Lehren aus dem Börsenjahr !!
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Eröffnet am: | 23.12.01 11:04 | von: 1Mio.€ | Anzahl Beiträge: | 4 |
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vwd Extra/Lehren aus dem Börsenjahr - Die Glaskugel trübt sich ein
- von vwd Redakteur Ralf Zerback -
Frankfurt (vwd) - Er sieht aus wie mit der Axt geschlagen: der Einbruch
im DAX-Chart nach dem 11. September. Auf den jähen Sturz folgte ein hurtiger
Gipfelsturm. Auch in die anderen Indizes der Weltbörsen hat das Attentat ein
spitzes "V" gehauen. Doch dieses ist nicht der einzige Superlativ, mit dem
das Börsenjahr 2001 aufwartet. Elfmal drehte Alan Greenspan an der
Zinnschraube - nach unten. Eine Fülle von Gewinnwarnungen, abgelöst von
mancher positiven Unternehmensmeldung, sorgte für Verwirrung. Der Neue Markt
wurde bis fast zum K.O.-Schlag ausgepowert.
Wetterwendische Konjunkturdaten sowie das Auf und Ab in der Weltpolitik
sendeten divergierende Signale. Rezession - ja, nein. Konjunkturwende -
demnächst, in zwei Quartalen, in einem Jahr. Wenig Hilfe erhielt der Anleger
auch von seiten der Profis in den Investmentbüros und auf dem Börsenparkett
- im Gegenteil: die Kakophonie von Analysten- und Händlerstimmen hat die
Irritation eher vergrößert. Was wunder, dass Volatilität an der Tagesordnung
war. Und immer wieder: Unsicherheit, Rätselraten, Schulterzucken.
Ein Blick zurück ist da vergleichsweise erholsam. Denn siehe da: der
Jahreschart zeigt sich überschaubarer, als es die tägliche Börsenhektik
vermuten lassen könnte. Im wesentlichen lassen sich vier Phasen
unterscheiden. Das komplette erste Dreivierteljahr wurde bestimmt von dem
anhaltenden Abwärtstrend, der im März 2000 seinen Anfang genommen hatte.
Phase 2 markiert dann den deutlichen Einbruch nach dem Attentat vom 11.
September. Hierauf folgt - Phase 3 - der kräftige Anstieg zwischen dem 22.
September und Anfang Dezember. In den letzten Wochen zeigt sich dann eher
ein seitwärts-volatiler Verlauf, der für die Zukunft alles offen lässt.
Doch auch das Bild von den vier Phasen lässt sich noch weiter
vereinfachen. Denn verblüffend, aber wahr: Das rasche Wiederansteigen des
DAX fand exakt dort sein Ende, wo er abgestürzt war. Der Einbruch vom 11.
September, der Anstieg nach dem 21. September - alles nur eine Unterbrechung
des langfristigen Abwärtstrends? Tatsächlich zeigt die 200-Tage-Linie des
DAX lediglich einen kaum wahrnehmbaren winzigen Knick nach unten in der
nahezu kurvenlosen Abwärtsgeraden. Überdies hat der Index es bislang nicht
vermocht, diese Linie zu überschreiten. Das heißt zunächst einmal, Lehre
Nummer eins, dass dieser Trend stark ist.
Und als Nebeneffekt, Lehre Nummer zwei, bestätigt sich die alte
Erkenntnis, dass politische Einflüsse zwar mitunter heftig, aber eher
kurzfristig wirken. Der Einbruch vom 11. September hat keine Veränderung der
Richtung bewirkt: weder hat er den Abwärtstrend dauerhaft nach unten
verstärkt, noch ist bis jetzt eine Trendumkehr noch oben eindeutig zu
erkennen. Der Schwung erlahmte, als die alte Marke erreicht war.
Demzufolge findet sich der gegenwärtige Börsenbeobachter in einer
ähnlichen Lage wie vor den Anschlägen. Und das heißt zunächst einmal:
Unsicherheit über die weitere Entwicklung. Tatsächlich lassen sich zum
Jahresende unter den Experten zwei konträre Ansichten finden. Die eine geht
davon aus, dass sich die Rezession fortsetzt. In Kombination mit der durch
weltpolitische Erschütterungen angegriffenen Psychologie ergebe sich ein
weiterer Abwärtsrend. Extremvertreter dieser Richtung sehen gar einen
langfristigen Bärenmarkt. Die Aufwärtsbewegung halte seit 20 Jahren an,
jetzt drohe eine ähnlich lange Abwärtskurve.
Demgegenüber steht eine Auffassung, die zwar die schlechten
Unternehmensergebnisse der Gegenwart nicht leugnet; die Börse nehme aber
bekanntlich den Aufschwung vorweg, daher müsse jetzt investiert sein, wer
nicht irgendwann überrascht werden wolle. Die längste Rezession seit der
großen Depression von 1929/30 müsse sich ihrem Ende zuneigen, niedrige
Ölpreise und billiges Geld müssten in absehbarer Zeit wieder das
Konjunkturkarussell in Gang setzen. Angesichts dieses Spektrums an Prognosen
ist es nicht verwunderlich, dass auch über den Stand der Aktienkurse keine
Einigkeit herrscht. Für die einen sind sie noch immer "fundamental absurd
hoch", für die andern sind etliche Werte "sehr günstig" zu bekommen.
(mehr/vwd/rz/zwi)
vwd Extra/Lehren aus dem Börsenjahr ... (zwei)
Doch woher rührt diese Unsicherheit? Im wesentlichen lassen sich zwei
Faktoren unterscheiden. Der erste verweist darauf, dass Unberechenbarkeit
und Volatilität eher zuzunehmen scheinen. Das hat sowohl fundamentale als
auch börsenpsychologische Gründe. In fundamentaler Hinsicht sind Risiken und
Chancen durch neue Technologien gestiegen, durch Internet, Biotechnologie
oder Telekommunikation. Überall handelt es sich um Unternehmensmodelle,
deren Gewinnträchtigkeit unklar ist und die gerade deshalb Phantasie wecken.
Jeder weiß mittlerweile, dass hier nach wie vor mit Krisen und Pleiten zu
rechnen ist, vielleicht aber auch mit der einen oder anderen Perle. In jedem
Fall ähnelt das "Fundament" solcher Unternehmen einem Kaffeesatz. Und auch
die Old Economy ist durch die neuen technischen Mögichkeiten weniger
berechenbar geworden. Viele haben in neue Technologien investiert, von denen
nicht so recht klar ist, ob sie einzträglich sein werden.
Gleichzeit nimmt die psychologische Unsicherheit zu. Das gewaltige Ausmaß
an Liquidität hält die Investoren stets auf der Lauer, nervös, die Sinne
angespannt, wachen sie über jedes Signal. Sie stecken psychologisch in der
Klemme zwischen der Furcht, eine neue Aufwärtsbewegung zu versäumen, und der
Angst vor einer erneuten Abwärtsrunde. Sie sind bereit, sofort ein- oder
auszusteigen.
Der zweite Faktor ist noch schlichter als der erste, wenn nicht banal:
Unsicherheit gehörte immer schon zur Börse, wenn auch in geringerem Ausmaß.
Mehr noch: sie ist ihr Lebenselixier. Trotz aller Prognoseversuche: Eine
berechenbare Börse würde nicht funktionieren. Denn sie ist in erster Linie
eine gigantische Umverteilungsmaschine. Das Geld, das der Anleger verdienen
will, muss von anderen Anlegern aufgebracht - sprich: verloren - werden. Von
Anlegern, die sich irren, weil sie falschen Signalen geglaubt haben. So
zynisch es klingt: nur durch ein gewisses Ausmaß an Irritation, Verwirrung
und Verstörung ist der Austausch möglich.
Der Einwand liegt auf der Hand: Börse ist nicht nur Umverteilung. Sie
spiegelt die Wirtschaft. Alle können im Ausmaß des gesamtwirtschaftlichen
Wachstums profitieren. Zudem kommen neue Unternehmen an die Börse, die
Liquidität aufsaugen. Auch durch angeblich notwendige veränderte
Kurs-Gewinn-Verhältnisse lassen sich Buchgewinne für alle Anleger
gleichzeitig erzielen. Doch diese Faktoren würden bei weitem nicht die
Steigerungsraten liefern, die ein Großteil der Anleger von der Börse
erwartet. Der Wille, in kurzer Zeit viel Geld zu verdienen, hat zugenommen.
Die alte Weisheit, die Börse erbringe im langfristigen Schnitt zehn Prozent
im Jahr, ist für viele Anleger uninteressant.
Da sich aber die Flut von Prognosen mehrt, und damit die Versuche, der
Börse auf die Schliche zu kommen und Zukunft vorherzusagen, sind - um
Unberechenbarkeit zu garantieren - stets neue "Spiele" notwendig. Sobald
eine Mehrheit der Anleger glaubt, Gesetzmäßigkeiten aufgedeckt zu haben,
muss sich die Börse gewissermaßen wehren und das Gesetz brechen. So finden
angekündigte Rallys nicht statt, und erst wenn sie für unwahrscheinlich
gehalten werden, kommen sie doch noch.
Wer aber nun glaubt, diesem Problem mit antizyklischer Methode beikommen
zu können, der irrt. Denn auch Antizyklik ist der Versuch, Börse in Gesetze
zu pressen. Und im selben Moment, da ein großer Teil von Investoren an sie
glaubt, ist sie schon verschwunden, weil sie dann in psychologischer
Hinsicht gar nicht mehr antizyklisch ist. Börse, das ist das wohl einzig
sichere Gesetz, entzieht sich der Berechnung.
vwd/23.12.2001/rz/zwi
Schluß mit den kläglichen "Versuchen" Gewinne zu machen. Es ist nun an der Zeit aus den Versuchen endlich gelernt zu haben, harte Fakten zu machen um dem Ziel von der Börse gut leben zu können (was wohl jeder von uns hat) ein gewaltiges Stückchen näher zu kommen.
Auch 2002 wird die Börse sehr volatil sein
* Ein Analyst sagte am Fr. er sieht den Dax demnächst evtl. bei 4400
* Ein anderer 2h später, am Jahresende schätzt er 6000 - 6500 Punkte.
Also....nicht kaufen und Schlaftablette nehmen sondern lernen die Lage richtig einzuschätzen und entsprechend agieren.
Viel Glück und gute Trades Euch allen
Heal