, die Wechselkosten für Kunden zu anderen
             Gesellschaften so hoch wie möglich zu halten, sagt Bernd W.
             Wirtz, Betriebswirtschaftsprofessor an der Privat-Universität
             Witten/Herdecke. Je dicker das Meilenkonto, desto geringer die
             Wechselwahrscheinlichkeit.
             Die Lufthansa macht sich das Prestigestreben ihrer Kunden geschickt
             zunutze. Die Senator-Karte wurde als eine Art Adelstitel
             gesehen, sagt ein ehemaliger Mitarbeiter der
             Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC. Berufseinsteiger waren beeindruckt,
             nach kurzer Zeit auf ihren Flügen zwischen den Vorständen großer
             Unternehmen zu sitzen. Sie durften die eleganten Lounges am Flughafen
             benutzen, bekamen selbst auf Spontanreisen noch garantiert einen Platz
             in der Business Class.

             Dieser Effekt kann am Ende sogar dem Unternehmen nützen, sagt Klaus
             Dingeldey von der Unternehmensberatung Dr. Fried und Partner:
             Die Meilen sind ein hoher Motivationshebel für die
             Mitarbeiter.

<img  

882 Postings, 8473 Tage SnagglepussNetter Thread

 
  
    #39
05.08.02 06:03
ich habe noch ne Frage.
Bin ich auch ein Staatsfeind, arme Bildzeitungsleserbetrüger
oder schäbiger Meinemscheffindietaschegreifer, wenn
ich mit der Lusthansa fliege und aus Dummheit/Ignoranz
meine Senator Card zuhause vergessen habe und dann, Gipfel
der Dummheit/Ignoranz auch noch die Boarding Card versaubeutele?

Fragen über Fragen

Grüsse Pussy
 

14 Postings, 8158 Tage Chris73netter Artikel....

 
  
    #40
05.08.02 19:34
"... Stoiber, Schröder und Fischer, versprechen, dass alle sauber werden und niemand nass. So agieren sie nicht, weil sie nicht wüssten, was zu tun ist, um die Stagnation zu überwinden. Sie wissen es und haben mit Ausnahme von PDS und FDP darüber auch keine nennenswerten Meinungsverschiedenheiten. ..."

"...Nur das wissen sie nicht: Wie man die unausweichlichen Reformen im Gesundheitswesen, bei der Rente, auf dem Arbeitsmarkt angehen soll, ohne die Macht zu verlieren. Die Politik empfindet ihre Bürger als genauso unberechenbar wie die Wirtschaft ihre Kunden. Darum treten Schröder und Stoiber den Wählern nicht offen gegenüber, sie schleichen ums Wahlvolk herum, hören rein, wie die Stimmung so ist, wie man es denn gerne hätte, was man hören möchte. ..."

"...Nur eines ist gewiss in diesem Wahlkampf. Dass sich kein Politiker traut, die Bürger herauszufordern, ihnen die Zumutungen zu nennen, die so oder so kommen. Keiner holt sich ein Mandat für echte Reformen. ..."

"...Seit vielen Jahren traut sich keiner von diesen Medienhelden und Verantwortungsakrobaten zu sagen, wie es ist: Politiker verdienen im Durchschnitt zu wenig, gemessen an Quantität und Qualität ihrer Jobs und gemessen daran, dass sie – spätestens – alle vier Jahre ohne Begründung entlassen werden können, vom Wähler. Zu sehr fürchten sie sich vor dem Argument, das Volk darbe, während sie sich die Taschen vollstopften. ..."


Ein Politiker wäre meiner Meinung nach nur sein Geld wert wenn er den Mut findet vielen Leuten richtig weh zu tun...und nicht die Probleme bis zum letzten aufschiebt (siehe Rentenreform unter Kohl). Das würde wenigstens etwas Führungsstil bedeuten...
 

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