Reformvorschlag - eine RICHTIGE Steuerreform!
Ich habe hier im Forum schon oft über die aktuellen politischen Entscheidungen beklagt. Dabei möchte ich nicht nur meckern, sondern auch einen konstruktiven Vorschlag machen, wie ich es mir besser vorstelle. Gerne möchte ich mit euch meine Ansicht diskutieren. Könnten wir dabei aber bitte fair bleiben? Es ist ziemlich einfach längere Ausführungen unfair zu zerreißen. Da werden Passagen aus dem Zusammenhang gerissen, etwas anders beleuchtet, und schon ist die Fehlinterpretation ganz leicht. Nein, ich bevorzuge wirklich konstruktive Vorschläge was man noch besser machen könnte. Und ganz klar, mein Vorschlag ist nicht perfekt, er kann auf jeden Fall noch verbessert werden.
Eine Veränderung unseres aktuellen Systems, bzw. der Steuer- und Abgabengesetze kann natürlich nicht für alle Interessengruppen nur Vorteile haben. Das ist einfach nicht möglich. Das wäre die „Eier legende Vollmilch-Sau“, und wenn das so einfach wäre, dann hätten wir diese Regeln sicherlich schon.
Was sind meine Kernüberzeugungen? Hier:
•§So wenig staatliche Regulierung wie möglich. Eigenverantwortung für jeden, die Staatsquote die bei uns in Deutschland muss sinken!
•§Niedrige Steuern die eine hohe wirtschaftliche Aktivität ermöglichen und Investitionsanreize schaffen.
•§Einfachheit über alles. Lieber kleinere Schwächen in Kauf nehmen, dafür für eine Sache nur eine Regelung ohne Sondervorschriften, als ein riesiger Regel-Katalog.
Wenn ich mir die Politik der letzten 8-12 Jahre anschaue sehe ich nicht die dringend notwendigen Reformen. Probleme wie die „Rentenlücke“ werden nicht wirklich bewältigt. Es gibt nur kleinere Anpassungen hier und da. Sei es die eher missglückte Einführung der Riester-Rente, oder die fortlaufende Erhöhung der Rentenbeiträge, oder gar die Einführung einer Zusatzsteuer wie die Ökosteuer um die Rentenkassen zu füllen. Um Missverständnisse zu vermeiden. Ich bin für einen Maßvollen Einsatz von fossilen Rohstoffen. Und die Öko-Steuer an sich finde ich gar nicht so schlimm. Die Wirkung ist absolut positiv zu bewerten, in Deutschland wird weniger Treibstoff verbraucht! Allerdings habe ich meine Probleme mit den genannten Absichten, und den tatsächlichen Zielen. Nämlich die Quersubventionierung der Rentenkassen. Dann bitte mit offenen Karten spielen. Mineralölsteuer erhöhen, oder auch das Kind Ökosteuer nennen, und parallel sagen die Rentenkassen sind leer, wir müssen da Steuern reinkippen. Aber Renten und Ökosteuer, das hat keinen direkten Zusammenhang. Und ob es jetzt die Euros von der Ökosteuer sind, oder ganze „normale“ Steuern dürfte den Rentenkassen und den Rentnern ziemlich egal sein.
Meine Eckvorstellungen für ein einfaches System in Deutschland wären:
Einkommenssteuer:
•§Grundfreibetrag pro Arbeitnehmer 8.000 € im Jahr, keine Steuern unterhalb dieser Grenze
•§Zwischen 8.000,01 € und 24.000 € Steuersatz von 15%
•§Zwischen 24.000,01 € und 48.000 € Steuersatz von 25%
•§Über 48.000 € Steuersatz von 35%
Für Ehepaare natürlich jeweils doppelte Grenzen, wenn sie zusammen veranlagt werden. Absetzen kann man dann nichts mehr. Kein Kilometergeld. Keine Briefmarken. Keine Bücher, nichts. Jeder muss selber entscheiden, welche Investitionen er tätigt um seiner beruflichen Zukunft zu nützen. Das gilt auch für die Entfernung zum Job, etc. etc. Vereinfacht die Steuerklärung natürlich um 99%. Und die Steuern oben, die kann jeder zahlen. Da braucht man sich nicht durch irgendwelche Kosten gesund rechnen.
Sozialversorgung:
•§Einführung von Bürgergeld
Jeder Bundesbürger (deutscher Staatsangehörigkeit) hat ab dem 18 Lebensjahr Anspruch auf Bürgergeld. Das Bürgergeld beträgt 600 € pro Monat und wird gemäß der Inflation jährlich angepasst. Gezahlt wird das Bürgergeld an alle über 18 Jährigen die kein Einkommen haben, allerdings nur für 5 Jahre. Dann ist das Konto aufgebraucht. Das Konto kann aber auch wieder aufgefüllt werden – siehe unten. Für Personen mit geringem Einkommen – zwischen 1 und 14.400 € pro Jahr gibt es anteiliges Bürgergeld (diese Grenzen müssen wie das Bürgergeld und natürlich auch die Steuertabelle jährlich an die Inflation angepasst werden!). Und zwar werden vom vollen Betrag von 600 € 50% des Einkommens abgezogen. Wer also im Monat 600 € verdient (= weniger als 14.400 € im Jahr), der zahlt zum einen natürlich keine Steuern (weil unter 8000 € im Jahr), und bekommt 300 € Bürgergeld zusätzlich pro Monat. Dabei verbraucht sich der Anspruch allerdings genauso wie bei voller Inanspruchnahme. Könnte daher sinnvoll sein auf einen geringen Bürgergeld-Anspruch zu verzichten und diesen zu bewahren sollte man mal Arbeitslos werden. Dieser Verzicht spart dem Staat natürlich Geld.
Finanziert wird es aus Steuergeldern. Bürgergeld-Empfänger haben natürlich keinen Anspruch auf zusätzliche Sozialhilfe. Für jedes Jahr in dem man als Arbeitnehmer in Deutschland tätig ist und mehr als 14.400 € Jahreseinkommen erwirtschaftet (und versteuert hat) wird auf das persönliche Bürgergeld-Anrecht-Konto ein viertel Jahr gutgeschrieben (bzw. für volle Monate anteilig). Das gilt auch für nicht deutsche Staatsbürger. Wer also 10 Jahre gearbeitet hat, der hat einen Anspruch auf Bürgergeld für 2,5 Jahre. Ohne besondere Beiträge. Der Anspruch ergibt sich aus der Tätigkeit als Arbeitnehmer und den damit verbundenen Steuern – egal wie viel Steuern man gezahlt hat (also auch, wenn man nur sehr wenig steuern gezahlt hat). Der Gedanke dahinter ist, dass auch ein Arbeitnehmer der bspw. „nur“ 10.000 € im Jahr verdient und damit nur 300 € Einkommenssteuern zahlt einen sehr positiven Beitrag zur Gesellschaft leistet. Zum einen durch seine Arbeit – die sicherlich für andere von Nutzen ist – und dadurch, dass er die Gesellschaft entlastet weil für ihn keine Sozialhilfekosten anfallen.
Nicht verbrauchte Ansprüche auf Bürgergeld verfallen nicht. Wer also bis 19 zur Schule geht, danach Ausbildung etc. und kein Bürgergeld in Anspruch nimmt, der behält für später seinen Bürgergeld Anspruch (die 5 Jahre). Wer also von 18 Jahren bis 70 Jahren arbeitet und kein Bürgergeld abruft, der hat sich so ganz nebenbei eine Minirente in Höhe von 600 € monatlich (nach heutigem Geldwert) für ganze 18 Jahre verdient (5 Jahre + (70-18)/4 = 18).
Vererbbar ist dieser Anspruch allerdings nicht. Die Zahlung von Bürgergeld ist nicht geknüpft an Mittellosigkeit. Auch wer etwas gespart hat, hat Anspruch auf volles Bürgergeld.
•Sozialhilfe
§
Sicherstellung für alle die keinen Anspruch auf Bürgergeld haben. Viele Leistungen in Form von Naturalien. Sprich gestellte Wohnungen, Bezugsscheine für Garderobe, etc. etc. Ziel ist es die Gesamtkosten auf ca. 400 € pro Kopf zu senken. Eine effiziente Versorgung und Controlling sorgt für geringe Verwaltungskosten. Keine dutzenden Sonderregelungen und Extrawürste mehr. Jeder wird versorgt, keiner muss verhungern oder frieren. Ziel ist zum einen Kostensenkung, ganz klar. Aber auch das es nicht gerade angenehm ist den Status Sozialhilfeempfänger zu haben. Das ist es freilich auch heute nicht, aber durch das Bürgergeld wird ein Anreiz geschaffen nicht ewig lange, sondern nur so kurz wie möglich ohne eigenes Einkommen zu sein.
•Arbeitslosengeld
§
Arbeitslosengeld und Hilfe werden ersatzlos gestrichen. Jeder kann sich freiwillig privat versichern. Diese Art der Versicherungen sind wie Lebensversicherungen eine Mischung aus Risiko- und Kapitalversicherung. Wer möchte kann einfach so Geld für schlechte Zeiten sparen. Wer sich gegen das Risiko versichern will, der spart über diese Versicherung etwas Geld an, und über eine Umlage wird das Risiko eines Einzelschicksals auf mehrere verteilt. Anders als die gesetzliche Versicherung kann so eine private Absicherung nicht unbefristet sein. So wird sie nur finanzierbar sein, wenn man gewisse Parameter einbaut. Bspw. Anspruch auf Zahlung erst ab dem x. Monat der Arbeitslosigkeit, und Anspruch auf Zahlung nur für x Monate/Jahre. Und in der Höhe so wie man es braucht. Sich so zu versichern, dass man als Arbeitsloser 4000 Euro netto im Monat hat wird entsprechend teuer sein! Ist sehr vergleichbar mit der Krankenversicherung für Freiberufler, die werden sich sicher vorstellen können wie das hier aussehen könnte.
Da es sich um eine private Versicherung handelt wird die versicherte Summe ohne Einschränkungen gezahlt. Anders gesagt, finanzielle Bedürftigkeit ist nicht Pflicht, man darf privat weiter sparen. Und Bürgergeld wird vom Staat zusätzlich je nach Anspruch gezahlt. Zuschuss vom Arbeitgeber zur Arbeitslosenversicherung gibt es keinen. Da für den Arbeitgeber diese Kosten wegfallen wird der Betrag üblicherweise auf das ausgehandelte Brutto-Gehalt aufgeschlagen. Für den Arbeitgeber ist es irrelevant, ob die anfallenden Kosten in eine Arbeitslosenkasse, Rentenkasse oder direkt an den Arbeitnehmer fließen. Entscheidend sind die Gesamtkosten die für einen Arbeitnehmer anfallen. Und die sind normalerweise verhandelbar.
•Rentenkasse
§
Sofortige Umstellung auf private Versicherungsträger. Modell 100% kapitalbildend. Für alle die bereits im Berufsleben sind, bzw. jetzt Rentner wird eine Übergangslösung installiert. Alle Kosten die aus dieser Übergangslösung entstehen werden zu 100% Steuer finanziert. Konkret würde das bedeuten, dass evtl. einige Renten leicht gekürzt werden (zwischen 5 und 15%), aber sie werden natürlich bezahlt und verfallen nicht einfach. Arbeitnehmer im mittleren Alter, also bspw. 45 – haben nicht mehr genügend Zeit um über einen Kapitalstock eine angemessene Rente anzusparen. Diese werden über eine Ausgleichregelung eine Teilrente bekommen. Lässt sich jeweils nach Rentenschlüssel berechnen. Für den fehlenden Teil der Rente muss der Arbeitnehmer ab jetzt selbst eine Rente ansparen – wie alle jungen Arbeitnehmer auch. Um die erheblichen Steuerkosten abfedern zu können wird eine auf 40 Jahre befristete Sondersteuer eingeführt. Sie erhöht die oben genannten Einkommenssteuer Sätze von 25% auf 27,5% und von 35% auf 40%. Damit wird von den mittleren und besser Verdienenden ein Solidarbeitrag für diese Reform eingesammelt. Das ist aber auch gerecht, da die Reform für diese Gruppe auch sehr nützlich ist. Zahlt ein „Spitzenverdiener“ mit jährlich 60.000 € Einkommen ab 2003 incl. Arbeitgeberanteil über 1000 € monatlich an Rentenbeiträgen, so fällt die genannte Sondersteuer kaum ins Gewicht. Muss man als junger Mensch annehmen man zahlt die 1000 € monatlich ein für nichts, weil man später keine Rente bekommen wird, so ist das sicherlich die bessere Alternative. Bei dem Beispiel (60.000 € Einkommen) würde das bedeuten man zahlt pro Jahr 1200 € Sondersteuer, kann dafür die restlichen 12 x 1000 € minus die 1200 € für eine private Rentenversorgung ansparen. Da hat man dann mehr von.
Wie schon bei der Arbeitslosenversicherung: Es gibt keinen Zuschuss vom Arbeitgeber. Die eingesparten Summen sind auf das Brutto-Gehalt aufzuschlagen. Die heute übliche 50/50 Aufteilung der Sozialversicherungskosten sind sowieso nur ein Überbleibsel aus alten Zeiten und dienen dazu die erheblichen Kosten die hier anfallen zu verschleiern. Die AV + RV wird schon heute nicht vom Arbeitgeber gezahlt, weil sie es so gerne machen. Jeder rationale Arbeitgeber rechnet diese Kosten den Gesamtkosten für die Beschäftigung eines Arbeitnehmers zu. Daher führen Einsparungen auf dieser Seite zu einer entsprechenden Erhöhung der Brutto-Gehälter. Und zu dieser Steigerung wird es kommen. Auch heute sind Arbeitgeber keine Samariter. Sie zahlen den Preis der durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Anzunehmen die Bruttogehälter würden nicht steigen, wenn die Sozialversicherungskosten von den Arbeitgebern weggenommen werden, ist naiv.
•Krankenkasse/-versicherung
§
Umstellung der Versicherung komplett auf das private Modell. Forcierung von Selbstbeteiligungen um die monatlichen Beiträge zu senken. Ziel ist es eine „Standardversorgung“ für einen Erwachsenen über die gesamte Lebensspanne von 18 bis xxx zu einem monatlichen Beitrag von 50 bis 100 € zu erreichen. Dabei muss vom Versicherungsnehmer 20% jeder Behandlung selbst bezahlt werden, so lange bis eine Selbstbeteiligung von 600 € pro Jahr erreicht ist (nur so sind die genannten 50 bis 100 € realistisch, sonst wären es eher 150-200 €). Freiwillig kann sich jeder auch besser versichern. Für Sozialhilfe-Empfänger wird der niedrigste Beitrag dieser Versicherung vom Staat übernommen. Bürgergeld-Empfänger bekommen einen Zuschuss in Höhe von 75 € monatlich zur Krankenversicherung, egal in welcher Stufe (einfach bis Luxus) sie versichert sind. Die privaten Krankenkassen werden verpflichtet zu jedem Zeitpunkt den Wechsel in den günstigsten Standard-Tarif zu ermöglichen. Kinder können – wie auch schon heute – für 25 bis 50 € pro Monat versichert werden – je nach Alter. Außerdem werden alle Versicherungen dazu verpflichtet die Kinder ihrer Versicherungsnehmer in die Versicherung aufzunehmen. So wird verhindert, dass für bspw. körperlich oder geistig behinderte Kinder keine Versicherung bekommt. Unter den Versicherungen muss ein gesetzlicher Finanzausgleich in Höhe von ca. 20% der Beiträge gezahlt werden, um evtl. auftretende Polarisierungen von Krankheitsfällen etwas abzumildern. Wie auch schon zuvor, auch hier gibt es keine Zuschüsse vom Arbeitgeber. Die Kosten muss der Arbeitnehmer vollständig selbst aus seinem Netto-Einkommen bestreiten.
•Kindergeld
§
Sozialhilfeanspruch hat auch jedes Kind, entsprechende Versorgung wie oben beschrieben. Zusätzlich bekommt jede Familie (auch allein Erziehende) pro Kind im Alter von 0 bis 18 Jahren (sofern nicht schon selbst berufstätig und ausgezogen) Kindergeld in Höhe von 200 € pro Kind und Monat. Allein erziehende Elternteile bekommen pro Kind 300 € pro Kind und Monat. Existiert ein unterhalspflichtiger zusätzlicher Elternteil, so muss dieser – sofern er das kann – für diese zusätzlichen 100 € neben der sonstigen Unterhaltspflicht aufkommen. Vorteil der Lösung ist, wenn es niemanden gibt der Unterhaltspflichtig ist, dann leidet die allein erziehende Person nicht so sehr darunter. Das für die Gesamte Zeit von 0 bis 18 Jahre die selbe Summe gezahlt wird hat auch einen Hintergedanken. Ältere Kinder sind i.d.R. teurer, dafür gibt es am Anfang einer „Kinderlaufbahn“ mehr Anfangsinvestitionen, die später wegfallen. Auch heute ist das Kindergeld altersunabhängig, das ist also praktikabel – allerdings ist das Kindergeld im Moment zu gering. Neben dem Kindergeld gibt es keine weiteren steuerlichen Begünstigungen. Die Kosten für das Kindergeld werden aus Steuern finanziert.
Zwischenfazit:
Das System ist sehr einfach. Es gibt keine dutzenden Sonderregelungen, und die Steuererklärung ist total einfach, bzw. kann sogar völlig entfallen, die Steuern können quasi immer automatisch richtig berechnet werden.
Die genannten Steuer- und Einkommensgrenzen mögen vielen sicherlich komisch vorkommen. So sind 14.400 € pro Jahr schon nicht so wenig. Es gibt durchaus Arbeitnehmer in Deutschland die diese Summe nicht verdienen – sei es weil sie nur 20 Stunden die Woche arbeiten – sei es weil sie einer eher niedrig qualifizierten Arbeit nachgehen. Aber man braucht ein Einkommen über 14.400 € um den Bürgergeld-Status „anzusammeln“.
Dabei dürft ihr aber nicht vergessen, dass die Brutto-Gehälter bei diesem System deutlich höher sind als im Moment. Allein die Veränderung bei der Sozialversicherung bewirken z.B., dass ein Gehalt von jetzt 20.000 € jährlich auf 24.000 € steigt, ein Gehalt von 35.000 € steigt auf gut 42.000 €. Das resultiert daraus, dass die Arbeitgeber keine Sozialabgaben mehr abführen müssen.
Die Veränderung sorgt dafür, dass jedem der Weg in eine private Krankenversicherung offen steht. Im Moment ist es doch total unfair, das zwei sonst identische Arbeitnehmer (gleich alt, etc.) der eine verdient 35.000 € pro Jahr, der andere 45.000 € pro Jahr so unterschiedlich gestellt sind. Der besser verdienende kann in die private Krankenkasse, und hat so bspw. monatlich noch mal bis zu 150 € mehr netto als wenn er gesetzlich versichert wäre.
Was die genannten Steuersätze und Grenzen angeht, auch die Höhe von Bürgergeld, etc. Natürlich kann ich die nicht so einfach „auswürfeln“. Das war jetzt nur ein Vorschlag für die grobe Richtung. Dem Staat liegen ja die Daten unserer Arbeitnehmer vor. Die müsste man nehmen und entsprechende Modellrechnungen durchführen ob sich das System in etwa trägt. Anfangs wird es sicher noch Defizite geben, aber diese werden durch die wirtschaftlich belebende Funktion schnell ausgeglichen. Es erlaubt nämlich Personengruppen wieder an der Gesellschaft zu beteiligen, die heute nicht mehr teilnehmen, weil es „unwirtschaftlich“ ist. Zusätzlich sind regulierende Elemente eingebaut, die Leistung belohnen und wieder für mehr Tatendrang sorgen.
Ich habe mal mein Einkommen durch das System gerechnet. Ich würde per saldo absolut 20% mehr Steuern zahlen, hätte aber Netto trotzdem auch mehr raus. Dafür müsste ich für meine Renten- und Arbeitslosenvorsorge selbst aufkommen. Das netto Mehr ist allerdings so erheblich, dass damit eine wirklich erstklassige private Absicherung möglich wäre. So gesehen doch nur Vorteile oder? Der Staat kassiert mehr steuern, erheblicher Aufwand für Verwaltung (Steuerprüfung sowie Sozialkassen) fällt weg, und ich habe sowohl netto mehr zur Verfügung, als auch eine viel bessere Aussicht auf eine ordentliche private Rente.
Und jetzt bin ich gespannt, ob es zu diesem Vorschlag konstruktive Anregungen gibt, oder ob ich einfach nur in der Luft zerfetzt werde?
Volvic
Muss mir dass ganze noch mal in Ruhe zu Gemüte führen.
Nach dem ersten Durchlesen muss ich festhalten
Verlierer Deiner Vorschläge:
Finanzbeamte, Steuerberater (werden zum Großteil arbeitslos),
Langzeitlebenskünstler
Teile des Gesundheitswesens (Überkapazitäten aufgrund
kollektiver Selbstbeteiligung)
Gewinner: der Rest
dadurch würden aus der branche der steuersparmodelle, deren finanzierung sowie im bereich steuerberater, wirstschaftsprüfer, ebenfalls in den öffentlichen verwaltungen und finanzämtern, sowie in der bauwirtschaft (die bauen nämlich zum größtenteil nur noch für fonds und deren steuersparmodelle) und im schiffbau(steuersparmodell schiffsbeteiligung) und damit auch in den zulieferen im stahlbereich soviele arbeitslos, die dann aufgrund der fehlenden versicherungsmöglichkeit gegen arbeitslosigkeit (welche versicherung nimmt schon einen schadensfall auf, daher auch der gesundheitsfragebogen bzgl. AIDS, erbkrankheiten etc. bei den LV's und PKV's) sofort in die durch steuereinnahmen tzu finanzierende sozialhilfe fielen und damit die steuersätze sprengen würden. das ganze ist nur bei neugründung eines staates, wie damals in kroatien implementierbar.
was deine einwände angeht. ja, da würde die ganze steuervermeidungsbranche heftig drunter leiden. aber genau darum gehts mir ja. warum viel geld verschwenden mit der kontrolle von schwierigen regelen, und dann nochmal mehr für leute die die regeln für reiche doch wieder umgehen?? eigentlich wird da nix "produziert".
und wenn die normale wirtschaft rund läuft, dann gibt es auch genügend nachfrage nach immobilien, etc. auf dem normalen wege. ist doch krank, wenn häuser nur zur steuervermeidung gebaut werden!
wieso wir deswegen einen neuen staat brauchen verstehe ich allerdings nicht? was soll das heissen, neues geld drucken oder was? wir könnten das doch auch locker so machen. und den ausfall an brutto-sozialprodukt der steuer-branche würde man in 2-3 jahren durch andere leistunge kompensieren.
volvic
bei der krankenversicherung, wie kommst du auf diesen geringen betrag, wo doch auch die privaten heute schon ein vielfaches davon verlangen. kinder bezahlen heute keine 25 euro mehr.
Eines würde mich interessieren: bei welchen Parteien glaubst Du, daß sie diese Vorschläge am ehesten umsetzen?
was die 50 - 100 euro beitrag angeht. doch, das müsste schon hinhauen. wenn du heute mit 18 in eine PKV gehst, dann kostet die ca. 150 euro pro monat. aber ohne selbsbehalt. bei den von mir vorgeschlagenen 600 € selbstbehalt dürfte der monatsbeitrag dann schon deutlich unter 100 euro liegen. ausserdem hat man da eine versorgung, die ich nicht als "mindeststandard" definieren würde. das muss also noch günstiger gehen. entscheidend ist, dass die kosten massiv eingedämmt werden müssen - durch die selbstbeteiligung. nur weil man den namen der versicherung wechselt - davon wird noch kein pfennig eingespart.
wichtig ist auch, das es auf dem gesundheitssektor sonst weitere reformen gibt. sprich, die verwendung von günstigen arzeneien. jeweils das präperat mit dem richtigen wirkstoff aber den günstigsten kosten. und wenn jeder versicherter selbst mitzahlen muss (die 20%), dann wird er vielleicht beim arzt auch mal nachklopfen ob das was der da macht auch alles nötig, sinnvoll und kosteneffizient ist, oder nicht?!
volvic
Wie ist denn eigentlich Deine - konstruktive - Meinung, wie stellst Du Dir den Ausweg aus der Krise vor?
Viele Grüße,
bellfounder
interessant ist übrigens, dass die Julis (Jung-Liberale, quasi junge FDP´ler) einen enromen zulauf an mitgliedern haben. sowohl vor der bundestagswahl, als auch jetzt noch. das sind politisch interessierte zwischen 18 und 35. scheint so, als ob sich da viele leute meinen alters ihre gedanken machen und wissen, dass es so nicht weitergehen kann. so richtig verarscht sind nämlich besonders die, die heute noch unter 35 sind. die werden die nächsten 10-20 jahre die schwerste last tragen, aber in 35 jahren so gut wie leer ausgehen.
volvic
deine 20% selbstbehalt mit einer maximierung bei von 600 € finde ich nicht gut. warum nicht glich eine maximierung von 600€ ist doch ein wesentlich geringerer Verwaltungsaufwand.
Allerdings finde ich, daß in Deinem oben beschriebenen Ansatz Teile der Grünen auch ganz passabele Ideen haben, wenn man Ströbele, Roth und Co. mal ausblendet. Zwar ist Oswald Metzger nicht mehr so wahnsinnig aktiv :-) aber wenn sich diese Strömung bei den Grünen (Steuern, Rente, "Nachahltigkeit" und Genereationengerechtigkeit) mehr durchsetzen würde, könnte aus diesen beiden Lagern (gelb-grün) vielleicht eine neue "Neue Mitte" entstehen. Zeithorizont 20 Jahre.
Fest steht für mich jedenfalls: wenn die "großen Volksparteien" sich nicht schnell und grundlegend wandeln, dann werden sie demnächst fertig haben.
Viele Grüße,
bellfounder
gut, dann müsste man die zahlen etwas nach oben korrigieren. aber das ändert nichts am system. wie soll sich eine gesetzliche krankenkasse finanzieren, wenn sie millionen von beitragszahlern hat, die unter 100 euro einzahlen und für über 300 euro leistungen konsumieren??? gar nicht, oder aber sie knüpft genausovielen mitgliedern einfach mal 500 euro ab. das finde ich nicht gerecht. wir müssen die "standard" krankenversorgung auf ein level bringen, dass sich die breite masse auch leisten kann. wer dann mehr service und leistung will, der kann sich besser versichern und auch mehr zahlen.
zu den 600 € und den 20%. doch, das macht absolut sind. die barmer macht das so. bei meiner PKV gibts diese regelung nicht, die kassieren komplett für die ersten behandlungen den selbstbehalt ab, und danach kriegst du dann alles erstattet. der sinn der 20% regelung liegt aber auf der hand. wenn du deinen ersten arztbesuch 100% selbst zahlen musst (und das ist bei 600€ selbstbehalt anzunehmen), dann gehst du vielleicht überhaupt nicht zum arzt. die hemmschwelle ist dann einfach sehr hoch. das hört sich im ersten moment gut an - spart kosten. ist es aber nicht. die leute sollten nicht unnütz zum arzt gehen. das erreicht man, wenn sie von einer rechnung von bspw. 100 euro selber 20 euro dazu zahlen müssen. aus spass geht dann sicher keiner mehr zum arzt. wenn man aber mit der grippe nicht hingeht und wartet bis es eine lungenentzündung ist, wenn man die zähne erst komplett verfaulen lässt bevor es zum zahnarzt geht, dann ist es am ende nur noch teurer. die 600€/20% regelung ist sehr ausgewogen und verhindert erfolgreich sämtliche gain-seeking maßnahmen. da lohnt es sich dann auch nicht am ende des jahres die behandlung ins nächste jahr zu schleppen. seien wir doch mal ehrlich, für ein paar hundert euro muss jeder von uns im jahr zum arzt oder? allein der zahnarzt. dann vielleicht mal ne sport-verletzung. oder auch mal ne grippe. das kostet nicht die welt und ist auch ok so. dafür zahlt man seinen beitrag. und wer eben im jahr öfters krank ist, der zahlt die vollen 600€. auch das finde ich gerecht. das ist keine unzumutbare finanzielle belastung. im gegenteil. der kern-gesunde, der sich gesund ernärt und auch sonst auf sich acht gibt wird belohnt indem er bis zu 600€ pro jahr sparen kann. wie gesagt, die kosten sind per saldo nicht zu hoch. auch wenn man die volle selbstbeteiligung bezahlt ist es immer noch bezahlbar und günstiger als der maximale satz bei gesetzlichen krankenkassen.
volvic
a) in 20 jahren wird es zu spät sein. wir haben jetzt noch maximal 6 jahre, danach kippt unser system und es gibt keinen ausweg mehr, ausser 30 jahren depression
b) müssen sich die grossen volksparteien wohl nichtmal wandeln - leider. wenn erstmal über 50% unserer bevölkerung rentner sind gibts nur noch eine parole um an der macht zu bleiben: "RENTEN und STEUERN RAUF!" *g* naja, eigentlich ist das gar nicht witzig :-(.
bin mal gespannt wann dann die junge bevölkerung in grösseren mengen aus unserem land auswandert. wenn DAS passiert, wäre das auch eine art von end-szenario. denn ohne junge leute und arbeitnehmer kann dieser staat nicht exisitieren.
volvic
Ich hoffe, daß sich über die Jahre eben diese neue "Neue Mitte" herauskristallisiert. Die Kräfte sind ja schon da. Sie müssen sich nur noch Bündeln und am gleichen Strang ziehen.
Vielleicht waren 20 Jahre auch ein bißchen zu hoch angesetzt, aber ich bin überzeugt davon, daß wir über diesen Weg an's Licht kommen werden.
Viele Grüße,
bellfounder
weiterhin setzt dein system vorraus, das sich das gute im menschen durchsetzt. warum in alles in der welt sollte in arbeitgeber dir jetzt aufeinmal den arbeitgeberanteil an den lohnnebenkosten auszahlen??? das sind idealistische wunschträume.
weiterhin bist du der meinung das sich die kosten für sozialhilfe auf 400€ im monat durch naturalien drücken lassen. dies ist unrealistisch. im staatlich geförderten wohnungsbau läßt sich heute kein geld verdienen. daher nehmen solche aufträge in der regel nur große baubetriebe mit überkapazitäten an. selbst bei einfachster bauweise kannst du im hochbau nicht für unter 750€ den quadratmeter bauen. damit hast du für eine 50qm wohnung gestehungkosten von 37.500€. dein nächstes problem wird, das du die wohnung nach spätestens 10 jahren abschreiben kannst, da dann der restwert null ist und eine teure kernsanierung von nöten (ist nachgewiesen bei sozialwohnungen). du hast somit kalkulatorische kosten für die wohnung von EUR 3.750 p.a. bzw. 312,50 Euro im monat. bleiben dir also noch genau 87,50€ für essen und trinken, und alles was man sonst zum leben braucht.
So long,
Calexa
www.investorweb.de
...merke: ein wirklich guter thread ist am fehlen von sternen zu erkennen *g* (leider)
@volvic usw.
hab noch nicht alles gelesen (werde es mir noch schnell ausdrucken und in ruhe morgen lesen), aber das, was ích gelesen habe, gefällt mir auch sehr gut... schön auch zu sehen, dass eine grün-gelbe tendenz (allerdings nur in der von dir beschriebenen form ohne roth und mit metzger usw) langsam massentauglich wird (vor einem jahr haben mich immer alle ausgelacht)...
gruss, blindfish :-))
Nur eines noch: der sprunghafte Ansteig der Steuersätze führt dazu, dass die Leute unbedingt unter den Grenzen bleiben wollen. Da sollte der Steuersatz gleitend sein (mit ähnlichen Eckpunkten).
D.h. man soll netto immer haben, wenn das Brutto erhöht wird.
Grüße
Apfelbaumpflanzer
Zur Krankenkasse:
ich habe eine Private mit 1000 € jährlicher Selbstbeteiligung:
Der Sinn einer Versicherung liegt m.E. darin, einen im Worst Case vor dem Bankrott zu bewahren. Das Ziel muss also sein, das "Vollkaskosystem" aufzuheben um zu erreichen, dass einerseits jeder mindestens minimal versorgt ist (insofern plädiere ich für eine Pflichtversicherung für jeden wie bei der KFZ-Haftpflicht), Andererseits dem nach oben hin offenen Spielraum. Um das fair zu gestalten bedarf es an dieser Stelle weiterhin des Staates. Die Selbstbeteiligung ist dabei m.E. das beste Mittel, um bei den Versicherern die Kosten niedrig zu halten. der Selbstbehalt kann bei Geringverdienenden reduziert oder aufgehoben werden (dafür lassen sich einfache Formeln oder Tabellen erstellen).
Kindergeld:
Ich halte nicht viel davon, dass jeder Kindergeld bekommt: Hier sollte die Sicherung von Mindeststandards für Kinder oberstes Ziel sein, d.h. Besserverdienende bekommen kein Kindergeld, sondern wie bisher bekommt jeder seine Kinder auf die Lonsteuerkarte und die Sozialschwachen bekommen zusätzlich Kindergeld. Damit belibt das finanzierbar und eine gewisse Chancengleichheit bleibt gewahrt (Manche übersehen gerne, dass Reiche im Schnitt deutlich weniger Kinder haben und dass also der Nachwuchs ehr aus den ärmeren Schichten kommt. Dies liegt aber nicht an den Kindern, die sozusagen unser "Kapital" sind. Chancengleichheit insbesondere in Sachen (Aus-) Bildung sind daher besonders wichtig).
Wir dürfen nicht vergessen: unser Grundgesetz legt uns hier Schranken auf: Art. 1 "Die Würde des Menschen ist Unantastbar" ist sowohl ein Artikel, der noch nichteinmal durch die Verfassung selbst aufgehoben werden bzw. nachhaltig eingeschränkt werden darf, als auch begründet dieser Artikel ein Recht auf soziale Chancengleichheit. Insofern wird ein nicht unbeachtlicher Teil an "Sozialstaat" erhalten bleiben müssen.
Glasnost
Grundsätzlich also: der Ansatz ist gut und radikale Reformen sind fällig, aber es wird schon noch etwas differenzierter sein müssen und ohne soziale Gerechtigkeit hätten wir bald einen Anstieg der Kriminialität (Arm gegen Reich)
Und es wird schwer werden, gegen die gigantischen Lobbys der Krankenkassen, Steuerberater und Rentenversicherungen anzukommen. Andererseits dürfen wir auf Hilfe aus den Reihen der Versicherungen hoffen.
Glasnost