Schöne Karwoche


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Neuester Beitrag: 18.03.08 13:58
Eröffnet am:16.03.08 19:24von: Bruder KlausAnzahl Beiträge:8
Neuester Beitrag:18.03.08 13:58von: cinxaLeser gesamt:2.488
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22 Postings, 6116 Tage Bruder KlausSchöne Karwoche

 
  
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16.03.08 19:24
BILANZEN DER US-INVESTMENTBANKEN
Experten erwarten Horror-Börsenwoche
Die Osterwoche droht für Börsianer zum Debakel zu werden: In den USA legen vier Investmentbanken Quartalszahlen vor. Experten erwarten das Schlimmste, nachdem Bear Stearns am Freitag knapp dem Kollaps entging.
Hamburg - Gleich für Montag hat US-Präsident George W. Bush zur Krisensitzung gerufen: Mit Finanzminister Henry Paulson, Notenbankchef Ben Bernanke sowie den Chefs der Börsenaufsicht SEC und der Commodity Futures Trading Commission will er über die Börsenbeben der vergangenen Woche und mögliche weitere Maßnahmen gegen die Kreditkrise beraten. Die Eile, mit der das Treffen einberufen wurde, wundert nicht. Den Gleich vier große US-Investmentbanken werden ihre Quartalszahlen vorlegen - und die Angst vor bösen Osterüberraschungen infolge der Kreditkrise ist groß. Vor allem nach dem Schock vom Freitag: Da entging Bear Stearns  nur knapp dem Kollaps, nachdem sich binnen 24 Stunden dramatische Liquiditätslücken aufgetan hatten. Die Lage war so dramatisch, dass die US-Notenbank Fed und JPMorgan Chase Geld zuschießen mussten - eine einmalige Situation. Die Bear-Stearns-Aktie verlor 45 Prozent an Wert, die Börsen sackten von einer Minute zur anderen ab. Mit Sorge blicken Experten nun auf den Montag, da wird Bear Stearns das Ausmaß der Probleme erläutern. Das Investmenthaus hat die Veröffentlichung der Bilanz von Donnerstag vorgezogen - dies könnte bedeuten, dass etwas Wichtiges verkündet werden solle, sagt Rebecca Engmann Darst, Analystin bei der Interactive Brokers Group. Es gebe Spekulationen, dass Bear Stearns Ziel einer Übernahme werden könnte, möglicherweise durch JPMorgan Chase - das wäre noch ein glimpfliches Ende. Dem "Wall Street Journal" zufolge wird tatsächlich fieberhaft ein Käufer für die Bank gesucht. Offen sei aber, ob die Investmentbank zuvor zerschlagen oder als Ganzes verkauft werden soll. Doch für das Investmentbanking und den Aktien- und Anleihenhandel wird es wegen der Finanzkrise wohl kaum Interessenten geben. Wenig hoffnungsfroh stimmt auch eine Erklärung des chinesischen Brokerhauses CITIC Securities, es könne nicht garantieren, dass es die angepeilte Investition von etwa einer Milliarde Dollar in Bear Stearns tatsächlich tätigen werde. Beide Seiten hatten sich im Oktober eigentlich auf eine strategische Allianz verständigt, die eine gegenseitige Beteiligung vorsah und mit der Bear Stearns seine Präsenz in Asien stärken wollte.Auch bei den übrigen Investmentbanken könnte es weitere Abschreibungen infolge der Kreditkrise geben. Am Dienstag stehen die Zahlen von Lehman Brothers  und Goldman Sachs  an; am Mittwoch folgt Morgan Stanley  . Die Aktienkurse aller vier Geldhäuser haben in den vergangenen Wochen stark nachgegeben. Auch die Prognosen ihrer Geschäftsentwicklung wurden deutlich nach unten korrigiert.
Mit Bangen erwarten Börsianer auch die US-Erzeugerpreise, die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und den Konjunkturindex der Federal Reserve von Philadelphia am Donnerstag. Dabei werde immer eine Frage im Vordergrund stehen: "Ist die Wirtschaft im Februar in einer Rezession gerutscht?", sagte Hugh Johnson von Johnson Illington Advisors.
Von noch größerem Interesse für den Markt wird aber die Zinsentscheidung der Fed sein, deren Offenmarktausschuss am Dienstag tagt. Es wird mit einer weiteren Senkung der Leitzinsen gerechnet, möglicherweise um bis zu 100 Basispunkte. Allerdings sind die Einflussmöglichkeiten der Fed inzwischen begrenzt - wie sich in der vergangenen Woche schon zeigte. Da hatte Fed-Chef Ben Bernanke zusammen mit anderen Zentralbanken mehr als 200 Milliarden Dollar in den Märkte gepumpt, um die Liquidität der Wirtschaft zu sichern. Nach einer kurzen Erholung an der Börse verpuffte die Wirkung binnen weniger Tage. Das Misstrauen ist einfach zu groß.
Zudem steckt die Fed in der Zwickmühle. Sollte sie sich tatsächlich dazu entschließen, den Zins von jetzt drei auf dann zwei Prozent abzusenken, würde das den Druck auf den ohnehin schon superschwachen Dollar noch weiter erhöhen. Fällt die Zinssenkung aus Sicht der Wirtschaft aber zu zögerlich aus, wird die US-Konjunktur weiter schwächeln - was wiederum den Wertverfall des Dollars vorantreiben würde. Insofern wird wohl auch das Treffen im Weißen Haus am Montag vor allem von Ratlosigkeit geprägt sein. Aber immerhin: Es ist ein Signal, dass die US-Regierung noch nicht aufgegeben hat.
ase/AP/dpa/Reuters
 

19279 Postings, 9106 Tage ruhrpottzockerAha !

 
  
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16.03.08 19:26
Es geht also rauf .....

Die sagen das, was alle jetzt meinen, man muss Shorts kaufen ...... und dann geht es aber doch runter .... wenn alle ihre Shorts wieder verkauft haben, weil es rauf ging .....  

21235 Postings, 6853 Tage Highway StarKlaus_Dieter hast du Kehrwoche ???

 
  
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16.03.08 19:27
ich hab letztes mal sauber gemacht

12175 Postings, 8607 Tage Karlchen_IIExperten ist immer gut.

 
  
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16.03.08 19:57

22 Postings, 6116 Tage Bruder KlausDas wird heftig!

 
  
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17.03.08 08:08
Das wird heftig!
von Mark Ehren
Der heutige Handelstag hat das Zeug, ein denkwürdiger Handelstag zu werden. Eine Gewinnwarnung von Siemens, eine Zinssenkung der US-Notenbank Fed und die Übernahme der schwer angeschlagenen US-Investment Bank Bear Stearns sind nur einige Stichwörter.
Bild zum Artikel

Daneben geht der Höhenflug von Euro, Öl- und Goldpreis weiter. Ein Euro kostete am Morgen bis zu 1,5904 US-Dollar. Für ein Barrel (159 Liter) Öl mussten mehr als 111 Dollar bezahlt werden. Und der Preis für die Feinunze Gold stieg bis auf 1.032 Dollar.

Der Dax dürfte wegen dieser Gemengelage deutlich im Minus eröffnen. Grund sind nicht nur die deutlichen Kursverluste an der Wall Street vom Freitag. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte fiel bis zum Handelsschluss um 1,6 Prozent auf 11.951 Punkte. Der Technologie-Index Nasdaq gab um 2,26 Prozent auf 2.212 Punkte nach.

Vielmehr dürften die Ereignisse um Bear Stearns die Märkte durchwirbeln. Zwar hat sich mit dem drittgrößtenUS-Kreditinstitut JPMorgan Chase ein Retter gefunden. Allerdings will JPMorgan Chase nur zwei Dollar je Aktie zahlen. Zum Vergleich: Nach dem 47-prozentigen Kurssturz der Bear-Stearns-Aktie am Freitag notierte das Papier noch bei glatt 30 Dollar.

Des Weiteren senkte die US-Notenbank Fed den Diskontsatz von 3,50 Prozent auf 3,25 Prozent gesenkt. Für den morgigen Dienstag wird außerdem erwartet, dass der Offenmarktausschuss der Fed eine kräftige Senkung des Zielsatzes für Tagesgeld beschließt, den die Fed als Leitzins benutzt. Mittlerweile rechnen einige Marktbeobachter sogar mit einer Senkung um einen Prozentpunkt.

Durch die Turbulenzen geriet auch die japanische Börse erneut unter Druck. Der Nikkei-Index brach um 3,71 Prozent auf 11.787 Punkte eine. Händler verwiesen auf die Stärke des Yen zum Dollar, die Exportgüter japanischer Firmen im Ausland verteuert. Gegenüber dem Yen notierte der Dollar so niedrig wie zuletzt im Jahr 1995.

Auch die Ereignisse um die Fonds-Tochter CCC der US-Beteiligungsgesellschaft Carlyle dürften nicht gerade zu Beruhigung beigetragen haben. Denn die in Amsterdam börsennotierte Carlyle Capital Corporation (CCC) kündigte ihre Abwicklung an.
Börsentermine 17. Mrz
Unternehmen

   * Bilfinger Berger
     Bilanz-PK, 11:00
   * HeidelbergCement
     Bilanz-PK, 9:00
   * Linde
     Bilanz-PK, 10:00
   * Mensch und Maschine
     Bilanz-PK, 10:30

Konjunktur

   * USA
     New York Fed Industrieindex März, 13:30
   * USA
     Industrieproduktion Februar, 14:15
   * USA
     Leistungsbilanz Q4, 13:30

Gewinnwarnung bei Siemens
Auf dem deutschen Aktienmarkt dürfte zusätzlich noch eine schlechte Nachricht des Siemens-Konzerns lasten. Die Münchener senkten ihre Gewinnerwartung für das laufende Quartal um 900 Millionen Euro. Grund sei eine umfangreiche Überprüfung von Großprojekten vor allem in den Geschäftsbereichen Fossil Power Generation, Mobility und Siemens IT Solutions and Services, teilte der Konzern in der Nacht zum Montag mit. Die Ertragsminderung im laufenden Quartal werde voraussichtlich den größten Teil der zusätzlichen Belastungen 2008 darstellen.

Telekom expandiert nach Griechenland
Die Deutsche Telekom kauft knapp 20 Prozent am griechischen Telekomkonzern OTE. Der Kaufpreis liegt bei rund 2,5 Milliarden Euro. Verkäufer ist die griechische Investmentgesellschaft Marfin Investment Group.

Conergy verliert Vorstand
Der unter Druck stehende Solaranlagenbauer Conergy verliert nach nur fünf Monaten den als Sanierer eingestellten Pepyn Dinandt. Die wesentlichen Weichen zur Sanierung seien gestellt, erklärte das Unternehmen. Dinandts Aufgaben als Leiter des operativen Geschäfts (COO) werde künftig Vorstandschef Dieter Ammer übernehmen, so das TecDax-Mitglied.

Wyser-Pratte steigt bei Balda aus
Der US-Investor Guy Wyser-Pratte hat sich ein Jahr nach seinem Einstieg bei dem angeschlagenen Handyzulieferer Balda mit hohen Verlusten von seinen Anteilen getrennt, berichtet das "Handelsblatt". Die Zeitung beruft auf den Investor.
 

22 Postings, 6116 Tage Bruder Klaus"Aktien noch überbewertet"

 
  
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17.03.08 13:09
"Aktien noch überbewertet"
Spätestens mit dem Fall Bear Stearns ist das Vertrauen in den Aktienmarkt dahin. Was also tun? boerse.ARD.de befragte Heino Ruland, Marktanalyst bei FrankfurtFinanz Partner.
Heino Ruland, Branchenexperte von FrankfurtFinanz Partner (Quelle: Unternehmen) Heino Ruland, FrankfurtFinanz Partner

boerse.ARD.de: Herr Ruland, wie wahrscheinlich ist es, jetzt einen guten Einstiegszeitpunkt im Aktienmarkt zu haben?

Heino Ruland: Dazu ist es mit Sicherheit noch zu früh. Die Rezession, in der die USA bereits stecken, ist in den Gewinnschätzungen deutscher Unternehmen noch nicht eingepreist. Siemens mit seiner Gewinnwarnung ist nur der Vorreiter. Betrachtet man, dass der erwartete Gewinn pro Aktie bei diesem Schwergewicht von 6 auf 4,83 Euro heruntergesetzt wurde, ergibt sich bei der Bewertung ein ganz neues Bild. Zum zweiten greift der schwache Dollar nachhaltig in das Zahlenwerk der Unternehmen ein, wie sich zum Beispiel gerade bei MTU gezeigt hat. Es ist zu erwarten, dass bei den Zahlenvorlagen zum ersten Quartal die Ausblicke reihenweise gesenkt werden. Das gilt umso mehr für die Banken, deren Investmentbanking-Einheiten im ersten Quartal keinen Cent verdient haben.

boerse.ARD.de: Wo dürfte der Boden im Aktienmarkt gefunden sein?

Ruland: Ich erwarte, dass die Unternehmensgewinne in diesem Jahr per saldo zurückgehen. Den fairen Wert für den Dax sehe ich auf Basis langfristiger Bewertungsdurchschnitte bei 5.000 bis 5.300 Punkten.

boerse.ARD.de: Was erwarten Sie noch aus den USA? War Bear Stearns das Ende der Fahnenstange?

Ruland: Mit Sicherheit nicht. So zeigt etwa die von der Fed auf sechs Monate verlängerte Kreditlinie, dass die US-Notenbank sehr unsicher ist, was die Dauer der Krise angeht. Nicht zuletzt von Seiten der Private-Equity-Häuser und der Hedge Fonds wird noch eine ganze Menge kommen. Nach den Abwertungsproblemen bei Hypothekenanleihen kommen nun die bei den Aktienportfolios – die Kreditgeber der Fonds werden Nachschüsse verlangen, womit die Hedge Fonds im großen Stil Wertpapiere verkaufen müssen.

boerse.ARD.de: Wo sind die sicheren Häfen?

Ruland: Ganz klar bei "Cash". Derzeit sind für Termingelder zwischen drei bis sechs Monaten über vier Prozent Zinsen zu erhalten. Selbst Bundesanleihen sollte man derzeit meiden – der Inflationsdruck dürfte auch hier noch zu Überraschungen führen.

boerse.ARD.de: Wie sieht es mit Gold aus?

Ruland: Gold ist derzeit ein reines Spiegelbild des Dollar, und spiegelt die Inflationserwartungen in den USA wider. Für Anleger aus dem Euro-Raum taugt es aber wenig als sicherer Hafen.

boerse.ARD.de: Was ist mit Immobilienfonds, die immer noch als der sichere Hafen angepriesen werden?

Ruland: Die sollte man auch meiden. Dabei muss man klar differenzieren: Immobilien in Deutschland sind bei weitem nicht so überbewertet wie in den USA, Spanien, Großbritannien oder auch Irland. Bei Fonds mit einem reinen Inlandsportfolio gibt es also noch keinen Grund zur Panik.


Das Gespräch führte Detlev Landmesser.
 

22 Postings, 6116 Tage Bruder KlausDas ist alles andere als beruhigend

 
  
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17.03.08 13:18

Ex-Chefvolkswirt der EZB Issing: Bankenkrise ist noch nicht vorbei
Moderation: Marie Sagenschneider

Die aktuelle Bankenkrise ist nach Einschätzung des ehemaligen Chefvolkswirts der Europäischen Zentralbank, Ottmar Issing, noch lange nicht ausgestanden. Es sei eine neue Situation, dass mit der amerikanischen Bank Bear Stearns erstmals eine Investmentbank an den Rand des Ruins geraten ist, erklärte Issing.

Marie Sagenschneider: An der Wallstreet ist die Lage ziemlich dramatisch und schuld ist die Finanzmarkt- und Immobilienkrise. Am Freitag hat die immerhin fünftgrößte Investmentbank der Wallstreet (die Bear Stearns Bank) annonciert, dass sie kurz vor dem Kollaps steht, der nur dadurch abgewendet werden konnte, indem andere Banken - darunter die US-Notenbank - mit einer ordentlichen Finanzspritze aushalfen. So etwas hatte es zuletzt vor Jahrzehnten gegeben. Mittlerweile wurde bekannt, dass die JP Morgan Chase Bank Bear Stearns übernommen hat, um Schlimmeres zu verhüten. Aber wird das ausreichen und was, wenn nicht? Werden wir dann einen Domino-Effekt erleben? Werden dann auch andere Banken mit in den Untergang gerissen? Darüber haben wir gestern hier im Deutschlandradio Kultur mit Otmar Issing gesprochen. Er war bis vor knapp zwei Jahren Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank. Heute ist er Präsident des Center for Financial Studies an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Und ich habe ihn gefragt, wie er die Situation an der Wallstreet einschätzt, denn von der Notenbank war ja zu hören, hier geht es jetzt um die Funktionsfähigkeit des gesamten Finanzsystems.

Otmar Issing: Ja. Das denke ich, kann man nur so bestätigen, denn nur in einer solchen Situation kommt eine Notenbank auf die Idee, ein einzelnes Institut zu stützen (Bear Stearns). Ich darf vielleicht noch hinzufügen: Der vorausgegangene Fall in England Northern Rock war ja von vergleichbarer Art. Das liegt schon eine Weile zurück. Das heißt also, es ist nicht der erste Fall, um den es sich hier handelt.

Sagenschneider: Welche Bedeutung hat es, dass mit Bear Stearns zum ersten Mal einer Investmentbank das Wasser bis zum Halse steht?

Issing: Das ist richtig: Das ist der Unterschied. Insofern ist der Fall doch neu. Das ist alles andere als beruhigend. Die Maßnahme der Fed verfolgt die Absicht, dass nicht andere Banken sozusagen in den Strudel nach unten gerissen werden.

Sagenschneider: Bear Stearns war ja besonders aktiv im Geschäft mit hypothekenbesicherten Papieren, hat auch eng zusammengearbeitet mit anderen Banken und mit Hedgefonds. Jetzt fallen die Kurse. Die Kredite müssen dennoch bedient werden. Für wie sicher halten Sie es denn, dass die Insolvenz dort tatsächlich abgewendet worden ist?

Issing: Das kann ich nicht beurteilen. Dafür müsste man genau die Bücher kennen. Wir erleben ja nicht nur in den USA, sondern auch in Europa, dass die "Wahrheit" immer nur stückweise an den Tag kommt. Das hängt damit zusammen, dass manche Institute mit den Zahlen hinter dem Berg halten, ist aber auch nicht selten darauf zurückzuführen, dass schwer auszumachen ist, was bestimmte Finanzprodukte, die man in der Vergangenheit gekauft hat, heute denn wirklich wert sind, denn der Markt ist an vielen Stellen zusammengebrochen, sodass eine vernünftige Bewertung dessen, was man da in seinen Büchern hält, teilweise fast unmöglich ist.

Sagenschneider: So gesehen haben wir es dann auch mit einer Vertrauenskrise innerhalb beziehungsweise zwischen den Banken zu tun, die sich ja derzeit dann auch gegenseitig stützen?

Issing: Das ist wohl wahr. Man kann das ganz deutlich am Geldmarkt beobachten, an dem die Banken, die über Liquidität verfügen, sich teilweise sehr zurückhalten, Geld jedenfalls unbesichert an Partner auszuleihen, weil man eben einander nicht traut. Das hat wiederum mit dem zu tun, dass die Problematik der einzelnen Institute erst allmählich voll transparent wird.

Sagenschneider: Halten Sie es für möglich, dass tatsächlich das gesamte Finanzsystem kollabieren könnte?

Issing: Das kann man nicht nur nicht wünschen, sondern ich halte es auch für unwahrscheinlich. Für unmöglich sollte man auf dieser Erde fast nichts halten, aber dass die Krise noch längst nicht ausgestanden ist, dass es noch sehr lange dauern kann, bis die letzten Spuren beseitigt sind, davon muss man wohl ausgehen.

Sagenschneider: Aber warum halten Sie es für unwahrscheinlich?

Issing: Weil es doch eine ganze Reihe von wichtigen Instituten gibt, die im Kern solide sind, weil nicht zuletzt auch die Notenbanken aus der Vergangenheit gelernt haben. Die Europäische Zentralbank hat ja bereits im letzten August, als die Krise ausgebrochen ist und als niemand noch absehen konnte, wie lange das dauern würde und wie tief die Krise gehen würde, bereits gehandelt und Liquidität zur Verfügung gestellt. Andere Notenbanken haben sich dem angeschlossen. Die Europäische Zentralbank, die Fed - also die amerikanische Notenbank -, die Bank of England und die Schweizer Nationalbank haben ja bereits angekündigt, dass sie demnächst in einer großen Aktion weitere Liquidität zur Verfügung stellen. Das ist ein wichtiger Beitrag der Notenbanken, aber man darf nicht übersehen: Das ist im Ende nur ein Kurieren an Symptomen.

Sagenschneider: Und welche Folgen könnte das im schlimmsten Fall für Europa haben?

Issing: In der Beurteilung, welche Auswirkungen das auf die europäische Wirtschaft haben wird, muss man, denke ich, unterscheiden zwischen zwei Übertragungswegen: einmal dem der realen Wirtschaft - und hier ist nicht zu übersehen, dass die amerikanische Wirtschaft sich wohl bereits in der Rezession befindet. Die amerikanische Wirtschaft ist nach wie vor die wichtigste in der Welt. Das wird ausstrahlen auf die übrige Welt, auch auf Europa, aber im Moment zeigt sich die europäische Wirtschaft - nicht zuletzt auch die deutsche -, zeigen sich die Wachstumszentren in Asien doch noch relativ robust, sodass man hier zwar von einem Rückgang des Wachstums ausgehen muss, aber nicht mit einer Rezession rechnen muss. Auf der anderen Seite sind die Folgen der Finanzkrise auf die Kreditvergabe ein anderer Weg, auf dem sozusagen die Ansteckung sich vollziehen kann. Wie das sich im Einzelnen auswirkt, das lässt sich im Moment nur bedingt abschätzen.

Sagenschneider: In den USA weiß man ja, dass die Lage dramatisch ist. Es soll auch heute ein Spitzentreffen in Washington geben. Präsident George Bush wird dabei sein, Notenbankchef Ben Bernanke, der Chef der Börsenaufsicht und andere ranghohe Finanzpolitiker. Was kann man von einem solchen Treffen erwarten? Oder anders gefragt: Was kann die Politik da überhaupt tun?

Issing: Ich bin da nun nicht sehr optimistisch, wenn sich die Spitzen in dieser Form treffen. Am Schluss hängt es davon ab, was konkret an Maßnahmen herauskommt. Die amerikanische Regierung hat ja bereits ein Fiskalprogramm beschlossen, um den Haushalten Einkommen zuzuführen. Das wird ein Beitrag sein, der den Abschwung vielleicht etwas dämpft, aber nicht verhindern wird. Worauf es jetzt ankommt: Vertrauen wiederherzustellen, zunächst einmal das ganze Ausmaß der Krise überhaupt quantitativ in den Griff zu bekommen. Das ist wie beim Arzt. Bevor man eine Krankheit heilen kann, bevor man an die Therapie geht, muss zunächst erst mal eine zuverlässige Diagnose erarbeitet werden und daran fehlt es bisher.

Sagenschneider: Herr Issing, ich danke Ihnen. Ottmar Issing war das, der frühere Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank. Heute ist er Präsident des Center for Financial Studies an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main.


 

718 Postings, 6143 Tage cinxa,

 
  
    #8
18.03.08 13:58
UND DER MENSCH HEISST MENSCH WEIL ER VERGIßT, WEIL ER VERDRÄNGT

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