Mal eine andere Sichtweise auf Syrien
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Eröffnet am: | 16.08.11 10:40 | von: Kralle | Anzahl Beiträge: | 1 |
Neuester Beitrag: | 16.08.11 10:40 | von: Kralle | Leser gesamt: | 3.420 |
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Demonstration für die Reformen Bascher Assads in Tartus
Die Zahl der Opfer bei den Zusammenstößen in der syrischen Stadt Latakia ist nach Angaben lokalen Menschenrechtsaktivisten auf 34 gestiegen. Sie erklären, dass Regierungstruppen am Vortag vom Meer aus die Küstenlinie beschossen, u.a. Wohnviertel und ein palästinensisches Flüchtlingslager. Zum Beweis führen sie Amateurvideoaufnahmen an, deren Ursprung nicht überprüft werden kann. Die Vereinten Nationen drückten ihre Besorgnis in Zusammenhang mit den Ereignissen in Latakia aus und forderten, Mitarbeiter des Flüchtlingshilfe zum Lager durchzulassen, um die Situation einschätzen zu können. Unterdessen berichtete die amtliche syrische Nachrichtenagentur Sana mit Bezug auf eine Quelle in der Militärführung, dass die Operation in Latakia nur vom Festland aus geführt wird. Die Kämpfe seien erzwungen und würden gegen Terrorgruppen geführt.
Die gleiche Agentur Sana berichtete von einer großen Demonstration in der syrischen Stadt Tartus zur Unterstützung der Reformen der Regierung Bashar Assad. Anfang August unterzeichnete er ein Gesetz über die Einführung eines Mehrparteiensystems und das Verbot, politische Bewegungen auf religiöser Basis zu gründen.
Nicht nur Damaskus, sondern ganz Syrien ist ein großes konfessionelles und ethnisches Mosaik. In den christlichen Vierteln stehen Minarette, in den moslemischen läuten die Glocken. Hier leben Alaviten, Drusen, Ismailiten. Und niemand interessiert sich, was sein Nachbar glaubt.
"Ich hier bin Moslem, ich habe viele christliche Freunde. Wir gehen zusammen ins Cafe, leben friedlich zusammen auf der syrischen Erde", sagt Basil Kalif, ein Anwohner.
"Wir sind Christinnen und hatten nie Probleme. Wir gehen ständig ständig zu Gast zu unseren Nachbarn, sie sind Moslems, und wir leben wie Brüder. Gebe Gott, dass alles so bleibt", sagt Maria Salem, eine Anwohnerin.
"Es ist mir gleich, ob er Araber ist oder Ausländer, Sunnit, Alavit oder Christ. Es gibt keinen Unterschied, die, die versuchen, Zwist zwischen uns zu säen - sie haben keine Beziehung zur Religion", sagt Mahmud Al Masri, ein Anwohner.
Unter dem Druck des Westens und interner Kräfte müssen die Behörden beschleunigt Reformen durchführen. Sie nehmen das europäische Modell als Vorbild und modifizieren es im Versuch, die spröde Balance der im Land ansässigen Konfessionen zu erhalten. Dadurch motiviert ist auch das Verbot der Gründung von Parteien auf religiöser und regionaler Basis.
"Wenn wir religiöse Kanone zur Basis nehmen, kommt kein Dialog und keine Zusammenarbeit heraus. Jeder wird auf Seinem beharren, dies führt zur Trennung, zum Zerfall und zu endlosem Streit. Wir wünschen, dass Moslems und Christen und alle anderen in Syrien in Frieden leben, wie es immer war", sagt Lukas El Kuhri, Stellvertreter des griechischen orthodoxen Patriarchen von Antiochia und des Nahen Ostens.
Andernfalls kann Syrien in mindestens sechs Teile zerfallen, wie z.B. der angrenzende Irak. Von einer Auseinandersetzung über den Verlauf der Grenzen werden die Sunniten, Schiiten und Kurden nur durch die Anwesenheit der amerikanischen Armee abgehalten. Übrigens unterstützt die Mehrheit der syrischen Kurden den Präsidenten Bashar Assad. Viele von ihnen sind Flüchtlinge aus der Türkei und dem Irak. Sie haben einen Vergleich. 120 Tausend Personen wurde die syrische Staatsbürgerschaft erteilt, die kurdische Sprache wird in den Schulen unterrichtet, auf kurdisch werden Zeitungen herausgegeben. Es gibt Probleme, es gibt auch Unzufriedene, aber wenn die Wahl steht zwischen der Republik und einem sunnitischen Emirat, dann ziehen die syrische Kurden das erstere vor.
Die Syrer versichern, die Kämpfer seien Söldner, sie seien gut bewaffnet, finanziell ausgestattet und ausgebildet. Sie wissen wo, wann und wie sie ansetzen müssen, um die Lebensweise der Syrer untergraben zu können. In jeder Moschee arbeiten die Aufhetzer nach ein und dem selben Schema. Nach dem Ende des Gebets, wenn viele Leute gleichzeitig auf die Straße gehen, fängt jemand in der Menge an zu schreien oder in die Hände zu klatschen, kurzum, Lärm zu verursachen. Es bildet sich eine Bewegung, jemand versucht ihn zu beruhigen, andere reden aufgeregt miteinander. All dies wird mit einer Handykamera aufgenommen und für eine regierungsfeindliche Demonstration ausgegeben.
"In Syrien kann die Opposition keine Massen mobilisieren. Deshalb geht sie selbst dorthin, wo sich Massen versammeln. Sie handelt nach Anweisungen aus dem Ausland, sie wird von aussen geführt. Wir wissen, dass einige Imame und Mullahs die Ansichten der Moslembruderschaft teilen. Diese Opposition hat keine politischen Ziele, ihre Aufgabe ist es, Chaos und Unruhe zu säen", sagt Ahmed Badr ed-Din Hassun, der oberste Mufti von Syrien.
Der Vater des Präsidenten, Khafez Asad, war Anfang der 80er in einer ähnlichen Situation, Wirtschaftsprobleme, die Unzufriedenheit der Sunniten, die ungefähr 70 Prozent der Bevölkerung ausmachen, mit der Führungselite, den Alaviten, die nur etwas mehr als 10 Prozent ausmachen. 1982 organisierten radikale Islamisten einen bewafneten Aufstand in Hama. Mit Unterstützung einiger arabischer und westlicher Länder verweigert die Moslembruderschaft auch heute Vermittlungsgespräche und boykottiert die Treffen der konstruktiven Teile der Opposition mit der Regierung.
"In Syrien gab es seit 1963 keine aktive politische Tätigkeit. Die Sicherheitsdienste stehen über den Politikern. An der Macht ist eine Partei, die Baath-Partei, und sie mischte sich nicht offen in religiöse Fragen ein. Infolgedessen entstand in der Gesellschaft jedoch eine Kraft, die aktiv vom Westen unterstützt wird und deren Verfechter mit der Waffe in der Hand versuchen, ihre Rechte zurückzubekommen. Die Führer dieser Opposition treten nicht offen auf, weil sich kaum jemand findet, der ihnen im Lichte ihrer kriminellen Vergangenheit folgt", erklärt Tony Dora, Repräsentant der katholischen Kirche der Maroniten.
Wenn die radikalen Islamisten an die Macht kommen, werden Verfolgungen auf religiöser und ethnischer Basis einsetzen. Diesbezüglich sind sich Armenier, Tscherkessen, Turkmenen und Repräsentanten anderer nationaler Minderheiten einig, dies sind ungefähr 30 Prozent der Syrer. Und der Zerfall eines solchen multikonfessionellen Staates wie Syrien, wird Chaos nicht nur innerhalb des Landes säen, sondern auch in der gesamten Region.