Kurs-Massaker bei Solarwerten - wie lange ?
Offensichtlich zeigt die Photovoltaik die mit Abstand höchste Wachstumsrate. Das wird sich in Zukunft noch beschleunigen, denn die Voraussetzung dafür ist vorhanden: genug geeignete (Dach-) Flächen im Land (worüber Solarkataster, die es in immer mehr Kreisen gibt, Auskunft geben). Potential für das Geschäftsmodell der SolarWorld!
Nachdem in der letzten Woche Suntech, Trina Solar und am Montag LDK, als letztes großes vertikal integrierte PV-Unternehmen, ihrr Q2-Zahlen vorgelegt hat, möchte ich nochmal ein Vergleich mit Solarworld ziehen.
Alle Angaben in Mio. € (1,44) | Solar- world | Suntech | Trina Solar | Hanwha Solar | LDK |
Umsatz Wachstum/Q2 2010 | 302,1 - 21% | 575,2 + 33% | 401,3 + 56% | 191,9 + 2% | 345,8 + 12% |
EBITA Marge | 67,6 22,3% | 44,3 7,7% | 29,6 7,4% | 9,4 4,8% | 6,0 1,7%. |
EBIT Marge | 40,2 13,3% | 28,8 5,0%. | 22,7 5,7%. | 3,5 1,8%. | 3,5 1,0% |
Nettoergebnis Wachstum/Q2 2010 | 9,9 - 66% | - 23,4 N.A. | 8,2 - 70% | - 7,4 N.A. | - 24,0 N.A. |
EPS | 0,09 € | - 0,13 € | 0,12 € | - 0,09 € | - 0,18 € |
Auslieferung zu Q1 2011 zu Q2 2010 | 196 MW + 11 MW - 42 MW | 515 MW + 10 MW + 160 MW | 396 MW + 76 MW + 173 MW | 206 MW - 42 MW - 1 MW | 509 MW - 75 MW - 231 MW |
Buchwert | 8,22 € | 6,38 € | 12,16 € | 9,79 € | 7,10 € |
Nettoschulden | 770 Mio. € | 1235 Mio. € | 29 Mio. € | 66 Mio. € | 1850 Mio. € |
EK-Quote | 36% | 31% | 47% | 56% | 19% |
Kurs | 5,85 € | 3,64 € | 11,21 € | 2,77 € | 4,15 € |
Marktkapital. | 653 Mio. € | 657 Mio. € | 794 Mio. € | 232 Mio. € | 553 Mio. € |
Kursperformance 2011 | - 22% | - 34% | - 31% | - 51% | - 41% |
LDK: Das Q2-Ergebnis wurde von mir bereinigt um Wertberichtigungen auf Lagerbestände in Höhe von 52,90 Mio. $ zwecks besserer Vergleichbarkeit.
Suntech: EBITA/EBIT-Ergebnis wurde von mir bereinigt um 211 Mio. $ für das Auflösen des MEMC-Wafervertrages zwecks besserer Vergleichbarkeit.
Schaut man sich die EBITA/EBIT-Margen von Q2 an, dann stechen nur die reinen Upstream-Solaris mit GCL Poly (EBITA-Marge: 47% in Q2/Polysilizium und Wafer) und das kleine Daqo (EBITA-Marge: 60% in Q2/Polysilizium) bei den Gewinnmargen richtig heraus. In Q3 können diese sehr hohen Margen nicht gehalten werden, denn die Polypreise sind ab Mai um 29% auch kräftig gefallen und das wird sich dann auf Q3 erst so richtig niederschlagen.
Die großen Verlierer in Q2 waren die Zellbauer wie Q-Cells oder Motech und auch die Waferhersteller wie Renesola oder Comtech. Gerade bei den Waferhersteller sind die Gewinnmargen nahezu implodiert und man kann davon ausgehen, dass der Großteil der Waferhersteller in Q3 Nettoverluste schreiben werden bei den aktuellen Waferpreisen von 0,60 bis 0,64 $/W. Auch die Zellhersteller werden größte Kostenanstrengungen unternehmen müssen um bei Zellpreisen von 0,75 bis 0,90 $/W in Q3 wieder in positiven Gewinnterrain zu gelangen.
Auch zu den ganz großen Verlierern in Q2 2011 gehören die deutschen Solaris bis auf Solarworld. Aleo Solar konnte sich noch einigermaßen gut aus der Affäre ziehen und hatte wenigstens noch eine EBIT-Marge von 2%. Centrosolar, Sunways, die Solar-Fabrik und Phoneix Solar konnten ihre Verluste in Q2 wenigstens auf ein erträgliches Maß eingrenzen, aber die Q2-Zahlen von Conergy und Q-Cells waren schlecht und von Solon miserabel. Wobei ich bei meiner Bewertung von Q-Cells die nicht liquiditätswirksamen Abschreibungen außen vor lasse, denn bereinigt auf diese Basis hätte Q-Cells "nur" einen Nettoverlust in Q2 von 25 Mio. € ausgewiesen und somit nur etwas höher wie bei Conergy. Ist keine große neue Erkenntnis, aber die deutschen börsennotierten Solaris spielen in der globalen PV-Welt so gut wie keine Rolle mehr bis auf Solarworld. Das haben die Q2 Zahlen nochmal belegt.
Mir scheint es irgendwie bei den ganzen Kursturbulenzen des Gesamtmarktes untergegangen zu sein, dass eigentlich Solarworld einer der ganz großen Gewinner der Q2-Zahlen war. Dieses Fazit ist auch für mich total überraschend. So kam Solarworld in Q2 auf eine EBITA-Marge von 22,3% und lag damit bei den Modulhersteller nur knapp hinter Dünnschichthersteller First Solar, der eine EBITA-Marge von 23,3% schaffte. Bei den vertikal integrierten PV-Unternehmen auf Siliziumbasis war aber Solarworld die Nr. 1 bei der EBITA-Marge mit 22,3% vor Jinko Solar mit 21,6% und Yingli mit 16,1%. Gerade in dem sehr komplizierten Q2 zeigte sich, dass Solarworld offenbar ihre Kosten voll und im Griff hat und das Geschäftsmodell inkl. den verkauften Bausätze wie mit dem Carport auch in schwierigen Zeiten gut funktioniert. Jedoch muss man schon aufpassen und das Q2 nicht zu sehr überbewerten, denn es muss sich in den nächsten Quartale erst mal zeigen ob Q2 wirklich mehr ist als eine Momentaufnahme. Trina Solar und Suntech werden in Q3 sicher ein wesentlich besseres Ergebnis abliefern wie in Q2.
Jedoch hat Q2 eindeutig gezeigt, dass sich Solarworld vor den China-Solaris ganz sicher nicht verstecken muss. Für mich ist diese Erkenntnis dann schon sehr überraschend, denn die China-Solaris haben eigentlich im letzten Jahr klasse Zahlen abgeliefert aufgrund der Skaleneffekte durch den massiven Kapazitätsausbau. Es sieht aber so aus, dass bei den aktuellen Fertigungsgrößen von 1,5 bis 2 GW bei den großen China-Solaris die Skaleneffekte nicht mehr signifikant erhöht werden können. Der große Schub bei den Skaleneffekten durch größere Fertigungskapazitäten scheint so ab 1 bis 1,3 GW deutlich nachzulassen.
Auffallend, vor allem bei den China-Solaris, sind die kräftig gestiegenen operativen Kosten seit diesem Jahr. So sind z.B. bei Trina Solar die operativen Kosten von Q2 2010 auf Q2 2011 von 36 auf 65 Mio. $ bzw. 81%, bei Yingli von 50 auf 69 Mio. $ bzw. 38% und bei Hanwah SolarOne von 15 auf 27 Mio. $ bzw. 80% recht stark angestiegen. Da macht sich die Internationalisierung und der enorme Kampf um Marktanteile bei PV sehr deutlich bemerkbar. Deshalb darf man bei den China-Solaris nicht mehr nur auf die Bruttomargen schauen, sondern die operativen Kosten sind mittlerweile genauso wichtig. Übrigens sind die operativen Kosten in 2011 bei Solarworld gegenüber der 1.Jahreshälfte 2010 kaum gestiegen.
Es wird ja immer geschrieben, dass die Modulpreise stark gefallen sind. Sind sie auch, aber die Produktionskosten sind eher etwas gestiegen in Q2 gegenüber vor einem Jahr. So konnte Yingli ihre Produktionskosten mit 1,20 $/W gerade mal halten, Trina Solar hatte sogar mit 1,16 $/W höhere Produktionskosten wie in Q2 2010 (1,11 $/W). Einzig und allein Jinko Solar konnte von den größeren vertikal integrierten PV-Unternehmen ihre Produktionskosten senken auf 1,07 $/W (Q2 2010: 1,11 $/W). First Solar, der Kostenführer schlechthin bei PV, konnte die Produktionskosten in den vergangenen 12 Monate auch nicht senken. Die sind sogar leicht um 0,01 auf 0,76 $/W gestiegen. Mit Blick auf die Produktionskosten heißt das auch, dass zwar die Modulverkaufspreise wesentlich billiger geworden sind (gegenüber Ende Q2 2010 um 24% und gegenüber Ende 2010 um 30%), aber nicht die Produktionskosten. Das konnte man auch sehr gut am Verfall der Bruttomargen in Q2 sehr gut erkennen.
Die Waferhersteller und die Zellbauer hat es ganz übel in Q2 erwischt. So dürfte Renesola beispielsweise als Waferhersteller derzeit gerade noch eine Bruttomarge von um die 10% erzielen (Renesola ist nach GCL Poly immerhin der Kostenführer bei den Wafer) und nach den operativen Kosten und den Zinsaufwendungen wird da am Ende wohl nichts mehr bei Renesola hängen bleiben. Damit kann man in etwa erahnen wie es den anderen Waferproduzenten wie Comtech (China), Green Energy (Taiwan) oder Nexolon (Südkorea) geht. Bei den Wafern scheint jedenfalls kaum noch Preisspielraum nach unten zu sein. Selbst wenn die Polysilisziumpreise auf 40 $/kg fallen würden. Noch schlimmer sieht es bei den Zellbauer aus, denn da wird es nur ganz wenige geben die in Q3 überhaupt eine positive Bruttomarge generieren können. Die aktuellen Zellpreise von 0,80 bis 0,90 $/W liegen schon sehr sehr nahe an den Grenzkosten. Alleine die Wafer (0,60 bis 0,64 $/W) und die Silberpaste (0,15 $/W) machen schon etwa 0,76 $/W an den Zell-Produktionskosten aus. Das sind satte 84 bis 95% der gesamten Zell-Produktionskosten. Daran sieht man wie ruinös das Zellgeschäft geworden ist. Selbst bei den vorhandenen riesigen Überkapazitäten ist bei den Zellpreisen null Luft mehr nach unten. Gehen die Zellpreise nicht bald hoch, dann wird es einige Zellbauer geben denen die finanzielle Luft ausgehen wird.
Es sieht alles danach aus, als ob der schon länger erwartete Marktbereinigungsprozess seinen Anfang in Q2 gefunden hat.
Wirklich interessant.
Was mir aber fehlt, ist dein übliches Eingedresche auf Solarworld, was in diesem Fall ein Leichtes gewesen wäre.
Die einmaligen Effekte aus Verkauf der Korea-Beteiligung, sowie SolarParc-Konsolidierung lassen doch genug Platz, um nochmal ordentlich Draufzuhauen.
Woher der Sinneswandel und Übergehen der Einmaleffekte im Solarworldergebnis?
Bringt ja einem Anleger auch nicht allzu viel, wenn z.B. ein Unternehmen operativ und bilanztechnisch recht gut da steht, aber die Aktie sehr hoch bewertert ist. Wie bei Aixtron noch zu Anfang des Jahres, als der Kurs bei 35 € stand und die Aktie mit einem 2011er KGV von 17 und einem EV/EBIT Multiple von 9,7 sehr hoch bewertet war. Da sind die Kurschancen dann halt nach meiner Enschätzung nicht mehr allzu hoch. Jetzt sieht es bewertungstechnisch bei Aixtrión wesentlich besser aus mit einem 2011er KGV von 7,7 und einem EV/EBIT-Multiple von nur noch 4. Habe jedoch so meine Zweifel MoeMeister, dass du das nicht ganz verstehst was ich eigentlich mit diesem Beispiel meine.
Du legst sehr wahrscheinlich deine Invests nie regelmäßig auf den Prüfstand, so interpretiere ich deine Post. Ich tue es und zwar ganz konsequent.
Außerdem habe ich auf Solarworld nie eingedrescht, ich habe immer auf die hohe Aktienbewertung von Solarworld hingewiesen (KGV von 13 und EV/EBIT-Multiple von 10 waren halt mal sehr sehr hoch) und dass Solarworld um einiges höher bewertet wurde wie ihre Peer Group. Dazu noch auf die recht hohe Verschuldung und dass eventuell die Premiumstrategie nicht aufgeht. Nicht mehr und nicht weniger und wenn ich mir den Kursverlauf von Solarworld anschaue in den letzten zwei Jahre (seit dem schreibe ich in unregelmäßigen Abständen zu Solarworld), dann lag ich da wohl gar nicht so verkehrt. Nicht wahr MoeMeister ??
Ich bin halt mal ein Fundi und nur über Zahlen und dann noch mit meinen eigenen Einschätzungen leite ich dann über Bewertungskennziffern ab wo ich einsteige und wie hoch das Kurspotential sein könnte. So einfach bzw. kompliziert und mühsam mache ich es mir. Aus dem Bauch raus wie scheinbar bei dir und ohne Stopp Loss-Marke lege ich mir keine Aktie ins Depot. Außer für einen kurzfrtigen Trade. Wobei ich auch schon mmer der Meinung bin, dass Solarwerte nicht gerade als Longposi ins Depot gelegt werden sollen.
Ich bleibe nach wie vor der Meinung, dass Solarworld bei einem Kurs von 8 € überbewertet ist, außer der DAX steht bei 8.000 Punkten. Alles was über die 10 bis 11 € geht, ist für mich Solarworld ein ganz klares Shortinvestement. Habe ja mit Shorten bei Solarworld bei Kursen um die 11 €, wie du weißt, schon schönes Geld in diesem Jahr verdient.
Jedoch bei den aktuellen Kursen ist Solarworld in der Tat ein Kauf für mich und zwar mit einem recht guten Chancen/Risiko-Profil. Jedoch sehe ich das bei Jinko Solar, Trina Solar und Yingli genau so.
Warum ich nicht groß auf die Solarparc-Übernahme und den Verkauf des Korea-Werkes Kaufs eingehe ?? ist eigentlich recht einfach zu erklären und da hättest du eigentlich selbst drauf kommen können. Erstens gehe ich bei meinem "kleinen Resümee der Q2-Zahlen" im Prinzip nur auf Zahlen und auf die Gesamtbranche ein, alles andere würde viel viel zu weit führen, und zweitens hatte der Korea-Verkauf null Einfluss auf die operativen Zahlen (du hast hoffentlich gemerkt, dass ich gar nicht auf das Nettoergebnis eingegangen bin ?) und der Einmaleffekt der Solarparcübernahme mit 5 Mio. € hätte an den Zahlen bzw. dem Endresultat meines Q2-Fazit nichts geändert.
Alles verstanden MoeMeister ???
Hab mir gerade überlegt, dass diese Post eigentlich nicht viel Sinn gibt, denn der MoeMeister versteht den Inhalt wohl eh nicht oder nur teilweise. Aber jetzt ist es schon verfasst und ich poste es halt.
Meine Kenntnisse sind da nicht die allerbesten. Eine EBIT-Marge von 5% würde doch bedeuten, dass Unternehmen mit hohem Fremdkapitalanteil kaum noch ihre Finanzierungskosten verdienen können. Vermutlich wagen Banken für 5 oder 6 Prozent Zinsen keine Risikofinanzierung, da dürfte es eher auf 10 oder 12 Prozent zugehen. Was meinst Du?
Für die PV-Unternehmen dürfte das Wichtigste in den nächsten 12/18 Monate die Liquidtät sein, denn ich glaube, dass in den ersten 6 Monate des neuen Jahres der PV-Marktbereinugsprozess voll zuschlagen wird.
Ich denke, der Konsolidierungsprozess wird noch länger dauern, weil sich einige Unternehmen über die wieder anziehende Nachfrage und die sich stabilisierenden Preise erstmal retten können ... Wirkliche Gewinner sind Unternehmen wie SolarWorld, die in den zurückliegenden Wochen undifferenziert in der Kollektivhaftung der Solarwerte mit abgestraft worden sind. Nun scheint ein nüchterner Blick zurückzukehren, was man an dem steigenden Kurs der SolarWorld sieht.
Falls nicht, dann möchte ich hier nochmal ausdrücklich hervorheben, wie neidisch ich auf deine gelungenen Trades mit Solarworld bin.
Hast du überhaupt schon mal Verluste an der Börse gemacht?
Die Kombination aus deinem Börsen- und Solar-Peer-Group-Wissen, sowie deine zeitnahen Realtime-Investment-Mitteilungen, lassen den arroganten Unterton deiner Postings wie Butter in der Sonner zerfließen.
Sorry, für die Ironie, aber liest du deine Selbstbeweihräucherungspostings vor dem Einfügen nochmal durch?
Was du heute über Solarworld geschrieben hast, habe ich bereits 2009 gewusst. Solarworld wird als ein Gewinner der Konsolidierung hervorgehen und hat konstant gute Zahlen vorgelegt.
Solarworld investiert mit Augenmaß und nicht auf Teufel komm raus wie die Chinesen, die jetzt wohl ein kleines Problemchen haben.
Das ist doch alles nichts neues, was du schreibst. Der Unterschied ist jedoch, dass du heute die Zahlen von Solarworld als Stärken hervorhebst. Für micht war die Stärke Solarworlds schon immer der Grund, warum ich hier investiert habe. Ich bin eben kein Trader und schin garkein Fähnchen.
Du erlaubst Dir, als erfahrener "Klugschei**er", meine Investmententscheidungen zu bewerten, obwohl ich auf der selben Grundlage investiert habe, wie du es in deinem obigen Resümee analysierst. Das mein EK bei 11 und nicht bei 8 liegt sei mal dahin gestellt.
Dafür, dass du mich jetzt auch noch persönlich angreifen und als dumm darstellen musst, tut mir leid für dich. Einem Dummen zeigen, dass du schlauer bist, zeigt dein 2. Gesicht (Peter Fox).
Ich komme immer noch nicht darüber hinweg, wie genial du tradest ;-)
Reden wir 2014 nochmal über Solarworld. Und pass auf, dass du dir beim Shorten nicht die Finger verbrennst.
Da das 1.Halbjahr alles andere als umsatzseitig gut war, muss aber Solarworld in der 2.Jahreshälfte deutlich zulegen um die von Asbeck anvisierte 1,3 Mrd. € Umsatz in diesem Jahr zu schaffen. Mir kommt dieses Reuters-Interview fast schon so vor, als ob der Asbeck den Markt auf schwache Q3-Zahlen vorbereitet.
Hier der Link zum Reuters-Artikel:
http://www.reuters.com/article/2011/09/02/...eo-idUSTRE78126W20110902
("SolarWorld CEO says German business muted in Q3")
Bei den doch alles andere optimistischen Asbeck-Worte gepaart mit der nun nicht gerade euphorischen Meldung, dass die Produktion in Camarillo geschlossen wird und in Deutschland ältere Fertigungslinien abgebaut werden, ist es nun wirklich kein Wunder, dass Solarworld heute dick im Minus ist und wohl damit auch heute die ganze Solarbranche auf Talfahrt geschickt hat. Der Aktionär hat es heute Mittag trefflich formuliert: "Man hört die Reifen förmlich quietschen: Solarworld-Chef Frank Asbeck tritt kräftig auf die Bremse". Der Abbau von Fertigungslinien und Arbeitsplätzen (immerhin reden wir da von knapp 500 Mitarbeiter) ist nun wirklich eine ganz dicke Überraschung, denn im August bei Bekanntgabe der Q2-Zahlen war davon überhaupt noch nicht Rede.
Natürlich ist hier ein "Geschmäckle", dass zuvor nicht darüber von Fa gesagt wurde.
Aber was bitte soll er denn auf der HV sagen: "Wir überlegen, die alten Produktionslinien in USA und Deutschland stillzulegen, wenn wir weiter Verluste mit diesen Anlagen schreiben!"
Ganz ehrlich: Es ist egal was FA sagt. Er wird so oder so in der Presse zerfetzt. Ob jetzt als eineziges Solarunternehmen in Europa mit guten Zahlen oder Schließen von veralteten Produktionslinen aus 2006, bei gleichzeitiger Inbetriebnahme neuester Produktionslinien!"
Also gehts weiter abwärts. Was solls.
Wenn ich das richtig verstanden habe, dann geht es um die Zentralisierung der Produktion als finalem Schritt der in den letzten Monaten erfolgreich durchgefuehrten Modernisierung (invest in moderne personalarme Fertigungslinien in den USA und Deutschland, zwischenzeitlich Einsatz von Zeitarbeitern bzw.zusätzlichen US Arbeitern, die jetzt abgebaut werden), um im Preiskampf mit den Chinesen zu bestehen und dieses Ziel waere mit dieser Massnahme erreicht.
"Verhaltenes Geschäft" - Das ist eben so und sicherlich auch ein willkommener Grund, die Entlassung von 170 Arbeitern in den USA zu rechtfertigen.
Man "wundert" sich regelmässig, warum SW im Branchenvergleich immer so gute Zahlen liefert. M.E. ist das der Grund - Man passt sich eben rechtzeitig den Marktbedingungen an (Drosselung der Produktion, Ausgleich des strategischen Nachteils betr. Personalkosten durch Automatisierung der Produktion).
Ob das Q3-Ergebnis schlecht werden wird, ist m.E. eine Frage der Relation: Im Vergleich zu Q3/2010 oder im Vergleich zu den Wettbewerbern? Wie reagieren Conergy und Co. eigentlich auf die bestehende Marktsituation? Das soll jeder bewerten, wie er will - ich denke, SW wird wieder ein akzeptables Q3 Ergebnis abliefern.
Wird sich ja bald weisen, welcher Weg der erfolgreichere bzw. nachhaltigere ist. Üppige Einspeisevergütungen wie in Deutschland (von denen auch Chinesen profitieren) oder günstige Kredite wie in China. Eine Tendenz ist ja bereits sichtbar...
In dem Branchenvergleich gehen die Bestandsveränderungen unter. Solarworld produziert und produziert und legt die Bestände, weil sie keine Nachfrager findet, auf Lager. Die Bestandsmehrungen (27 Mio. in Q2) werden als Ertrag ausgewiesen. Würde Solarworld nur die nachgefragte Menge produzieren, dann hätte SW allein im Q2 einen Verlust von 17 Mio. Euro eingefahren. Ohne die Bestandsmehrungen (Produktion auf Lager) in Höhe von 95 Mio. Euro im ersten Halbjahr, läge der Verlust im 1. Hj auf 73 Mio. Euro. Der Vergleich hinkt zwar ein wenig, aber Thielert ist - soweit ich mich erinnern kann - ähnlich vorgegangen, um damals die Zahlen zu schönen. Allerdings waren das Flugzeugmotoren.
Die Bestandsveränderungen von fertigen od- unfertigen Erzeugnissen werden mit den Herstellkosten bewertet. Somit ohne Aufschlag bewertet.
Wären diese nicht produziert worden, gäbe es dafür einen höheren Lagerbestand an Rohstoffen, somit ist unterm Strich das Ergebnis das Selbe.
Manche werden jetzt fragen, was ist mit dem Personal wenn nicht auf Lager produziert wird?
Leasingarbeiter können jederzeit heimgeschickt werden ohne weitere Kosten zu verursachen.
Einzig und alleine die Finanzierungskosten der Rohstoffe/Erzeugnissse auf Lager bleiben hängen.
Ich stelle mir den Buchungsverlauf so vor. Ist das korrekt?
Einkauf von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen für 100
Buchung: Rohstoffe an Bank: 100
Materialentnahme zur Fertigung von Solarmodulen
Buchung: Materialaufwand an Rohstoffe: 100
Ansatz der Unfertigen Erzeugnisse zum Abschlussstichtag:
Buchung: Fertige Erzeugnisse an Bestandsveränderungen 100
"
Der Solarmarkt ist ein künstlicher Markt. Ohne staatliche Förderprogramme und Strompreisumlagen ist er nicht funktionsfähig. Angesichts der hohen Staatsverschuldung in Europa und den USA sind Erwartungen an Marktwachstum 2011 unrealistisch. Einem im Vergleich zu 2010 rückläufigen Markt stehen jedoch immer noch wachsende Produktionskapazitäten gegenüber. Insolvenzen sind daher auch in Deutschland unvermeidlich.
"
Der Link dazu:
http://zentrum-solarmarktforschung.de/news/...nzwelle-in-den-usa.html
("Alarmzeichen in Solarbranche: Insolvenzwelle in den USA")
Das mit dem doch recht hohen Working Capital bei Solarworld in der Kombination des sehr hohen negativen operativen Cash Flow von 175 Mio. € Ende Juni, muss schon kritisch betrachtet werden. Schönreden ist da nicht unbedingt angesagt.
Jetzt hat Solarworld durch die Schließung einiger Fertigungslinien wohl reagiert, denn erstens scheint die Nachfrage in den USA vor allem im Resendial Markt nicht so hoch zu sein wie Solarworld es erwartet hat, zweitens springt die Nachfrage in Deutschland auch nicht richtig an und drittens überschwemmen die Chinesen den ganzen globalen PV-Markt so extrem, dass Solarworld wohl die Handbremse ziehen musste.
Jedenfalls muss in den letzten 4 Wochen schon etwas passiert sein, denn sonst hätte Solarworld nicht so reagiert wie man jetzt reagiert, denn die Schließung des kalifornischen Werkes wie auch die Schließung einiger Modulfertigungslinien in Deutschland hatte Solarworld weder auf der Hauptversammlung, noch bei Bekanntgabe der Q2-Zahlen thematisiert.
Der Asbeck hat es bis jetzt es immer geschafft rechtzeitig zu reagieren. Mal sehen ob er das diesmal auch schafft. Wird aber schon schwierig sein, bei dem hohen Lagerbestand bei parallel fallenden Preisen und einer relativ schwachen Nachfrage, noch ein ansehnliches Ergebnis auszuweisen zu können. Dazu wird ja wohl Solarworld noch Abschreibungen für Camarillo vornehmen müssen. Sind aber nicht liquiditätswirksam.
Die Solarbracnhe steht wohl vor einer ganz extremen Situation, denn 2012 wird sicherlich nicht leichter, denn die nächsten Subventionskürzungen für PV stehen Anfang 2012 an und das bei einem sehr tiefen Modukpreisniveau. Sollten wir sogar in eine Rezession hineinrutschen, dann wird es wohl richtig extrem werden, denn dann sind auch keine große PV-Kraftwerke mehr zu finanzieren.
Die Situation der gesamten PV-Branche bis hin zu den Projektieren ist eigentlich nicht mehr einzuschätzen und das zeigen auch die Kursverläufe. Keiner kann sagen wie sich die Nachfrage und die Preise in den nächsten 12 Monate entwickeln werden. Was sich jedoch andeutet, die Nachfrage wird in diesem Jahr geringer sein wie Photon oder iSuppli mit über 20 GW erwarten und dass die Modulpreise innerhalb diesem Jahr schon um fast 30% nachgegeben haben, das hatte in dieser Höhe auch keiner auf der Agenda. Erholung bei den Preisen scheint aufgrund der immer noch schwächelnden Nachfrage nicht in Sicht zu sein.
Ich lese immer in den Solarthreads, dass die Shorties schuldig sind am Kursdesaster der Solarwerte, aber die Shorties können nichts dafür, dass die Solarbranche mit schlechten Branchennews aufwartet und man kann davon ausgehen, dass es weitere schlechte News geben wird. Die Solarworld-Meldung mit der Schließung von Camarillo und ein paar Modulfertigungslinien in Deutschland ist eine schlechte News, nicht nur für Solarworld, sondern für die gesamte Branche. Das ist mal so und ignorieren hilft nichts.
Hinzu kommen eben auch noch die anteiligen Personalkosten die in die Produktion und somit in die Bewertung einfließen.
Sorry aber Finger weg von Solarwerten!
Einziger positiver Effekt ist, dass die Deutschen dadurch Luft zum atmen bekommen.
zum Dt. Markt: der ist gesättigt! Wie schon in anderen Threads von mir beschrieben, gibt es im Süden kaum noch Dächer, welche kein PV haben und die Dächer die noch vorhanden sind, haben die falsche Ausrichtung oder die Besitzer kein Geld. Warum eine Sättigung vorhanden ist, erkennt man, das selbst bei 10% Rendite die Nachfrage nach PV nicht so recht anspringen will. Außerdem kommt hinzu, dass die Freiflächenanlagen auf Landwirtschaftlichen Zonen nicht unterstützt werden.
Facto Finger weg! Was man auch eindeutig an den Kursen ALLER Solaris erkennt. Egal woher!
Die Lohnkosten fallen aber bei den Solarwerten nicht großartig ins Gewicht. Viel entscheidender sind die Vertriebskosten (z.B. globale Distributorenkanäle, da scheinen die China-Solaris sehr gut zu sein), Finanzierungskosten, Einkaufspreise fürs Rohmaterial und die Energiekosten und nicht zu vergessen, dass man in der Produktion immer mit aktuellen Fertigungslinien arbeitet (siehe Jinko Solar) und dass man bei der Forschung und Entwicklug nicht hinter her hinkt. Das sind die wichtigsten Faktoren und sicher nicht die Lohnkosten.
Das würde natürlich dramatische Folgen für überlebende Solarfirmen haben, auch für die Chinesen.