Stunde der Fundamentalanlage rückt näher

Noch dürfte der Crash nicht vorbei sein. So viel vorweg. Trotzdem tuen sich jetzt schon Schnäppchen auf, das einem das Wasser im Munde zusammen läuft. In lockerer Reihenfolge werde ich mal einige der Aktien hier vorstellen. Beginnen möchte ich mit der ComputerLinks AG:

Name des Unternehmens: ComputerLinks AG
      WKN:    544880                    §
  Branche:  Computer                    §
Indexzugehörigkeit:§Prime Standard

     Kurs:      11,9         €§
Anzahl der Aktien: 6.727.167
Marktkapitalisierung:80.053.287         €§
Eigenkapital je Aktie: 9,27 €
Liquiditätsgrad:      145%          §
Verschuldung ggü. Kreditinstituten: 0
Eigenkapitalquote:    32,90%


§
Gewinn 07: 1,62 €
KGV 07: 7,35
Dividende 07: 0,39
Dividendenrendite 07: 3%

Gewinne im Jahr 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000
                1,62      1,31      1,09      1,11      0,98     -12,7      0,28   0,7
§
Dividende im Jahr 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000
                0,39      0,34      0,35      0,35      0,34                          
§
Cash Flow aus lfd. Geschäftstätigkeit im Jahr 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000
in Millionen 8,6 13,644 -11,115 6,04 7,7 11,902 5,249



Ist das Unternehmen Marktführer in Seinem Bereich?
Ja, aber geringe Margen.

Ist das Unternehmen Aktionärsfreundlich?
Ja, wobei die Dividende recht gering ist.

Wurden bisher alle Prognosen eingehalten?
Ja.

Wie funktioniert das Modell in Krisenzeiten?
Gut, in 2002 wurde auch operativ Geld verdient. Allerdings waren die Abschreibungen auf Firmenwerte sehr hoch.

Ist die Aktie momentan ein Kauf?
Ja vom Gewinn und dem Cash Flow her. Allerdings ist das Eigenkapital mit 9,27 € je Aktie noch einiges unter dem aktuellen Kurs.


Erstellt werden die Analysen alle in dieser Form d.h. "Kursziel 1000" wird es nicht geben. Für Trader also uninteressant. Kaufempfehlungen werden dann ausgesprochen, wenn wirklich alles stimmt. Das ist bei ComputerLinks noch nicht ganz der Fall. Erste Position kann aufgebaut werden, allerdings könnte es noch auf 10 € bzw. dem ausgewiesenen EK runtergehen. Spätestens da ein klarer Kauf!


Wertzuwachs  

 

hier nicht die Bohne. Es geht um rein fundamentale Aspekte. Und da ist der Wert günstig - noch nicht auf EK Niveau, aber immerhin....


Wertzuwachs  

Name des Unternehmens: Telegate AG
      WKN:    511880                    §
  Branche:  Auskunft                    §
Indexzugehörigkeit:                
§
     Kurs:        10         €§
Anzahl der Aktien: 21.234.545
Marktkapitalisierung:212.345.450          §
Eigenkapital je Aktie: 4,08 €
Liquiditätsgrad:       183         %§
Verschuldung ggü. Kreditinstituten: 0 €
Eigenkapitalquote:      56,8%


§
Gewinn 07: 1,6 €
KGV 07: 6,25
Dividende 07: 0,7 €
Dividendenrendite 07: 7 %

Gewinne im Jahr 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000
                 1,6      0,29      1,31      1,26      0,36     -2,86        -3 -0,76
§
Dividende im Jahr 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000
                 0,7      0,65      nein      nein      nein      nein      nein  nein
§
Cash Flow aus lfd. Geschäftstätigkeit im Jahr 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000
in Millionen 60,5 -6,4 66,9 26,418 7,477


Ist das Unternehmen Marktführer in Seinem Bereich?
Nein, hinter der Telekom an zweiter Stelle.

Ist das Unternehmen Aktionärsfreundlich?
Ja

Wurden bisher alle Prognosen eingehalten?
Ja

Wie funktioniert das Modell in Krisenzeiten?
Nachdem die Investitionen getätigt wurden, ist man eine absolute Cash-Cow.

Ist die Aktie momentan ein Kauf?
Eindeutig ja. Das Risiko ist äusserst begrenzt (siehe dazu die Anmerkungen)


Anmerkungen:                    §
Momentan sitzt man auf 66,8 Mio. € Cash und erhält weitere 100 Mio. € aus gewonnen Prozessen gegen die Telekom zurück. 12 Mio. € wurden
                    §bereits erstattet, um einer Vollstreckungsklage zuvor zu kommen (!!). Zieht man nun vom Börsenwert das dann vorhandene Cash ab, bleibt ein KGV von unter 2.
                    §Da in den Bereich keine Konkurrenz mehr kommen wird, dürften die Gewinne und Cash Flows auf einem sehr hohen Stand verharren. Zu rechnen
                    §ist auch mit einer Sonderausschüttung, wenn die 100 Mio. € ergebniswirksam verbucht werden. Sehr intelligent ging man auch bei der KlickTel
                    §Übernahme vor. Kosten waren 25 Mio. € - 24,4 Mio. gibt’s von der Telekom (nahezu identischer Prozess wie Telegate)zurück. Dazu wurden von der
                    §Telekom schon 3,4 Mio. aus einem seperaten Prozess überwiesen. Solche Übernahmen möchte man auch mal tätigen....  

Der Spezialist für Nebenwerte in den GUS konnte den NAV ziemlich unbemerkt von der Öffentlichkeit in schwierigstem Marktumfeld von 4,83 € im Februar auf 5,5 € im März je Aktie steigern - Kurs ist momentan bei 3,65 €. Da schon Dividendenkontinuität angekündigt wurde, darf man mit 50 Cent rechnen. Dies entspricht einer Rendite von knapp 14 %. Allerdings würde ich eher 30 Cent bevorzugen - und mit dem ersparten Geld weiter günstig zukaufen. Aber auch eine hohe Dividende hat Seinen Reiz....
Der Gewinn 2007 betrüg 1,2 € je Aktie....KGV 3,04....KBV 0,66....mehr muss man eigentlich nicht sagen.....


Wertzuwachs  

wurde auf 40 Cent festgelegt. Man hat sich also recht geschickt verhalten, indem man den "Dividendenjüngern" nicht vollständig nachgab und dabei gleichzeitig ein Aktienrückkauf von 10 % des GK bekanntgab. Die Rendite ist bei einem Kurs von 3,8 € trotzdem noch recht beachtlich...
Telegate setzt sich nun langsam in Bewegung, was bei einem cashbereinigten KGV von unter 2 auch nicht weiter verwunderlich ist. ComputerLinks hingegen stagniert. Da dürfte noch Warten angesagt sein.
Unter minimalsten Umsätzen ging es bei Carthago eine Etage tiefer. Hier können mit nahezu Null Risiko im Bereich 4-4,5 € Positionen aufgebaut werden. Mehr dazu in einer Kurzanalyse, die demnächst folgt.


Wertzuwachs  

Landläufig ist Carthago als Nebenwertespezialist bekannt, der sich u.a. auf die Sanierung und den anschließenden Verkauf von Börsenmänteln spezialisiert hat. Das macht man freilich noch immer. Aber mittlerweile ist viel mehr dazu gekommen. Über zwischenzeitlich drei Tochtergesellschaften ist man in den Sparten Value-Investments, Corporate- Finance, Beratung und Begleitung von Börsengängen sowie in der altbekannten Vermittlung von Börsenmänteln tätig.

Momentan beträgt das ausgewiesene EK exakt 4,8 € je Aktie bei einem Kurs von 4,4 € je Aktie. Verdient wurden zum ersten Halbjahr 0,71 € je Aktie und erwartet wird ein Gesamtgewinn von ca. 1,2 € je Aktie. Damit ergibt sich ein KGV zwischen 3 und 4 bei einer Notierung unter EK. Die Dividende soll stark ansteigen ( letztes Jahr 0,08 € ) und dürfte sich wohl verdoppeln. Börsenumsätze sind - wie momentan bei diversen anderen Nebenwerten - faktisch nicht mehr vorhanden. Wer Positionen aufbauen möchte, sollte sich darüber im Klaren sein! Wer hingegen Zeit und Geduld mitbringt, erwirbt dafür eine massiv unterbewertete Aktie, deren Potential  irgendwann erkannt werden dürfte.

Bis dahin kauft man fleissig eigene Aktien zurück und drückt das so aus:

Nach Ansicht der Carthago Capital AG spiegelt sich die positive Geschäftsentwicklung der Carthago-Gruppe nicht in der Kursentwicklung der Carthago-Aktie wider. Aufgrund der niedrigen Bewertung stellt sich die eigene Aktie unter Rendite-/Risiko-Kriterien als vorzugswürdige Anlagemöglichkeit im Vergleich zu potenziellen Alternativinvestments dar.

 

Dem Beispiel sollte man folgen.....

 

 

Wertzuwachs

 

....hier in dem Forum verschwindend gering ist - eher sind grenzdebile Bärenbrüder und rückwärtsschauende Chartjünger aktuell - so möchte ich kurz mal einen kleinen Nebenwert vorstellen. Es handelt sich dabei um die Firma TTL AG ( WKN: 750100 ). Dort sind momentan die ersten aufgewacht und bauen Bestände auf. Da die Lage etwas komplizierter ist, möchte ich interessierte Leute bitten, sich folgenden Thread genauer durch zu lesen:

http://www.wallstreet-online.de/diskussion/...egt-hier-der-faire-wert


Besonders die letzten Postings. Scheinbar ist TTL schon mehr Cash zugeflossen, als man selbst an der Börse wert ist. Offen gelegt wird dies aber wohl erst in ein paar Monaten. Trotzdem sollte man hier und jetzt mit einem vorsichtigen Aufbau der Position beginnen....
Meine zweitgrößte Position - Vattenfall AG - wurde nun zu 57 € ausgesqeezt. Immerhin ein satter Aufschlag, der auch von mir erwartet wurde ( siehe Posting "Thread für Bären ohne Maulkorb" #166 ) und nun heisst es warten, wie hoch der Nachschlag im Spruchverfahren ausfällt.
Ansonsten sollte man sich noch die Allgeier AG anschauen...und sich ab und zu eigene Gedanken machen....Schnäppchen gibt es immer....egal, wie die Börsenlage ist....


Wertzuwachs  

....Telegate AG ist mittlerweile bei 13,19 € ( Empfohlen zu 10 € ) Auch bei Kremlin ist der Kurs auf 4,36 € gestiegen ( Empfohlen bei 3,65 €). ComputerLinks ist immerhin noch bei 12,16 € ( Empfohlen bei 11,9 € ) nur Carthago ist um 18 Cent auf momentan 4,22 gefallen. Dort wurde im zweiten Halbjahr nichts verdient, trotzdem ist die Bewertung überaus interessant...

Bei Allgeier geht es langsam aber sicher nach oben. Dividendenrendite von weit über 20 % wird noch einige Leutchen anlocken. Einer meiner absoluten Favoriten - die Analytik Jena AG - scheint nun gerade nach oben ausbrechen zu wollen. Dort warte ich schon recht lange, würde mich also sehr freuen, wenn da mal Bewegung reinkommt.

Wer ein bisschen Zeit mitbringt, kann sich auch eine Pironet bei 3 € anschauen. Oder eine IDS unter 8 €. Gibt einige Schnäppchen, also schön die Augen offen halten....

 

 

Wertzuwachs

 

Die von mir in Posting 1 empfohlene ComputerLinks AG hat nun ein Übernahmeangebot zu 15,5 € erhalten. Viele Nebenwerte werden noch folgen. Was hier momentan für eine Unterbewertung herrscht, spottet jeder Beschreibung. Momentan treiben sich an der Börse nur Chartisten und Dummschwätzer rum - Fundamentalanleger sucht man vergebens. Mittlerweile haben Positionen in meinem Depot zwischen 7 - 22 % Dividendenrendite. Das gab es eigentlich noch nie. Und die Firmen stehen allesamt prächtig da...
Symptomatisch für die momentan Börsenlage ist ja der allseits bekannt US Bärenthread. Dort wurde neulich sogar vom größten Applausgeber des Obergurus verkündet, das Nebenwerte viel zu teuer mittlerweile sind. Nur weil irgendein Kack Index mal 3 Tage gestiegen ist. Oder das der DAX überteuert sei. Und man nun shorten müsse. Und das man Banken shorten müsse. Und das überhaupt das Ende der Welt bevorsteht....
Währenddessen wurde bekannt, das Buffet und Sein Kompagnon Munger fleissig Aktien von Banken kaufen. Darüber keine Mitteilung in dem Thread. Was richtige Profis machen, interessiert die Jungs auch nicht.....und eine Unterbewertung würden Sie noch nicht mal erkennen, wenn Sie Ihnen mit dem Ar... ins Gesicht springt....


Wertzuwachs  

...die u.c.a. und Ceag. Die u.c.a. dürfte entschieden mehr wert sein, als der momentane Kurs  ( 1,95 € ) suggeriert. Bei Ceag steht eine Sonderausschüttung in Höhe von 4 € an, was bei einem Kurs von 9,36 € und einem (noch abzugebenden) Übernahmeangebot des neuen Großaktionärs äusserst lukrativ erscheint.
Details und weiterführende Research zu beiden Firmen gerne über BM....


Arthur Spooner  

Ist die Rezession eine Fata Morgana?

von weissgarnix, 20. Juni 2008

Lesern, die sich gewundert haben, warum ich in den letzten beiden Tagen so gut wie nichts geschrieben habe, sei gesagt, dass ich auch noch einen Hauptberuf habe, der ab und an meine Aufmerksamkeit erfordert. Im Rahmen dieser Tätigkeit verbrachte ich diese Woche auf einer Konferenz, auf der zahlreiche große Investitionsgüterunternehmen präsent waren. Und was die Damen und Herren dort so erzählten, klang noch nicht mal im Ansatz nach Rezession, im Gegenteil: Ressourcenknappheit allenthalben, Gewinne auf Rekordniveau und Auftragsbücher, die weit bis ins nächste Jahr hinein proppenvoll sind. Der Begriff “Rezession” tauchte zwar in einigen Präsentationen ab und an mal auf, erntete dann aber stets dieselbe Reaktion: schallendes Gelächter.

Dabei sollten wir vielleicht mal ein wenig präzisieren: auf dieser Konferenz tummelten sich keine monothematischen Player, die mit einer Art von Produkt auch nur eine bestimmte Branche bedienen, sondern die meisten der vertretenen Unternehmen sind stark diversifiziert und beliefern mit unterschiedlichsten Lösungen eine ganze Reihe von Branchen, von Lebensmittel und Konsumgütern über Chemie und Pharma bis hin zu Öl und Energie.

Und mein Fazit der Konferenz kurz und knapp: in allen diesen Märkten geht derzeit immer noch die Post ab. Vor allem in der Energiebranche, in der neben China ein jahrelanger Investitionsstau in den meisten europäischen Ländern aber auch in Regionen wie z.B. Südafrika zum Tragen kommt. Einige der präsentierenden Unternehmen, die auf den Energie- und Kraftwerkssektor fokussiert sind, berichteten Rekorde sowohl bei der bisherigen Gewinnentwicklung als auch beim Auftragseingang. Und da in dieser Branche die Aufträge über mehrere Jahre laufen, haben sie ziemlich zuverlässige Sicht bis weit in das nächste und teilweise auch das übernächste Jahr, und da ist von Abschwächung oder gar Rückgang nach wie vor nichts zu sehen.

Das gilt insbesondere für Firmen, die stark in China engagiert sind. Von dort wurde eine erneute Beschleunigung der Expansion gemeldet, teilweise mit Wachstumsraten zwischen 30 und 40%. Querbeet durch alle Sektoren, Energie, Bau, Lebensmittel, Chemie … die Behebung der Schäden des kürzlich stattgefundenen Erdebebens wirkt zudem zusätzlich beschleunigend.

Nicht nur die Auftragseingänge, sondern auch die Gewinnentwicklung einiger dieser Firmen ist bemerkenswert, und selbst für das letzte und das laufende Quartal wurden von einigen Gewinnsteigerungen von 20-30% gemeldet, ohne Währungseffekte wohlgemerkt.

Der einzige Kontrapunkt, auf den sich alle verständigen konnten, war die Automobilzulieferindustrie, bei der läuft es zugegebenermaßen nicht ganz so phantastisch, allerdings blieben die ganz großen Einbrüche auch hier bislang aus.

Auch aus Südafrika und angrenzenden Ländern wurden gewaltige Neuprojekte gemeldet, insbesondere im Kraftwerkssektor aber auch in der Bergbauindustrie. Südafrika scheint seine notorischen Probleme noch vor der nächsten Fußballweltmeisterschaft in den Griff kriegen zu wollen und liess eine ganze Reihe von neuen Kraftwerksprojekten vom Stapel, und investiert auch massiv in Erweiterungen und Upgrades bestehender Installationen. Südafrika ist dabei ein Spezialfall, an dem nicht alle westlichen Unternehmen in gleichem Ausmaß partizipieren können, sondern nur diejenigen, die “BEE-compliant” sind. BEE steht für “Black Economic Empowerment” und kann als eine Art Kompensation für die jahrzehntelange Benachteiligung der schwarzen Bevölkerung verstanden werden. Unternehmen in Südafrika, bzw. solche, die dort Geschäfte machen wollten, wurden so gezwungen, vorwiegend schwarze Arbeitnehmer einzustellen, lokal zu produzieren und sogar Minderheitsbeteiligungen an farbige Investoren abzutreten, andernfalls blieben große Geschäfte mit den staatsnahen Unternehmen aus Energie (Eskom) oder Öl und Chemie (Sasol) eine Illusion. Viele westliche Anbieter kehrten daraufhin Südafrika den Rücken, andere blieben und arrangierten sich mit dem BEE-Programm, dafür werden sie jetzt mehr als reichlich belohnt. Ich habe mich selbst z.B. mit dem CFO der Südafrika-Tochter eines US Kraftwerksausrüsters unterhalten, der mir erzählte, dass sein jährlicher Umsatz in den letzten Jahren irgendwo bei 30-50 Millionen Dollar lag. Sein Auftragsbestand über die nächsten 3 Jahre beträgt aber bereits jetzt über 1 Milliarde Dollar, von denen zwischen 300 und 400 Millionen Umsatz pro Jahr realisiert werden, sprich er hat seinen Umsatz verzehnfacht. Sein Hauptproblem lautet jetzt, wie für die meisten anderen auch: “Woher die Leute kriegen, die diese Aufträge abarbeiten?”

Jetzt weiß ich natürlich auch, dass die Investitionsgüterbranche tendenziell erst am Ende des Zyklus so richtig in Fahrt kommt, und die Bäume daher auch für diese Unternehmen nicht in den Himmel wachsen werden. Aber wie gesagt, ein Einbruch ist noch nicht mal am Horizont erkennbar, und selbst wenn, würde es wegen der langen Vorlaufzeiten noch mindestens 12-18 Monate dauern, bis er tatsächlich beschäftigungs- und gewinnwirksam werden würde.

Noch ein Wort zum Credit Crunch, denn da sich auf besagter Konferenz vorwiegend CFOs tummelten, war das Thema Kreditverfügbarkeit und Finanzierung natürlich auf der Tagesordnung, doch auch hier: keine Wolken in Sicht. Einige der präsentierenden Unternehmen denken sogar weiterhin an Aktienrückkäufe im großen Stil, da ihre Verschuldungsquoten historisch niedriges Niveau von 1-2 x EBITDA erreicht haben. Diese Aussagen decken sich übrigens auch mit Informationen, die mir Banker schon seit Wochen zurufen, bei denen es nämlich im Corporate Finance Sektor offensichtlich heißt: “Vollgas geben!”

Mit einem Wort: ich bewegte mich in den letzten paar Tagen in einem Paralleluniversum, in dem die Begriffe “Rezession” oder gar “Deflation” schlicht nicht zum aktuellen Wortschatz zählen. “Inflation” hingegen ja, und zwar ganz massiv, alle vertretenen Unternehmen beklagen akute Personalknappheit, insbesondere in Afrika und China, zudem steigen die Löhne in diesen Ländern unvermindert mit zweistelligen Jahresraten. Die jüngsten offiziellen Richtlinien in China lauten z.B. für Peking +11,5% und Shanghai +11%. Zudem sind die Metallpreise weiterhin auf Rekordniveau und die Verfügbarkeit limitiert, insbesondere für Chrom, Titan, aber auch etwa für Schrotteisen.

Und noch ein abschliessendes Caveat: ich rede hier von internationalen Großunternehmen, bei denen die Umsatz- und Gewinnperformance nicht mehr mit der konjunkturellen Entwicklung des Heimatlandes übereinstimmen muss. Eine ganze Reihe der Firmen hat ihren Sitz an der amerikanischen Ostküste, i.e. in Staaten wie Michigan, New York oder Wisconsin, von denen wir wissen, dass der lokale Produktionssektor alles andere als boomt. Und mit dem US-Markt sind diese Firmen auch alles andere als glücklich (bis auf die Kraftwerkszulieferer, bei denen brummt es auch in USA), aber ihre Zuwächse erzielen sie halt in Übersee, und die überkompensieren die Schwächen auf dem Heimatmarkt derzeit deutlich. Kann also durchaus sein, dass die USA dennoch in eine Rezession abrutschen, obwohl es den großen US Konzernen so blendend geht, wie selten zuvor.

Dennoch: zählt man alles zusammen, dann fällt es aktuell ein wenig schwer, an den großen deflationären Einbruch zu glauben, in USA nicht, und in Europa schon überhaupt nicht. Der Kredit fliesst nach wie vor in Strömen, die Beschäftigung scheint halbwegs stabil, und die Zentralbanken wild entschlossen, keine größere Geschäftsbank untergehen zu lassen, selbst um den Preis eines heftigen monetären Debasements … ich sehe da eine Menge Gründe, hinsichtlich Inflation alert zu bleiben, aber mir will derzeit partout nichts in den Sinn kommen, was für den großen Crash spricht.

Aber OK, vielleicht gucke ich ja auch nur in die falsche Richtung …


http://www.weissgarnix.de/?p=268#more-268


Wertzuwachs