paioner diese beide Unternehmen kann man nicht miteinander vergleichen, denn CSP und PV sind dann schon zwei grundsätzlich verschiedene Technologien. Zudem sind die Geschäftsmodelle völlig unterschiedlich. Wobei man aber dann schon auch ganz klar sagen muss, dass der Modulpreissturz von 30 bis 40% in diesem Jahr alles andere als gut für die CSP-Branche war bzw. ist. Nur für die Peakstromerzeugung hat CSP mittlerweile gegen PV auf dem Modulpreisniveau keine Chance mehr. Auf der anderen Seite hat aber CSP ganz klare Vorteile gegenüber PV in verschiedenen Energiesektoren: Einsatz in Hybridkraftwerke (Gas/CSP), kostenlose Benutzung der Prozesswärme (z.B. Meerwasserentsalzungsanlage), ist speicherbar bzw. grundlastfähig (z.B. Salzspeicher/Betonspeicher) und die Qualität des erzeugten CSP-Stroms ist eindeutig besser wie bei PV (bei weitem keine solch hohen Schwankungen - tut der Stromnetzstabilität sehr gut).
Durch den Modulpreissturz ist PV mittlerweile bei den reinen Kapitalkosten eindeutig an CSP vorbeigezogen und das wird sich auch nicht mehr ändern. Jedenfalls solange nicht bis CSP mit der Direktverdampfung risikolos funktioniert. Das wird aber noch eine ganze Weile lang dauern. Neben dem Kostenvorteil von PV ist halt PV sehr leicht skalierbar und ein 50 MW PV-Kraftwerk ist in gut 3 Monaten fertig gebaut. Während man bei CSP für 50 MW gut und gerne 1 1/2 Jahre braucht. Will man den Strom nur für Peakstrom benützen, dann ist die PV eindeutig die bessere, flexiblere und billigere Variante gegenüber CSP. Das hat vor 12/18 Monate noch etwas anders ausgesehen. Umso mehr aber schwankungsfreudiger PV- und Windstrom in das Stromnetz eingespeist werden, umso besser müssen die Stromnetze ausgebaut sein bzw. man braucht andere Alternativen und da würde dann wieder CSP ins Spiel kommen.
Jetzt aber zu Phoenix Solar. Das große Problem von Phoenix Solar war in diesem Jahr, dass man vor allem mit First Solar Langfristgverträge eingegangen ist zu Preiskonditionen, die aktuell ganz einfach für Phoenix Solar viel zu teuer sind. Deshalb hat ja Phoenix Solar in Q2 und Q3 deutliche Abschreibungen auf ihre Lagerbestände machen müssen. Zudem hat sich Phoenix Solar die PV-Nachfrage überschätzt und sich viel zu viele Module auf Lager gelegt. Die PV-Nachfrage wird in 2011 nur gering zu 2010 steigen, obwohl es, vor allem in Deutschland und England, zu einer richtigen Jahresendrallye gekommen ist. In Deustchland wird es wohl zu einen PV-Neuzubau in Q4 von 2,5 bis 6 GW kommen, während bis Ende September gerade mal 3,3 GW in diesem Jahr installiert worden sind. Jedoch werden durch diese Jahresendrallye auch die riesigen Lagerbestände abgebaut und so produzierten die Modulbauer wie Solarworld, Schott Solar oder auch Bosch selbst in Q4 nicht auf Volllast. Phoenix Solar dürfte aber von deutschen PV-Jahresendrallye sicherlich profitieren. Phoenix Solar hat ja mittlerweile gerade noch eine Marktkapitalisierung von 20 Mio. €. Viel tiefer geht ja fast nimmer. Das Handelsgeschäft ist der Schwachpunkt des Geschäftsmodells von Phoenix Solar, da es sehr volatil ist, zwangsläufig zu einer hohen Kapitalbindung aufgrund der Lagerhaltung führt und ob Phoenix Solar ihr Handelsgeschäft außerhalb Deutschlands profitabel transformieren kann, da steht ein ganz dickes Fragezeichen dahinter. Ich denke genau diese eigentlich nicht einschätzbaren Probleme reflektieren den katastrophalen Kursverlauf mit einem Minus von 85% seit Anfang Juli bei Phoenix Solar. Beim Kursverlauf kann man Phoenix Solar aber sehr gut mit SM vergleichen. Beide Kurse sind extrem abgestürzt. Phoenix Solar wird gerade noch mit einem KBV von 0,2 und einem KUV von 0,05 gehandelt und diese Bewertungskennziffern zeigen, dass der Markt aktuell keine allzu große Zukunftshoffnungen auf Phoenix Solar mehr hat. Phoenix Solar hat aber durchaus noch ein funktionierendes operatives Geschäft und ist auch noch handlungsfähig wie das doch recht ansprechende Projektgeschäft von Phoenix Solar belegt. Immerhin hat Phoenix Solar im Projektgeschäft in diesem Jahr rd. 90 MW verbaut und was noch wichtiger ist, Phoenix Solar hat ihr Projektgeschäft sehr gut internationalisiert (Thailand, Saudi Arabien, USA). Aber diese Internationalsierung kostet Geld und das PV-Projektgeschäft bei PV wird von Tag zu Tag immer härter, da jeden Tag neue Player im PV-Projektiergeschäft auftauchen. Siehe Indien mit Tata Power oder Moeser Bear und der US PV-Markt bei großen Solarkraftwerken ist sehr stark fragementiert. Dort gibt es neben den großen Projektieren First Solar, Sun Edison und Sunpower gut und gerne 50 Projektierer, die Solarkraftwerke über 5 MW projektieren und bauen.
Die Markteintrittsbarrien für PV-Projektierer sind reaktiv gering, insofern man gute Kontakte hat zu Finanzierungsmöglichkeiten, sei es zu Banken oder Fonds. Gerade die Finanzierungsmöglichkeiten könnten aber in den nächsten Monaten zu einem ganz großen Problem werden für alle Projektierer im Erneuerbaren Bereich inkl. Solar Millennium, denn es ist ja schon heute so, dass die Banken sehr ungern große Summen langfristig als Fremdkapital vergeben und wir sind meiner Meinung nach erst am Anfang dieser hausgemachten Schuldenkrise und die ist, anders wie die Finanzmarktkrise nach der Lehman Pleite in 2008, nicht innerhalb eines Jahres beseitigt. Die Staatenschuldenkrise wird uns noch einige Jahre beschäftigen. Das könnte für SM, neben den operativen sehr großen Schwierigkeiten, zu einem weiteren riesen Problem werden. Spitzt sich die Schuldenkrise weiter zu, dann wird es ganz schwierig werden größere Projekte noch finanzieren zu können. Sieht man ja auch z.B. bei Solarhybrid. Die wollten schon seit Mitte November ihr 60 MW großes italienisches Vega-Projekt beginnen zu bauen, aber ganz offensichtlich ist die Finanzierung des Projektes ein größeres Problem. Daran sieht man auch, dass selbst bei den PV-Projekten nicht alles Gold ist was auf den 1.Blick glänzt.
Meiner Einschätzung nach ist keine einzige Aktie aus dem Bereich der Erneuerbaren in der aktuellen Phase eine Long Posi. Gilt vor allem für PV, aber auch bei Wind. Die produzierende PV-Unternehmen können bei den riesigen Überkapazitäten und den daraus resultierenden extrem niedrigen Wafer-/Zell-/Modulpreisniveau eigentlich kein Geld verdienen. Darüber hinaus sind sie fast alle recht hoch verschuldet. Siehe Solarworld, die haben den PV-Markt auch falsch eingeschätzt. Solarworld sitzt auf einer sehr hohen Nettoverschuldung von 760 Mio. € und einem riesigen Lagerbestand von 536 Mio. € (Q3-Umsatz lag bei 238 Mio. € !!!). So ist es auch kein Wunder, dass Solarworld bis jetzt in diesem Jahr einen negativen operativen Cash Flow von satten 117 Mio. € ausweisen musste.
Man kann mit PV-Aktien sicher traden um die hohe Vola auszunützen, aber dann nur mit einem ganz strigenden Moneymanagement. Läuft es nicht in die richtige Richtung, dann muss man halt ganz schnell die Reißleine ziehen, denn es kann bei Solarworld und Co. flott zu dicken Verlusten kommen. Die SM-Aktie ist im Prinzip nur noch eine Zockeraktie und sonst nichts, denn es kann hier ganz schnell gehen, dass eine ganz böse News kommt.
Mein derzeitiger Favorit bei PV ist Yingli, denn die haben ein sehr respektables Q3-Ergebnis vorgelegt (umsatz- wie gewinnseitig auf bereinigte Basis) und werden in 2012 etwas mehr als 50% ihrer Produktionsmenge (1.700 MW) alleine in China bei Großprojekten absetzen können. Dazu gehört Yingli mittlerweile mit Produktionskosten von 1,05 $/W zu den billigsten seiner Branche (der billigste ist Jinko Solar mit 0,97 $/W) und mit ihrem Panda-Modul braucht sich Yingli nun wirklich nicht hinter den Solarworld-Modulen verstecken. Der Gegenteil ist der Fall.
Bei den deutschen PV-Unternehmen ist für mich als Long Posi Centrosolar am interessantesten. Die haben in diesem Jahr ihre Modulkapazitäten auf 350 MW ausgebaut (von 200 MW), arbeiten mit dem taiwanesischen Halbleitergroßkonzern TSCM zusammen (TSCM hält 20% am Zellbauer Motech) und das Q3-Ergebnis mit einem EBIT von 1,7 Mio. € konnte sich im Vergleich mit den deutschen Mitkonkurrenten absolut sehen lassen. Dazu gefällt mir auch das Geschäftsmodell von Centrosolar recht gut: man konzentriert sich nur auf den Modulbau und kann so von dem extrem niedrigen Zellpreisniveau profitieren (hohe Kostenflexibilität), Fokussierung auf das PV-Qualitätsaufdachanlagengeschäft aus deutscher Eigenproduktion mit örtlichen Handwerkern als Vertriebspartner und der Produktion von Antireflexglas in Deutschland und China (da gehört man zu den Marktführer). Centrosolar ist durchaus ein sehr realistischer Übernahmekandidat, denn das Geschäftsmodell ist sehr differenziert und die Kostenstruktur passt auch. Jedoch hat Centrosolar mit 100 Mio. € mittlerweile eine relativ hohe Nettoverschuldung, da man in diesem Jahr die Modulproduktion in Wismar und ein neue Antreflexglasproduktionsstätte in China gebaut hat. Auch bei Centrosolar ist die Marktkapitalisierung mit 34 Mio. € recht gering wie bei anderen PV-Unternehmen auch, aber bei der "günstigen" Marktkapitalisierung reflektieren sich, wie bei den meisten PV-Aktien, die sehr schwer einzuschätzende Nachfrage, Preisentwicklung und der Kapitalbedarf. Bei den PV-Unternehmen ist durchaus mit vielen Kapitalerhöhungen in den nächsten 12 Monaten zu rechnen und das schlägt sich natürlich auf die Kurse nieder. Zumal ja bei den niedrigen Kursen, dann die Gefahr einer hohen Verwässerung recht hoch ist. Da schließt sich dann wieder der Kreis zu SM, denn wenn SM gerettet werden sollte, dann steht hier auch eine große Kapitalerhöhung an, denn irgendwie muss ja frisches Geld in die leeren Kassen von SM rein. |