Stöffens Senf
Konstruktive Beiträge sind willkommen.
Beginnen möchte ich mit einem interessanten Artikel von Klaus Singer / TimePatternAnalysis
Stagdeflation?
Während permanent bullische Beobachter die Gründe für die schwachen Märkte, Immobilien- und Subprime-Krise in den USA, eine drohende Rezession in den Vereinigten Staaten und einen möglichen globalen Wirtschaftsabschwung, immer noch für „angeblich“ halten, und nach dem Strohhalm der Yen-Carry-Trades als unerschöpflich sprudelnde Liquiditätsquelle klammern, lebt das hässliche „D-Wort“ wieder auf.
Nouriel Roubini fragt: Warum hat die Fed alle Zurückhaltung aufgegeben und die Leitzinsen innerhalb von acht Tagen um 1,25 Prozent gesenkt? Die Trends der meisten Makroindikatoren können es nicht gewesen sein, sie geben zwar einen negativen Ausblick auf die Entwicklung der US-Wirtschaft, aber rechtfertigen einen solchen, von manchen Beobachtern als panisch titulierten Schritt nicht.
Seine Antwort: Die Wahrscheinlichkeit für einen katastrophalen Verlauf der mit der Krdeitkrise angestoßenen Entwicklung steigt – es besteht die Gefahr, dass sich ein Teufelskreis herausbildet, in dem eine tiefe Rezession zu schweren Verlusten führt und diese wiederum die Rezession verschärfen - Stagdeflation. Das könnte am Ende sogar zu einer Kernschmelze des globalen Finanzsystems führen.
Die US-Wirtschaft befindet sich nach dem Urteil einer zunehmenden Anzahl von Analysten bereits in einer Rezession. Dass sie schwerer ausfallen wird als die beiden letzten in 2001 und 1990-1991, liegt auf der Hand. Die in den vergangenen Jahren aufgeblasenen Asset-Blasen sind weitaus größer und betreffen mehr Asset-Klassen. Sie dürfte mit vier bis sechs Quartalen auch deutlich länger dauern als die acht Monate zuletzt.
Wir erleben die größte Rezession des Häusermarktes in der US-Geschichte. Prof. Shiller, Mitbegründer des viel beachteten S&P Case/Shiller Hauspreis-Index, sagte hierzu: Die amerikanischen Immobilienvermögen haben schon ungefähr eine Billion Dollar an Wert eingebüßt. Das kann sich in den kommenden Jahren leicht verdreifachen und die Folgen der Subprime-Krise in den Schatten stellen.
Das Platzen der Kreditblase, die die Hauspreisblase erst ermöglichte, führt zu einer übergreifenden Kreditklemme. Wie ernst diese ist, zeigt sich auch in den Spreads der Indices für Credit Default Swaps. Sie notieren nicht erst seit gestern im Bereich ihrer Allzeithochs, in den USA werden Werte oberhalb von 700 Basispunkten erreicht (siehe die entsprechenden Links auf der Web-Seite der TimePattern).
Die US-Verbraucher, zuständig für über 70 Prozent des Bruttosozialprodukts, haben jahrelang über ihre Verhältnisse gelebt. Über die Rezession (und mögliche Depression) im Immobiliensektor sind sie jetzt gezwungen, sich einzuschränken – eine Konsum-induzierte Rezession ist per se eine ernste Angelegenheit, erst recht wenn sie einhergeht mit einer Bankenkrise.
Mancher bullische Beobachter sieht das Heil in den angekündigten staatlichen Anreizprogrammen. Aber viel Raum besteht hier nicht, argumentiert Roubini. Die Möglichkeiten sind weitgehend ausgereizt nach den Steuerleichterungen der Jahre 2001 bis 2004 und der „schönsten Erholung, die man mit Geld kaufen kann“. Kein Vergleich zu 2000, als das Staatsbudget noch einen Überschuss von 300 Mrd. Dollar auswies. Und selbst wenn noch ein großer Manövrierspielraum für staatliche Anreizprogramme bestünde, so wirken sie lediglich auf Fluss-, nicht auf die Bestandsgrößen der Volkswirtschaft, um die es aktuell geht. Haben Sie schon einmal ein Fass ohne Boden gefüllt?
Denn zahlreiche Banken operieren nur noch im “Survival-Mode”, versuchen die Größenordnung ihrer Verluste zu verschleiern und Kapital aus dem Ausland anzuziehen. Es wird vermutet, dass über 60 Prozent der Vermögenswerte der Banken auf den Hypothekenmarkt ausgerichtet sind. Ihrer hauptsächlichen Aufgabe, Kredite für die Wirtschaftssubjekte bereit zu stellen, können sie nicht mehr nachkommen.
Um dem zu begegnen, hat die Fed eine „Temporary Auction Facility“ (TAF) eingerichtet, die es den Banken erlaubt, sich ohne Information der Öffentlichkeit Milliarden bei der Fed zu leihen. Dafür werden sogar „Sicherheiten“ in der Form von „Mortgage-backed securities“ (MBS) und „Commercial paper“ (CP) akzepiert. Mehr als 100 Finanzinstitute haben die „Großzügigkeit“ der Fed bisher in Anspruch genommen.
Nicht auszudenken, wenn sie hätten ohne auskommen müssen. Insolvenzen in Serie wären möglich gewesen – und sind weiter möglich, weil weiter völlig unklar ist, welchen Wert all diese Papiere mit den geheimnisvollen Abkürzungen eigentlich noch haben. Ohne eine bewusst laxe Bankenaufsicht in der Vergangenheit wäre das nicht gegangen.
Zuletzt hat die Fed angekündigt, zwei im Rahmen der TAF geplanten Auktionen von Not-Ausleihungen um 50 Prozent auf 30 Mrd. Dollar zu erhöhen, „um das Vertrauen in die Geldmärkte wieder herzustellen“, wie es heißt. Der Anschein möglicher Insolvenzen muss mit aller Macht vermieden werden.
Was ist mit den geschätzten 300 Bill. Dollar an Derivaten, Credit Default Swaps und anderen, teils abstrusen Konstruktionen. Wird sich der virtuelle Reichtum in Luft auflösen, wenn die zugrunde liegenden Assets (CDO, MBS, ABCP) kaum noch das Papier wert sind (auf dem sie sowieso nicht stehen). Dennis Lockhart, Präsident der Atlanta Fed, findet vergleichsweise klare Worte: „Eine verschärfte Instabilität der Finanzmärkte muss in Betracht gezogen werden, die einhergeht mit fallenden Hauspreisen, volatilen Energiepreisen auf hohem Niveau, weitergehender Dollar-Abwertung und erhöhter Inflation.“
Hoppla, Inflation? Üblicherweise geht in einer Rezession die aggregierte Nachfrage zurück. Das führt normalerweise zu nachlassendem Preisdruck. Nur ein Schock auf der Angebotsseite wurde in einer solchen Situation eine Stagflation bewirken – denkbar bei einer kriegerischen Auseinandersetzung, die etwa zu einer Ölversorgungskrise führt.
Wenn die Bankenkrise weitergeht, dann werden weder ein Leitzins von einem Prozent (auf aktuellen Niveau ist er real schon negativ), noch weitere Finanzspritzen helfen, Ausleihungen und damit Geldschöpfung anzukurbeln. Dies hat die Geschichte im Japan der 1990er Jahre ebenso gezeigt wie die der Großen Depression der 1930er.
Inflation beginnt mit der Ausweitung von Kredit und Geldmenge. In der finanzindustrie-orientierten Wirtschaft unserer Tage hat es einige Zeit gedauert, bis dieser Effekt von den Asset-Märkten in die Güterwirtschaft herüberschwappte. Inflation endet, wenn die Geldversorgung der Zentralbank nicht mehr expandiert und/oder die Wirtschaftsubjekte keine Kredite mehr nachfragen, weil eine Ausweitung ihrer wirtschaftlichen oder spekulativen Aktivitäten keinen Sinn mehr macht.
Dazu passt eine Bemerkung von Milliardär George Soros auf dem diesjährigen Weltwirtschaftsforum in Davos: Die gegenwärtige Krise ist nicht nur das Platzen der Hauspreis-Blase, sondern markiert vor allem das Ende der 60 Jahre andauernden, auf dem Dollar als Reserverwährung basierenden Kreditexpansion.
Einige Anzeichen sprechen dafür, dass die inflationäre Entwicklung mittlerweile ihren Höhepunkt erreicht haben könnte. Das bedeutet noch nicht Deflation. Sollte es jedoch darüber, dass sich die Rezession im US-Häusermarkt zu einer Depression auswächst und über folgende massive Hypotheken-Crashs zu einer heftigen wirtschaftlichen Kontraktion kommen, steigt die Wahrscheinlichkeit eines deflationären Szenarios. Gedanken an die Zeit zwischen 2001 und 2003 werden wach - wenn damals bereits eine milde Rezession reichte, um deflationäre Tendenzen hoch zu spielen, was ist dann jetzt im Busch?
Die Panik-Zinssenkung der Fed kann in dieser Hinsicht auch als Radikalmaßnahme interpretiert werden, einer deflationären Entwicklung durch stark fallende Zinsen (gleich billiges Geld, gleich Verhinderung von Liquiditätspräferenz) zuvor zu kommen. Wohl wissend, dass monetären Mitteln gegen eine einmal etablierte Deflation nicht mehr viel bewirken.
Der gegenwärtige Kurs der Fed bekämpft lediglich die Symptome, nicht die Ursache der Schwäche. Man will die Vermögenspreise stützen und die Verbraucher bei Konsumlaune halten. Dabei bleiben die vernachlässigbare Sparquote und die Abhängigkeit von ausländischem Kapital außen vor.
Wenn die Bemerkung von Soros stimmt und sich die 60 Jahre währende Entwicklung der auf dem Dollar als Reservewährung basierenden Kreditexpansion nun umkehrt, dann müsste folglich der Dollar seine schwächsten Tage hinter sich haben, d.h. eine Parität Euro/Dollar von knapp 1,50 dürfte das Ende der Fahnenstange sein und bleiben. Das mag damit zusammenhängen, dass in Zeiten der Krise Dollar-Investitionen heim geholt werden. Möglicherweise strömt auch Kapital von ausländischen Staatsfonds ins Land – Recycling der über die vergangenen Jahre zur Dollar-Stützung angehäuften; in die Billionen gehenden Währungsreserven. Ein Hinweis darauf dürfte die Entwicklung der TBond-Renditen geben. Mancher Beobachter sieht ein Niveau von 6,6 Prozent bei den 10jährigen, was gleichzeitig eine schwere Rezession signalisieren würde.
Nouriel Roubini spricht von der Gefahr einer Stagdeflation. Er meint nicht nur, dass der Preisauftrieb im Gefolge der Rezession nachlässt, sondern dass zur wirtschaftlichen Stagnation sinkendes Preisniveau hinzukommt. Starken Preisverfall sieht er übrigens auch bei nahezu allen Vermögensklassen. Das ergäbe in der Tat einen wichtigen Hinweis auf den Kondratieff-Winter, der letzten Phase eines langen Wirtschaftszyklus.
Roubini stützt sich auf die Erfahrungen in Japan nach 1990. Ob dieser Vergleich zulässig ist, bleibt dahingestellt. Damals befand sich Japan im globalen Rahmen soliden Wachstums. Fällt diese Voraussetzung weg, ist eine andere Entwicklung wahrscheinlicher. Immerhin tragen die USA 25 Prozent zum globalen Bruttosozialprodukt bei, wobei die am stärksten wachsende, finanziell nicht eben stabile Volkswirtschaft, China, von den USA besonders abhängig ist. Mir scheint in diesem Umfeld statt Stagnation eher nachhaltige wirtschaftliche Kontraktion wahrscheinlich, insbesondere, wenn das worst-case-Szenario einer Systemkrise der Finanzindustrie aufzieht.
In einem Umfeld eines sich mittelfristig befestigenden Dollars und einer eher deflationären Preisausrichtung, dürften auch die Preise der Edelmetalle nicht mehr in den Himmel wachsen. Sicher spielt Gold weiterhin seine Krisenfunktion aus, was tendenziell stützend wirkt. Aber die mit einer Deflation einhergehende Liquiditätspräferenz hinterlässt dann auch hier Spuren.
Kommen wir zum Beginn zurück, zu den Carry-Trades. Bullische Beobachter verweisen auf den Gleichlauf zwischen Euro/Yen und DAX/EuroStoxx – siehe Chart „Carry-Trades?“ unter Intermarket auf der Web-Seite der TimePattern. Die Synchronität besteht auch zwischen SPX und Dollar/Yen, allerdings nicht so eng. Der Zusammenhang lässt sich bis ins Spätjahr 2003 zurückverfolgen, so dass die Annahme berechtigt ist, dass die Aktien-Hausse seitdem zu einem guten Teil durch Yen-Carry-Trades finanziert wurde. Konsequenterweise hoffen bullische Beobachter denn auch, dass der Yen im laufenden Jahr kaum weiter aufwertet.
Ich würde nicht darauf wetten, dass die Liquiditätsquelle hier ohne Unterlass weiter sprudelt. Selbst wenn der Yen nicht weiter aufwerten sollte, so ist das für sich noch kein Argument immer währender Carry-Trades. Auf den Außenwert des Yen haben noch viele andere Faktoren Einfluss. Und Anzeichen für eine Entkopplung gibt es bereits, wie im Chart ersichtlich, tendieren die den beschriebenen Zusammenhang repräsentierenden Kurven gegenwärtig dazu, aus der neutralen Zone heraus zu laufen. Dies ist noch nicht sonderlich signifikant, aber immerhin ein Warnzeichen.
Zu den Märkten: Nachdem am Freitag vergangener Woche mit den Arbeitsmarktdaten eine Korrektur der letzten, sowieso zu steilen Aufwärtsbewegung bei Aktien eingeleitet worden war, ist die Zeit jetzt wieder technisch reif für eine erneute bullische Reaktion. Die könnte im SPX erneut bis in den Bereich von 1400 tragen, beim Dow wären 12800 als Ziel zu nennen. Der EuroStoxx50 hat bei rund 3850 eine bedeutsame Zone.
Zuvor allerdings sollte der NDX noch die verlockende Marke von 1700 testen – hier verläuft die Untergrenze seines seit 2003 bestehenden Aufwärtskanals. Hält dieser Zwischenboden, dann sollte es etwa zeitgleich auch mit Euro/Dollar wieder nach oben gehen – die Begleitmusik so vieler bullischer Bewegungen seit 2003. Über die Beziehung Euro/Dollar gleich Euro/Yen durch Dollar/Yen würde dann angezeigt, dass sich Euro/Yen im Verhältnis besser entwickelt als Dollar/Yen – ein weiteres bullisches Zeichen (siehe oben).
Übergeordnet bleibt es dabei: Die Bären bleiben oben.
Marktstatus, Markttrends und Prognosen unter TimePatternAnalysis.
http://www.nbcbayarea.com/news/local/...Out-of-Cash-in-2-Months-.html
The Crisis Isn't California's Alone
Forty-seven states face budget gaps, according to a study, and there aren't a lot of good solutions
http://www.businessweek.com/bwdaily/dnflash/.../db20090522_625957.htm
Größter Hedgefonds sieht mögliche Depression
Ray Dalio, Chef von Bridgewater Associates, die mit dem Hedgefonds Pure Alpha 2008 im Plus lagen und ein Vermögen von fast 30 Milliarden Euro verwalten und somit der größte Hedgefonds der Welt sind, halten eine Depression für möglich. Die Gefahr einer Depression halte man für sehr real, so die Aussage. Das Portefeuille des Bridgewaters All-Weather-Fonds beinhaltet nun kurz- und langlaufende Staatsanleihen, inflationsgeschützte Staatspapiere und Gold. Währungsrisiken sind abgesichert. Bei Deflation performen Staatsanleihen positiv, bei Inflation dann inflationsgeschützte Staatspapiere und bei massiver Inflation dann Gold. Es sei noch unklar, ob die Depression in eine massive Geldentwertung münde oder in eine Deflation.
Recession? No, It's a D-process, and It Will Be Long
AN INTERVIEW WITH RAY DALIO, Chief Investment Officer, Bridgewater Associates:
This pro sees a long and painful depression.
http://online.barrons.com/article/...rss_barrons_interview&page=1
Sagenhafte Wirtschaftserholung voraus!
Nach wie vor ist keine Entspannung im Haussektor der USA zu sehen. Die Preise sind gemäß Case/Shiller-Index im März weiter gefallen und liegen jetzt im CSXR-Index 33 Prozent unter dem Hoch aus dem Sommer 2006 (Chart). Auch die neueren Daten zu anderen Aspekten des Haussektors zeigen keine Entspannung, erst recht keine Trendwende. Beobachter wie der calculated risk blog gehen davon aus, dass die realen Hauspreise um weitere 10 bis 20 Prozent fallen und rechnen mit einer Bodenbildung frühestens zur Jahreswende, eher erst weit in 2010.
Das sind grottenschlechte Nachrichten für all die, die an eine rasche wirtschaftliche Erholung glauben und das mit der Entwicklung der Aktienkurse schon weit vorweg genommen haben. Der Haussektor war der Tummelplatz der gerade platzenden Kreditblase und demzufolge dürfte eine konjunkturelle Erholung eng mit der Entwicklung hier verknüpft sein.
Nach der Veröffentlichung des aktuellen Hauspreisindex am Dienstag dieser Woche standen die Aktienmärkte kurz davor, kräftig einzutauchen. Doch dann kamen die neuesten Zahlen zum amerikanischen Verbrauchervertrauen (Chart). Das zeigte einen unerwartet kräftigen Anstieg von 39,2 im April auf 54,90 im Mai. Und das gab den Bullen nochmals einen kräftigen Schub, der sich jedoch als Eintagsfliege zu entpuppen scheint. In einer Untersuchung aus dem Jahre 2002 zeigen Statman und Fisher übrigens, dass das Verbrauchervertrauen in normalen Zeiten eher einen die Aktienkurse bestätigenden als vorlaufenden Charakter hat. Lediglich von markanten Tiefs geht eine gewisse Signalwirkung für die Entwicklung der Aktienkurse aus (http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=317304).
Der bullische Schub, den die Veröffentlichung der neuesten Daten zum Verbrauchervertauen brachte, reichte nicht, um nachhaltigeres bullisches Momentum zu schaffen. Schon am Folgetag ging es mit den Kursen wieder abwärts. Parallel dazu wurden auch Treasuries massiv verkauft. Hier wirken sich nun Bedenken über die Finanzierbarkeit der neuen Staatsschulden aus. Gleichzeitig werden Bedenken laut, dass die hierdurch steigenden Zinsen die Kredite so weit verteuern könnten, dass die konjunkturelle Erholung gefährdet wird.
Sehen wir das mal so: Marktteilnehmer möchten erreichen, dass die Fed ihrer Ankündigung, TBonds zu kaufen, in viel stärkerem Ausmaß nachkommt als bisher geschehen. Und das wird auch so geschehen. Die daraus folgende Vermehrung der Geldmenge ist an den Finanzmärkten hochwillkommen. Denn erstens lassen sich damit die Asset-Preise weiter antreiben und zweitens hofft man auf baldige Inflation der Verbraucherpreise. Denn wenn die Aktienkurse schon so horrend überbewertet sind, dass sich daraus nicht mehr genügend Kursphantasie beziehen lässt, so muss eben die Inflation als Argument her. Dumm nur, dass die Inflationserwartungen weiterhin keine Dynamik zeigen (Chart). Auch der Goldpreis braucht wohl vor seinem Durchbruch durch 1000 einen weiteren Rücksetzer, womit ebenfalls unterstrichen wird, dass Inflation momentan kein wirklich brennendes Thema ist.
Wie weit die Aktienbewertung im S&P 500 im historischen Vergleich vorgestoßen ist, zeigt ein Chart von chartoftheday.com (Chart). Ein KGV von weit über 100, das ist in der Zeit von 1935 bis heute absolut einmalig. Selbst 2003, von den Bullen so gerne als Modell für die angeblich jetzt anstehende Hausse genommen, lag das KGV nur bei "bescheidenen" 50. Und war übrigens der damalige Rekord-Halter. Damit wird heute auf eine Konjunkturbelebung hin gewettet, die die nach 2003 weit in den Schatten stellt. Ziemlich plausibel, nicht wahr?
Die Märkte zittern nun auf den 1. Juni hin, die staatlich verordnete Deadline für GM. Eine Insolvenz ist so gut wie sicher. Gläubiger haben den Vorschlag der Wandlung von mehr als 20 Mrd. Dollar an Anleihen in einen 10-prozentigen Anteil am Aktienkapital abgelehnt. GM soll einem Bericht der "New York Times" zufolge durch eine weitgehende Verstaatlichung gerettet werden. Nach dem zu erwartenden Insolvenzverfahren werde die US-Regierung rund 70 Prozent der Anteile halten. Bislang war ein Staatsanteil von gut 50 Prozent im Gespräch. Der Staat werde GM außerdem mit weiteren 50 Mrd. Dollar stützen müssen, heißt es. Bisher sind fast 20 Mrd. Dollar geflossen. Verhandlungen über eine Treuhänderschaft der deutschen Regierung bezüglich der GM-Tochter Opel stoßen auf Widerstände von GM. Offenbar soll Opel zumindest teilweise mit in die Insolvenzmasse.
Während ein Bankrott von GM keine Überraschung mehr wäre, vielmehr sogar ein Stück Sicherheit geben und damit eher Bullen stützen würde, sind sich Beobachter aber nicht einig, welche Folgeffekte das für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung hat. Einige Analysten schätzen, dass ein GM-Bankrott bis zu vier Prozent des BIPs kosten könnte.
Die Bullen brauchen dringend neue green shoots, um ihre Wette auf eine im wahrsten Sinne des Wortes sagenhafte wirtschaftliche Erholung durchzuhalten. Auf der anderen Seite: Reichen die (besseren) Argumente der Bären auf dem gegebenen Kursniveau aus, um der Liquiditätsschwemme etwas entgegen zu setzen? Zum Thema Liquiditätsschwemme gehört übrigens auch, dass Dollar/Yen vor kurzem bei 94 zur Umkehr angesetzt hat und mittlerweile wieder über dem wichtigen Pegel bei 96,50 notiert. Dollar/Yen ist weiterhin über seine Funktion als "Carry-Trade-Indikator" ein Indikator für Risikobereitschaft an den Asset-Märkten (Chart).
Ist der zuletzt mit hoher Amplitude sägezahnförmige Verlauf der Aktienkurse ein Zeichen einer "running consolidation" vor einem neuerlichen Ausbruch oder ein Vorbote einer überfälligen Korrekturbewegung? Die Signale von der Marktstruktur sprechen gegenwärtig nicht für eine bullische Auflösung. Die Volumenverteilung befindet in Distribution (Chart) und die Entwicklung des Bollingerbandes deutet einen Regimewechsel an. Wenn die Distribution bestehen bleibt, dürfte bald stärkerer und nachhaltigerer Verkaufsdruck aufkommen. Zudem ist der Angstmesser VIX durch die Psycho-Marke von 30 nach oben ausgebrochen und notiert auch über einer Abwärtslinie aus November 2008. Der gestrige Versuch, sich wieder darunter festzusetzen, schlug fehl - ein nicht gerade bullisches Zeichen.
Die zyklischen Mechanismen bei der Kursbildung sind in zahlreichen betrachteten Basiswerten auch zuletzt noch weiter zurückgegangen (siehe Chart: Ausschnitt des Zyklenspektrums im DAX) - ein Ausdruck der alles überschwemmenden Liquidität. Sobald der Liquiditätsstrom schwächer wird, setzt sich die Zyklik rasch durch und aktiviert das vorhandene Abwärtspotenzial.
Das PPIP-Programm als Bad-Bank-Verschnitt verkommt immer mehr zur Farce.. Jetzt wollen Banken, die faule Assets verkaufen, erreichen, dass sie gleichzeitig am Bieterprozess teilnehmen können. So lassen sich deren Preise lustig hoch treiben. Gleichzeitig sucht das Finanzministerium nach Möglichkeiten, die eigentlich vorgesehene Deckelung von Managergehältern bei teilnehmenden Banken nicht anwenden zu müssen. Da zudem der Topf der zur Verfügung stehenden TARP-Mittel nur noch wenig Spielraum lässt und der Kongress wohl keine neuen bewilligt, ist Wall Street schon wieder (immer noch) in der Position, Bedingungen diktieren zu können.
Eines drückt die extreme Überbewertung der Aktienmärkte allemal aus: Man erwartet eine neue Kreditblase, die die alte, gerade platzende, weit in den Schatten stellt. Wer zahlt?
In seinem lesenswerten Buch mit dem Titel "Meltdown" zeigt Thomas E. Woods auf, dass die Ursache der Hypothekenkrise bis in ihre Anfänge unter Clinton zurückverfolgt werden kann. Woods, ein Verfechter der österreichischen Schule der Volkswirtschaft (von Mises, Hayek u.a.), nimmt die Fed ins Zentrum seiner kritischen Aufarbeitung. Ihre Politik der künstlich niedrigen Zinsen und des billigen Geldes habe die Kräfte des freien Marktes ausgehebelt und sei für die Kreditblase hauptsächlich verantwortlich. In diesem Sinne kritisiert er auch die Wirtschaftspolitik von Bush genauso wie die von Obama. Und die ganzen "Bailouts" und staatlichen Anreize würden alles nur noch schlimmer machen, schreibt Woods.
http://www.timepatternanalysis.de/ => Texte
Prädikat lesenswert!
http://wirtschaftquerschuss.blogspot.com/2009/05/potemkin-economy.html
Bill Gross, der CIO von PIMCO, sieht das übrigens ebenfalls recht ähnlich.
Pimco's Gross: Boom Times Are Over
CHICAGO -- Bill Gross, co-chief investment officer of bond mutual-fund giant Pimco, on Thursday offered investors a sobering market outlook in which he sees lower returns, decreased U.S. growth and the loss of the dollar's status as the world's reserve currency.
In a speech delivered to advisers and investment managers at the Morningstar Investment Conference, Gross outlined what Pimco colleague Mohamed El-Erian has termed the "New Normal."
In a world of more regulation, private-sector deleveraging and less consumption, "it's hard for [Pimco] to imagine" the Dow Jones Industrial Average ($INDU) climbing back to 14,000 or home prices returning to 2006 levels, Gross said.
"Growth will be stunted," he said. "It will be a different type of world and we have to get used to that."
The U.S. economy will grow at between 1% and 2% a year rather than 2% to 3% a year for the next three to five years at least, Gross said. "That will make a significant difference for corporate profit growth," he said.
Moreover, unemployment will hover around 7% to 8% rather than the recently typical 4% to 5%, he added, and the higher rate would be around "for a long time to come."
Gross added that inflation would also start to accelerate in about three to five years' time.
New questions
This new economic climate should prompt investors to question many previously held assumptions -- especially about whether stocks will outperform bonds, and what this means for their portfolios. Figures show that over certain time cycles, bonds have outperformed stocks. See related story.
Gross also said that corporate America will have to adapt to no longer being the focus of government policy. Wage earners will claim policy-makers' attentions, he said, and gave the looming resolution of General Motors Corp. in favor of its union as an example of the new environment.
"Whether or not you like it, whether or not you endorse it, get used to this," Gross told the audience.
In light of this new reality, investors should look for stable income from their investments, rather than reaching for returns.
"This is not a bond thing," he said. "Companies like Procter & Gamble and Coca Cola Co. are good, stable companies."
Gross also said, with certainty, that the dollar will lose its reserve status. "We simply have too much debt," he said.
To be ready for that day, investors should invest outside the U.S., in areas that will grow. In particular, he named Brazil, India and China, pointing out that consumption in China is 35% of GDP compared to 70% in the U.S.
"That shows it has huge growth potential," Gross said.
http://www.marketwatch.com/story/pimcos-gross-boom-times-are-over
Structural bear markets typically last 13 to 16 years. Given the declines that have been suffered so far -- topped only by 1929-32 -- the structural bear has several years to go to complete the repair process, so Louise Yamada (Leiterin der gleichnamigen Independent Research Company)
Und ich denke, genau so lang wird’s mit dem "Repair Process" vonstatten gehen.
In der letzten Dekade hatte sich die nach allen Maßstäben größte Kreditblase der Wirtschaftsgeschichte aufgepumpt, die inzwischen mit lautem Knall geplatzt ist. Es wird viele Jahre dauern, bis sich die überschuldete Weltwirtschaft und das nach wie vor mit aberzig-Milliarden fauler Kredite belastete Weltbankensystem nachhaltig erholen werden. Das Gerede bzgl. einer raschen V-förmigen Erholung ist eher frommes Wunschbeten der Finanzbranche, welche losgelöst von wirtschaftlichen Fundamentaldaten Anleger-Kapital in den Markt zu saugen will, an welchem dann die Protagonisten selbstverständlich partizipieren sprich verdienen.
Eine immer mehr schwächelnde Kapazitätsauslastung, signifikant steigende Arbeitslosigkeit, negatives Produktivitätswachstum sowie anhaltende wirtschaftliche Probleme bei den wichtigsten Handelspartnern in Verbindung mit einem wahrscheinlich sehr trägen Weltwirtschaftswachstum sind die weiteren Zutaten für die Mixtur einer zukünftig recht schwachen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Wie ein Kolumnist aktuell schreibt, erinnert der momentane Optimismus mancher Marktakteure da teilweise fast schon an Nemax-Zeiten.
Man muss daher wirklich schon einen fast blind zu nennenden Optimismus mit sich tragen, wenn man einen ähnlich positiven Verlauf der Aktienkurse wie nach dem letzten Aktieneinbruch von 2000 bis 2003 erwartet. Die gegenwärtige, rein technische Rallye an den Aktienmärkten kann zwar noch ein wenig weiterlaufen, danach dürfte es aber wieder zu deutlichen Kursverlusten kommen. Verkaufen von Aktien in die gegenwärtige Stärke ist mMn daher angeraten.
Und übrigens stets bedenken:
Schneeball bzw. Ponzi-Systeme bringen es halt stets mit sich, dass es in der Spitze einige Profiteure gibt, aber zwangsfolgend auch eine große Masse an Verlierern.
End of rant.
Wie hier auch zu lesen, bin ich ein großer Freund der 1970er-Jahre-Redux-Börsenverläufe, Verläufe halt, welche wir ja bereits in zeitlich geraffterer Form seit der Jahrtausendwende wieder sehen und welche sicherlich noch andauern werden. Traders Paradise ;-))
um diesen wunderbaren Thread mal aus der Versenkung zu holen. Ein wiedermal sehr guter Artikel von Andy Xie:
China’s lending boom since December 2008 has boosted bank loans by RMB 7.4 trillion (USD 1.08 trillion). Many analysts think that an economic boom will follow in the second half of 2009 – they will be disappointed. Much of the lending has not been invested and has flowed into asset markets and many believe that it will lead to a spending boom; creating a bubble to support the economy which at best brings some short-term benefits and more long-term pain. Some of the speculation is actually hurting the Chinese economy. The surge in commodity prices is fueled by China’s demand for speculative inventory. The damage is already significant. If lending doesn’t cool, this force would transfer Chinese income to foreigners and trigger stagflation for a long time to come.
Commodity prices have skyrocketed since March. The CRB index is up about one third and several important commodities like oil and copper have doubled from their bottoms this year. As I have argued before, demand from financial buyers is driving commodity prices. The weak global economy can’t support high commodity prices, instead, low interest rates and fear of inflation are driving money into commodities. For example, exchange traded funds (ETFs) alone account for half of the activities in the oil future market. ETFs allow retail investors to behave like hedge funds and this has serious implications for monetary policy making.
There is little doubt by now that China’s bank lending since last December is driving speculative inventory demand for commodities. The lending is structured similar to a mortgage but banks usually need to be much more cautious about such lending as commodity prices fluctuate far more than property prices. As China is an industrializing economy, it is understandable that the country should support industrial activities like purchasing raw materials for industrial production. However, when buying commodities for speculation, the lenders suffer high risk without benefiting the economy. In some cases it can hurt banks and the economy at the same time.
The speculative demand for iron ore, for example, is gravely hurting China’s national interest. Rio Tinto was suffering bankruptcy risk due to its overpriced and debt financed takeover of Alcan. When iron ore prices dropped by two-thirds from the peak, the market became worried about its viability and its share price became very low. Chinalco then negotiated a USD 19 billion investment in the company. However, as Rio’s share price nearly tripled from the bottom, it decided to cancel the Chinalco investment and issue new shares instead. Chinalco essentially gave Rio Tinto a free call option – and it duly ditched Chinalco when a better option became available. The issue is why its share price has done so well.
The international media has been reporting record commodity imports from China. The surge is portrayed as reflecting China’s recovering economy, indeed, the international financial market is portraying China’s perceived recovery as the harbinger of global recovery, pushing up stock prices around the world. But China’s imports are mostly for speculative inventories. As there are so many Chinese speculators, their demand is driving up prices, making the expectation self-fulfilling in the short term.
One obvious cost for China is the failure of Chinalco’s investment in Rio Tinto. When it saw its share price tripling, it could have raised money more cheaply by issuing new shares to pay down its debt. The potential financial loss to Chinalco isn’t the point. Bigger costs would have come from further monopolization of the iron ore market. After scrapping the Chinalco deal, Rio entered into an iron ore joint venture with BHP. Even though the two will keep separate marketing channels, joint production allows them to collude on production levels, which would have significant impact on future ore prices.
The iron ore market has been brutal to China, partly due to China’s own inefficient system. For four decades before 2003, fine ore price fluctuated between USD 20-30/ton. As iron ore was plentiful in the world, its price was driven by production costs. After 2003 Chinese demand drove the contract price up four times to nearly USD 100/ton with the spot price reaching nearly USD 200/ton in 2008. With China importing more ore than Europe and Japan combined, the skyrocketing ore price has cost China dearly.
The gradual concentration of major iron ore mines among the big three — and the nature of the Chinese demand — were the major reasons for the price increase. China’s steel production capacity has skyrocketed, and Chinese local governments have been obsessed with promoting its growth resulting in the industry’s fragmentation. Huge demand and numerous small players are a perfect setup for the big three to increase prices. They often cite high spot prices as the reason for jacking up the contract prices. But, the spot market is relatively small and easily manipulated by decreasing supply into the market. On the other hand, numerous Chinese steel mills all want to buy ore to sustain production for their governments to report higher GDP, even though the GDP is losing money. China’s steel industry is structured to hurt China’s interest.
As steel demand collapsed in the fourth quarter of 2008 and first quarter of 2009, steel prices fell sharply. It should have led to a collapse in ore demand. The surge in bank lending armed Chinese ore distributors with money to stock up on ore for speculation. This strengthened the hand of the big three enormously and the tie-up of BHP and Rio Tinto has increased their monopoly power further. Even though China is the biggest buyer of ore by far, it has had no power in price setting. When the global recession should have benefited China, the lending surge has made it even worse for China by financing Chinese speculative demand.
The government is spending huge amounts of money to support temporary employment for college graduates in 2009. If employment in the private sector doesn’t grow, the government may have to spend even more next year. The government is using fiscal stimulus and bank lending to support economic recovery. But the recovery may be a jobless one. China needs a dynamic private sector to solve the employment problem.
We are seeing the dark side of the lending surge in supporting asset speculation. Commodity speculation is doing significant damage to the Chinese economy. This self-inflicted damage from China’s lending boom should be a major consideration in China’s lending policy. Cheap loans benefit foreign commodity suppliers, not necessarily the Chinese economy.
Many analysts argue that GDP growth follows loan growth as money is spent whereas inflation becomes a problem only when the economy overheats, which is not yet a problem. This sort of thinking is naïve. If private companies don’t expand, China would suffer a lasting employment crisis. The lending surge may be hurting the Chinese economy both short term and long term.
China’s economic problems can’t be fixed by liquidity. China’s growth model is based on government-led investment and foreign enterprise-led exports; as the global economy has collapsed, China’s exports have too. Unless the global economy comes back, there will be no income growth to support investment growth.
If exports remain weak for years, China could only bring back high growth by shifting demand to domestic consumption. It requires significant rebalancing of wealth and income in the Chinese economy. I have written repeatedly that a new growth cycle should start with a distribution of the shares of the listed state-owned enterprises to Chinese households. It would lead to a virtuous cycle lasting a decade.
China’s bank lending surge has led to asset appreciation and buoyant asset markets make many think that the economic problems are fixed – this may be an illusion. The lending surge may have created more problems than it solves. China’s economic problems are structural, they can’t be fixed by stimulus.
Quelle: http://www.cibmagazine.com.cn/Columnists/..._of_the_lending_boom.html
Die Parallelen des Schicksals von Arcandor zu den künftigen Verläufen anderer Companies betrachte ich als durchaus gegeben.
Wären Deuss, Urban und Middelhoff doch nur mal durch die Regalreihen gegangen
Ein Handelsunternehmen braucht eigentlich Manager, die die Abläufe in einem Supermarkt oder im Kaufhaus von der Pike auf gelernt haben. Doch an der Spitze vieler Handelskonzerne agieren Finanzspezialisten - mit häufig verhängnisvollen Folgen.
Fast könnte man Mitleid mit Karl-Gerhard Eick haben. Anfang März dieses Jahres trat er sein Amt als Vorstandsvorsitzender der Arcandor AG an, schon drei Monate später musste er beim Amtsgericht Essen die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragen. Jetzt wurde das Verfahren offiziell eröffnet, und Eick ist seinen Job los.
Warum hat der frühere Telekom-Vorstand dieses Himmelfahrtskommando übernommen? Hat Eick, der erfahrene Finanzexperte, nicht erkannt, dass die Firma schon im vergangenen Jahr am Abgrund stand? Oder mochte er die nahezu auswegslose Situation nicht wahrhaben, weil er unbedingt ein großes Unternehmen leiten wollte?
Von Eicks Realitätsferne einmal abgesehen, stellt sich noch eine ganz andere, viel wichtigere Frage: Was sucht ein Finanzmann überhaupt an der Spitze eines Handelskonzerns? Die Antwort gibt die leidvolle Geschichte von Arcandor Chart zeigen. 25 Jahre lang wurde das Unternehmen von Managern geführt, die im Banking, Controlling und Finanzwesen groß geworden waren. Und ebenso lange kontrollierten den Konzern prominente Aufsichtsratsvorsitzende, die entweder aus dem Finanzwesen oder aus der Industrie kamen. Keiner der Herren verstand das Handelsgeschäft wirklich, alle waren sie Zahlenmenschen und Strategen. Das bittere Ende dieser permanenten personellen Fehlbesetzungen: Arcandor ist pleite.
Ein Handelsunternehmen braucht Manager, die nicht nur über einen exzellenten akademischen Abschluss verfügen, sondern auch die Abläufe in einem Supermarkt oder im Kaufhaus von der Pike auf gelernt haben. Manager, die mit der Vielschichtigkeit des Geschäfts zurechtkommen, bei dem es neben dem Verkaufen der Ware auch um Immobilien, Einkauf, Logistik und Vertriebswege geht. Ein Konzern wie Arcandor hat Zehntausende von Artikeln und Millionen von Kunden, er ist abhängig von Moden, von regionalen Besonderheiten und nicht zuletzt auch vom Wetter. Das ist nicht die Welt von Finanzvorständen, die nach Kennziffern entscheiden und Prozesse bis ins Detail planen. Sie sind nicht gewohnt, ständig zu improvisieren, weil ein verregneter Sommer besonders hohe Preissenkungen erfordert oder ein plötzlich aufkommender Trend die aufwendige Umstellung der Kollektion verlangt.
Wie hilflos handelsunerfahrene Spitzenleute agieren, zeigt eindrucksvoll das Wirken von Walter Deuss. Der Jurist mit Banklehre steuert von 1982 bis 2000 die Karstadt AG, die Keimzelle von Arcandor. Sein bevorzugtes Spielfeld sind die Finanzen, das Controlling und die Immobilien, da kennt er sich aus. Aber dass sich die Kunden schon in den 90er Jahren vom althergebrachten Kaufhaus abwenden und lieber in die neu entstehenden Fach- und Verbrauchermärkte gehen, ignoriert er einfach. Schlimmer noch: In einer unnachahmlichen Arroganz gegenüber dem, was um ihn herum geschieht, kauft er sogar noch die Hertie-Filialen dazu, von denen viele sanierungsreif sind. Auch die Integration des Quelle-Konzerns, mit dem Karstadt 1999 fusioniert, gelingt Deuss nicht. Die Zusammenführung von unterschiedlichen Konzernkulturen und Kundenstämme lassen sich eben nicht mit dem Instrumentenkasten des Finanzers bewerkstelligen.
Miserable Zahlen zwingen Deuss im Jahr 2000 zum Rückzug. Aufsichtsratsvorsitzender ist damals Hans Meinhardt, Chef des Gas- und Gabelstapelherstellers Linde Chart zeigen. Ein Mann mit hervorragendem Ruf in der Industrie, jedoch bar jeglicher Kenntnisse im Handel. Und so kommt es, dass Meinhardt bei der Suche nach einem Deuss-Nachfolger nicht beurteilen kann, welcher Kandidat ein echter Händler ist und welcher nicht. Schließlich verfällt er auf Wolfgang Urban. Der hat zwar Karriere bei Kaufhof gemacht, ist aber stets dem Ressort Finanzen und Rechnungswesen verbunden geblieben, das er lange betreute. Für den Handel an sich hat Urban so gut wie kein Verständnis. Ihm fehlt, wie all den Finanzern vor ihm und nach ihm, die Passion für die Ware und die Kunden; in die Niederungen der Verkaufsfläche lässt er sich selten herab.
Meinhardt schaut Urbans Treiben vier Jahre lang tatenlos zu. In dieser Zeit entwickelt der Vorstandsvorsitzende durchaus interessante Ideen, bei all seinen vielfältigen Ideen verkümmert aber das Kerngeschäft. Urban kauft ein Sammelsurium an Töchtern zu, wie das Deutsche Sportfernsehen DFS, die Textilkette SinnLeffers und Fitnessstudios. Nach Synergien fragt er nicht. Hauptsache der Umsatz wächst, das haben Finanzer wie er gerne. Und weil er die großen Zahlen so sehr mag, stößt er auch nicht schnell genug unrentable Sparten ab. Damit nimmt das Desaster seinen Lauf. 2004 ist Urban nicht mehr zu halten. Auch Aufsichtsratschef Meinhardt verabschiedet sich.
Spätestens jetzt, so könnte man meinen, würden die Großaktionäre (damals Schickedanz-Gruppe, Allianz Chart zeigen und Riedel Holding) aus den fatalen Fehlern der Vergangenheit die richtigen Schlüsse ziehen und ihren Konzern einem Handelsmann anvertrauen. Doch weit gefehlt. Sie übertragen 2004 Thomas Middelhoff den Vorsitz des Aufsichtsrats, der sich, nach einem Interregnum von Christoph Achenbach, selbst in die Rolle des Arcandor-Vorstandsvorsitzenden drängt.
Middelhoff - der zuvor als Bertelsmann-Chef und dann als Private-Equity-Spezialist agierte - ist in der Welt der Finanzen und der Unternehmenstransaktionen ein Ass. Immer wieder gelingt es ihm, frisches Geld aufzutreiben, neue Investoren zu finden und ungeduldige Banken hinzuhalten. Doch den Handel kennt er bestenfalls vom Anzugkaufen. Wie soll so jemand ein tragfähiges Geschäftsmodell für einen Kaufhauskonzern ersinnen? Die Antwort auf die Frage ist bekannt. Middelhoff scheitert grandios, und sein Nachfolger Eick hat keine Chance mehr, noch irgendetwas zu retten.
25 Jahre Herrschaft der Finanzer über einen einst gut aufgestellten Kaufhauskonzern, 25 Jahre Misswirtschaft. Die Topleute von Karstadt und später Arcandor haben alles unterlassen, was einen erfolgreichen Händler ausmacht. Sie haben keine eigenständigen Konzepte entwickelt, mit denen sie sich vom Wettbewerb hätten abgrenzen können, sondern nur herumprobiert und von der Konkurrenz abgekupfert. Und sie haben es versäumt, genügend Führungskräfte im eigenen Haus heranzuziehen, was zum Beispiel bei Aldi hervorragend funktioniert. Dort steigen junge Akademiker als Betriebsleiter ein und dienen sich dann systematisch nach oben.
Jeder Aldi-Manager hat sich selbst einmal um den Zustand der Gemüseabteilung gekümmert oder die Kühltruhen für Fleisch und Geflügel inspiziert. Ein hochrangiger Arcandor-Manager hingegen hat von all dem wenig Ahnung. Statt in die Läden zu gehen, delegiert er die Problemlösung in der Regel an Unternehmensberater; kein anderes Handelsunternehmen in Europa hat so viele Consultants beschäftigt wir Arcandor. Wie wir heute wissen, haben auch die Berater nichts geholfen.
Die Handelsbranche ist eine der kompliziertesten und komplexesten überhaupt. Gleichwohl mangelt es nicht an ruhmreichen Beispielen: Lidl, Aldi, Rossmann, Brenninkmeijer und wie sie alle heißen. Jedes dieser Unternehmen verfolgt unbeirrt eine sauber abgegrenzte Strategie, die konsequent umgesetzt wird. Und das Wichtigste: Immer sind Händler am Werk, die ihr Geschäft mit Herzblut betreiben. Wie Amanicio Ortega, dessen Laufbahn als Handlanger in einem Bekleidungsgeschäft begann. Heute gehört ihm die Inditex-Gruppe, einschließlich der höchst profitablen Textilkette Zara.
Ortega ist längst ein reicher Mann, aber wenn es um sein Imperium geht, ist er sich für nichts zu schade. So besuchte der Spanier eines Tages einen Zara-Laden in Berlin. Das Outlet, so erfuhr er, habe zurzeit Umsatzprobleme. Ortega schaute sich den Laden an und fand binnen Kurzem die Schwachstelle: Die Berliner präsentierten bereits zu Saisonbeginn reduzierte Ware - ein Kardinalfehler im Textilhandel.
Wären Deuss, Urban oder Middelhoff auch häufiger mal durch die Regalreihen ihrer Geschäfte gegangen, hätten sie so manche Fehlentwicklung vermeiden und die richtigen Akzente setzen können. Doch sie steuerten vom Schreibtisch und vom Computer aus, wie das der Finanzer normalerweise eben macht - mit den entsprechenden Konsequenzen.
http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/...8,646044,00.html
Eine wie stets interessante Einlassung von Klaus Singer / TimePatternAnalysis
Wallstreet ist dagegen
Wallstreet stimmt gegen Pläne von Obama, den Banken Restriktionen aufzuerlegen, die sie in ihren Möglichkeiten, Gewinn zu erzielen, erheblich einschränken.
Der S&P 500 hatte am Mittwoch haarscharf an einer wichtigen Aufwärtslinie aus Juli 2009 geschlossen (siehe Chart!). Und das gelang auch nur, weil im späten Handel der Bankensektor zurückgekauft wurde. Im gestrigen Handel war zunächst versucht worden, die Kurse wieder auf die sichere Seite zu hieven, aber der breite Markt machte nicht mit.
Und eben diese Banken sollen nach Obamas Plänen an die Leine gelegt werden. Sie sollen z.B. nicht länger Hedge Fonds besitzen oder in sie zum eigenen Gewinn investieren. Die Institute müssen sich zudem künftig entscheiden zwischen klassischen Bankgeschäfte oder Eigenhandel. Schranken sollen Finanzgesellschaften auch hinsichtlich ihrer Größe auferlegt werden.
Das Vorhaben muss den Kongress passieren, im Senat haben Obamas Demokraten jüngst bei Nachwahlen ihre hauchdünne Mehrheit eingebüßt. Die Pläne stammen von Ex-Fed-Chef Paul Volcker, der vor einiger Zeit sagte, die einzige Innovation, die die Finanzindustrie in den vergangenen 25 Jahren hervorgebracht hat, sei der Bankautomat. Mehr hatte er an Freundlichkeiten nicht zu bieten.
Der S&P 500 notiert jetzt noch etwas oberhalb der viel beachteten EMA50. Ein Härtetest ist unausweichlich, zumal knapp darunter die runden 1100 liegen. Parallel zum gestrigen Abverkauf brach der VIX mit plus 19,2 %, dem größten Sprung in 14 Monaten, aus einer für Aktien eher bullischen Keilformation nach oben aus. Damit hat sich die an dieser Stelle in der Vorwoche diskutierte Parallelität zu Juli/August 2008 erledigt.
Die Obama-Pläne sind Anlass für den Abverkauf. Die Chancen ihrer Umsetzung sind mehr als gering. Die Ursache dürfte in Bedenken über die Kraft der wirtschaftlichen Erholung liegen und die Erwartung einer strafferen Geldpolitik liegen. Hierzu gibt es eine Fülle von Indizien.
Die Bullen blicken dieser Tage besonders nach China: Die chinesische Regulierungsbehörde für das Bankenwesen hat angekündigt, das bislang explosive Kreditwachstum in diesem Jahr stärker zu kontrollieren. Die Vergabe neuer Kredite dürfte 2010 auf 7,5 Bill. Yuan fallen. 2009 hatten die chinesischen Banken 9,5 Bill. Yuan an neuen Krediten vergeben, ein Jahreszuwachs von rund 32 %.
Hinzu kommt, dass die Weltbank in ihrer "Globalen Wirtschaftsprognose 2010" die die Hoffnung auf ein rasches Wachstum dämpft. Das Bruttonationaleinkommen steigt demnach weltweit in diesem Jahr um 2,7 % und 2011 um 3,2 %. Während sich der Aufschwung in den Entwicklungsländern stabil fortsetzen soll - mit 5,2 % in diesem und 5,8 % im kommenden Jahr - steigt das Bruttonationaleinkommen in den Industrieländern dieses Jahr lediglich um 1,8 % und 2011 um 2,3 %. Es war im vergangenen Jahr um 3,3 % geschrumpft.
Zuvor hatte schon IWF-Chef Strauss-Kahn hat vor einer zweiten Rezession in einigen Staaten gewarnt, wenn das Ende der Konjunkturhilfen zu früh eingeleitet wird. Die Erholung in den Industriestaaten verlaufe zögerlich, warnte er.
Andere Beobachter sind da noch pessimistischer. So sieht z.B. Krugman eine Wahrscheinlichkeit von 30 bis 40 % für eine Rezession in 2010. Das Wachstum bleibe so schwach, dass die Arbeitslosigkeit wieder steigt (siehe die jüngsten Zahlen).
Die Arbeitsproduktivität in den entwickelten Industrieländern ist in 2009 zum ersten Mal in mehr als 40 Jahren gesunken. Dabei haben US-Unternehmen mit Entlassungen reagiert und so die Arbeitsproduktivität weiter steigen lassen, während in Europa Arbeitskräfte für einen möglichen Aufschwung "gehortet" wurden. Dadurch ging die Arbeitsproduktivität besonders in Deutschland und England deutlich zurück.
Unternehmen halten ihre Lagerbestände sehr niedrig und zeigen wenig Neigung, das zu ändern. Das ist ein Zeichen des Zweifels an der Nachhaltigkeit der wirtschaftlichen Erholung. Die stark schwankenden Lagerbestände haben 2009 die europäischen BIPs im ersten Halbjahr mit minus 5,4 % und im zweiten mit plus 2,1 % beeinflusst.
Die Erwartung strafferer Geldpolitik haut in dieselbe nicht-bullische Kerbe. So wird die BoE ihre Wertpapierkäufe mit einem Gesamtvolumen von 200 Mrd. Pfund Anfang Februar zunächst beenden und deren Auswirkungen auf die Wirtschaft analysieren.
Vor dem Hintergrund steigender Zinserwartungen haben Unternehmen und Regierungen im Januar bisher schon etwa 75 Mrd. Dollar an Anleihen ausgegeben. Mehr als zwei Drittel davon stammen von Finanzinstitutionen. Allgemein wird auch erwartet, dass sich der europäische Junk-Bond-Markt in diesem Jahr stark ausweitet, weil die Unternehmen sich zur Finanzierung von den Banken weg-, auf die Anleihemärkte zu bewegen.
Hingegen vernehmen die internationalen Akteure mit Wohlwollen Meldungen, die japanische Notenbank werde auf absehbare Zeit an der Politik des billigen Geldes festhalten. Die japanische Wirtschaft muss aus der Deflation herausfinden und zu nachhaltigem Wachstum mit Preisstabilität kommen, heißt es zur Begründung.
In der laufenden Quartalssaison stellt sich damit in größerer Schärfe als in den vorhergehenden die Frage, ob die Unternehmensgewinne das halten, was die Kurse versprechen. Die bisherige Kurserholung unterstellt ein starkes, nachhaltiges Wirtschaftswachstum. Die Erwartungen liegen hoch: Beobachter bezeichnen die gegenwärtige Erholung als Unternehmens-gestützt (im Gegensatz zu Verbraucher-gestützt) und schließen daraus, dass das Gewinnwachstum überdurchschnittlich ausfällt. Die Gewinne im S&P 500 werden bei plus 186 % des Vorjahresniveaus erwartet. Das wäre das erste Quartal mit einem Jahres-Zuwachs seit dem zweiten Quartal 2007. Die Sektoren "Finanzen", "Material" und "Konsumprodukte (ohne Nahrungsmittel)" sollen am stärksten wachsen.
Eine Lektion von Japans "verlorener Dekade" ist, dass sogar ausgedehnte Staatsdefizite, Nullzinsen und "quantitative easing" nach Platzen einer Schulden-Blase in einer Wirtschaft mit Überschuss-Kapazität nicht zu starker Inflation führen. Eine andere ist, dass der Bereinigungs-Prozess sehr langwierig ist. Mangelnde Inflation bis Deflation sind Zeichen niedriger Wirtschaftsaktivität - ein konträres Szenario zu solidem Wachstum, das in den Kursen steckt.
Man sollte jetzt besonders auf die folgenden Punkte achten, sie haben das Zeug für einen Startschuss einer bärischen Abwärtsspirale:
Mit dem Vorliegen der 2009er Bilanzen früh in 2010 werden zahlreiche Unternehmenskredite von Grund auf neu bewertet. Die Gefahr ist groß, dass es dann zu einer Kreditklemme kommt, die dazu führen kann, dass viele Unternehmen, die sich bis dahin durchschlagen konnten, auf der Strecke bleiben. Genau dann ist auch die Stunde der Wahrheit für die bestehenden Unternehmenskredite. Die Bundesbank rechnet im laufenden Jahr mit Ausfällen von rund 75 Mrd. Euro. Im besten Falle reichen bei den Banken die erwirtschafteten Gewinne, um die Verluste zu kompensieren. Der Abschreibungsbedarf von weiterhin zu hoch bewerteten Assets besteht aber fort.
Für die staatlichen Anreizprogramme kommt allmählich die Stunde der Wahrheit: Man kann davon ausgehen, dass deren Wirkungsverzögerung sechs bis 12 Monate beträgt. Nachdem zuletzt die BIP-Entwicklung v.a. durch Lagerkorrekturen nach oben getrieben wurde, muss sich bald zeigen, ob der mit den staatlichen Anreizen verbundene Keynessche Multiplikator deutlich über Eins liegt, d.h. dass staatliche Anreize private Impulse nach sich ziehen und in einen selbsttragenden Aufschwung münden. In diesem Zusammenhang sind die Stimmungsindikatoren wichtig, und die entwickeln sich, auf deutsch gesagt, lau.
Die Preisdaten zeigen weiterhin wenig Inflationsneigung. Das dämpft zwar einerseits Befürchtungen, die Notenbanken könnten die Zinsen schnell anheben, andererseits ist das nur ein Beleg für das schwache Wirtschaftswachstum. Die Reaktionen auf Meldungen von der Preisfront dürften künftig heftiger und stellenweise auch scheinbar widersprüchlich ausfallen.
Gleichzeitig wirken jetzt statistische Basiseffekte - als Vergleichzahlen dienen dann die kollabierten Zahlen aus 2009, das schafft zumindest optisch schneller einen Zuwachs, als wenn man noch die vergleichsweise hohe Basis aus Sommer und Herbst 2008 nehmen muss. Das würde vordergründig bullische Positionen stützen, aber reine Taschenspielertricks haben kurze (Kurs)-Beine.
Ich hatte zuletzt an dieser Stelle die Etappenziel-Marke von 1225 im S&P 500 genannt (Ende Februar), bevor eine deutliche Korrektur einsetzt. Bis 1150 hatte es der Index geschafft, bevor ... (siehe oben). Immer noch möglich? Ich schließe es weiterhin (noch...) nicht aus, wichtige Hinweise wird der Verlauf der nächsten Tage geben.
Die aggregierten fraktalen Oszillatoren der Diagnose der TimePatternAnalysis zeigen seit einigen Tagen einen deutlichen negativen "inflow". Bis vor zwei Tagen war der darauf beschränkt war, bullische Positionen zu reduzieren (siehe Chart!). Jetzt allerdings steigt der Zufluss in bärische Positionen von niedrigem Niveau aus zügig. Um reine Gewinnmitnahmen handelt es damit gegenwärtig nicht mehr. (Der Chart wird börsentäglich aktualisiert und kann im offenen Bereich unter "Signale" auf www.timepatternanalysis.de eingesehen werden.)
Auch das Intermarketgefüge v.a. im Währungsbereich ist zu beachten: Ein solider Expansionskurs der Finanzmärkte wird angezeigt, wenn Euro/Dollar, Euro/Yen und Dollar/Yen simultan steigen. Fragiler wird die Veranstaltung, wenn zwar der Euro gegen Dollar steigt, aber der Yen gegen Dollar und/oder Euro Stärke zeigt. Eine solide Kontraktion wird indiziert durch simultan sinkende Euro/Dollar, Euro/Yen und Dollar/Yen. Längerfristig ist zu erwarten, dass der Dollar gegen Euro deutlich erstarkt, auf längere Sicht ist durchaus die Parität "drin". Die vergangenen Tage waren in diesem Sinne ein Vorgeschmack.
Das Problem, mit welchem wir uns konfrontiert sehen, liegt nun in der Deutung der Signale. Sehen wir also nach dem Durschlagen des 20er und 50er EMA im SPX einen fortschreitenden Meltdown an den Aktienmärkten oder haben wir es wie zu Mitte Oktober-Anfang November 2009 mit einem Fehlsignal zu tun.
Kurzfristig erscheint ein Snap-Back-Effekt als ein durchaus spiel- bzw. tradebares Szenario. Carl Swenlin, der den Down-Ausbruch aus dem Ascending Wedge-Pattern sehr exakt prognostizierte, geht schon davon aus, dass wir hier den Beginn eines "More Substantial Decline" sehen, rechnet aber aufgrund der völlig überverkauften Short-Term-Indikatoren sehr wahrscheinlich mit einem Bounce.
Ein kurzer Blick zurück auf die Situation gegen Ende Oktober 2009, als der der SPX über 70 Punkte verlor, ist hier evtl. aufschlussreich. Zahlreiche Indikatoren, so wie z.B. der McClellan-Oszillator oder eben auch Swenlins SPX Participation Index zeigten seinerzeit heftige Ausschläge in überverkaufte Extrembereiche. Diese Ausschläge sind aktuell erneut zu attestieren.
Ich halte es daher ebenfalls für durchaus wahrscheinlich, dass wir bis spätestens zu Mitte nächster Woche ein Drehen der Märkte sehen könnten. Natürlich wird die Börse dies nicht ohne Überraschungseffekt abgehen lassen. Mit dem Antäuschen eines weiteren Downmoves werden noch rasch einige Shorties angelockt um dann urplötzlich einen hochjagenden Markt beobachten zu dürfen. Ähnliches geschah in den ersten Novembertagen 2009, als hier z.B. der DAX um 8% zulegte.
Im Bereich des Medium-Terms bleibt gemäß Carl Swenlin aus charttechnischer Sicht ein wichtiger Aspekt, inwieweit es möglicherweise zu einem Cross-Down des 20er EMA durch den 50er EMA kommen könnte. Swenlin hier im Original dazu:
>>> "We have just witnessed the worst three-day decline since the March 2009 bottom. I think it is the beginning of a more substantial decline, but short-term indicators are so oversold that the next thing we will probably see is a bounce. The most important thing to watch in the medium term is for 20-EMAs to cross down through 50-EMAs. In most cases, this will change buy signals to neutral signals, except where the 50-EMA is below the 200-EMA at the time of the 20/50-EMA crossover. That would be a sell. In the event that the S&P 500 bounces high enough to exceed the January highs, I would have to assume that the presently anticipated correction has run its course.
The S&P 500 has finally decisively broken down through the support formed by the rising trend line that marks the bottom of the ascending wedge formation. This was the technical expectation, but the market sure did fight it. The break has also carried the price index through the 20- and 50-EMAs. I have drawn a dashed line from the November low, parallel with the upper boundary of the wedge to suggest a possible bottom of a rising trend channel. This line is not drawn by strict technical rules, just a bit of speculation on my part.
The first obvious support is at about 1030, not a real problem; however, the next obvious support is at about 870. That would be great in terms of a substantial correction, and it would raise fear levels to the point where a good buying opportunity might appear." <<<
http://www.decisionpoint.com/ChartSpotliteFiles/100122_cspot.html
Alarm!
Ich gebe selten konkrete Prognosen für die Zukunft ab. Denn wir haben oft genug gesehen, dass selbst glasklare Vorgaben der fundamentalen Lage ebenso wie klare charttechnische Kauf- oder Verkaufssignale, selbst, wenn sie vom Sentiment, der Markttechnik und diversen Berufsorakeln unterstützt werden, dennoch nicht wirken, sondern das Gegenteil passiert. Da halte ich es dann doch lieber wieder mit der Kursentwicklung selbst und folge dem, was sie vorgibt...
Da ich meinen Börsendienst dazu wieder strikt an das Handelsystem SYSTEM22 gekoppelt habe, kann ich mir den Blick in die Nebel der Zukunft somit eigentlich sparen. Aber heute tue ich es dennoch – und gebe Alarmstufe dunkelrot aus!
Wobei ich es eigentlich gar nicht freiwillig tue. Die rote Warnflagge wurde mir heute Schlag 14 Uhr direkt vor die Nase gehalten, ich gebe somit nur weiter, was ich da zu sehen bekam: Die Quartalsbilanz von Goldman Sachs. Aber der Reihe nach.
Warum ist die Lage am Aktienmarkt denn überhaupt kritisch? Läuft doch alles so nett. Gefühlt zumindest, wenn man Bulle ist. Denn eigentlich sind zumindest Dow Jones und Dax seit Weihnachten überhaupt nicht gelaufen. Aber wie gesagt, die Kursentwicklung kann Wochen und Monate die Veränderungen der Rahmenbedingungen ignorieren – einfach, weil die Mehrzahl derer, die aktiv handeln, diese Veränderungen nicht wahrnehmen können ... z.B. weil in den Medien rosa gemalt wird, was in Wahrheit grau ist ... oder sie nicht wahrnehmen wollen. Weil sie ihre Ansichten von ihrem Depotbestand ableiten. Wer Long ist, denkt Long. Wer Short ist, denkt Short. Und jemanden davon abzubringen, bedarf es viel. Vor allem viel Verlust. Welche Belastungen hatten wir, bevor Goldman Sachs – möglicherweise – tief blicken ließ?
Während die Aktienmärkte in den letzten Monaten oben blieben, hat sich die konjunkturelle Erholung aus dem 3. Quartal, durch zahllose Anreize und Stützungsprogramme befeuert, im 4. Quartal in eine trübe Seitwärtsbewegung auf niedrigem Niveau verwandelt. Die großen Wachstumserwartungen, die allgemein propagiert werden, sind in meinen Augen mehr als überzogen. Vielmehr halte ich einen Rückfall in eine konjunkturelle Schrumpfung für Europa und die USA für recht wahrscheinlich.
Das Sentiment wurde immer bullisher, auch, wenn die Kurse weitaus langsamer stiegen als im 3. Quartal. Was typisch ist für eine nahende Wendephase. Der Bärenanteil in einigen Bereichen – vor allem im Bereich der Privatanleger und Börsenbriefe – fiel auf Niveaus, wie sie seit den 80er Jahren nicht erreicht wurden.
Zugleich aber gingen die Umsätze bei steigenden Kursen immer mehr zurück, was normalerweise ein Hinweis darauf ist, dass eine Bärenmarktrallye (so riesig sie auch ist) an Kraft verliert. An Tagen mit fallenden Kursen hingegen waren die Umsätze hingegen fast immer recht hoch. Interessant in diesem Zusammenhang war auch, dass neue Hochs nur für sehr kurze Kaufwellen sorgten, dann aber sofort Verkaufsdruck aufkam. Ein für einen Aufwärtstrend sehr ungesundes Bild.
Seit Anfang Dezember ist die Euro/Dollar-Relation aus ihrem sonst recht zuverlässigen Gleichlauf mit den Aktienmärkten ausgeschieden und fällt. Ein steigender Dollar ist oft ein Signal dafür, dass sich große Adressen defensiver positionieren. Auch wichtige Rohstoffe wie Rohöl liefen nicht mehr mit nach oben.
Die Hoffnungen, dass die Regierungen die Lage in den Griff bekommen werden, sind verschwunden. Die Akzeptanz von Obama und Merkel ist im freien Fall. Ob zu Recht oder nicht, sei dahingestellt ... aber es zeigt, dass die Menschen ernüchtert sind – weil man ihnen zuvor zu große Hoffnungen gemacht hatte. Das Verbrauchervertrauen, nach wie vor auf ohnehin tiefem Niveau, kommt seit dem Spätsommer nicht mehr vom Fleck. Normalerweise laufen Verbrauchervertrauen und Aktienmärkte relativ parallel. Diesmal aber war der Aktienmarkt voran geprescht.
Die bisherigen Quartalsergebnisse der US-Unternehmen zeigen bis jetzt ein Unentschieden zwischen übertroffenen und verfehlten Prognosen. Dabei waren es vor allem wieder die Umsätze, die nicht mit den Wachstumserwartungen der Analysten mithalten konnten. Noch ist hier ob der bisher wenigen auf dem Tisch liegenden Zahlen absolut kein Gesamtbild auszumachen. Aber immens auffällig ist, dass sogar klar überbotene Prognosen wie bei Intel oder IBM nach kurzem Anstieg kurz danach zu auffälligen Verkäufen der jeweiligen Aktie führten. „Sell on good news“ ist ebenfalls ein Hinweis darauf, dass die Aufwärtsbewegung der Märkte immer wackliger wird.
Damit also ist eigentlich kein Bereich mehr positiv. Und selbst das nie wirklich widerlegbare (und nie beweisbare) Argument der überbordenden, nach Anlage suchenden Liquidität ist kaum mehr als heiße Luft, was sich an den sogar zu Jahresbeginn völlig unüblich niedrigen Umsätzen ablesen lässt. Auch Rallyes nach Rücksetzern bleiben umsatzarm. Aber ... nun, da bleibt ja immer das Argument, das „immer geht“:
Da die Regierungen nicht wollen, dass die Börsen fallen und dadurch die Leute unruhig (und noch ärmer) werden, wird dafür gesorgt, dass die Aktien oben bleiben. Nun ja. Zuletzt wurde viel darüber diskutiert, ob die US-Regierung selbst den Aktienmarkt gestützt habe. Ich halte das für Unsinn, denn es wäre nicht zu verbergen gewesen. Machbar wäre es gewesen, in Japan wurde das in den 90ern ja auch (erfolglos übrigens) praktiziert. Aber warum selbst eingreifen, wenn man sich der Großbanken bedienen kann! Das war seit dem Sommer meine Ansicht:
Die Quasi-Gratiskredite der US-Notenbank wanderten kaum in die Kreditvergabe für die Wirtschaft. Wohin ging dieses Geld, während „zufällig“ im Juli eine klare Abwärtswende des Aktienmarkts plötzlich in eine Rallye verwandelt wurde? Eben. Schließlich waren diese Kredite nicht zweckgebunden. Ich ging seit Monaten davon aus, dass hier massives Kapital durch einzelne Großbanken in den Aktienmarkt gepumpt wurden, weil sie dort natürlich mehr Gewinn in kürzerer Zeit herausholen konnten, anstatt sich der Mühen und Risiken der Kreditvergabe auszusetzen. Nur hat die Sache einen Haken:
Um aus solchen Aktionen einen Gewinn zu erzielen, muss man diese dadurch aufgehäuften Bestände ja auch verkaufen können. Ein Buchgewinn ist nichts ... erst, wenn das Geld wieder auf dem Konto ist, ist der Gewinn sicher. Nur ... fallende Umsätze, die Börsen kommen nicht mehr recht voran, das Sentiment ist so bullish wie selten: Das ist nicht das geeignete Umfeld, um solche Riesenpositionen loszuwerden, denn ... an wen denn?
Doch diese Verkäufe nach positiven Nachrichten ... der immer mehr abflachende Steigungswinkel der Aktienmärkte ... steigende Umsätze bei fallenden Kursen ... das deutet darauf hin, dass seit Monaten große Adressen jede Gelegenheit nutzen, um zu verkaufen. Aber beweisen lässt sich das nicht, schließlich hängt an den Orders kein Adress-Zettel. Doch nun kam die Quartalsbilanz von Goldman Sachs!
Gewinn 8,20 Dollar pro Aktie statt der im Schnitt von den Analysten erwarteten 5,20 Dollar. Der Gewinn belief sich nominal auf 4,95 Milliarden Dollar .... während der Umsatz mit 9,62 Milliarden sogar knapp unter den Prognosen blieb. Wie ist das möglich? Wie kann Goldman eine Eigenkapitalrendite erreichen, die keine andere Bank auch nur im Ansatz aufweist?
Gut, die Boni waren in diesem Gewinnausweis diesmal nicht eingerechnet, weil Goldman die noch nicht bekannt geben will. Seltsam genug. Aber nehmen wir nur mal an, das Geld fiel nicht vom Himmel. Das Handelsblatt meldete um 14:30 Uhr online: „Die Einnahmen bezifferte Goldman Sachs für das vierte Quartal 2009 auf 9,62 Mrd. Dollar, der Großteil stammte aus dem Handelsgeschäft.“
Handelsgeschäft? Also der Eigenhandel? Dort, wo ... falls Goldman ebenfalls mit dem Gratisgeld der US-Notenbank operiert hätte ... die Aktien gekauft worden wären, die die Aktienmärkte seit Juli auf einmal senkrecht steigen ließen? Wenn hier nun auf einmal ein Riesengewinn im 4. Quartal entstanden ist, dann wäre das durchaus ein sehr, sehr starkes Signal dahingehend, dass die Kurstreiber aus ihren auf Notenbank-Kredit gekauften Beständen bereits draußen sind. Dass diese Aktien aus den starken längst in die zittrigen Hände gewandert sind.
Natürlich könnte man dieses Spielchen dennoch erneut spielen, falls die Aktienmärkte zu sehr fallen sollten. Klarer Fall. Aber werden die Großbanken da erneut mitspielen? Es war zweifellos schwer genug, sich hier einen Gewinn zu sichern. Und eines sei klar unterstrichen: Dass Regierungen Börsen oben halten können, wenn sie nur wollen, ist ein Argument, auf dem sich Dauer-Bullen gerne ausruhen, wenn die Kurse langsam stagnieren. Aber 2000-2003 und 2008 haben eigentlich klar genug gemacht, dass das so einfach eben nicht hinhaut.
Wenn meine Überlegung richtig sein sollte und die „Großen“ aus ihren Beständen ausgestiegen sind, deutet das darauf hin, dass sie zumindest nicht damit rechnen, dass da nach oben noch viel geht. Und dass sie auch nicht gerade Willens sind, das Spiel erneut zu spielen. Wenn dem so ist ... hängen die Aktienmärkte jetzt nicht mehr an noch einem seidenen Faden, sondern schweben frei in der Luft wie Karl Kojote über dem Grand Canyon. Es mag sein, dass der morgige Options-Verfall noch dazu beiträgt, das Niveau zu halten. Aber ab Montag, so mein Eindruck, sollte man sich sicherheitshalber langsam wieder warm anziehen!
Mit den besten Grüßen
Ihr
Ronald Gehrt
http://frank-meyer.eu/blog/...13&more=1&c=1&tb=1&pb=1
"Fannie Mae und Freddie Mac benötigen zum Überleben viele weitere Milliarden aus Steuergeldern. In den kommenden drei Jahren müsse die US-Regierung bis zu 215 Milliarden Dollar für die beiden Immobilienfinanzierer aufbringen, teilte die zuständige US-Regulierungsbehörde FHFA mit. Die Untergrenze des zusätzlichen Finanzbedarfs bezifferte sie auf 73 Milliarden Dollar."
Ungeachtet der hier auftauchenden differenten Zahlen zum Finanzierungsbedarf von Fannie und Freddie möchte ich diesen Fakt als solchen zum Anlass nehmen, euch u.a. anhand eines kleinen historischen "Ausflugs" einfach mal kurz aufzuzeigen, wie auch in der Vergangenheit stets die Kosten von Verzockereien letztendlich auf den gemeinen Steuerzahler abgewälzt wurden. Das Bailout-Spiel zugunsten der Wall Street-Goons läuft bereits seit Jahrzehnten und ist ganz sicher keine "Erfindung" aus der neueren Zeit. Nur dürfen wir attestieren, dass die Summen, um welche es sich mittlerweile dreht, mit voranschreitender Zeit immer gewaltiger geworden sind. Schockierten in den 70/80er Jahren noch zweistellige bzw. niedrige dreistellige Millionenbeträge, so ringen uns aktuell solche "Peanuts" allenfalls nur noch ein müdes Lächeln ab, da sich mittlerweile die Schulden und Bailouts demgegenüber in geradezu inflationären Größenordnungen von hohen dreistelligen Milliarden-Bereichen bewegen. Der Brückenschlag zu den Fantastilliarden im Duckschen Sinne ist da bald gar nicht mehr so weit.
Der Name des Spieles heißt "Bailout" – Historie, Fakten und Folgerungen
1970 ging die Penn Central bankrott. Die Banken, die der Eisenbahngesellschaft Geld geliehen hatten, saßen auf den Vorstandssesseln und hatten das Unternehmen weiter in die Enge getrieben, während sie immer größere Darlehen zur Abdeckung der Verluste gewährten. Die Direktoren verbargen die Realität vor den Aktionären und gaben der Gesellschaft immer weitere Darlehen, so dass mit den Dividendenzahlungen die Fassade aufrechterhalten werden konnte.
Zu dieser Zeit "befreiten" sich die Direktoren und ihre Banken von den Aktien bei unrealistisch hohen Kursen. Als die Wahrheit schließlich ans Licht kam, hielten die Aktionäre einen "leeren Sack" in den Händen. Das anschließend von der Federal Reserve zustande gebrachte Bailout beinhaltete unter anderem Regierungssubventionen für andere marode Banken, damit diese zusätzliche Gelder gewährten. Dann sagte man dem Kongress, ein Zusammenbruch von Penn Central wäre verheerend für das öffenliche Interesse. Der Kongress reagierte mit Darlehensgarantien in Höhe von 125 Millionen Dollar, um den Banken kein Risiko aufbürden zu müssen. Letzlich brach die Penn Central Eisenbahngesellschaft trotzdem zusammen, aber die Bankdarlehen waren ja gedeckt. Penn Central wurde zu AMTRAK verstaatlicht und operierte damals auch weiterhin verlustreich.
Als Lockheed 1970 vor dem Bankrott stand, hörte der Kongress im Prinzip die gleiche Geschichte. Tausende würden arbeitslos, Subunternehmer müssten aufgeben, und die Öffentlichkeit wäre ebenfalls betroffen. Folglich übernahm der Kongress die Bürgschaft für eine weitere 250 Millionen Dollar-Anleihe, welche Lockheed noch einmal 60% tiefer in das Schuldenloch stieß. Da die Regierung für das Darlehen geradestand, musste sie dafür sorgen, dass Lockheed also in die Gewinnzone zurückkommt. Dies wurde durch die Vergabe von einträglichen Militäraufträgen ohne Ausschreibung erreicht. So konnten die Banken ausgezahlt werden.
Bereits 1975 hatte New York City das Ende seiner Kreditwürdigkeit erreicht. Es hatte sich für eine extravagante Bürokratie und einen Wohlfahrtsstaat en miniature tief verschuldet. Dem Kongress redete man ein, das öffentliche Leben wäre bei einer Einschränkung der städtischen Dienste gefährdet und Amerika könnte in den Augen der Welt an Ansehen verlieren. Der Kongress autorisierte deshalb zusätzliche Darlehen bis zu 2,3 Milliarden Dollar, wodurch sich die Schulden der Stadt New York mehr als verdoppelten. Die Banken strichen weiterhin satte Zinsen ein.
1978 stand schließlich Chrysler auf der Kippe zum Bankrott. Wieder berichtete man dem Kongress, die Öffentlichkeit würde großen Schaden nehmen, falls das Unternehmen zusammenbräche. Und dass es ein schwerer Schlag für die amerikanischen Interessen wäre, würde der Käufer nur zwischen zwei anstatt drei Automobilherstellern wählen können. Folglich bürgte der Kongress für einen 1,5 Milliarden Dollar-Kredit. Die Banken reduzierten einen Teil ihrer Darlehen und tauschten weitere in Vorzugsaktien ein. Die Nachricht von diesem Abkommen trieb den Kurs von Chrysler-Aktien in die Höhe und glich damit einen großen Teil der Abschreibungen aus. Die vorher uneintreibbaren Schulden wurden in zinsbringende und amtlich abgestützte Aktiva umgewandelt.
1972 wurde die Commomwealth Bank of Detroit trotz der Aktiva von 1,5 Milliarden US-Dollar zahlungsunfähig. Sie hatte von der Chase Manhattan Bank in New York viel Geld geliehen, um es in recht risikoreiche Unternehmungen zu investieren. Jetzt steckte die Commonwealth Bank in Schwierigkeiten, und folglich ebenso die Chase Manhattan. Die Banker reisten nach Washington und erzählten der FDIC, die Öffentlichkeit müsste vor den schweren finanziellen Erschütterungen geschützt werden, die eine Schließung der Commonwealth Bank unweigerlich auslösen würde. Die FDIC pumpte 60 Millionen Dollar Kredit hinein, zusätzlich gab es regierungsamtliche Garantien für die Rückzahlung. Die Commomwealth Bank wurde an ein arabisches Konsortium veräußert, die Chase Manhattan nahm eine geringfügige Abschreibung vor, verwandelte aber den größten Teil ihres potenziellen Verlusts in staatlich gedeckte Aktiva.
1979 geriet die First Pennsylvania Bank of Philadelphia in Zahlungsschwierigkeiten. Mit ihren Aktiva in Höhe von neun Milliarden Dollar war sie sechsmal größer als die voran erwähnte Commonwealth Bank. Auch sie war ein agressiver Spieler an den Finanzmärkten. Doch nun sagten die Banker der First Pennsylvania Bank und die Federal Reserve der FDIC, die Öffentlichkeit müsse vor dem Zusammenbruch einer Bank dieser Größe geschützt werden und die nationale Wirtschaft stehe dabei auf dem Spiel, vielleicht sogar die Weltwirtschaft. Also entschied sich die FDIC für einen 325 Millionen Dollar-Kredit…, zinsfrei im ersten Jahr und zur Hälfte der marktüblichen Zinsen danach. Die Federal Reserve bot anderen Banken Geld zu einem subventionierten Zinssatz an, falls sie der First Penn zur Hilfe kämen. Bei diesem Anreiz streckten sie 175 Millionen Dollar plus eine Milliarde Dollar in Form von Kreditabkommen vor.
1984 wurde Chicagos Continental Illinois insolvent. Es war die siebtgrößte Bank des Landes mit 42 Milliarden Dollar in ihren Büchern. Im vorangegangenen Jahr war ihr Profit explodiert als Ergebnis von äußerst risikoreichen Geschäftspraktiken und Darlehen für Regierungen in Ländern der Dritten Welt. Obwohl sie der Liebling der Finanzwelt war, wurde sie rasch entzaubert, als ihr Cashflow negativ wurde und überseeische Banken ihre Einlagen zurückzogen. Damals waren Long-Positionen in Papieren des privaten Sektors mit einer Short-Position in Schatzwechseln grob abgesichert worden, was fehlschlug und Verluste auf beiden Seiten zur Folge hatte, da der Preis der privaten Papiere sank und der der Schatzwechsel stieg.(Quelle:bis.org) Es war der erste elektronische Bankenansturm der Welt. Der damalige Präsident der Federal Reserve, Paul Volcker, erklärte der FDIC, es sei undenkbar, die Weltwirtschaft durch einen Bankenzusammenbruch dieser Größe ruinieren zu lassen. Folgerichtig übernahm die FDIC fragwürdige Anleihen in Höhe von 4,5 Milliarden Dollar und übernahm 80% der Bank in Form von Aktien dafür, dass sie ihr aus der Patsche geholfen hatte. De Facto wurde die Bank damit verstaatlicht, doch niemand nahm diesen Begriff in den Mund. Die Regierung der Vereinigten Staaten war somit nun auch im Bankgeschäft tätig.
Für einen besseren Einblick in die US-Sparkassenkrise (Savings and Loan Crisis) in den 1980er Jahren, welche die öffentliche Hand letztendlich mit einer Summe von ca. 125 Milliarden Dollar belastete, hier anbei zur Vertiefung der Link zu Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Sparkassenkrise
Einer der spektakulärsten Crashs bei Hedgefonds betraf die Long Term Capital Management (LTCM) 1998. Der Fonds wurde 1994 von hoch angesehenen Managern und Finanzmarktexperten gegründet: John Meriwether von Salomon Brothers, der dort die Arbitrage geleitet hat, Myron Scholes und Robert Merton, die für die Black-Scholes-Formel zur Optionswertberechnung den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften gewonnen haben und andere. Hauptanlageinstrument war die Kapitalstruktur-Arbitrage.
Um bei dieser Arbitrage Gewinne machen zu können, wurde mit extremen Leverage gearbeitet: Bei einem Eigenkapital von 4,72 Mrd. Dollar betrug das Fremdkapital 124,5 Mrd. Dollar Mit diesem Einsatz bewegte der Fonds durch Derivate Positionen im Wert von 1,25 Billionen Dollar (welch konservativer Hebel, LOL, Zahlen stehen für Anfang 1998). Obwohl der Fonds "marktneutral" eingestellt war, mußte eine ungünstige Entwicklung den Zusammenbruch bringen. Diese für LTCM ungünstige Entwicklung wurde seinerzeit in Gang gesetzt, als die Russische Regierung die Bedienung seiner Staatsanleihen einstellen mußte.
Als LTCM bereits dem Abgrund entgegen taumelte, schritt die New Yorker Federal Reserve Bank ein und organisierte einen Bailout in Höhe von 3,5 Mrd. Dollar, um die "Stabilität des Marktes" zu gewährleisten, die bei einem Zusammenbruch von LTCM und den Auswirkungen auf die Gegenseiten der Positionen als gefährdet angesehen wurde. Innerhalb eines Jahres gelang es, den Fonds zu liquidieren.
Eine andere Frage, die sich stellt, ist die, ob die Stabilität des Marktes wirklich gefährdet war. Aus der Sicht der Fed war dies offensichtlich der Fall. Kevin Dowd von der Universität Sheffield kommt allerdings zu einem anderen Schluß, und hielt die langfristigen Folgen des Bailout für gravierender als den kurzfristigen Einfluß, den ein Zusammenbruch auf den Markt gehabt hätte.
"All das Geld, das für diese Bailouts benötigt wurde, stammte vom Federal Reserve System, das als "Kreditgeber des letzten Auswegs" agierte. Das war einer der Zwecke für die es geschaffen worden war. Wir sollten dabei nicht vergessen, dass der Ausdruck "Kreditgeber des letzten Auswegs" bedeutet, dass das Geld quasi aus dem Nichts heraus geschaffen wird und damit zu einer Konfiszierung des nationalen Reichtums durch die versteckte Besteuerung unter dem Namen Inflation führt", so folgert dazu G. Edward Griffin.
Übrigens kostete die Stützung des japanischen Bankensystems in den 1990ern den Steuerzahler in Folge allerdings sogar 20% des BIP. Die japanische Volkswirtschaft hat sich von der Krise derweil bis heute nicht vollständig erholt.
Viele der angeführten Fallbeispiele zu den oben angeführten Bailouts, speziell hier zu denen bis zu Anfang der 1980er Jahre, wurden dem Buch "Die Kreatur von Jekyll Island" von G. Edward Griffin entnommen. Klarerweise gibt diese Auflistung auch nur einen fragmentarischen Teil der bis in unsere heutige Zeit hineinreichenden Bailouts wieder, es soll aber an dieser Stelle anhand der willkürlich getroffenen Auswahl nur schlicht und ergreifend verdeutlicht werden, welche Praktiken diesem System hier seit geraumer Zeit innewohnen. Praktiken, welche auch mittlerweile nicht mehr davor zurückschrecken, in ihrer Profit- und Renditegier ganze Volkswirtschaften als Geiseln zu nehmen. Auch ist schön zu erkennen, wie bereits seit den 80er Jahren die handelnden Akteure mit der rasch erhobenen "Too Big To Fail-Parole agierten, eine Fanfare, welche uns ja aktuell ebenfalls noch gut in den Ohren klingt.
Der Umstand, dass es Steuergelder sind, die genau diesen Finanzhasardeuren schlussendlich das Überleben sichern, die ansonsten auf den Staat und die kleinen Steuerzahler scheissen, dass die eigentliche Botschaft an die Finanzmärkte noch immer lautet: Hey Folkz, Moral Hazard lohnt immer noch, das ist ein sehr großer "Schönheitsfehler".
Aber was wären die diskutablen Alternativen? Jens Berger vom Spiegelfechter-Blog bemerkt in seinem interessanten Einwurf dazu: "Nichts zu tun und den freien Markt an seiner Freiheit sterben zu lassen, das wäre sicherlich eine Handlungsoption. Es ist aber sicherlich so gut wie gar nicht möglich, dass Bankensterben auf die faulen Institute zu begrenzen. Im heutzutage global vernetzten Bankensystem sind die Verbindlichkeiten der faulen Institute auch in den Bilanzen der relativ gesunden Institute und würden diese ggfs. per Domino-Effekt mit in den Abgrund reißen. Die Folgen wären verheerend und ließen sich nicht auf den Bankensektor begrenzen, denn auch Versicherungen und die Realwirtschaft wären stark betroffen. Der Neoliberalismus hat den Staat halt erpressbar gemacht. Und je mehr z.B. auch Bereiche der Daseinsvorsorge vom Staat an die Finanzinstitute ausgegliedert wurden, desto härter trifft ein Finanzcrash logischerweise die Allgemeinheit."
Nun gut, die Welt braucht jedoch kein Herumdoktern an den Symptomen, sondern eine Heilung der zugrunde liegenden Krankheit, denn ständige Kreditgarantien und gigantische Geldschöpfung lösen keine Probleme, sondern verschleiern und verschieben nur auf unbestimmte Zeit in der Zukunft.
Da jedoch die Staaten ersichtlicherweise trotz der Erfahrungen aus der jüngsten Finanzkrise es weiterhin an eindeutigem Regulierungswillen mangeln lassen, welche z.B. den Zockerbuden erst gar keine Möglichkeit gibt, ihrer Gier ausgiebig zu frönen, dürfen wir daher dem als gesichert anzunehmenden Knall der nächsten Blase mit den entsprechenden Bailouts entgegensehen. Wie uns die Historie der vergangenen Jahrzehnte lehrt, können wir zu 100% darauf zählen.
Die FDIC-Fonds ist in fast lächerlicher Weise unterkapitalisiert und hätte die kompletten Belastungen in den 1980er Jahren sowie auch die Folgen des jüngsten Finanzcrashs unmöglich alleine ausbaden bzw. stemmen können, das ist allein schon anhand des Zahlenmaterials ersichtlich. Zur Info hier mal vergleichend dazu, dass im September 2008, also bei Ausbruch der jüngsten Finanzkrise, die Höhe der Einlagen im Versicherungsfond der FDIC gerade mal rund 45 Milliarden US-Dollar betrug.(LOL.) Diese Deckungs-Einlagen des Versicherungs-Fonds dürfte in den 1980er Jahren sogar noch wesentlich geringer gewesen sein, eben weil die FDIC damals nur Einlagen bis zu 70 % abgesichert hatte, wogegen die Deckungssumme später auf 100% angehoben wurde.
Bis zum 31. Dezember 2009 sichert die FDIC 100 % des Verlustes von Einlagen pro Bank und Kunde bis zu einer Obergrenze von 250.000 USD, danach sinkt die Obergrenze (mit Ausnahme von Ruhestandsfonds, IRA) wieder auf den vorherigen Wert von 100.000 USD ab. Nicht abgesichert sind Wertpapiere der Bank, Depotbestände oder Schließfachinhalte. (Quelle: Wikipedia)
Zu der Sparkassenkrise in den USA, welche, wie bereits angeführt, den Steuerzahler damals mit rund 150 Milliarden Dollar belastete, gesellte sich seinerzeit ebenfalls der Umstand, dass die großen US-Finanzhäuser wie z.B. die BofA, Citicorp, die vorgenannte Continental Illinois, usw., sehr hohe Kredite an lateinamerikanische Staaten vergeben hatten. Zu Anfang der 1980er Jahre waren viele dieser Länder entweder unfähig oder unwillig, die Tilgungen und die Zinsen für diese Kredite aufzubringen, wodurch das US-Bankensystem zusätzlich gehörig unter Druck gebracht wurde. Seinerzeit hatten die US-Regierung, die Fed sowie der auch mit in das Boot geholte IWF erhebliche Mühen, das ganze Finanzsystem zu stabilisieren.
Eben nicht anderes als das, was wir heutzutage ebenfalls in Neuauflage erleben.
Aktuell am Wochenende mal wieder mehrere US-Banken platt:
7 banks closed in Fla., Ga., Ill., Kan., Ariz.
Regulators close 7 banks in Fla., Ga., Ill., Kan., Ariz.; 139 US bank failures this year
http://sg.finance.yahoo.com/news/...-banks-in-apf-1135619637.html?x=0
Jeremy Grantham über die US-Finanzlobby, Gold und den nächsten Crash
Herr Grantham, Sie verwalten heute mit Ihrem Unternehmen GMO mehr als 100 Milliarden Dollar an Kundengeldern. Ihren Erfolg schreiben Sie der Lektüre von von Geschichtsbüchern zu. Richtig?
Jeremy Grantham: Ich versuche, über das Tagesgeschehen hinaus zu denken. Wer bei uns arbeitet, sollte sich tatsächlich für Geschichte interessieren und die daraus gewonnenen Erkenntnisse in die Anlagestrategie einfliessen lassen können.
Viel Zeit widmen Sie dem Studium von Blasen an den Finanzmärkten. Ihre Haupterkenntnis dabei?
Jeremy Grantham: Blasen sind kein isoliertes Phänomen. Im Gegenteil, in den letzten hundert Jahren gab es nach unseren Erkenntnissen weltweit nicht weniger als 34 Boom-and-Bust-Phasen. Inzwischen haben wir weitere historische Daten gesichtet sowie kleinere Märkte und Anlageklassen analysiert. Dabei sind wir auf weitere 330 Blasen gestossen.
Blasen sind überall?
Jeremy Grantham: Durchschnittlich schwillt eine Blase drei Jahre lang an, bevor sie ihren Höchststand erreicht und platzt. Der Abschwung dauert weniger lang. Blasen sind insofern wichtig, als sie einen enormen Einfluss auf die Konjunktur haben. Der Eigenheimboom in den USA mündete in eine globale Finanzkrise. Hätte es die Überhitzung bei den Subprime-Krediten nicht gegeben, ginge es der Welt heute wohl bedeutend besser.
…………..
Nochmals, wann platzt die nächste Blase?
Jeremy Grantham: Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Aktienmarkt bis im Oktober 2012 nochmals 20 bis 30 Prozent zulegt, um dann abzustürzen.
Wie das?
Jeremy Grantham: Kennen Sie den Präsidentschafts-Zyklus? Anhand der Amtszeit eines US-Präsidenten lassen sich an den Märkten gewisse Entwicklungsmuster ableiten. In der Regel – seit 1932 gab es nur zwei Ausnahmen – ist das vierte Jahr einer Amtszeit nie ein Bärenmarkt. Die letzten zwölf Monate profitieren vom Aufwind, den das dritte, jeweils beste Jahr vorgelegt hat. Seit Oktober 2010 verzeichneten die Märkte ein Plus von 20 Prozent. Der Zyklus wird auch diesmal funktionieren. Die Ernüchterung folgt nach den Wahlen.
Das komplette Interview gibt's hier
http://www.finews.ch/news/finanzplatz/...gold-und-den-naechsten-crash
In den USA werden z.B. spezielle Aktiendepots, die die Bürger zur Altersvorsorge einrichten, steuerlich massiv gefördert. Zwar ist die Anzahl der US-Amerikaner, welche Aktien und/oder Fondsanteile besitzen, auf 54% im Jahr 2011 gesunken (2007 = 65%), nichtsdestotrotz ist diese Zahl wesentlich höher als die Anzahl der deutschen Aktienbesitzer, welche sich nur auf 13% beläuft. In Deutschland werden zudem vom Staat wesentlich massiver Steuern auf Aktiengewinne und Dividenden erhoben.
Es sollte von daher verständlich und einleuchtend sein, dass höhere Aktienkurse in den USA erwünscht sind und stark zum allgemeinen Wohlgefühl beitragen, und zwar erst recht, nachdem die Preisblase am Häusermarkt geplatzt ist. Die FED macht also in den Augen der Mehrzahl der US-Bevölkerung einen guten Ramp-Job, hieraus resultierend hat die Fed von daher sicherlich eine Menge Angst davor, die Aktienmärkte auf Entzug zu setzen und sie wird die Assetpreise auf jeden Fall und um jeden Preis hoch halten wollen. Fast scheint es so, als seien steigende Aktienmärkte somit auch ein stringenter Aspekt der nationalen Sicherheit, wie die massiven Eingriffe seitens des Fed-Politbüros nach dem Crash in 2008/2009 vermuten lassen, siehe auch dazu die von mir hier eingefügte Graphik von Doug Short. Dieser Chart illustriert recht eindrücklich, dass jeder echte Versuch einer größeren Korrektur von Ben Bernanke nur kurze Zeit später mit der Notenpresse plattgemacht wurde bzw. auch zukünftig wird.
Joshua Brown kommentierte dies in seinem Artikel "The Fed is Watching Every Stock Market Tick, Apparently" treffend:
"The Fed is not playing games, guys, they want this market rolling higher. Fight it at your own peril."
http://www.thereformedbroker.com/2012/03/07/...arket-tick-apparently/
Wie sich die "Politbüro-Blase" entwickeln wird, auch nachdem die EZB unter Draghi ebenfalls stark auf den Fed-Kurs getrimmt wurde, bzw. wie letztendlich ihr Verlauf sein könnte, darüber lässt sich sicherlich trefflich spekulieren. Als Bär sollte man in diesen Zeiten jedoch nicht unbedingt einige schmale "Short-Pennies" vor der herannahenden Dampfwalze aufsammeln.
Möglicherweise kommen nun von manchen Protagonisten die üblich bekannten Einwände a la "This can't go on", "Any minute now, I swear…, usw., usf., aber die Signale des Marktes geben da aktuell einfach rein gar nichts für her. Und sein Handeln basierend nur auf einem komischen Gefühl in der Magengrube auszurichten, das könnte fatale Auswirkungen auf die finanzielle Gesundheit haben.
Auch wenn wir in der vor uns liegenden Zeit Rücksetzer sehen werden, so werden diese eher und sehr wahrscheinlich der Buy-on-Dips-Gilde ein weiteres passables Long-Setup liefern als dass die Bären hier eine größere Partizipation erzielen könnten. Die Wahljahre, in denen der US-Präsident gekürt wird, waren aus historischer Sicht stets gute Jahre für die Börse. Und es sieht z.Z. nicht so aus, als wenn sich dies ändern sollte. Be prepared!
Es geht um immer noch größere Konjunkturprogramme und noch mehr Kredite. Widerspruch ist unerwünscht. Unter amerikanischer Führung kämpft die Welt mit eben jenen Methoden gegen die Krise, die sie verursacht haben.
http://www.tagesspiegel.de/meinung/der-gelduntergang/6312730.html
World food prices seen up in Feb after Jan rise
World food prices measured by the United Nations' food agency are likely to rise for the second straight month in February on the back of strong grain and vegetable oil prices, adding to inflation concerns.
http://in.reuters.com/article/2012/03/07/...fao-idINDEE8260KV20120307
Enjoy the Central Bank Party While It Lasts
Don’t Fight the Tape – But Prepare for an Unhappy Ending
Central banks are printing money all over the world. New names have been given to what is really an age old phenomenon. Desperate governments have traditionally debased their currencies when they have no other way of financing their deficits. Quantitative easing, LTRO, Fed/ECB swaps, whatever. A new technocratic lexicon has been invented to cover what is really a time honored expedient of debasement and paper money printing.
http://www.mynewsletterbuilder.com/email/newsletter/1411260521
THE FED’S LIQUIDITY EFFECT…
Tom McClellan über den Effekt der POMO-Operationen der Fed:
The Fed’s Permanent Open Market Operations (POMOs) have a bigger effect on pushing stock prices up and down than most people would like to believe. The financial media like to convince us that what moves the market up and down are earnings news, employment reports, or concerns about Greek debt. But this week’s charts reveal that the Fed’s thumb on the scale has a big effect.
http://pragcap.com/the-feds-liquidity-effect
Wie die Fed die Medien nutzt und wie der Ölpreis gepflegt wird
Laut der Internationalen Energie Agentur lag der Ölverbrauch in den USA im Schnitt der vergangenen vier Wochen 6,1% unter Vorjahr. Der Benzinverbrauch ist sogar 7,8% gesunken.
http://blog.markusgaertner.com/2012/03/09/...r-olpreis-gepflegt-wird/
Fragwürdige Kreditversicherungen
….in einer eng verwobenen und überschuldeten Finanzwelt, die keinen Puffer mehr hat, um eine größere Pleite abzufangen, hat die Sache mehrere Haken. Sichtbar wird das am Schuldenschnitt Griechenlands.
Der CDS-Markt funktioniert nur, wenn sich der Versicherungsnehmer darauf verlassen kann, dass die ihm vertraglich zugesicherte Absicherungsfunktion auch erfüllt wird. Doch schon die Entscheidung, ob ein Kreditereignis vorliegt, bei dem CDS ausbezahlt werden müssen, obliegt keiner unabhängigen Instanz oder den Ratingagenturen. Die Entscheidung trifft allein ein 15 Mitglieder starkes Komitee des internationalen Derivatehändlerverbandes ISDA. Das Gremium wird dominiert von Vertretern zehn internationaler Großbanken, die auch zu den größten CDS-Verkäufern gehören. Als Vertreter der Investorenseite sitzen vier große Hedgefonds und der weltgrößten Anleiheinvestor Pimco in dem Komitee (siehe Tabelle).
http://www.wiwo.de/finanzen/boerse/...editversicherungen/6310912.html
Anbei noch einige interessante Links aus der Blog-O-Sphere und der weiteren Medienlandschaft:
Die Goldmänner sind überall
Der demokratische Kapitalismus ist in Gefahr, die Staaten sind nur noch Inkassoagenturen schwerreicher Investoren: Der Soziologe Wolfgang Streeck kritisiert, dass immer mehr Freunde und Mitarbeiter der Investmentbank Goldman Sachs auf einflussreichen politischen Posten sitzen. Was sie dazu befähigt? Vor allem finanztechnisches Wissen. Und Intrigenkompetenz.
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/...nner-sind-ueberall-1.1335228
Wenn der «Sudden Stop» zuschlägt
Es fällt den Politikern schwer, zu begreifen, weshalb ein Land wie Spanien – von Griechenland ganz zu schweigen – jahrelang problemlos seine Schulden refinanzieren kann und dann, plötzlich, in heftige Nöte an den Bondmärkten gerät. Aber die Geschichte verläuft nun mal nicht linear, sondern sprunghaft, und wie Kenneth Rogoff und Carmen Reinhart in ihrem Klassiker «This Time is Different» aufschlussreich beschrieben haben, bietet die Wirtschaftshistorie unzählige Beispiele von Ländern, die nach Jahren scheinbarer Stabilität plötzlich mit einer Finanzierungsnot konfrontiert waren.
Dieses Phänomen wird «Sudden Stop» genannt. Der Begriff geht auf die Ökonomen Rüdiger Dornbusch und Guillermo Calvo zurück, denen ein US-Banker während der Tequilakrise 1994 gesagt haben soll, «it is not the speed, that kills, it is the sudden stop.»
http://blog.tagesanzeiger.ch/nevermindthemarkets/...%C2%BB-zuschlagt/
Hans-Werner Sinn: „Euro ist in Explosion begriffen“
Der deutsche Ökonom Hans-Werner Sinn sieht keine Alternative zum Euro-Ausstieg Griechenlands und sieht selbst den Frieden in Europa in Gefahr. „Aus Nachbarn wurden Gläubiger und Schuldner“, sagt er.
http://diepresse.com/home/wirtschaft/eurokrise/...Explosion-begriffen
Quartalsupdates April – Juni 2012
Die aktuellen Börsen haben sich von ihren seit einigen Jahrzehnten vorherrschenden Regeln entfernt und werden künstlich am Leben gehalten. Und die Notenbanken greifen sehr stark ein! Man könnte auch behaupten, dies macht man, um den Anlegern zu zeigen, man hätte die Lage im Griff.
Der Markt wird aktuell noch Potential nach oben haben. Vielleicht wird er auch bis auf ein Niveau hin “gepflegt”, an dem automatisch neues und echtes Kaufinteresse erwacht. Dann könnte es – auf höherem Niveau zu einer Topbildung kommen.
http://trendgedanken.de/?p=3036
USA – Die rasante Rückkehr der Schuldentürme
Sie werden wieder in den Kerker geworfen. Für vergleichsweise kleine Schulden. Kranke, Mieter, Hypothekenkunden, denen die Luft ausgeht. Was im Mittelalter täglich geschah, aber jeder Logik widerspricht, weil weggesperrte Schuldner ihre Last nicht abarbeiten können, erlebt in den USA eine Renaissance.
Wann zieht Barack Obama um in den Schuldenturm, und die Bundeskanzlerin, und Herr Weidmann ?
http://blog.markusgaertner.com/2012/04/20/...kkehr-der-schuldenturme/
US-Banken mächtiger denn je
Die US-Banken haben im ersten Quartal wieder milliardenschwere Gewinne eingefahren – trotz deutlich gestiegener Eigenkapitalanforderungen. Doch es kommen neue Herausforderungen auf die Häuser zu. Nur von der einst geplanten Zerschlagung ist keine Rede mehr. Im Gegenteil: Die Platzhirsche der US-Finanzbranche sind heute größer als je zuvor.
http://boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_605150
Der Kampf um Europas Ratingagentur
Wird das Problem also verkannt oder nichts ernst genug genommen und wem soll in Zukunft die Meinungs-, Deutungs- und Bewertungshoheit über die Finanzmärkte und Staaten überlassen werden? Eine immer wieder eingeforderte große, europäische Rating-Agentur scheitert bisher am mangelnden politischen Willen: „Die EU-Kommission will sich nach den Worten ihres nicht am Aufbau einer europäischen Ratingagentur beteiligen“, verlautbarte es aus dem Fachbereich des EU-Kommissionspräsidenten.
http://www.investorsinside.de/der-kampf-um-europas-ratingagentur/
Deutschlands größte Kapitalvernichter
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz stellt jährlich eine Liste der größten Kapitalvernichter zusammen. In den Top Ten finden sich auch dieses Mal Schwergewichte. Das Ranking im Überblick.
http://www.capital.de/finanzen/aktien/...talvernichter/100045310.html
Und zu guter letzt mein Chart der Woche. Schaut fast aus wie ein klassischer Tenbagger innert gut 3 Jahren. Die USA bleiben auch in dieser Hinsicht ein Land mit unbegrenzten Möglichkeiten. LOL
"Einmal mehr düpiert Apple Kritiker und Analysten, die beim Gewinn um 23 Prozent danebenlagen. Umsatz- und Margenwachstum sind beispiellos, Schwächen bleiben marginal. Apple kostet 570 Mrd. Dollar bei einem KGV von zwölf. Schon okay.
Wieder ein Quartal, in dem sich Apple sicher geglaubten Regeln widersetzt: Nein, bei Apple gilt das Gesetz der großen Zahlen immer noch nicht. Trotz eines Vorjahresquartalsumsatzes von bereits 24,7 Mrd. Dollar wuchs Apple erneut um 59 Prozent. Nein, Apple muss trotz zunehmender Verbreitung seiner Produkte und Verlusts der Exklusivität die Preise nicht senken."
Als aktuelle Konsequenz der bekanntgegebenen Quartalszahlen von Apple schlug dann auch ein unmittelbarer Kursanstieg von knapp zehn Prozent zu Buche. Aufgrund der hohen Marktgewichtung von Apple im S&P500 sowie der Nasdaq schalteten die Indizes ebenfalls sogleich in den Rally-Modus, Dow, DAX & Co folgten willig.
In gewohnt kritischer Manier setzt sich allerdings Ronald Gehrt mit dem Zahlenwerk von Apple auseinander. Einfach davon auszugehen, dass diese Aktie künftig immer und immer weiter steigt und zudem weiterhin der gefühlte Mittelpunkt des Aktienmarkts bleibt, das anzunehmen wäre doch recht verwegen, so Gehrt.
http://www.rottmeyer.de/lasst-euch-nicht-verapplen/
Während Apple, Amazon & Co also die Märkte nach schwachem Wochenauftakt quasi somit vor weiteren Abschwüngen bewahrten und gen Norden hievten, lieferte die FED hingegen oder vielleicht sogar wohlweislich in dieser Woche eigentlich so rein gar nichts an überraschenden Momenten. "The U.S. Federal Reserve on Wednesday announced that it will keep the current ultra-loose monetary policy to sustain economic recovery". Im Westen also nichts Neues. Und da der Markt dieses wohl auch bereits im Vorfeld exakt antizipiert hatte, gab es denn auch kaum signifikante Reaktionen auf die Fed-Announcements. Merkwürdigerweise halten sich die US-Börsen weiterhin ziemlich gut gegenüber vielen anderen Märkten, möglicherweise wohlwissend, dass "Zero Bound Ben" bei Bedarf wieder die Bazooka auspacken wird. Daraufhin deuten übrigens auch die Statements von elf der 16 befragten Primärhändler (Primary Dealer), die direkt mit der Fed Geschäfte machen, recht eindeutig hin.
Sie halten eine neuerliche Liquiditätsspritze für sehr wahrscheinlich und rechnen damit, dass dies evtl. sogar bereits im Juni der Fall sein könnte. Das Fed-Programm "Operation Twist", mit welchem die Fedge bis dahin für ca. 400 Mrd. Dollar an langlaufenden Anleihen erworben haben will um die langfristigen Zinsen zu drücken, läuft bis dahin termingemäß aus. Weitere Folge-Aktionen der Fedge sind seitens der Liquiditäts-Junkies an der Wall Street aber sicherlich und selbstverständlich erwünscht.
Anders als die EZB hat die Fed laut Statut kein juristisches Problem damit, direkt Staatsanleihen aufzukaufen. Ihre Aufgabe ist außerdem, die Beschäftigung am Arbeitsmarkt kräftig anzukurbeln. Angesichts neuerlich aufkeimender Rezessionsängste und einer Arbeitslosigkeitsrate gemäß offizieller Lesart von weit über 8 Prozent könnte Bernanke also durchaus weiterhin seine expansive Geldpolitik via Notenpresse rechtfertigen. Ob die Fed von ihren Aktionen her nun im angelaufenen Präsidentschafts-Wahljahr die "Füsse denn eher still halten wird", wie Bernankes verhaltener Kommentar in einer Pressekonferenz nach der Sitzung des Offenmarktausschusses vermuten lässt, gilt jedoch hier nicht unbedingt als gesichert anzusehen, die künftige Entwicklung der US-Wirtschaft wird auch klarerweise die Aktionen der Fed beeinflussen. (die aktuell vermeldete Daten zum Gross Domestic Product für Q1 2012 = It came in light at annualized rate of 2.2% vs expectations of 2.7% growth rate. This is down from 3.0% annualized gains in Q4 2011. That is before we get the revisions, which can go either way) Der US-Arbeitsmarktbericht für April wird am kommenden Freitag veröffentlicht.
Mit dem "Pfund der Fed im Rücken" und der gegen Ende der Woche von Standard & Poor's vorgenommenen Rating-Abstufung für Spanien, welches von der Bonitätsnote "A" um zwei Stufen auf "BBB+" fiel und somit nur noch den Status einer befriedigenden Kreditwürdigkeit innehat, sehen sich die angelsächsischen Glücksritter & Großzocker denn auch dahingehend bestärkt, weiterhin massiv gegen die Eurozone zu wetten. Markus Gaertner nagelt die Fakten dazu in seinem Blog-Eintrag "Die Geier kreisen über dem europäischen Wrack" dann auch recht unzweideutig:
"Die Bilder sind drastisch, die Sprache derb, die Wetten grausam: Amerikanische Investment-Legenden geben auf Europa keinen Pfifferling mehr.
Barton Biggs vergleicht Europa mit einem “Schiffswrack” und wettet gegen deutsche wie französische Indizes. George Soros sagt der Eurozone eine Implosion wie in der Sowjetunion vorher. Und Hedgefonds-Legende John Paulson, der mit seiner Spekulation gegen den US-Immobilienmarkt reich wurde, wettet jetzt im großen Stil gegen europäische Staatsanleihen.
Man muss die Worte dieser Männer mit Vorsicht genießen, denn sie befördern mit ihren kernigen Statements ihre eigene Sache. Doch sie alle haben ja auch einen Grund, solche Wetten einzugehen."
http://blog.markusgaertner.com/2012/04/26/...-dem-europaischen-wrack/
Richtig, Herr Gaertner, und derlei eingegangene Wetten lassen sich dann auch noch besonders gut an, wenn man zudem die "Artillerie" der Rating-Agenturen an seiner Seite weiß, die die ins Visier genommenen Festungen denn schon sturmreif schießen werden. So droht u.a. S&P bereits unverholen damit, Spaniens Bonität auf Ramschstatus abzusenken, auch dürfte es wohl sicherlich weitere Herabstufungen anderer Rating-Agenturen geben. Dieser anhaltende negative News-Flow hat bislang die Aktienmärkte nicht so sonderlich beeindruckt, aber eine zumindest weitere Konsolidierungsphase, eben nämlich aufgrund der anhaltenden Schwäche des europäischen Bankensektors, erscheint jedoch unter diesem Gesichtspunkt plausibel. Parallel kommt dazu die nun anstehende saisonale Zyklik nach der Berichtssaison, welche womöglich ebenfalls eher in Richtung Schwäche als denn Stärke tendieren könnte, will sagen, "In another week or two, the “sell in May and go away” crowd will take another shot."
"Die Abstufung spiegele die steigenden Risiken für Spanien wider, erklärte S&P. Es fehlt nicht mehr viel, dann landet die Kreditwürdigkeit im sogenannten Schrottbereich. Das bedeutet zum einen weiter steigende Zinsen, zum anderen sinkt die Zahl der Investoren, die dann noch bereit wären, Spanien Kredit zu gewähren. Denn viele Banken akzeptieren nur Staatsanleihen als Sicherheiten für neue Kredite, die über Ramschniveau geratet sind.
Würde Spanien weiter abstürzen, so dürfte das dann auch erhebliche Probleme für die dortigen Banken bringen. Diese halten im großen Stil spanische Staatsanleihen, haben aber bereits heute enorme Problem, an frische Kredite zu kommen. Sollte Spanien auf Ramsch absinken, so dürfte sich diese Problematik weiter erheblich verschärften."
Und es betrifft hier sicherlich nicht nur die spanischen Staatsanleihen, es droht auch weiteres Ungemach vom kollabierten Immobilienmarkt. Der Blog Almabus kolportiert aktuell, dass Goldman Sachs passenderweise kurz vor dem Downgrade Spaniens den spanischen Banken eine notwendige Bereinigung ihrer überbewerteten Immo-Portfolios in Höhe von 58 Milliarden Euro attestierte.(sic!)
Wegen der Bankenkrise in Spanien werden daher Forderungen innerhalb der Europäischen Union nach einem Zugriff auf Mittel aus dem Euro-Rettungsschirm ESM lauter. Noch verweigert sich die bundesdeutsche Regierung in Berlin und ist in dieser Angelegenheit strikt dagegen. Jau, wie immer diese vermaledeiten Deutschen mit ihrer verdammten eisernen Haushaltsdisziplin aber auch, so könnte man meinen, denn weiterhin verweigert sich Deutschland auch damit hartnäckig, umgehend in ein Szenario analog zum "angelsächsischen Bläh-Modus" zu schalten.
Auch bezüglich des Fiskal-Pakts stellte aktuell die Kanzlerin Merkel gegenüber der WAZ-Mediengruppe klar, dass dieser von 25 Regierungschefs unterzeichnet und teilweise ratifiziert worden sei, "er ist nicht neu verhandelbar". Jedoch werden die austeritätspolitischen Maßnahmen wahrlich nicht überall begrüßt, so geistern z.B. unselige Vergleiche mit der Politik des ehem. deutschen Reichskanzlers Heinrich Brüning immer wieder durch die Blog-O-Sphäre & Medienlandschaft.
Eine bereits recht alte Weisheit zu Staatshaushalten lautet denn auch wie folgt: "Der Staatshaushalt muss ausgeglichen sein. Öffentliche Schulden müssen verringert werden. Die Arroganz der Behörden muss gemäßigt und kontrolliert werden. An ausländische Regierungen müssen die Zahlungen reduziert werden, wenn der Staat nicht bankrott gehen will." Marcus Tullius Cicero (106 v. Chr. – 43 v. Chr.)
Desweiteren sei hier angemerkt, dass wenn denn die Politik Reformen und Änderungen hervorbringen soll, so sich doch auch damit einhergehend die Frage stellt, ob die Politik als die Exekutive des Volkswillens agiert oder ob sie letztendlich nicht doch in recht großen Teilen dem Einfluss mächtiger Interessensgruppen unterliegt und somit die Rolle eines Vollstreckungsgehilfen innehat.
Der schweizer Tagesanzeiger berichtet aktuell über den Dokumentarfilm «The Brussels Business», in welchem die Netzwerke, die Macht und die engen Verflechtung der politischen Eliten mit den der in Brüssel tätigen 15000 EU-Lobbyisten beleuchtet wird. Die Filmemacher betonen ausdrücklich, dass sie nicht prinzipiell gegen Lobbyismus und Interessensvertretungen eingestellt sind, nur lässt die Intransparenz der Brüsseler Entscheidungsfindungen wie eigentlich doch stets bei derlei Undurchsichtigkeiten schon auf Klüngel und Kumpanei schließen.
"Finanz-Lobby bestimmt Regeln für Finanzbranche"
Zur Intransparenz des Lobbying in Brüssel zählt auch, dass die Besetzung von Expertenkommissionen nicht nach nachvollziehbaren Kriterien erfolge. Als Beispiel nennt der Filmemacher die von EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso eingesetzte Expertengruppe zur Regulierung der Finanzbranche. Die «acht Weisen» der Gruppe stammten selber aus der Finanzbranche. Mehr noch: Drei der acht Experten sind direkt mit jenen US-Banken wie Lehman Brothers verbandelt, die die Finanzkrise ausgelöst haben. Und der Vorsitzende der Gruppe ist der Vizevorsitzende einer grossen Finanzlobby, der Eurofi, einer Lobby-Gruppe von Banken und Ratingagenturen.
Gemäss den Recherchen von Moser/Lietaert kommt es immer wieder vor, dass kritische Branchenvertreter oder unabhängige Experten wie Professoren in den Expertenkommissionen der EU nicht oder nur ungenügend berücksichtigt werden.
Ein weiteres Beispiel für den grossen Einfluss von Lobbyisten auf die europäische Gesetzgebung ist laut Filmemacher Moser die EU-Richtlinie zur Regulierung der Hedgefonds aus dem Jahr 2010. Von den 1500 im EU-Parlament eingereichten Abänderungsanträgen wurden deren 900 von der Hedgefonds-Industrie geschrieben. Wer die Macht in der EU hat, zeigen auch andere Zahlen. So beträgt das Verhältnis zwischen Industrie- und Arbeitnehmendenvertretern 50 zu 1.
http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/...bbyisten/story/12090812
Übrigens ist der Hang zum Lobbyismus nicht unbedingt ein Fakt, welcher nun unbedingt den neoliberalen oder konservativen Kräften zugeschrieben werden darf, nein, eine Beteiligung hier wird übrigens auch von dem politischen Widerpart sehr wohl geschätzt:
Der Hang der Sozis zum Lobbyismus
Schröder, der wie Wulff mit dem früheren AWD-Chef Carsten Maschmeyer "befreundet" war, ist mit seinem Einstieg bei Gazprom durch seine Liaison mit dem "lupenreinen Demokraten" Putin und der Durchsetzung der Ostseepipeline nur ein besonders dreistes Beispiel für Politiker, die Lobbyisten werden. Im Kabinett von Schröder findet sich eine Vielzahl derartiger Sozialdemokraten, etwa der ehemalige Innenminister Schily, der in seiner Amtszeit die Einführung biometrischer Ausweise förderte und anschließend Aufsichtsrat bei der Firma SAFE ID Solutions wurde.
Auch Clement gehört zu dieser Generation und sitzt in zahlreichen Aufsichtsräten, beispielsweise für Energie- oder Zeitarbeitsunternehmen, dazu propagiert er für die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft deren Vorstellung einer Marktwirtschaft. Riester, der die staatlich geförderte, privat finanzierte Riester-Rente eingeführt hat, wurde etwa Aufsichtsrat der Union Asset Management Holding, dem größten Anbieter von Riester-Renten. Zuvor war er auch der AWD, u.a. als gut bezahlter Redner, nahe gestanden und ist "Berater" der MaschmeyerRürup AG. Natürlich muss man auch den Grünen Fischer erwähnen, der allerdings immerhin erst drei Jahre nach seinem Ministeramt als Berater für zahlreiche Unternehmen (BMW, Rewe, Siemens) tätig wurde oder auch für RWE und OMV das Nabucco-Pipelineprojekt unterstützte.
http://www.heise.de/tp/artikel/36/36238/1.html