SOZIALER VERFALL - Die neuen Proleten
SOZIALER VERFALL
Die neuen Proleten
Von Gabor Steingart
Die fortschreitende Deindustrialisierung hat im Westen eine neue Unterschicht der Unproduktiven und geistig Verwahrlosten geschaffen. Diese Fremdlinge im eigenen Land werden zur ernsten Gefahr für die Demokratie.
Der heutige Prolet ist ärmer dran als sein Vorgänger zu Beginn des Industriezeitalters, obwohl es ihm besser geht. Er hungert nicht, er haust im Trockenen, er wird von keiner Seuche dahingerafft, er besitzt sogar deutlich mehr Geld. Er ist in jedem Staat Westeuropas nicht nur Bürger, sondern zugleich Kunde des Wohlfahrtsstaats, auch wenn dessen Leistungen nirgendwo mehr üppig ausfallen.
Die Schlafstätte früherer Jahre war oft nur ein Obdachlosenasyl oder ein Männerwohnheim. Die Armenspeisung war kärglich und fand im Freien statt. Kranke waren weder versichert noch konnten sie sich Arzneimittel oder gar ärztliche Honorare leisten. Greise waren auf Gedeih und Verderb der Gnade der Jüngeren oder der kirchlichen Fürsorge ausgeliefert.
Raucher mit Bierdosen: Rund acht Prozent der Deutschen konsumieren 40 Prozent allen im Land verkauften Alkohols
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DDP
Raucher mit Bierdosen: Rund acht Prozent der Deutschen konsumieren 40 Prozent allen im Land verkauften Alkohols
Und dennoch: Der Prolet von einst besaß vieles, was die Armen von heute nicht mehr haben: ein einheitliches und für alle gültiges Feindbild, ein Klassenbewusstsein, veritable Gegner und oft sogar eine ausgeprägte Kultur. Er sang Lieder, rief seine Parolen, er gründete Vereine, betete seine Theoretiker an, auch wenn er sie nie ganz verstand.
Er konnte noch zu Zeiten des Kaiserreichs zwischen politischen Gruppierungen wählen, die sich aus der Illegalität heraus um seine Zustimmung bemühten. Der Arme von gestern war das Subjekt der Geschichte, wie man im Rückblick ohne Übertreibung feststellen darf. Der moderne Arme im vereinten Europa ist bisher nicht viel mehr als das Opfer der Verhältnisse. Sein Vorgänger stand am Rand der Gesellschaft, er steht außerhalb.
Ihre Gewohnheiten wurden erforscht wie die von Feldhasen
Wir wissen mittlerweile eine ganze Menge über die Unterschichtler von heute, obwohl sie sich kaum zu Wort melden. Sie machen kein großes Aufhebens von sich, kriechen immer tiefer in ihre Wohnsilos hinein, wohin ihnen Dutzende von Soziologen gefolgt sind. Ihre Lebensgewohnheiten wurden erforscht wie die von Feldhasen. Wir verfügen über eine ziemlich scharf gerasterte Typologie, die uns die Fremdlinge im eigenen Land besser erkennen lassen.
Daher wissen wir: der Prolet von heute besitzt mehr Geld als die Arbeiter vergangener Generationen und wenn er im Anzapfen des Sozialstaats eine gewisse Fertigkeit entwickelt hat, verfügt er über ein Haushaltseinkommen, das mit dem von Streifenpolizisten, Lagerarbeitern und Taxifahrern allemal mithalten kann. Es ist nicht die materielle Armut, die ihn von anderen unterscheidet.
Auffällig hingegen sind die Symptome der geistigen Verwahrlosung. Der neue Prolet schaut den halben Tag fern, weshalb die TV-Macher bereits von "Unterschichtenfernsehen" sprechen. Er isst viel und fettig, er raucht und trinkt gern. Rund acht Prozent der Deutschen konsumieren 40 Prozent allen im Land verkauften Alkohols. Er ist kinderreich und in seinen familiären Bindungen eher instabil. Er wählt am Wahltag aus Protest die Linken oder die Rechten, zuweilen wechselt er schnell hintereinander.
Er besitzt keine Bildung, und er strebt auch nicht danach
Der neue Arme ist kein Widergänger des alten. Vor allem an seinem mangelnden Bildungsinteresse erkennen wir den Unterschied. Er besitzt keine Bildung, aber er strebt ihr auch nicht entgegen. Anders als der Prolet des beginnenden Industriezeitalters, der sich in Arbeitervereinen organisierte, die zugleich oft Arbeiterbildungsvereine waren, scheint es, als habe das neuzeitliche Mitglied der Unterschicht sich selbst abgeschrieben.
Selbst für seine Kinder unternimmt er keine allzu großen Anstrengungen, die Tür in Richtung Zukunft aufzustoßen. Ihre Spracherziehung ist so schlecht wie ihre Fähigkeit, sich zu konzentrieren. Der Analphabetismus wächst im gleichen Maß, wie die Chancen auf Integration der Deklassierten schrumpfen. Die Amerikaner sprechen in der ihnen eigenen Direktheit von "white trash", weißem Müll.
Das neue Proletariat als homogene Klasse ist erst in den vergangenen zehn Jahren entstanden. Überall in jenen Industrienationen, die sich die führenden nennen, bildet es sich heraus. Die moderne Volkswirtschaft hat offenbar nichts zu bieten für Leute, die wenig wissen und dann auch noch das Falsche.
Das Auftauchen der neuen Unterschicht fällt nicht zufällig zusammen mit dem Abschied der Industriearbeitsplätze. Der Prozess der Deindustrialisierung ist für Europa womöglich bedeutender als die einheitliche Währung und die gemeinsame Verfassung. Die Zerfallsprozesse im Innern der Gesellschaft bedrohen den Westen heute stärker als der internationale Terrorismus, auch wenn die Politiker sich auf die Bekämpfung von Letzterem konzentrieren.
Demokratie und Marktwirtschaft können durch Bomben erschüttert, aber nicht beseitigt werden. Der ökonomische Erosionsprozess aber, entzieht dem Westen erst die Jobs, dann das Geld und am Ende auch die demokratische Legitimation. Was ist die Staatsbürgerschaft eines Landes wert, wenn den Menschen dort die Teilnahme am Arbeitsprozess verwehrt bleibt? Was nützen bürgerliche Freiheiten aller Art, wenn das Recht auf eine eigenständige Lebensführung nicht mehr dazugehört? Ist es zulässig, dass die in der Verfassung verbrieften Rechte auf Teilhabe nur für den Gebildeten weiter ihre Gültigkeit besitzen?
Fragen von sehr grundsätzlicher Bedeutung drängen sich in den Vordergrund: Kann eine Demokratie es tatsächlich hinnehmen, dass ein Teil des Souveräns dauerhaft von der Wohlstandsmehrung ausgeschlossen bleibt? Und wenn sie es hinnimmt: Wird sich diese Entscheidung nicht noch zu unser aller Lebzeiten rächen? Ob dann wieder Nationen gegeneinander antreten, weil die aufgestaute Wut sich ein Ventil sucht, oder die Unterschichten in ihren jeweiligen Ländern die Verhältnisse zum Tanzen bringen?
Beides ist denkbar. Schwer vorstellbar ist lediglich, dass nichts geschieht.
"-den Menschen, der höher ist als wir: ob wir gleich Könige sind. Ihm führen wir diesen Esel zu. Der höchste Mensch nämlich soll auf Erden auch der höchste Herr sein.
Es gibt kein härteres Unglück in allem Menschen-Schicksale, als wenn die Mächtigen der Erde nicht auch die ersten Menschen sind. Da wird alles falsch und schief und ungeheuer.
Und wenn sie gar die Letzten sind und mehr Vieh als Mensch: da steigt und steigt der Pöbel im Preise, und endlich spricht gar der pöbel-Tugend: >siehe, ich allein bin Tugend!"
-
Ein Schelm wer da an vergangene Kanzler denkt.
die meisten probleme regeln sich die nächsten 20 jahre eh von selbst....
grüsse
http://technewsde.blogspot.com/
eure romantik könnt ihr also getrost stecken lassen!
als wir uns vorstellen können.
gruss, juto
aber es geschieht nixxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
die hetzkampagne geht weiter,armes deutschland,die marionetten einer auslaufenden us-regierung.das problem ist,dass diese verdammten privaten ohne rücksicht auf ethik und moral alles berichten würden,um die quoten zu steigern,genauso wie spiegel und das dreckige dutzend.
Durch Vera am Mittag bekommt auch der letzte Sozialhilfeempfänger der sich nicht mal mehr aus dem Haus traut das Gefühl sein Leben wäre spannend und wichtig für die Gesellschafft.
Ich lasse mir nicht durch die Privaten vorschreiben welches Ereigniss ich gerade besonders schlimm finden darf oder auch nicht. Auch mein Mitgefühl wird immer noch von mir selbst bestimmt.
Als ich klein war habe ich auch ne Menge ferngesehen(in den ´70igern) aber ich habe WDR3 geschaut. Telekoleg "was auch immer" und Sesamstrasse. Geschadet hat es mir in keinster Weise. Ist Euch eigentlich klar das die Zahl derer die noch nie ein Buch gelesen haben immer und immer grösser wird ? -Auch kein Wunder wenn immer wieder durch die Privaten Promis auf den Schirm gebracht werden die ganz stolz behaupten sie hätten noch nie ein Buch gelesen. ...
ich bin mal gespannt, wie es weitergeht.
das erhöht auch die chancen im alter für einen guten arbeitsplatz.
und dann immer das gejammer, wege des schlechten bildungsniveaus.
ist doch gewollt : dumme proleten stellen weniger fragen als gebildete.
"da steigt und steigt der Pöbel im Preise, und endlich spricht gar der pöbel-Tugend: >siehe, ich allein bin Tugend!"
Die "No Go Areas" für inteligente Menschen nehmen mehr und mehr zu. Problematisch ist nur das Erkennen solcher. Befinden sie sich doch meist in den Köpfen unserer Mitmenschen vor die wir nur schauen können...
NATASCHA KEHRT ZURÜCK INS LEBEN
"...ACHT JAHRE URLAUB VON DER FAMILIE"
Erst vor einem Monat entkam Natascha Kampusch (18) ihrem Peiniger Wolfgang Priklopil nach einer 8-jährigen Gefangenschaft, nun muss sie sich Vorwürfe anhören, die gemeiner nicht sein können:
"Letzten Endes hat Frau Kampusch für acht Jahre Urlaub von der Familie,heute bereits mehr Geld auf dem Konto als manch anderer nach 45 Jahren Lebensarbeit".
Das ist ein Eintrag ins Internet-Forum der Kronen-Zeitung. Und dies ist nicht der einzige mehr als veletzende Eintrag.
"Meiner Meinung nach sehen Opfer anders aus,sie ist gebildet,lacht, hat Aausflüge mit ihrem sog. Peiniger unternommen, hat Pläne etc...."
Außerdem liest man:
" Natascha war als Kind ein Opfer, in den letzten Jahren aber sicher nicht mehr."
"Diese junge Dame hält uns alle zum Narren mit ihrer Geschichte", schreibt ein anderer.
"Es geht ihr doch nur um Geld,Geld,Geld"
Es sind die mit Abstand absurdesten Verschwörungstheorien die man dort liest.
"Wahrscheinlich hat die Mutter acht Jahre mit Priklopil und Natascha unter einer Decke gesteckt."
Nataschas Vater reagiert zutiefst empört
Ludwig Koch: " Wenn diese Idioten nur einmal Natascha von Angesicht zu Angesicht sehen könnten, würden ihnen die blöden Sprüche sofort vergehen. Sie wiegt 42 Kilo, ist von all den Jahren in der Gewalt des Täter gekennzeichnet. Als Verbrechensopfer verdient sie unser aller beistand-zumindest aber unseren Respekt."
Der Kontakt von Natascha zu ihrer Familie wird von tag zu Tag besser. Fühlte sie sich am Anfang noch ein wenig überfordert mit allem, telefoniert sie mit ihrem Vater inzwischen täglich, ihre Mutter hilft ihr zur zeit sogar bei der Wohnungssuche. Außerdem gibt es viele Menschen, die es gut mit Natacsha meinen und das spürt sie. "Sie kann sich inzwischen immer mehr öffnen.", sagt ihr Vater
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denken wir das Gleiche ?
Erschrecken sollte uns insbesondere die Tatsache, dass viele Menschen in diesem Land einfach nur noch kapitulieren. Es ist die gesellschaftliche Kälte, die heute vom Egoismus mehr denn je geprägt ist. Wäre dem nicht so, würden Menschen ihre Zeit nicht nur vor der "Glotze" verbringen und ihr Heil nicht im Konsum von Alkohol oder anderen Drogen (Realitätsverneblern) suchen. Wir haben ein gesellschaftliches, sozial verhaltensbedingtes Problem! Denn eine Verhaltensweise, wie oben beschrieben, ist im Grunde genommen wider der Natur des Menschen. Ggf. sollte man hierüber einmal seinen Kopf einschalten, um die Zusammenhänge überhaupt zu erkennen. Hier die Schuld dem Kommunismus oder Kapitalismus zuzuschieben ist ziemlich billig. Denn im Grunde tragen wir die Schuld - es sind unsere Verhaltensweisen unseren Mitmenschen gegenüber, die einige (es werden täglich mehr) von uns in die totale Resignation stürzen.
Zum Thema Bildung in diesem Land:
Noch vor 20 Jahren reichte für die Ausbildung eines handwerklichen Berufes, wie z. B. die eines "Schreiners", ein Hauptschulabschluß aus. Das hat sich bis heute jedoch grundlegend geändert. Nicht selten verlangen die Ausbildungsbetriebe heute für solch eine einfache, handwerkliche Ausbildung bereits das Abitur. Beim normalen "Sachbearbeiter" sieht es im Vergleich bzw. Hinblick auf die Qualifizierung nicht sehr viel anders aus. Immer häufiger wird schon hier der erfolgreiche Abschluß eines betriebswirtschaftlichen Studiums sowie der Nachweis von guten bis sehr guten Sprachkenntnissen (oft sogar "verhandlungssicher") meist in zwei Fremdsprachen verlangt. Dies zeigt mehr als deutlich wie es um die aktuelle Qualität unseres Bildungssystems in Deutschland bestellt ist ...
die neue proletenkultur hängt für mich massgeblich mit dem verlust an kindheit, dem verlust der demut, der verlust an literatur und der nichtakzeptanz der eigenen begrenztheit zusammen - mit den worten des kriminologen und erziehungswissenschaftler h.c. pfeiffer gesprochen: "ich, jetzt, alles, sofort!" ist das vor allem ein problem der glotze? sicher auch - aber das ist eher ein zeichen als ein auslöser. unsere gesellschaft hat ein kurzes gedächtnis bekommen, verachtet jedes scheitern und beschränkt sich auf die simulation und aktionismus.
Damals angedacht um Kinder zu selbstbewussten, kreativen, gemeinschafts- und konfliktfähigen Persönlichkeiten zu machen würde ich sagen nach knapp 40 Jahren Erprobung das das völliger Tinnef war und eher das Gegenteil erreicht hat.
Vielleicht liegt es aber auch daran das ne Menge gedacht haben antiautoritär würde bedeuten das sie alles dürfen, wer weiss das schon...
Früher waren das die Quacksalber (heute nennt man sie "Götter in Weiß"), dann die Landsknechte (heute nennt man sie "Elitesoldaten"), dann kamen die Köhler, Flößer, Bergleute, Stahlgießer, Maurer und ... ja und heute haben wir den Dr. Jur., der Taxi fährt und vom Kindergeld lebt.
Ist das Leben nicht witzig?
-Je dümmer der Mensch, desto mehr Wohlgefallen hat er an sich selbst.
Johann Nepomuk Nestroy, (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor
-Nichts im Kopfe zu haben, bereitet Schande genug. Doch wie viele wollen erst gar nichts in ihn hinein lassen!
© Martin Gerhard Reisenberg, (*1949), Diplom-Bibliothekar in Leipzig und Autor
und noch einmal Goethe, :
-Es gibt Menschen, die geistig so leer sind, daß sie nur von anderen leben.
Johann Wolfgang von Goethe, (1749 - 1832), deutscher Dichter der Klassik, Naturwissenschaftler und Staatsmann