Schweizer Blutgeld
Nazi-Gelder
Blutgeld-Spuren in den USA
Von Tim Wheeler
Die Affäre um die Überlebenden des Holocaust, die um ihre in Schweizer Banken versteckt gehaltenen Familienvermögen kämpfen, hat eine riesige Empörung verursacht: mindestens ein halbes Dutzend Untersuchungen des Skandals sind im Gange.
Doch die Aufmerksamkeit hat sich auch einer allgemeineren Frage zugewandt: dem Umfang des Nazi-Raubzuges während des 12jährigen Dritten Reiches und was mit der Beute passierte. Nicht alles nämlich landete in Zürich.
1943 setzten die USA das Projekt «Safeheaven» ein, um Nazi-Gelder aufzuspüren. Gemäss einer Titelgeschichte im Time Magazin vom 24. Februar warnte der New Yorker Rechtsanwalt Allan Dulles, zu jener Zeit Agent des US-Geheimdienstes OSS in Bern, die Schweizer Regierung, dass «ein grosser Anteil der 100 Tonnen Goldbarren, welche die Reichsbank gegen Schweizer Franken verkaufte, Diebesgut war... Safeheaven-Agenten schätzten später, dass zwischen 1938 und 1945 etwa 6 Milliarden Dollars aus Nazi-Vermögen unter dem Schutz des Bankgeheimnisses nach der Schweiz verschoben wurden.»
Dulles kauft Wahlergebnisse mit Nazi-Geldern
Der Journalist Christopher Simpson hingegen zeichnet ein anderes Bild der Rolle von Dulles. Es ist in seinem Buch «Blowback» (Grover 1988) enthalten, in welchem er die Nachkriegs-Rekrutierung von Hunderten von Nazi-Kriegsverbrechern durch die CIA enthüllt, deren Gründer und erster Direktor Allan Dulles wurde.
1948 fanden in Italien die ersten Wahlen nach dem Krieg statt, und es wurde allgemein erwartet, dass die Kommunisten, die wegen ihres Kampfes gegen Mussolini grosse Sympathien genossen, wichtige Stimmengewinne verbuchen würden. Die Truman-Administration löste eine verdeckte Operation aus, um den antifaschistischen Wahlsieg zu verhindern. Simpson zitiert in seinem Buch Kardinal Spellman, der als Mittelsmann zwischen der OSS-Nachfolgerin CIA und dem Vatikan diente. Die US-Regierung, so der Kardinal, hatte insgeheim «in Italien grosse Summen an Schwarzgeld für die katholische Kirche freigemacht ...ein wesentlicher Teil dieses Geldes, das gedacht war für verdeckte Aktivitäten in Italien, stammte aus geschnappten Nazi-Vermögen, eingeschlossen Geld und Gold, das die Nazis den Juden abgenommen hatten.»
Die Spur dieses befleckten Geldes, so Simpson, lässt sich bis 1941 zurückverfolgen, als die USA einen Verwaltungspool für entdeckte Nazi-Werte - Bargeld, Gold, Juwelen und gar Wertpapiere - errichteten. Dieser Pool, fügt Simpson hinzu, «durfte später den Teil des Nazi-Schatzes verwalten, der von den USA im Rahmen des Safeheaven-Programms entdeckt und konfisziert worden war... In Wirklichkeit wurde er zu einer geheimen Finanzquelle für verdeckte US-Operationen in den frühen Tagen der CIA.»
Der CIA war «eine junge Organisation zu jener Zeit. Deshalb wurde ein grosser Teil dieser (Italien-)Kampagne auf einer Ad-Hoc-Basis in den Büros von Allan und John Foster Dulles in der Sullivan&Cromwell Anwaltskanzlei in New York entworfen.»
Die italienischen Christdemokraten, in deren Reihen Tausende von Faschisten Unterschlupf gefunden hatten, gewannen die Wahlen. Das Unternehmen wurde zu einem weltweiten Modell für verdeckte CIA-Operationen, die manchmal zum «Seidenhandschuh» griff und öfters zu Mord, paramilitärischer Kriegsführung und Militärputsch - Taktiken, die eine erschütternde Ähnlichkeit mit dem Terror der Braunhemden Hitlers hatten.
Banken auf Schmusekurs mit den Nazis
Vor dem Zweiten Weltkrieg waren die Dulles-Brüder Verwaltungsrats-Mitglieder der J. Henry Schröder Bank, mit Büros an der Wall Street, in London, Zürich und Hamburg. Die Dulles-Brüder waren Mitinhaber von Sullivan&Cromwell, der Wallstreet-Anwaltskanzlei, die die juristischen Interessen des Rockefeller-Imperiums vertrat. Allan Dulles war Generalberater der Schröder-Bank, die als Verbindung zwischen den Rockefellers, den Londoner Banken und der deutschen Hochfinanz diente. Zu ihren Kunden gehörten u.a. die I.G. Farben, welche später das Gas für die Nazi-Vernichtungslager produzieren sollte, und der Thyssen-Eisentrust.
Das Sowjetische Magazin «Neue Zeit» brachte im Februar 1947 einen zweiteiligen Artikel über die J. Henry Schröder Bank. Gemäss dem Verfasser A. Leonidow zogen sich die Verzweigungen dieses Anglo-US-Deutschen Bankenkonglomerates «buchstäblich durch alle inneren Arterien der modernen kapitalistischen Gesellschaft (hindurch): die Banken und die Schwerindustrie, die Diplomatie, die militärischen Stäbe, einflussreiche politische Parteien, den militärischen und politischen Nachrichtendienst und (nach dem Krieg) die Besatzungsbehörden in Westdeutschland.»
Ein Spross der Schröder-Familie war Baron Kurt von Schröder, Ur-Enkel des Gründers der Schröder-Bank. Kurt von Schröder stand an der Spitze der I.H. Stein Bank von Köln, der persönlichen Bank von Adolf Hitler und Heinrich Himmler. Die Henry J. Schröder Bank diente als offizielle Vertretung der I.H. Stein-Bank in London.
Leonidow schreibt: «Es handelt sich um den gleichen Freiherrn von Schröder, der unter Beteiligung Papens und Schachts die bekannte Zusammenkunft Hitlers mit den Ruhrkönigen zustande brachte, wo die letzteren beschlossen, die Faschisten an die Macht zu lassen, Hitler Geld zu geben und die zum Zweiten Weltkrieg führende Strasse freilegten.»
Financiers stützen Hitler
Die Deutschen Financiers beschlossen, Hitler nach seiner katastrophalen Niederlage bei den Wahlen vom 6. November 1932, als er zwei Millionen Stimmen und 35 Sitze im Reichstag verlor, zu stützen. Die Kommunisten hatten bei denselben Wahlen 750 000 Stimmen und 11 Deputierte hinzugewonnen; die deutsche Bevölkerung näherte sich angesichts der Massenarbeitslosigkeit und des Hungers in der Krisenzeit dem Sozialismus an.
Die deutschen Finanzkönige zählten auf Hitler, um den deutschen Kapitalismus durch die Ausrottung der Kommunisten, Sozialisten und Juden zu retten, die kommunistisch geführten Gewerkschaften zu zerschmettern und das Deutsche Reich auf einen Eroberungskrieg vorzubereiten.
Während der Vorkriegsperiode der Appeasement-Politik suchte die Schröder-Bank die deutschen Bande zu Grossbritannien und den USA zu stärken, um «den Weg nach Osten freizulegen und einen grossen Westblock zustande zu bringen, dessen Spitze gegen die Sowjetunion gerichtet sein sollte.»
Leonidow berichtet auch, dass Kurt von Schröder während des Zweiten Weltkrieges zusammen mit dem Finanzminister des Dritten Reiches, Walther Funk, im Vorstand der Basler Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) Einsitz nahm. Bis 1944 war die BIZ durch die Achsenmächte dominiert, ihr Präsident hingegen war der US-Amerikaner Thomas McKittrick, ein Agent des OSS. Nach dem Krieg wurde er Vizepräsident der Rockefeller-kontrollierten Chase National Bank.
Geldwäsche in der Schweiz
Simpson bestätigt Leonidows Recherchen in seinem kürzlichen Buch «Der Glanz des blonden Biestes: Geld, Gesetz und Völkermord im 20. Jahrhundert» (Common Courage Press 1995): «Die BIZ half der Deutschen Reichsbank beim Waschen von Gold, das buchstäblich aus den Mündern der KZ-Opfer gestohlen wurde.» Die BIZ, so Simpson weiter, war Teilnehmerin eines «komplexen Nazi-Plans, mit Währungsmanipulationen und Bankprozeduren die Wirtschaften ganzer Länder auszurauben». Während alliierte Soldaten im Kampf gegen die Nazis ihr Leben liessen, halfen US-amerikanische und englische Financiers mit, Beutegeld der Nazis in der Schweiz zu waschen.
Dulles verhandelt mit der SS
Die Nürnberger-Kriegsverbrecherprozesse warfen etwas Licht auf die Aktivitäten von Allan Dulles als OSS-Chef in Zürich. Leonidow schreibt: «Der nächste Mitarbeiter Allan Dulles' bei der Spionagetätigkeit war ein gewisser Lada-Mocarski, ein anderer Direktor der New Yorker Schröderbank, der offiziell den Posten eines amerikanischen Vizekonsuls in Zürich bekleidete» und in «Fühlung mit der 'Antihitleropposition' in Deutschland» trat. Bei dieser «Opposition» handelte es sich um Vertreter der höchsten Finanzkreise der Nazis wie Hjalmar Schacht, die, «nachdem sie sich davon überzeugt hatten, dass Hitler den Krieg gegen die Sowjetunion verloren hatte, auf einen Palastumsturz» hinarbeiteten, um rasch einen Separatfrieden mit den westlichen Alliierten unter Ausschluss der Sowjetunion abschliessen zu können.
Die Schweizer Intrigen von Allan Dulles schlugen jedoch fehl. Die weltweite Einheitsfront gegen die Nazis zerschmetterte das Deutsche Reich. Aber selbst in der Niederlage konnten die Nazis mit der Hilfe des US-Geheimdienstes rechnen und ihre dicken Nummernkonti in Sicherheit bringen.
Nach dem Krieg lebte zum Beispiel SS-General Wolff, mit welchem Dulles Geheimverhandlungen geführt hatte, offen in seiner Villa am Starnbergersee im Süden von München und baute eine profitable Waffenexportfirma auf. Es brauchte 17 Jahre, um Wolff vor den Richter zu bringen. Er wurde zu 15 Jahren verurteilt, bereits nach 7 Jahren jedoch wieder freigelassen. Weithin wird auch angenommen, das Dulles und die CIA bei der erfolgreichen Flucht von SS-General Walter Rauff, einem weiteren Gesprächspartner von Dulles, nach Chile ihre Hände im Spiele hatte. Rauff war Erfinder der berüchtigten «Gas-Waggons», in welchen Tausende von unschuldigen Männern, Frauen und Kinder ermordet wurden. Klaus Barbie, der Schlächter von Lyon, wurde unter den Fittichen der CIA der französischen Justiz entzogen und ebenfalls nach Südamerika gebracht, wo er auf der Lohnliste der US-amerikanischen Geheimdienste CIA und CIC (Heeresgeheimdienst) seine Folterkenntnisse weitergeben durfte. Reinhard Gehlen schliesslich, oberster Ostagent der Nazis, brachte seinen gesamten Agentenapparat in die CIA ein und wurde von seinen Brötchengebern mit einer Villa am Starnbergersee belohnt.
P.S. Die Bechtel Coporation, eine Schröder-Filiale, plazierte zwei ihrer Direktoren in der Reagan-Administration von 1980: George Schultz als Staatssekretär und Caspar Weinberger als Verteidigungsminister. 1995 ernannte Präsident Clinton James D. Wolfensohn zum Präsidenten der Weltbank. Seine Biographie identifiziert ihn als früheren Präsidenten - der J. Henry Schröderbank von New York.
Tim Wheeler ist Chefredaktor der New Yorker Wochenzeitung «People's Weekly World»
Rentabler CIA - zwei Beispiele
1951 verstaatlichte der iranische Ministerpräsident Muhammad Mossadegh die Anglo-Iranian Oil Company. 1953 wurde er durch den CIA gestürzt, die Verstaatlichung rückgängig gemacht. Finanzagent der Anglo-Iranian Oil Company war - die Schröderbank, deren Londoner Filialleiter Frank Tiarks auch als Direktor der Oelgesellschaft wirkte. Nach dem Putsch blieben der Gesellschaft jedoch lediglich 40% ihres ursprünglichen Besitzes; weitere 40% wurden aufgeteilt u.a. auf Gulf Oil und Standard Oil. Die Standard Oil gehörte der Rockefeller-Gruppe, die wiederum eng mit der New Yorker Schröder Bank verflochten war (der Ex-Direktor der Schröder Bank und damalige CIA-Chef, Allan Dulles, sass zum Beispiel im «Rat der Vertrauensmänner» der Rockefeller-Stiftung). Der Mann, der die CIA-Operation im Iran leitete, Kermit Roosevelt, wurde 1960 Vizepräsident der Gulf Oil...
1954 wurde in Guatemala die demokratisch gewählte Regierung von Jacobo Arbenz mit Hilfe des CIA gestürzt. In erster Linie profitiert hat von diesem Putsch der US-Grosskonzern United Fruit. Hauptpartnerin der United Fruit im Bananangeschäft war - die Schröder Bank, deren Verwaltungsratsmitglieder Allan und John Foster Dulles zu dieser Zeit als CIA-Direktor und als US-Aussenminister fungierten. Juristisch vertreten wurde die United Fruit - durch die Anwaltskanzlei Cromwell&Sullivan (Mitinhaber: Allan und John Foster Dulles).
Quellen: «Neue Zeit», Nr. 8/9, 1947; Heinrich/Ullrich, Der Krieg einer unsichtbaren Armee
Saddams Millionen Spur führt in die Schweiz | Auf Banken in Lugano waren Saddams Millionen geparkt. |
Erstmals haben die Schweizer Banken zugegeben, acht bis zehn Millionen Franken aus dem Vermögen von Saddam Hussein gesperrt zu haben. Die Kontenblockierungen basieren auf der UN-Resolution 1483 vom Juni 2003. Die Staaten sind verpflichtet, diese Gelder an den Wiederaufbau-Fond für den Irak zu überweisen. Schweizer Behörden sind auch auf die Spur eines Kleinflugzeuges gestoßen. Über eine Genfer Bank und Tarnfirmen in Liechtenstein war die Maschine mit Schweizer Kennzeichen während der Saddam-Herrschaft jahrelang in der Welt herumgeflogen. Schweizer Staatsanwälte ermitteln jetzt bei der Betreiberin des Jets in Zürich. Eine der ersten Kontaktpersonen für den Saddam-Clan in der Schweiz war der Luganeser Anwalt Elio Booradori. Er hatte dem gestürzten Diktator auch einen Weinberg im Tessin vermittelt. |
Das blutige Vermögen des DiktatorsSaddam hat noch |
• Wer wird Saddam verurteilen? Umstritten! Ein Sondertribunal in Bagdad wurde bereits eingerichtet, Richter fehlen noch. „Vermutlich wollen die Amerikaner an den Urteilen beteiligt sein, Vertreter in das Tribunal entsenden“, sagt Prof. William Hopkinson, Experte für internationales Strafrecht an der Oxford University.
Iraks Außenminister Hoschiar Sibari verlangte, dass Saddam ausschließlich von einheimischen Richtern abgeurteilt wird: „Wir Iraker glauben, dass Saddam vor ein irakisches Gericht gehört.“ Die USA haben sich noch nicht festgelegt. • Wird Saddam gehenkt? „Ja“, glaubt Oxford-Professor Hopkinson, „Saddam hat selbst gemordet, er ist außerdem verantwortlich für Massenmorde an Hunderttausenden.“ Derzeit ist die Todesstrafe im Irak von der US-Verwaltung abgeschafft, kann aber von einer irakischen Regierung ab Juli nächsten Jahres wieder eingeführt werden.
• Was wird aus Saddams Clan, seinem Vermögen? Ex-Frau Sajida (66) und Tochter Hala (31) werden vermisst. Die Töchter Rana (34) und Raghda (36) sitzen mit ihren 9 Kindern im Exil in Jordanien. Das Vermögen der Familie (7 Mrd. Dollar) wurde teilweise für den Wiederaufbau Iraks beschlagnahmt. Auf Schweizer Konten soll Saddam noch Hunderte Millionen Dollar und Gold versteckt haben. |
Das ist doch nur eine ganz kurze Sache. Einmal ein verbindliches Statement und Probleme ( sowie Forum-User ) verschwinden schlagartig.
Also nun mal ganz kurz und knackig: Was wollt ihr denn eigentlich haben?
Es kann ja nicht so schwierig sein seine Wünsche mal zu verkünden, oder??
Doppelgänger im Dienst des irakischen Diktators:
Ich war Saddams Sohn
Max Brym
Im März 03 brachte der Goldmann- Verlag eine spannende Neuveröffentlichung heraus. Das Buch hat den Titel: "Ich war Saddams Sohn. Als Doppelgänger im Dienst des irakischen Diktators Hussein". Die Originalausgabe erschien 1994 im Norika Verlag Wien. Der Autor des Buches ist Latif Yahia der von Karl Wendel wissenschaftlich beraten wurde.
Die Erinnerungen von Latif Yahia
Latif Yahia wurde 1988 gezwungen, als Doppelgänger des Sohnes von Saddam, Odai Hussein zu leben. Diese Rolle musste er vier Jahre spielen, bevor ihm 1992 die Flucht ins westliche Ausland gelang. Die Memoiren von Latif Yahia ermöglichen einen vortrefflichen Blick in die Innenarchitektur der Tyrannei. Aus Angst vor Anschlägen, entwickelte Saddam Hussein ein raffiniertes System von Doppelgängern für sich und seine Familie. Latif Yahia doubelte über Jahre den berüchtigten Odai Hussein. Die beiden kannten sich bereits aus der Schulzeit. Zur Schule kam Saddams Sohn als vierzehnjähriger Knabe, wann er wollte, mit einem Porsche den er selbst steuerte. Als er eines Tages ein Mädchen mitbrachte, stellte ein Professor an Odai eine schüchterne Frage, am nächsten Tag war der Professor spurlos verschwunden. Keiner wagte nach dem Schicksal des Pädagogen zu fragen. Obwohl sich Odai Hussein nicht am Schulunterricht beteiligte, bestand er die Hochschulprüfung mit der höchsten Auszeichnung.
Ein Fidai
Der 1964 geborene Latif Yahia kämpfte im Frühjahr 1988 als Offizier im Krieg gegen den Iran. Plötzlich wurde er abgeholt und nach Bagdad gebracht. Dort wurde ihm nach wochenlangen schweren Folterungen, das Angebot gemacht den Sohn des irakischen Diktators zu doubeln. Nachdem er vorher seine eigenen Exkremente fressen musste, nahm er das Angebot ein Fidai zu werden an. Ein Fidai ist im Iran mehr als ein Doppelgänger. Er ist ein Kämpfer, ein Leibeigener, er muss bereit sein für seinen Herren zu sterben. Der Herr Odai Hussein war zwischenzeitlich Chef des Journalistenverbandes, Präsident des Fußballverbandes und Boss eines eigenen Geheimdienstes geworden. Odai Hussein ließ ein Buch schreiben, indem er Gott drei Fehler bescheinigte: "Gott hätte kein Ungeziefer, keine Juden und Perser erschaffen dürfen". Ansonsten wird Odai Hussein als brutaler, sadistischer Analphabet beschrieben. Der Fidai konnte dies beurteilen, denn er musste seinen Herren stets begleiten und ihn bei öffentlichen Auftritten in denen von einer Anschlagsgefahr ausgegangen wurde vertreten.
Die Vorlieben des Odai Hussein
Odai Hussein ist wie sein Vater ein absoluter Autonarr. Stets mussten hundert Automobile, für den Sohn des Präsidenten fahrbereit zur Verfügung stehen. Selbstverständlich handelte es sich um europäische und amerikanische Nobelmarken. Wenn Odai eines seiner Autos bestieg, wurden sämtliche Straßen die der Präsidentensohn befuhr gesperrt.
Mit seinen Leibwächtern veranstaltete er so genannte Wettrennen. Niemals wagte ein anderer Odai zu überholen, er musste die "Rennen" gewinnen. Andernfalls wurde es gefährlich. Eines Tages im Jahr 1988 wagte es ein ziviler Autofahrer, ganz normal den Präsidentensohn zu überholen. Daraufhin bekam Odai einen cholerischen Anfall und befahl seinen Leibwächtern "den Kerl aus der Karre zu holen und zu erschießen".
Nachdem Odai Hussein einen nagelneuen Ferrari erstand, durfte per Gesetz im Irak niemand mehr ein solches Auto importieren. Dieser Herr wechselte viermal am Tag die Anzüge, flog öfter Inkognito nach Genf zu seinem Onkel, der als Finanzminister Saddams die Aufgabe hatte, von dort aus Millionen weltweit unterzubringen.
Raub, Sex und Gewalt
Stets war Odai Hussein auf der Jagd nach Mädchen. Diese wurden oft am Straßenrand aufgegriffen und nachdem sie von Odai Hussein missbraucht wurden, meist getötet. Besonders dann, wenn der Herr unzufrieden mit seinen Opfern war. Hin und wieder ließ Odai Hussein die Frauen von seinen Kampfhunden zerfleischen, die er persönlich losließ und anfeuerte.
Bekannt war Odai Hussein für seine Orgien mit Champagner und nackten Frauen in Luxushotels oder einem Präsidentenpalast. Diese Orgien wurden nur kurz, während des ersten Golfkrieges 1991, unterbrochen, da sich Odai in der Schweiz aufhielt und sich von Latif Yahia an der Front doubeln ließ. Diese heldenhaften Frontauftritte wurden in der Presse groß herausgestellt. Umgehend nach dem Golfkrieg setzte Odai Hussein sein ausschweifendes Leben in Bagdad fort.
Die Not des Volkes, scherte dabei nicht im geringsten. Vorher wurde der Überfall auf Kuwait genützt, um sämtliche Luxuswagen in den Besitz von Odai Hussein zu bringen. Sein Vater schnappte sich die kuwaitischen Goldbarren und Millionen an Devisen für seine Privatkonten. Den einfachen Soldaten, wurden die übrigen Gegenstände zwecks Plünderung überlassen. Der Irak war nach dem Krieg gegen den Iran pleite und die Soldaten sollten so an das Regime gebunden werden. Nach dem verlorenen Krieg, gegen die Alliierten 1991, kam es zu einer äußerst brutalen Niederschlagung des Aufstandes, der Kurden und der Schiiten im Land. Aber auch innerhalb der Regimespitze wurden offene Rechnungen mittels Erschießungen und Folter beglichen. Nach Latif Yahia machte es Odai Hussein besonderen Spaß an solchen Aktionen teilzunehmen. Er erklärte: "Dies habe ich von meinem Vater gelernt".
Ein lesenswertes Buch
Die Memoiren von Latif Yahia sind absolut empfehlenswert. Das Buch gestattet einzigartige Einblicke in das grausame Zusammenspiel von Terror und zügelloser Machtausübung, auf dem Saddam Husseins Herrschaftsapparat beruhte. Die Geschichte des Latif Yahia ist ein erschütternder persönlicher Bericht, mitreißender Lesestoff und ein Zeitdokument
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Immer die gleiche Verbindung egal ob ARD-Abendblatt-Die Welt-Bild usw
Sind das alles Lügen?Habe ich das erfunden?
Keine Sperre für Saddams Konten
Schweiz wartet auf UN-Sanktionen oder auf Rechtshilfegesuch der USA
Bern - Die Aufforderung von US-Finanzminister John Snow, weltweit irakische Vermögen einzufrieren, stößt im Falle der Schweiz vorerst ins Leere. Kontensperren kämen nur auf Grund eines UN-Beschlusses oder gestützt auf Rechtshilfegesuche in Frage, hieß es in Bern. Gerüchte über ein Millionenvermögen des irakischen Präsidenten Saddam Hussein gibt es seit Jahren.
Die US-Regierung hatte am Donnerstag 1,74 Mrd. Dollar irakischen Auslandsvermögens beschlagnahmt, um das Geld für humanitäre Zwecke einzusetzen. Snow rief zu einer weltweiten Jagd nach irakischem "Blutgeld" auf. Die Behörden in Bern hatten am Freitag zunächst keine Kenntnis von einem offiziellen Vorstoß der USA nach Sperrung von irakischen Vermögen. Ein unilaterales Gesuch der USA habe aber ohnehin keine Erfolgsaussichten, hieß es bei den zuständigen Stellen.
Der Ressortleiter Exportkontrollen und Sanktionen im Staatssekretariat für Wirtschaft, Othmar Wyss, sagte, sein Amt sei nur für den Vollzug von UN-Sanktionen zuständig. Bisher lägen keine Beschlüsse der Vereinten Nationen vor. Auf diesen Sachverhalt macht auch die Bundeskanzlei aufmerksam. Die nach der irakischen Invasion in Kuwait verhängten Sanktionen der UN beinhalten keine Sperre von irakischen Vermögenswerten. Es ist nur verboten, Geld in den Irak zu überweisen oder irakische Guthaben in der Schweiz im Zusammenhang mit nicht bewilligten Handelsgeschäften zu verwenden. Sollte die internationale Gemeinschaft Maßnahmen gegen den Irak und Personen im Irak beschließen, werde der Bundesrat (Regierung) diese im Gleichschritt mit anderen Staaten umsetzen, heißt es in einer Dokumentation der Bundeskanzlei.
Die Eidgenössische Bankenkommission (EBK) erinnerte an die Vorschriften bezüglich des Umgangs von so genannten politically exposed persons (PEP), die weltweit zu den strengsten Regeln gehörten. Im Falle von Saddam Hussein und seiner Entourage laufen sie auf eine Meldepflicht an die Meldestelle für Geldwäscherei und eine Sperrung der entsprechenden Vermögenswerte hinaus. Finanzminister Kaspar Villiger hatte bereits am 10. März erklärt, es gebe keinen Anlass zu glauben, dass es Konten von Saddam Hussein in der Schweiz gebe.
Hinweise auf den Umfang irakischer Vermögenswerte in der Schweiz liefert die Statistik der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Sie basiert auf den Angaben von 117 meldepflichtigen Banken und weist für Ende 2001 Verpflichtungen von 462 Mio. Franken (314 Mio. Euro) gegenüber Irak aus. Hinzu kommen Treuhandverpflichtungen in der Höhe von 48 Mio. Franken. Vor dem irakischen Einmarsch in Kuwait waren vor allem die bei Schweizer Banken platzierten irakischen Treuhandgelder erheblich höher gewesen.
Gerüchte, wonach Saddam Hussein Hunderte von Millionen Dollar in der Schweiz versteckt haben soll, zirkulieren seit dem ersten Golfkrieg. Bereits damals waren die Namen von zwei Firmen in Genf genannt worden. Sie figurieren nach wie vor auf der Liste des US-Schatzamts mit den Namen von Firmen und Personen, die von Sanktionen der USA betroffen sind. Laut dem Schweizerischen Handelsregister sind beide Firmen in Liquidation. Auch die Rolle von Saddams Halbbruder Barsan el Tikriti, der bis 1998 als irakischer UN-Botschafter in Genf amtiert hatte, wurde immer wieder in Frage gestellt. Er ist seit vergangenem Herbst nicht mehr in der Schweiz, nachdem eine Verlängerung seines Visums abgelehnt worden war. AP
Artikel erschienen am 22. Mär 2003
Artikel drucken © WELT.de 1995 - 2004Also meine Herren, etwas mehr Abstand bitte.
Offener Brief an Friedrich Christian Flick / Von Salomon Korn
Der Kunstsammler Friedrich Christian Flick möchte der Stadt Berlin seine Kunstwerke für sieben Jahre leihweise überlassen. Die Sammlung wurde auch mit dem Erbe seines Großvaters, des Rüstungsindustriellen Friedrich Flick, aufgebaut, der in Nürnberg als Kriegsverbrecher verurteilt wurde. Anfang Mai warf Salomon Korn, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Flick vor, er wolle mit der Ausstellung seiner Sammlung das "Blutgeld" seines Großvaters "reinwaschen". In der letzten Woche wehrte sich Flick gegen die Vorwürfe in einem offenen Brief, der im Internet und am vergangenen Sonntag auch im "Berliner Tagesspiegel" erschien. In seinem gestrigen, ebenfalls offenen Brief, den wir hier in voller Länge abdrucken, schwächt Korn seine Vorwürfe nicht ab, sondern verschärft eher noch den Ton.
Sehr geehrter Herr Flick,
vielen Dank für Ihren Brief vom 10. Mai 2004.
Mit dem Namen Flick verbindet die Öffentlichkeit gewöhnlich dreierlei: Zunächst den Konzerngründer Friedrich Flick, jenen Mann, der die NSDAP finanziell unterstützte, einen großen Teil seines Reichtums vor allem der gnadenlosen Ausbeutung von Zwangsarbeitern und Arisierungsverbrechen verdankte, vor dem Nürnberger Tribunal als verurteilter Kriegsverbrecher nicht die geringste Einsicht zeigte und als einer der reichsten Männer Deutschlands sich bis zu seinem Tode weigerte, auch nur die geringste Entschädigung zu zahlen; dann seinen Sohn Friedrich Karl Flick, den "bekennenden Steuerflüchtling" und schließlich seine Enkel "Mick" (Sie) und "Muck" (Ihr Bruder), die über viele Jahre hinweg die Spalten der Regenbogenpresse mit ihrer ausschweifenden Jet-Set Odyssee und einem spektakulären Glamourleben füllten.
Der dunklen Seite Ihrer Familiengeschichte werden Sie durch Ausstellung Ihrer Kunstsammlung in der deutschen Hauptstadt allenfalls vordergründig eine helle hinzufügen können. Seit Sie 1975 (und noch einmal 1985) ein riesiges Vermögen geerbt haben, hatten Sie über ein Vierteljahrhundert ausreichend Zeit und Gelegenheit, die Zwangs- und Sklavenarbeiter Ihres Großvaters - und sei es nur symbolisch - zu entschädigen; ob es jene waren, die mit dem Leben zahlten, oder jene, die mit schweren gesundheitlichen Schäden überlebten: sie alle haben wesentliche Teile des Grundstocks gelegt, aus dem auch Ihr Reichtum gewachsen ist - gleichgültig, wie oft dieser Erb-teil zwischenzeitlich durch Ihre eigene Leistung vervielfacht wurde.
Sie können den historisch belasteten Teil Ihres Erbes - die Verbrechen Ihres Großvaters - nicht einfach vom vermeintlich neutralen materiellen Teil - das durch diese Verbrechen erworbene Blutgeld - sauber abtrennen. Auch wenn Sie offenbar nicht bereit sind, diesen Zusammenhang und die damit verbundene Hypothek anzuerkennen und mit allen Konsequenzen zu übernehmen, wie dies zum Beispiel Jan Philipp Reemtsma getan hat: Ihre "Flick-Collection" stammt mittelbar aus jenen Quellen, aus denen ursprünglich das Blutgeld Ihres Großvaters sprudelte.
Sie fragen, ob Ihre "Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz" nun auch mit Blut befleckt sei, weil mit Blutgeld finanziert: Nicht wenn sie einem aus Verantwortung erwachsenen, aufrichtigen Wunsch nach Wohltätigkeit oder Entschädigung entspringt. Dieser vermag, sofern in die Tat umgesetzt, Blutgeld in ein Mittel zur Milderung von Not und Unrecht umzuwandeln. Dies gilt nicht, wenn eine solche Stiftung vorrangig zum Zwecke gezielter öffentlicher Wirkung gegründet wurde. Und damit komme ich zu Ihrer "Begründung", warum Sie nicht in den Zwangsarbeiterfonds eingezahlt haben.
Sie berufen sich auf Einzahlungen von (früheren) Flick-Firmen in den Zwangsarbeiterfonds, die zur Zeit seiner Errichtung längst verkauft und an denen Sie nicht beteiligt waren. Damit werden die Einzahlungen der neuen Eigentümer in den Zwangsarbeiterfonds von Ihnen als Einzahlungen der Familie Flick hingestellt. Noch befremdlicher ist Ihr Rechtfertigungsversuch, "Zahlung der Privatperson Flick hätte den Fonds nicht erhöht, sondern lediglich die Garantiezahlungen großer deutscher Konzerne um diesen Betrag gemindert". Einmal abgesehen von der damit verbundenen symbolischen Geste, hätte es Ihnen als Privatmann seit 1975 jederzeit freigestanden, vor, während und nach Einrichtung dieses Fonds freiwillig für die Entschädigung von Zwangs- und Sklavenarbeit zu spenden. Und Sie haben auch nicht, wie Sie nunmehr behaupten, "stattdessen" 2001 Ihre "Stiftung" gegründet, sondern, wie ich der Wochenzeitung Jungle World vom 18. Juni 2003 entnehme, auf Anraten einer Zürcher PR-Agentur diese Stiftung ins Leben gerufen, nachdem die Stadt Zürich es 2001 abgelehnt hatte, einem Museumsbau für Ihre Kunstsammlung zuzustimmen. Ihre in diesem Zusammenhang gemachte Äußerung "Ich empfinde Verantwortung, aber keine Schuld" hat hinsichtlich der Verantwortung zumindest zwischen 1975 und 2000 keine nennenswerten materiellen Konsequenzen gezeitigt.
Ja, Sie hätten der dunklen Seite Ihrer Familiengeschichte eine helle hinzufügen können: durch von Verantwortung geleitetes, tätiges Handeln vor allem den überlebenden Zwangs- und Sklavenarbeitern gegenüber. Dann nämlich wäre etwas vom Glanz dieser gelebten Verantwortung nicht pauschal "auf den Namen Flick", sondern auf den Menschen Friedrich Christian Flick gefallen und hätte die Farbe des Blutes auf dem ererbten Geld verblassen lassen können.
Von der Würde des Verzichts
So aber wird nur der schöne Schein Ihrer mit Blutgeld des Großvaters erworbenen Kunstsammlung die dunklen Seiten der Flick-Dynastie widerspiegeln, nicht aber aufhellen - auch wenn in Berlin sich einige bereits jetzt davon blenden lassen.
Ich kann beim besten Willen nicht erkennen, aufgrund welcher philanthropischer Leistungen, Entschädigungszahlungen oder Verdienste um das Gemeinwohl Ihnen nunmehr eine öffentliche Bühne für die Rehabilitierung Ihres Familiennamens geboten werden soll. Eigentlich müsste es Ihnen doch in erster Linie darauf ankommen, als Individuum durch besondere persönliche Verdienste Anerkennung und Respekt für den Menschen Friedrich Christian Flick zu erwerben und nicht bloß einem umstrittenen Familiennamen eine helle Seite hinzuzufügen. Und da gehörte eben mehr dazu, als seine mit dem Blutgeld des Großvaters erworbene Kunstsammlung der Öffentlichkeit leihweise zur Verfügung zu stellen.
Wenn Sie am Ende Ihres Briefes schreiben, die Enkel hätten kein Blut mehr an ihren Händen, dann stimme ich dem vorbehaltlos zu, weil es weder Kollektivschuld noch Sippenhaft gibt; aber in Ihrem Fall haben die Enkel eine besondere Verantwortung und eine besondere moralische Verpflichtung im Umgang mit dem Blutgeld des Großvaters. Und wenn Sie schließlich sagen, Sie hätten sich mit Ihrer Familiengeschichte beschäftigt, dann will ich Ihnen dies glauben und gleichzeitig hoffen, dass dieser Beschäftigung ein Lern- und Erkenntnisprozess folgt, der von Ernsthaftigkeit, Verantwortung und dem entsprechenden Willen zur Tat gekennzeichnet ist.
Verehrter Herr Flick, es gibt eine Würde des Verzichtes. Sie könnten sie erlangen, wenn Sie darauf verzichteten, durch ein blendendes Kunstmuseum in Berlin den Namen Flick in ein grelles Scheinwerferlicht zu tauchen, das die NS-Vergangenheit Ihres Großvaters Friedrich Flick, dessen Zwangsarbeiter-Ausbeutung und Arisierungs-Verbrechen sowie deren Folgen vielleicht zeitweise überstrahlen, aber niemals mildern kann.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Salomon Korn
Quelle: Süddeutsche Zeitung
Nr.114, Dienstag, den 18. Mai 2004 , Seite 14
Millionär ohne Moral – Kunstsammler Flick und sein Nazi-Erbe
In Zürich und anderswo wurden seine Bilder abgewiesen. Ein unmoralisches Angebot, befanden Künstler und Medienleute dort – denn eine der bedeutendsten Sammlungen moderner Kunst wurde erst durch Kriegsverbrechergeld möglich. In Berlin werden Friedrich Christian „Mick“ Flick und seine Kollektion hingegen mit offenen Armen empfangen. Die Herkunft des Flickschen Vermögens stört die Berliner Regierung offenbar nicht: „Mick“ hat seinen Reichtum von seinem Großvater geerbt, der Hitlers wichtigster Waffenlieferant war und im Dritten Reich mit Zwangs- und Sklavenarbeit ein Vermögen erbeutet hat. Tausende Menschen starben – die Millionen Bares blieben. Der Millionenerbe ohne Moral nahm das „Blutgeld“ sehr gerne an, es bescherte ihm ein sicheres Leben. Die Verantwortung für die Nazi-Verbrechen seiner Familie allerdings wollte er nicht übernehmen und weigert sich bis heute, persönlich in den Fond für überlebende Zwangsarbeiter einzuzahlen. Keine Schande, findet offenbar die rot-grüne Regierung in Berlin und hofiert einen vermeintlichen Mäzen mitsamt seinen Moneten.
Quelle ARD(Panorama)
Die noblen Geldwäscher vom guten Stern und ihre Tricks mit Nazibeutegeld
Wie Daimler-Benz blutiges Nazigeld zum eigenem Nutzen wusch
Wie man blutiges Nazigeld und Nazigold mit Hilfe der Regierung wusch und nebenher auch noch Nazimörder dem Zugriff der Justiz entzog
von Gerd Höhne
Dass die deutschen Großkonzerne aktiv die Naziverbrechen mitmachten und am Krieg Unsummen verdienten, kann als bekannt voraus gesetzt werden. Nur dachten wir, das seien nur die ganz „normalen“ Profite gewesen. Aber es war viel mehr.
Im taz Magazin Nr. 7399 vom 3.7.2004[1] erschien ein Bericht von Gaby Weber „Wenn Sie das Geldwäsche nennen“ eine Recherche über den abenteuerlichen Verlauf des Verschiebens und Waschens von Nazigold und –geld, der Rückführung des Blutgeldes in den normalen Wirtschfatskreislauf. Gaby Weber hat dazu auch ein Buch geschrieben, das im September erscheinen wird[2]
Problem für die deutschen Wirtschaftsbosse und Nazigrößen war, dass dieses Gold und Geld aus – auch nach deutschen Recht – Verbrechen erworben wurde, also, auch nach deutschem Recht, den Konzernen nicht gehörte. Das Zahngold, das den Opfern der Gaskammern aus den Mund gebrochen wurde, das Geld in Devisen, das viele Verschleppte sicherheitshalber heimlich mitgenommen hatten um sich ggf. über Wasser halten zu können, der Schmuck, der Erlös aus der Verwertung ihres Gepäcks und ihrer Körper, all das war Blutgold und Blutgeld, wäre somit nach der Niederlage unwiederbringlich verloren – wenn die Herrschaften nicht rechtzeitig vorsorgten.
Vordenker dieser Maßnahmen war kein anderer, als der spätere „Vater der sozialen Marktwirtschaft“, Bundeswirtschaftsminister und Bundeskanzler Ludwig Erhard:
„Im März 1944 hat Ludwig Erhard als Leiter des von der Reichsgruppe Industrie finanzierten Instituts für Industrieforschung ein „Programm für die Bearbeitung wirtschaftlicher Nachkriegsprobleme vom Standpunkt der Industrie“ vorgelegt. Darin heißt es: „Die von den Fronten zurückkehrenden Soldaten müssen untergebracht, ein Arbeitslosenheer verhindert werden. Riesige Mengen Kapital werden notwendig sein, um Lebensmittel zu importieren.“[3]
Also traf man sich in Straßburg in einem Luxushotel. Zweifel am Endsieg im 2. Weltkrieg war ein todeswürdiges Verbrechen in der Zeit, aber diese Herrschaften hatten nicht die Spur von Angst. Sie wussten, dass ihr Wille und ihr Nutzen auch den des Regimes war, ja, sie waren das Regime. Der Leiter der Konferenz war ein SS-Obergruppenführer Scheid [4] Die Herrschaften konnten sich also sicher fühlen, es wurde sogar ein Protokoll geführt. Ein Auszug:
„Allianzen mit ausländischen Unternehmen müssen gegründet werden, aber jede Firma für sich, um keinen Verdacht zu erregen. Die Industriellen müssen sich vorbereiten, um nach der Niederlage durch eine Exportoffensive neue deutsche Stärke zu erlangen. Sie werden die Nazi-Partei finanzieren müssen, die in den Untergrund gehen wird. Daher wird von jetzt an die Hitler-Regierung der Industrie große Summen zur Verfügung stellen, um nach dem Krieg im Ausland über eine sichere Grundlage zu verfügen. Sobald die Partei wieder die Kontrolle über Deutschland erhält, werden die Industriellen für ihre Anstrengung mit Konzessionen und Staatsaufträgen belohnt werden.“
Sie verschoben des Geld auf Schweizer Konten, verscherbelten das blutige Gold ebenfalls dort und die in den besetzten Gebieten demontieren Maschinen schafften sie ins freundlich gesonnene (und von Sozialdemokraten regierte) neutrale Schweden. Sie wussten, ihre Stunde wird kommen.
Und sie kam! Nachdem in der ersten Nachkriegszeit einige Konzernbosse erst einmal im Knast saßen, erkannten die Westmächte mit Aufziehen des Kalten Krieges, dass die Verfolgung von Naziverbrechern kontraproduktiv ist, Das galt zwar in erster Linie für die Konzernbosse, aber nicht nur für sie.
Die Bosse von Krupp, Mannesmann, Siemens und IG-Farben wurden klammheimlich entlassen und tauchten in ihren Chefbüros wieder auf. Dass es teilweise Streiks der Arbeiter gegen die Naziwirtschaftsführer gab, focht sie nicht an. Krupp verzichtete zwar auf die Produktion von Waffen. Das fiel ihm auch leicht, denn Deutschland war entwaffnet. Aber nach der Aufrüstung tummelte sich auch Krupp wieder unter den Waffenherstellern.
Eine zweite Gruppe von Naziverbrechern, die nicht so fein und nobel waren wie die Industriebosse, fürchteten aber auch um ihre Freiheit und ihr Leben. So bekannte Namen wie Adolf Eichmann, der SS-Massenmörder mit Arztdiplom Dr. Josef Mengele und unzählige andere Massenmörder waren hiervon betroffen. Den Westalliierten schien es nicht opportun die deutsche Öffentlichkeit mit immer neuen Kriegsverbrecherprozessen zu verwirren, sie brauchten Deutschland als Verbündeten im Kalten Krieg und als Vorposten gegen das sozialistische Lager.
Also schafften sie diese Sorte Naziverbrechern aus dem Land mit Hilfe des Internationalen Roten Kreuzes und des Vatikan. Pius XII., der bekanntlich schon als Nuntius in Berlin 1934 Hitler diplomatisch Hilfestellung geboten hatte, war in seiner antikommunistischen Haltung soweit gegangen, dass er zum Judenmord geschwiegen hatte. Jetzt schafften seine Beauftragen die Mörder mit Pässen des Vatikanstaates aus Europa fort. Die meisten zogen nach Argentinien, wo damals der nazifreundliche General Juan Domingo Péron regierte.
General Péron war auch die Garantie dafür, dass das Nazi-Geld und Nazi-Gold an die deutschen Räuber zurück floss. Und das funktionierte im Fall Daimler-Benz so:
Daimler-Benz baute ab 1951 in Buenos Aires eine LKW-Fabrik auf. Die Maschinen sind nicht neu, sondern offensichtlich jene, die die Nazis im Osten demontiert und in Schweden für bessere Zeiten nach dem Krieg deponiert hatten. Mercedes-Benz Argentina ist formal ein rein argentinisches Werk, tatsächlich aber werden die Drähte in der Mercedes-Zentrale in Deutschland gezogen, die Argentinier sind nur Strohmänner.
Einer von ihnen ist Germán Timmermann. Timmermann hat mit Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard im Juli 1950 das deutsch-argentinische Handelsabkommen ausgehandelt, die juristische Grundlage des Geldwäsche-Unternehmens. Es musste nämlich garantiert werden, dass weder deutsche noch argentinische Behörden zu viele Fragen nach der Rechtmäßigkeit des riesigen Kapitaltransfers stellten.
Ein anderer Akteur der Geldwäsche war ein ehemaliger SS-Untersturmbannführer, der bis Kriegsende zuständig war, Zwangsarbeiter aus Böhmen und Mähren der deutschen Industrie zuzuführen. Der SS-Untersturmbannführer machte in den 70er Jahren von sich Reden als Daimler-Benz-Direktor, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie und des Bundesverbandes des Arbeitgeberverbände. Seine gewerkschaftsfeindliche Haltung machten ihn zum bestgehassten Industriekapitän der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts. Sein Name: Hanns-Martin Schleyer. Schleyers Entführung und Ermordung durch die RAF, machten ihn erst zur positiven Figur.
Ein gewisser Karl Friedrich Binder war zuständig für die „Rückführung verlagerter Betriebsstätten“, also für die Geldwäsche. Binder forderte dann einen der argentinischen Strohmänner auf, aus Deutschland angereiste „Experten“ einzustellen. Die Experten waren weniger Spezialisten für die Industriearbeit, sondern für Massenmord. Es waren solche, die aus Europa nach Argentinien ausgeschleust worden waren. Also die Naziverbrecher. „Ich persönlich“, so der argentinische Strohmann heute, „habe sie eingestellt, darunter Eichmann.“ „Die Deutschen“, so der Strohmann weiter, „passen sich an alles an. Wenn sie als Elektriker arbeiten müssen, arbeiten sie als Elektriker. Wenn sie Juden töten müssen, töten sie Juden.“ Adolf Eichmann war bekanntlich bei Mercedes-Benz Argentina als Elektriker angestellt.
Der Kreis schließt sich. Mercedes-Benz baute das Werk in Argentinien zum Zwecke der Geldwäsche auf. Offensichtlich werden demontierte Maschinen, die in den von den Nazis besetzten Ländern Osteuropas geraubt wurden, nach Argentinien geschafft. Das in der Schweiz gebunkerte Blutgeld wird nach Argentinien geschmuggelt und mit überhöhten Rechnungen für echte oder Scheinimporte aus Deutschland gereinigt nach Deutschland verbracht. Mercedes ist jetzt ganz legal im Besitz der durch Mord und Raub sich angeeigneten Gelder.
Die damals bestehenden Devisenbeschränkungen in Deutschland werden mit Sondererlaubnissen aus Ludwig Erhards Bundeswirtschaftsministerium umgangen, also von jenen Ludwig Erhard genehmigt, der 1944 bereits der Ideengeber für diese Schiebereien war.
In Argentinien war der gesamte Außenhandelbankverkehr damals verstaatlicht, dennoch bezahlte die Staatsbank die Rechnungen anstandslos. Sie handelte auf höchsten Befehl des Präsidenten. Rechtliche Grundlage des Deals war das deutsch-argentinische Handelsabkommen, in die Wege geleitet und abgesegnet ebenfalls von Ludwig Erhard.
Und bei dieser Gelegenheit wurde die deutsche und alliierte Justiz von der Peinlichkeit befreit, Naziverbrecher zu verurteilen. Die waren ja inzwischen in Südamerika und verdienten z.T. ihre Brötchen als „Experten“ bei Mercedes-Benz Argentina.
Wie sehr sich die deutsche Nachkriegsjustiz scheute, strafrechtlich gegen Naziverbrecher vorzugehen, zeigte einer der Nachkriegsjuristen der sauberen Art. Es war einer der wenigen, die sich die Ver4folgung von Naziverbrechern zur Aufgabe gemacht hatten. Der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, der später den großen Auschwitz-Prozess vorbereitete und durchsetzte und auch die Anklage vertrat, war über den Aufenthalt Adolf Eichmanns informiert worden. An deutsche Justizbehörden mochte er sich nicht wenden, weil er ihnen nicht traute. Er gab daher seine Informationen weiter an israelische Stellen, die sich bekanntlich Eichmann schnappten und ihm den Prozess machten. Bauer fürchtete, dass deutsche Ermittlungsbehörden das hintertreiben könnten, wenn er über sie versucht, Eichmann nach Deutschland ausliefern zu lassen. Und seine Sorge war nicht unbegründet, wie wir heute wissen.
Ein anderer SS-Mörder, Dr. Josef Mengele, war zunächst ebenfalls in Argentinien. Er hatte es aber nicht nötig als Elektriker zu arbeiten oder ähnliche Tätigkeiten auszuüben. Mit seinem Bruder hatte er eine große Firma im Schwäbischen für Landmaschinen geerbt. Vor deren Gewinnen, aus Deutschland überwiesen, genehmigte sich Mengele ein materiell sorgenloses Leben bis zu seinem Tod Ende der 70er Jahre. Mengele starb nicht, wie Eichmann, am Galgen. Er erlitt einen Badeunfall in Brasilien. Er besuchte sogar mindestens einmal seinen Heimatort, indem er via Schweiz nach Deutschland einreiste. Die deutschen Behörden hätten keine Probleme gehabt, den Massenmörder zu schnappen. Sie unternahmen aber nichts. Erst als Mengele schon tot war, wurde für seiner Ergreifung 10 Mio. Deutsche Mark ausgelobt, ein Betrag, der niemals ausgezahlt werden musste.
Wir sind gespannt auf das Buch, zeigt es doch einige Hintergründe auf, die zwar nicht neu, aber jetzt recherchiert zusammengefasst dargestellt und von Akteuren des damaligen Coups bestätigt werden.
taz.de 03.07.2004