Nichts als Gerüchte treiben aktuell den Kurs der Commerzbank, gestern sogar auf ein Rekordtief von 1,12 Euro im Xetra. Grund dafür ist der angebliche Finanzbedarf von weiteren 2,3 Milliarden Euro. Nach bisherigen Berechnungen ging man von einem Kapitalbedarf in Höhe von 2,9 Milliarden Euro aus. Beim Blitzstresstest, durchgeführt durch die European Banking Authority soll nun aber eine Kapitallücke von 5,2 Milliarden Euro existieren. Vorstandschef Martin Blessing verkündete gestern, dass man keine weiteren Staatshilfen benötige und alle Anforderungen aus eigner Kraft erfüllt werden.
Nur wie will die Commerzbank eine solche Summe schultern? Durch eine Kapitalerhöhung? Das dürfte kaum zum gewünschten Effekt führen, denn eine Kapitalerhöhung macht im aktuellen Marktumfeld wohl gerade wenig Sinn. Die EBA will zum Beispiel auch die Kriterien verschärfen, zum Beispiel sollen strengere Maßstäbe für Risikoanlagen angesetzt werden oder die Verrechnung von Gewinn und Verlusten bei Staatsanleihen nicht mehr im vollen Maße möglich sein. Aktuell hat die Commerzbank gerade davon profitiert, da sie die Gewinne der Bundesanleihen mit anderen Verlusten verrechnen konnte. Im September befanden sich noch 13 Milliarden Euro in Staatsanleihen von Griechenland, Italien, Irland, Portugal und Spanien. Dieser Fakt ist nicht gerade ungefährlich, zumindest wenn man sich die gegenwärtige Situation vor Augen führt. Die Risiken sollen abgebaut werden, indem sich die Commerzbank von Randgeschäften trennt. Aktuell ist der deutsche Steuerzahler über den Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung mit 25 Prozent plus einer Aktie an der Commerzbank beteiligt und viele gehen von einem erneuten Einstieg des Staates bei der zweitgrößten Privatbank aus. Die EBA wird aber erst am 30. November den EU-Finanzministern die Zahlen vorlegen, bis dahin bleibt alles reine Spekulation, auch wenn an den Gerüchten mit Sicherheit eine Menge dran sein wird.
Die Europäische Kommission schlägt zum Thema Bankenrettung, was bei der Commerzbank, bei einem erneuten Einstieg durch den Staat der Fall wäre etwas Interessantes vor: Länder die einer Bank helfen, über eine Kapitalerhöhung sollen künftig einen Rabatt auf die neuen Aktien bekommen, bzw. auf den Ausgabekurs. Das würde zwar zulasten der Altaktionäre gehen, da deren Ansprüche verwässern, aber nach Ansicht der Kommission wurden diese eh nie wirklich zur Verantwortung gezogen. Diese Reglung ist ein Teil der Neufassung der Beihilferegeln und wird ebenfalls am 30. November präsentiert.
Charttechnisch handelt es sich bei der Commerzbank wirklich um eine Tragödie, ständig fallen neue Unterstützungslinien und es werden neue Verkaufssignale generiert. Die nächste Unterstützung befindet sich bei 1,11 Euro und der nächste wichtige Widerstand bei 1,459 Euro. Interessant wird es wenn, die Abwärtstrendlinie auf den Widerstand trifft, bis dahin glaube ich nicht daran, dass die Widerstandslinie überwunden werden kann. Ich möchte nicht sagen, dass ich immer gegen ein Investment in diese Bank bin, aber die aktuellen Rahmenbedingungen erlauben mir keine andere Meinung. Ich finde, dass hier die Risiken deutlich überwiegen.